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Benutzername: 
buecherwurm_01
Wohnort: 
Heinsberg

Bewertungen

Insgesamt 247 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2021
Reise mit zwei Unbekannten
Brisby, Zoe

Reise mit zwei Unbekannten


sehr gut

Die beiden Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein. Ein betagte Frau, die mit über 90 Jahren die Flucht aus der Altersresidenz antritt, um ihr Lebensende selbstbestimmt zu verbringen. Über die Mitfahrzentrale trifft sie auf den jungen, depressiv gestimmten Mann, der auf der Flucht vor sich selbst ist. Die beiden lernen sich aufgrund der vielen gemeinsamen Erlebnisse kennen und schätzen. Der Weg dahin ist steinig, denn sie müssen erst herausfinden, was der jeweils andere wirklich möchte.

Die Charaktere sind sympathisch und authentisch. Die Gegensätze finde ich gut dargestellt: jung und alt, depressiv und lebenserfahren. Die ungewöhnliche Geschichte thematisiert ernste Themen, die stellenweise mit Humor genommen werden. Die Oberflächlichkeit der Gesellschaft, die Schwierigkeiten des Alters und ernste Krankheiten werden unterhaltsam miteinander verwoben, dass man zuerst den Humor sieht, bevor es in die Tiefe geht. Aber diesen Humor bzw. diese Ironie muss man mögen, um mit dem Buch klarzukommen. Man findet tiefgründige Gedankengänge, die den Leser zum Denken anregen. Viele Situationen erscheinen auf den ersten Blick unrealistisch, einige stellen sich aber im Nachhinein als gar nicht so abwegig dar. Teilweise habe ich etwas Logik in den Geschehnissen vermisst, auch die extrem vielen Erlebnisse der beiden sind überladen. Leider finden sich einige überzogenen Stilmittel zu oft wieder und bringen so eine Langatmigkeit in verschiedene Abschnitte des Buches. Einen gewissen Charme kann man diesem Buch aber nicht absprechen.

Bewertung vom 05.04.2021
Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2 (eBook, ePUB)
Benedict, Marie

Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Wir wissen nicht viel über die Frau im Hintergrund eines der wichtigsten Männer, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Zeitgeschehen in Europa mit geprägt hat. Sie hatte schon früh ihren eigenen Kopf und eckte mit ihren Interessen und Vorstellungen an. Als sie ihren späteren Ehemann kennenlernte und sich verliebte, fand sie Verständnis für ihre Lebensplanung und konnte mit ihm gemeinsam in eine Zukunft starten, die sich beide erträumt hatten. Er hat ihr und ihrem Geschick in politischen Fragen vertraut, sie ging darin auf, wenn auch im Hintergrund, politisch tätig sein zu können. Sie hat aber nicht zuletzt ihre eigenen Projekte vorangetrieben und in Kriegszeiten nicht unerheblich dem Wohl des britischen Volkes gedient. Sie kannte die wichtigsten Persönlichkeiten ihrer Zeit und unterstützte ihren Mann im Umgang mit diesen nicht immer einfachen Personen.

In ihrem Roman erzählt die Autorin von Clementine Churchill in der Ich-Form, von ihrem Leben an der Seite eines der wichtigsten Männer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie stellt das Leben einer starken Frau im Hintergrund vom Kennenlernen bis zum Ende des 2. Weltkriegs mit allen Hoch und Tiefs, schönen und schwierigen Momenten, positiven Eigenschaften und Fehlern dar. Der Leser erhält auf unterhaltsame Weise einen tiefen Einblick in das Leben dieser interessanten Frau und die Zeitgeschichte. Das Buch überzeugt mit einem angenehm zu lesenden Schreibstil. Man wird neugierig auf die Frau, die leider etwas in Vergessenheit geraten ist. Mit diesem Roman wird auf sie aufmerksam gemacht, was sie auf jeden Fall verdient hat.

Bewertung vom 02.04.2021
Stürmischer Start / Reitinternat Blossom Hill Bd.1
Pribbenow, Babette

Stürmischer Start / Reitinternat Blossom Hill Bd.1


ausgezeichnet

Meine elfjährige Nichte hat das Buch mit Begeisterung gelesen und mir ihre Rezension geschickt, die ich an dieser Stelle gerne teilen möchte.

