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KristallKind

Bewertungen

Insgesamt 259 Bewertungen
Bewertung vom 24.06.2022
Als das Böse kam
Menger, Ivar Leon

Als das Böse kam


weniger gut

Juno lebt mit ihrer Familie auf einer Insel inmitten eines Sees, abgeschnitten von der Außenwelt. Ihr Vater soll ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden sein, daher leben sie in ständiger Angst davor entdeckt zu werden. Regelmäßig üben sie den Ernstfall und verstecken sich im Bunker. Doch eines Tages wird diese Routine zufällig gestört. Kann die Familie sich jetzt noch sicher fühlen?

Der vielversprechende Buchteaser lockte mich! Ich hatte schon so eine Ahnung, dass es auf der Insel nicht ganz mit rechten Dingen zugehen würde und freute mich schon auf eine mitreißende Aufdeckung der Situation.

Womit ich allerdings nicht rechnete, war eine teils unverständliche, an den Haaren herbeigezogene Handlung, die mich mehr als einmal zum Lachen veranlasste. Der Anfang konnte mich noch packen und meine Neugier wecken, doch ziemlich schnell kamen bei mir Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Geschichte auf. Die Erzählung schritt an manchen Stellen viel zu schnell voran, teils sprunghaft, Belanglosigkeiten wurden jedoch über Seiten hinweg vertieft. Mir begegneten während des Lesens auch einige Ungereimtheiten, die nicht zur Authentizität des Falles passen wollten. Manchmal hatte ich den Eindruck, die Geschichte wurde nicht ausreichend durchdacht.

Die Protagonistin Juno wirkte auf mich etwas zurückgeblieben, was nichts mit ihrem fehlenden Wissen über die Realität außerhalb ihrer Insel zu tun hatte, sondern mit ihrem natürlich gegebenen Verstand und damit ihrer Kombinationsgabe. Ich würde es als „lange Leitung“ bezeichnen. Mit Logik konnte diese Geschichte sowieso kaum aufwarten, einiges war für mich nicht nachvollziehbar. Eine Spezialeinheit, die einen Einsatz abbläst, weil die Sicht nicht gut ist? Lächerlich. Ein Spezialagent, der sich benimmt wie ein unsicheres Kind und wunderliche Aussagen trifft? Absurd. Und das waren nur zwei Beispiele.

Für mich war diese Geschichte phasenweise nicht stimmig und teils bizarr – einem Thriller und der ernsten Thematik nicht würdig. Tatsächlich brachten mich manche Situationen sogar zum Lachen. Das ist mir bei einem Thriller bisher noch nie passiert.

Die Idee von „Als das Böse kam“ kann sich allerdings sehen lassen. Leider wirkte die Erzählung auf mich nicht genug durchdacht und an den falschen Stellen gepolstert. Das Buch hat mich wirklich enttäuscht, daher werde ich es nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 09.06.2022
Wie man sich einen Lord angelt
Irwin, Sophie

Wie man sich einen Lord angelt


ausgezeichnet

Was tut man nicht alles für die Familie! Nach dem Tod ihres Vaters fühlt sich die junge Kitty Talbot für ihre Geschwister und das Landgut der Familie verantwortlich. Um ihr Einkommen zu sichern muss sie nun heiraten. Als Mr. Linfield jedoch unerwartet ihre Verlobung löst, erwacht Kittys Kampfgeist. Kurzerhand fährt sie nach London zu ihrer Tante und setzt dort ihr ganzes Geschick ein, um einen geeigneten Heiratskandidaten zu finden.

Entschlossen, zielgerichtet und klug. Das ist Kitty Talbot, die mir als Protagonistin bestimmt in Erinnerung bleiben wird! Meine Wahrnehmung für diese Figur hat im Laufe des Romans eine bemerkenswerte Entwicklung erlebt. Anfangs war mir Kitty nämlich viel zu berechnend und gerissen, später fand ich sie eindrucksvoll raffiniert und nervtötend, und zum Ende hin hatte ich sie ins Herz geschlossen. Ihre Ideen und Strategien, um einen Mann für sich zu gewinnen, empörten und amüsierten mich zugleich. Kein Wunder, dass dieser Charakter den überwiegenden Teil der Handlung einnahm. Kitty als stark zu bezeichnen, wäre wohl noch untertrieben.

