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Mark

Bewertungen

Insgesamt 38 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2024
Zum Paradies
Yanagihara, Hanya

Zum Paradies


ausgezeichnet

Das Buch besteht aus drei voneinander getrennten Erzählungen, die im Abstand von 100 Jahren spielen und die sich bei den Namen der handelnden Personen und geografisch teilweise überschneiden. Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass man sich in einer anderen Welt befindet, als zu erwarten gewesen wäre. Dennoch geht es wie zu jeder Zeit und in jedem System um Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Anpassung und Ausbrechen und nicht zuletzt um die Last der Erinnerungen, eben alles, was unser Glück ausmachen oder es zerstören kann. Die Autorin hat einen sehr eindringlichen Erzählstil, der einen fordert und mitzieht, und wurde offenbar auch sehr gut übersetzt.

Für mich hätten die Fäden der drei Erzählungen noch etwas direkter zusammenlaufen können, auch die Hintergründe der für uns veränderten Realität werden höchstens angedeutet. Das Buch ist keine leichte Kost und sicher keine Empfehlung, wenn man gerade nicht gut drauf ist, und dennoch ist es keineswegs langweilig oder deprimierend, sondern es zwingt einen, gewohnte Denkmuster zu durchbrechen. Ein einmaliges Buch und eine Autorin, die man nicht vergessen kann.

Bewertung vom 02.09.2024
Erben wollen sie alle
Hennig, Tessa

Erben wollen sie alle


sehr gut

Wenn Oma Bianca auf die Idee kommt, mit 75 Jahren ihr elegantes Haus auf Mallorca zu verscherbeln und für den Verkaufserlös mit einem neuen, gerade erst kennengelernten Mann auf eine Weltreise zu gehen, muss das ihre Erben alarmieren und auf den Plan rufen. Zunächst vorgeblich, dann tatsächlich um das Wohl der alten Dame besorgt, ergeben sich daraus für alle Beteiligten zahlreiche Verwicklungen und Missverständnisse, die sich am Ende natürlich in Wohlgefallen auflösen, das Ganze vor einer idyllischen Kulisse.

Mich haben das lustige Cover und der lakonische Titel angesprochen. Die Figur der (zunächst) pfiffigen Seniorin startet mit einem augenzwinkernden Tagebucheintrag, nicht ohne eine Prise schwarzen Humors. Nach dem ersten Drittel treten dann aber ziemliche Längen in der Geschichte und bei den sich allzu schnell wandelnden Charakteren auf, bevor die Handlung zum Ende hin wieder Fahrt aufnimmt. Die Geschichte kann sich nicht recht entscheiden zwischen Tiefe und Humor und hat so von beidem nicht allzu viel, dennoch hat das Buch einen positiven Grundton und liest sich daher recht gut. Also das Richtige für den Urlaub; ein zweites Mal wird man das Buch aber wahrscheinlich nicht lesen.

Bewertung vom 02.09.2024
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3


gut

Schon zum dritten Mal legen sich Mrs Potts und ihre zwei so unterschiedlichen Freundinnen Becks und Suzie ins Zeug, um einen Mörder zu fassen. Diesmal arbeiten sie von Anfang an offiziell im Dienst der örtlichen Polizei. Wer hat den beliebten Bürgermeister während der Ausschusssitzung ermordet? Verdächtige gibt es einige, aber zum Glück nicht zu viele. Und natürlich kann kein Täter dem lebensfrohen Trio entgehen, dessen Souveränität immer wieder Spaß macht. Die Spannung hält sich dabei aber ehrlich gesagt in Grenzen. Für mein Empfinden hatten die zwei Vorgängerbücher da mehr zu bieten, auch an Nebenhandlungen und britischem Humor. Vielleicht hätte das Buch ursprünglich länger werden sollen, dachte ich. Außerdem fand ich hier auch die Übersetzung nicht so gut. Aber es ist dennoch eine angenehme Lektüre für eine kurzweilige Auszeit.

