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Benutzername: 
Pharo72
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Zittau
Über mich: 
Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 482 Bewertungen
Bewertung vom 03.12.2017
Böses Kind
Krist, Martin

Böses Kind


ausgezeichnet

Der pedantische Kriminalkommissar Henry Frei bekommt es erst mit einem erschlagenen Hund, dann mit einem brutal ermordeten Teenager zu tun. Bei diesem der Rucksack der vermissten Jacqueline Pirnatt. Deren alleinstehende Mutter ist völlig überfordert mit ihren beiden anderen Kindern und keine große Hilfe bei der Ermittlung. Hat ihr Ex-Mann etwas damit zu tun, bildet sie sich ihren Stalker nur ein und lebt Jacquie überhaupt noch? Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Meine Meinung:

Ich habe bisher fast alle Romane von Martin Krist gelesen. Mit dem Start der neuen Reihe um Kommissar Henry Frei hat er bei mir definitiv einen Volltreffer gelandet. Diese Figur entspricht nicht dem typischen Klischee des verlassenen Polizeibeamten, dennoch hat er einige Macken und Ticks, die ihn absolut sympathisch wirken lassen. Auch seine Partnerin Albers hat ihr Päckchen zu tragen, kommt dabei aber nicht minder authentisch rüber.

Wie gewohnt gibt es mehrere Erzählebenen, jedoch nicht so viele wie sonst manches Mal, was mir sehr entgegengekommen ist, hilft es doch, den Überblick zu behalten. Auch einige Schwenks – im Buch Intermezzo genannt – zu einem gefangenen weiblichen Opfer sorgen für richtiggehendes Gruseln und atemlose Momente und schlussendlich für eine dicke Überraschung. Die ständigen Zeitangaben lassen den Leser glauben, immer up to date zu sein, wobei sich letzten Endes herausstellt, dass Zeit eben doch relativ ist.

Der Autor lässt den Leser wunderbar miträtseln, ohne dass ihm auf die Schliche zu kommen ist. Das Ende erfolgt wiederum sehr abrupt und man fragt sich unmittelbar, ob man irgendwas verpasst hat. Umso mehr, da es hier auch einen übergeordneten Fall gibt, der nur angekratzt und sicher in den Folgebänden seine Fortsetzung finden wird. Damit schürt Martin Krist natürlich die Erwartungen ganz enorm auf die Fortsetzung, die im Mai 2018 erscheinen soll.

Für mich ein absolut gelungener Einstieg in eine neue Serie, die durchaus das Potenzial hat, zu meiner Lieblingsreihe des Autors zu werden.

Bewertung vom 27.10.2017
Die Zeichen des Todes
Tsokos, Michael

Die Zeichen des Todes


ausgezeichnet

Professor Michael Tsokos gewährt hier im Rahmen von zwölf spannenden Fällen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, dem Laien wieder einmal Einblick in seine Arbeit als Rechtsmediziner. War es Mord, Suizid oder ein Unfall? Ob am Obduktionstisch oder per Expertise vor Gericht, der anerkannte Experte konnte mit seinem Wissen zur Lösung so einiger Verbrechen bzw. ungeklärter Fälle beitragen.

Meine Meinung:

Inzwischen habe ich schon einige Sachbücher von Michael Tsokos gelesen sowie auch einen seiner True-Crime-Thriller. Dieses Buch ist wahrhaft nicht trocken oder langweilig geschrieben, sondern liest sich eher wie eine Krimikurzgeschichten-Sammlung.

Dabei geht der Rechtsmediziner auf spektakuläre Fälle ein, die der eine oder andere Leser sicher noch als Schlagzeile im Hinterkopf hat, wie z. B. der Fall des Piratenpolitikers, der mit einer Leiche im Koffer durch Berlin spazierte. Auch der Kampfhund-Überfall auf den kleinen Volkan wird vielen noch präsent sein oder der Suizid des in der DDR gefeierten Komponisten Kurt Demmler. Zu diesen Fällen konkrete Informationen quasi aus erster Hand zu bekommen, hat mir sehr gefallen. Gerade auch das Biografische daran. Tsokos beschränkt sich hier nicht nur auf seine Arbeit, sondern bietet ein Gesamtbild.