Glücklicherweise wurden der Protagonistin ansprechende Nebenfiguren zur Seite gestellt, die zwar einen etwas leiseren, aber dennoch einflussreichen Stand in der Handlung hatten. Ich mochte alle, vor allem die etwas schrulligen, welche Kittys Dynamik ständig in Gang hielten.

Auf amüsante Art und Weise zeigte die Autorin aber auch die problematische Seite des Frau-Seins in der gehobenen Gesellschaft der damaligen Zeit. Anfangs fand ich dieses Thema sehr oberflächlich, doch später konnte ich die Not der Protagonistin sogar verstehen. Umso mehr freute mich die ehrliche, zarte Bande, die sich zwischen Kitty und James einschlich, womit sie unterbewusst auch die starre Förmlichkeit der Adelsgesellschaft durchbrachen.

Mit „Wie man sich einen Lord angelt“ hatte ich eine sehr unterhaltsame Lesezeit. Eine freche Geschichte, in liebenswerter Atmosphäre und mit herzerwärmenden Entwicklungen, die ich gerne und guten Gewissens weiterempfehle.

Bewertung vom 08.06.2022
Wir am Meer
Resinek, Nina

Wir am Meer


weniger gut

Ein Sommerurlaub in den Hamptons mit Freunden und attraktivem Bestsellerautor. Wer möchte das nicht? Darum ist Anna auch so aufgeregt. Sie wurde nämlich samt Familie und Freunden von Kilian Brand in ein Strandhaus eingeladen. Seit Jahren vergöttert sie den Schriftsteller, der sich über die Gründe der Einladung aber ausschweigt. Kaum in den Hamptons angekommen, beginnt es in der Urlaubstruppe turbulent zu werden, wobei Anna kaum den Blick von Kilian wenden kann.

Leider konnte ich dem Buch wenig abgewinnen. Vor allem störte mich die durchweg depressive, mürrische bzw. schuldbehaftete Stimmung, die immer unterschwellig mitschwang. Ein krasser Gegensatz zu Cover und Klappentext, die mir eine freundlich-freche Liebesgeschichte versprachen!

Für mich trat die Liebesgeschichte zugunsten von (familiären) Streitigkeiten deutlich in den Hintergrund, wobei ich die Gefühle der Protagonisten füreinander sowieso nicht wirklich nachspüren konnte. Die beiden wirkten auf mich manchmal eher wie Vater und Kind, und in der übrigen Zeit konnte ich die Beziehung der beiden nicht richtig erfassen. Ebenso wie die Figuren selbst, denn für meine Begriffe wurden die Persönlichkeiten von Anna und Kilian nicht ausreichend ausgefüllt.
Vor allem die Szenen, die Anna betrafen, las ich nicht gerne. Ihr ständiges Gedanken-Geplapper mit viel zu bemühtem Witz, nervte und langweilte mich schon recht früh in der Geschichte. Ich wunderte mich oft über ihr kindisches Verhalten, das für mich den gefühlten Altersunterschied zwischen ihr und Kilian zusätzlich vergrößerte. Bis zuletzt wirkten die beiden auf mich in keinster Weise harmonisch.

Fröhlich war die Urlaubsgemeinschaft in diesem tollen Strandhaus selten. Zumindest nahm ich das so wahr. Ständige Kontrolle, Gezänk und Grenzüberschreitungen waren an der Tagesordnung, was ich – auch nach der Leseprobe – niemals erwartet hätte.

Letztlich fühlte ich mich nicht wirklich zufrieden, bzw. aufgeklärt. Das emotionsgeladene Durcheinander in Verstrickungen war mir zu viel, wobei ich Momente hatte, in denen ich im Hinblick auf das Verhalten und die Reaktionen der Figuren nicht mehr durchblickte. Auch eine Aussprache der Charaktere am Ende machte die Sache für mich nicht rund.
Ich muss der Autorin aber trotzdem zugute halten, dass sie die Charakterzüge der Figuren schön zur Geltung gebracht hat. Man muss die Art Geschichte eben mögen.

Im Großen und Ganzen hat mich der Roman ziemlich deprimiert. Daher empfehle ich das Buch auch nur bedingt weiter. Wenn man Streitereien turbulent und lustig findet, liegt man mit diesem Buch richtig.