Bewertung vom 13.08.2024
Der längste Schlaf
Raabe, Melanie

Der längste Schlaf


sehr gut

Mara, die Neurowissenschaftlerin, kann ihre eigene Schlaflosigkeit nicht besiegen. Die Angst vor ihren Träumen macht sie schlaflos. Dass es mit diesen Träumen etwas auf sich hat, deutet sich schon zu Beginn an. Dann ergibt sich eine unerwartete Schenkung – ein großes Haus in einem kleinen Ort, den sie nicht kennt, von einem Mann, von dem sie noch nie gehört hat. Schließlich kehrt Mara doch von London zurück in ihre Heimat, um das Haus in Besitz zu nehmen. Während sie versucht, mehr über das Haus und seinen inzwischen verstorbenen Vorbesitzer zu erfahren, kommt es zu einer Reihe seltsamer Zufälle und immer mystischerer Ereignisse. Erst am Schluss versteht Mara (und der Leser), wieso sie es sein musste, die das Haus bekommt.
Ein durchaus spannendes Buch und gute Urlaubslektüre, wie ich finde. Ich mag den direkten Schreibstil der Autorin, die meisterhaft versteht, Spannung zu erzeugen. Dennoch pendelt die Geschichte etwas unentschieden zwischen Fantasy und Wissenschaftsthriller, besonders gegen Ende. Dennoch spannend und auch nachdenkenswert.

Bewertung vom 15.07.2024
Reise nach Laredo
Geiger, Arno

Reise nach Laredo


gut

Der alternde Karl V., ehemals Kaiser und König, jetzt ein hinfälliger Mann im selbstgewählten Abseits, ist seines Lebens überdrüssig, gequält von Krankheiten, zerrissen von der Monotonie seines Lebens und den immer wiederkehrenden nutzlosen Gedanken. Oder am Ende doch nicht? Mit dem Jungen Geronimo, der nicht weiß, dass Karl sein Vater ist, zieht er eines Tages los nach Laredo. Auf der Reise begegnen ihnen verschiedene Personen und Abenteuer, die Karl die Erkenntnis bringen, dass es sich lohnt, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, egal wie viel Zeit einem noch bleibt.
Das Buch ist voll von klugen Gedanken, die nachdenklich machen. Für mich überwog hier aber die Schwermut zuungunsten der Zuversicht. Als Roman ist das Buch aus meiner Sicht leider kein Volltreffer. Natürlich ist Arno Geiger ein Meister, und der Roman ist wie gesagt voller Leckerbissen, aber er ist insgesamt keine runde Sache. Es gibt Längen, gerade am Anfang, und Dinge, die man sich dazu denken muss, aber immer gelingt das nicht. Manches bleibt offen, Nebenhandlungen führen zu nichts. Ich hätte auf einen Roman mehr an der historischen Seite gehofft, die dem Autor zweifellos sehr gut bekannt ist.

Bewertung vom 16.06.2024
Die Perserinnen
Mahloudji, Sanam

Die Perserinnen


sehr gut

Erzählt wird die Geschichte der weiblichen Mitglieder einer iranischen Familie, die bis 1979 zu den wohlhabendsten und einflussreichsten im Iran gehörte, den Nachfahren des „Großen Kriegers“. Die Patriarchin Elisabeth bleibt nach der Revolution im Iran zurück, zusammen mit ihrer Enkelin Niaz, während ihre Töchter Sima und Shirin mit ihren Familien in die USA auswandern.
Hier beginnt das Buch, mit einem Familientreffen im mondänen Aspen im Jahr 2004, bei dem die kapriziöse Shirin verhaftet wird unter dem Vorwurf der versuchten Prostitution in einer Bar. Ihre Nichte Bita, Jurastudentin, versucht vergeblich, ihr den Ernst ihrer Lage begreiflich zu machen.
Das Buch wird kapitelweise von den Hauptdarstellerinnen bzw. aus ihrer Sicht erzählt, auch aus der von Sima, die 2004 bereits verstorben ist. Unter dieser Darstellung einer mehr oder weniger „handelsüblichen“ Familiengeschichte ergeben sich hier sehr interessante Einsichten in die Geschicke von Exilantinnen, die mit der vergangenen Geschichte ihrer Heimat und ihrer Vorfahren belastet sind und offenbar Jahrzehnte brauchen, um ihren Platz in der Gesellschaft ihres Exils zu finden. Auch wenn es sich hier nur um einen Roman handelt. Das Buch liest sich sehr spannend, die teilweise etwas temperamentvollen Dialoge haben mir gefallen.