Doch er entlarvt auch Betrüger, weist auf kolossale, tödlich endende Fehlentscheidungen hin und hinterfragt Gerichtsentscheidungen. Historische Todesfälle werden ebenfalls einbezogen. Aber auch ungeklärte Verbrechen kommen vor, denn nicht immer ist die Forensik in der Lage, dem Täter auf die Spur zu kommen.

Ganz geringfügige Abstriche möchte ich machen, da der Autor auch in diesem Buch wieder ab und an ein wenig von oben herab daherkommt, einige Details zum wiederholten Male anbringt und dann so, als wäre der Leser extrem schwer von Begriff. Die zum Teil sehr detaillierten Auszüge aus Autopsieberichten werden vielleicht auch nicht jedermanns Sache sein, aber das kann man überlesen.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und mir einen interessanten Einblick in die Arbeit der Rechtsmedizin und Hintergrundwissen zu einigen der spektakulärsten Kriminalfälle der letzten Jahre verschafft. Wer daran interessiert ist, sollte auf jeden Fall einen Blick ins Buch riskieren.

Bewertung vom 10.10.2017
Und es schmilzt
Spit, Lize

Und es schmilzt


sehr gut

Eva wächst mit ihren Geschwistern in einem desolaten Elternhaus auf. Für die kleine Tesje, die zunehmend Zwangsstörungen entwickelt, ist sie der einzige Halt und Ruhepunkt, denn die alkoholkranken und depressiven Eltern haben genug mit sich selbst zu tun. Um ab und an der Verantwortung zu entfliehen, sucht sie jede Gelegenheit, mit ihren gleichaltrigen Freunden Pim und Laurens abzuhängen. Doch der Sommer 2002 ändert alles. Die zunehmende Entdeckung der Sexualität bei den Teenagern entwickelt sich zu einer Spirale aus Abhängigkeit und Obszönität und eskaliert schließlich in erschreckendem Ausmaß.

Dreizehn Jahre später kehrt Eva zurück in ihr Heimatdorf, im Kofferraum einen Eisblock …

Meine Meinung:

Der Debütroman von Lize Spit ist tatsächlich eines der am längsten nachhallenden Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Gerade der sachliche, nüchterne Erzählstil schockiert unzählige Male zutiefst. Der Autorin gelingt es meisterhaft, permanent Fragen aufzuwerfen, die ein Ablassen von der Lektüre nahezu unmöglich machen.

Ich durfte den Roman im Rahmen einer Leserunde lesen und habe so nach ca. je 100 Seiten eine kleine Pause eingelegt, um das Gelesene sacken zu lassen. Dies war auch gut so, denn einiges ist wirklich schwer erträglich. Dabei liegt über allem permanent eine so unheilvolle Stimmung, dass ich jedes Mal Angst hatte, einen neuen Abschnitt zu beginnen, mich der Faszination jedoch trotzdem nicht entziehen konnte. Besonders der letzte Abschnitt ist harte Kost, die ganz sicher nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Um es deutlich zu sagen, Gefallen wird niemand an dem Dargestellten finden, jedoch braucht es im Rahmen dieser Geschichte wahrscheinlich auch diese Deutlichkeit, um das Unfassbare auszusprechen. So kann sich der Leser nicht entziehen, wie es die gesamte Dorfgemeinschaft im Verlaufe des Buches so erfolgreich praktiziert.

Die Geschichte wird aus Evas Sicht erzählt, die einmal ins Jahr des verhängnisvollen Sommers 2002 schwenkt und dort auch Anekdoten aus früheren Jahren einfließen lässt und die Gegenwart im Halbstundentakt hin zu einem dramatischen Finale beleuchtet.
Wirkliche Sympathieträger gibt es im Buch kaum, am ehesten noch die kleine Tesje, die furchtbar unter den Zuständen in ihrem Zuhause leidet. Bei Eva selbst bin ich zwiegespalten. In ihrem Wunsch dazuzugehören, verpasst sie meines Erachtens den Absprung und lässt viel zu viel mit sich machen, was ihr unweigerlich zum Verhängnis wird. Ein wenig genervt hat mich irgendwann der totale Fokus auf dem Thema Sex. Für die 14jährigen Jungs, aber auch für Eva scheint es kaum etwas anderes zu geben. Ist dies der Enge der Dorfgemeinschaft geschuldet?

