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R. S.

Bewertungen

Insgesamt 182 Bewertungen
Bewertung vom 20.06.2022
Kein Sommer ohne dich
Henry, Emily

Kein Sommer ohne dich


gut

Es hätte perfekt sein können...

In „Kein Sommer ohne dich“ treffen die Leser*innen auf Poppy und Alex, die beste Freunde seit dem College sind und die in den letzten zehn Jahren jeden Sommer zusammen verreist sind. Aber vor zwei Jahren gab es einen Riss in ihrer Freundschaft und seitdem haben sie nicht miteinander gesprochen. Da Poppy mit ihrem Leben unzufrieden ist, obwohl sie ihren Traumjob hat, wendet sie sich erneut an Alex. Sie stimmen einer weiteren Reise zu und Poppy ist fest entschlossen, die Dinge endlich in Ordnung zu bringen.
Zu Beginn des Buches haben sich Poppy und Alex auseinandergelebt. Die Prämisse, dass die beiden Protagonisten zusammen einen Sommerurlaub verbringen, gibt der Geschichte ihre Struktur. Die Geschichte wird dann in einer Mischung aus Rückblenden auf vergangene Sommer und dem Handlungsverlauf in der Gegenwart erzählt. Die Rückblenden zeichnen ihre gemeinsame Freundschaft im Laufe der Jahre nach, während im Jetzt erzählt wird, wie sie versuchen, ihre zerbrechliche Beziehung wieder herzustellen und zu reparieren.

Das Buch ist locker und luftig geschrieben, oft auch humorvoll in seinen Ton und mit einigen zärtlichen Momenten und romantischen Spannungen zwischen Poppy und Alex versehen. Eigentlich die perfekte Sommerlektüre, doch leider konnte mich das Buch nicht so richtig begeistern, vor allem gegen Ende hat es sich für mich etwas gezogen. Vieles, was mir am Anfang des Buches gut gefallen hat, störte mich im weiteren Verlauf. So gefielen mir z. B. Poppy und Alex scherzhafte Gespräche zu Beginn, doch mit der Zeit verloren diese an Unterhaltungswert und wurden eher langweilig, lenkten sie doch von der eigentlichen Handlung ab. Besonders störte mich jedoch die Misskommunikation zwischen Poppy und Alex, beide waren unfähig, richtig über ihre Gefühle zu reden und was sie einerseits beide vom Leben wollen und was sie andererseits einander bedeuten. Als beide jung waren, hat das Verdrängen solcher Fragen noch Sinn gemacht, doch mit der Zeit hätte ich mir mehr persönliche Entwicklung diesbezüglich gewünscht, auch hätten so manche Spannungen zwischen Poppy und Alex vermieden werden können.

Trotz mancher Kritikpunkte war es alles in allem ein netter und kurzweiliger Roman über zwei Freunde, die mehr als nur freundschaftliche Gefühle füreinander empfinden. Liebhaber leichter und unterhaltsamer Liebesromane wird „Kein Sommer ohne dich“ bestimmt gut gefallen.

Bewertung vom 19.06.2022
Die dunkle Leidenschaft
Haller, Reinhard

Die dunkle Leidenschaft


ausgezeichnet

Informatives und interessantes Sachbuch über Hass in all seinen Facetten

Prof. Dr. med. Reinhard Haller, Gerichtspsychiater und Psychotherapeut, behandelt in seinem Buch „Die dunkle Leidenschaft“ in fünfzehn Kapiteln den Hass und geht auf seinen Ursprung und mögliche Ursachen für diesen ein. Er beleuchtet hierbei nicht nur die psychologischen Aspekte, sondern geht auch auf Phänomene wie toxische Männlichkeit, Incels, Hass im Netz oder Amoktäter ein.

Das Buch liest sich flüssig und ist trotz einiger Fachbegriffe auch für den Laien leicht verständlich geschrieben. Aufgelockert wird der Text durch konkrete Fallbeispiele aus den Medien, aus Reinhard Hallers psychiatrischer Praxis oder durch Beispiele aus der Literatur. Auch die eher kurz gehaltenen und gut strukturierten Kapitel machen das Lesen interessant. Besonders gut gefallen haben mir die zwei letzten Kapitel "In zehn Schritten den Hass überwinden" und "Acht Schritte gegen ein gesellschaftliches Klima des Hasses" in dem der Autor darlegt, was jeder Einzelne bzw. die Gesellschaft gegen Hass tun kann. Wichtig hierbei ist Empathie für seine Mitmenschen zu zeigen und sich in andere Menschen hineinversetzen.

