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Alex

Bewertungen

Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2024
Narrenbraut
Maier, Katharina

Narrenbraut


ausgezeichnet

Eine fantastische Fortsetzung einer großartigen Buchreihe

Mit dem Roman “Narrenbraut“ wird die Handlung der ersten Teile schlüssig fortgeschrieben.
Die Geschwister sind inzwischen erwachsen. Myn ist gefangen im Leben einer braven Ehefrau, in einer Rolle, die sie perfekt auszufüllen scheint. Der ältere Bruder und Seelenverwandte ist unerreichbar in den dunklen Weiten des Weltalls unterwegs, und Mudmal ist eingebunden in die verpflichtenden Angelegenheiten der adligen Familie.
Einige überraschende Geschehnisse im Reich und dem Dasein der Geschwister und deren Freunde sorgen dafür, dass das Leben plötzlich ganz neue Wege geht.

Die Figuren erhielten den Raum für eine konsequente Weiterentwicklung ihrer Charakterzüge. Außerdem wurde die Handlung schonungslos und stringent fortgeführt, unabhängig davon, ob sich der Lesende dies eventuell harmonischer oder friedvoller wünschte.

Mit „Narrenbraut“ bedient die Autorin nicht den Mainstream und schreibt dabei sprach- und bildgewaltig, dass es eine pure Freude ist, in diese komplexe und so andersartige Welt einzutauchen.

Überdies tauchen neue Figuren in dieser fantasievollen und vielschichtigen Welt auf. Es werden politische Verstrickungen enthüllt und ferne Welten bereist. Dabei wird es romantisch und rebellisch zugleich. All diese Entwicklungen steigern die Spannung stetig, und man will unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Bewertung vom 03.07.2024
Ein Sommer am Ufer des Dnjepr
Bergelt, André

Ein Sommer am Ufer des Dnjepr


ausgezeichnet

Der Roman ist eine unterhaltsame, revolutionäre und amüsante Coming-of-Age-Story über zwei Jungen während des Sommers 1979 in der Ukraine.

Der Roman erzählt eine Sommergeschichte über Anton und seine Oma Mina. Sie flüchten vor der Hitze Kiews und urlauben in einer Datsche nahe des Flusses Dnjepr. Der fast zehnjährige Anton ist anders als andere Kinder in seinem Alter. Er beschäftigt sich lieber mit Musiktheorie, übt auf seiner Klarinette. Sein verschollener Opa Isaak ist sein wahrer Held. Wie er will er ein Revolutionär werden.
Gleich zu Beginn des Sommers fällt er in den Dnjepr. Die Strömung erfasst ihn, und Timur, ein etwas älterer Junge, eilt ihm zu Hilfe. Timur ist ein Punk. Schnell steht die Frage im Raum: Wer ist mutiger: Punk oder Revolutionär? Die Frage soll in einem Duell geklärt werden. So beginnt der Wettstreit und bringt manche verrückten Aktionen mit sich, und es wollen Antworten gefunden werden auf die Fragen: Wer gewinnt das Duell? Was ist mit Opa Isaak geschehen? Welches Geheimnis verbirgt Oma Mina, und welche Rolle spielt das Mädchen mit der New-Wave-Band?

Anton ist ein Protagonist, den der Lesende mögen muss. Er wird als aufgeweckter, intelligenter und unglaublich liebenswerter Charakter dargestellt. Der seine Schwächen hat, seine eigenen Grenzen kennt und sich den Mut aneignet, diese zu überschreiten, und er stellt das alles verbindende Glied in dieser Geschichte dar. Die weiteren Figuren erhielten eine ebenso behutsame Skizzierung, nicht derart detailliert, wie es z. B. von einem Fantasy-Roman bekannt ist, aber genau so, dass man die ihnen zugestandenen Attribute erkennt und ihre Glaubwürdigkeit unterstrichen wird.

