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Top-Rezensenten Übersicht

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jacky1304

Bewertungen

Insgesamt 91 Bewertungen
Bewertung vom 20.10.2024
Nachtfahrt
Strauss, Annika

Nachtfahrt


sehr gut

Kathas Leben stellt sich komplett um, als ihr Vater plötzlich stirbt. Sie muss zurück in ihre Heimat ziehen, um sich um die Fahrschule des Vaters und ihre Nichte Ronja zu kümmern. Als wäre das nicht genug, passieren immer mehr seltsame Ereignisse, die mit der Fahrschule zusammenzuhängen scheinen, und dann wird Ronja plötzlich entführt. Kathas einzige Chance ihre Nichte zu retten ist es, den Geheimnissen ihrer Familie auf den Grund zu gehen - auch den unliebsamen.

Die Geschichte ist abwechselnd aus Kathas und aus Ronjas Sichtweise erzählt. Dieser Aspekt hat mir gut gefallen. So erfährt der Leser einiges über die Gefühle und Gedanken der beiden Protagonistinnen. Beide haben ihre Päckchen zu tragen, versuchen diese aber weitestgehend für sich zu behalten.
Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel kurz und knackig, weshalb man nur so durch das Buch fliegt.
Leider war mir Kathas Verhalten manchmal nicht wirklich nachvollziehbar, ihre Reaktionen vorschnell, ihre Gefühle zu drastisch.
Ronja hingegen fand ich super dargestellt. Ein Teenager, der früh seine Eltern verloren hat und nun auch noch ihre letzte Stütze: ihren Großvater. Wie sie sich verzweifelt versucht an ihre Freunde klammert und dabei auch manchmal unüberlegte Dinge tut, fand ich sehr realistisch. Auch ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte fand ich gelungen.
Ebenfalls positiv in Erinnerung geblieben ist mir die Nachbarin. Eine herrliche ältere Dame, deren Gedächtnis nicht mehr das Beste ist, die sich aber trotzdem immer wieder um die Mädels in dieser Ausnahmesituation kümmert.

Den Verlauf der Geschichte fand ich leider vorhersehbar. Ich hatte relativ früh jemanden in Verdacht und so hat es sich letztendlich auch bestätigt. Deswegen war die Spannung für mein Empfinden nur mittelmäßig.
Trotzdem hat es mir Spaß gemacht dieses Buch zu lesen. Und vielleicht haben Leser, die nicht so viele Thriller wie ich verschlingen, mehr Freunde daran.

3,5 Sterne von mir.

Bewertung vom 14.10.2024
The Christmas Fix
Score, Lucy

The Christmas Fix


sehr gut

Catalina King, 32-jähriges TV-Sternchen, hat es sich zur Aufgabe gemacht der Kleinstadt Merry zu wunderbaren Weihnachten zu verhelfen. Denn nach einem schlimmen Unwetter ist die Stadt verwüstet und das von allen Bewohnern geliebte Weihnachtsfest in Gefahr. Noah Yates, Bürgermeister der Kleinstadt, ist vom TV-Rummel gar nicht begeistert und macht Cat das Arbeiten schwer. Kann das Vorgaben trotz allem in nur wenigen Wochen gelingen?

Diese Geschichte ist wunderbar!! Ich hatte lange kein solches feel-good-Buch mehr, das für mich locker noch 200 Seiten mehr hätte haben können. Ich wollte nicht, dass das Buch endet und ich Merry verlassen muss.

Die Charaktere sind mir unglaublich ans Herz gewachsen. Angefangen bei der alten Mrs. Pringle, über Noahs schlagfertige und liebenswerte Tochter Sara, bis hin zu Cats britischem Assistenten Henry. Aber auch die anderen Bewohner, die nach und nach auftauchen, waren wunderbar dargestellt.
Dieses Gemeinschaftsgefühl und die magische Stimmung zur (Vor-) Weihnachtszeit hat Lucy Score unheimlich gut getroffen.

