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Rinoa

Bewertungen

Insgesamt 193 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2020
Wer auf dich wartet / DCI Jonah Sheens Bd.2 (eBook, ePUB)
Lodge, Gytha

Wer auf dich wartet / DCI Jonah Sheens Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Aidan freut sich darauf, mit seiner Freundin Zoe zu skypen, doch sie geht zwar Online, erscheint aber nicht am Bildschirm. Auf einmal hört er die Tür gehen und Kampfgeräusche im Hintergrund, dann Stille…
Ein neuer Fall für DCI Jonah Sheens und sein Team, der fast keiner geworden wäre. Warum hat Aidan so spät erst die Polizei informiert und warum weiß er nicht, wo sich die Wohnung seiner Freundin befindet, die nun tot in der Badewanne liegt?
Und obwohl Zoe offenbar sehr beliebt war, häufen sich plötzlich in ihrem Umfeld die Verdächtigen – doch wer ist der Täter?

Mit „Wer auf dich wartet“ legt Gytha Lodge den zweiten Fall von DCI Jonah Sheens vor.
Wie auch schon im Vorgänger stehen die Ermittlungen der Polizei im Vordergrund und man erfährt auch einiges aus deren Privatleben. Dies nimmt jedoch keinen zu großen Raum ein, was mir gut gefallen hat. Der Fokus liegt ganz klar auf dem Fall und der (Spuren)Suche nach dem Täter.

Zwischendurch folgen dann immer wieder Rückblenden aus Zoes Leben, die etwa anderthalb Jahre vor den jetzigen Ereignissen beginnen und bis kurz vor ihren Tod reichen. Hier erfährt der Leser einiges über Zoe, ihre Freunde und auch über Aidan und hat diesbezüglich gegenüber den polizeilichen Ermittlungen einen kleinen Vorsprung.

Diese sind im Übrigen spannend zu verfolgen und überhaupt ist das Buch wirklich gut geschrieben, so dass die Seiten nur so dahin fliegen. Auch die Charaktere sind für mich recht gut dargestellt, auch wenn sie – wohl aufgrund der doch recht vielen Beteiligten – teilweise auch etwas oberflächlich auf mich wirkten.
Die Auflösung hat mich dann wirklich überraschen können – der Autorin ist es gut gelungen, doch einige falsche Fährten zu legen –, war dabei aber gut durchdacht und schlüssig.

„Wer auf dich wartet“ ist ein guter, solider Krimi und ich freue mich schon auf den nächsten Fall von DCI Jonah Sheens und seinem Team.

Bewertung vom 28.10.2020
ministeps: Hör rein, sing mit! Erste Kinderlieder zum Anhören.
Volksgut

ministeps: Hör rein, sing mit! Erste Kinderlieder zum Anhören.


sehr gut

„Hör rein, sing mit“ ist ein weiteres tolles Büchlein aus der ministeps-Reihe von Ravensburger, die bekannt ist für ihre wirklich kind- und altersgerechte Aufmachung. So können schon Kleinkinder ab 12 Monaten selbständig ihre Lieblingslieder aussuchen und anhören und dabei auch noch die wirklich niedlichen Illustrationen bewundern.
Ente, Bär, Frosch, Schaf etc. sind wirklich ganz toll gezeichnet, immer passend zum jeweiligen Lied und die Bilder sind auch nicht überladen, sondern für diese Altersklasse genau richtig.

Auch der Sound selbst ist für so ein kleines Buch erstaunlich gut und klar und auch die Lautstärke ist angemessen, so dass man „Alle meine Entchen“, „Backe, backe Kuchen“, „Bruder Jakob“, „Summ, summ, summ“ und „Schlaf, Kindlich, schlaf“ wirklich gut verstehen und auch mitsingen kann.
Dass sowohl Noten als auch Text mit dabei stehen ist zwar für die Kinder eher nebensächlich, für mich aber ein schönes Extra, auch wenn die meisten die Texte wahrscheinlich so oder so kennen.

