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holdesschaf

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Insgesamt 603 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2023
Im Land der magischen Pflanzen / Nelumbiya Bd.1 (1 MP3-CD)
Ruile, Margit

Im Land der magischen Pflanzen / Nelumbiya Bd.1 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Etwas Besonderes
Tara ist ein Waisenkind und lebt in Ornata, einer Stadt ohne Pflanzen. Nur wenige gedeihen außerhalb der Stadt auf riesigen Feldern und dienen nur als Nahrung. Legenden erzählen jedoch von einem Land, in dem es Bäume und wilde Pflanzen gibt. Diese gelten als gefährlich. Dennoch gelingt es Löwenzahn Dandelion nach Ornata zu kommen und Tara zu warnen. Sie trägt das Mal der Pflanzenmenschen und diese werden vom finsteren Magier Askiel, der einen noch finsteren Plan hegt, gejagt. Tara bleibt keine andere Wahl, als zu fliehen und sich auf die Suche nach Nelumbiya zu machen, wo einst die Pflanzenmenschen lebten. Mit der Hilfe von Semur und Helena, der Tochter des Fürsten von Ornata, will sie Askiel aufhalten und Frieden zwischen Menschen und Pflanzen stiften.

Dass dieses (Hör-)Buch etwas Besonderes ist, hatte ich mir schon gedacht. Tatsächlich hatte ich das Glück sowohl das Hörbuch, als auch das Buch hören/lesen zu können. Beide Ausgaben haben für sich gesehen Vorteile. Das Buch bezaubert durch die wirklich außergewöhnlichen Illustrationen, wie man sie auch schon auf dem Cover bewundern kann. Leider sind sie im Buch schwarz-weiß, was sie aber nicht weniger zauberhaft macht. Das Hörbuch besticht durch den exzellenten und atmosphärischen Vortrag von Ilka Teichmüller, die hier über sich selbst hinauswächst. So fällt es schwer, sich für ein Format zu entscheiden. Ich möchte hier aber näher auf das Hörbuch eingehen. Ilka Teichmüller versteht es beim Lesen sehr gut, das Magische der Welt von Nelumbiya hervorzubringen, die Lieder der Legenden zu singen und das Wispern der Pflanzen zu imitieren. Geheimnisvoll und zauberhaft. Aber auch die Bedrohung, die Gefahr für die Pflanzenwelt ist beinahe greifbar.

Drei Kinder, alle aus unterschiedlichen Verhältnissen sind die Helden der Geschichte, die alles riskieren, um die Welt der Pflanzen zu retten. Doch auch sie müssen erstmal Vertrauen untereinander aufbauen, ihre speziellen Fähigkeiten als Pflanzenmenschen entdecken. Dabei gibt es vor allem für Tara die Versuchung, den einfacheren Weg des Bösen zu gehen. Besonders ist diese Erzählung für mich, weil sie zeigt, wie alles Pflanzen der Welt miteinander verbunden sind und auch wir es einmal mehr waren als jetzt. Man kann leicht hineininterpretieren, dass wir wieder mehr zur Natur zurückkehren müssen, um sie zu retten, anstatt sie zu zerstören. Die Botschaft ist allerdings ganz ohne Zeigefinger und schwingt eher mit, wie Gras im Wind und verbreitet sich wie die kleinen Fallschirmchen meiner Lieblingspflanze im Buch. Dandelion, der Löwenzahn ist einfach toll.

Sicher wird nicht jedes Kind mit der Geschichte etwas anfangen können, aber dies ist so ein Buch, dem ich viele Leser wünsche. Sei es nur, um ein Abenteuer zu erleben oder der Natur näher zu kommen. 5 Sterne

Bewertung vom 08.10.2023
Eine Freundschaft wie im Märchen / Fairy Tale Camp Bd.2
Wieja, Corinna

Eine Freundschaft wie im Märchen / Fairy Tale Camp Bd.2


ausgezeichnet

Maries Abenteuer geht spannend weiter
Marie und die ihre Freunde aus der Blauen Gilde haben ihr Ziel erreicht und sich die Teilnahme an der Ausbildung zu Fairyhütern redlich verdient. Nicht jeder Märchennachfahre ist begeistert, dass Marie es bis hierhin geschafft hat und manch einer wünscht sich sogar, dass sie das Fairy Tale Camp verlässt. Doch Marie ist immer noch auf der Suche nach ihrer Mutter und dazu braucht sie unbedingt Zugang zu den Märchen. Die erste Bewährungsprobe läuft alles andere als glatt und die Ausbildung fordert sie mehr, als gedacht. Es gibt einige seltsame Vorgänge im Camp und auf der Suche nach der Wahrheit geraten Marie und ihre Freunde in große Gefahr.