Der Umgang zwischen Cat und Noah hat mich oft zum Schmunzeln gebracht. Die Sprüche, die sich beide um die Ohren hauen - herrlich!
Außerdem hat es die Autorin geschafft die beiden einander zum richtigen Zeitpunkt näher zu bringen. Die Geschichte war stimmig. Ihre Entwicklung herzzerreißend.
Der Prolog hat mich zu Tränen gerührt.

Einziger Kritikpunkt meinerseits:
Leider waren mir die spicy Szenen zu viel. Davon hätte meiner Meinung nach nicht so viele explizit beschriebene Momente gebraucht. Das Buch hätte auch ohne bestens funktioniert.

Ein wunderbares Buch für die Vorweihnachtszeit und alle, die diese „heile Welt“-Momente lieben. Leser, die Mitmenschen wollen, auf die man sich verlassen kann, die sich freuen einander zu helfen. Wunderbare Freundschaften und idyllische Kleinstadt-Gefühle.
Lest dieses Buch!

Bewertung vom 08.10.2024
Ava liebt noch
Zischke, Vera

Ava liebt noch


sehr gut

Ava ist 43 Jahre alt, verheiratet und dreifache Mutter. Sie hält ihrem Mann, ein erfolgreicher Anwalt, den Rücken frei und kümmert sich um Haushalt, Kinder und alles was so anfällt.
Doch Ava ist unglücklich, fühlt sich nicht gesehen und wertgeschätzt. Als der 24 Jährige Kieran in ihr Leben tritt, ändert sich ihre komplette Gefühlswelt. Aber „darf“ man das? Die Familie für das eigene Glück zurückstellen? Endlich wieder leben?

Die Grundstory ist wirklich spannend. Was passiert mit einer Frau, die im Alltagstrott zwischen Kochen, Wäsche und Kinderarztterminen gefangen ist? Die von ihrem Mann keinerlei Unterstützung erhält, weil er ja Grundversorger der Familie ist. „Darf“ man sich darüber beschweren? Oder ist das Meckern auf hohem Niveau?

Die Geschichte wird abwechselnd aus Avas und Kierans Sicht erzählt, was mir wahnsinnig gut gefallen hat. Wir begleiten die beiden über Jahre hinweg und erfahren wie sich die Leben dieser beiden Protagonisten entwickeln.
Die Charaktere haben mir gut gefallen. Sie waren gelungen ausgearbeitet.
Avas Gedanken waren sehr plausibel dargestellt, aber auch Kierans Sicht der Dinge war spannend zu lesen.

Es waren unglaublich viele Emotionen, die mich während des Lesens überkommen haben: Verständnis und Unverständnis, Freude und Wut, Angst und Hoffnung und vor allem Liebe. Dieser Balance-Akt ist der Autorin toll gelungen!

Bis zur Hälfte des Buches wäre es ein absolutes Highlight für mich gewesen. Leider flacht die Story danach merklich ab und zog sich dann wie Kaugummi. Da hätte die Autorin noch dran arbeiten können. Schade!

Trotzdem ist das Buch absolut lesenswert und damit eine Empfehlung von mir.

Bewertung vom 05.10.2024
Das Comeback
Berman, Ella

Das Comeback


ausgezeichnet

Die 13 jährige Grace Turner wird bei einem Schauspiel-Casting in der Schule entdeckt und von den Verantwortlichen direkt mit ihren Eltern nach L.A. eingeladen. Die junge Grace ist direkt Feuer und Flamme, während ihre Eltern erst noch vom Regisseur Able bei einem Abendessen überzeugt werden müssen. Sie stimmen aber schließlich zu und der Film mit Grace in der Hauptrolle geht durch die Decke.
Ab diesem Zeitpunkt ändert sich das Leben der Teenagerin komplett. Sie muss nun schmerzhaft lernen, dass man in Hollywood eigentlich nur sich selbst vertrauen kann - und manchmal nicht einmal das.
Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere verschwindet sie plötzlich komplett aus der Öffentlichkeit und kehrt nun vollkommen verändert zurück.