Der Autor hat einen stimmigen Ton gefunden, um die Leichtigkeit der jugendlichen Sommer-Story mit der Schwere der tatsächlichen Geschichte zu kombinieren. Hierbei werden die Liebe zur Musik, zu der Familie, zum Heimatland und der Wert wahrer Freundschaft virtuos in Szene gesetzt. Damit ist der Roman ein vortreffliches Buch der anspruchsvollen Belletristik.

Bewertung vom 17.06.2024
Die Sünden der Anderen
Luna von Eisenhart Rothe

Die Sünden der Anderen


ausgezeichnet

Die Rechtsanwältin Tessa Wagner steht fest im Leben, doch tragische Umstände konfrontieren sie mit der Tatsache, dass ihre biologische Herkunft anders ist als gedacht. Das Gefühl, lebenslang belogen worden zu sein, wirft die Protagonistin aus der Bahn. Eine Mauer des Schweigens umgibt ihre Mutter, und wie das Schicksal es will, hat Tessa gerade eine Pause vom Job und so begibt sie sich auf die Reise nach Ibiza. Dort lebt zurückgezogen ihre exzentrische Tante Anna Berg. Sie war einst die beste Freundin der Mutter, und so erhofft sich Tessa von ihr die Auskunft auf ihre Fragen.
Die Ankunft auf der malerischen Insel wird von dunklen Wolken überschattet, und die Zeit, um Antworten zu finden, ist knapp bemessen. Die Erzählungen der Tante zeichnen verträumte Bilder der Vergangenheit voller Liebe, beschreiben den Drang nach Freiheit und geben nebenbei einen tieferen Einblick in die Traditionen der Insel. Trotz alledem erfährt Tessa nicht, was sie wissen möchte. Sie merkt, dass ihre Tante ein Geheimnis mit sich trägt.
Dann schlägt das Schicksal erneut zu: Ein entsetzlicher Mord geschieht. Ab jetzt verwandelt sich Tessas Urlaubsreise in ein gefährliches Unterfangen. Wem kann sie vertrauen? Was hat das alles mit ihr zu tun?

Die ersten literarischen Werke der Autorin sind mir unbekannt, dass sie allerdings das Handwerkszeug der Schriftstellerei beherrscht, spürt man in jedem Satz dieses Buchs. Der Schreibstil der Autorin ist mitreißend und angenehm. Das Setting ist liebevoll ausformuliert. Man spürt in jedem Absatz die bedingungslose Begeisterung für das Eiland und das Leben dort.

Erzählt wird der Plot in zwei Zeitebenen - der Gegenwart und den 60er/70er-Jahren. Diese wiederkehrenden Perspektivwechsel verleihen den Charakteren und der Handlung die nötige Tiefe, steigern die Spannung und bereiten den Raum für verschiedene dramaturgische Kniffe.

Mit dem Roman hat die Autorin einen sommerlichen und unterhaltsamen Lesestoff kreiert. Dies ist ein Buch, dass sich nicht in eine klassische Genre-Schublade stecken lässt, sondern Lesevergnügen vom Feinsten bietet: Es gibt tragische und romantische Liebe sowie Spannung pur. Die perfekte Urlaubslektüre!

Bewertung vom 06.06.2024
Freischwimmer
Herlich, Gabriel

Freischwimmer


ausgezeichnet

Der Roman ist das Debüt von Gabriel Herlich und die Beschreibung lässt es einen luftig-leichten Sommerroman im Gewand einer Coming-of-Age-Story bzw. eines ereignisreichen Roadtrips erahnen. Jedoch ist die Geschichte so viel mehr: ein Gesellschaftsroman, eine Liebesgeschichte, ein literarisches Roadmovie, eine Familiengeschichte und …

Donatus Frey, kurz Donnie, entstammt einer gutsituierten Hamburger Traditionsfamilie, ist ein Außenseiter, seine Kindheitserinnerungen sind von Einsamkeit und Ausgrenzung geprägt. Erst im Studium gelingt es ihm, tiefere freundschaftliche Kontakte zu knüpfen, im festen Glauben verankert, wahre Freunde gefunden zu haben. Fasziniert von einer Studentenverbindung und getrieben von der Sehnsucht nach Anerkennung merkt er nicht, dass seine neuen Begleiter nicht die Freunde sind, nach welchen er sich sehnt, und die Zugehörigkeit zur neuen Clique bedenkliche Konsequenzen mit sich bringt.

