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chuckipop
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Bünde

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Insgesamt 322 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2021
Ins Dunkel geboren
Diefenthaler, Brigitte

Ins Dunkel geboren


ausgezeichnet

Die Geschichte eines Jungen zur Nazizeit - erschütternd, beeindruckend und bewegend!

"Ins Dunkel geboren" von Brigitte Diefenthaler ist als Taschenbuch mit 400 Seiten beim Wißner Verlag erschienen.

Bereits Titel und Cover deuten stark an, was da kommen wird (Zeitraum der Handlung: 1936 - 1945) - aber durch das rote Fahrrad wird klar: es gibt auch Hoffnung!

Zum Inhalt: Josef Hintermayr, ein Bauernjunge aus Schwaben, wächst mit einem alkoholkranken, gewalttätigen Vater sowie zwei älteren Brüdern und einer Schwester auf. Die Mutter und drei weitere Geschwister sind verstorben.

Josef, genannt Josi, ist der Kleine und wird nicht nur von seinem Vater, sondern auch von seinen Brüdern körperlich und emotional misshandelt. Er ist der ständige Fußabtreter, der immerwährende Stein des Anstoßes - und unsichtbar machen klappt leider nicht immer...

Mit 9 Jahren, als die Lage besonders ausweglos scheint und die Familie an einem Tiefpunkt angekommen ist, hat Josi das Glück, der Situation entfliehen zu können und kommt zu liebevollen, fürsorglichen Pflegeeeltern, Hanna und Mateo. Doch Mateo stammt vom Volk der Roma ab, und die Nazs sind auf dem Vormarsch, so wird es auch hier brenzlig...

Meine Meinung: Brigitte Diefenthaler hat mich mit ihrem einzigartigen Schreibstil sofort in die Geschichte mitgenommen und ganz tief berührt. Das Schicksal von Josi, sowohl in seinen Kindheitstagen als auch später in Jugend- und Kriegszeiten, ist wirklich erschütternd, ich habe permanent um ihn und mit ihm gebangt und das Lesen hat mich teilweise exrem aufgewühlt.

Die Charaktere sind sehr detailliert gezeichnet und absolut bildhaft dargestellt, der mal mehr, mal weniger deutlich ausgeprägte Dialekt macht sie noch realer. Josi, der im Laufe der Geschichte eine gewaltige Entwicklung durchmacht, ist trotz aller Schwierigkeiten ein aufgeweckter, cleverer und vor allem empathischer Junge, den man einfach mögen muß! Auch Hanna und Mateo, seine Pflegeeltern sind ganz tolle Menschen, und auch Josis Tante Marie und sein Freund Wilhelm sind loyale und gute Menschen, die ich sehr mochte.

Man merkt ganz deutlich, dass die Autorin intensiv den historischen Hintergrund recherchiert hat und dass hier ganz viele reale Elemente durch Zeitzeugenberichte mit eingeflossen sind, obgleich der Roman als solcher fiktiv ist.

Mein Fazit: Ein ganz großartiger Roman, der an den Nerven zerrt und den Leser ganz gefangen nimmt. Unbedingt empfehlenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.07.2021
Mikroabenteuer - Das Praxisbuch / Raus und machen! Bd.1 (MP3-Download)
Foerster, Christo

Mikroabenteuer - Das Praxisbuch / Raus und machen! Bd.1 (MP3-Download)


sehr gut

"Mikroabenteuer - Das Praxisbuch" von Christo Foerster ist im Juli 2020 bei HarperAudio als ungekürztes Hörbuch erschienen und wird gelesen vom Autor selbst.

Christo Foerster hat mit seiner Reihe "Raus und machen - Mikroabenteuer" (Das Praxisbuch ist Teil 1 der Serie) eine Inspiration für Leute geschaffen, die nichts mit sich anzufangen wissen bzw. mehr raus in die Natur wollen, aber nicht genau wissen, wie und evtl. auch nur ein schmales Budget zur Verfügung haben.

