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B. S.

Bewertungen

Insgesamt 149 Bewertungen
Bewertung vom 24.11.2024
Der König
Nesbø, Jo

Der König


sehr gut

Tödliche Machtspiele in Os

Jo Nesbø weiß einfach, wie man von Anfang bis Ende spannende Krimis und Thriller schreibt!
Auch mit "Der König", der Nachfolgeband von "Ihr Königreich", stellt er dies wieder unter Beweis.

Erzählt aus der Perspektive von Roy Opgard, dem Bruder von Carl, folgt man Roy gebannt, wie er versucht seine Pläne für eine Achterbahn in Os zu verwirklichen, Natalie näherzukommen und seinen Bruder bei seinen Plänen für ein Wellness-Hotel auf mehr oder weniger legale Weise zu unterstützen alles unter einen Hut zu bringen. Als wäre das alles schon nicht genug, muss er sich noch Kurt Olsen vom Hals halten, der versucht ihm des Mordes an seinen Vater zu überführen. Nicht nur seine und Carls blutige Vergangenheit holt ihn bald ein, sondern auch Rivalitäten in der Gegenwart spitzen sich zu und am Ende kann nur einer König von Os sein.

Anfangs noch etwas gemächlicher, geht es bald wortwörtlich Schlag auf Schlag. Die Entwicklungen und überraschenden Wendungen machen es einem schwer, mit dem Lesen aufzuhören, auch die kurzen Kapitel tragen ihren Teil dazu bei.

Roy ist bei weitem nicht der nette Schwiegersohn von nebenan. Um sich selbst, seine Interessen und die Personen, die ihm lieb sind, zu schützen, schreckt er nicht vor Gewalt und auch Mord zurück. Seine kompromisslose und raue Art spiegelt sich auch im Schreibstil wider, was nicht für jeden ist, aber gleichzeitig den Reiz des Krimis ausmacht.

"Der König" von Jo Nesbø ist sicherlich nichts für zarte Seelen, regieren doch Gewalt, Intrigen und tödliche Machtspiele in Os.
Wer Gefallen an stimmungsvoll düster geschriebene Krimis findet und auch "Ihr Königreich" mochte, wird mit dem Nachfolgeband "Der König" bestimmt auf seine Kosten kommen!

Bewertung vom 06.11.2024
Schach-Euphorie
Doggers, Peter

Schach-Euphorie


sehr gut

Inside Schach - informativ und unterhaltsam

Mit "Schach-Euphorie" von Peter Doggers taucht man, sowohl online als auch vor Ort, tief in die faszinierende Welt des Schachs ein und ergründet dabei genauer den Reiz, der vom Schachspiel, damals wie heute, ausgeht.

Selbst ziemlich unerfahrene Leserinnen und Leser in Bezug auf das Schachspiel und seine Community sowie Wettkampfszene, werden an dem lebendig geschriebenen Sachbuch Freude finden, denn dem Autor gelingt es anschaulich und gut verständlich die verschiedenen Themenfelder darzustellen. Auch wenn der Autor auf die technischen Entwicklungen in der Schachwelt eingeht, wie z.B. durch die Verwendung von KI, immer leistungsfähigeren Schachcomputern als ernstzunehmende Gegner für den Mensch sowie die Entwicklung der Online-Schachcommunities, verliert man nie den Überblick und das Interesse.

Es ist spannend zu lesen, wie sich das Schachspiel entwickelt und verändert hat, mehr über das Leben bekannter Schachprofis zu erfahren sowie einfach einen Einblick in die globale Schachwelt zu bekommen.

Dass das Schachspiel schon immer eine gewisse Faszination ausgeübt hat und sicherlich auch noch üben wird, zeigen die ganzen Online-Schachplattformen auf denen Schachspiele gespielt, kommentiert und gestreamt werden. Auch der Ausflug in die Historie des Schachspiels und in die Literatur sowie die Kultur zeigen die Bedeutung, die Schach schon immer in der Gesellschaft gespielt hat, auf.

Inhaltlich und logisch gut strukturell aufgearbeitet, präsentiert sich "Schach-Euphorie" und ist so für Schachfans und einem schachfremden Publikum gleichermaßen interessant und lesenswert!

