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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2024
Der Salon der kühnen Frauen
Pollard, Clare

Der Salon der kühnen Frauen


weniger gut

Bildlich gesehen "hui, sprachlich "pfui"

Autor:innen sind, bildlich gesehen, "Menschenfänger:innen" die mit der Gestaltung von Buchcovern und kurzen, Neugier weckenden Klappentexten auf Leser:innenfang gehen. "Der Salon der kühnen Frauen" ist wieder so ein Buch, das mich mit der edlen Optik und den faszinierenden Worten regelrecht bezirzt hat und ich konnte einfach nicht anders, als es zu lesen.

Wenn Sätze wie "Ein Roman wie ein Glas Champagner, ausgetrunken, bevor man es in der Hand bemerkt" suggerieren, dass hier ein ganz besonderes Buchschätzchen in der Hand liegt, sind die Erwartungen dementsprechend groß. Umso härter und enttäuschender die ist Landung auf dem Boden der Tatsachen, wenn eben dieses Glas Champagner zerschellt und statt des perlenden und prickelnden Genusses nur Scherben und eine, sich mit dem auf dem Boden befindlichen Schmutz verbindende, dreckige Lache entsteht.

Genauso ist es mit diesem Buch, das mit einer unglaublichen Authentizität das Kaminzimmer von Marie d'Aulnoys bildlich aus den Seiten steigen lässt. Aber wehe, wenn die sogenannten Damen und anwesenden männlichen Personen den Mund öffnen. Das schöne Bild mit den Brokat bezogenen Stühlchen, Spitzenschühchen, pompösen Kleidern, gepuderten Perücken und Schönheitspflästerchen wird regelrecht zerschnitten, denn das, was sich als "Märchen" den Weg aus den ach so feinen Mündern bewegt, ist in Wahrheit ein Springbrunnen aus Obszönitäten, vulgärer Sprache, krankhaften (sexuellen) Fantasien und Peinlichkeiten.

Sexszenen, die noch nicht einmal im entferntesten mit sinnlicher Erotik zu tun haben; Erzählungen, die weder Magie noch glitzernden Zauber versprühen, stattdessen skandalös, peinlich und abstoßend sind. Meine Erwartung, dass ich ein französisches Pendant zu "Märchen aus 1001 Nacht" lesen werde, ist leider nicht erfüllt worden. Es reicht gerade noch für 1,5 Sternchen :(

Bewertung vom 03.09.2024
Die Schwarze Gräfin. Geheimnisse an der Eisenstraße
Miglar, Astrid

Die Schwarze Gräfin. Geheimnisse an der Eisenstraße


ausgezeichnet

Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich (frei nach Erich Kästner)

Magdalena hat unter den Ausschweifungen und den Misshandlungen ihres trunksüchtigen und gewalttätigen Ehemannes zu leiden. Sie hat es satt, sich alles gefallen zu lassen und will nur eines: Raus aus den ärmlichen Verhältnissen, raus aus den Demütigungen und Erniedrigungen und hinein in ein bequemes Leben, das ihr ihrer Meinung nach zusteht. Die Menschen im Dorf sollen zu ihr aufsehen und sie mit dem respektvollen Titel "Schwarze Gräfin" ansprechen. Bis dahin ist es ein langer Weg und Magdalena fasst einen teuflischen Plan, der auch vor der Geistlichkeit nicht Halt macht....


Astrid Miglar legt mit "Die Schwarze Gräfin" einen historischen Roman vor, der die Bezeichnung "Seitenfresser" mehr als verdient hat. Denn genau das passiert, wenn die Lesenden die Buchdeckel öffnen und Teil eines ausgefeilten Planes werden. Magdalena erscheint nämlich nur auf den ersten Blick als brave Dorfbewohnerin und hinter ihrer bildhübschen Fassade brodelt es. Zugegeben, über ihr Martyrium zu lesen ist und die Züchtigungen als unmenschlich zu bezeichnen, jedoch ist ihre Kaltschnäuzigkeit und Abgebrühtheit auch nicht ohne und fast schon teuflisch zu nennen (im Tierreich gibt es eine Spinne, die als "Schwarze Witwe" bekannt ist - Ähnlichkeiten mit Magdalena sind mit Sicherheit zufällig und nicht beabsichtigt :) )

Die Autorin verfasst ein Sittengemälde zur Zeit Mitte des letzten Jahrhunderts und lässt Bigotterie, herrschende Moralvorstellungen und den Stand der Frauen in einer dörflichen Alpengegend sehr lebendig werden. Die wirtschaftliche Bedeutung der ortsansässigen Hammerschmiede, den daraus resultierenden Wohlstand, das gesellschaftliche Ansehen und die Veränderung, die mit dem technischen Fortschritt einziehen, werden glaubhaft und nachvollziehbar geschildert.

