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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 836 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2024
Lieben
Roig, Emilia

Lieben


gut

Gut strukturiert, aber lässt gegen Ende deutlich nach;
Beim Blick auf das Inhaltsverzeichnis hat mich die klare Struktur dieses Essays angenehm überrascht. Die Aufteilung in einige große Bereiche hat so tatsächlich viel Sinn gemacht, auch wenn die Bereiche teilweise überraschend waren. Die Autorin schildert sehr viele eigene Erfahrungen und kombiniert diese mit Zitaten aus der Literatur. Die Kritik, die sie an vielen Stellen äußert, konnte ich nur teilweise nachvollziehen, auch wenn ihre Argumente interessant und gut dargestellt waren. Die zweite Hälfte des Buches fällt leider deutlich gegenüber der ersten Hälfte ab und das Lesen hat keinen Spaß mehr gemacht. Auf mich wirkte es, als müssten einfach noch ein paar Seiten vollgeschrieben werden, weshalb ich mir die Bewertung nicht leicht gemacht habe. Am Ende reicht es trotz des guten Beginns leider nur für drei Sterne.

Bewertung vom 10.10.2024
Aschezeichen / Liv Jensen Bd.2
Engberg, Katrine

Aschezeichen / Liv Jensen Bd.2


sehr gut

Solider, leiser Krimi;
Für mich war es das zweite Buch mit Liv Jensen und ich habe die Charaktere lieb gewonnen. Die einzelnen Personen werden tiefgründig und nachvollziehbar geschildert, keiner ist perfekt, sondern glaubhaft eigenwillig und auch mal dickköpfig. Der Fall hat mir sehr gut gefallen, er wirkt kompliziert, ist dann am Ende überrascht einfach, so wie ein gut gemachter Plot sein soll. Die Handlungsstränge führen zusammen und bilden am Schluss eine passende Einheit. Livs Ermittlungen sind geradlinig, sie arbeitet leise und unauffällig ein bisschen im Verborgenen. Mir gefällt sehr gut, dass man hier eine intelligente Handlung ohne viel Action und Gewalt hat. Die Einbeziehung Livs in den Fall fand ich allerdings etwas unglaubwürdig und etwas mehr Spannung hätte dem Buch gut getan. Trotzdem ist es ein solider Krimi, den ich empfehlen kann und ich würde auch weitere Fälle mit Liv Jensen gerne lesen.

Bewertung vom 10.10.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


sehr gut

Eine politische Familie;
Bis zu diesem Buch hatte ich noch nie von den Mitford Schwestern gehört und ich fand das Motiv für diesen Roman daher ausgesprochen interessant. Es ist aus den Perspektiven von drei der sechs Schwestern geschrieben; Nancy, Unity und Diana. Durch die Perspektivwechsel bekommt man einen sehr guten Eindruck ihrer sehr unterschiedlichen, politischen Einstellungen und ihrer Aktivitäten in der Zwischenkriegszeit. Da eine weitere, jüngere Schwester die politische Bandbreite in der Familie noch mehr ausgeweitet hat, hätte ich auch deren Perspektive gut gefunden oder auch andere Perspektiven aus der Familie. Die Charaktere werden gut gezeichnet und auch Nancys Gewissenskonflikt ist nachvollziehbar. Trotzdem fand ich den Beginn etwas zäh und das Buch streckenweise zu langatmig und ausufernd. Das mag durch die historischen Abläufe bedingt gewesen sein, hätte für einen Roman aber etwas gestrafft werden dürfen. Manche Details oder Informationen hätte ich mir gewünscht, die gefehlt haben. Der Schreibstil ist einwandfrei und das Buch ist interessant und informativ, aber da es noch Luft nach oben hat, kann ich nur vier Sterne vergeben.

Bewertung vom 04.10.2024
Gebt mir etwas Zeit
Kerkeling, Hape

Gebt mir etwas Zeit


sehr gut

Ein bisschen nachdenklich, ein bisschen flapsig;
Das Vorwort hat richtig Lust auf Ahnenforschung gemacht, soweit war der Einstieg gelungen. Die Kapitel im Buch wechseln sich thematisch ab. Hape erzählt zum einen von seinem Leben und seiner Liebe in seinen 20ern, zum anderen gibt es fiktive Geschichten zu echten Urahnen und ein bisschen Infos über die Schritte bei der Ahnenforschung. Die Mischung fand ich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da ich mit den holländischen Ahnen erst einmal nichts anfangen konnte. Mit der Zeit fand ich diese kleinen Geschichtsstunden am Beispiel seiner Vorfahren aber ganz interessant. Man merkt, dass er tief in die Recherche eingestiegen ist, das Ganze wird durch eine Menge an Fußnoten und Links untermauert. Der Schreibstil ist sehr angenehm, ein bisschen als würde man sich freundschaftlich mit ihm unterhalten. Für mich war es das erste Buch von Hape Kerkeling und ich bin von dem mal flapsigen, mal nachdenklichen und immer authentisch und offen wirkendem Schreibstil angenehm überrascht.