Der Autor hat ein stimmiges Setting geschaffen. Die Mehrheit der Figuren wirkt echt, und diese sind gefühlt nah dran an der Realität. Der Schreibstil ist einladend und flüssig. Der Hauptakteur ist eine Person, mit der man sich nur schwer identifizieren kann, viele seiner Handlungen und Entscheidungen haben mich schockiert. Umso erfreulicher ist es, dass der Autor ihm die Chance zur Wandlung und der Entfaltung spendierte.

Mit dem Roman »Freischwimmer« ist dem Autor ein stimmiges Debüt geglückt. Das Buch hatte ich in kurzer Zeit gelesen, weil die Geschichte mich packte und den aktuellen Zeitgeist trifft. Gerne mehr davon!

Bewertung vom 01.06.2024
Frevlersbrut (eBook, ePUB)
Maier, Katharina

Frevlersbrut (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Buch “Frevlersbrut“ ist der 2. Band der 7-teiligen Buchreihe “Die Erste Tochter“ von Katharina Maier. Der Roman wurde im Selbstverlag veröffentlicht.
Der Roman schließt ohne Umschweife direkt an den ersten Teil an: Lys Neoly, die liebevolle Mutter der Geschwister, wurde als Widernatürliche gebrandmarkt. Daraufhin muss sie sich für eine Tat verantworten, die sie nicht begangen hat.
Mit der Anklage der Mutter verwandelt sich das Leben der Familie Neoly vollends in einen Scherbenhaufen. Die Geschwister gelten nun als Brut einer Frevlerin. Trotz der gesellschaftlichen Ächtung gelingt es dem jungen Mudmal und Myn, sich etwas wie Normalität zu verschaffen, nur ihr älterer Bruder Vairrynn verändert sich zusehends. Schlussendlich findet nicht einmal mehr Myn einen Zugang zu ihrem einzigen Vertrauten. In derart gedrückter Stimmung vergehen die Monate, in denen sich nicht nur der ältere Bruder weiter verschließt, auch der Vater entgleitet der Familie immer mehr. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse: Der Vater trifft eine folgenschwere Entscheidung. Myn muss erkennen, dass ihr Leben als Frau in dem patriarchalischen System alles andere als selbstbestimmt ist. Wird Myn sich in dem ihr auferlegten Dasein zurechtfinden? Oder verschafft sich der innere Drang nach Freiheit seinen Weg nach außen? Wo ist Vairrynns Platz in der Familie? Und welche Pläne schmiedet der machtbesessene Obersten Priester Asnuor?
Mit “Frevlersbrut“ startet man richtig in die Fantasy-Buchreihe “Die Erste Tochter“. Der erste Band “Adelsspross“ diente mehr der Einführung, und mit Band 2 wird endlich das Plot-Feuerwerk entzündet. Eine Fortsetzung mit Wow-Effekt!
Der Schreibstil in diesem Teil gefällt mir noch besser als im ersten Band “Adelsspross“ der Buchreihe „Die Erste Tochter“. Die Autorin agiert weiterhin wort- und bildgewaltig. Was mich jedoch mehr anspricht, sind die nunmehr emotionaleren und spannungsvolleren Töne. Man wird direkt in die Handlung gezogen, in das herrliche Setting und die Gefühlswelten der Hauptcharaktere. Man kann das Buch nicht aus der Hand legen, und genau so hatte ich es mir gewünscht.

