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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Luise-21
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 330 Bewertungen
Bewertung vom 16.10.2025
Alle weg
Maiwald, Stefan

Alle weg


gut

Das Cover und die Gestaltung des Buches mit Leineneinband und Lesebändchen, wirkt ausgesprochen edel und konnte mich auf den ersten Blick, begeistern.

In seinem neuen Buch „Alle Weg“ schildert Stefan Maiwald, der in der norditalienischen Stadt Grado, ganz in der Nähe von Pinos Bar lebt, Tagebuchartig seine Beobachtungen und Erlebnisse aus der Nebensaison, wenn die Touristen abgereist sind, Ruhe einkehrt und das wahre Leben der Einheimischen, beginnt.
Und in Pinos legendärer Bar beginnt sie exakt dann, wenn der Fernseher endlich wieder läuft. Und die einheimischen Stammgäste den Sommer resümieren, über Politik streiten, die Fußballergebnisse und lokale Kriminalfälle diskutieren, füreinander kochen, Pläne schmieden, lachen, laut diskutieren und am Ende immer auf das Leben anstoßen.

Fazit:
Aus verschiedenen Perspektiven und Blickwinkeln zitiert der Autor querbett seine reichhaltig angesammelten Anekdoten, wobei sich auch Themen in unterschiedlichen Monaten, wiederholen können. Einige Anekdoten fand ich schon recht unterhaltsam aber eben nicht alle. Mir fehlte in dieser Erzählung einfach etwas mehr Spannung und ein Faden, der mich von dem italienischen Flair, hätte überzeugen können.

Im Anhang gibt es noch eine Auflistung über – „Wer wohnt hier eigentlich?“ und mir stellt sich echt die Frage, was nutzt mir zu wissen, wieviele Hausfrauen, Tellerwäscher, Kellner usw. in Grado leben?
Von mir 3 von 5 Sternen!

Bewertung vom 11.10.2025
Lilianas unvergänglicher Sommer
Rivera Garza, Cristina

Lilianas unvergänglicher Sommer


sehr gut

Das Cover und der Titel „Lilianas unvergänglicher Sommer“ haben mich regelrecht magisch angezogen. In ihrem bewegenden und zugleich vielschichtigen Porträt entfaltet die Autorin Cristina Rivera Garza, die aufwühlende Suche nach den Spuren ihrer geliebten Schwester.

Im Mittelpunkt der Geschichte, steht ihre Schwester Liliana, eine junge Frau voller Leben und die Aussicht einer glänzenden Zukunft. Ihr gewaltsamer Tod, ein Femizid, wird von der Autorin nicht nur als persönlicher Verlust, sondern auch als gesellschaftliche Anklage verarbeitet.

Nach fast über 29 Jahren überwindet die Autorin ihre lähmende Trauer und macht sich auf den Weg zurück nach Mexiko, denn sie will Antworten finden und sich dem Andenken ihrer Schwester Liliana, widmen. Sie rennt dabei von Behörde zu Behörde, wird belächelt, abgewiesen nur weil sie nach all den Jahren, die Akte ihrer Schwester haben möchte. Doch die Ermittlungsakte bleibt unauffindbar. Die Autorin erinnert sich, dass in ihrem Elternhaus noch die Kisten voller Tagebücher, Briefe und Notizen von Liliana, aufbewahrt sind. Akribisch durchforstet die Autorin alle Aufzeichnungen, setzt sich mit Verwandten, Freunden und all jener, die sie geliebt und geschätzt haben in Verbindung, bis sie ein vollständiges Porträt, von Liliana, vor sich hat.

Dieses Porträt stellt einen einmaligen Einblick in das Leben von Liliana, ihren Gefühlen, ihren Entscheidungen und ihren Empfindungen, mit ihrer eigenen Stimme und ihrer eigenen Worte. So wird Liliana greifbar, denn sie ist das Opfer, das durch dieses Buch nicht in Vergessenheit gerät.