Einziges Manko ist für mich der Sensor, der die Musik auslöst, sobald man die Seite aufschlägt. Dieser reagiert auf Licht, ist aber – zumindest bei meinem Buch – äußerst empfindlich. Zum einen benötigt er eine Lichtquelle, die wirklich direkt auf das Buch strahlt (mit einem Deckenfluter klappt das nicht immer, obwohl das Zimmer ansonsten hell ist). Zum anderen startet das Lied direkt neu, sobald man beispielsweise mit der Hand über den Sensor kommt. Das nervt mich manchmal ein wenig, vor allem weil meine Tochter gerne auch auf die verschiedenen Tiere zeigt und dann jedes Mal das Lied wieder von vorne beginnt.

Ansonsten ist „Hör rein, sing mit“ aber ein tolles Büchlein, das besonders meiner Tochter sehr viel Freude bereitet und wirklich liebevoll und schön gestaltet ist.

Bewertung vom 28.10.2020
Verschließ jede Tür (eBook, ePUB)
Sager, Riley

Verschließ jede Tür (eBook, ePUB)


gut

Jules ist überglücklich. Nach der Trennung von ihrem Freund und dem Verlust ihrer Wohnung scheint es jetzt endlich wieder aufwärts zu gehen. Sie darf als Apartmentsitterin im „Bartholomew“, einem prachtvollen alten Hochhaus am Central Park, auf eine Luxuswohnung aufpassen. Es gibt zwar einige seltsame Bedingungen, so muss sie jede Nacht in der Wohnung schlafen und darf dort keinen Besuch empfangen, aber die nimmt sie gern in Kauf.
Doch dann verschwindet Ingrid, eine andere Apartmentsitterin, es häufen sich unheimliche Vorkommnisse und immer öfter hört Jules davon, dass das „Bartholomew“ ein dunkles Geheimnis haben soll.
Sie beginnt auf eigene Faust Erkundigungen einzuziehen und gerät dabei plötzlich selbst in Gefahr.

Mit Spannung bin ich an die Lektüre von „Verschließ jede Tür“ herangegangen, versprach der Klappentext doch eine interessante und auch etwas gruselige Geschichte. Leider konnte mich das Buch jedoch nicht so recht packen. Ich finde die Idee wirklich super, die Umsetzung hat mir allerdings nicht so gut gefallen.

Der Schreibstil des Autors ist zwar wirklich gut und so war ich sofort mittendrin im Leben von Jules, die mir im Übrigen auch gleich sympathisch war. Doch irgendwie wollte keine rechte Spannung aufkommen. Für meinen Geschmack hätte man viel mehr aus der unheilvollen Atmosphäre in diesem alten Prachtbau machen können und für die Thematik war mir die Geschichte einfach nicht gruselig genug.

Ich wollte zwar schon wissen, wie alles zusammenhängt und hatte deshalb auch einen gewissen Drang, weiterlesen zu wollen. So richtig gefesselt war ich allerdings nicht, vielmehr plätscherten die Ereignisse für mich eher so vor sich hin, ohne dass ich wirklich hineingezogen wurde.

Die Auflösung kam dann schon überraschend, war für meinen Geschmack aber doch ein wenig zu viel des Guten. Ich fand „Verschließ jede Tür“ zwar nicht wirklich schlecht, so richtig überzeugt hat es mich allerdings auch nicht.

Bewertung vom 26.10.2020
Funkenmord / Kommissar Kluftinger Bd.11
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Funkenmord / Kommissar Kluftinger Bd.11


ausgezeichnet

Der neue „Kluftiger“ ist endlich da – und „Funkenmord“ knüpft nahtlos an die Ereignisse des Vorgängers an. Dessen Lektüre ist zwar nicht zwingend ein Muss, ich denke, die Zusammenhänge kann man auch so verstehen, aber doch ratsam.