Mit „Die dunkle Leidenschaft“ ist Reinhard Haller ein interessantes, informatives und aufklärendes Sachbuch über Hass in all seinen Facetten gelungen, das auf jeden Fall lesenswert ist.

Bewertung vom 12.06.2022
Bekenntnisse eines Betrügers
Raina, Rahul

Bekenntnisse eines Betrügers


ausgezeichnet

Ein Blockbuster von einem Roman

Ramesh Kumar in Neu-Delhi verdient seinen Lebensunterhalt damit, Prüfungen für die Kinder der Reichen und Mächtigen der Stadt im Teenageralter abzulegen. Als seine Höchstpunktzahl bei den All Indias einen seiner Kunden, Rudi Saxena, zu einer nationalen Berühmtheit macht, werden beide schnell in einen Wirbelsturm aus Korruption, Entführungen, Kriminalität und Verschwörung hineingezogen.
Dies war eine brillante Lektüre mit einer interessanten und fesselnden Handlung.
Von Beginn an ist der Ton des Ich-Erzählers und Protagonisten Ramesh markant, bissig, respektlos und oft ein bisschen vulgär, wenn er jeden Aspekt des modernen Indiens verspottet, ob reich oder arm und genau das ist, was den Roman auch so besonders macht, auch wenn der Schreibstil sicherlich nicht jeden zusagen wird.

„Bekenntnisse eines Betrügers“ ist voller Witz und Sarkasmus, aber es behandelt auch einige ernstere Themen, wenn es um Rameshs Kindheit und die Armut und das Leben allgemeine in Indien geht. Mir hat gefallen, wie Rahul Raina es geschafft hat, eine ziemlich unbeschwerte und lustige Geschichte zu schreiben, aber auch darunter roh und ehrlich zu sein.

Bewertung vom 12.06.2022
Queergestreift
Köller, Kathrin;Schautz, Irmela

Queergestreift


ausgezeichnet

Empowernde Lektüre

„Queergestreift: Alles über LGBTIQA+“ konnte mich von der ersten Seite an restlos begeistern. Das Buch klärt auf, räumt mit Vorurteilen auf, regt zum Nachdenken an und sorgt für mehr Respekt, Toleranz und Offenheit und ist daher für jeden, egal ob Jung oder Alt, ob auf der Suche nach der eigenen Sexualität oder Identität oder ob man einfach nur dazu beitragen will, dass unsere Gesellschaft bunter wird, zu empfehlen.

Beginnend mit L für Lesbian und endend mit A+ für A_sexual wird jedem Buchstaben von LGBTIQA+ ein Kapitel gewidmet. In diesen wird auf leicht verständliche und sehr ansprechende Art und Weise alles Wissenswerte erklärt. Das Buch handelt von Sex, Liebe und Identität und lässt durch Interviews, persönliche Berichte und Geschichten Betroffene zu Wort kommen und lässt so die Menschen aus der queeren Community lebendig werden. Auch gibt es Checklisten für Eltern, Freunde etc. und es werden Organisationen und Anlaufstellen aus der LGBTIQA+-Community vorgestellt. Ebenso werden geschichtliche Hintergründe und Begriffe erläutert. Die schön gestalteten Illustrationen machen das Buch auch optisch zu einem Highlight, das in keinem Buchregal fehlen darf.

Bewertung vom 12.06.2022
Fischers Frau
Kalisa, Karin

Fischers Frau


gut

Eine Geschichte, bei der nicht alle Fäden miteinander verknüpft wurden

Erzählt wird in „Fischers Frau“ die Geschichte von den Pommerschen Fischerteppichen anhand der Lebenswege zweier Frauen, von Mia Sund in der Gegenwart und Nina, einer Teppichknüpferin ebenjener Pommerschen Fischerteppiche in den 1920er-Jahren. Mia Sund, Faserarchäologin, wird ein Fischerteppich zur Prüfung auf Echtheit vorgelegt, der untypische Details wie z. B. ornamentale Borten aufweist, vorgelegt. Um das Rätsel um den Ursprung und die Geschichte hinter dem Teppich zu lösen, begibt sich die zurückgezogene lebende Mia auf eine Reise nach Zagreb und in die Vergangenheit.

Leider konnte mich der Roman nicht so sehr fesseln, wie es mir gerne gewünscht hätte. Ich hatte das Gefühl, dass die Karin Kalisa das Potenzial ihrer eigenen Geschichte nicht völlig ausschöpft. Meiner Meinung nach wirkten die Handlungsstränge von Mia und Nina alleine besser als verbunden. Verknüpft harmonisierten sie nicht wirklich, die Verbindung wirkte zu erzwungen bzw. konstruiert. Auch verliert die Autorin sich in ihrem poetischen und detailreichen Schreibstil und in Beschreibungen von Nebensächlichkeiten, die die Geschichte nicht unbedingt voranbringen und was somit zu einigen Längen in dem an sich eher dünnen Buch führt. Ebenso fiel es mir schwer, eine emotionale Nähe zu den Charakteren aufzubauen.