Bewertung vom 27.10.2024
Das Haus der Bücher und Schatten
Meyer, Kai

Das Haus der Bücher und Schatten


sehr gut

Zwei Handlungsstränge voller Geheimnisse - fesselnd erzählt

Kai Meyer schafft es dank seines atmosphärischen und bildreichen Schreibstils in Verbindung mit einer geheimnisvollen Geschichte in "Das Haus der Bücher und Schatten" die Lesenden von Anfang bis Ende zu fesseln.

Erzählt anhand zweier Handlungsstränge, folgt man zum einen Paula Engel, wie sie im Jahre 1913 gemeinsam mit ihrem Verlobten Jonathan den Schriftsteller Aschenbrand in einem Herrenhaus im verschneiten und kalten Baltikum besucht. Paula ist seine Lektorin und ist wegen seines neuesten Manuskripts, das er fertigstellen soll, bei ihm zu Besuch. Schnell merkt sie jedoch, dass das Haus und der Autor voller Geheimnisse sind.
Der andere Erzählstrang spielt im Jahre 1933 in Leipzig, wo der wieder in den Dienst versetzte Kommissar Cornelius Frey sich auf der Suche nach dem Mörder an einen Polizisten und einem Mädchen, dem er kurz vor ihrem Tod das Leben gerettet hat, begibt. Dabei taucht er in eine Welt von geheimen spirituellen Verbindungen, deren Mitglieder und Hinterleute nicht vor Gewalt und Mord zurückschrecken.

Die wechselnden Handlungsstränge und die stimmungsvoll düster erzählte mysteriöse Handlung sorgen dafür, dass die Spannung konstant hochgehalten wird und dass man nur so durch die Seiten fliegt. Dank zahlreicher Wendungen schafft der Autor es auch, die Neugier und den geheimnisvollen Aspekt an der Geschichte bis zum Schluss beizubehalten.
Eine vielschichtige Personenzeichnung und ein überraschendes Ende tragen ihren Anteil dazu bei. Auch wenn das Ende für meinen Geschmack etwas zu viel will und dadurch etwas an Tiefe im Vergleich zum Rest des Buches verliert.

Alles in allem ist "Das Haus der Bücher und Schatten" von Kai Meyer wieder ein gewohnt fesselndes Werk, das fachmännisch gekonnt, Krimi und Historie miteinander verbindet.

Bewertung vom 19.10.2024
Trinken wie ein Dichter

Trinken wie ein Dichter


sehr gut

Drinks und Cocktails mit Geschichte

"Trinken wie ein Dichter" macht nicht nur optisch was her, auch inhaltlich kommt es sehr gehaltvoll daher.
Auf den rund 200 Seiten lernt man nämlich die Lieblingsdrinks sowie damit verbundene Anekdoten von bekannten Schriftstellerinnen und Schriftstellern kennen und bekommt Lust, das ein oder andere beschriebene Rezept gleich selber auszuprobieren.

Nicht nur die Geschichten über die Drinks und Cocktails sind informativ und teils recht amüsant, auch die Rezepte mancher Lieblingsgetränke von Austen, Goethe und Co. können mit einigen Überraschungen aufwarten.

Kurzweilig sowie lebendig beschrieben und bildlich veranschaulicht, schaut man in die Gläser der Literaturwelt und lernt so die ein oder andere Inspirationsquelle kennen.
Sollten man jedoch etwas zu tief ins Glas geschaut haben, helfen einem die Rezepte gegen den Kater am nächsten Morgen.

Liebhaber feiner literarischer Genüsse und edler sowie außergewöhnlichen Getränkekombinationen werden mit "Trinken wie ein Dichter" bestimmt ihre Freude haben!

Bewertung vom 19.10.2024
Empathie und Widerstand
Lunz, Kristina

Empathie und Widerstand


gut

Persönliches Plädoyer für mehr Gleichberechtigung

Empathie und Widerstand - über beide Begriffe allein kann man schon informative Bücher schreiben. Die Verbindung beider in einem klingt folglich vielversprechend.

"Empathie und Widerstand" von Kristina Lunz versucht genau das mit feministischem Fokus.
Das flüssig und anschaulich geschriebene Sachbuch will einem dabei helfen, den eigenen moralischen Kompass und die eigene Haltung zu finden, um Menschlichkeit für eine gerechtere Welt zu zeigen. In einer von Krisen, Kriegen und gesellschaftlichen und sozialen Konflikten geprägten Zeit, wie der momentanen, von besonderer Bedeutung.