Bewertung vom 03.06.2024
Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10
Eyssen, Remy

Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10


sehr gut

Hier ist wieder einmal alles beisammen für einen spannenden Urlaubskrimi: Die wunderschöne Cote d’Azur, die Protagonisten, die das Glück haben, dort zu leben und zu arbeiten und dabei noch die Schönheit Ihrer Heimat genießen – und nicht zuletzt eine äußerst brutale Mordserie und ein vermeintlicher Täter, der es nicht gewesen sein kann. Die Geschichte ist klug aufgebaut, die Kombination des Paares Ritter/Morell als Gerichtsmediziner und Polizistin lässt viele Handlungsmöglichkeiten zu, und der Autor weiß sie gut zu nutzen. Auch die Nebenhandlungen wie der Ferienjob der Tochter Lilou und der Besuch des Staatspräsidenten, der auf Abwegen wandelt, fügen sich gut in die Geschichte ein. - Es ist schon der 10. Band einer Reihe, und das merkt man ihm - im positiven Sinne! - nicht an. Etwas rätselhaft bleibt nur der Titel, aber das Buch liest sich gut.

Bewertung vom 20.05.2024
Mord stand nicht im Drehbuch
Horowitz, Anthony

Mord stand nicht im Drehbuch


ausgezeichnet

Eigentlich war Horowitz froh, die Nervensäge Hawthorne losgeworden zu sein und sich ganz der Londoner Premiere seines Theaterstückes Mindgame zu widmen. Doch dann findet er sich in der Zelle eines Untersuchungsgefängnisses wieder, festgenommen wegen eines absurden Mordverdachtes gegen ihn. Und der einzige, der ihm helfen kann, ist ausgerechnet Detektiv Hawthorne. Zuerst sieht es immer düsterer für den unschuldig Beschuldigten aus, aber natürlich spielt Hawthorne auf allen Registern und findet die Hinweise, die sonst alle übersehen hätten. Schließlich kommt es zum großen Finale auf offener Bühne. – Horowitz nimmt bei diesem Buch, das sagt er auch selbst, eindeutig Anleihen bei Agatha Christie. Dies nur als Warnung für alle, die ihre Krimis nicht mögen, denn dieses Buch liest sich gut und spannend, Horowitz macht Agatha Christie alle Ehre.

Bewertung vom 10.05.2024
Mord im Antiquitätenladen / Siggi Malich ermittelt Bd.1
Lehnertz, Waldi

Mord im Antiquitätenladen / Siggi Malich ermittelt Bd.1


sehr gut

Obwohl, die Eifel kommt ja gar nicht vor, ebenso wenig wie gesprochene Mundart, aber als Fan von Bares für Rares weiß man natürlich, dass Waldi Lehnertz in der Eifel wohnt, und man stellt es sich so vor. Die Story kann es durchaus mit anderen Cosy Crimes aufnehmen: ein unlösbares Mordrätsel am Anfang, skurrile und sympathische Protagonisten und turbulente Wendungen im Handlungsablauf. Langweilig ist das Buch nicht. Ganz großes Kino allerdings auch nicht, aber das wollte es wahrscheinlich auch gar nicht sein. Ich hätte mir vielleicht noch etwas mehr Expertise im Hinblick auf die Antiquitäten erhofft, vielleicht auch etwas lockere oder realistischere Dialoge und etwas mehr Spannung (man ahnt relativ früh, wer es gewesen sein wird). Dennoch ein unterhaltsamer Cosy Crime, und vielleicht wird die Fortsetzung ja noch besser.

Bewertung vom 21.04.2024
Vor einem großen Walde
Vardiashvili, Leo

Vor einem großen Walde


ausgezeichnet

Die Mutter müssen sie zurücklassen, als der Vater mit seinen zwei kleinen Söhnen das bürgerkriegsgebeutelte Georgien Richtung Großbritannien verlässt. Während die Söhne in London erwachsen werden, gelingt es ihm nie, sie zu sich zu holen, und schließlich stirbt sie im fernen Georgien, ebenso wie alle anderen dort verbliebenen Verwandten. Nach vielen Anläufen macht sich der Vater auf, nach ihren Spuren in Georgien zu suchen, und kehrt nicht zurück. Nun ist der ältere Bruder an der Reihe zu suchen, doch auch er kommt nicht wieder. Das Buch beginnt mit dem Aufbruch von Saba, dem jüngeren Sohn, in das ihm fremd gewordene Land. Er findet unvermutet einen Freund und schließlich die Hinweise, die ihm sein Bruder hinterlassen hat. Sie führen den scheinbar Naiven auf verschlungenen und abenteuerlichen Wegen durch ein konfliktreiches Land, über das man viel zu wenig weiß. Demgemäß lassen sich viele Schilderungen auch kaum einordnen, zumal die Geschehnisse teilweise eine Verbindung mit der Welt der Mythen eingehen. - Seltsam erscheint mir, dass es sich hier um einen Debütroman handelt, denn der Autor hat lesbar große Freude am Erzählen und Fabulieren und das Buch liest sich gut und spannend.