Das Faszinierendste an dem Roman sind und bleiben die Pommerschen Fischerteppiche und ihre Geschichte, die entstanden, als wegen der Überfischung Ende der 1920er-Jahre ein Fangverbot in Vorpommern verhängt wurde und die Fischer anfingen, die Teppiche zu knüpfen, um nicht in die Armut zu rutschen.

Bewertung vom 12.06.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


ausgezeichnet

Ein Buch über Bücher, das sich wie ein spannender Roman liest

„Papyrus – Die Geschichte der Welt in Büchern“ ist nicht nur ein Sach- bzw. Geschichtsbuch, sondern erzählt auch einfach eine gute Geschichte.
Vallejo vermittelt den Leser*innen auf unterhaltsame und verständliche Art und Weise die Erfindung der Bücher und die Geschichte der Literatur. Der Text liest sich flüssig und stellenweise auch wie ein Abenteuerroman. Man hat das Gefühl, man würde die Autorin auf einen Kaffee treffen, so warmherzig ist der Ton, in dem sie ihr Wissen und ihre Leidenschaft für das Thema mit einen teilt.

Aufgeteilt in zwei Teile, Griechenland und Rom ist das Buch jedoch keine rein chronologische Erzählung ausgehend vom antiken Griechenland bis zum Römischen Reich, sondern auch gleichzeitige eine Reise durch verschiedene Epochen und geschichtlichen Ereignissen, die mit Beispielen aus klassischer und aktueller Literatur sowie Musik und Film verbunden werden. Wenn Vergleiche zwischen den einzelnen Epochen, Entwicklungen oder literarischen Werken gezogen werden, werden diese in ihren jeweiligen sozialen, geschichtlichen und gesellschaftlichen Kontext gesehen und eingeordnet.

Was „Papyrus“ außerdem eine besondere Note verleiht, sind die persönlichen Anekdoten der Autorin, in denen sie darüber schreibt, was Literatur und Bücher für sie bedeuten. Wenn sie z.B. davon berichtet, was für sie den Reiz von Buchläden ausmacht oder wie sie versucht, einen Blick auf die Lektüre anderer zu werfen, um zu sehen, was sie lesen, fühlte ich mich beim Lesen direkt angesprochen, da ich das Gleiche empfinde bzw. tue.

Passend zum Titel des Buches wurde Papyrus-Gras als Buchcover gewählt, das allein aufgrund der goldenen Details zum Hingucker im Buchregal wird und Fehlen darf dieses Buch auf gar keinen Fall im Buchregal eines jeden Buch- und Literaturliebhabers.

Bewertung vom 12.06.2022
City on Fire Bd.1
Winslow, Don

City on Fire Bd.1


ausgezeichnet

Ein Buch, dass man nicht ablehnen kann zu lesen

„City on Fire“ ist ein Roman über das organisierte Verbrechen, brutal und unterhaltsam wie „Der Pate“, „The Sopranos“ oder „Goodfellas“.

Don Winslows neuer Roman ist der erste einer Trilogie.

Wir schreiben das Jahr 1986. Der Ort ist Providence, Rhode Island. Seit Jahren herrscht zwischen den italienischen und irischen Verbrecherorganisationen Frieden, jeder begnügt sich mit seinem Teil. Doch dann kommt es zu einem Bandenkrieg zwischen Iren und Italienern, der zunächst durch Eifersucht, Liebe und einer schönen Frau ausgelöst wurde. Da auch die Gangsterbosse älter geworden sind, sehen einige der Jüngeren auf beiden Seiten Chancen, ihren Einfluss auszuweiten. Jedoch bleibt dies nicht ohne Folgen. Der Kampf nach Macht und Ruhm feuert den gewalttätigen Bandenkrieg weiter an, zudem werden Loyalitäten auf die Probe gestellt.