Gerade auch nach dem Überfall auf ihn im Wald, bei dem die Täter unerkannt flüchten konnten, ist Kluftiger fest entschlossen, den alten Fall „Funkenmord“ wieder aufzurollen – außerdem lastet sein Fehler von damals immer noch schwer auf ihm. Seine Kollegen zeigen daran zwar nur wenig Interesse, die neue Mitarbeiterin Lucy Beer unterstützt ihn jedoch gleich tatkräftig.
Und auch privat liegt einiges im Argen: Kluftingers Frau Erika ist krank und dann steht auch noch die Taufe des Enkelkinds bevor. Es gibt also viel zu tun für den Kommissar…

Ich finde es gut und auch mal etwas anderes, dass die Autoren Kluftinger den alten Fall noch einmal aufrollen lassen, gerade weil auch aus dem letzten Band doch einige Fragen offen geblieben sind.
Am Anfang passiert jedoch erst einmal nicht allzu viel bezüglich des Cold Case und das Privatleben des Kommissars nimmt doch einen sehr großen Raum ein. Das ist zwar nicht unbedingt ungewöhnlich und die Reihe sicher auch deshalb so beliebt, war aber diesmal für meinen Geschmack wirklich sehr ausufernd. Doch gerade, als mich das so ein bisschen zu stören anfing und mir fast etwas zu viel wurde, nimmt der eigentliche Fall gehörig an Fahrt auf und schlägt noch einige Haken, bevor er dann sein – für mich – doch recht überraschendes Ende findet.

Alles in allem hat mir „Funkenmord“ wirklich sehr gut gefallen, die Lektüre war kurzweilig, unterhaltsam und spannend und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Kluftinger!

Bewertung vom 06.10.2020
Die Rachsüchtige
Calden, Saskia

Die Rachsüchtige


sehr gut

Vor acht Jahren ist Kristina mit einer zerrissenen Perlenkette in den blutigen Händen aus ihrem Heimatort geflohen. Bis heute weiß sie nicht, was in jener Nacht eigentlich passiert ist.
Doch plötzlich taucht eine Fremde auf, die etwas über die damaligen Geschehnisse zu wissen scheint. Als diese Kristina auch noch einen Mord in die Schuhe schieben will wird ihr klar: Sie muss sich endlich der Vergangenheit stellen und herausfinden, welche Schuld sie damals auf sich geladen hat.

Ich hatte zunächst ein bisschen Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Das Buch ist zwar nicht schlecht geschrieben, die Erzählweise fand ich allerdings am Anfang etwas verworren, so dass es ein wenig gedauert, bis ich so richtig „drin“ war.
Dies lag vielleicht auch daran, dass es mir sehr schwer fiel, mich in Kristina hineinzuversetzen. Zum einen fand ich sie nicht sehr sympathisch, gerade wenn sie über die Zeit von vor acht Jahren erzählt hat.
Zum anderen habe ich es einfach nicht verstanden, warum sie nicht mehr nachgeforscht hat, was damals eigentlich passiert ist. Dieser Aspekt kam für mich etwas zu kurz und eine richtige Erklärung für ihre Handlungen (oder auch Nicht-Handlungen) konnte ich nicht finden.

Auch wollte bei mir keine rechte Spannung aufkommen. Ich wollte zwar schon wissen, wie sich alles auflöst und auch was es mit der Fremden auf sich hat, die Kristina bedroht. Von daher hatte ich schon das Bedürfnis, weiterzulesen und dran zu bleiben; so richtig fesseln konnte es mich allerdings nicht.

Was die Lektüre dann aber im Endeffekt wirklich aufgewertet hat, war der Schluss. Den fand ich einfach grandios und er ist allein mehr als 5 Sterne wert. Wenn das Buch vorher für meinen Geschmack so ein bisschen vor sich hin dümpelte, kam gegen Ende und mit der Auflösung ein richtiger Paukenschlag, mit dem ich wirklich kein bisschen gerechnet hatte.

Alles in allem hat mir „Die Rachsüchtige“ daher gut gefallen und hat dank des tollen Endes noch einige Zeit nachgewirkt.