Eine ausführliche Diskussion der beiden Begriffe sollte man jedoch nicht erwarten.
Kurz und bündig, legt die Autorin verständlich und glaubhaft ihren Standpunkt dar, ohne wirklich tief ins Detail zu gehen. Lunz Ansichten und Standpunkten werden zwar deutlich und wieso es wichtig ist, einen moralischen Kompass zu haben, aber wie man dort hinkommt, ist nicht wirklich ein Thema. Ich erwarte keinen Ratgeber, aber eine Art Leitfaden wäre schön gewesen. Die wenigsten sind geborene Aktivisten.

Inhaltlich ist es dennoch ein interessanter Mix aus sachlichen Informationen über Empathie, Beispielen und persönlichen Gedanken und Erfahrungen aus ihrem Leben als Verfechterin einer nachhaltigen Entwicklung und einer feministischen Außenpolitik.
Gut strukturiert und thematisch aufbereitet, hätte ich mir nur eine tiefergehende Betrachtung von Empathie in Verbindung mit Empathie gewünscht.

Sicherlich wird nicht jede*r Lesende mit Lunz Argumenten übereinstimmen. Manchen Themen merkt man deutlich ihre Leidenschaft an, aber durch ihre Selbstreflexion und abwägende Haltung wird es zu keinem Zeitpunkt zu aktivistisch und einseitig.
Zum Nachdenken regt "Empathie und Widerstand" auf jeden Fall ein.

Bewertung vom 19.10.2024
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


gut

Langatmige Mördersuche im schwedischen Are

Die Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind wird brutal ermordet aufgefunden. Jemand muss starken Hass ihr gegenüber empfunden haben. Ist ihr Plan, ein Luxushotel zu errichten und dafür ein altes und verwaistes Berghotel abreißen zulassen, das Motiv des Täters oder steckt etwas anderes dahinter?

Was anfangs spannend klingt und durchaus atmosphärisch düster erzählt wird, verliert jedoch schnell an Schwung. Denn neben den polizeilichen Ermittlungen spielt das Liebesleben bzw. das heimliche Sehnen nach einem, eine große inhaltliche Rolle. Etwas weniger Privates hätte dem Erzählfluss sicherlich an der ein oder anderen Stelle gutgetan.

Da der Krimi aus verschiedenen Charakterperspektiven und in kurzen Kapiteln erzählt wird, kommt dennoch so was wie Spannung auf.
Auch die Personenzeichnung kann überzeugen, erhält man als Lesende doch ein umfassendes Bild der Gedanken und Gefühle der wichtigsten Akteure. Für Neugier sorgen auch die Einschübe eines Dienstmädchens von damals im alten Berghotel.

Der dritte Teil der Krimireihe rund um die Ermittlerin Hanna und ihren Kollegen Daniel ist, wie auch schon von den Vorgängerbänden gewohnt, flüssig und stimmungsvoll geschrieben.

Für Fans der Reihe lesenswert, aber nicht so stark wie die ersten beiden Bände.
Von einer strafferen Handlungsbeschreibung und weniger Nebensächlichkeiten hätte "Blutbuße" insgesamt profitiert.

Bewertung vom 19.10.2024
Broken Crystal
Miller, Tobias

Broken Crystal


gut

Broken Promises

Eine Gruppe von Klimaaktivisten, die etwas Hochexplosives zu planen scheinen, die koksende Milliardärstochter Crystal auf Abwegen und mittendrin ein Militärberater, der selbst ins Kreuzfeuer gerät.
"Broken Crystal" klingt nach einem fesselnden Thriller mit Aktualitätsbezug, seinem Anspruch leider nicht ganz gerecht wird.

Die reichen Eltern von Crystal wollen, dass ihre Tochter sich von der Gruppe "Eternal Earth" lossagt und wieder zu ihnen zurückkehrt. Diesen Auftrag übernimmt der erzählende Militärberater. Um Crystal aus den Fängen der Klimaaktivisten zu befreien, versucht er das Vertrauen der Gruppenmitglieder zu erlangen. Doch die Zeit und die Pläne einzelner Gruppenmitglieder laufen gegen ihn und schon bald wird er selbst zum Gejagten.

