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Benutzername: 
Amke
Wohnort: 
Erfurt

Bewertungen

Insgesamt 29 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2024
Der Vertraute
Bardugo, Leigh

Der Vertraute


ausgezeichnet

Dunkle Geheimnisse, gefährliche Intrigen
Eine junge Küchenhilfe, die kleine Wunder wirkt, um ihre schwere Arbeit etwas zu erleichtern. Eine verarmte Adlige, die mit der Gabe ihrer Dienerin in höhere Kreise aufsteigen will. Ein vom Glück verfolgter erfolgreicher Kaufmann, der sich Vorteile beim spanischen König erhofft. Und die Inquisition, die unter dem Deckmantel der Katholischen Kirche hinter jeder Straßenecke Ketzer, Dämonen und Teufelsanbeter vermutet. Das kann kein gutes Ende nehmen für Luzia, die plötzlich inmitten dieser ganzen Intrigen steht. Oder vielleicht doch? Ein Torneo wird geplant, in dem sie gegen andere ungewöhnliche Menschen antreten soll, um am Ende als Kämpferin für den spanischen König hervorzugehen, der nicht akzeptieren kann, dass die spanische Armada ihre besten Zeiten hinter sich hat und England nach der Krone der Weltherrschaft greift. Leigh Bardugo schafft es auf wunderbare Weise, den Leser zu fesseln und mit Luzia, dem armen Küchenmädchen, das mehr ist, als sie auf den ersten Blick scheint, zu bangen. Kann sie ihrem drohenden Untergang überhaupt entgehen? Sich der Intrigen erwehren und daraus hervorgehen, um ein glückliches Leben zu führen? Dunkle Mächte greifen nach Luzia, was sich auch sehr gut im Cover und im dunklen Farbschnitt des Romans widerspiegelt.
Leigh Bardugo versteht es, die Geschichte um Luzia, eine Conversa ist, so spannend zu erzählen, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Dabei rückt sie die Begehrlichkeiten der Mächtigen, die aus Luzia ihren Nutzen ziehen wollen, ebenso in den Mittelpunkt des Romans wie das sture Mädchen, das sich nicht unterkriegen lässt und dafür kämpft, ihren eigenen Weg zu gehen. An ihrer Seite Santangel, ein seltsamer Mensch, unsterblich und mit allen Wassern gewaschen, der sein eigenes Spiel spielt, um seine Freiheit zu erlangen, denn seit vielen Generationen ist er an die Familie des Kaufmanns gefesselt….
Neben aller Spannung vermag es Leigh Bardugo, ein interessantes, vielschichtiges Sittenbild des ausgehenden 16. Jahrhunderts zu zeichnen.

Bewertung vom 31.03.2024
Mit den Jahren
Steenfatt, Janna

Mit den Jahren


gut

Jeder trägt seine eigene Last
Das Cover ist kunstvoll gestaltet, wirkt interessant. Der Roman um diese drei Menschen in ihrer Lebensmitte indes hat sich ganz anders entwickelt, als ich es erwartet hatte. Ich hab mich nicht gut gefühlt beim Lesen, so viel Resignation und verdeckte Verzweiflung, das war einfach zu viel für mich. Das kann auch der Schreibstil nicht wettmachen, der schon angenehm ist. Ich habe mich durchgewühlt und hätte die Protagonisten die ganze Zeit über durchschütteln können, so sehr hat mich das Ganze angestrengt. Vielleicht ist es aber auch eine Allegorie, die sich der Mitte des Lebens widmet, sich aus alten, verkrusteten Strukturen zu befreien, denen man sich im Laufe der Zeit zu gern ergeben hat - bequem, ohne Risiken einzugehen und auf das vertrauend, was man hat, egal, was einen noch erwarten kann - trotz der Mitfünfziger. Die Frage ist, ob man das Risiko eingehen will….