Ebenso fällt es leicht, sich unter die Dorfbewohner:innen zu mischen und den Stammtischweisheiten, Dorfklatsch und hinter vorgehaltener Hand weitergegebenen "Weisheiten" zu lauschen. Mittendrin Magdalena, die sich immer wieder behaupten muss, aber keinen Meter breit von ihrem Weg abweicht. Fast könnte man meinen, dass sie mit dem Teufel unter einer Decke steckt, jedoch muss sie auch viel ertragen, um endlich an ihr Ziel zu kommen.

Eine mehr als gelungene Mischung aus Regio-Krimi, historischer Betrachtung und Feminismus, die sehr gut verfilmt werden könnte. Als weibliche Hauptrolle - Ursula Strauss. Sie wird die Figur der Magdalena mit einer Authentizität verkörpern, als wäre ihr die Rolle auf den Leib geschneidert.

Bewertung vom 03.09.2024
Deine Wahrheit ist der Tod
Walter, Andrea A.

Deine Wahrheit ist der Tod


ausgezeichnet

Wahnsinn - warum schickst du mich in die Hölle (W.Petry)

Klara hat sich nach einem schweren Schicksalsschlag komplett eingeigelt. Erst als Jonas auf der Bildfläche erscheint, taut sie wieder auf und versucht erste zaghafte Schritte in ein normales Leben. Doch schon bald kann Klara nicht mehr unterscheiden, was normal ist, denn das, was sich Leben nennt, wird immer mehr zu einem schlechten Film. Sie weiß nicht mehr, was Trugbilder oder Realität ist und rutscht vollkommen ab.Wer kann sie jetzt noch aus diesem Sumpf befreien ?


Wow, einfach nur wow! was Andrea A.Walter hier zu Papier bringt. Sie liefer nicht nur einen ausgefeilten Plot mit viel Konfliktstoff, sondern sie dreht auch an der Spannungsschraube, die bis fast zur Atemlosigkeit reicht. Es fällt den Leser:innen leicht, sich an die Seite von Klara zu stellen und gemeinsam mit ihr durch die Handlung zu gehen.

Der Rollentausch ist schleichend ein schleichender Prozess und lässt sich nicht aufhalten, genauso wieder der perfide Plan im Buch. Wie feinste Spinnseide ziehen sich die Fäden durch die einzelnen Kapitel, um nicht nur Klara nach und nach einzuwickeln, sondern auch die Leserschaft in das Netz zu ziehen. Perfekte Täuschungen und Manipulation finden ihren Höhepunkt darin, dass der Duft des Parfums aus dem Buch plötzlich in den eigene vier Wänden zu vernehmen ist.

Ein kluger Schachzug, denn so wird die Verwandlung von Klaras Liebesnest in ihre ganz persönliche Hölle auf Erden noch eindrucksvoller und nachvollziehbarer für die Lesenden. Die Handlung ist logisch aufgebaut und es ist immer eine unterschwellige Bedrohung zu spüren. Die strategischen Schachzüge und die olfaktorische Beeinflussung sind mit List und Tücke ausgearbeitet, dass sogar die visuelle Wahrnehmung der geschickten Täuschung erliegt und die Bilder letztendlich als echt annimmt, die vermeintlich zu sehen sind.

Stark ausgearbeitete Charaktere spielen ein doppeltes Spiel, verführen, betören und bluffen wirklich meisterhaft, sodass es der Leserschaft schwer fällt, der Wahrheit auf die Schliche zu kommen. Raffinierte Twists kombiniert mit Lovestory, Landschaftseindrücken und dem emotionalen sowie psychischen Konflikt, der sich zwischen den Hauptfiguren entfaltet, lassen diese Buch zu einem echten Pageturner werden - überraschender Schlussakkord inklusive.

Chapeau!