Das Buch ist mega cool. Es ist zu einem meiner Lieblingsbücher geworden. Ich möchte zwar nicht auf ein Internat, aber die Geschichte ist super. Das Cover ist voll schön, ich mag die Farben pink und lila sehr gerne. Die Personen darauf sehen so aus wie sie auch im Buch beschrieben werden, und sie wurden sehr gut beschrieben. Man kann sie sich richtig gut vorstellen.

Ein Stipendium fürs Reitinternat ist Rosas Traum, der sich erfüllt. Bei ihrer Zimmernachbarin Carmen ist es da Gegenteil, sie möchte so schnell wie möglich wieder weg. Daraus entsteht eine turbulente Geschichte. Meine Lieblingsstelle ist die, wo Carmen und Rosa Freunde werden.

Das Buch ist leicht zu lesen, auch wenn englische Wörter darin stehen. Ich habe mich jedes Mal gefreut, wenn ich wieder Zeit hatte, in dem Buch weiter zu lesen.

Bei dieser Begeisterung geben wir gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 10.03.2021
Die Bücherfrauen
Tilghman, Romalyn

Die Bücherfrauen


weniger gut

Drei Frauen treffen in einem kleinen Ort in Kansas aufeinander, ihre Geschichten führen sie ins dortige Kulturzentrum, das um seinen Erhalt kämpft. Sie erzählen abwechselnd aus ihrem Leben, das an diesem Ort ineinander fließt. Zugleich will eine der Protagonistinnen die Historie der Carnegie-Bibliotheken mit Hilfe der Tagebücher ihrer Großmutter aufarbeiten. Die zweite Hauptperson ist eine unorthodoxe, von Selbstzweifeln gebeutelte Künstlerin, die helfen soll, das Kulturzentrum zu retten. Und dann gibt es noch eine Überlebende aus dem Nachbarort, der von einem Tornado zerstört wurde. Diese Erzählstränge bieten viel Potential für ein interessantes Buch.

Leider verliert sich die Autorin zu oft in weiteren Erzählsträngen, die teilweise zu einem unübersichtlichen Durcheinander führen, weil die Autorin sich darin verzettelt und logische Auflösungen vermissen lässt. Die drei Protagonistinnen entwickeln sich nur schleppend und bleiben größtenteils sehr blass. Die Aufarbeitung der Historie der von Carnegie finanzierten Bibliotheken finde ich gelungen, leider nimmt sie nur einen geringen Teil des Buches ein. Die zwischenmenschlichen Entwicklungen konnte ich leider nicht immer nachvollziehen.

Das Erstlingswerk der Autorin zeigt gute Ansätze, deren Ausgestaltung leider nicht komplett überzeugen konnte. Vielleicht ist auch die Übersetzung aus dem Amerikanischen nicht gut gelungen. Dies habe ich nicht geprüft, würde es aber nicht ausschließen. Das Cover gefällt mir außerordentlich gut. Buchtitel und Klappentext haben hohe Erwartungen in mir geweckt, die das Buch letztendlich leider nicht erfüllen konnte.

Bewertung vom 27.02.2021
Die Frau von Montparnasse / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.17 (eBook, ePUB)
Bernard, Caroline

Die Frau von Montparnasse / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.17 (eBook, ePUB)


sehr gut

Dieser Roman behandelt das Leben der Schriftstellerin Simone der Beauvoir bis Anfang der 1950er Jahre und gibt einen Einblick in ihr Schaffen und ihr Gefühlsleben. Sie wusste schon in sehr jungen Jahren, dass sie Schriftstellerin werden möchte. Durch ihre Einstellung zu wichtigen Fragen des Lebens hebt sie sich deutlich von ihren Zeitgenossinnen ab. Sie lebt ihr Leben nach eigenen Maßstäben, ohne auf die Konventionen zu achten. Als Feministin stellt sie ihre Freiheit über alles, als Philosophin unterstützt sie Jean-Paul Sartre bei der Entwicklung seiner philosophischen Werke und bringt den Existentialismus in ihren Büchern einer interessierten Leserschaft näher. Ihr Leben mit allen Höhen und Tiefen verbringt sie überwiegend in Paris, das sie sehr liebt.