Bewertung vom 21.05.2024
Adelsspross (eBook, ePUB)
Maier, Katharina

Adelsspross (eBook, ePUB)


sehr gut

Mit dem Eröffnungsroman “Adelsspross“ startet die High-Fantasy-Buchreihe um “die erste Tochter“ Mynrichwy (kurz Myn). Sie ist ein junges Mädchen in einer Welt des Patriarchats und gehört dem Hause Neoly an, einer hochrangigen Adelsfamilie im Singisischen Reich.
Als einzige Tochter wächst sie behütet mit ihren Brüdern Vairrynn und Mudmal bei ihren Eltern auf. Die Jahre der Kindheit sind zunächst unbeschwert, auch wenn die strengen Regeln für die weiblichen Familienmitglieder der jungen Myn vermehrt ungerecht und unverständlich erscheinen. Ihr älterer Bruder Vairrynn erkennt den unerschöpflichen Wissensdurst des Mädchens und nimmt sich ihrer an, denn zwischen den beiden Geschwistern besteht eine besonders innige Verbindung.
Mit der Zeit überschlagen sich die Geschehnisse: Ein neuer Oberster Priester wird gewählt, und die Stimmung im Land verwandelt sich schnell. Es beginnt zu brodeln. Die einst so offene Mutter verschließt sich zusehends, und der schöngeistige Vater verändert sich immer mehr. Was ist der Grund hierfür?

Dieser Eröffnungsroman stellt eine ausführliche Einführung in die komplexe Welt von Myn und ihrer Familie dar. Dabei nimmt sich die Autorin die nötige Zeit, um den Spielort ausführlich zu beschreiben, so dass der Roman eher zurückhaltend und etwas gemächlicher daherkommt. Doch davon sollte sich der Lesende nicht täuschen lassen. Die Geschichte bietet neben interessanten Charakteren ein buntes Potpourri einer vielgestaltigen Fantasiewelt, so existieren verschiedene bewohnte Planeten, Eigentümlichkeiten der Flora und Fauna, eine eigene Mythologie, eine ungewohnte Uhrzeit und eigenartige Namen von alldem.
Also, wer bereits im Band 1 fulminante Kämpfe erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein, doch dass diese definitiv folgen werden, das deutet sich bereits an.

Häufig las ich, dass die meisten Lesenden ihre Schwierigkeiten mit den fremdartigen Namen hatten. Diese sind in der Tat ungewöhnlich, mögen befremdlich erscheinen, aber es passt zu dieser ungewöhnlichen Welt. Zur Hilfestellung wurde dem Buch ein Glossar angehängt, und auf dieses habe ich ab und an zurückgegriffen. Natürlich unterbrach das Nachschlagen etwas meinen Lesefluss, aber half ungemein, ein umfassendes Verständnis für den faszinierenden Weltenbau zu entwickeln und sich mit den seltsamen Namen anzufreunden.

Der Schreibstil ist geprägt von der ausdrucksvollen Sprache der Autorin. Sie beherrscht die Kunst des Formulierens perfekt. Neben dem kreativen Plot und dem komplexen Weltenbau verleiht dieser Aspekt dem Roman seine eigene Magie.
Allerdings muss ich einwerfen, dass sich diese wortgewaltige Sprache an manchen Stellen etwas zu sehr in Vordergrund drängte und zu Lasten der Geschichte ging. Aber hey, das ist Jammern auf echt hohem Niveau.

Mit „Adelsspross“ schuf die Autorin einen unterhaltsamen und anspruchsvollen Auftakt-Roman. Er beginnt zurückhaltend und steigert die Spannung kontinuierlich. Das Ende trägt die Erwartung in sich, dass die nächsten Teile „Der ersten Tochter“ sich alles andere als zurückhaltend präsentieren werden, und ich kann es kaum erwarten weiterzulesen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.05.2024
Vom Kochen und Leben auf dem Land
Roberts, Julius

Vom Kochen und Leben auf dem Land


ausgezeichnet

Das Homefarming-Kochbuch "Vom Kochen und Leben auf dem Land" stammt aus der Feder von Julius Roberts, bekannt aus den sozialen Medien – ein junger, smarter Koch und Landwirt.