Bewertung vom 02.09.2024
Tod in der Wiek
Schlennstedt, Jobst

Tod in der Wiek


ausgezeichnet

Krasse Szenen im bisher wohl besten Krimi dieser Reihe

Dass der Besitzer eines Fischrestaurantkette einmal selbst als sogenanntes Fischfutter im Wasser treiben würde, wäre ihm zu Lebzeiten nie in den Sinn gekommen. Aber wer hat ein Interesse daran, ihn lieber tot als lebendig zu sehen ? Morten Sandt und seine Kolleg:innen müssen ermitteln und erhalten ungeahnte Einblicke in eine Familie, die nach dem Motto "Außen hui, innen pfui" gelebt hat. Es tun sich menschliche Abgründe, die nur eines zum Ziel haben: Vernichten, was zerstört....


Bevor ich zur Bewertung des Buches komme, möchte ich auf Folgendes hinweisen: Es werden in diesem Roman psychische Erkrankungen, Misshandlungen, körperliche und seelische Gewalt thematisiert. Falls ihr auf diese Themen sensibel reagiert, lest dieses Buch vielleicht lieber mit einer vertrauten Person, mit der ihr den Roman auch unterbrechen könnt, um euch über das Gelesene zu unterhalten.


Jobst Schlennstedt entwickelt seine Figuren immer weiter, lässt sie eigene traumatische Erfahrungen durchleben und daran wachsen und trotzdem, oder gerade deswegen gelingt es ihm immer wieder, seine Fälle aufregend, abwechslungsreich und hochspannend zu schreiben. In "Tod in der Wiek" lässt er tief blicken und ermöglicht seinen Leser:innen Eindrücke, die nachhaltig in Erinnerung bleiben. Mitunter ist das Zischen des Ledergürtels und der Metallschnalle dicht am Ohr zu hören und der körperliche Schmerz geht unter die Haut.

Die einzelnen Kapitel sind kurz und präzise verfasst und geben den Hauptfiguren die Möglichkeit, sich auf die wechselnden Gegebenheiten einzustellen. Morten, selbst noch nicht ganz auf der Höhe, versucht immer wieder Alleingänge, für die er zwar nicht unbedingt von seinen Kolleg:innen bejubelt wird, aber das ein oder andere zielführende Detail kann er zu den Ermittlungen beisteuern. Sein kleines amouröses Abenteuer hat er sich allerdings anders vorgestellt und es bleibt zu hoffen, dass er irgendwie die Kurve bekommt, um mit einem sprichwörtlichen blauen Auge das ganze zu beenden.

Es gibt krasse Szenen, die durch schockierende Bilder und einprägsam formulierte Worte vom Autor zum Leben erweckt werden. Das Trauma einer Kindheit wird nicht nur in Worten nachvollziehabr, sondern auch physisch und psychisch miterlebt. Mitunter stockt der Atem und die Leser:innen müssen eine kurze Pause einlegen, denn das, was dort Schwarz auf Weiß steht, ist manchmal nur sehr schwer zu ertragen.

Auch hier gilt: Je weißer die Weste, desto schwärzer die Seele und Schlennstedt kitzelt alles an Antipathie, offen zur Schau getragener Ablehnung, verantwortungslosen Charakterzügen und rücksichtslosem Verhalten aus seinen Figuren heraus. Der vermeintliche Täter ist schnell gefunden, jedoch müssen Ermittelnde und Lesende ihr Urteil revidieren und neuen Fährten folgen. Bis zum Schluss gelingt des dem Autor nämlich, Sackgassen und Irrwege geschickt in den Handlungsverlauf zu integrieren, um den Spannungsbogen gestrafft und die Leseneugier hoch zu halten.

Der Krimi ist der wohl beste aus dieser Reihe und zeigt, dass auch nach 13 Büchern noch lange nicht die Luft raus ist. Frische Ideen, emotionale Sprachbilder und ein dynamischer Schreibstil sind Garanten für Gänsehaut und Krimiunterhaltung mit 5 Sternen

Bewertung vom 01.09.2024
Die Farbe der Alpen
Wermescher, Christina

Die Farbe der Alpen


weniger gut

Kitsch und Krusch in den Bergen

Da muss doch was zu machen sein, denkt sich Valerie und macht sich kurzerhand auf den Weg in die Alpen. Wie sonst soll sie ihrem Künstler beibringen, dass es mal wieder Zeit ist für ein neues Gemälde. Konstantin ist zunächst nicht wirklich begeistert davon, dass es sich Valerie auf die Fahne geschrieben hat, ihn von der Malblockade zu erlösen. Aber erstens kommt alles anders und zweitens sowieso....