Fazit:
Es ist kein leichtes Buch um zwischendurch zu lesen sondern es braucht schon etwas Raum und Zeit um in der Geschichte anzukommen. Der Einstieg mit den vielen fremden Begriffen der Behörden fand ich anfangs anstrengend und verwirrend aber nach den ersten 50 Seiten, konnte mich die Handlung, fesseln.
Besonders berührt hat mich, wie die Autorin das Leben ihrer Schwester Stück für Stück aufrollt und über ihren gewaltsamen Tod kraftvoll erzählt. Eine für mich sehr berührende und zum Nachdenken anregende Geschichte.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.10.2025
Die Frau der Stunde
Specht, Heike

Die Frau der Stunde


sehr gut

Heike Specht ist Deutschlands lässigste Historikerin und erzählt in ihrem neuen Roman "Die Frau der Stunde" eine fiktive Geschichte aus den 70er-Jahre über eine Frau, die nach der Macht greift und die Männerwelt auf den Kopf stellt.

Im Mittelpunkt steht die liberale Politikerin Catharina Cornelius – eine alleinstehende Frau, die in der Bonner Altherren-Elite völlig überraschend nach dem Rücktritt von Helmut Busch, zur Außenministerin und Vizekanzlerin ernannt wird. Die überrumpelten Kollegen in den höchsten Regierungskreisen reiben sich fassungslos die Augen, die Journalisten spitzen die Federn und das ganze Land blickt erstaunt auf die zierliche Frau. Doch Catharina versteht es, sich auf dem Podium und dem Parkett, elegant und souverän zu bewegen.

Als Helmut Busch seinen Posten unter allen Umständen zurückhaben möchte und Catharina darauf nicht eingeht, versucht er, sie vor der Öffentlichkeit bloßzustellen. Als Catharina sein Machtspiel durchschaut, stellt sie sich gelassen den hämischen Kommentaren, während sie im Gegenzug ihr eigenes Machtspiel eröffnet. Catharina weiß sich durchzusetzen …

Macht hat ihren Preis und Catharina muss heimlich ihre Liebe zu einem Jounalisten leben.

Catharinas Internatsfreundinnen bedeuten ihr alles und die drei Frauen bilden eine starke Gemeinschaft, dass sich gegenseitig schätzt und unterstützt.
Als Azadeh Nouri, iranische Regisseurin sich unbedingt an den Frauenaufständen im Iran beteiligt und nach Teheran reist, sind ihre Nerven nicht nur als Außenministerin, angespannt. Sie hat Angst um das Leben ihrer Freundin.
Nach dem Umbruch im Iran, reist auch ihre Freundin Suzanne de Vries, Korrespondentin für die belgische Tageszeitung in Bonn, für Recherchearbeiten nach Teheran.

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, mit ihrem leichten und flüssigen Schreibstil ihren fiktiven Charaktere und historischen Ereignissen, einen unterhaltsamem Einblick in die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der 70er-Jahre, zu geben. Eine lesenswerte Geschichte mit der ich viele schöne Lesestunden hatte.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.09.2025
Bittersüß
Williams, Hattie

Bittersüß


ausgezeichnet

In ihrem Roman „Bittersüß“ erzählt die Autorin Hattie Williams eine fiktive Geschichte über Abhängigkeiten und toxische Machtverhältnisse.

Die Ich-Erzählerin Charlie, leidet in ihrer Jugend nach dem Tod ihrer Mutter unter schweren Depressionen und fühlt sich nirgends zugehörig. Als ihr Stiefvater eine neue Familie gründet, sucht sie sich in London eine Arbeit. Das Geld ist knapp und so freut sich Charlie, dass sie für eine geringe Miete bei ihrer besten Freundin Ophelia und ihrem Mitbewohner Eddy, einziehen kann. Die drei Freunde werden unzertrennlich.

Seit einem Jahr arbeitet Charlie als Presseassistentin bei einem renommierten Londoner Buchverlag, der bald das neue Buch des preisgekrönten Richard Aveling herausbringt. Bei einer Zigarette im Regen trifft Charlie den dreißig Jahre älteren Richard und ist überwältigt, den zum ersten Mal fühlt sie sich gesehen und ernst genommen. Ihr Traum erfüllt sich noch, als sie mit ihm zusammenarbeiten soll. Aus der Arbeitsbeziehung wird viel zu schnell eine Affäre, die auf Macht, Kontrolle und Schweigen beruht. Charlie, sucht Halt und Liebe, doch der 30 Jahre ältere Richard, ist ihr weit überlegen und nutzt seine Macht aus.
Charlie isoliert sich nach und nach von ihren Freunden und bittet sie um Schweigen über ihre Affäre im Verlag, den diese Verbindungen werden nicht gerne gesehen und führen normalerweise zur Kündigung. Durch das Schweigen entsteht ein geschicktes manipulatives Verhältnis, aus dem Charlie sich kaum befreien kann.