Bewertung vom 06.06.2022
Up to Date - Drei Dates machen noch keine Liebe - oder doch?
O'Leary, Beth

Up to Date - Drei Dates machen noch keine Liebe - oder doch?


ausgezeichnet

Siobhan, Miranda und Jane kennen sich nicht. Doch sie haben eines gemeinsam: Alle treffen sich am Valentinstag mit Joseph Carter! Doch dieser taucht bei keiner Verabredung auf. Jede für sich hat jetzt natürlich Fragen an den Angebeteten. Aber der benimmt sich seltsam. Was ist bloß mit Joseph los?

Mit dieser Geschichte hat sich die Autorin in mein Leserherz geschlichen! Ihre außergewöhnliche Idee hat mich positiv überrascht, denn ich hatte eine völlig andere Vorstellung von diesem Roman. Hinsichtlich des Covers und des Buchteasers erwartete ich eigentlich eine freche, amüsante Liebesgeschichte, die ich in der Form zwar nicht bekam, darüber allerdings überhaupt nicht unglücklich war.

Schnell stellte mich die Erzählung vor viele Rätsel, wobei es vor allem der Protagonist Joseph in sich hatte. Ich mochte ihn, konnte seinen Charakter aber schlecht einordnen, weil sein Verhalten so unsinnig schien, vor allem in Bezug auf die drei Protagonistinnen. Im Nachhinein ein echter Clou der Autorin!
Die weiblichen Hauptfiguren Siobhan, Miranda und Jane fand ich unheimlich interessant. Sie waren so verschieden und auf unspektakuläre Weise besonders, wobei jede von ihnen ausgiebig betrachtet wurde. Tatsächlich rückte Joseph meiner Meinung nach phasenweise in den Hintergrund und ließ seinen Damen den Vortritt. In deren Geschichten versteckten sich viele Entwicklungen und Erkenntnisse, aber auch romantische Momente, was mir in Kombination sehr gut gefiel.

Ein weiterer Pluspunkt war für mich die Atmosphäre. Für mich schwang im Hintergrund stets ein wenig mysteriöse Stimmung mit, zusätzlich zu den sensibel dargestellten Lebenssituationen und Gefühlen der Protagonisten. Dabei wirkte die Geschichte nie überladen oder überdramatisiert, sondern natürlich und sehr persönlich.

Die Auflösung des Rätsels um Joseph entpuppte sich als das Sahnestück des Romans. Mit diesem Finale hatte ich so nicht gerechnet, und als alle Puzzlestücke an ihren Platz fielen, war ich ziemlich sprachlos. Ich habe mir auch das ein oder andere Tränchen verdrückt. An diesen Roman werde ich mich wohl noch lange erinnern.

Wundervolle Charaktere, bedeutsame Lebensphasen und ein Rätsel, das mich nicht loslassen wollte, beförderten „Up to Date“ zu einem Highlight meines Lesejahres. Empfehlenswert!

Bewertung vom 04.06.2022
A Touch of Darkness / Hades & Persephone Bd.1
Clair, Scarlett St.

A Touch of Darkness / Hades & Persephone Bd.1


gut

Persephone ist die Tochter der Demeter und somit die Göttin des Frühlings. Sie lebt versteckt unter den Sterblichen, besucht ein College und arbeitet bei einer Zeitung. Da sich ihre Magie bisher noch nicht gezeigt hat, denkt Persephone sich nichts dabei, als sie einen angesagten Nachtclub besucht. Allerdings wird sie dort als das was sie ist erkannt, und trifft zudem auf den charismatischen Hades – den Herrn der Unterwelt. Eine verlorene Wette zwingt sie nun dazu in seinem Reich Leben zu erschaffen, was ihr anfangs überhaupt nicht gefällt. Doch dabei lernt sie den Gott nach und nach näher kennen und entwickelt eine gewisse Zuneigung zu ihm.

Dieses Buch hat mich vor allem wegen des Bezugs zur griechischen Mythologie angesprochen. Mir gefiel die Idee einer fantastischen Version vom Leben der Götter in einer fiktiven neuen Welt. Grundsätzlich ist dies der Autorin auch sehr gut gelungen. Den Status der Olympier und deren Unternehmungen inmitten der Menschen fand ich nämlich gar nicht so abwegig, lediglich an die Beschreibung ihrer ursprünglichen Gestalten konnte ich mich bis zum Ende hin nicht gewöhnen.