Emons geht sei einigen Monaten neue Wege und bietet seiner treuen Leserschaft neben Krimis nun auch Lovestorys an. "Die Farbe der Alpen" klingt zunächst noch irgendwie verlockend und unterhaltsam, aber schon nach wenigen Seiten wird jedes Klischee bedient, das es auf dem Sektor seichte Unterhaltung zu finden gibt.

Valerie ist als weibliche Hauptfigur eher enervierend statt motivierend, da sie sehr übergriffig und bestimmend auftritt. Dass sie mit dieser überheblichen Art in einen Weg in Konstantins Herz findet...nun ja, kann man mögen, muss man aber nicht.

Die Geschichte spult sich eher routiniert und ohne große Aufreger ab, findet im Kitsch und Krusch ihren Höhepunkt, statt wirklich mit großen Gefühlen und authentischen Szenen zu punkten. Wenn es 'Probleme gibt, lösen diese sich im Handumdrehen in Wohlgefallen auf und alles läuft nach dem Motto "Friede, Freude, Eierkuchen".

Farbe kommt zwar immer wieder ins Spiel, jedoch eher auf der Leinwand und angetrocknet auf der Farbpalette des Künstlers, als in spektakulären Sonnenuntergängen und Alpenglühen. Die Geschichte liest sich schnell und flüssig, bleibt aber nicht im Gedächtnis haften. Ein Roman wie Fastfood - schnell gelesen, schnell vergessen, aber satt macht er nicht

Bewertung vom 01.09.2024
Olympia 2024
Kühne-Hellmessen, Ulrich;Vetten, Detlef

Olympia 2024


weniger gut

Hier brennt das olympische Feuer eher auf Sparflamme

Paris darf nach hundert Jahren wieder ein sportliches Großereignis ausrichten und wird zur Welttribune. Olympia 2024 ist zu einer Veranstaltung geworden, die nicht nur sportlich die Herzen berührt, sondern auch mit dem ganzen besonderen Charme , den es eben nur in Paris zu finden gibt. Die Einbindung der Sehenswürdigkeiten als Austragungsort ist eine clevere Idee und beweist, dass sich die Verantwortlichen unglaublich viele Gedanken gemacht haben.

Das Buch "Olympia 2024" soll eine Hommage an diese wundervolle, glitzernde, von Schweiß, Tränen und Triumphen geprägte Zeit sein, wird aber der olympischen Flamme leider nicht gerecht. Die ausformulierten Begleittexte wirken sehr aufgesetzt, bemüht ironisch und erwecken den Anschein von mit Fakten gespickten Marketing-Texten, die weder Emotionen hervorrufen, noch den Weg ins Herz und erst recht nicht ins Gedächtnis finden.

Wo sind die Momente, in den die Zuschauer:innen den Atem anhalten, da ein Bruchteil von Sekunden über Sieg oder Niederlage entscheidet ? Wo sind die Szenen, die Bilder im Kopf entstehen lassen und die Lesenden wieder zu Zuschauenden im Stadion, am Tablet oder den Fernsehgräten werden lassen ? Magische Augenblicke gibt es zuhauf, aber selbst die abgedruckten Sportfotografien können diese Magie nicht mehr zurückholen. Die Begründung ist so simpel wie einfach, denn gerade die großformatigen Aufnahmen auf den Doppelseiten werden durch die Bindung ihres Ausdrucks beraubt und so "verschwinden" Körperteile, Hintergrund und einiges mehr praktisch im Nichts.

Warum werden Seiten mit unsinnigem Beiwerk, wie etwa der komplette Songtext von "Singing in the rain" in englischer und deutscher Sprache oder der Inhalt eines Gospels, vollgestopft, statt diese mit eindrucksvollen Actionfotos, spektakulären Aufnahmen oder pulsierenden Schnappschüssen zu füllen ?

Das Buch reiht sich in ein Meer aus Sportbüchern ein, hebt sich nicht wirklich von der breiten Masse ab und bleibt weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Sport und Olympia soll die Menschen begeistern, sie zusammenbringen und Grenzen überwinden - dieses Buch ist davon aber meilenweit entfernt. schade um die verschenkte Lesezeit :(

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2024
Wild Places Südtirol
Lehmann, Uwe;Blisse, Manuela

Wild Places Südtirol


gut

Nicht wild und unberührt, aber dennoch wunderschön

Die Alpen, und gerade Südtirol, sind seit Jahrzehnten Sehnsuchtsort für viele Menschen - Palmen und schneebedeckte Gipfel, Obstgärten und wunderschöne Panoramablicke im Licht des Sonnenuntergangs, Historisches und TV-Filmkulissen locken und viele Urlauber:innen folgen dem Ruf der Berge.