Nach und nach erfährt der Leser, was Grace im Laufe der Jahre passiert ist und wie es ihr in der Zeit ergangen ist.
Die Geschichte ist ein absolutes Highlight, wenn auch keine leichte Kost. Es geht um Drogen und Alkohol, um Machtmissbrauch, um falsche Freunde und völlige Einsamkeit, obwohl immer Leute um einen herum sind.
Wir erfahren, warum die Beziehung zwischen Grace und ihren Eltern so kompliziert wurde und die Hals-über-Kopf geschlossene Ehe der jungen Frau in die Brüche ging.
Wir lernen Graces‘ jüngere Schwester kennen, die ebenfalls mit zahlreichen Dämonen zu kämpfen hat und sich langsam beginnt ihrer berühmten Schwester zu öffnen.

Die Charaktere sind toll ausgearbeitet. Obwohl Grace oft unsympathisch und überheblich dargestellt wird, erkennt man im Laufe der Geschichte, warum sie so handelt und alle Leute, die sie lieben, von sich stößt.

Für mich ein absolutes Highlight und eine klare Leseempfehlung für alle, die tiefer in die Abgründe Hollywoods abtauchen möchten und nicht davor zurückschrecken sich auch mit schwierigen Themen zu beschäftigen.
Dieses Buch wird mich noch lange beschäftigen, dessen bin ich mir sicher!

Bewertung vom 30.09.2024
Das mörderische Christmas Puzzle
Benedict, Alexandra

Das mörderische Christmas Puzzle


sehr gut

Die 80-Jährige Edie lebt zurückgezogen mit ihren Katzen und versucht Kontakte zu anderen Menschen zu umgehen. Gerade an Weihnachten. Denn Edie hasst dieses Fest abgrundtief.
Doch eines Abends liegt ein Umschlag mit Puzzleteilen und einer Morddrohung vor ihrer Tür. Sollte es Edie nicht gelingen das Rätsel innerhalb weniger Tage zu lösen, werden Menschen sterben - so die Aussage.
Was hat es damit auf sich? Wer steckt dahinter?
Bald steckt Edie tiefer in der Suche nach dem Täter, als ihr lieb ist.

Das Buch ist wunderschön aufgemacht. Ich mag das Cover sehr und auch die Kapitelanfänge mit den kleinen Puzzleteilen sind optisch ein Hingucker. Ebenso gefällt mir die Idee mit den verschiedenen Rätseln, die man als Leser lösen kann, sehr gut.

Die Geschichte beginnt direkt spannend. Da es sich um einen Krimi handelt, ist das Spannungslevel nicht übermäßig hoch, aber trotzdem während der kompletten Geschichte gegeben.
Obwohl Edie als Protagonistin ziemlich gewöhnungsbedürftig ist, habe ich sie zeitnah in mein Herz geschlossen.
Es gibt einige Stellen, an denen ich sie wachrütteln wollte, weil sie gefühlt alle Menschen, die ihr wichtig sind, vor den Kopf stößt. Im Laufe der Geschichte wird aber immer mehr klar, warum sie so handelt.
Die Nebencharaktere fand ich nahezu alle gelungen. Besonders die Schulsekretärin und Edies Nachbarin haben mir gefallen.

Meine einzigen Kritikpunkte sind, dass Edie sehr oft Worte umstellt und andere aus ihren Buchstaben bildet. Anfangs fand ich das ganz süß, je häufiger das dann aber vorkam, desto nerviger fand ich es leider.
Und, dass ich bei der Vielzahl der Nebencharaktere manchmal den Überblick verloren habe, wer wer ist. Aber das könnte auch an mir und meiner Auffassungsgabe liegen ;-)

Wer das Buch zur Weihnachtszeit liest, wird voll auf seine Kosten kommen. Ich empfehle es gerne weiter und hatte wirklich gute Unterhaltung dabei.