Die Entwicklung der Protagonistin gefiel mir im Nachhinein sehr gut. Allerdings nervte sie mich ab und an mit ihrem Verhalten, was allerdings nur phasenweise auftrat. Persephones Zielstrebigkeit, Freundlichkeit und Ehrgefühl hoben sie im Laufe der Handlung schrittweise auf die nächste Stufe ihrer Persönlichkeit. Gleichzeitig schob das Schicksal sie in die Hände eines machtvollen Gottes. Wer würde dabei nicht ein wenig ausflippen?

Auch der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Sie stellte die Licht- und Schattenseiten der Figuren lebendig dar und half mir damit eine eigene Meinung über deren Wesensart zu bilden.

Mein Eindruck dieser Erzählung wurde allerdings durch die viel zu umfangreichen, seelenlosen und für mein Empfinden aggressiven Sexszenen empfindlich gestört. Ich habe nichts gegen ein wenig Bettgeflüster, aber bitte in Maßen! Mir ist die detaillierte Erotik mittlerweile zuwider, ich lese sie auch nicht mehr. Ich habe zudem den Eindruck, dass damit die Geschichte nicht ergänzt, sondern ein Schwerpunkt gesetzt wurde, den die Handlung überhaupt nicht gebraucht hätte. Schade drum.

„A Touch of Darkness“ hat mir hinsichtlich der Grundidee sehr gut gefallen. Entwicklungsfähige Charaktere sind ebenfalls mit am Start, doch es wird hier wie so oft viel zu viel sexualisiert. Aus diesem Grund gebe ich keine klare Leseempfehlung. Möge sich jeder selbst ein Bild von der Geschichte machen.

Bewertung vom 30.05.2022
Schlaflos auf Sylt
Thesenfitz, Claudia

Schlaflos auf Sylt


sehr gut

Merle wird 50 und möchte ihren Jahrestag unbehelligt und ruhig verbringen. Dafür leistet sie sich einen Urlaub auf Sylt und plant dort einen schönen Abend in der Sansibar. Doch es kommt anders, denn ihre Schwestern organisieren eine Überraschungsparty! Und zu Merles Entsetzen erscheinen Menschen aus ihrer Vergangenheit auf der Bildfläche, die sie nie und nimmer erwartet hätte!

Das Wort „Eskalation“ wurde wahrscheinlich für dieses Buch erfunden! Auf Merles Feier gaben sich nämlich abenteuerlich-schräge Momente die Hand. Die Autorin leistete hier fantastische Arbeit, denn die Fülle an filmreif peinlichen, absurden, nervigen, aber auch sensiblen Momenten war meiner Meinung nach nur schwer zu toppen. Unweigerlich feierte und leidete ich mit der Protagonistin mit und war fassungslos über das bestellte Durcheinander des Abends. Es war einfach nur urkomisch!

Die Figuren zeigten sich mir allesamt liebenswert, so verschieden und speziell sie auch waren. Allen voran Merle, mit der man sich identifizieren konnte und die so viele Überraschungen in wenigen Stunden verkraften musste. Durch ihren Blick über die Gäste und deren Verhalten erfuhr man warmherzig-humoristisch ein wenig über alle möglichen Phasen des Älterwerdens, aber auch so manche sensible Reflexion der Vergangenheit.

Außerdem hatte ich selten so viele Lieblingszitate in einem Buch. Vielleicht lag es an den zum Schießen komischen Vergleichen, welche die Autorin zog. Jedenfalls spürte man, dass sie aus aus dem Herzen heraus schrieb, stets mit einem Augenzwinkern und positivem Schwung.

„Schlaflos auf Sylt“ ist ein sehr lebendiges Buch. Hier geht es richtig rund und keine Peinlichkeit wird ausgelassen. Wer ein spaßiges Lesevergnügen mit liebevoller Aufarbeitung der Vergangenheit sucht, ist hier goldrichtig. Empfehlenswert!