Ich fand das Hörbuch sehr informativ und eine gute Motivationsquelle.

Es sind zahlreiche Tips für Ausflüge - hier heißen sie natürlich Mikroabenteuer - in einige Regionen Deutschlands sowie einige allgemein gehaltene Ideen enthalten.
Die Regeln zur Durchführung kann jeder für sich selbst erstellen, Spaß und Abenteuerfakktor stehen hier an allererster Stelle. Das Einzige: es darf kein Auto benutzt werden.

Der Autor nennt zahlreiche Quellen, wo man Informationen, Ausrüstung u. dgl. bekommt. Das ist zwar super, im Hörbuch allerdings etwas schwierig, weil man sich das Ganze so ein bißchen schlecht merken kann - da wäre es vermutlich besser, das Buch zu lesen.

Wer locker und leicht mal etwas Schwung in seinen Alltag bringen möchte, sich mehr sportlich betätigen mag und diese Abwechslung in der Natur sucht und nicht auf Partys oder ähnlichen Events, dem kann ich das Hörbuch oder auch Buch empfehlen! Ich persönlich hatte kurzweilige Unterhaltung, glaube aber nicht, dass ich demnächst vom Büro aus losziehe, bei fremden Menschen um einen Refill meiner Trinkflasche bitte und mit dem Fahrrad 200 km an einem Tag fahre...

#MikroabenteuerDasPraxisbuch #NetGalleyDE

Bewertung vom 24.06.2021
Schwedensommer
Lund, Jesper

Schwedensommer


ausgezeichnet

Ein Racheplan deLuxe - ausgeklügelte Spannung

"Schwedensommer" von Jesper Lund ist im Mai 2021 als Taschenbuch mit 256 Seiten bei emons erschienen.

Jesper Lund ist das Pseudonym eines bekannten Krimiautors, aber ich will hier nicht zuviel verraten...!

Das Cover des Buches deutet auf einen beschaulichen Krimi in einer einsamen Umgebung Schwedens hin - aber weit gefehlt! Die Idylle ist nur der trügerische Schein...

Zum Inhalt: Nahe der Öresundbrücke wird an der Küste Malmös eine männliche Leiche aufgefunden. Alles deutet darauf hin, dass es sich bei dem Toten um den schwerreichen, bekannten Reeder Lennart Fogelklou handelt - allerdings stellt sich bald heraus, dass der entführt wurde, und sich -noch- lebendig in der Gewalt der Entführer befindet...

Somit bekommen die Kriminalkommissare Niklas Zetterberg und Emma Steen eine Menge zu tun und geraten mächtig unter Druck, denn die Familie Fogelklou hält sich bedeckt und Lennart wurde offensichtlich von der gruppe89 bedroht, einer weitgehend unbekannten Gruppierung. Die Zeit arbeitet also gegen die Polizei, die alles daran setzt, den Reeder lebend zu befreien !

Meine Meinung: Jesper Lund hat einen sehr fesselnden Schreibstil und der Spannungsbogen wird von Beginn an stetig gesteigert. Der Leser erfährt im Laufe der Lektüre einige unerwartete Wendungen und insgesamt einen cleveren Plot, der schließlich in einer wirklich raffinierten und verblüffenden Auflösung gipfelt.

Der Autor schreibt kompetent und informativ über die Welt des Reedereiwesens, die Spannungen zwischen Schweden und Dänemark werden im Verlauf der Ermittlungen deutlich und zusätzlich zu dem spannenden Fall, in dem jemand ganz böse auf Rache aus ist, kommt auch das Privatleben der Protagonisten nicht zu kurz.

Emma und Niklas, beides sehr sympathische und engagierte Kriminalisten, sind auch privat Partner, und das ist nicht immer leicht - denn Niklas wird massiv von Pernille, seiner Exfreundin gestalkt, die ganz offensichtlich schwere psychische Probleme hat. So kommt das Paar auch in seiner Freizeit kaum zur Ruhe.