Diese Romanbiographie gibt einen tiefen Einblick in das Leben einer beeindruckenden Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie hat sich nur sich selbst verbunden gefühlt und auch so gelebt, selbstbestimmt und selbstbewusst. Es wird deutlich, dass sie viele interessante Persönlichkeiten ihrer Zeit kannte. Der Weg der Entstehung ihres Romans „Das andere Geschlecht“ wird aufgezeigt, ein wichtiger Satz ist die Basis für das vorliegende Werk: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.“ Die Autorin vereint sehr gekonnt die vielen Daten und Fakten aus Beauvoirs Lebens, der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Es wird deutlich, dass die Protagonistin es wert ist, als Person und Persönlichkeit in einem Buch gewürdigt zu werden und nicht nur als Anhängsel von Jean-Paul Sartre gesehen zu werden. Dieses Buch regt dazu an, sich näher mit ihrem Leben und ihren Werken zu befassen, ich empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 16.02.2021
Orangen für Dostojewskij
Dangl, Michael

Orangen für Dostojewskij


ausgezeichnet

Mir gefällt die Idee, die beiden in ihrem jeweiligen Fachgebiet außergewöhnlichen Männer aufeinander treffen zu lassen, auch wenn dies in der Realität nie so geschehen ist. Der russische Schriftsteller Dostojewski ist ein verunsicherter Mann, der sich auf Europa-Reise befindet und in Venedig den erfolgreichen, fast 70jährigen Komponisten Rossini kennenlernt. Im Vordergrund steht der 40jährige Russe, über dessen Lebensgeschichte und innere Zerrissenheit wir einiges erfahren. Gemeinsame Unternehmungen lassen den Leser Venedig kennenlernen, tiefgründige Gespräche zeigen eine interessante Mischung aus Lebensbeichte und Zukunftswünsche.

Ich bin von der Sprache des Buches total fasziniert, denn sie sorgt für eine anspruchsvolle Lektüre. Die Wortwahl bringt mich ins Schwärmen. Die vielen, langen Schachtelsätze erzeugen eine besondere Atmosphäre. Das Buch muss mit Bedacht und Konzentration gelesen werden, aber genau das gefällt mir. Die Beschreibungen finde ich faszinierend, die Landschaften entstehen vor dem inneren Auge und auf den Stadtrundgängen durch Venedig folgt man intensiv den Spuren der Protagonisten. Auch die Beschreibungen von Personen und ihren Befindlichkeiten einschließlich menschlicher Unzulänglichkeiten begeistern mich.

Beide Charaktere sind authentisch beschrieben. Gerne möchte ich nach diesem Buch eine Biografie von sowohl Fjodor Michailowitsch Dostojewski und als auch Gioachino Rossini lesen, um mich detaillierter mit diesen beiden interessanten Persönlichkeiten vertraut zu machen.

Dieses Buch hat mich total begeistert und überzeugt, gerne empfehle ich es uneingeschränkt weiter.

Bewertung vom 15.02.2021
Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Schröder, Alena

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid


sehr gut

In diesem Roman lernen wir vier Frauen einer Familie kennen, die sehr unterschiedlich sind. Im Mittelpunkt stehen Hannah, die promovieren möchte und ihre Großmutter, die in einer Seniorenresidenz lebt. Sie finden nicht immer eine Grundlage für Unterhaltungen. Ein Brief veranlasst Hannah, die Vergangenheit ihrer Familie aufzuarbeiten, in der Raubkunst eine Rolle spielt. Sie wünscht sich hierbei die Unterstützung ihrer Großmutter, die jedoch nicht mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden möchte. Die einzelnen Zeitebenen, die eine zusammenhängende Geschichte über die vier Generationen erzählen, sind authentisch dargestellt und letztendlich gut miteinander verwoben. Zwei Ebenen zeigen im Rückblick das Leben von Hannahs Urgroßmutter und ihrer Mutter, die beide nicht mehr leben.

Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich angenehm lesen. Das Thema des Buches reicht in die 1920er/1930er Jahre zurück, ist aber aufgrund der Sprache nicht schwermütig, sondern recht sachlich. Das verschollene Bild wird meines Erachtens thematisch nur gestreift, hier hätte ich mir mehr Präsenz gewünscht, denn aufgrund des Klappentextes hatte ich erwartet, dass das Bild im Mittelpunkt stehen würde und sich eine kurze Geschichte drumherum entwickelt hätte. Es war genau anders herum.

Der Titel ist ungewöhnlich, aber stark und ist gut in das Cover integriert. Mir hat der Bezug zum Titel im Buch sehr gut gefallen. Mein Fazit: ein gut gelungener Debüt-Roman mit realistischem Ende.