Band 1 war eines unserer Kinderbuch-Highlights im Jahr 2022, daher haben wir uns sehr auf den zweiten Band der Fairy Tale Camp Reihe von Corinna Wieja gefreut. Überhaupt mögen meine Tochter und ich Bücher, in denen Märchen eine Rolle spielen. Hier war natürlich besonders Maries Suche nach ihrer Mutter interessant, denn am Ende von Band 1 waren noch viele Fragen offen. Fantasie- und geheimnisvoll spinnt die Autorin auch diesmal die Geschichte weiter. Zunächst dürfen wir vor allem die Ausbildung der Mitglieder der Blauen Gilde zu Fairyhütern begleiten, immer umgeben von der Konkurrenz aus der Gruppe um Erzfeind Severin. Auch unter den Ausbildern sind nicht alle dafür, dass Marie ausgebildet wird.

Marie überzeugt wieder durch ihre Unnachgiebigkeit und Zielstrebigkeit. Sie will unbedingt das Rätsel um ihre verschwunde Mutter lösen. Doch dafür muss sie sich die Schlüssel für den Zugang zu den Märchengemälden verdienen, was sich als gar nicht so einfach erweist. Hier spiel dann sehr schön wieder die gute Freundschaft zu Ro, Jake, Will, Poppy und Ella mit hinein. Wer Märchen mag, dem werden hier besonders die speziellen Fähigkeiten der unterschiedlichen Märchennachkommen gefallen, die immer helfen, wenn die Kinder vor Problemen stehen. Einige der Charaktere entwickeln sich was das betrifft auch noch weiter. Daher empfehlen wir auch, den ersten Band unbedingt auch zu lesen, obwohl die Hauptpersonen am Anfang des Buches noch einmal kurz vorgestellt werden. Gelegentlich hätte man die Zusammenhänge und Gedanken etwas genauer schildern können. Oft ergeben sich aber durch die Fähigkeiten und durch die nicht böse gemeinten Seitenhiebe z.B. zwischen Jake und Will sehr lustige Dialoge. Die Geschichte ist äußerst lebendig erzählt und man kann sich das Camp und seine Umgebung gut vorstellen. Vor allem der Showdown hält gefährliche Spannung und eine Überraschung bereit.

Die Geschichte ist in gut proportionierte Kapitel aufgeteilt, die durch Überschriften eingeleitet werden. Der Text ist in einer angenehmen Schrift gedruck und wird durch tolle Schwarz-Weiß-Zeichnungen aufgelockert. Für Kinder die Märchen und fantastische Geschichten mögen gern empfohlen. 4,5 Sterne

Bewertung vom 08.10.2023
Mein großes Wimmelbuch Natur

Mein großes Wimmelbuch Natur


gut

Sehr intensive Farben wirken unnatürlich
"Mein großes Wimmelbuch Natur" zeigt auf zwölf Seiten fünf Szenen aus verschiedenen Naturräumen, die Tiere, die dort leben und die zugehörige Pflanzenwelt. Dargestellt wird der Waldrand, eine Flusslandschaft, eine Wiese, ein Garten und der Wald bei Nacht. 4/5 der Seite wird dabei durch die Illustration eingenommen, am rechten Rand werden einzelne Tiere nochmals mit ihrem Namen auf weißem Grund abgebildet. Auf der letzten Seite gibt es zum einigen Tieren längere Infotexte und den Auftrag diese Tiere auf den vorherigen Seiten zu suchen. Das Format ist recht groß, die Pappeseiten sind jedoch stabil.