Große Themen sind auch die Ignoranz der Mitmenschen bei gleichzeitiger Sensationslüsternheit. Man schaut nur zu, ergötzt sich am Elend und unternimmt nichts. Man hört ja immer wieder von so schrecklichen Geschichten, wenn ein jahrelanges Martyrium aufgedeckt wird. Noch viel größer wird die Dunkelziffer sein. Doch ich mag mir wirklich nicht vorstellen, dass diese Geschichte mehr als bloße Fiktion ist.

Sprachlich und auch vom dramaturgischen Aufbau her fand ich den Roman brillant. Es gibt unzählige Sätze, die einen dicken Kloß im Hals hinterlassen, einem sogar die Tränen in die Augen treiben. Wer sich einlässt, bekommt hier wirklich einiges geboten. Auf eine depressive Grundstimmung, eine ständig lauernde Bedrohung, perverse Handlungen, die die Ekelgrenze oft nicht nur streifen, sollte sich der Leser allerdings einlassen. Wie es auf dem wirklich schönen Bucheinband heißt: Ein Buch, das alles gibt und alles verlangt.

Bewertung vom 20.09.2017
Der unsichtbare Feind / Christine Bernard Bd.3
Vieten, Michael E.

Der unsichtbare Feind / Christine Bernard Bd.3


sehr gut

Kriminalkommissarin Christine Bernard wird Opfer von Cyberattacken, die sie schlussendlich sogar in Lebensgefahr bringen. Wer steckt dahinter und warum hat man es ausgerechnet auf sie abgesehen? Sie bekommt Personenschutz, aber plötzlich schaltet sich das LKA ein und die Ermittlungen werden fortan von anderer Stelle geleitet. Kein Grund für Christine, die Sache auf sich beruhen zu lassen, schließlich wähnt sie sich weiterhin in Gefahr und ihres Lebens nicht sicher, wenn der Täter nicht gestellt wird.

Meine Meinung:

Im nunmehr dritten Kriminalroman um die attraktive Kommissarin Christine Bernard dreht sich alles um das hochaktuelle Thema Cyberkriminalität. Die Vorgängerbände zu lesen ist nicht zwingend notwendig, da der Fall für sich steht und Vergangenes kurz eingeblendet wird.

Die Gefahren von Cyberangriffen weiß der Autor dem Leser verständlich nahezubringen, auch wenn wenig technisches Vorwissen vorhanden ist. Hier wird seine IT-Erfahrung deutlich. Man erfährt doch einiges Neues und beginnt automatisch seine eigenen Cyberaktivitäten in Zweifel zu ziehen.

Die Kommissarin ist wie inzwischen gewohnt ziemlich starrsinnig und handelt gegen alle Vorschriften. Die Anschläge auf ihr Leben und auch die Verfolgungsjagden sind spannend beschrieben, allerdings ähneln sich letztere sehr, sodass es ein wenig eintönig wird. Zumindest kommt jedoch zu keiner Zeit Langeweile auf.

Stilistisch sind auch diesmal wieder einige Abstriche zu machen. Das wilde Hin- und Herspringen zwischen den Perspektiven ist mir auch in den Vorgängerbänden schon negativ aufgefallen. Auch die permanenten Hinweise auf Äußerlichkeiten wirken auf Dauer nervend, weil sie schlicht nicht relevant sind.

Wer gern Kriminalromane ohne Mord und Totschlag liest, sollte mit diesem Krimi dennoch auf seine Kosten kommen, zumal das Thema Cyberkriminalität aktueller denn je ist.

Ich danke dem Autor bzw. dem Abacus Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

Bewertung vom 13.09.2017
New York zu verschenken
Pfeffer, Anna

New York zu verschenken


ausgezeichnet

Anton hat alles, was sich ein Teenager nur wünschen kann, außer einer Freundin, denn die hat ihn kurzerhand sitzenlassen. Dabei plante er doch einen Trip nach New York mit ihr. Das Ticket ist gebucht, also sucht er übers Internet gleichnamigen Ersatz. Es meldet sich auch tatsächlich eine Olivia und ein witziger Schlagabtausch per WhatsApp beginnt zwischen beiden. Dabei lernen sie Seiten an sich kennen, die sie so nicht erwartet hätten. Wird es zu der gemeinsamen Reise kommen?