Das vorauszusehende Ende der Beziehung ist wie zu erwarten herzzerreißend und schmerzvoll für Charlie. In dieser Zeit stehen aber nicht nur ihre Freunde ihr zur Seite sondern auch ihr Stiefvater, dem sie sich endlich öffnen kann und seine neue Familie, lieben lernt.

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, die toxischen Machtverhältnisse und die innere Zerrissenheit von Charlie, authentisch zu schildern. Sprachlich konnte mich der Roman mit seiner stillen Kraft, welche durch eindrucksvolle Beschreibungen noch mehr emotionalen Tiefgang erhielt, überzeugen. Ein sehr interessanter Roman, den ich gerne gelesen habe.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.09.2025
Durch das Raue zu den Sternen
Kloeble, Christopher

Durch das Raue zu den Sternen


ausgezeichnet

Die Ich-Erzählerin Arkadia Fink, genannt Moll, ist 13 Jahre alt, musikalisch hochbegabt und mit reichlich Fantasie gesegnet. In ihrem bayerischen Dorf macht sie das zur Außenseiterin. Dann hat auch noch vor acht Monaten, drei Wochen und sechs Tagen ein einschneidendes Ereignis in ihrem Leben stattgefunden. Ihre Mutter ist „kurz weggegangen“, wie sie es zu sagen pflegt. Seitdem leidet sie unter der bedrückenden Abwesenheit und der quälenden Frage, wann sie endlich zurückkommt. Sie redet sich zeitweise ein, dass sie ohne sie gut klar kommt aber ihr Vater nicht, denn er ist nicht mehr er selbst, hat seitdem nichts mehr in seiner Werkstatt, geschreinert und die offenen Rechnungen stapeln sich.

Geblieben ist der 13jährigen Ihre beste Freundin Bernhardina, die im Seniorendomizil Phoenix lebt und früher Musiklehrerin in Namibia, war. Moll muss Bernhardina jeden Abend anrufen und sich vergewissern, dass sie noch lebt, obwohl sie von Pflegepersonal umgeben ist. Manchmal ist sie zu spät dran, dann ruft Bernhardina sie an.
Bernhardina ist nur dann nicht mehr ihre beste Freundin, wenn sie sagt, dass ihre Mutter vielleicht nicht mehr zurückkommt. Deshalb sind sie sich nicht immer einig.

Der Neo-Bechstein ihrer Mutter, wird für Moll zur absoluten Hingabe zur Musik. Sie kann singen und hat eine Idee, denn wenn der weltberühmteste Knabenchor Deutschlands sie aufnimmt und sie auf der großen Bühne singt, wird ihre Mutter zurückkehren. Die Hürden scheinen zuerst unüberwindbar zu sein, denn noch nie hat ein Mädchen in dem Knabenchor gesungen aber Moll denkt nicht daran aufzugeben. Sie ist sicher, ihr Ziel kann sie nur über die Musik erreichen.

Fazit:
Zuerst wußte ich nicht so recht, wie ich Molls Wut auf der einen Seite und der absoluten Liebe auf der anderen verstehen soll, doch schnell wird klar, dass sie der Realität nicht ins Auge sehen will. Erst zum Ende lösen sich die tragischen Ereignisse auf.
Der Autor hat auf eine berührende Art und Weise eine Geschichte zum Thema Trauer und Verlust, Liebe und Wut und von der Macht der Musik, melancholisch aber dennoch hoffnungsvoll, geschrieben. Der Roman „Durch das Raue zu den Sternen“ von Christopher Kloeble, ist eine gefühlvolle und lebendige Geschichte, die ich allen Literaturbegeisterten gerne weiterempfehle.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.09.2025
Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1)
Lagerlöf, Ulrika

Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1)


ausgezeichnet

In ihrem fesselnden Auftakt der Norrland-Saga "Wo die Moltebeeren leuchten” wurde die Autorin Ulrika Lagerlöf, inspiriert von ihrer eigenen Familiengeschichte und wahren historischen Ereignissen.

Der Titel und das wunderschön gestaltete Buchcover mit dem farblich passenden Moltebeeren-Buchschnitt und einem interessanten Klappentext, konnten mich sofort für das Buch, begeistern.