Bewertung vom 30.05.2022
Zwei Herzen unter acht Millionen
Spencer, Kate

Zwei Herzen unter acht Millionen


schlecht

Nachdem ihr Arbeitsplatz gekündigt wurde, stolpert Fran in eine verfängliche Situation in der New Yorker U-Bahn und wird dort von dem überaus hilfsbereiten Hayes Montgomery III gerettet. Plötzlich verbreitet sich ihre verrückte Begegnung über die sozialen Medien und man dichtet ihnen die Romanze des Jahres an. Natürlich will Fran die peinliche Situation in der U-Bahn schnell vergessen, den faszinierenden Hayes jedoch nicht unbedingt. Doch in dieser großen Stadt wird man sich sowieso nie wiedersehen. Doch was sagt das Schicksal dazu?

Dieser Roman, mit seinem schönen Cover und dem vielversprechenden Klappentext, zog sofort seine Aufmerksamkeit auf mich. Als leidenschaftliche Liebesromanleserin war für mich klar, dass ich diese besondere Geschichte unbedingt entdecken musste.

Allerdings machte sich in mir auch recht schnell Ernüchterung breit. Die Story um Fran und Hayes konnte meine Erwartungen bei weitem nicht erfüllen! Es lag nicht an der Idee, die ich wirklich charmant fand. Mir war aber die Handlung viel zu oberflächlich und dabei unfassbar konstruiert, wobei um Offensichtliches ewig herumgeschlichen wurde. Dazu kam, dass ich ständig das Gefühl hatte, es wären Werbepausen zugeschaltet worden – für Marken, Produkte oder einen gewissen Lebensstil. Mich hat das unheimlich gestört, weil ich das Gefühl hatte, jemand möchte mir hier etwas schmackhaft machen. Dieses Mainstream-Paket lenkte mich sehr von der Liebesgeschichte ab, die meiner Meinung nach nicht ausreichend ausgearbeitet wurde. Gefühlt reihten sich Belanglosigkeiten aneinander, wo man besser die Hintergründe der Figuren beleuchtet hätte.

Schreiben kann die Autorin, denn ihre Erzählung las sich flüssig und es gab einige sehr schöne Abschnitte und auch Szenen, die ausgezeichnet dargestellt wurden. Leider war dies nicht die Regel, und die Kapitel versanken schnell wieder in die ziemlich unspannende Version einer interessanten Romanidee. Auffällig fand ich auch die über die Maßen verwendete Umgangssprache, zusätzlich zu einigen Business-Begriffen und Amerikanismen. Ich finde die deutsche Sprache sollte doch in deutscher Lektüre weitestgehend erhalten bleiben, im „Land der Dichter und Denker“ - Globalisierung hin oder her.

Die Figuren an sich waren mir nicht unsympathisch. Aber vor allem bei den Protagonisten hätte ich mir mehr Informationen über deren Hintergründe gewünscht. Mehrfach wurden Situationen geschaffen, die bald darauf einfach wieder fallengelassen wurden und mir mehr Fragen als Antworten lieferten.
Vor allem mit Fran bin ich schlecht zurechtgekommen. Bei ihr wirkte vieles aufgesetzt und teilweise überdreht. Hayes dagegen war meines Erachtens ein recht authentischer Part, der lediglich nicht genug ausgearbeitet wurde. Ganz allgemein konnte ich allerdings mit den Charakteren leider überhaupt nicht mitfühlen, da sie mir bis zum Ende hin vollkommen fremd blieben.

Dieses Buch zählt zu meinen Flops des Jahres, was nicht an der Idee, sondern an der anspruchslosen Umsetzung lag. Wenn das die neue Generation von Liebesromanen ist, wende ich mich lieber wieder den Klassikern zu. Von mir erhält „Zwei Herzen unter acht Millionen“ keine Empfehlung. Es gibt wesentlich bessere Geschichte dieses Genres!

Bewertung vom 24.05.2022
Die Liebe fliegt, wohin sie will
Jebens, Franziska

Die Liebe fliegt, wohin sie will


gut

Berlin. Cleo ist Stylistin und liebt ihr Leben in der aufregenden Stadt. Als sie sich eines Tages verpflichtet vier Wochen auf einem Bauernhof in der Bretagne auszuhelfen, kündigen sich Erinnerungen aus ihrer Kindheit an. Damals lebte sie mit ihren Hippie-Eltern auf dem Land, wohin sie eigentlich nie wieder zurück wollte. In der Bretagne angekommen, macht Cleo jedoch umgehend Bekanntschaft mit vielen netten Menschen und zwei dankbaren Hunden. Erstaunt bemerkt sie, dass sie sich auf der Farm zunehmend wohler fühlt. Ob das vielleicht zum großen Teil am attraktiven Gutsbesitzer Finn liegt?