Die Geschichte macht einfach nur Spaß, es geht Schlag auf Schlag (pun intended), die Spannung wird konstant hochgehalten und wie für einen Roman über das organisierte Verbrechen auch nicht anders zu erwarten, ist er voller Sex und Gewalt. Neben der Handlung können auch die abwechslungsreichen Charaktere überzeugen, viele von ihnen kommen direkt von der Straße, was sich auch in ihrer Sprache widerspiegelt. Einige sind hart, andere sind schlau und haben versteckte Ziele. Dann gibt es noch diejenigen die stolz und wütend sind und schwer zu kontrollieren. Was sie aber alle gemeinsam haben, ist, dass sie eine eigene Persönlichkeit haben, die sie interessant macht und sie überzeugend dargestellt werden. Natürlich darf auch der typische Mob-Talk nicht fehlen. Das Buch fesselt von der ersten Seite und ist aufgrund des flüssigen und atmosphärischen Schreibstils schnell gelesen. Auch das Ende hat es in sich, zudem wird angedeutet wohin die Reise im zweiten Band gehen könnte.

Wer Romane und Filme über das organisierte Verbrechen mag, sollte sich „City on Fire“ auf keinen Fall entgehen lassen. Ein spannender und vielversprechender Auftakt, der Lust auf den nächsten Teil macht.

Bewertung vom 12.06.2022
Amelia
Burns, Anna

Amelia


gut

Amelia oder ein Leben während des Nordirlandkonfliktes - Glück, Fehlanzeige

Die Geschichte konzentriert sich auf die dysfunktionale Familie Lovett, insbesondere auf Amelia, die zu Beginn des Romans acht Jahre alt ist. Fast jedes Kapitel behandelt ein anderes Jahr ihres Lebens von 1969 bis 1994, die einzelnen Kapitel ähneln dabei eher einer Erzählung, als dass ein konkreter Handlungsverlauf erkennbar ist. Die Leser*innen begleiten in ihnen Amelia von der Schule über die Arbeit bis ins Erwachsenenleben und sehen, wie sie der Nordirlandkonflikt persönlich betrifft ist und wie sie unter dessen Auswirkungen leidet. Amelia hat es alles andere als leicht während dieser Zeit. Sie ist arm, entwickelt eine Essstörung, wird alkoholabhängig, wird Opfer sexuellen Missbrauchs, fühlt sich von ihrer Familie entfremdet und kämpft mit psychischen Problemen.

Erzählt wird ein deprimierendes Ereignis, eins nach dem anderen, glückliche Momente kommen nicht vor. Fans Gute-Laune-Bücher sind hier definitiv fehl am Platz. Da sich die Geschichte über fast 30 Jahre erstreckt, sind die Ereignisse außerdem nicht immer miteinander verknüpft, und es kann schwierig sein, den Überblick über das Geschehen zu behalten.
Gut gefallen hat mir die Charakterisierung von Amelia. Die Leser*innen wachsen mit ihr von klein bis ins Erwachsenenalter auf, wodurch man ihren Denkprozess zu verstehen lernt und ihr Zusammenbruch folglich umso emotionaler auf einen wirkt. Es ist klar, dass sie ein Opfer ihrer Situation ist und ihre Umstände wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft machen.
Hingegen weniger gut gefallen hat mir das einige Kapitel sich auf andere Charaktere konzentriert haben, die wenig Verbindung zu Amelia erkennen ließen. Die Änderung der Perspektive war teilweise verwirrend und die Kapitel waren auch vergleichsweise lang, wodurch ich schnell das Interesse am Weiterlesen verlor. Außerdem wurde das Lesen dadurch erschwert, dass die Figuren zum Teil an Geisteskrankheiten leiden, wodurch ihre Stimmen fragmentiert sind und schwerer zu verstehen.

Alles in allem ein Buch, das mir ein besseres Verständnis für die Auswirkungen des Nordirlandkonfliktes auf die einfachen Menschen vermittelt hat, mich jedoch inhaltlich und sprachlich nicht komplett überzeugen konnte.

Bewertung vom 12.06.2022
Verheizte Herzen
Crossan, Sarah

Verheizte Herzen


ausgezeichnet

Poetisch erzählte Folgen einer Liebesaffäre

Ana ist Anwältin und verheiratet mit Kindern. Eines Tages ruft die Frau einer ihrer Klienten an, dass ihr Mann Connor verstorben ist. Bei der Frau mit Namen Rebecca handelt es um niemand anderes als die Frau des Mannes, mit dem sie eine Affäre hatte und den sie liebte. Ana ist geschockt, sie möchte es anfangs nicht glauben, dass er tot ist, fragt sich, ob seine Frau von der Untreue ihres Mannes wusste und ob sie lügt. Es ist aber wahr, Connor ist tot. Anas verfällt ihn große Trauer um einen Mann, den sie nur im Verborgen Lieben konnte und der starb, bevor er seine Frau verlassen konnte. Sie beginnt sich zu fragen, ob seine Liebe für sie überhaupt echt war, ob Connor seine Frau wirklich verlassen wollte. Auf der Suche nach Antworten und nach Erinnerungsstücken von Connor sucht Ana seine Frau Rebecca auf.