Aber gibt es sie noch wirklich, die unberührten Fleckchen Erde, die fernab jeglichen Touri-Rummels nur darauf warten, entdeckt und als Lieblingsplatz in die Reisetagebücher eingeschrieben zu werden ? "Wild Places Südtirol" soll dabei helfen, genau dieser Frage auf den Grund zu gehen und bereits eingetretene Pfade verlassen.

Die Aufmachung des Buches ist optisch ein echtes Schmankerl, denn die Aufnahmen sind wunderschön und machen direkt Lust, die Reisetaschen zu packen und über den Brenner oder die landschaftlich schönere Route über den Reschensee zu nehmen. Die Texte sind quasi die Antipasti und der Heißhunger auf Südtirol wächst.

Und doch gibt es leise Stimmen, die sich im Inneren regen, wenn die Leser:innen das Buch durchblättern. Seit Jahren kämpft diese Region mit dem Overtourism, die Bettenkapazitäten sind längst erschöpft und wer wirklich unberührte Natur sehen möchte, der muss entweder ganz früh aufstehen oder ein Online-Ticket buchen.

Waalwege und der Ortler im Vinschgau, Knottnkino und der Partschiner Wasserfall in Meran bzw. im Meraner Land, Erdpyramiden und der Naturpark Drei Zinnen im Pustertal, Rosengarten in den Dolomiten oder die "Stoanerne Mandln" im Eisacktal - alles Hotspots in den Bergen, die mit dem Besucherandrang zu kämpfen haben und auch in diesem Buch erneut beworben werden.

Anschauen, wegträumen und Seele baumeln lassen - mit diesem Buch ist es möglich. Ob es dann wirklich die Urlaubsreise nach Südtirol sein muss, sollte jede/r Leser:in für sich selbst entscheiden.

Neutrale 3 Sternchen.

Bewertung vom 31.08.2024
Der märchenhafte Adventskalender. Ein Adventskalenderbuch

Der märchenhafte Adventskalender. Ein Adventskalenderbuch


ausgezeichnet

Nostalgie trifft Märchen und Moderne

Weihnachten und Märchen gehören einfach zusammen und mit diesem Adventskalenderbuch wird es wirklich märchenhaft weihnachtlich.Die großformatigen stabilen Pappbilderbuchseiten sind mit nostalgischen Märchenmotiven geschmückt und laden mit den Klappen dazu ein, in die Welt der Märchen einzutauchen und die kleinen und großen Geheimnisse hinter den Türchen zu entdecken

Die Doppelseiten zeigen Szenen aus bekannten Märchenerzählungen wie Schneewittchen, Aschenputtel oder Rotkäppchen und es ist, als würde mit dem Öffnen der Türchen auch das Märchenreich für Kinder und Erwachsene seine Pforten öffnen. Lichterglanz, Schneelandschaft, Wunderwelt und Gemütlichkeit werden nicht nur durch die wunderschönen Illustrationen lebendig, sondern schlüpfen regelrecht in die heimischen vier Wände.

Spielideen für die ganze Familie, tolle Weihnachtsdekorationen, leckere Rezepte und eine ganz spezielle Playlist auf Spotify machen diesen Adventskalender zu einem echten Mitmachkalender, der Nostalgie und Moderne auf wunderschöne Art und Weise miteinander verbindet. Und wer weiß, vielleicht träumst du ja heute Nacht von dem Schokoladenwasserfall, der dir im Buch auch begegnet ?

Bewertung vom 31.08.2024
Das Versprechen eines neuen Tages
Morgenroth, Dorothea

Das Versprechen eines neuen Tages


sehr gut

Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen (1. Korinther,13)

Bettis Schicksal scheint besiegelt, als sie von Ravensbrück ins Waldwerk deportiert wird. Einzig das Versprechen, immer für ihre Schwester Eva dazu sein, hält sie am Leben. Die Zwangsarbeit in der Fabrik zerrt und reißt an ihren letzten Reserven, die vollends in sich zusammenbrechen drohen, als Eva stirbt. Nur Flugzeugwart Konrad vermag Betti ein wenig Trost zu spenden und er schmiedet einen Plan. Aber kann Betti ausgerechnet dem Mann vertrauen, der ihr Feind ist ?