Bewertung vom 29.03.2024
Das Waldhaus
Webb, Liz

Das Waldhaus


ausgezeichnet

Alles über die Abgründe einer Familie
Ein traumhaft schönes Cover - sehr gelungen, mit dem Farbschnitt ein echter Hingucker. Der Roman um Hannah, die endlich das Geheimnis um den Tod ihrer wunderschönen, faszinierenden Mutter ergründen möchte, als ihr Dad in einem Anfall von Demenz etwas zu ihr sagt, dass sie befürchten lässt, dass er sie vor 23 Jahren ermordet hat, hat mich von Anfang an sehr eingenommen. Ich mag den Schreibstil, den feinsinnigen Humor der Autorin, den sie auch auf ihre Hauptfigur Hannah überträgt, die - gelinde gesagt - ziemlich kaputt ist, eine Säuferin, die mit der Tragödie ihrer Jugend überfordert ist. Die Autorin zeichnet interessante Figuren. Nichts ist, wie es scheint, auch nicht die Erinnerungen von Hannah und ihrem Bruder, der ein bekannter Schauspieler ist, der schon lange mit seiner Familie abgeschlossen hat und sein eigenes Leben führt. Ich habe das Buch sehr gern gelesen. Es wird mit Sicherheit nicht das Letzte von Liz Webb sein.l

Bewertung vom 29.03.2024
Die Auszeit
Rudolf, Emily

Die Auszeit


sehr gut

Das Cover zog mich gleich in seinen Bann, die farbliche Gestaltung gefällt mir sehr gut. Nicht anders ging es mir mit der Story um die Influencerin Victoria und ihre Freunde, die den Millionsten Follower in einem Luxusretreat feiern wollen - in dem man für ein Wochenende so viel zahlt, wie andere im Monat verdienen. Victorias Crew natürlich kriegt das Ganze umsonst, denn sie haben sich dem Commerz verschrieben. Eine schöne Welt des Scheins voller egoistischer Menschen und Motive. Denn bald ist jemand tot - wer genau, bleibt eine Weile im Dunkeln. Geschickt gemacht, gut geschrieben, spannend aufgebaut. Das Buch zeigt recht deutlich, wie Influencer ihr Geld verdienen, wenn man es denn verdienen nennen kann. Für mich ist nach wie vor unbegreiflich, wie man darauf hereinfallen kann, geht es doch nur um den schnöden Mammon, auch der auf dem ersten Blick so sympathischen Victoria.

Bewertung vom 13.03.2024
Hunting Souls Bd.1 (MP3-Download)
Köpke, Tina

Hunting Souls Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Einfühlsame Story mit spannenden Elementen
Tina Köpcke hat mit „Hunting Souls“ ein fesselndes Fantasybuch geschrieben, auf dessen Fortsetzung ich mich freue. Frisch und mitreißend erzählt die Autorin die Geschichte von Katrina und Tate – die eigentlich keine Chance haben, denn Katrina ist eine 18-jährige Untote aus einer Familie von Hexen und Werwölfen. Tate hingegen stammt aus einer Familie von Jägern, die es auf alles Übernatürliche abgesehen haben. Durch einen missglückten Fluch sind die beiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aneinandergebunden. Ich habe eine Weile gebraucht, um mich auf die Story einzustellen, konnte dann aber von der spannenden Romance um die beiden nicht mehr lassen. Das Cover ist sehr wertig gestaltet. Das Hörbuch ein stimmiges Erlebnis – ich mochte die beiden Sprecher Rebecca Veil und Friedemann Thiele sehr. Einfühlsam erzählten sie die Geschichte der beiden Protagonisten und ließen sie durch ihr Feingefühl für mich als Hörerin lebendig werden.

Bewertung vom 13.03.2024
Im Glanz der Ewigkeit / Starling Nights Bd.2
Niemeitz, Merit

Im Glanz der Ewigkeit / Starling Nights Bd.2


sehr gut

Spannend bis zur letzten Seite
Nach Teil 1 - auf den ich durch eure Verlosung für Teil 2 aufmerksam wurde - dachte ich, ja, das war super spannend. Und ich dachte, was kann da im zweiten Teil noch kommen ... Aber falsch gedacht, es hat mich wieder in seinen Bann gezogen. Die Geschichte von den Unsterblichen, die ihrem Grahl der Ewigkeit hinterherjagen und ihre Unsterblichkeit um nichts auf der Welt hergeben wollen, ihre Arroganz gegenüber den Menschen, deren Lebenszeit ihnen nur wie ein Wimpernschlag vorkommt. Die Dilogie von Merit Nimeitz kommt auch im zweiten Teil spannend daher und fesselt fast von der ersten Seite an. Gekonnt weiß sie die Geschichte fortzusetzen. Faszinierend finde ich die Zeichnung ihrer Charaktere. So wird Ashton, im 1. Teil ein klassischer Bösewicht, im zweiten Teil menschlicher und auch Zoe, die viel durch ihn gelitten hat, bekommt mehr Raum im Buch, sodass Cliff und Mabel - die Hauptprotagonisten aus Teil 1 - etwas in den Hintergrund rücken, was der Geschichte aber keinen Abbruch tut. Ich habe beide Teile sehr gern gelesen, die perfekte Ablenkung für einen Eskapisten.