Sein Buch folgt dem Rhythmus der Jahreszeiten. Es ist es gegliedert in die jahrzeitlichen Rubriken Winter, Frühling, Sommer und Herbst.
Jede Jahreszeit beginnt mit unterhaltsamen und inspirierenden Erzählungen von Roberts Leben auf dem Bauernhof. Gefolgt von saisonalen Rezepten mit natürlichen, frischen Zutaten, abgerundet durch Kräuter, Zitrone und ein paar wenige klassische Gewürze, welche in jeder Küche zu finden sind.

Die Rezepte bestechen durch ihre unkomplizierte Art und sind in der Regel schnell zubereitet.

Seit er Landwirt ist und täglich in Kontakt mit seinen Tieren steht, hat sich seine Einstellung zum Fleischkonsum verändert. Er verteufelt Fleischgerichte nicht, sondern macht sich stark für eine bewusste und qualitätsbezogene Ernährung.
Er betreibt einen Selbstversorger-Bauernhof mit allerlei tierischen Bewohnern, und so ist das Kochbuch konsequenterweise eine Rezepte-Sammlung für den Allesesser. Für jeden Geschmack ist ein passendes Gericht dabei.

Viele Rezepte lassen sich problemlos in eine vegetarische oder sogar vegane Variante abwandeln, aber eben nicht alles. Und so wird es in der Tat schwierig, das unglaublich köstliche und dazu angenehm einfache Rezept des „Brathähnchen auf Zitrone, Fenchel und Kartoffeln“ in eine vegetarische oder vegane Variante abzuwandeln. Lebt das Rezept doch vom schmackhaften Saft des knusprig gebrutzelten Hähnchens, mit dem das Gemüse aromatisiert wird.

Dennoch ließ der Autor sich nicht die Chance entgehen und hat in der Einleitung bereits auf die Variationsmöglichkeiten hingewiesen. Oftmals wird auch direkt beim Rezept auf eine Alternative hingewiesen, immer unter der Voraussetzung, dass der Kochende seine inspirierende Art im Umgang mit den Lebensmitteln teilt bzw. verinnerlicht hat.
Es werden selbstverständlich Mengenangaben, Back- bzw. Kochzeiten sowie Temperaturangaben gemacht, aber jeder Kochende sollte immer in der Lage sein zu berücksichtigen, dass die Backöfen unterschiedlich arbeiten und Temperaturen schwanken. Oder die Mengenangaben auf die eigenen Geschmacksvorlieben oder Bedürfnisse anzupassen, dann ist das Gelingen garantiert und man hat als Kochender mit den Rezepten aus diesem herrlichen Buch seine wahre Freude.

Bewertung vom 24.04.2024
Die Robbenfrau
Sandström, Ava

Die Robbenfrau


sehr gut

„Die Robbenfrau“ ist ein vielschichtiger Sinnsuche-Roman. Es geht um Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, Identität, um die Kraft der Gemeinschaft und die Stärke von Frauen, dazu beschreibt dieses Buch eine bewegende Familiengeschichte und ist eine Hommage an die spektakuläre raue Natur der Färöer-Inseln.

Die neunzehnjährige Kendra stellt sich nach ihrer überstürzten Flucht von Zuhause die Frage: Was Familie für sie bedeutet?
Ohne Ziel reist sie per Anhalter los und landet schließlich auf den Färöern, wo sie von der rauen Natur und der Hilfsbereitschaft der Bewohner verzaubert wird und ein ganz neues familiäres Miteinander erfährt. Erst die Sage um die Robbenfrau, der Kendra seltsam zu gleichen scheint, öffnet ihr letztlich die Augen und verleiht ihr die Kraft und den Mut, sich der Vergangenheit zu stellen.