Die Familie Fogelklou ist ziemlich speziell, niemand von ihnen ist mir beim Lesen wirklich ans Herz gewachsen, aber dennoch habe ich natürlich die ganze Zeit mitgefiebert, ob Lennart rechtzeitig gefunden werden kann.


Mein Fazit: Ein ausgeklügelter, äußerst spannender Krimi, den ich wärmstens empfehlen kann. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten packenden Fall für Emma und Niklas!

Bewertung vom 21.06.2021
Tradition Mord
Kessler, Sarah

Tradition Mord


ausgezeichnet

Ein wichtiges und erschütterndes Buch zum Thema Femizide und Ehrenmord in Deutschland

"Tradition Mord" von Sarah Kessler ist als Taschenbuch mit 320 Seiten im April 2021 beim Hansanord Verlag erschienen.

Die Autorin Sarah Kessler behandelt hier die wichtiggen Themen Femizid und Ehrenmord, und dem Leser wird auf erschütternde Wiese dargebracht, was in den Medien oft untergeht: jeden dritten Tag ermordet in Deutschland ein Mann seine Partnerin. Das passiert aus Motiven wie Eifersucht, Besitzdenken, verletzter Eitelkeit und zeigen deutlich, wie sehr das Patriarchat noch verbreitet ist.

Staatsanwältin Frida, eine ehrgeizige Staatsanwältin aus Berlin Moabit, ermittelt nach einem Messerangriff auf die junge Aliye, die nach einem Messerangriff im Koma liegt. Dabei dringt sie tief in die Familiengeschichte der türkischen Familie ein und stößt auch privat an die Grenzen ihrer Vorurteile.

Das Buch ist flüssig und sehr interessant geschrieben, behandelt ein wichtiges Thema und das Gelesene hat mich beschäftigt und hallt nach.

"Tradition Mord" ist kein typischer Krimi, die Ermittlungen nach der Messerattacke sind zwar der Aufhänger des Plots, werden aber durch das Hauptthema Femizide eher in den Hintergrund gerückt.

Protagonistin Frida ist ehrgeizig und etwas spröde - nicht unbedingt die sympathischste Ermittlerin, aber sie verbeisst sich sehr intensiv in die Ermittlungen, und nur so, vollkommen engagiert, kann etwas bewirkt werden...

Warum werden solche Taten meist nur in einem kurzen Satz in den Nachrichten und Zeitungsartikeln erwähnt? Könnte man mit mehr Aufklärung und medialer Aufmerksamkeit nicht erreichen, dass solche Vorfälle verhindert werden?

Ein sehr wichtiges und lesenswertes Buch, das mit dem blutroten Cover auf ein Thema aufmerksam macht, mit dem man sich unbedingt einmal beschäftigen sollte!

Bewertung vom 17.06.2021
Der Nachlass
Winner, Jonas

Der Nachlass


ausgezeichnet

Heddas Rache - spannender Thriller um ein Erbe, einen ausgeklügelten Plan und alte Fehden

"Der Nachlass" von Jonas Winner ist als Taschenbuch mit 352 Seiten im Juni 2021 bei Heyne erschienen.

Das Cover und der Untertitel "Für Rache ist es nie zu spät" sprechen bereits für sich, und spätestens der Klappentext hat mich überzeugt, diesen Thriller unbedingt lesen zu müssen.

Zum Inhalt: Die verstorbene Hedda Laurent hat ein außergewöhnliches Testament gemacht - nur einer ihrer Angehörigen bekommt ihr Erbe, und zwar derjenige, der es schafft, als Erster die 27 gestellten Aufgaben erfolgreich zu lösen. Ein ausgeklügelter Plan, denn so beginnt ein spannender Wettkampf, der die Familie an ihre Grenzen bringt...