Ich bin auf das Buch durch das Cover aufmerksam geworden, das mir online sehr gefallen hat, weil die Farben natürlich wirkten. In der Realität war ich beim Durchblättern dann nicht mehr so begeistert. Die Farben sind sehr satt, teilweise sehr intensiv und bilden für mich nicht unbedingt die natürliche Farbgebung der Umwelt ab. Sehr schön sind die vielen Details, die auch zeigen, wie die Tiere leben und wo genau bestimmte Pflanen bevorzugt wachsen. Allerdings kommen mir die Proportionen der Zeichungen in einigen Fällen nicht richtig vor. Zum Beispiel fällt auf, dass wenn kleinere und größere Tiere auf derselben Entfernung abgebildet sind, die kleinen oft genauso groß sind, wie die eigentlich viel größeren. Vielleicht fehlt es insgesamt auch etwas an der Tiefe. Vor allem für kleiner Kinder dürfte dies aber nebensächlich sein, weil sie doch eher auf die Tierarten als auf deren Größe achten. Sehr schön kann man die am Rand abgebildeten Ausschnitte aus dem Bild suchen. Die Texte am Ende sind allenfalls kurze Einblicke zu vereinzelten Lebewesen. Insgesamt dient das Buch eher dazu, neue Begriffen kennenzulernen und erste Eindrücke verschiedener Lebensräume zu gewinnen. Den Kindern gefällt das, ich bin leider etwas enttäuscht und hatte mir hier mehr Natürlichkeit erhofft. Daher vergeben wir die goldene Mitte von 2,5 Sternen.

Bewertung vom 08.10.2023
Das große Weihnachtsfest im Zoo
Schoenwald, Sophie

Das große Weihnachtsfest im Zoo


ausgezeichnet

Wunderschönes Weihnachtsfest im Zoo
Im Zoo kehrt festliche Stimmung ein, die Weihnachtsvorbereitungen sind fast abgeschlossen. Da erinnert Zoodirektor Ungestüm Igel Ignaz an seine Aufgabe, ein Geschenk für Fräulein Gisela Giraffe zu besorgen. Oweh, das hat Ignaz in der Hektik ganz vergessen. Verzweifelt überlegt er, womit er ihr eine Freude machen könnte und schenkt ihr schließlich selbstlos seine Lieblingsfliege. Weiß er doch, wie gern sich die Giraffe im Spiegel betrachtet. Doch Gisela freut sich kaum, denn ihren Spiegel hat sie Frau Nilpferd geschenkt, damit sie ihn benutzen kann, um ihren Lippenstift aufzutragen. Diesen hat sie jedoch verschenkt... Die Stimmung ist im Keller, bis die Idee von Igel Ignaz doch noch für ein frohes Weihnachtsfest sorgt.

Wir kannten Sophie Schoenwalds Zooreihe bereits von anderen Titeln wie z.B. Nachwuchs im Zoo und sind immer noch begeistert, dass es jetzt auch einen weihnachtlichen Band gibt. Dieser sieht schon auf den ersten Blick toll aus und man erwartet einfach ein fröhliches Fest unter den Tieren. Doch zunächst sieht es in der Geschichte dann gar nicht danach aus. Zwar gibt jedes der Tiere seinen liebsten Gegenstand als Geschenk an ein anderes Tier ab, um diesem eine möglichst große Freude zu bereiten, doch die Selbstlosigkeit verläuft im Sande, da das Geschenk nur zusammen mit dem jeweiligen Lieblingsgegenstand des Zootiers Sinn ergibt, der dann natürlich fehlt. So scheint es zunächst, als würde es ein recht verhaltenes Weihnachten werden. Bis Igel Ignaz zusammen mit dem Direktor die Tiere am Weihnachtsabend einlädt und sie einfach die Geschenke teilen.

Uns gefällt die Botschaft hinter dieser Geschichte sehr. Außerdem ist der Aufbau recht gut gemacht. Seite für Seite wandert man von Tier zu Tier und verfolgt, wie jedes ohne seinen liebsten Gegenstand ziemlich traurig wirkt. Die Stimmung wird von Illustrator Günther Jakob, dessen Bilder wir ohnehin gern mögen, sehr gut in Szene gesetzt. Zwar ist der Zoo weihnachtlich geschmückt. Die Mimik der Tiere zeigt aber deutlich, dass die Stimmung im Keller ist, bis alle zu Igel Ignaz' Feier zusammenkommen. Ein paar Details haben uns besonders gefallen, z.B. dass Gisela Giraffe wegen ihres langen Halses zwei Seiten einnimmt anstatt nur eine und man das Buch dann drehen muss. Das pass einfach super. Auch Igel Ignaz und Zoodirektor Ungestüm in ihren Kostümen für die Bescherung haben uns zum Lachen gebracht. Das Highlight bildet die letzte Doppelseite, auf der es so viel zu entdecken gibt und die auch bei uns jetzt schon Weihnachtstimmung hervorruft.