Meine Meinung:

Dies war nun schon mein dritter Jugendroman von Anna Pfeffer aka Rose Snow, und ich muss gestehen, ich war wieder begeistert. Ich mag das Autorinnen-Duo einfach unheimlich gern, weshalb ich ihre Bücher quasi blind kaufe. Daher ist mir auch erst beim Einstieg ins Buch aufgefallen, dass es sich hier um einen reinen Chatroman handelt. Ich finde das klasse! Zum einen fliegt man nur so durch die Seiten, zum anderen weckt das sehr schöne Erinnerungen bei mir. Denn ich habe – ähnlich wie Anton und Liv – meinen Mann erst durch eine längere Chat-Phase so richtig gut kennengelernt, wie es im persönlichen Gespräch aufgrund meiner Introvertiertheit vielleicht nie möglich gewesen wäre.

Der Austausch zwischen den Protagonisten ist wunderbar witzig, gespickt mit unzähligen Anspielungen auf Filme, Musiker und Lifestyle. Wirkt vor allem Anton anfangs sehr oberflächlich, so macht er doch im Verlaufe des Buches eine tolle Entwicklung durch. Überhaupt haben sich die beiden so viel zu geben und während ihres Austausches geht ein richtiger Wandel in ihnen vor. Das fand ich großartig. Natürlich hat man die ganze Zeit über so ein bestimmtes Gefühl und das Ende, was wirklich total emotional ergreifend war, hat mich darin bestätigt. Irgendwie ging es mir dann fast etwas zu schnell und ich hätte das Paar gern noch eine Weile durch New York begleitet.

Ob die Zeitangaben, besonders im Sekundenbereich, jetzt immer realistisch waren, sei dahingestellt, das habe ich irgendwann auch gar nicht mehr wahrgenommen. Auch die ausgefeilte Sprache der beiden ist wahrscheinlich nicht die heutzutage übliche, aber schließlich soll das Buch ja auch lesbar sein und ich bin mir sicher, dass sich die angesprochene Altersgruppe wunderbar mit den Figuren identifizieren kann. Mir war es ein Leichtes und ich bin schon einiges älter. Also lasst euch dieses Lesevergnügen nicht entgehen, denn ein solches ist es zweifellos.

Bewertung vom 12.09.2017
9 Tage wach
Stehfest, Eric;Stephan, Michael J.

9 Tage wach


weniger gut

Sicher ist der Schauspieler Eric Stehfest vielen nicht unbekannt. Wenn nicht vom Namen her, dann durch seine Rolle als Chris Lehmann in der Serie GZSZ oder auch durch seine erfolgreiche Teilnahme bei „Lets Dance“. Doch Eric hat eine schlimme Vergangenheit. Viele Jahre war er abhängig von Crystal Meth, seine „Schwester Christin“ sein ständiger Begleiter. Doch er schaffte den Absprung, ist heute clean und glücklich mit seiner kleinen Familie. Schonungslos berichtet er in seiner Biografie von dieser berauschenden und doch beinahe tödlichen Zeit und dem Aufbruch in ein besseres Leben.

Meine Meinung:

Ich habe viele Jahre bei GZSZ pausiert, aber jetzt bin ich wieder dabei und mag Eric in seiner Rolle als Chris. Aufmerksam auf ihn bin ich eher durch „Lets Dance“ geworden, wo ja in Interviews bereits einiges seiner Drogenvergangenheit durchklang. Das hat mich auch dazu gebracht, mir seine Biografie zu Gemüte zu führen.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es mir selten so schwerfiel, ein Buch komplett durchzulesen. Da ich jedoch nicht so schnell aufgebe und auch am Happy-End interessiert war, habe ich mich durchgekämpft. Einerseits bewundere ich Eric wirklich für seinen Mut und die Ehrlichkeit, die aus jeder der Zeilen dringt. Andererseits ist es zum großen Teil so geschrieben, als würde er dabei unter Drogen stehen. Klar macht das deutlich, in welcher Gemütslage sich derjenige wohl in dieser Situation befand, aber ich frage mich wirklich, welche Klientel hier angesprochen werden soll. Denn ein bereits Süchtiger wird dem Text nicht folgen können, ein völlig Unbedarfter vielleicht eher noch neugierig werden und selbst jemand, der fest im Leben steht und für den Drogen kein Thema sind, wird Schwierigkeiten beim Lesen haben, auch wenn es letztendlich aufschlussreich ist.