Meine Meinung: Jonas Winner hat sich einen spannenden Plot ausgedacht, der sich spannend lesen lässt und durch die kurzen Kapitel und häufigen Perspektivwechsel recht rasant ist. Auch die Zeitsprünge bringen Fahrt in die Geschichte, allerdings musste ich an einigen Stellen erstmal checken, wie die Zusammenhänge sind.

Vorab gibt es einen übersichtlichen Stammbaum der Familie, der sehr hilfreich ist, wenn man die Mitwirkenden noch nicht so überblickt.

Leider ist die Umsetzung der Story aber nicht so grandios gelungen, wie es sich zuerst anhörte, denn die Charaktere bleiben leider etwas schwammig und ich konnte keine Beziehung zu ihnen aufbauen. Außerdem konzentriert sich der Autor teilweise weniger auf die zu lösenden Aufgaben, sondern auf die Beziehungen der Personen untereinander, ihre Probleme und Zwistigkeiten.

Die Aufgaben, die Hedda an ihre Verwandten stellt, sind teilweise abstrus und sind für die Mitwirkenden eine große Herausforderung.

Ich habe mich gefragt, wie es nach einem solchen "Hauen und Stechen" innerhalb der Familie wohl weitergehen kann, und auch hier sieht man, wie so oft im Leben: Jeder ist sich selbst der Nächste...

Mein Fazit: Insgesamt ein spannender Thriller, der etwas anders als erwartet umgesetzt wurde und teilweise für Verwirrung sorgt - nichtsdestotrotz absolut lesenswert.

Bewertung vom 15.06.2021
Teufelstaler
Sommerfeldt, Albrecht

Teufelstaler


ausgezeichnet

Fesselnde Zeitreise nach Hamburg 1618 - Hexen, Aberglaube, Teufelstaler

"Teufelstaler" von Albrecht Sommerfeldt ist im März 2021 als Taschenbuch mit 322 Seiten erschienen.

Es handelt sich um einen sehr spannenden, äußerst authentischen historischen Thriller, der mich von Beginn an fesseln konnte.

1618: Rasmus Steinschneider studiert Medizin in Prag. Dann aber wird er zurückgerufen in die Heimat, nach Hamburg, denn sein Vater soll Selbstmord begangen haben. Das kann Rasmus nicht glauben, und er setzt alles daran, die Umstände des Todes aufzuklären und das Ansehen der Familie wieder reinzuwaschen.

Sein Freund Casper und der Scharfrichter Max Grave stehen Rasmus bei seinen Nachforschungen zur Seite und begleiten ihn durch das historische Hamburg , in dem der Glaube an Hexe, Teufel und Widergänger und die Angst vor allem Unbekannten und scheinbar Unerklärlichem herrscht.

Der Autor versteht es vortrefflich, die Atmosphäre der damaligen Zeit einzufangen und dem Leser zu vermitteln. Man merkt ganz deutlich, dass Albrecht Sommerfeldt gründlich recherchiert hat und sich in der Thematik bestens auskennt, denn die Grundlagen des Buches basieren auf historischen Fakten und z.B. Grave, der Henker, übte seine Tätigkeit wirklich damals in Hamburg aus.

Unvermittelt fand ich mich schon nach den ersten Seiten in den alten, verwinkelten Gassen der Hansestadt wieder, konnte das Gewimmel der Menschen spüren, hatte förmlich die Gerüche (überwiegend die eher üblen) in der Nase und ergötzte mich an der authentischen Sprache.

Der Aberglaube der Menschen und die Angst vor Hexen, Teufeln und sonstigen widernatürlichen Kreaturen finde ich immer wieder faszinierend, und vor dem Hintergrund der Suche nach dem Ursprung der Teufelstaler konnte mich das Geschehen besonders in seinen Bann ziehen.