Bewertung vom 04.10.2024
Erbgut. Was von meiner Mutter bleibt
Hobrack, Marlen

Erbgut. Was von meiner Mutter bleibt


ausgezeichnet

Überzeugende, gut strukturierte Analyse;
Ab der ersten Seite fand ich die gehobene und kultivierte Sprache sehr angenehm und ansprechend. Trotz eigener Betroffenheit ist es der Autorin sehr gut gelungen, die Situation intelligent und neutral zu analysieren sowie eine überzeugende Struktur für das Buch zu finden. Jedes Kapitel behandelt ein anderes Thema und liest sich wie ein Essay mit den dazugehörigen Fußnoten, Verweisen und Rechercheergebnissen. Das Hintergrundwissen stammt aus verschiedenen Disziplinen, so z. B. aus dem psychologischem, medizinischen und soziologischen Bereich. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass hier ein Trauerfall oder Erbe mit unerwartet negativer Überraschung sehr nachvollziehbar beschrieben wird. Für mich war es bewegend und total auf den Punkt. Auch die geschilderten Emotionen und Erfahrungen sind sehr authentisch. Als eine Art Trauma-Bewältigung darüber zu schreiben fand ich absolut glaubwürdig, ebenso wie die damit verbundenen geschilderten, widerstreitenden Emotionen und man kann der Autorin zu diesem Mut, zu ihrer Stärke und zu diesem Buch gratulieren.

Bewertung vom 02.10.2024
Kalk
Bernemann, Dirk

Kalk


ausgezeichnet

Gut gemachtes Psychogramm;
Die Geschichte des Stefan Kalk hat mich fasziniert und unterhalten, obwohl sein Leben eigentlich ereignislos und langweilig ist. Sein Aufenthalt in DEM Urlaubsort seiner Kindheit wird so nachvollziehbar und intelligent beschrieben, man kann sich Kalk als Exemplar des alten, weißen Mannes richtig gut vorstellen. Seine Unzufriedenheit, Einsamkeit und soziale Unbeholfenheit scheinen nicht nur bei ihm durch, sondern auch bei seinem Freund, der ihn kurz besuchen kommt. Das Buch wird aus der Perspektive Kalks geschrieben und so blickt man mit Kalks Augen auf einen weiteren alten, weißen Mann. Parallel dazu beobachtet man ebenso Kalks Entwicklung während dieses Urlaubs, der überraschende Höhen und Tiefen zu bieten hat. Sein bisheriges Leben und seinen Alltag reflektiert er in Erinnerungen, so dass man als Leser glaubt, alles über ihn zu wissen. Die Figur ist von großer psychologischer Tiefe und man kann jeden Gedanken und jede Handlung gut nachvollziehen. Mir war Kalk nicht unsympathisch, aber ein bisschen Mitleid hatte ich streckenweise auch mit ihm. Das Ende ist überraschend, aber nicht unglaubwürdig. Man fragt sich unweigerlich, wie viele Kalks neben uns her leben, von deren Lebenssituation wir nichts ahnen. Der Schreibstil ist einwandfrei und hat mir sehr gut gefallen. Es war mein erstes Buch von Dirk Bernemann, aber sicher nicht das letzte.

Bewertung vom 02.10.2024
Wie wir waren
Duken, Heike

Wie wir waren


sehr gut

Glaubhaftes Buch über eine intensive Frauenfreundschaft;
Das Buch wird auch der Perspektive von Paula und Zett geschildert, die trotz ihres unterschiedlichen Charakters seit ihrer Kindheit miteinander befreundet sind. Der Fokus liegt auf Paulas Perspektive, die größere Erzählanteile hat, was ich etwas schade finde, da ich Zetts Charakter deutlich interessanter fand. Die Handlung fand ich meistens nachvollziehbar und glaubwürdig, aber es gibt auch schwächere Stellen, die etwas oberflächlich waren. Manche Informationen wurden dem Leser lange vorenthalten, vielleicht um eine Spannungskurve zu erzeugen, die meiner Meinung nach diese Art Roman nicht nötig hat. Mir wäre es lieber gewesen, einiges früher zu erfahren, um dem Charakter der jeweiligen Person näher zu kommen. Die Geschichte der langen Frauenfreundschaft mit ihren Höhen und Tiefen fand ich im Großen und Ganzen gut erzählt, wie im wirklichen Leben regelt manches der Zufall und manchmal gibt es Streit wegen Nichtigkeiten. Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er ist flüssig zu lesen und sehr angenehm.