Erzählt aus der Sicht eines Reporters und des Militärberaters, beginnt der Thriller spannend und rasant. Dadurch, dass der Militärberater seine Version der Geschichte erzählt, wie er auf die Most-Wanted-Liste des FBI gekommen ist, wird anfangs geschickt Neugier erzeugt. Denn man fragt sich, wer erzählt die wahre Geschichte.

Doch leider konnte die Spannung und das Interesse an der Handlung nicht konstant hochgehalten werden.
Zum einen verlor die Entwicklung der Geschichte besonders zum Ende hin deutlich an Glaubwürdigkeit und auch an inhaltlicher Tiefe.
Zum anderen verbleiben die einzelnen Charaktere in ihrer Beschreibung oberflächlich und einiger Stereotype. Es fällt einem so schwer, eine Verbindung zu den Handlungspersonen aufzubauen und ihre Motive für ihre Handlungen zu ergründen. Die Charaktere wirken wie Schablonen und bleiben blass, obwohl ihre Lebenshintergründe viel Potenzial für eine vielschichtige Handlung geboten hätten.

So ist alles in allem "Broken Crystal" ein kurzweilig erzählter Spannungsroman, der vielversprechend und stark beginnt, aber im weiteren Verlauf Schwächen in der inhaltlichen Ausarbeitung der Handlung aufweist und dadurch keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Bewertung vom 03.10.2024
In Zeiten des Todes
D'Andrea, Luca

In Zeiten des Todes


gut

Licht und sehr viel Schatten in Bozen

"In Zeiten des Todes" von Luc d'Andrea ist ein Kriminalroman/Thriller, auf den man sich einlassen muss und der es einem stellenweise auch nicht leicht macht. Grund hierfür ist die der etwas verwirrende Handlungsverlauf und die leicht gewöhnungsbedürftige Sprache.

Wenn man jedoch Fan von hard-boiled-crime ist, wird man durchaus Gefallen an dem Buch finden.

Die Prämisse des Krimis weckt zunächst die Neugier und das Interesse an der Aufklärung des Mordfalls an einer jungen drogenabhängigen Prostituierten, der sich für Commissario Luther Krupp und seine junge Kollegin, die Polizistin Arianna Lici, schnell zu einer Suche nach einem Serienmörder entwickelt. Nebenbei stellt auch junger Reporter bei der dortigen Stadtzeitung Nachforschungen an. Im Laufe der Mördersuche taucht man immer tiefer in den Sumpf aus Korruption im Polizei- und Justizwesen ein, wo Machtmissbrauch an der Tagesordnung zu stehen scheint.

Der Krimi spielt in den 90er-Jahren in Südtirol. Die Polizei ist bestimmt von Alphamännern, die den Ton angeben und Frauen eher als Sexobjekt sehen. Auch entsprechen ihre Verhörmethoden nicht dem Gesetz. In diesem testosterongeladenen Umfeld beginnt Krupp zu ermitteln.

Erzählt vorwiegend aus Perspektiven des Reporters und dem Commissario Krupp folgt man, wie beide nicht aufgeben, die Hintergründen an den Mordfällen an jungen Prostituierten aufzudecken. Da sich die Handlung über mehrere Jahre erstreckt, wird man gleichzeitig auch Zeuge, ihrer beiden Werdegänge und wie der korrupte Sumpf auch ihre Fühler nach beiden ausstreckt.

Dargestellt wird dies alles anhand abgehackt wirkender Sätze, die wenig Emotionen zulassen. Trotz der ca. 720 Seiten bleiben vor allem die Nebencharaktere blass wie der Schnee der Südtiroleralpen. Auch versinkt die Spannung im Mittelteil im Schnee, um dann zum Ende hin daraus wieder aufzutauchen. Insgesamt habe ich mir einfach mehr erwartet, bieten doch mehrere ungeklärte Mordfälle und korrupte Ermittler ein großes Potenzial für einen spannenden Krimi/Thriller.

"In Zeiten des Todes" ist hingegen ein Krimi mit Licht und Schatten, wobei die Schatten, erzähl- und handlungstechnisch, überwiegen.

Bewertung vom 29.09.2024
Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2


sehr gut

Menschliche Abgründe im kalten Schweden

Rasant, eiskalt und brutal - so lässt sich "Wintersonnenwende", der Nachfolgeband von "Sommersonnenwende" zusammenfassen.
Von Anfang an erzeugt das Autorenduo Spannung, die bis zum Ende hochgehalten wird, um dann in einem packenden Höhepunkt zu gipfeln.