Bewertung vom 07.09.2024
Mein Mann
Ventura, Maud

Mein Mann


ausgezeichnet

Die namenlose Ich-Erzählerin ist Lehrerin, Übersetzerin für Englisch, zweifache Mutter und vor allem liebende Ehefrau. Sie liebt ihren Mann selbst nach 15 Jahren so sehr, dass man problemlos von Besessenheit reden kann/muss. Sie liebt ihren Mann mehr als ihre Kinder (7 und 9 Jahre alt). Sie denkt pausenlos an ihren Mann. Sie richtet ihr komplettes Leben nach ihrem Mann aus. Sie beschäftigt sich stundenlang mit der Frage, ob ihr Mann sie noch liebt und betreibt Studien dazu, um herauszufinden, wie es um seine Gefühlswelt für sie bestimmt ist.

Wow. Dieses Buch ist eine Wucht!
Ich habe lange Zeit nicht mehr so viel in einem Buch markiert, wie in diesem. Es gab so viele Passagen und Momente, in denen ich kurz innehalten und über die Aussagen und Taten der Protagonistin nachdenken musste. Immer, wenn man denkt, dass sie es auf die Spitze getrieben hat, kommt der nächste Hammer.
Wie ein Abend mit Freunden durch ein albernes Spiel unter Alkoholeinfluss die komplette Welt der Protagonistin auf den Kopf stellen kann, hat mich sprachlos gemacht. Diese Frau hat mich fasziniert und schockiert. Ihr Mann tat mir stellenweise Leid, weil ich das Gefühl hatte, dass er seine eigene Ehefrau selbst nach 15 Jahren gar nicht kennt.

Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, habe mir aber trotzdem die Zeit genommen über viele Dinge noch einmal intensiv nachzudenken.
Die Autorin hat hier ganz klar ein Highlight geschaffen. Für mich handelt es sich sogar um eins meiner Jahreshighlights - und das liegt auch am Twist im Epilog. Wow!
Mir bleibt nur zu sagen: lest bitte dieses Buch!

Bewertung vom 31.08.2024
Du kennst sie
Jennett, Meagan

Du kennst sie


gut

Sophie ist Barkeeperin und schon aus Berufswegen ständig aufdringlichen Männern ausgesetzt. Irgendwann platzt der jungen Frau der Kragen und sie bringt einen besonders nervigen Gast kurzerhand um. Doch bei diesem Mord bleibt es nicht, denn Sophie erkennt ihre Freude am Töten. Und damit hört sie selbst dann nicht auf, als die Polizistin Nora zum Stammgast in der Bar wird. Kennt diese Frau keine Skrupel oder ist sie zu selbstsicher und begibt sich in Teufels Küche?

Das Cover hat mich direkt angesprochen. Dieses Glas mit dem Gesicht darin und dazu die erhabene Oberfläche - gefällt mir gut.
Der Klappentext auf der Buchrückseite hat mich neugierig gemacht. Nun habe ich aber zusätzlich den Text auf der Innenklappe gelesen und das war ein Fehler.
Ich habe die ganze Zeit sehnsüchtig darauf gewartet, dass Nora und Sophie sich anfreunden. Und das passiert einfach erst nach der Hälfte des Buches. Vorher treffen sie noch nicht mal wirklich aufeinander.
Meiner Meinung nach ist das viel zu spät. Bis dahin zieht sich die Handlung nämlich wie Kaugummi und es passiert nichts wirklich spannendes.
Dann nimmt das Buch endlich etwas Fahrt auf, wird aber leider immer wieder ausgebremst durch die Passagen mit Sophies oder Noras - nennen wir es mal -„inneren Dämonen“. Ich war irgendwann genervt. Klar wirkte es ab und an hilfreich, um Sophies Beweggründe zu verstehen. Aber es drehte sich einfach zu stark darum. Ich hätte mir einen größeren Augenmerk auf das Zwischenmenschliche zwischen den beiden Frauen gewünscht.

Das Ende fand ich gut - wenn auch nicht überraschend. Denn auch dazu wird im letzten Satz der Inhaltsangabe schon zu viel verraten. Sowas darf doch nicht sein! Ohne diesen Spoiler wäre der Twist definitiv besser gewesen. Und was am Anfang des Buchen zu viel war, fehlt hintenraus an Seiten. Das hätte anders gelöst werden müssen.

