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Benutzername: 
Lilofee
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 298 Bewertungen
Bewertung vom 15.02.2021
Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


gut

Queen Elizabeth hat eine heimliche Passion.

Seit ihrer Kindheit löst sie sehr gerne Kriminalfälle. Im Geheimen versteht sich. Als in Windsor Castle ein junger russischer Musiker tot aufgefunden wird, stellt sich heraus, dass es Mord war. Für den Geheimdienstchef ist es klar das nur Putin dahinterstecken kann. Die Queen ist davon nicht sehr überzeugt und stellt ihre eigenen Ermittlungen an. Das macht sie zusammen mit ihrer neuen Privatsekretärin Rozie. Rozie lernt sehr schnell was für eine hohe Kunst Diplomatie ist. Zusammen sind die beiden ein unschlagbares Team.

Die Charaktere sind sehr gut getroffen. Besonders die Queen funkelt wie ein richtiger strahlender Solitär. Selbstbewusst und natürlich immer im Hintergrund behält sie den Überblick und die Fäden in der Hand. Davon gibt es so einige die dann am Ende auf wunderbare Weise zusammen laufen. So ganz nebenbei wird der Leser durch Schloss Windsor geführt und bekommt sehr private, natürlich rein fiktive, Einblicke in den königlichen Alltag. Lernt das Leben ihrer Majestät etwas näher kennen. Ihren Gemahl Prinz Philipp und ihre Leidenschaft für Pferde. Die ganze Belegschaft, die hinter ihr steht und die den Laden in Schwung hält. Natürlich auch ihre Rolle als Gastgeberin. Ihre Bemerkenswerte Loyalität und Gerechtigkeit. Der Schreibstil ist für mich typisch englisch und hat den von mir so geliebten schwarzen Humor.

Der Fall selber ist originell aber leider nicht gut zum mit raten.

Die Aufklärung der Morde wirkt etwas sehr konstruiert und ist nicht so richtig nachvollziehbar.

Es gibt einfach zu viele lose Fäden und die Auflösung ist ziemlich abstrus. Der Leser verliert den schnell Überblick. Außerdem fehlt die Spannung. Das nahm mir etwas den Lesespaß.

Im Grunde genommen ist es eine wunderbare Geschichte mit realem Hintergrund über eine ganz besondere Ermittlerin. Wer einen spannenden Krimi erwartet wird allerdings sehr enttäuscht sein.

Bewertung vom 12.02.2021
Glückskinder
Simon, Teresa

Glückskinder


ausgezeichnet

München - Als Ende April 1945 die US-Armee München erreicht ist es für die meisten Menschen eine Befreiung,
Die junge holländische Zwangsarbeiterin Griet kommt völlig entkräftet nach Wolfratshausen
und findet bald im US-Captain Walker einen persönlichen Beschützer.
Die Münchnerin Toni verliebt sich in den zwielichtigen Louis,
der eine wichtige Rolle auf dem Schwarzmarkt in der Bogenhausener Möhlstraße spielt.
Toni versucht täglich auf dem Schwarzmarkt das nötigste für die Familie zu organisieren.
Als Griet ein Zimmer in Tonys Familie zugewiesen bekommt, spürt sie zunächst eine tiefe Abneigung.
Griet hat eine sehr schlimme Zeit hinter sich, über die sich nicht reden möchte und Tony merkt, dass sie ihre Vorurteile überwinden sollten damit sie einander helfen können.
Denn beide sind doch irgendwie Glückskinder.

Dank der wirklich sehr lebendigen Schreibweise hat man das Gefühl ein Teil zu sein.
Man erlebt alle Höhen und Tiefen hautnah mit. Das Leiden der Menschen wird schonungslos
wiedergegeben. Die Geschehnisse sind sehr echt und packend beschrieben.
Teresa Simon ist eine Autorin, die genauste Recherchen betreibt.
Reale historische Quellen werden mit in diesen Roman einbezogen.
Z.B.Die Hungerjahre, der Schwarzmarkthandel und der so kalte Jahrhundertwinter 1946/47.
Die Mischung zwischen Dichtung und Wahrheit ist wunderbar gelungen.
Sehr ernste Töne und Begebenheiten sind durchaus vorhanden aber es gibt auch viel erfrischende Leichtigkeit. Genau diese Mischung macht aus diesem Buch ein Leseerlebnis.
Dazu kommt die Schreibweise der Autorin die voller Esprit und Leidenschaft ist.
Ein kleines Schmankerl noch am Schluss.
Am Ende des Buches sind Rezepte aus einem historischen Kochbuch aus der unmittelbaren
Nachkriegszeit abgebildet.
Ein Lesehighlight!