Auf zwei Zeitebenen erzählt die Autorin eine atmosphärische Geschichte von Siv und Eva über ein lang gehütetes Familiengeheimnis aus der Vergangenheit.

1938, Nordschweden: Die siebzehnjährige Siv wird in die tief verschneiten Wälder geschickt, um als Köchin eine Gruppe von zehn Waldarbeitern zu versorgen. Ein entbehrungsreiches Leben ohne Strom und Komfort erwartet sie – und doch ist es genau dort, mitten in der rauen Natur, wo Siv zum ersten Mal echte Freiheit spürt. Und Liebe. In der Abgeschiedenheit begegnet sie Nila, einem jungen Sámi – und erlebt eine zarte Liebe, die stärker ist als alle Konventionen. Doch als der Sommer endet, bleibt nur ein Geheimnis, das nie ans Licht kommen darf.

2022: Eva ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes und Forstwirtin. Sie arbeitet in Uppsala als PR-Beraterin in einem großen Forstunternehmen und kehrt mit einem Auftrag in das Dorf ihrer Kindheit zurück. Sie soll den Widerstand gegen ein umstrittenes Abholzungsprojekt beruhigen und mit den Aktivistengruppen und Umweltschützern verhandeln. Doch die scheinbar klare Aufgabe ist alles andere als einfach und wird schnell zur Reise in die eigene Vergangenheit. Stück für Stück entblättert sich eine Geschichte, die tief in den schwedischen Wäldern wurzelt. Und bald stößt Eva auf ein Familiengeheimnis, das bis in Sivs Zeit zurückreicht

Beide Zeitebenen sind atmosphärisch und fesselnd geschrieben, dazu noch die bildhaften Beschreibungen über die malerische Landschaft Nordschwedens mit den dichten Wäldern, Mooren, kleinen dunklen Seen und den verführerisch orange leuchtenden Moltebeeren.

Fazit:
Die Autorin hat einen schönen atmosphärischen Schreibstil und versteht es ausgezeichnet, ihre Charaktere authentisch ins Bild zu rücken. Die bildhaften Beschreibungen der Natur besonders über die Abholzung der Wälder und das Schicksal sowie der Rechte der Sámi, ist verständlich und ausführlich, dargestellt. Mir hat die Geschichte auf beiden Zeitebenen sehr gut gefallen und ich bin schon sehr gespannt, was nach diesem starken Auftakt, folgt.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.09.2025
Herzlauschen
Swidler, Nicole;Swidler, Uli T.

Herzlauschen


ausgezeichnet

Das Autorenehepaar Nicole und Uli Swidler erzählen in ihrem Roman „Herzlauschen“ eine berührende Geschichte über eine Sopranistin und eines Mannes, der mit dem Herzen hört.

Fazit:
Ausgerechnet das wunderschöne Cover hat mich magisch angezogen und dann der Klappentext, der mich neugierig auf diese ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen der Starsopranistin Tessa und dem gehörlosen Bildhauer Paul, gemacht hat.

Die Autoren erzählen über die sympathische Tessa, die nach dem frühen Tod ihrer Eltern, von ihrem Manager Fabian gefördert wird und Babette, die sich nicht nur um ihr Wohl kümmert, denn sie auch eine Verbündete. Der geheimnisvolle Mann ist Paul, der seit einem Jahr verwitwet und auserdem noch gehörlos ist. Ausgerechnet eine Konzertkarte führt den gehörlosen Paul in ein Benefizkonzert in der Berliner Philharmonie und dann geschieht das Wunder – Tessa -. Zwei Welten treffen aufeinander.

Selbst als Tessa merkt, wie unterschiedlich ihr und Pauls Leben ist, fühlt sie sich immer mehr zu ihm hingezogen. Still und leise entwickelt sich die ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen der Starsopranistin Tessa und dem gehörlosen Bildhauer Paul.

Eine wunderbare Wohlfühlgeschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, die die Geschichte unglaublich lebendig hält. Der Schreibstil der Autoren ist flüssig und mit einer Leichtigkeit geschrieben, die mir von Anfang an gut gefallen hat. Mit „Herzlauschen“ hatte ich viele schöne Lesestunden und empfehle diese ungewöhnliche Liebesgeschichte gerne weiter.
Von mir 5 Sternen!