Dass ein erfahrenes Autorenpaar am Werk war, bemerkt der Lesende sofort. Das Buch liest sich flüssig und schnell durch. Die Geschichte enthält viele Hintergrundinformationen über die Gegend, die Menschen und deren Lebensart. Dies hat mir über manche sehr vorhersehbare Wendung und die fehlende emotionale Tiefe hinweggeholfen.
Bei den Hauptcharakteren spürt man die jugendliche Frustration und die Verletzlichkeit von Kendra, die Verzagtheit und Verzweiflung der Mutter sowie die Wut und das ausgeprägte Ego des Vaters, dennoch schaffte es die Geschichte nicht, mich emotional komplett abzuholen.

Der Roman erzählt eine Familiengeschichte und bietet - trotz aller Dramatik, Problematik und kleinerer Schwächen - eine kurzweilige und lesenswerte Geschichte.

Bewertung vom 16.04.2024
Horatio, Magier, pensioniert. Life is a Story - story.one
Wetterau, Stefan

Horatio, Magier, pensioniert. Life is a Story - story.one


ausgezeichnet

Dieses Buch ist der erste Teil einer dreiteiligen Kurzgeschichten-Reihe und eine echte Überraschung dazu!

Ein großveräterlicher Erzähler erzählt seinem nicht mehr ganz so kleinen Enkel eine Geschichte. Sofort hat man die Bilder im Kopf. Es ist Abend, man sitzt in einer Runde vor dem Kamin oder am Lagerfeuer und eine ruhige Stimme erzählt eine besondere Geschichte.

Wie der Titel es schon erahnen lässt, ist diese Geschichte mit einem Hauch Magie und einigen spannenden Wendungen versehen. Der Text auf dem Buchrücken bringt die essenziellen Fragen ins Spiel und man kann erahnen, was die zauberhafte Geschichte verbirgt.
Eine Prise Spannung und liebevoll ausgearbeitete Charaktere. Dazu wird die Kurzgeschichte um Horatio und seine zauberhaften Freunde durch die wundervollen Zeichnungen am Beginn eines jeden Kapitels abgerundet. Ein wirklich tolles Buch.

Bewertung vom 16.04.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


sehr gut

Ein Gedankenspiel mit der zentralen Frage „Was wäre wenn?“. Dazu hat der Autor des Romans „Das andere Tal“ eine ganz eigene atmosphärische Welt geschaffen. Die Heimat der 16-jährigen Odile ist ein namenloses Tal zwischen weiteren namenlosen Tälern. Wo immer alles gleich ist, nur zwanzig Jahre in der Zeit versetzt. Unter bestimmten Bedingungen darf man in die Vergangenheit oder die Zukunft reisen, und das eröffnet ein Spiel mit den Möglichkeiten, ein Ringen um Handlungen und deren Konsequenzen.

Ein starker, bildgewaltiger Debüt-Roman voller Emotionen. Der Schreibstil ist ruhig und nüchtern, aber immer umgeben von einer tiefgehenden Tristesse. Stetig wird der Leser gefordert, mitzufühlen, mitzufiebern und sich zu fragen: „Was würde ich tun?“

Trotz aller Schwermütigkeit und Trostlosigkeit im Leben der Charaktere schafft es der Autor zu brillieren. Sprachgewaltig und fast philosophisch spielte er hin und wieder mit den Worten und zauberte die gewünschten Bilder in den Kopf.

Fremd und unnahbar blieb hingegen die Hauptprotagonistin Odile für mich. Das lag vielleicht daran, dass meine Erwartung an ihre Handlungen sich stark von der Geschichte unterschieden.

Das Buch ist so gänzlich anders als von mir erwartet, hat mich aber dennoch erreicht. Noch lange nachdem ich das Buch zugeklappt hatte, habe ich über die verschiedenen Aspekte nachsinniert.