Bewertung vom 02.10.2024
Auf finsteren Wegen
Jost, Rieke

Auf finsteren Wegen


sehr gut

Solider zweiter Fall;
Dieser zweite Fall für Lodi Lenke hat mir noch besser gefallen als der erste Band. Auch Lodi gefällt mir ausgesprochen gut, sie ist ein sehr sympathischer Charakter mit viel Tiefe. Mir hat sehr imponiert, wie sie ihrem Ex-Kollegen als Freundin treu bleibt. Die Stärke der Autorin sind die Charakterbeschreibungen, die haben mir alle sehr gut gefallen. Ich fand sie immer glaubhaft und nachvollziehbar und sehr realistisch. Die Handlung ist logisch und nachvollziehbar und hat auch keine Fehler, allerdings ist der Aufbau noch optimierbar. So hätte ich mir von Anfang an Ermittlungen in die Richtung gewünscht, die am Ende zur Aufklärung geführt hat. Der Ansatz ist zu Beginn da und wird erst einmal als nicht relevant verworfen. Man hätte diesen Ermittlungsstrang parallel nachverfolgen können, z.B. durch Gespräche mit den Zeugen, ohne sofort auf die Lösung zu kommen. Der Fall ist spannend, hätte aber vielleicht durch einen zusätzlichen Verdächtigen noch an Spannung und Tiefe gewinnen können. Daher ein kleiner Abzug von mir. Alles in allem gefällt mir die Reihe so gut, dass ich auch weitere Bände lesen würde.

Bewertung vom 02.10.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


sehr gut

Unterhaltsame Geschichtsstunde;
Das Gespräch mit der alten Dame ist ein schöner Aufmacher und passender Einstieg in die Geschichte. Ich hatte bisher noch nicht von den Deportationen Intellektueller im Passagierdampfer gehört und kannte auch den Begriff der Philosophenschiffe nicht. Deshalb fand ich die Story interessant und unterhaltsam. Der Autor hat dafür sicher einiges recherchieren müssen und ich fand die Details gut verpackt. Auf unterhaltsame Art und Weise wurde mir hier historisches Wissen vermittelt. Durch die Aufmachung in einer netten Geschichte war es gut zu lesen, auch wenn es streckenweise auch mal langatmig war. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, das Buch hat sich schnell und flüssig lesen lassen. Eine konkrete Kritik habe ich nicht, aber ich war nicht so begeistert, so dass ich volle fünf Sterne vergeben würde. Für mich war es eine solide, gute Unterhaltung mit einer Prise Geschichtswissen.

Bewertung vom 26.09.2024
Kein Land in Sicht
Pertl, Christina

Kein Land in Sicht


gut

Guter Schreibstil und schwacher, aber ausbaufähiger Plot;
Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig und die Buchidee ist mal was anderes.
Allerdings hat für mich die Umsetzung noch deutlich Luft nach oben. Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Perspektive der Kommissarin Sarah Peters geschrieben, die nach einer Board-Party unter Amnesie leidet und sich erst einmal an gar nichts erinnern kann, weder an ihre eigene Person und ihre Vorgeschichte oder ihre Anwesenheit auf dem Kreuzfahrtschiff. An sich ist das ein interessanter Einstieg, aber die Amnesie dauerte für meinen Geschmack zu lange an. Die Handlung hätte deutlich früher Fahrt aufnehmen müssen. So vergeht ein Großteil des Buches mit Details über das Kreuzfahrtleben und mit Sarahs Aufgaben auf dem Schiff, was mir in der Ausführlichkeit zu viel war und auch keine Spannung vermittelt hat. Sarahs Ermittlungen sind nicht zielgerichtet, sie stolpert ziemlich passiv von einer Situation in die nächste und das wirkt alles sehr dilettantisch. Auch hatte ich nicht den Eindruck, das die Autorin über polizeiliches Vorgehen recherchiert hat, dafür blieb es zu oberflächlich. Ich fand die Handlung dünn, obwohl die Idee gut war. Außerdem gab es einige Erzählfäden, die nicht zu Ende geführt wurden und andere, die man besser und ausführlicher hätte aufbauen können.