Das neue Buch von Franziska Jebens musste ich einfach lesen! Ich hatte bisher an zwei ihrer Romanveröffentlichungen große Freude, und in Anbetracht des verspielt-liebevollen Covers von „Die Liebe fliegt wohin sie will“ war ich mir sicher, auch mit dieser Geschichte eine gute Lesezeit verbringen zu dürfen.

Ein Aspekt der mich immer wieder zu den Romanen der Autorin zieht, ist ihr fantastischer Schreibstil. Auch hier fand ich erneut die durchweg positive Atmosphäre, die zwischen den Zeilen mitschwang, auch in problematischen Situationen. Die Figuren präsentierten sich mit ihren Vor- und Nachteilen, blieben nahbar natürlich, und ich konnte in jedem Charakter etwas Liebenswertes entdecken. Daher war es mir überhaupt nicht möglich einem davon lange böse zu sein, selbst bei Handlungen, die ich insgeheim eher verurteilen würde. Es gefiel mir sehr gut, dass hier schwierige Situationen und Entscheidungen gezeigt und auf sanfte Art und Weise gelöst wurden.

Die Geschichte um Cleo und Finn gestaltete sich meiner Meinung nach allerdings zu knapp. Ich hätte mir mehr Entwicklung und mehr zwischenmenschliche Momente, vor allem in der Phase des Kennenlernens, gewünscht. Aus diesem Grund konnte ich den Funken zwischen den Protagonisten wahrscheinlich nicht so recht fühlen.
Im Laufe der Handlung erfuhr ich fast zu viel über das Hofleben, was im Grunde interessant war, doch es wäre mir lieber gewesen die Menschen dahinter etwas mehr kennenzulernen. Es schien mir, als wäre vieles nur angerissen und dann vergessen worden. Dafür gab es dann jedoch manch belanglose Unterhaltung und auffällige Klimapropaganda.

Für mich war dieser Roman deutlich schwächer als die bisherigen Bücher der Autorin. Ich hatte zwar schöne Lesestunden, aber das Gesamtbild der Geschichte hat mich nicht zufrieden gestellt. Ich empfehle „Die Liebe fliegt wohin sie will“ nur bedingt, die Autorin aber auf jeden Fall.

Bewertung vom 17.05.2022
Erst der Regen verzaubert das Licht
Wilmes, Liane

Erst der Regen verzaubert das Licht


weniger gut

Gemeinsam mit ihrer Freundin genießt Lilith ihren Urlaub in Nizza. Als sie auf dem Weg in ein Kunstmuseum ist, begegnet sie dem charismatischen Alex, der ihr Herz höher schlagen lässt. Doch eigentlich wollte sie demnächst heiraten. Lilith entscheidet sich für ihren langjährigen, zuverlässigen Partner, mit dem sie daraufhin all ihre Pläne Wirklichkeit werden lässt. Zehn Jahre später bringt ihre beste Freundin Bine ihren neuen Freund zu einer Party mit, und Lilith fällt aus allen Wolken: Es ist der eine, den sie nie wirklich vergessen hat.

Das Cover führte mich zu diesem Buch! Die schönen Farben wirkten unglaublich fröhlich und positiv. Nach dem Lesen des Klappentextes stand für mich fest, dass ich die Protagonistin dieser Geschichte unbedingt begleiten wollte.

So versprach ich mir eine romantisch-freche Liebesgeschichte, die wohl auch etwas chaotisch werden würde. Im Nachhinein betrachtet war mir diese Geschichte jedoch zu bedrückend. Für mich transportierte das Cover und der Klappentext eine ganz andere Energie, wie die Erzählung selbst. Hätte ich gewusst, welche selbstzerstörerischen Gefühlskämpfe hier ausgefochten werden, hätte ich die Finger von dem Buch gelassen. Ich suchte ein Wohlfühlbuch, und dieser Roman war meines Erachtens weit davon entfernt.