Der Text ist vollkommen kindgerecht und hat auch für jüngere Kinder zum Vorlesen schon eine gute Länge, so dass Kinder die Geschichte locker ab etwa 3 Jahren, vielleicht sogar früher, anschaunen und ihr lauschen können. Besonders Kinder, die Tiere mögen, werden hier ihren Spaß haben und perfekt auf Weihnachten eingestimmt und erfahren einiges über das Geben, Teilen und was es heißt, anderen eine Freude zu machen. Für uns ein Highlight der Reihe, das immer wieder vorgelesen werden soll. Der kleine beigelegt Weihnachtbaum-Aufsteller ist ein niedliches Goodie. 5 Sterne

Bewertung vom 26.09.2023
Der Ruf des Drachen / Calidragos Bd.1
Etzel, Viktoria

Der Ruf des Drachen / Calidragos Bd.1


ausgezeichnet

Turbulente Rettungsmission
Toby ist mit seinem Vater in das Haus seines verstorbenen Großvaters in Bonfire Bay gezogen. Besonders gern werkelt er dort allein in der Werkstatt seines Opas. Doch seinem Dad ist er zu oft allein und so kommt es, dass die beiden in einem seltsamen Zoofachhandel landen, wo Toby sich mit Hilfe der redseligen Ellie schließlich eine Schildkröte aussucht. Doch schnell merkt er, dass Lou keinesfalls ein normales Tier ist, sondern ein Calidragos in Form eines Drachen. Umtausch ausgeschlossen! Die Ereignisse überschlagen sich, als Ellies Calidragos, ein Greif, entführt wird. Zusammen machen sich die beiden auf die Suche nach dem Verbrecher und entdecken ein dunkles Geheimnis.

"Calidragos" ist mir eher zufällig begegnet und hat mich neugierig gemacht. Das Cover lässt auf eine außergewöhnliche und tierische Fantasygeschichte schließen und gefiel mir sofort richtig gut. Noch besser aber fand ich von Anfang an Protagonist Toby. Dieser ist der Autorin Viktoria Etzel wirklich lebensecht gelungen und ist ganz nah an Heranwachsenden dran. Ein bisschen motzig-genervt, aber auch nie um einen Spruch oder schlagfertige Gedanken verlegen, was die Dialoge sehr lebendig und witzig macht. Ich musste öfter mal schmunzeln. Manchmal hatte ich glatt Mitleid mit ihm, wenn sein Vater unzufrieden und zum Teil etwas herrisch war oder Ellie etwas nervte. Die beiden geben ein ziemlich seltsames, aber unterhaltsames Pärchen ab. Faszinierend sind die vielen verschiedenen Calidragos, die die Autorin zum Leben erweckt. Der Schreibstil sorgt dafür, dass man sie sich gut vorstellen kann, die Beschreibungen ziehen sich aber auch nicht unnötig in die Länge.

Das Abenteuer ist spannend geschrieben. Man weiß nicht so recht, wer hier der Böse ist, da es natürlich mehrere Verdächtige Personen gibt. Interessant waren auch die Hintergründe oder die Herkunft der Calidragos. Man wünscht sich fast beim Lesen, dass es sie wirklich gäbe. Die verschiedenen Schauplätze sorgen für Abwechslung und zeitweise wird es auch etwas gefährlich für die Kinder und ihre magischen Kreaturen. Zum Glück hat Toby aber doch einen Freund, der ihnen helfen kann. Zudem gibt es ein Geheimnis zu lüften, das mit Tobys Opa zusammenhängt. Man merkt schon, hier ist einiges an Unterhaltung geboten. Daher ist das Buch für mich eine echte Überraschung. Da hoffe ich sehr auf weitere Bände mit Toby, Ellie und den Calidragos. 5 Sterne

Bewertung vom 14.09.2023
Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle
Marquis, Krystal

Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle


sehr gut

Ganz nette Liebesgeschichten
Die drei Geschwister Olivia, Helen und John Davenport leben ein privilegiertes Leben. Ihr Vater führt eine erfolgreiche Firma, nachdem er sich als ehemaliger Sklave aus der Armut hochgearbeitet hat. Doch das Leben in Ansehen auf Freeport Manor mit Angestellten und exquisiten Besitztümern bringt auch Pflichten mit sich. Olivia, die bereits in die Gesellschaft eingeführt wurde, soll baldmöglichst einen Ehemann finden. Auch Helen steht dieses Schicksal bevor, obwohl sie lieber wie ihr Bruder John in der Firma mitarbeiten möchte. Der hat den Traum, dort auch Automobile herzustellen. Zudem wird eine Heirat mit Olivias bester Freundin Ruby angestrebt. Doch da ist auch noch Amy-Rose, die als Tochter einer Bediensteten mit den Geschwistern aufgewachsen ist. Und der Auserwählte für Olivia lässt auch das Herz ihrer Schwester höher schlagen.

Mich hat das Buch vor allem wegen seiner außergewöhnlichen Motive interessiert. Eine Schwarze Familie im Chicago des frühen 20. Jahrhunderts, die aufgrund von harter Arbeit zu Reichtum und Ansehen gekommen ist, so etwas hatte ich zuvor noch nicht gelesen und hatte mir eine ganz neue Erfahrung erhofft. Die Autorin erzählt in wechselnden Perspektiven aus der Sicht der weiblichen Protagonistinnen Olivia, Helen, Ruby und Amy-Rose und sehr bald wird deutlich, dass auch diese Schwarze Familie denselben Konventionen unterliegt, wie alle anderen. Tatsächlich konnte ich zwar einiges über die aufkeimenden Rassenkonflikte, die aus dem Süden herüberschwappten erfahren, ansonsten hätte das Buch ebenso von jeder anderen gut situierten Familie in dieser Zeit handeln können. Tatsächlich musste ich mir selbst manchmal in Erinnerung rufen, dass die Davenports eine Schwarze Familie sind. Einerseits hat mich das verwirrt, auf der anderen Seite hat mir das imponiert, weil es mir deutlich gezeigt hat, dass wir eben alle Menschen sind und nicht so verschieden, wie manch einer es glauben möchte.

Die Handlung um die Verlobungen, Verliebtheit und weiteren ähnlichen Vorfälle war ganz nett erzählt, aber natürlich von den üblichen Konventionen der damaligen Zeit behaftet. Teilweise war es ein ganz schönes Bäumchen wechsel dich mit leicht vorhersehbaren Wendungen, manchmal aber doch überraschend. Das Ende lässt vermuten, dass es eine Fortsetzung geben könnte, denn einiges blieb hier offen. Gefallen hat mir der leise und auch der laute Kampf der Protagonistinnen um ein selbstbestimmtes (Liebes-)Leben. Ein unterhaltsamer Roman für Fans von Bridgerton und Downton Abbey, der seltener auch mal ernstere Töne anschlägt. 4 Sterne

Bewertung vom 14.09.2023
Fourth Wing / Flammengeküsst Bd.1
Yarros, Rebecca

Fourth Wing / Flammengeküsst Bd.1


sehr gut

Epische, aber auch langgezogene Story
Entgegen ihrer Absicht den Weg einer Schriftgelehrten einzuschlagen, wird Violet von ihrer Mutter gezwungen am Auswahlverfahren der Drachenreiter teilzunehmen. Dieses ist gefährlich und viele Anwärter überleben das erste Jahr nicht. Als zarte Tochter der Generalin haben es einige Mitstreiter erst recht auf sie abgesehen, denn deren Eltern, die einen Aufstand angezettelt hatten, wurden vor den Augen ihrer Kinder hingerichtet und sinnen auf Rache. Besonders der verschlossene, aber attraktive Xaden, unter dessen Kommando sie landet, scheint ihr Böses zu wollen. Zudem ist das Ziel, von einem Drachen erwählt zu werden, schwierig, da sie schwache Menschen einfach niederbrennen. Doch auch Aufgeben bedeutet den Tod.