Bewertung vom 10.02.2021
Lotte Lenya und das Lied des Lebens
Neiss, Eva

Lotte Lenya und das Lied des Lebens


sehr gut

Die Liebe zwischen der Sängerin Lotte Lenya
und dem Komponisten Kurt Weill war voller Eskapaden.
Eine Künstlerehe, stets gefährdet und doch unauflöslich.
Ein so ernster wie heiterer Lebensdialog, in den sich
schreckliche Zeitgeschichte ebenso einmischte wie unzählige Rivalen.
Im Hintergrund wird schon sehr deutlich, dass die Zeit des Nationalsozialismus angebrochen ist.
Die Charaktere dieser Zeit werden wunderbar zum Leben erweckt.
Sie sprühen so vor Leben, dass man das Gefühl hat, sie wahrhaft zu kennen.
Das Lebensgefühl dieser Zeit kommt wunderbar auf die Seiten.
Die Schreibweise ist fließend und mitreißend, macht neugierig auf diese außergewöhnliche Frau
Sehnsüchte und Sorgen einer längst vergangenen Epoche leben noch einmal auf.
Die Ortsbeschreibungen lassen eine längst vergangene Zeit wieder auferstehen und laden
in eine Reise in die Vergangenheit ein. Wunderbar recherchiert und umgesetzt.
Ein Buch über eine Eigenwillige und starke Frau die ihren Weg gegangen ist.
4.5 Punkte

Bewertung vom 31.01.2021
Wo wir Kinder waren
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


ausgezeichnet

Eva, Iris und Jan sind Erben der ehemals prächtigen Spielzeugfabrik Langbein in Sonneberg.
In der Kaiserzeit gegründet, befand sie sich in der Weimarer Republik auf ihrem Höhepunkt,
überstand zwei Kriege, deutsche Teilung und Verstaatlichung,
nur um nach der Wiedervereinigung kläglich unterzugehen.
Nun ist von der ehrbaren Langbein-Tradition nichts mehr übrig.
Streit und Verbitterung haben sich auf die Hinterbliebenen übertragen.
Doch als bei einer Internetauktion eine der seltenen Langbein-Puppen auftaucht.
Sorgfältig genäht und von ihrem Großvater persönlich bemalt -,
rückt die verblasste Vergangenheit wieder heran und wirft unzählige Fragen auf:
nach Schuld und Verlust, aber auch nach Hoffnung und Neubeginn.

Es wird in zwei Erzählsträngen erzählt, und durch Rückblenden bis ins Jahr 1910
von der Autorin sehr plastisch geschildert.
Die Alltagserfahrungen und historische Geschehnisse sind perfekt in diese Geschichte
verwoben. Ein fast vergessenes Handwerk lebt wieder auf.
Die schwere und schlecht bezahlte Arbeit vieler ortsansässiger Familien,
die sich in Heimarbeit mit der Herstellung von Spielzeug ihren Lebensunterhalt verdienten.
Wunderbar recherchiert und in eine bewegende Familiengeschichte gepackt.
Das macht dieses Buch so lebendig und teilweise auch spannend.
Flüssig geschrieben, der Leser fliegt förmlich durch die Zeilen.
Ein tolles Buch auch über die politische Lage Deutschlands, dem Aufstieg und Fall der
Spielzeugindustrie in Sonneberg. Nicht nur die Lebensumstände, sondern auch
die politische Seite ist sehr interessant.
Man bekommt schnell einen interessanten Einblick in die Denkweise der Menschen.
Die Beschreibung der Landschaft vermittelt einen das Gefühl direkt vor Ort zu sein.
Die Charaktere und Ihre Entwicklungen sind wunderbar beschrieben
und man kann sich sehr gut mit ihnen Identifizieren.

„Wo wir Kinder waren“ ist nicht nur ein mehr als gelungener Familienroman, sondern auch ein
Teil der eigenen Geschichte von Kati Naumann. Sehr gut recherchiert und in der Kombination mit
der fiktiven Geschichte ein Leseerlebnis.

Bewertung vom 21.01.2021
Hingabe
Belpois, Bénédicte

Hingabe


ausgezeichnet

Hingabe ist ein etwas anderer Roman. Tomas, Ende 30, hat den nahen Tod vor Augen. Er bewirtschaftet einen Hof, hat gelernt mit seinen Gefühlen sparsam umzugehen. Werte wie Liebe, Ehre, Respekt oder Freundschaft drückte er nur in Taten aus. Das alles auch nur noch auf ein Mindestmaß beschränkt. Die Entbehrungen haben ihn sehr zurückhaltend mit Gefühlen werden lassen.