Alles wirkt sehr wirr, kurze, abgehackte Sätze, teilweise scheinen sie völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Die Sprache ist vulgär, Sex ein großes Thema. Aber auch Gewalt ist an der Tagesordnung. Was man so liest oder auch zwischen den Zeilen durchschimmert, so hat der Schauspieler kaum einen kriminellen Akt ausgelassen und ist dabei doch sehr glimpflich davongekommen. Was ich auch gar nicht verstehen kann, es scheint fast, als wären ihm die Drogen permanent hinterhergeschmissen worden. Das Zeug muss doch teuer sein – stelle ich mir als Unbedarfte jedenfalls vor – wo, um Himmels willen, hatte er die Kohle her?

Auch der lange Entzug, was macht er kaum ein paar Tage später? Geht wieder auf die Suche nach Drogen. Unverständlich. Ich glaube, ich habe den Punkt verpasst, wo es bei ihm dann endlich Klick gemacht hat und er seinen Feldzug gegen das Zeug startete.

Alles in allem, ein mutiges Buch, ehrlich und schonungslos, aber sehr schwierig zu lesen und als Lebenshilfe eher ungeeignet.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2017
Der Herzschlag deiner Worte
Ernst, Susanna

Der Herzschlag deiner Worte


ausgezeichnet

Der junge Musiker Alex, der sich eben erst damit arrangiert hat, seine Karriere für das Leben als alleinerziehender Vater mit der kleinen Leni aufzugeben, muss einen weiteren Schicksalsschlag hinnehmen. Sein Vater Vincent stirbt ganz plötzlich an einem Herzinfarkt. Auf der Beerdigung trifft er auf seine Patentante Jane, die er viele Jahre nicht gesehen hat. Er bewundert den Mut der an ALS erkrankten Frau und es entsteht eine innige Verbindung zwischen beiden. Sie ist es auch, die ihm den Weg zu der Liebe seines Lebens aufzeigt, der erfolgreichen Autorin Maila. Doch diese sträubt sich gegen eine feste Beziehung. Alex hört nicht auf, um sie zu kämpfen und es zeigt sich, dass beide viel mehr gemeinsam haben, als sie ahnen konnten.

Meine Meinung:

Dies ist erst mein zweiter Roman von Susanna Ernst und ich frage mich ernsthaft, warum ich alle anderen nicht schon längst gelesen habe. Ich habe das Buch gestern beendet und bin immer noch ein wenig sprachlos ob der emotionalen Reise, auf die mich die Lektüre in den letzten Wochen mitgenommen hat. Ja, Wochen – denn ich habe das Lesen wahrlich in vollsten Zügen genossen, mir viele Stellen regelrecht auf der Zunge zergehen lassen und mehrmals inhaliert. Nur sehr selten habe ich beim Lesen das Gefühl, einfach nicht loslassen und die Charaktere ein Leben lang begleiten zu wollen.

Ich möchte nicht zu viel von der Story verraten und auch nicht auf die Besonderheit eingehen, die sich Susanna ausgedacht hat, um dieses meisterhafte Schicksals-Puzzle rund zu machen. Das muss jeder Leser selbst erfahren. Vielleicht mit Ausnahme von Alex’ Mutter ist mir wirklich jeder der Charaktere unglaublich ans Herz gewachsen, ich habe mit ihnen gefühlt und gelitten. Die Figuren sind so authentisch und liebenswert.