Ich weiß gar nicht, von wie vielen Lesern mir dieses Buch empfohlen wurde und dazu kam noch der allgemeine Hype, der mich neugierig gemacht hat. Oft ähneln sich derart Fantasy-Bücher doch sehr und ich wollte wissen, warum gerade dieses sich so von der Masse abhebt. Ich muss sagen, dass es doch mehr als 150 Seiten gedauert hat, bis mich das Buch richtig gefesselt hat. Sämtliche Herausforderungen, die Violet meistern muss werden minutiös bis ins Detail auserzählt, was die Geschichte natürlich bildgewaltig macht und im Kopf des Lesers eine klare Vorstellung vom Basgiath War College erzeugt, allerding zieht sich die Handlung dadurch auch manchmal unnötig in die Länge, so dass es am Ende nicht wundert, dass die Autorin für den ersten Teil über 700 Seiten benötigt hat. Mir persönlich gefällt es besser, wenn ich schneller in die Probleme, Gefühle und Kämpfe eintauchen kann. Flüssig geschrieben ist das Buch allemal und ein gewisser Sog ist auch vorhanden. Das mag an dem Knistern zwischen Violet und dem wenig vertrauenerweckenden Xaden liegen und/oder auch an der Gefahr, die für Violet hinter jeder Ecke lauert. Sehr faszinierend fand ich die magischen Elemente und auch die majestätischen Drachen. Mir gefällt zudem, wie die Reiter mit ihren Tieren verbunden sind und kommunizieren.

Weniger logisch erschien mir die ganze Zeit beim Lesen, warum man als Herrscher oder Befehlshaber zulässt, dass die Hälfte aller Krieger draufgeht, obwohl das gar nicht unbedingt nötig wäre. Lieber ein schwacher Kämpfer, als gar keiner. Aber hier kann nahezu jeder jeden töten, wenn er dazu Lust hat und der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht ganz, auch wenn es heißt, dass eine Gruppe nur so stark ist wie sein schwächstes Glied. Wobei wir schon beim nächsten Stichwort sind. Irgendwann knubbelt sich das Körperliche in der Geschichte, wobei das zunächst echt spicy ist, doch dann leicht inflationär immer wieder dieselben Worte für diverse Bettszenen auftauchen. Das verliert dann schnell seinen Reiz beim Lesen finde ich. Auch Kämpfe und spannende Szenen kommen im Buch vor, wobei diese etwas abwechslungsreicher beschrieben sind, so dass man sie gebannt liest und auch die Kräfte, die sich entwickeln können überzeugen. Am Ende sind die Wendungen weniger überraschend, als ich dachte und natürlich gibt es auch einen Cliffhanger. Doch was diesen betrifft, ist die Autorin recht gnädig mit uns Lesern, denn bei dem Schluss kann ich gut bis zum nächsten Band überleben. Insgesamt kein richtiges Highlight, aber wirklich ganz gute Unterhaltung und ein Stoff, denn ich mir auch gut als Film vorstellen kann. 4 Sterne

Bewertung vom 25.08.2023
Es war einmal - Die schönsten Märchen der Brüder Grimm
Grimm, Jacob

Es war einmal - Die schönsten Märchen der Brüder Grimm


ausgezeichnet

Eine Bereicherung in jedem Kinderbuchregal
Die Märchen der Gebrüder Grimm sind immer noch die bekannteste Sammlung überlieferter Geschichten und bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen beliebt. "Es war einmal" enthält 33 bekannte und weniger bekannte Märchen aus deren Feder als kindgerechte Nacherzählungen von Rolf Toman. Neben den berühmten Erzählungen um Rotkäppchen, Schneewittchen und den Froschkönig, lernten meine Kinder hier auch noch weitere "neue" Märchen kennen, die in manch anderen Kinderbüchern oftmals fehlen: Der süße Brei, Der goldene Schlüssel und Der arme Müllersbursch und das Kätzchen sind nur einige davon, die ich mit meinen Kindern entdecken konnte.