Dann kommt Suiza, zart mit einer sehr starken Zerbrechlichkeit. Etwas hilfs- und orientierungslos geht sie durch das Leben. Tomas fühlt sich gleich angezogen von ihr und nimmt sie mit zu sich nach Hause. Es entsteht etwas zwischen den beiden das man als Leser nicht unbedingt bejahen kann. Es gibt einige recht brutale Szenen aber dann auch wieder sehr zarte, fast liebevolle Momente.

Beide Seelen sind stark beschädigt und vielleicht auch deshalb finden sie zueinander. Sie leben zusammen, Suiza wird mit der Zeit Selbstbewusster und Tomas scheint so etwas wie Liebe zu empfinden. Aber es kommt alles anders als gedacht.

Dieser Roman hat etwas Ungewöhnliches, dunkles das aber immer wieder durch Lichtblicke und Hoffnungen aufgehellt wird. Es gibt einige etwas gewalttätige sexuelle Szenen die aber durch die wunderbare Schreibweise durchaus auszuhalten sind. Die Charaktere bringen einen enormen Nuancenreichtum in die Handlung und sorgen dadurch für viel Farbe und Abwechslung. Sie alle sind stark geprägt durch ihr Leben. Haben gute und schlechte Eigenschaften. Und genau diese Fehler und Macken lassen sie so natürlich und echt wirken.

Anfangs etwas roh und ungehobelt entwickelt sich die Geschichte zu einem fast schon liebevollen zusammenleben der beiden.

Ein starkes Debüt und für mich ein absolutes Lesehighlight.

Bewertung vom 05.01.2021
Die Frauen von Paris
Jenoff, Pam

Die Frauen von Paris


gut

Manhattan, 1946: 
Die junge Witwe Grace Healey findet einen Koffer mit
einem Dutzend Fotografien junger Frauen.
Grace findet heraus, dass alle zwölf Frauen während des Krieges von
England ins besetzte Frankreich geschickt wurden, um die Landung der
Alliierten vorzubereiten. Keine von ihnen ist zurückgekehrt.
London, 1943:
Die alleinerziehende Marie hat ihre kleine Tochter auf dem Land untergebracht.
Das soll sie vor den Bombenangriffen der Deutschen schützen.
Eines Tages macht ihr der britische Militärgeheimdienst ein Angebot:
Weil die männlichen Agenten im besetzten Frankreich zu schnell enttarnt werden,
sollen zum ersten Mal in der Geschichte Frauen als Spione eingesetzt werden.
Zunächst scheint es eine relativ einfache Aufgabe zu sein.
Doch schon bald wird klar, dass es einen Verräter in den eigenen Reihen geben muss.

Der wunderbar flüssige Schreibstil der Autorin nimmt einen geradewegs mit
in eine vergangene Zeit. Es wird in zwei Zeitsträngen erzählt.
London 1943 und Manhattan 1946. Die Vergangenheit wird wieder lebendig.
Die Wirren des Zweiten Weltkriegs und die schlimme Zeit der Besatzung werden gekonnt
in die Geschichte eingewoben. Mit gut gesetzten Spannungsbögen und mit einem
sehr fesselndem Schreibstil.
Nicht nur die politische Seite ist sehr interessant, sondern auch die Lebensumstände.
Die Schreibweise ist fließend, manchmal etwas zu ausschweifend.
Die Charaktere und Ihre Entwicklungen sind wunderbar beschrieben.
Während der erste Erzählstrang mich richtig mitgerissen hat, fand ich den zweiten eher
Langweilig. Auch sind einige Passagen ziemlich holprig und nicht immer nachvollziehbar.
Es gibt  viel drumherum was das Lesevergnügen doch erheblich gemindert hat.
Die Recherche ist gut. In der Kombination mit der fiktiven Geschichte ist es durchaus ein
Leseerlebnis allerdings mit einigen Schwachstellen.

Bewertung vom 03.01.2021
Groß & Fett
Groß, Maria;Uhlig, Elena

Groß & Fett


ausgezeichnet

Dieses wunderbare Kochbuch hebt sich so schön von der Masse ab. Alleine der Titel Groß & Fett. Nun ja, Maria heißt Groß und Fett ist ein sehr guter Geschmacksträger. Das Essen ist halt nicht nur Nahrungsaufnahme und Mittel zum Zweck, sondern auch etwas mehr. Etwas Besonderes. Nämlich sinnlich, wohltuend und lebendig. Genauso wird es auch vermittelt.