Bewertung vom 05.03.2024
Ein falsches Wort
Hjorth, Vigdis

Ein falsches Wort


ausgezeichnet

Bedrückendes Thema
Was ist passiert, dass eine Tochter, wenn der Vater stirbt, die Mutter einen Selbstmordversuch macht, auch weiter dabei bleibt, jeden Kontakt zur Familie und den Geschwistern zu vermeiden. Wie schlimm ist das, was
Wie schlimm muss eine Familie sein, wenn man auch nach dem Selbstmordversuch der Mutter jeglichen Kontakt ablehnt – und das seit 23 Jahren? Was ist passiert, habe ich mich schon auf den ersten Seiten gefragt. Ist Vigdis Hjorths Icherzählerin eine Frau mit kaltem Herzen? Der Vater ist tot, die Geschwister streiten ums Erbe, werden gegeneinander ausgespielt. Bergljot ist das alles egal. Ist es das wirklich? Nein, die Wunden sind einfach nur zu tief, nicht verheilt, die Gefahr groß, dass sie wieder aufbrechen und an den Rändern noch weiter nach außen mäandern. Erst allmählich kommt man dahinter, was passiert ist – und das ist schlimm. Bergljot wurde als 5-Jährige von ihrem Vater missbraucht, die Mutter war zu schwach – nicht nur zu schwach, etwas zu unternehmen, auch zu schwach, ihr zu glauben. Wie sehr das Mädchen gelitten hat, kann man nur erahnen. Zeit ihres Lebens schleppt sie den Missbrauch mit sich herum, kann sich nicht davon erholen. Da ist nicht nur der übergriffige Vater, der Unbeschreibliches tut, da ist auch der große Vertrauensbruch in der eigenen Familie, die beschützen und ein Ort sein sollte, an dem man sicher ist. Sensibel erzählt Vigids Hjorth eine Geschichte um Missbrauch und den Bruch frühkindlichen Vertrauens, Unverständnis bei der Mutter – denn irgendwann müsse man ja verzeihen können. Nein, muss man nicht, wenn man weiterleben will. Das Cover ist sehr gut gewählt. Es zeigt Menschen, die zwar zusammen, aber dennoch allein sind, was sich aber erst auf den zweiten Blick erschließt – so ähnlich wie der Roman.
Vigdis Hjorth hat ein sensibles Buch über ein Tabuthema geschrieben, an dem eine Familie zerbrochen ist, eindrucksvoll erzählt, ein Buch, das in den Bann zieht, ein Buch, das man nicht so schnell vergisst.

Bewertung vom 26.02.2024
Wer zuerst lügt
Elston, Ashley

Wer zuerst lügt


sehr gut

Spannende Twists bis zum Ende
Zwei Frauen, eine Geschichte? Diesen Eindruck erweckte das Buchcover mit dem Titel "Wer zuerst lügt". Und ich kann sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Schon die Leseprobe hatte mich, denn Evi Porter, die scheinbar ein großes Geheimnis verbirgt, hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Klar ist, ihre Beziehung mit dem gut aussehenden Ryan, der auch noch finanziell gut dasteht, ist nicht durch Zufall entstanden. Sie verfolgt ein bestimmtes Ziel. Schnell wird klar, sie ist auf ihn angesetzt. Aber was will sie erreichen? Die Handlung geht immer wieder zurück in die Vergangenheit und man erfährt, dass Evi, die eigentlich Lucca heißt, schon als junges Mädchen gewiefte Diebstähle begeht, um die Krankenhauskosten für ihre Mutter zu bezahlen, die an einer unheilbaren Krankheit leidet. Bei einem wird sie erwischt - da die Polizisten, die sie fassen, mit einer unbekannten Organisation dealen, findet sie sich plötzlich in einem Verbrechernetzwerk wieder, dem sie nicht entfliehen kann. Denn ihre Aufträge führen sie durchs ganze Land - einer verzwickter als der andere. Weigern ist keine Option. Kann sie dem entfliehen? Spannend geschrieben.