Bewertung vom 18.09.2025
Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104
Abel, Susanne

Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104


ausgezeichnet

Susanne Abel erzählt in ihrem neuen Roman „Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104“ eine einfühlsame und berührende Geschichte über zwei Heimkinder der Nachkriegszeit und ihrer lebenslangen Liebe.

Auf dem Buchcover ist ein kleiner verloren wirkender Junge zu sehen, der bildlich sehr gut zu Hardy, passt. Die Autorin hält die Spannung der Geschichte, die im Wechsel auf zwei Zeitebenen erzählt wird, bis zum Ende aufrecht.

1945: Mit einem Pappschild um den Hals, kommt ein kleiner Junge in ein Heim und vor lauter Angst kann er auf die Fragen nach seinem Namen, nicht antworten. Er kam mit dem Kindertransport aus Zoppot (Danzig) und sein Name auf dem Schild ist unleserlich. Irgendetwas steht da mit „WIL“ am Anfang mehr kann man nicht erkennen und so bekommt er einfach einen Namen - Hartmut Willeiski - und wächst in einem katholischen Kinderheim als Nr. 104 auf. Hier lernt er die elfjährige Kriegswaise Margret kennen. Beide Kinder wachsen in dem katholischen Kinderheim auf, wo sie von den Nonnen mit starker und strenger Hand, erzogen werden. Auf dem Weg bei Wind und Sturm ins Dorf müssen die älteren Kinder, die Kleinen an die Hand nehmen und dann rutscht der kleine Junge fast weg und Margret flüstert ihm zu: Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104.

Magret, schließt den Jungen in ihr Herz und fragt nach seinem Namen, doch Hartmut gefällt ihr nicht und sie nennt ihn Hardy. Hardy ist ein niemand und genauso wird er von den Nonnen mit harter und strenger Hand, behandelt. Margret, versucht ihn zu beschützen, denn Hardy gilt als debil, aber sie weiß, dass das nicht stimmt. Die beiden werden zu einer unverzichtbaren Stütze füreinander und beschließen, sich nie wieder loszulassen.

Als Margrets Tante durch den Suchdienst gefunden wird, zieht sie zu ihr und ihrem Onkel. Sie freut sich auf eine bessere Zukunft, ist aber traurig, Hardy zurücklassen zu müssen. Nach kurzer Zeit erlebt Magret mit ihrem Onkel ein traumatisierendes Ereignis und kommt in ein Heim für gefallene Mädchen. Erst nach ihrer Volljährigkeit ist sie frei und beginnt als Stationshilfe in einem Kinderheim und entdeckt einen hilflosen Jungen im Bett liegen, der ihr nach näherer Betrachtung, vertrauter ist als alles andere –Hardy - …

2006: Margret und Hardy sind bereits Urgroßeltern. Erst haben sie ihre Tochter Sabine, dann ihre Ekelin Julia großgezogen und jetzt wächst sogar ihre Urenkelin Emily bei ihnen auf. Emily fühlt sich zunehmend durch die Verbote ihrer Urgroßmutter eingeschränkt, doch Magret wird nur von der Angst getrieben, Emily könnte dasselbe zustoßen wie ihr. Emily spürt, da gibt es etwas aus der Vergangenheit über das ihre Urgroßelten schweigen und beginnt das Erbe der unverarbeiteten Traumata ihrer Familie Stück für Stück, aufzubrechen …
Die Verbindung über die Generationen hinweg – von Hardy und Margret zu Emily – ist einfach magisch erzählt.

Fazit:
Einfühlsam und berührend erzählt die Autorin eine fiktive Handlung über das Schicksal vieler Heimkinder unmittelbar kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und zeigt dabei noch, wie letztendlich Vergangenheit und Gegenwart doch eng miteinander verwoben sind.
Das Nachwort zeigt die intensive Recherche der Autorin und rundet die Geschichte perfekt ab.
In jeder Zeile ist zu spüren, mit welcher Tiefe und Emotion, die Autorin in „Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104“ eingetaucht ist.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.09.2025
Der Laden in der Mondlichtgasse
Kurisu, Hiyoko

Der Laden in der Mondlichtgasse


sehr gut

Hiyoko Kurisus Roman „Der Laden in der Mondlichtgasse“ entführt in eine magische Confiserie, in der Mondlichtgasse, ein geheimnisvoller Ort am Rande der Stadt: Zwischen Vollmond und Neumond ist sie geöffnet und nur Menschen, deren Leben aus dem Gleichgewicht geraten sind, können sie betreten.