Die Charaktere hat Sommerfeldt liebevoll und detailliert erschaffen, Rasmus gefällt mir wirklich sehr gut und es hat mir viel Freude bereitet, mit ihm auf die Spurensuche zu gehen, aber auch Max Grave konnte mich ganz für sich einnehmen, was nicht zuletzt seiner faszinierenden, facettenreichen, aber auch abstoßenden Tätigkeit geschuldet ist.

Danke, dass ich Hamburg hier so kennenlernen durfte, wie es vor ca 500 Jahren gewesen ist, dank der Kombination von Fakten, einem spannenden Fall sowie dem anschaulichen, spannenden und ausdrucksstarken Schreibstil, der nichts beschönigt, ist das großartig gelungen!

Bewertung vom 10.06.2021
Flammentempel / Die Töchter Roms Bd.1 (Audio-CD)
Macleod, Debra

Flammentempel / Die Töchter Roms Bd.1 (Audio-CD)


ausgezeichnet

Eine sehr gelungene Zeitreise zu den Vestalinnen ins alte Rom

"Die Töchter Roms: Flammentempel" von Debra Macleod ist als Hörbuch - CD mit einer Laufzeit von 644 Minuten im Mai 2021 beim Audiobuch Verlag erschienen.

Gesprochen wird das Hörbuch von Brigitte Carlsen, ins Deutsche übersetzt hat es Barbara Ostrop.

Flammentempel bildet den sehr gelungenen Auftakt der Vestalinnen-Reihe.

Die Flamme zum ewigen Schutz der ewigen Stadt Rom wird von sechs mächtigen Priesterinnen, den Vestalinnen, bewacht. Pomponia wird bereits als Kind von Kaiser Julius Caesar auserwählt, eine der Vestalinnen zu werden und 30 Jahre lang der Göttin Vesta in Keuschheit zu dienen.

An der Seite von Pomponia kann der Hörer ganz tief in das alte Rom abtauchen. Autorin Debra Macleod schildert die Gegebenheiten und Ereignisse im antiken Rom äußerst anschaulich und detailliert.

Während des Hörens kamen eine Menge Erinnerungen aus den Geschichtsunterricht wieder ans Tageslicht, ich habe aber auch viel Neues gelernt. Man merkt ganz deutlich, dass die Autorin sowohl historische Romane als auch Sachbücher zum Thema verfasst - es ist ganz offensichtlich kompetent recherchiert und sehr interessant zu hören.

Intrigen, Liebesgeschichten, politische Machenschaften, Macht und Gier bekommt der Hörer hier geboten, es wird also keinesfalls langweilig!

Sprecherin Brigitte Carlsen hat einen hervorragenden Job gemacht - ich kenne sie bereits aus anderen Hörbüchern, und dort wie hier verleiht sie den Charakteren durch ihre prägnante und facettenreiche Stimme Tiefe und Authenzität.

Ein wirklich sehr hörenswerter Auftakt der Vestalinen-Reihe, ich bin schon gespannt auf Teil 2!

Bewertung vom 08.06.2021
Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
Klune, T. J.

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte


ausgezeichnet

„Mr. Parnassus´ Heim für magisch Begabte“ von T.J. Klune ist als Taschenbuch mit 480 Seiten im April 2021 beim Heyne Verlag erschienen.

Schon das Cover mit dem urigen Motiv, den tollen Farben und der ganz besonderen Art der grafischen Darstellung hat mich verzaubert und ich musste dieses Buch unbedingt lesen.

Und der Inhalt hält , was das Cover verspricht: einfach ein wunderbares, ganz großartiges Buch, mit dem man in eine ganz besondere Welt abtauchen kann .

Mr. Linus Baker, Beamter bei der BBMM, der „Behörde für die Betreuung magischer Minderjähriger“, bekommt vom Allerhöchsten Management den Auftrag, auf eine abgelegene Insel zu reisen und dort das Heim von Mr. Parnassus zu besuchen bzw. zu überprüfen, ob dort alles so läuft, wie es den Regeln und Vorschriften entspricht.