Bewertung vom 05.10.2020
Dunkler Raum (eBook, ePUB)
Robert, Peter

Dunkler Raum (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Lutz Helsinger ist überglücklich mit seinem Sohn Raph aus dem Problemviertel Neuwarder in Hamburg wegzukommen; das Internat Gut Vogelstein, wo er sich gemeinsam mit seiner Freundin Marion und deren Tochter Tari ein neues Leben aufbauen möchte, scheint wirklich das Paradies auf Erden zu sein.
Lutz‘ ehemalige Nachbarin Regina Adebaye hingegen bleibt mit ihren beiden Kindern in Hamburg zurück, wo das Leben jeden Tag aufs neue ein Kampf ums Überleben ist.
Doch plötzlich gerät nicht nur Lutz‘ heile Welt ins Wanken, überall auf der Welt kommt es zu Ausrastern und Gewalt von Kindern, die bald „Killerkinder“ genannt werden. Kann Lutz die Ereignisse irgendwie aufhalten oder ist er ihnen hilflos ausgeliefert?

Ich bin recht unvoreingenommen an die Lektüre von „Dunkler Raum“ herangegangen, da der Klappentext für meinen Geschmack nicht wirklich aussagekräftig ist und auch das Cover sehr schlicht gehalten ist. Was mich dann aber erwartet hat, das kam dann doch etwas überraschend.
Zunächst einmal ist es wahnsinnig gut geschrieben. Messerscharf beobachtet Peter Robert die Geschehnisse rund um die Familien von Regina und Lutz, das Ganze mit einer Ausführlichkeit und einem Detailreichtum (immerhin zählt das Buch stolze 750 Seiten), die mir jedoch erstaunlicherweise nie langatmig oder „zu viel“ wurden. Im Gegenteil: Es liest sich packend und fesselnd wie ein Krimi und auch wenn ich im zweiten Teil manchmal etwas Schwierigkeiten hatte, die zeitlichen Abläufe sofort genau einzuordnen, tat das dem Spannungsbogen keinen Abbruch.

In die Schilderungen ganz alltäglicher Dinge schleicht sich dann immer mehr das Grauen ein, am Anfang eher subtil, später dann wuchtiger, aber immer wieder abgelöst von einer Normalität, die das Schlimme dann umso mehr zum Vorschein treten lässt.

Ich bin wirklich immer noch ganz begeistert von diesem Buch und es hat so eine Sogwirkung auf mich entwickelt, dass ich mich wirklich wie ein Teil des Ganzen gefühlt habe und es richtig schade fand, diese „Welt“ wieder verlassen zu müssen (auch wenn sie gerade gegen Ende doch recht unwirtlich geschildert wird).

Einziger kleiner „Kritikpunkt“ ist für mich, dass das Buch im letzten Teil dann doch recht schnell zu Ende geht. Gerade im Gegensatz zum sehr ausführlichen ersten und auch zweiten Teil, kam das für mich etwas abrupt. Natürlich sind 750 Seiten an sich schon recht viel, aber ich fand diese Aufteilung etwas unausgewogen (und ich hätte tatsächlich auch noch mehr gelesen, auch wenn ich so dicke Bücher eigentlich gar nicht so gerne mag).

Alles in allem fand ich „Dunkler Raum“ aber so beeindruckend und gut, dass es für mich auf jeden Fall fünf Sterne verdient hat. Ich kann nur jedem empfehlen, sich auf die Lektüre einzulassen, es lohnt sich!

Bewertung vom 01.10.2020
Vertigo - Und dann wird alles dunkel
Widholm, Annika

Vertigo - Und dann wird alles dunkel


weniger gut

Clara wohnt erst seit kurzem mit ihrem Freund Markus und seinen beiden Töchtern zusammen. Doch so richtig wohl fühlt sie sich dort nicht, zu vieles erinnert an Markus‘ verunglückte Frau und auch die beiden Töchter scheinen sie nicht zu akzeptieren.
Außerdem hat sie immer mehr das Gefühl, dass auch mit ihr selbst etwas nicht stimmt. Sie fällt plötzlich in Ohnmacht und wacht an ganz anderen Orten wieder auf, bildet sich Gerüche und Gegebenheiten ein und scheint zu allem Überfluss auch noch von einem Mann verfolgt zu werden. Steckt etwa Markus hinter all dem…?