Der rätselhafte Kogetsu ist ein Fuchsgeist, der in seiner Confiserie traditionelle japanische Süßigkeiten verkauft, die scheinbar die Probleme der Menschen lösen soll. Kogetsu will verstehen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. In fünf Kapiteln und mit fünf Geschichten über seine Kunden beobachtet Kogetsu sie ungesehen, er will ihre Emotionen und wie sich ihr Leben zum Besseren verändert, für seine eigenen Ziele, einfangen.

Im letzten Kapitel gibt Kogetsu ein Bild von sich und erzählt seine Geschichte, wie er auf die Idee der magischen Confiserie gekommen ist. Sein Schlußzitat, ist erstaunlich und hat mich letztendlich, doch überrascht.

Fazit:
Besonders schön finde ich das tolle Cover und die gelungene Gestaltung des Buches. Auch das Glossar mit den Beschreibungen der einzelnen Süßigkeiten, fand ich sehr bildhaft.
"Der Laden in der Mondlichtgasse" ist ein leiser von japanischen Mythen und Märchen durchwobener Roman. Wer ruhige Geschichten mit einem Hauch Magie und Einblick in die japanische Kultur schätzt, findet hier eine nette Lektüre für Zwischendurch.

Bewertung vom 26.08.2025
Die Verlorene
Georg, Miriam

Die Verlorene


ausgezeichnet

Das Bild einer stolzen jungen Frau ziert das Cover des neuen Romans "Die Verlorene" von Miriam Georg und ist das persönlichste Buch der Autorin, in dem sie die Geschichte ihrer aus Schlesien stammenden Familie mit Fakten und fiktiven Handlungen, geschickt verwebt erzählt.

Die Geschichte beginnt mit einem schweren Sturz von Änne, die ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Ihre Tochter Ellen und ihre Enkelin eilen ans Krankenbett, doch Änne liegt im Koma und wacht nicht mehr auf.
Laura ist erschüttert, denn gerade sie hatte eine besonders innige Beziehung zu ihrer Großmutter Änne, die ihr gerne und oft von den goldenen Sommern in Schlesien erzählt hat aber nie von den Menschen, die damals zu ihrem Leben gehörten. Laura fährt in die Wohnung ihrer Großmutter und entdeckt auf dem Tisch ein Paket mit einem ausgepackten Bild. Wer mag das Bild wohl geschickt haben, denn es fehlt ein Absender, kommt aber aus Polen. Wer schickt ihrer Großmutter ein Paket aus Polen? Laura wundert sich über die Ähnlichkeit der Frau auf dem Bild, die ihrer Großmutter ähnlich sieht. Als sie im Schlafzimmer auch noch eine Kiste mit einem durchgerissenen halben Bild und einigen Erinnerungsstücke findet, wird Laura sich bewußt, wie wenig sie doch über das Leben und die Vergangenheit ihrer Großmutter weiß.

Neugierig geworden, macht sich Laura auf die Suche nach Ännes Wurzeln und fährt zum ehemaligen Pappelhof ihrer Familie in Schlesien, dabei taucht sie immer tiefer in die Vergangenheit ein und stößt auf schmerzliche Wahrheiten, die das Bild der Frau, die ihr so vertraut war, erschüttern ...

Berührend und fesselnd taucht die Autorin nach Schlesien Anfang der 40er Jahre ein und lässt ihre Familiengeschichte verbunden mit den historischen Ereignissen während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, Stück für Stück lebendig werden und zeigt dabei, wie letztendlich Vergangenheit und Gegenwart doch eng miteinander verwoben sind.

Fazit:
In ihrem Nachwort erzählt die Autorin, dass sie sich durch die Manuskripte ihres verstorbenen Großvaters, zu diesem emotionalen und generationsübergreifenden Roman, hat inspirieren lassen. Ihr gelingt es hervorragend, mit gut recherchierten Details aus historischen Ereignissen und persönlichen Schicksalen, einer berührenden Tiefe und einer fesselnden Handlung, mich von ihrer Geschichte zu überzeugen. "Die Verlorene" ist ein packender und fesselnder Roman, den ich sehr gerne gelesen habe.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!