Linus ist ein ganz typischer Beamter, der wirklich jedes Klischee erfüllt. Er ist stets pünktlich, gewissenhaft, erledigt seine Aufgaben akribisch genau und befolgt immer alle Regeln. Auch im privaten Bereich ist sein Leben strukturiert und wenig abwechslungsreich, die emotionale Seite ist nicht wirklich vorhanden – Gefühle hegt er nur seiner Katze Calliope gegenüber und, allerdings negative, gegenüber seiner direkten Vorgesetzten Ms. Jwnkins. Baker lebt nur für seine Arbeit und hat gar keinen Spürsinn für die schönen Facetten des Lebens.

Auf der Insel angekommen, stellt Linus schnell fest, dass es sich bei den Bewohnern von Mr. Parnassus Heim keineswegs um gewöhnliche magisch begabte Kinder handelt. Von Elementaren über einen weiblichen Gnom bis hin zum Sohn des Teufels ist ein vielfältiges Spektrum menschlicher – oder menschenähnlicher? – Wesen vertreten. Und auch der Heimleiter, Artur Parnassus, ist kein ganz gewöhnlicher Mann…Für den Beamten Linus Baker beginnt hier eine ganz persönliche Herausforderung, denn er muss von seinen Routinen abweichen und ein ums andere Mal über seinen Schatten springen – und das geht erstaunlicherweise von Mal zu Mal leichter.

Alle Protagonisten dieses wundervollen Romans sind mit ganz viel Liebe und äußerst detailreich erschaffen worden, ich konnte jeden von ihnen vor meinem inneren Auge ganz deutlich sehen und erleben.

Linus´ Besuch auf der Insel, der einen Monat dauert, ist ein einschneidendes Erlebnis für alle Beteiligten und sie alle zeigen sich erstmal von ihrer besten Seite – na ja, außer Lucy vielleicht - aber er ist ja schließlich möglicherweise der Antichrist.

Auf alle Fälle bereichern sich die Figuren gegenseitig, und insbesondere für Linus ist das ein echtes Abenteuer, ein Ausflug in eine ganz neue Welt – denn nicht nur bringen die außergewöhnlichen Kinder Abwechslung in seinen Berufsalltag, sondern auch sein Inneres, seine Gefühlswelt entwickelt sich im Verlauf des Romans ganz stark weiter.

Ganz bemerkenswert finde ich, dass Artur Parnassus hier den Kindern, seinen Schützlingen, ein echtes Heim im klassischen Sinne des Wortes gibt, ein richtiges, echtes, warmherziges, familiäres und liebevolles Zuhause

T.J. Klune hat einen wundervollen Schreibstil, der den Leser in ein fantasiereiches, kreatives Abenteuer mitnimmt und ihn ganz tief in eine besondere, magische Welt eintauchen lässt. Die Charaktere sind total liebenswert, die Story einfach herrlich und eine ordentliche Portion Humor und eine gewisse Verschmitztheit runden das Ganze stimmig ab. Zugleich werden ganz aktuelle Themen und Probleme, alltägliche und spezielle, in der Handlung untergebracht und behandelt. Freundschaft, Loyalität und Akzeptanz spielen hier eine ganz wichtige Rolle.

Mein Fazit: Insgesamt ein wunderbares und ganz großartiges Buch, das eine magische Geschichte mit moralischer Botschaft erzählt und klarmacht, dass Jeder individuell und wertvoll ist und dass Anderssein etwas Gutes ist – man muss es nur erkennen…!

Ein absolutes Highlight, von mir eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.06.2021
Die Mitternachtsbibliothek (1 MP3-CD)
Haig, Matt

Die Mitternachtsbibliothek (1 MP3-CD)


sehr gut

Die vielfältigen Möglichkeiten des Lebens - eine wunderbare Geschichte

"Die Mitternachsbibliothek" von Matt Haig ist als gekürztes Hörbuch mit einer Laufzeit von 6 Stunden, 44 Minuten, 50 Sekunden im Februar 2021 beim Argon Verlag - argon hörbuch - erschienen.
Gesprochen wird das Hörbuch von Annette Frier.