Das Buch selbst ist in einem schönen großen Format gedruckt. Es hat zu Beginn eine Übersicht mit allen enthaltenen Märchen und der Seitenangabe, so dass man jederzeit leicht auf die Lieblingsmärchen zugreifen kann. Die 33 Märchen sind mal kürzer und mal länger, so dass man immer eines in der passenden Länge findet. Die Aufteilung der Textblöcke ist gut gelungen. Durch Absätze werden die Texte übersichtlich. Die farbigen, künstlerischen Illustrationen sind wunderschön, passen sehr gut zum kindgerechten, aber doch authentischen Stil des Textes und helfen beim Verständnis. Ob beim Selberlesen oder beim Vorlesen, werden sich Kinder über jede einzelne freuen. Die Einbindung in den Text ist abwechslungreich, mal mittig, mal ganzseitig, mal als kleinere Illustration zwischen den Zeilen. Man merkt, wie viel Herzblut in dieser Gestaltung liegt. Das Buch weckt die Neugier der Kids an diesen alten Überlieferungen. Vom Stil her sind die Märchen nicht zu weit ab vom Original, die "Bösen" werden am Ende bestraft (z.B. der Wolf), daher muss man als Eltern schon auch für Gespräche beim gemeinsamen Lesen zur Verfügung stehen.

Fazit: Eine tolle Märchensammlung, die in keinem Kinderbuchregal fehlen sollte und ein großartiges Buch für die ganze Familie, das auch Gesprächsanlässe bietet. Unser Favorit war auf jeden Fall "Schneeweißchen und Rosenrot".

Bewertung vom 21.08.2023
Doris
Cole, Lo

Doris


ausgezeichnet

Niedliches und wunderbar buntes Bilderbuch
Doris ist ein schüchternes Elefantenmädchen, das dummerweise knallrot ist und auffällt wie ein bunter Hund. Das gefällt ihr gar nicht, denn sie fühlt sich wegen der vielen Blick unwohl und flüchtet dann gern, um in einer bunten Menge an Tieren abzutauchen. Dort fühlt sie sich dazugehörig und kann so sein, wie sie ist. Doch irgendwann droht sie sich selbst zu verlieren. Von da an macht es ihr nichts mehr aus aufzufallen und sie wird selbstbewusster.

Doris ist einfach ein total niedlicher Elefant, der leider etwas schüchtern ist. Klar, dass ein roter Elefant aber immer angeschaut wird, denn das ist natürlich etwas Außergewöhnliches. Doch Doris mag das gar nicht. Sie spricht die schauenden kleinen Leser*innen direkt an und fordert sie auf, sie einfach nicht mehr anzuschauen. Gerade deswegen schauen die Kinder erst recht. Und so flüchtet Doris immer auf die nächsten Seiten weiter, wo sie meist in einer Menge abtaucht. Mal sind es Vögel, mal Fische, mal Blumen. Hier sind dann die Kinder gefragt, denn es ist gar nicht so einfach, Doris in dieser bunten Ansammlung von bunten Wesen zu finden. Kaum gefunden, verschwindet sie wieder. Bis sie irgendwann auf einer komplett roten Seite landet, wo sie sich fast selbst nicht mehr findet. Das öffnet ihr die Augen. Es ist besser, gesehen zu werden, als sich selbst zu verlieren. Und das macht Doris mutig und ihr Selbstbewusstsein wird größer. Sie traut sich dann sogar, jemanden anzusprechen. Doch dieser jemand ist ebenfalls schüchtern.

Schon meiner Tochter mit 2 Jahren und 8 Monaten gefällt Doris. Sie liebt es, dem kleinen Elefanten über die Seiten hinweg zu folgen und sie in der Menge bunter Tiere wiederzufinden. Schon das Cover zeigt, dass das Buch fast komplett in satten Grundfarben gehalten ist, was es gar nicht so leicht macht, Doris zu finden. Nur, wo sich Farben überschneiden, mischen sie sich zu orange, lila und grün, so dass man sogar nebenbei noch die Farbenlehre kennenlernt. Doris verschwindet in diesem Farbenmix und fühlt sich zugehörig, nur um dann wieder aufzufallen, wenn die anderen weg sind. Besser, so lernt man auf der roten Seite, man fällt auf, als überhaupt nicht gesehen zu werden. Sei du selbst könnte man also die übertragene Botschaft deuten. Diese wird hier wirklich wunderbar transportiert. Am Ende ist Doris ganz stolz auf sich und wird offener. Da finden wir es ein bisschen schade, dass gerade das angesprochene blaue Nashorn auch schüchtern ist. Doch so merken schüchterne Kinder auch, dass es nicht nur ihnen so geht. Ein außergewöhnliches und wunderbar buntes Bilderbuch nicht nur für Schüchterne. 4,5 Sterne