Vielleicht liegt es an meinen Erwartungen. Vielleicht wäre meine Meinung anders ausgefallen, hätte ich den Klappentext innen nicht gelesen. Aber so ist es für mich leider nur ein mittelmäßiges Buch mit zahlreichen Längen.
Und ich würde allen Lesern raten: lasst die Finger vom Klappentext innen!

Bewertung vom 28.08.2024
Stalker - Er will dein Leben.
Strobel, Arno

Stalker - Er will dein Leben.


sehr gut

Eric ist Schauspieler am hiesigen Theater und seit kurzem gefeierter Kommissar im Tatort. Seitdem scheint seine Karriere durch die Decke zu gehen. Doch dies bringt nicht nur Ruhm und Ehre, sondern lockt auch einen äußerst seltsamen Kritiker an. Mit der Zeit wird dieser immer dreister und verlangt nun sogar von Eric einen Mord zu gestehen, den er vor etlichen Jahren begangen haben soll - sonst stirbt seine Familie. Wie kommt der Stalker darauf? Was geschah damals, woran sich Eric scheinbar nicht erinnern kann?

Ich bin eigentlich ein Strobel-Fan seit der ersten Stunde. Ich lese jeden Roman und das obwohl sie mich in letzter Zeit gar nicht mehr wirklich überzeugen können.
Trotzdem schafft es der Verlag/ der Autor/ die Buchhandlung immer wieder mich dorthin zu lenken.

Die Grundidee klingt gut, aber nicht überragend. Weil meine Erwartungen nicht ganz so hoch waren, fällt die Bewertung vielleicht besser aus, als sie es normalerweise tun würde.

Ich fand die Geschichte um Eric nicht sonderlich spannend. Ein wahrer Pageturner ist es zugegebenermaßen nicht. Aber trotzdem kommt man gut durch‘s Buch und hat - zack - die Hälfte durch.
Die Kapitel haben eine gute Länge. Der Schreibstil ist einfach, nahezu banal. Irgendwie merke ich immer mehr, dass mir da etwas fehlt. Nur weil es ein Thriller ist (oder sein soll), könnte man doch trotzdem mit kleinen Kniffen arbeiten, oder ist das meckern auf hohem Niveau?

Eric war mir ziemlich unsympathisch, als aufsteigender Möchtegernstar, der pausenlos seine Followerzahl auf Facebook checkt.
Die anderen Figuren sind mir rückblickend kaum im Kopf geblieben. Sie waren irgendwie lieblos dargestellt. Fast schon Platzhalter, weil es nur mit Eric als Protagonist nicht funktioniert hätte.

Bei all der Kritik fragt man sich nun: warum dann 4 Sterne?
Weil das Ende für mich so überraschend war, dass es noch einen zusätzlichen Stern gab! Und weil ich Strobel’s Thriller trotz allem irgendwie mag.

Würde ich das Buch empfehlen? Nein, irgendwie nicht. Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass ich auch Strobel‘s nächstes Buch lesen werde.

Bewertung vom 04.08.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


ausgezeichnet

Oscar sieht Moni das erste Mal im Hörsaal einer Mathematik-Vorlesung hält die auffällig gekleidete, wesentlich ältere Frau für eine Kantinen-Mitarbeiterin, die sich auf dem Uni-Gelände verirrt hat. Aber weit gefehlt: die Mitte 50-Jährige studiert ebenfalls Mathematik und das obwohl sie drei Jobs und zahlreiche private Herausforderungen hat.
So ungleich die beiden Protagonisten auch sind, sie vereint die Leidenschaft zu Zahlen und Formeln. Und bald entwickelt sich zwischen beiden eine ungewöhnliche aber äußerst ehrliche Freundschaft.

Wow! Ich habe dieses Buch so sehr geliebt. Es ist gespickt voller humoristischer Passagen und hat trotzdem eine wunderbar tiefgreifende Message.