Nora Seed fühlt sich einsam, ungeliebt, unwichtig. Sie hat sich kürzlich von Dan getrennt und lebt allein, leidet an Depressionen. Beruflich geht gerade alles den Bach runter und dann klingelt abends auch noch der Nachbar und informiert Nora darüber, dass ihr geliebter Kater Voltaire tot am Straßenrand liegt. Das alles ist einfach zu viel und so beschließt Nora, sich umzubringen.

Allerdings stirbt sie nicht an den geschluckten Tabletten, sondern geht auf einer langen Straße entlang und steuert auf ein großes Gebäude zu - die Mitternachtsbibliothek. Dort angekommen, trifft sie auf Unmengen Bücher, eine alte Bekannte und die Erkenntnis, dass sie hier alle Leben ausprobieren kann, die sie vielleicht gern gehabt hätte...
In jedem der Bücher befindet sich eines der Leben, die sie hätte leben können. Zuerst will Nora keines ausprobieren, sondern einfach sterben. Dann wagt sie aber doch den Sprung ins Ungewisse und probiert, wie es hätte sein können, wenn...

Matt Haig hat hier eine grandiose Idee umgesetzt, denn sicherlich hat sich jeder schon einmal gefragt, was wohl wie gelaufen wäre, wenn man hier oder dort eine andere Entscheidung getroffen, einen anderen Weg eingeschlagen hätte. Man merkt, dass der Autor selbst Erfahrung mit Depressionen hat, denn er ist mit der Thematik unglaublich einfühlsam und ausdrucksstark umgegangen.

Von Anfang an hat mich die Geschichte, zuerst aufgrund der Idee, dann aufgrund der Umsetzung, absolut in ihren Bann gezogen. Ich habe mitgefiebert und gebangt und gehofft, dass Nora in einem ihrer Leben eine Variante über den Weg läuft, die sie lebenswert findet
So durchlebt der Hörer bzw. Leser mit der Protagonistin nach und nach den Weg als Olympiaschwimmerin, als Rockstar, als Gletscherforscherin usw.

Es ist aufregend, abenteuerlich, beängstigend, schön und vielfältig.
Vor allem aber wird klar, dass es in jeder Facette des Lebens Licht und Schatten, gute und schlechte Zeiten gibt. Wichtig ist, wie man damit umgeht und was man daraus macht, und das hat Matt Haig hier auf wunderbare, herzerwärmende und faszinierende Weise herausgearbeitet.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war, dass Nora in ihren jeweiligen Leben nicht wusste, was passiert und ihre Umgebung und die Menschen, mit denen sie zusammen war, nicht kannte bzw. anders kannte. Darum war es schwierig, die jeweilige Situation realistisch zu durchleben - ich hätte es prägnanter gefunden, wenn sie ihre Rolle in jeder Lebensvariante komplett mit allem Wissen und jeglichen Gefühlen und Empfindungen übernommen hätte - dann hätte sie weitaus besser einschätzen können, was ihr gefällt.

Annette Frier hat grundsätzlich als Sprecherin einen sehr guten Job gemacht, allerdings hat sie es nicht so mit ausländischen Dialekten und, was mich ganz enorm gestört hat: Sie sagt nicht "Bibliothek", sondern "Bibiothek" ohne l, und das jedes Mal - das geht leider gar nicht und ich bin bei jeder Nenneung des Wortes drüber gestolpert, was das Hörvergnügen empfindlich gestört hat.

Aus diesen beiden Gründen gebe ich 4 von 5 Punkten, aber trotzdem eine unbedingte Hör- bzw. Leseempfehlung!