Bewertung vom 05.02.2021
Helenes Versprechen
Rösler, Beate

Helenes Versprechen


sehr gut

Die Geschichte spielt zur NS-Zeit und spiegelt das Leben der jüdischen Bevölkerung bis zum Kriegsende wieder. Ein zweiter Erzählstrang beleuchtet die Flucht zu verschiedenen Zeiten und das neue Leben verschiedener Charaktere. Diese Aufteilung hat mir gut gefallen. Inspiriert durch das wahre Leben einer jüdischen Kinderärztin erzählt die Autorin eine authentische Geschichte, die trotz großer Tristesse angenehm zu lesen ist.

Der Schreibstil sorgt für eine ansprechende Erzählform. Mir gefällt gut, dass viele Details recherchiert wurden und in die Erzählung einfließen. So kann man sich gut in Frankfurt zurechtfinden. Auch die Geschichte des Judentums ist authentisch eingearbeitet. Die Familie und jedes Familienmitglied wird mit all seinen Eigenarten vorgestellt, das bietet eine gute Basis für diese Art der Geschichte. Die Entwicklung der einzelnen Figuren durch die politische Situation und private Schicksalsmomente ist überzeugend und nachvollziehbar dargestellt.

Das hilfreiche Glossar am Ende des Buches finde ich notwendig, da die Begriffe jüdischen Lebens nicht hinlänglich bekannt sind. Auch das Nachwort mit Informationen zur Entstehung des Romans ist interessant, sollte aber auch wirklich als Nachwort gelesen werden, um den Spannungsbogen des Romans nicht zu stören.

Bewertung vom 05.02.2021
Als wir uns die Welt versprachen (eBook, ePUB)
Casagrande, Romina

Als wir uns die Welt versprachen (eBook, ePUB)


sehr gut

In diesem Buch sind die Schwabenkinder das Grundthema. Sehr arme Bauern in Italien verkaufen aus der Not heraus ihre Kinder an schwäbische Bauern, um sie als ausgebeutete Helfer auf deren Höfen zu verdingen. So lernen sich Edna und Jacob kennen und werden schließlich auf der Flucht getrennt. Fast 90jährig erkennt sie ihren Freund aus Kindertagen auf einem Foto wieder und erfährt, dass er in der Gegend geblieben ist, an die sie kaum gute Erinnerungen hat. Sie beschließt, ihn auf dem Weg, der sie nach Hause geführt hat, zu (be)suchen. Sie möchte ihm den Papagei Emil bringen, seinerzeit ihrer beider Begleiter. Auf diesem Weg lernt sie die unterschiedlichsten Leute kennen, teilt ihre eigenen Erfahrungen und lernt von ihnen.

Erzählt auf zwei Zeitebenen, lässt die Protagonistin einerseits ihre Kindheit Revue passieren und lernt andererseits bei den Begegnungen auf ihrer Wanderung von ihren Weggefährten. Mir gefällt die Grundidee und deren Umsetzung. Sprachlich angepasst an die Thematik, entstehen bewegende Episoden, denn die Unterstützung, die die Protagonistin auf ihrem Weg erfährt spürt man förmlich beim Lesen. Ob Naturbeschreibungen oder einfühlsame Gefühlsbewegungen, authentische Situationen durch intensive Recherche, all dies macht das Buch ist lesenswert.

Bewertung vom 17.01.2021
Stadt der großen Träume
Backman, Fredrik

Stadt der großen Träume


gut

Der Anfang des Buches hat mich etwas irritiert. Alles dreht sich um Eishockey; ein Thema, das mich nicht wirklich interessiert. Es hat etwas gedauert, bis ich erkannt habe, dass der Sport als Basis für verschiedene Aspekte steht, die anhand einer Stadt im Eishockeywahn thematisiert werden. Der Autor entwickelt die Geschichte extrem langsam und mit einer ungewöhnlichen Sprache, die jedoch sehr viel Feingefühl ausdrückt. In beides muss man sich erst einfinden. Es gibt leider Passagen, die für Nicht-Eishockey-Begeisterte schwer zu verstehen und nachzuvollziehen sind.

Die Handlung zeigt viele Familien mit unterschiedlichen Problemen und Emotionen, die alle mit dem Eishockey-Verein der Stadt auf irgendeine Art verbandelt sind. Ein besonderes Ereignis zeigt, dass verschiedene Lösungsansätze zur Bewältigung führen können. Es werden teilweise menschliche Abgründe aufgezeigt, die zu realistisch sind. Viele Aspekte regen zum Nachdenken an.

Ein etwas anderes Buch mit Tiefgang, das ich gerne empfehle für Leser, die genau das mögen.