Bereits von der ersten Seite an hat mich die Handlung total in ihren Bann gezogen. Immer wieder wurde ich von den Wendungen überrascht und so kam auch keine Minute Langeweile auf. Oft genug drohten meine Augen überzulaufen und einige Sätze haben sich tief in mein Herz gegraben. Einmal mehr versteht es die Autorin, so große Themen wie Freundschaft, Hoffnung, Lebensmut, Seelenverwandtschaft und über allem natürlich die LIEBE in den Fokus zu rücken. Man beginnt unwillkürlich sein eigenes Leben zu hinterfragen, die Konsequenz seiner Entscheidungen und die Möglichkeit eines Lebens danach.

Ich kann den Roman nur von ganzem Herzen und wärmstens weiterempfehlen. Begleitet Alex und Maila auf ihrem Weg zum Happy End und staunt über die schicksalhaften Erfahrungen von Vincent und Jane. Lasst euch ein auf eine zauberhafte Geschichte voller Emotionen, Dramatik und eine Achterbahn der Gefühle.

Bewertung vom 31.08.2017
Spectrum / August Burke Bd.1
Cross, Ethan

Spectrum / August Burke Bd.1


sehr gut

Ein Massaker in Südafrika – eine Geiselnahme in einer Bank bei Las Vegas. Ein Täter! Doch wie hängt alles zusammen? Das FBI zieht für die Ermittlungen den unabhängigen Berater Dr. August Burke zu Rate. Dieser ist außergewöhnlich in jeder Hinsicht, er scheut den Kontakt zu anderen Menschen, denn er leidet unter dem Asperger-Syndrom. Andererseits ist er ein genialer Analyst und genau so jemanden braucht es, um die Fäden dieses ungewöhnlichen Verbrechens, bei dem auch die CIA ihre Hände mit im Spiel zu haben scheint, zu entwirren.

Meine Meinung:

Mit „Spectrum“ startet Bestseller-Autor Ethan Cross eine neue Thriller-Reihe um den andersartigen Ermittler August Burke. Es ist mein erstes Buch des Autors, weshalb ich keinen Vergleich zur Erfolgsserie ziehen kann. Rein optisch ist das Buch in seiner schlichten Gestaltung mit dem blauen Schnitt auf jeden Fall schon mal ein Eyecatcher.

Der Einstieg ins Buch bietet mehrere Schauplätze und vor allem eine Vielzahl handelnder Personen, die erst mal keinen Zusammenhang zueinander vermuten lassen, was das Lesen ein wenig holprig und verwirrend gestaltet. Nach und nach laufen die Handlungsstränge zusammen und damit nimmt auch die Spannung zu, obwohl es immer mal wieder kleinere Längen gibt. Ich war zumindest nicht dermaßen gefesselt, dass ich das Buch kaum je weglegen konnte.

Der Plot ist interessant umgesetzt, erfordert aufgrund der vielen Hintermänner jedoch auch eine hohe Aufmerksamkeit. Gefallen hat mir, dass die Figuren sehr vielschichtig sind. Täter, Nebenfiguren, aber auch Ermittler werden nicht nur schwarz oder weiß gezeichnet, sondern bieten interessante Hintergründe und dementsprechende Verhaltensweisen. Lieblingsprotagonist ist ganz klar Dr. Burke, dessen genialer Verstand durchweg inspirierend ist, der aber aufgrund seines Handicaps auch jede Menge Humor – oft ungewollt – in die Handlung bringt. Das lockert das ernste und oft auch sehr brutale Szenario angenehm auf. Aber auch Nic Juliano mit der Mafia-Vergangenheit oder FBI-Agent Samuel Carter, der sich ein wenig als Vater für seine jungen Schützlinge sieht, konnten bei mir hohe Sympathiepunkte sammeln.

Das Ende kommt ein wenig rasant und mit dem wortwörtlich großen Knall fast schon hollywoodreif, wobei der eigentlich doch eher schüchterne Burke zum Superhelden mutiert. Jedoch werden alle offenen Fragen geklärt und der Ausblick auf Folgebände durch die Bildung einer Task Force macht auf jeden Fall neugierig. Da ich einige der Figuren wirklich ins Herz geschlossen habe, vor allem Burke, und auch Krügers Schicksal ungewiss ist, werde ich die Reihe sicher weiterverfolgen.