Alleine auf den ersten paar Seiten musste ich pausenlos schmunzeln. Wie Moni den Hörsaal mit der Einkaufstüte voller Lauch betritt und dann die ersten Sätze mit dem ziemlich introvertierten, leicht autistischen Oscar führt - ganz ganz großes Kino!
Moni ist so ein herzlicher Charakter, der unglaublich witzige Sprüche auf Lager hat. Diese Frau muss man einfach mögen. Dazu der Background mit ihrer Familie und die Tatsache, dass niemand von Monis Studium wissen darf.
Auf der anderen Seite Oscar. Überflieger und Mathegenie durch und durch, der ungerne mit Kommilitonen zusammenarbeitet und erst recht niemanden abschreiben lassen möchte. Seine autistischen Züge und der Adelstitel geben der Figur den Rest.

Es hat mir unglaublichen Spaß gemacht zu lesen, wie diese zwei unterschiedlichen Charaktere zusammen finden und eine wirklich tolle Freundschaft aufbauen.
Der Schreibstil ist toll und die kleinen Gimmicks mit den Fußnoten und dem Stammbaum waren das I-Tüpfelchen.
Zwar verstehe ich selbst nicht viel von Mathematik, trotzdem tut das dem Buch keinen Abbruch.

Gerne hätte ich noch ein paar Seiten mehr gehabt, aber auch so war das Ende rundum gelungen. Absolutes Highlight für mich!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.07.2024
Wir treffen uns im nächsten Kapitel
Bickers, Tessa

Wir treffen uns im nächsten Kapitel


gut

Erin stellt bei einer Ausmist-Aktion versehentlich ihr Lieblingsbuch samt sehr persönlicher Postkarte in den öffentlichen Bücherschrank. Als sie ihren Fehler bemerkt, wurde das Buch bereits von jemandem mitgenommen. Doch wie das Schicksal es so will, steht es einige Tage später wieder im Schrank. Diesmal mit Randnotizen von James, dem vorherigen Leser. In diversen Klassikern beginnt ein Austausch der beiden Buchliebhaber, der immer persönlicher wird. Die Situation verändert sich schlagartig, als James Erin zufällig am Bücherschrank beobachtet. Die beiden kennen sich von früher und deshalb weiß er, dass sie niemals herausfinden darf, dass er dahintersteckt.

Ich habe irgendwie eine locker leichte Sommerlektüre mit Witz erwartet - die war es aber so gar nicht. Der Humor fehlte mir komplett. Die vorherrschenden Themen sind keine leichte Kost: Krebs, psychische Erkrankungen, Mobbing, familiäre Konflikte und und und.
Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich anders an die Lektüre rangegangen. So war ich null vorbereitet und auch gar nicht in Stimmung für so „düstere“ Themen.

Die Grundidee fand ich süß, die Umsetzung aber nicht so gut. Als Buchliebhaberin hätte ich mir gewünscht, dass mehr auf die Klassiker, die Erin und James lesen eingegangen wird. Irgendwie wird davon ausgegangen, dass man weiß, worum es in den Büchern geht. Schade!

Erin empfand ich als schwierigen Charakter. Sie fokussiert sich pausenlos auf das Negative, verkriecht sich wegen Kleinigkeiten tagelang im Bett und redet mit ihrer verstorbenen besten Freundin Bonnie (die fand ich übrigens am besten umgesetzt!).
Auch an James habe ich nicht sooo viel positives finden können. Er geht in der Opferrolle auf, suhlt sich in Selbstmitleid und Selbstvorwürfen.

Gut fand ich die Rückblicke in die gemeinsame Vergangenheit der beiden Protagonisten. Als Leser erfahren wir nach und nach wie es zu dem Cut damals kam und warum beide davon ausgehen, dass eine Versöhnung ausgeschlossen ist.
Ebenso gefallen hat mir der Perspektivwechsel in jedem Kapitel. Und, wie bereits erwähnt, der Charakter von Bonnie. Die flippige, lustige junge Frau, die viel zu früh aus dem Leben gerissen wird und die beiden Protagonisten auch Jahre später noch nachhaltig geprägt hat.

Leider nicht so locker leicht, wie ich es erhofft hatte. Die Grundidee gefällt mir, die Umsetzung ist ausbaufähig. Daher von mir keine wirkliche Empfehlung und auch kein Buch, das mir lange in Erinnerung bleiben wird.