Der Roman, geschrieben in Versform, wechselt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her, wodurch die Leser:innen Zeugen des Kennenlernens von Ana und Connor werden, wie sie sich heimlich getroffen und geliebt haben, aber auch von den Spielen, die sie beide gemeinsam mit ihrer Liebe und ihren Leben gespielt haben. In kurzen, aber ausdrucksstarken Sätzen wird die zerstörerische Kraft der Affäre für die Betrogenen aber auch für die Betrügenden deutlich gemacht. Es war keine Affäre, die sexy war, sie war und ist noch ein Albtraum für alle Betroffenen, besonders Ana befindet sich nach Connors Tod in einer schlechten seelischen Verfassung und wird in ihrer Trauer manipulativ.
Insgesamt kommt keiner der Hauptcharaktere wirklich sympathisch rüber, was in der Situation, in der sie sich befinden oder befanden, aber auch kein Wunder ist.

Die Versform des Romans und der poetisch angehauchte Schreibstil eignen sich hierbei besonders gut, die Geschichte zu erzählen, die Sätze und Abschnitte fließen beim Lesen zu einem Bewusstseinsstrom zusammen, der die Wahrnehmungen und Gefühle der Protagonisten von Liebe über Herzschmerz bis zu Wut perfekt auf den Punkt bringt und berührend widerspiegelt.

Alles in allem eine wunderschön geschriebene und emotional starke Geschichte, die von der ersten Seite eine Sogwirkung entfaltet. Auch Leser, die eher der Literatur in Lyrikform abgeneigt sind, können an dieser gefallen finden. Hervorzuheben ist auch das wunderschön gestaltete Cover mit den Bienen und den in schwarz und weiß gezeichneten Blumen auf gelben Hintergrund.

Bewertung vom 12.06.2022
Real Easy
Rutkoski, Marie

Real Easy


sehr gut

Noir-Krimi im Rotlichtmilieu, in dem die Tänzerinnen die Hauptpersonen sind

Wir schreiben das Jahr 1999 irgendwo in den Südstaaten der USA. Samantha, die schon seit vier Jahren im Stripclub "Lovely Lady" tanzt, mischt sich normalerweise nicht in die Angelegenheiten der anderen Tänzerinnen ein. Doch eines Abends nimmt sie sich der neuen Tänzerin Lady Jade an. Als Samantha sie nach Hause fährt, wird ihr Wagen von der Straße abgedrängt und als später die Polizei an der Unfallstelle eintrifft, findet diese die Leiche von Lady Jade, doch von Samantha fehlt jede Spur. Die folgende Suche nach dem Täter und Samantha, deren Leiche ebenfalls später gefunden wird, wird von Detektivin Holly geleitet und gestaltet sich schwierig, da der Kreis der Verdächtigen groß ist. Eine weitere wichtige Rolle bei den Ermittlungen spielt später auch Georgia, eine weitere Tänzerin im Lovely Lady.

Der Thriller wird aus Sicht mehrerer handelnder Charaktere erzählt, wobei der Schwerpunkt auf Samantha, Georgia, Detektivin Holly sowie dem Täter gelegt wird. Auch wenn es dank der Charakternamen als Kapitelüberschriften es einem erleichtert wird, den Überblick über die wechselnden Perspektiven zu behalten, hätte der Erzählfluss und der Spannungsbogen deutlich davon profitiert, wenn sich der Perspektivenwechsel auf die oben genannten Charaktere beschränkt hätte. Die Kapitel der anderen (Neben)Charaktere trugen nämlich eher nicht zur Handlung und Charakterentwicklung bei, auch wenn diese kurz gehalten wurden. Trotz der Thriller und Noir-Krimi-Elemente (Nachtclubsetting, Korruption, zynische Antihelden) stehen im Mittelpunkt des Romans die Tänzerinnen. Die realistische Darstellung ihres Alltags in einem Stripclub und ihr Privatleben ermöglichen es, einen Blick hinter die Kulissen einer für die meisten unbekannten Welt zu werfen. Bei der Beschreibung konnte Marie Rutkoski hierbei auf eigene Erfahrungen als Tänzerin in ähnlichen Etablissements zurückgreifen, was den authentischen Eindruck verstärkte.

"Real Easy" ist alles in allem ein fesselnder Mix aus Thriller und Charakterstudie. Im Vordergrund stehen dabei die weiblichen Charaktere mit all ihren Sorgen und Hoffnungen, der den Krimi besonders und lesenswert macht.