Der Klappentext hat sich richtig spannend gelesen und ich habe mich sehr auf „Vertigo“ gefreut. Leider wollte der Funke aber nicht so recht überspringen.
Stattdessen fand ich die ganze Geschichte eher zäh und langatmig und Spannung kam bei mir kaum auf. Vieles bleibt einfach zu vage und besteht mehr aus Andeutungen als aus Konkretem, was komischerweise aber nicht dazu geführt hat, dass mich die Lektüre packen konnte. Eher das Gegenteil war der Fall.
Auch kommen immer wieder Fragen auf (insbesondere was es mit den Ohnmachtsanfällen auf sich hat), die dann aber nur unbefriedigend oder gar nicht beantwortet werden. Dies könnte eigentlich Spielraum für eigene Überlegungen schaffen, doch auch diesbezüglich hat mich die Handlung nicht gepackt.
Die Charaktere blieben mir letztendlich fremd und waren recht oberflächlich und blass, insbesondere mit Clara konnte ich überhaupt nichts anfangen.

Die Idee der Geschichte an sich finde ich richtig gut, leider hat mir die Umsetzung nicht gefallen bzw. war mir zu verworren. Es gibt auch immer wieder mystische Andeutungen, die aber für meinen Geschmack nicht konsequent genug verfolgt werden.

Auch das Ende hat mich nicht überzeugen können, es hat zwar schon zum Rest des Buchs gepasst, war mir dann aber doch zu sehr an den Haaren herbeigezogen.

Alles in allem hat „Vertigo“ leider nicht meinen Geschmack getroffen.

Bewertung vom 01.10.2020
Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1
Seeburg, Uta

Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1


ausgezeichnet

München 1894: Der aus Preußen stammende Ermittler Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist noch nicht lange für die Königlich Bayerische Polizeidirektion tätig, als er es mit einem seltsamen Fall zu tun bekommt. Ein stadtbekannter Bierbeschauer wird tot aufgefunden, eingehüllt in einen Federumhang, ganz in der Nähe der Abdruck eines Elefantenfußes.
Doch nicht nur die Ermittlungen in diesem Mordfall halten Gryszinski auf Trab, plötzlich findet er sich in einem Loyalitätskonflikt wieder – muss er sich tatsächlich zwischen seiner preußischen Herkunft und seiner Integrität als bayerischer Beamter entscheiden…?

Was für ein tolles Buch! Ich bin immer noch ganz begeistert von dem gesellschaftlichen Panorama, das Uta Seeburg vor dem Leser ausbreitet und der wirklich wunderbaren Sprache, die sie dabei nutzt. Ich konnte Wilhelm Freiherr von Gryszinski nicht nur bei seiner Tätigkeit als Ermittler über die Schulter schauen, im bin mit ihm auch durch München flaniert, hätte gerne mit ihm all die beschriebenen Leckereien gespeist und habe allgemein einen sehr interessanten Einblick in sein Leben und das seiner Familie erhalten.

Dazwischen gibt es immer wieder allerlei Interessantes zum Thema Kriminalistik, die Ende des 19. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen steckte und von Gryszinski immer wieder angewendet wird. Ich fand es sehr spannend zu lesen, wie damals bei der Aufklärung von Verbrechen gearbeitet wurde, wie die Kriminalistik immer mehr Einzug in Ermittlungen findet und wie viel man davon heute noch kennt und anwendet.
Dazu passen auch die Zitate aus Hans Groß‘ „Handbuch für Untersuchungsrichter Polizeibeamte, Gendarmen etc.“, die immer am Anfang jedes Kapitels stehen, ein berühmter Kriminologe, bei dem Gryszinski (zumindest im Buch) in die Lehre ging.

Bei „Der falsche Preuße“ hat für mich wirklich alles gestimmt, und ich hoffe sehr, dass es noch weitere Fälle mit dem sympathischen Ermittler Gryszinski gibt. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.09.2020
Die Dirigentin
Peters, Maria

Die Dirigentin


gut

USA in den 1920er Jahren: Die gebürtige Niederländerin Antonia Brico lebt für die Musik und übt am liebsten an einem alten Klavier, das ihr Vater auf dem Müll gefunden hat und das sie mit Decken ausstopft, um ihre herrschsüchtige Mutter nicht zu verärgern.
Immer wieder werden ihr Steine in den Weg gelegt und für ihren Traum, Dirigentin zu werden, verlässt sie sogar ihre große Liebe Frank. Doch ihr Traum scheint nicht Wirklichkeit werden zu können, eine Frau als Dirigentin, so etwas gibt es nicht!
Doch Antonia kämpft und gründet schließlich ein Orchester nur aus Frauen, mit ihr selbst als Dirigentin.