Die Inhaltsangabe ist sehr übersichtlich.

-Die Vorstellung-

des Teams ist schon eine sehr launige Angelegenheit.

Man merkt gleich, dass die Chemie zwischen den beiden stimmt.

-Die Grundzutaten-

sind sehr wenige. Das ist eine Offenbarung.

Fast alles findet man in einer Küche, in der gekocht wird. Das wenige das fehlt kann man selbst herstellen oder beim Kaufmann um die Ecke kaufen.

-Die Theorie für die Praxis-

kann selbst erfahrenen Köchen/innen noch was bringen. Die Tipps sind wunderbar alltagstauglich und vor allem sehr hilfreich. Liebevoll und ohne den erhobenen Zeigefinger werden sie erklärt.

-Kleine Gerichte – sind wirklich kleine und vor allem feine Gerichte.

Der Brotsalat zum Beispiel ist schnell gemacht, macht wenig Abwasch und schmeckt mit der Salatsoße einfach köstlich.

-Vegetarische Gerichte-

gibt es sehr viele. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei.

-Fleisch und Fisch-

hat viele Gerichte mit ungewöhnlichen Zusammensetzungen. Da bekommt man Lust es auszuprobieren.

Schweinefilet mit Kartoffel-Senf-Ragout ist ein wirklich leckeres Gericht.

Mit einer Soße zum reinlegen.

-Desserts-

gibt es natürlich auch. Da kann ich den schnellen Apfelkuchen empfehlen.

Der ist nicht nur schnell gemacht, er ist auch sehr schnell gegessen.

Aufgelockert wird das Buch durch wundervolle Fotos und witzigen Texten.

Immer wieder gibt es Tipps und kleine Erklärungen. Da es keine genauen
Mengenangaben und Garzeiten gibt, ist es für Anfänger evtl. etwas schwierig.
Dafür gibt es aber den Podcast, den ich sehr empfehlen kann.
In ca. 30 Minuten ist das Rezept fertig.

*Ein sehr gelungenes Kochbuch. Für Anfänger und auch für alte Hasen.

*Die Angaben stimmen, die Rezepte gelingen.

*Die Rezepte sind abwechslungsreich und nicht überkandidelt.

*Da gibt es für jeden Geschmack etwas.

*Das beste aber ist bei diesem Buch, das das Auge mitisst.

Sobald man dieses Buch aufklappt, möchte man sofort loskochen.
Die Leidenschaft mit der Maria kocht, ist ansteckend.

Bewertung vom 19.12.2020
Erinnerungen aus Glas
Dobson, Melanie

Erinnerungen aus Glas


ausgezeichnet

Niederlande 1942:
Zwei Frauen, beste Freundinnen, stehen sich nach langer Zeit wieder gegenüber.
Die Jüdin Eliese arbeitet im Auftrag des Judenrates als Registrierungskraft
in der Hollandschen Schouwburg, einem Amsterdamer Theater,
das zur Sammelstelle für Juden umfunktioniert wurde.
Josie im gegenüberliegenden Kinderheim. Die Zustände sind für sie unerträglich und sie
schmieden einen nicht ungefährlichen Plan.

75 Jahre später reist Ava Drake als Direktorin der Kingston-Stiftung nach Uganda.
Sie will einen Förderantrag prüfen. Sie lernt Landon West kennen.
Unerwartet tut sich eine Verbindung zwischen ihren Familien auf. Ava fängt an zu
recherchieren. Sie stößt auf Widerstand und sticht in ein Wespennest aus Lügen,
Betrug und Habgier.....

Mit einer sehr ausdrucksstarken Schreibweise nimmt uns die Autorin mit in eine
schlimme Zeit. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und springt immer wieder
in die Vergangenheit zurück. Eine sehr gut recherchierte Geschichte.
Hier werden historische Fakten mit dem Schicksal zweier Familie verwoben.
Es ist ein sehr berührender Roman. Unprätentiös und lebensnah erzählt,
so das es nie rührselig oder kitschig wird.
Die Charaktere und Ihre Entwicklungen sind wunderbar beschrieben und man kann sich sehr gut mit ihnen Identifizieren.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen.
Hier wird Zeitgeschichte authentisch vermittelt. Sie macht deutlich was die Menschen damals alles auf sich genommen haben,
um Leben zu retten. Dieses Netzwerk aus Männern und Frauen, die ihr Leben dafür riskiert haben.