Bewertung vom 26.02.2024
Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1


gut

Krimi des 19. Jh. trifft Romantik der Gegenwart
Spring weiß mit ihrem Leben nichts anzufangen. Weiche Drogen, schlechte Freunde und kleinere Diebstähle zeichnen ihren Wegen in London, bis sie zu Sozialstunden verdonnert wird bei Sophia – einer älteren Dame, die sie im Laufe der Zeit zu schätzen lernt, vermittelt sie ihr doch ein Gefühl von Familie, das sie selbst niemals hatte. Mit ihren drei Schwestern wuchs Spring auf einer Biofarm auf, die ihre Hippie-Eltern mehr schlecht als recht führten und die Kinder sich selbst überließen. Durch Zufall entdeckt Spring, dass Sophia und sie aus dem gleichen Ort kommen – Sophia eine verstoßene Schlossherrin, die andere eine ziellose junge Frau. Verbindendes Element ist Daffodil House – ein Herrenhaus, dessen weitflächige Rasenflächen Spring schon als Kind erkundete. Aber warum wurde Sophia verstoßen, warum kennt sie ihre Enkel nicht? Das alles erscheint der jungen Frau sehr herzlos, denn Sophia hat – ähnlich wie sie – wenig Geld zum Leben. Seit 30 Jahren war die alte Dame nicht mehr auf ihrem Landsitz. Auch Spring hat ihrer Heimat vor langem den Rücken gekehrt. Sie hat die Farm ihrer Eltern vor 8 Jahren fluchtartig verlassen. Beide beschließen, mit ihrer Vergangenheit ins Reine zu kommen, was nur durch einen Besuch vor Ort möglich ist.
Die Autorin verknüpft verschiedene Zeitschleifen und webt im Laufe der Handlung ein Familiengeheimnis des alten Earls von Nefyn, das Folgen bis in die Gegenwart hat. Hier treffen sich ein Krimi des 19. Jahrhunderts und die für mein Empfingen etwas zu romantisierte Gegenwart, die den Leser in Atem halten. Vor allem die Passagen, die um 1876 spielen, sind sehr spannend und nehmen zunehmend an Fahrt auf. Der Schreibstil ist angenehm, das Buch leicht zu lesen – eine schöne Frühlingslektüre, der drei weitere Bücher folgen werden, denn auch die anderen drei Season-Sisters sollen – so will es die Autorin – ihren eigenen Band erhalten.

Bewertung vom 15.02.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


sehr gut

stiller Roman über eine zeitlose Freundschaft
Eins ist klar, als Flucht vor dem Alltag ist dieses Buch nicht geeignet. Es fordert den Leser, besticht durch traumhaft schöne Formulierungen, bei denen man einfach nur innehalten und sie so lange wie möglich auf sich wirken lassen möchte. Iris Wolff erzählt die Geschichte von Lev und Kato, die sich schon als Kinder in Rumänien kennenlernten, liebten und noch immer eng miteinander verbunden sind – obwohl sich ihre Lebenswege im Laufe der Zeit verzerrt und auseinanderentwickelt haben – denn mit der Anpassung Rumäniens an die westliche Welt Anfang der 1990er-Jahre eröffnete sich für die beiden gleichzeitig auch eine Vielzahl an Möglichkeiten, das eigene Leben zu gestalten. So geht die abenteuerlustige Kato in die Welt, während Lev zurückbleibt. Nach wie vor hängen die beiden eng aneinander, auch über tausende Kilometer hinweg – wie an einem Gummiband, das sich so lange dehnt, bis es die beiden Enden wieder zusammenzieht, nur, um sie wieder auseinanderzutreiben. Es ist interessant, dem Lebensweg der beiden zu folgen, zu hoffen, sie zu begleiten, in ihrer Unfähigkeit beieinander zu bleiben und dennoch nicht ohne den anderen zu können. Behutsam erzählt die Autorin von einer Freundschaft, die über die Hürden der Zeit hinweg weiterbesteht, und gibt faszinierende Einblicke in die rumänische Geschichte, über das Dulden und Leiden der Menschen, die Erstarrung der Individualität in der Diktatur, in der Lev und Kato aufwachsen. Ungewöhnlich ist die Herangehensweise an die Geschichte, denn sie erzählt sie rückwärts, was den Leser nicht nur dazu zwingt, mit klassischen Lesegewohnheiten zu brechen, sondern sich den Roman Stück für Stück selbst zu erarbeiten, kleine Puzzlestücke zusammenzusetzen, bis sich ein großes Ganzes ergibt. Das Cover passt sehr gut zu der Geschichte, die in kleinen metaphorischen Gesten erzählt wird.