Sowohl, dass „Die Dirigentin“ auf einem gleichnamigen Film beruht, als auch dass es Antonia Brico wirklich gab, habe ich erst im Nachhinein erfahren. Ich finde es bewundernswert, wie sie es geschafft hat, sich in dieser von Männern dominierten Branche und in einer noch viel schwierigeren Zeit als heute durchzusetzen und am Ende tatsächlich auch ihren Traum – zumindest ein Stück weit – umsetzen konnte.
Leider hat mir das Buch an sich allerdings nicht ganz so gut gefallen.

Zunächst einmal fand ich es sehr verwirrend, dass alle Perspektiven (Antonias, die den größten Teil ausmacht, Franks und Robins) in der Ich-Form geschrieben werden. Zwar steht über jedem Kapitel der Name des jeweiligen Erzählers, trotzdem hat mich diese Erzählweise mehr als einmal irritiert und ich musste innerlich erst umschalten. Mir hätte es besser gefallen, nur Antonia als Hauptfigur in der Ich-Form erzählen zu lassen.
Zum anderen fand ich die Geschichte um Antonia recht oberflächlich erzählt; viele Geschehnisse werden auch nicht sehr ausführlich behandelt, so dass es mir letztendlich an Tiefe gefehlt hat, was auch dazu führte, dass ich Antonia nie so richtig nahe kam.

Zwischendurch gab es zwar auch immer wieder interessante Informationen und Wissenswertes über Musiker, Instrumente und Musik im allgemeinen, im Großen und Ganzen hat „Die Dirigentin“ allerdings leider nicht ganz meinen Geschmack getroffen.

Bewertung vom 05.09.2020
Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1
Henning, Greta

Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1


ausgezeichnet

Die frisch gebackene, junge Kommissarin Minke van Hoorn bekommt es gleich an ihrem ersten Tag in ihrer neuen Wirkungsstätte mit einem alten Fall zu tun:
Zwischen den beiden Warften auf der kleinen Hallig Nepken werden menschliche Überreste gefunden, Jahrzehnte alt.
Was ist vor 30 Jahren in einer ähnlich stürmischen Nacht wie der, die bald schon kommen soll, wirklich geschehen? Als dann auch noch der Sohn des Deichgrafen verschwindet wird klar, dass jemand die Vergangenheit lieber ruhen lassen möchte.

Schon das Cover hat mir richtig gut gefallen und passt ganz hervorragend zum Setting, in dem „Halligmord“ spielt: Auch wenn ich aus einer ganz anderen Ecke komme, hat es die Autorin geschafft, die Atmosphäre und auch die spezielle Natur der Schauplätze für mich lebendig und fast schon fühlbar zu machen.

Auch sprachlich hat mich das Buch überzeugt, es ist toll geschrieben und ich habe es fast in einem Rutsch durchgelesen, denn der Autorin gelingt es darüber hinaus, jederzeit die Spannung hoch zu halten.
Durch kleine Einschübe vor den jeweiligen Kapiteln, erfährt der Leser mehr und mehr, was in der Nacht vor 30 Jahren geschah und wie es überhaupt dazu kommen konnte. Aber erst am Ende wird das ganze Ausmaß klar, ein weiterer Grund, warum ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.

Gut gefallen hat mir auch, dass in den jeweiligen Kapiteln die verschiedenen Absätze aus Sicht verschiedener Personen beschrieben werden, vieles wird nur angedeutet und auch hier webt die Autorin am Ende geschickt alle Fäden zu einem stimmigen Ganzen zusammen.

Ich habe die Lektüre von „Halligmord“ wirklich sehr genossen und wenn schon damit geworben wird, dass es der 1. Fall von Minke van Hoorn ist, dann hoffe ich, dass bald schon der 2. erscheint, den ich dann auch unbedingt lesen möchte.