Melanie Dobsen hat einen wunderbaren Roman geschaffen. Ein Denkmal für die vielen mutigen Helfer und Helferinnen.
Richtig gut recherchiert und spannend umgesetzt.
Eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.12.2020
Wo du nicht bist
Gebert, Anke

Wo du nicht bist


ausgezeichnet

Die Autorin erzählt eine Liebesgeschichte und damit ein Stück Deutsche Geschichte.
Irma, eine einfache Verkäuferin verliebt sich in Erich einem Arzt.
Erich lebt in einer sehr großen Altbauwohnung am Kurfürstendamm, in der er auch seine Praxis hat. Dort gibt es große Abendessen, er spielt Klavier und hat sogar ein Auto. Für Irma ist das eine ganz andere Welt.
Aber sie fasst langsam Vertrauen und ist glücklich. Die beiden verloben sich.
Doch bald ist das kurze Glück vorbei.
Denn Erich ist Jude und die Nationalsozialisten haben immer mehr Einfluss.
Für den Arzt Erich wendet sich das Blatt und sein Leben wird immer eingeschränkter.
Erst verliert er seine Praxis und die Wohnung und letztendlich auch seine Approbation.
Erich wird deportiert und überlebt nicht.
Irma hat mit ihrem Herzen ein Eheversprechen gegeben, das sie bis an ihr
Lebensende bindet.
Von nun an setzt sie alles daran, auch rechtlich als Frau Bragenheim anerkannt zu werden. Es geht ihr nicht um ein eventuelles Erbe oder eine Rente. Sie möchte schlicht eine Tatsache offiziell bestätigt haben.

Viel Lokalkolorit und ein sehr gutes Hintergrundwissen machen diesen Roman zu einem Leseerlebnis.
Charaktere und Aufbau sind sehr überzeugend und mitreißend.
Das Leiden der Menschen wird schonungslos wiedergegeben.
Die Geschehnisse sind sehr echt und packend beschrieben.
Alles wird sehr anschaulich und bildhaft dargestellt.
Sehr sachlich und nüchtern wird so das Grauen greifbar.
Ein sehr tiefer Einblick in eine dunkle Zeit.
Die Schreibweise ist wunderbar fließend und macht das Lesen zu einem Erlebnis.
Ein wunderschöner Roman über eine ganz besondere Frau.

Bewertung vom 01.12.2020
Bergsalz
Kalisa, Karin

Bergsalz


sehr gut

Die Autorin hat einen sehr sozialen Roman geschrieben.

Sie geht der Frage nach wie wir Leben und was wir erleben. Vom Verlassensein ist die Rede und vom Zusammenhalt.

Von der Freude, Großzügigkeit, der Liebe und auch von Schmerz und Leid durch Krieg oder Vertreibung.

Die Würze des Lebens ist, das was alles zusammenhält. Wie hier im Roman das Bergsalz.

Es ist schön zu lesen wie dieses Salz Franzi und ihre alteingesessenen Dorffreundinnen mit den neuen Dorfbewohnern verbindet. Syrische Flüchtlinge, die alles verloren haben. Eine von ihnen, Esme, beginnt mit Franzi zu kochen.

Franzi freundet sich mit Esme an und die beiden probieren verschiedene Rezepte aus.

Entdecken einige Gemeinsamkeiten.

Das ganze Dorf wird aus dem Dornröschenschlaf geweckt.

Die Menschen entdecken nicht nur das das Fremde auch gute Seiten hat. Sie haben auch den Ehrgeiz das Dorf wiederzubeleben.

Franzi schafft es sogar das Sabina, die aus der Enge des dörflichen Lebens in die Welt und bis in Kriegsgebiete flüchtete in ihre Pläne mit einzubinden.

Das alles wird in zwei Zeitebenen erzählt.

In Rückblenden geht es in das mittelalterliche Allgäu in die Zeit der Bundschuh-Bewegung. Um aufständische Bauern die in den Jahren 1493 bis 1517 gegen Ungerechtigkeiten aufbegehrten. Der Kreis schließt sich mit Sabina. Sie beginnt in einem Einödhof ein neues Familien-Leben.

Die Schreibweise ist gut, geht manchmal sogar ins Poetische.

Die Charaktere und Ihre Entwicklungen sind wunderbar beschrieben und man kann sich sehr gut mit ihnen Identifizieren.

Der ganze Roman ist so positiv und sehr inspirierend.

Leider wird vieles nur kurz angerissen.

Die Botschaft aber ganz klar.

Hoffnung und Glaube kann Berge versetzen.

So ist das Leben und deshalb gefällt mir dieses Buch.