Erzählt aus wechselnden Perspektiven, darunter auch die der jungen Frau, die vom ersten Tatort flieht, taucht man in eine geheimnisvolle Mördersuche ein.
In der Silvesternacht von 1994 wird ein ehemaliger Beamter der schwedischen Geheimpolizei erschossen. Zunächst übernimmt die schwedische Geheimpolizei die Ermittlungen, doch Tomas und Zingo ermitteln weiter. Auch Vera betreibt Nachforschungen in dem Fall. Gleichzeitig beginnt sie aber auch herauszufinden, was es mit Kristians Verschwinden auf sich hat und welche Rolle sein Bruder Tomas dabei spielt. Die Spur im Falle des getöteten Beamten führt beide ins Rotlichtmilieu, auf den tschechischen Straßenstrich und in die Welt der Geheimdienste. Nach einer weiteren brutal gefolterten Leiche versorgen Tomas und Vera sich gegenseitig mit Informationen, um den Mörder zu stoppen.


Dank kurzer Kapitelabschnitte und unterschiedlichen Perspektiven fliegt man regelrecht durch die düstere Geschichte. Neue Hinweise auf den Mörder und überraschende Entwicklungen tragen ihren Teil dazu bei.
Von Beginn an wird hierbei deutlich, dass "Wintersonnenwende" nichts für Zartbesaitete ist, sind doch die gewaltvolle Ausbeutung der Prostituierten, Drogenabhängigkeit und seelische Traumata Themen der Handlung. So plagen Vera Schuldgefühle, weil sie nicht für Sigge da ist und Tomas ist ein seelisches Wrack.
All dies wird in "Wintersonnenwende" stimmungsvoll und geradlinig erzählt. Der Handlungsverlauf ist gezeichnet durch menschliche Abgründe und Gewalt, hoffnungsvolle Momente sind rar gesät.

Zum Ende hin wollen die Autoren leider etwas zu viel auf einmal und sorgen so dafür, dass die Glaubwürdigkeit der gut konstruierten und erzählten Handlung etwas leitet.

Wer schon Gefallen am ersten Band gefunden hat, wird auch seine Freude mit "Wintersonnenwende" haben.
Der Cliffhanger am Ende macht zudem neugierig auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 22.09.2024
Und später für immer
Jarck, Volker

Und später für immer


sehr gut

Ruhig erzähltes Porträt eines Deserteurs

"Und später für immer" von Volker Jarck ist ein atmosphärisch verdichteter Roman, der in den letzten Wochen des 2. Weltkrieges spielt.

Gegenstand der Handlung ist der junge deutsche Soldat Johann, der als er mit seiner Einheit nahe seiner Heimat stationiert wird, desertiert. Unterschlupf findet er auf dem Heuboden des Hofes seiner Tante und seines Onkels. Während er sich dort versteckt, taucht man in seine Gedanken- und Gefühlswelt ein, die stark von seiner Liebe zu seiner Frau Emmy beherrscht wird. Er hofft so bald wie möglich zu ihr zurückzukommen und seinen Nachwuchs zum ersten Mal mit eigenen Augen zu sehen. Die Briefe von Emmy sowie seine Briefe an ihr halten seine Hoffnung hoch, bis eines Tages ein junges Mädchen aus der Nachbarschaft ihn entdeckt und seine Angst vor Entdeckung und Verrat wiederaufleben lässt.

Erzählt anhand von Rückblenden an seine Zeit als Soldat und mittels der Briefe an und von Emmy wird ein umfassendes Bild von Johann gezeichnet.

Stellenweise liest sich der 200 Seiten dünne Roman wie ein Kammerspiel. Vergangene Ereignisse werden nur im Vorübergehen gestreift, wodurch außer Johann andere vorkommenden Charaktere blass bleiben.

Der Roman lebt vor allem von seiner eindrücklichen Sprache. Unaufgeregt und mit wenigen Worten weckt der Autor ein stimmungsgeladenes Bild von Johann und seiner Umgebung.

Die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Emmy hält den Spannungsbogen des Romans hoch, weshalb das abrupte Ende einen mit gemischten Gefühlen zurücklässt.

Etwas mehr Seiten hätten dem packend und stimmungsvoll dichten Roman sicher gutgetan.