"Das Versprechen eines neuen Tages" ist ein Schicksalsroman, der nicht nur auf wahren Begebenheiten beruht, sondern auch an Aktualität nichts eingebüßt hat. In einer Zeit, in der sich das politische Bild zu wandeln scheint, die Demokratie auf wackligen Füßen steht und (Glaubens-)Kriege toben, mahnt uns diese Geschichte, die Ereignisse aus der dunkelsten Zeit Deutschlands nicht zu vergessen.

Dorothea Morgenroth erzählt in leisen, eindringlichen Worten vom Schicksal deportierter Jüdinnen und widmet sich dabei Betti und ihrer Schwester Eva mit ganzem Herzen. Es sind schreckliche Bilder, die plötzlich lebendig werden, da die Schreibende die Grenzen zwischen Lesen und Erleben vollkommen verschwinden lässt und den Leser:innen die Möglichkeit gibt, Schmerz, Verzweiflung und Leid, Hoffnung und kleine Lichtblicke mitzuerleben.

Es gibt eine einzige "Waffe" auf der Welt, die es Menschen ermöglicht, ein friedliches Miteinander zu leben und das ist die Kraft der Liebe. Der Roman befasst sich mit den christlichen Werten, die jedoch sehr unauffällig und achtsam mit in die Handlung einfließen. "Liebe deinen Feinde" (Matthäus 5,38‒48) wird zur Grundlage dieser Geschichte und beweißt, dass es immer eine Möglichkeit gibt, einen Schritt aufeinander zuzugehen und sich in Frieden und Freundschaft zu begegnen und sich mit dem Gewesenen auszusöhnen.

Es gibt tragische Momente, Szenen, die zu Herzen gehen und berühren und Abschnitte, die die Tränen ungehindert fließen lassen. Selbst das Wunder der Geburt hält Einzug und lässt Leser:innen und Charaktere im Buch ehrfürchtig staunen, innehalten und dankbar werden.

Manche Passagen hätten durchaus etwas mehr gestrafft werden können, da sie das Buch unnötig in die Länge ziehen und nicht unbedingt zum dramaturgischen Verlauf der Handlung beitragen. Jedoch ist das Buch ein wichtiger Beitrag gegen das Vergessen, der zeigt, dass sich die eigene Familiengeschichte nicht einfach so ausradieren lässt und es nichts bringt, in Feindschaft zu leben. Mut zum Leben, im Glauben an und mit Gott heißt auch, die Verletzungen der Vergangenheit anzunehmen und mit der Kraft der Vergebung neue Wege zu gehen.

Bewertung vom 31.08.2024
Lina und der Schnee-Engel
O'Farrell, Maggie

Lina und der Schnee-Engel


sehr gut

Magie und Winterzauber

Wohin gehen eigentlich die Schnee-Engel, die wir im Winter mit ganz viel Spaß in den Schnee zaubern ? Genau diese Frage beschäftigt ganz viele Kinder auf der ganzen Welt und Magie O'Farrell erzählt in ihrer magischen Geschichte von Lina, die ein kleines Winterwunder erleben darf. Aus ihrem Schnee-Engel ist nämlich ihr ganz persönlicher Schutzengel geworden, der auf sie aufpasst und immer für sie da ist.

Schon der Einstieg in das Buch ist voller Magie und Winterzauber, denn nicht nur das aufwendig gestaltete Cover glitzert und funkelt durch die vielen Eiskristalle, auch Vor- & Nachsatzblatt greifen die Thematik in ihrer Gestaltung wunderbar auf. Über und über mir stilisierten Engeln, Engelsflügeln und Eiskristallen bestückt, laden sie dazu ein, in diese fantastische Geschichte einzutauchen, sich von den Engelsflügeln tragen zu lassen und Magie pur zu erleben..

Sprachlich etwas anspruchsvoller, sodass kleinere Kinder noch nicht unbedingt den Sinn aller Worte erfassen können, jedoch inhaltlich voller Sinnbilder, die sich sehr schön auf die Vorlesenden und Zuhörenden projizieren lassen. Manche Stellen sind sehr traurig, mitunter voller (Lebens-)Gefahr, was jüngere Kinder etwas in Angst und Schrecken versetzt, jedoch gelingt es der Autorin immer wieder, das Belastende in positive Gedanken und mentale Stärke von Lina umzuwandeln.

Ein wunderschönes Winterbuch, das sich wie eine schützende und liebevolle Umarmung anfühlt und die ganze Magie und den Zauber des Winters beinhaltet.