Das Thema an sich wurde aber gut ausgearbeitet, die Autorin zeigte die Schmerzen und Entbehrungen einer unerfüllten Liebe und die Auswirkungen der enormen Anziehungskraft zwischen zwei Menschen, die das Schicksal zusammengeführt hatte. Eine nervenaufreibende Mischung, bei der meiner Meinung nach die liebevollen Seiten der Beziehung so gut wie gar nicht vorhanden waren.
Die Protagonistin konnte ich anfangs in ihrer Entscheidung verstehen, später über ihr Gefühlschaos und die damit verbundenen Handlungen nur den Kopf schütteln, und am Ende hat mich das gefühlt ständige Hin und Her nur noch genervt. Leider konnte ich Lilith von Anfang an keine Sympathie entgegenbringen, dafür war sie mir viel zu egozentrisch und unzufrieden. Die Scherben, die sie in ihren Beziehungen zur Familie und Freunden hinterließ, machten mich wütend und fassungslos. Kurzum, es waberte ständig eine diffus-deprimierende Atmosphäre mit. Nichts für mich.

Grundsätzlich ließ sich das Buch aber gut lesen, obwohl ich mit den Zeitsprüngen manchmal meine Schwierigkeiten hatte. Die Autorin schreibt jedoch in einer natürlichen Art und Weise, in der man sich wiederfinden kann. Ich schließe daher nicht aus, ein weiteres Buch von ihr zu lesen.

„Erst der Regen verzaubert das Licht“ besticht durch die ausführliche Auseinandersetzung mit der Tragweite ignorierter Herzenswünsche. Ein emotional anspruchsvoller Roman, der nach dem Lesen noch einige Zeit nachklingt. / 2,5 Sterne

Bewertung vom 17.05.2022
Die Ladys von Somerset - Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich
Marsh, Julie

Die Ladys von Somerset - Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich


ausgezeichnet

London, 1807: Die belesene und theaterbegeisterte Emma gerät in finanzielle Not und muss sich daher eine Anstellung als Gesellschafterin suchen. Ihre Arbeitgeberin, Lady Darlington, erwartet Großes von Emma: Sie soll ihrer Tochter Anthea Literatur-Kenntnisse übermitteln, um eine Verlobung mit Lord Livingston zu erzielen. Doch so einfach ist es nicht, denn plötzlich taucht der attraktive Ambrose Beauchamp auf, der allen anwesenden Frauen den Kopf verdreht.

Die Regency-Romance-Welt hat es mir angetan, und dafür ist zum Teil auch Julie March verantwortlich. Ihre Geschichte hob definitiv meine Laune, da Emmas turbulente Erlebnisse äußerst charmant erzählt wurden, ganz im Rahmen des damaligen Zeitgeistes. Mir wurde zu keinem Zeitpunkt langweilig, da ich die abenteuerlichen Beziehungen zwischen den Figuren und deren unfreiwillige Komik höchst amüsant fand.

Ich mochte die Bodenständigkeit und das Engagement der klugen Emma und ihre Fähigkeit mit Zuversicht und Mut durch alle Schwierigkeiten zu navigieren, und damit auch den tragischsten Momenten ein Pflaster aufzukleben. Aber auch den etwas windigen Dandy Ambrose habe ich nach und nach in mein Leserherz geschlossen. Beide Protagonisten zeigten eine vorsichtige Annäherung, die aber deutlich spürbar war und bis zum Ende eine fantastische Entwicklung enthüllte. Ich habe das gefühlsbetonte Auf und Ab der beiden mit großem Vergnügen verfolgt.

Die Geschichte zeigte sich für mich im Großen und Ganzen überraschend vielfältig und humorvoll. Die Autorin konnte die Stimmung einzelner Szenen sehr gut festhalten. Darüber hinaus spiegelten sich die Manieren der Epoche in ihrem Schreibstil wider, ihre Wortwahl betonte die Höflichkeit und Erziehung der Gesellschaft im Roman. Alles passte perfekt.

„Die Ladys von Somerset – Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich“ hat mir unterhaltsame Lesestunden beschert. Emmas Erlebnisse waren regelrechte Abenteuer, mit reizenden Figuren und einem entschlossenen Blick nach vorne. Empfehlenswert!