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Benutzername: 
Lesefee23.05
Wohnort: 
Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 313 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2024
Winterzauber im Château
Gilland, Vivien

Winterzauber im Château


ausgezeichnet

Herausforderungen

„Wenn du glücklich sein willst, musst du bereit sein, Risiken einzugehen.“

„Winterzauber im Château “ ist ein weihnachtlicher Liebesroman von Vivien Gilland. Er erschien im September 2024 im HarperCollins Verlag.
Livia ist entsetzt, sie soll bis Weihnachten einen Zwangsurlaub in der Kanzlei nehmen, da sie überarbeitet wirkt und dringend eine Pause braucht. Sie selbst sieht das natürlich anders, gegen ihre Chefin kommt sie aber nicht an. Als ihre Freundin Nane sie dann fragt, ob sie ihrem Bruder Marco bei der Neueröffnung eines Romantikhotels in der Schweiz helfen könnte, hat sie entsprechend keine wirkliche Ausrede parat. Dabei ist Marco doch so ein arroganter Idiot…

Kuscheliger Wohlfühlroman mit Herz - mehr brauche ich über den Weihnachtsroman von Vivien Gilland eigentlich nicht sagen. Ich habe ihn wahnsinnig gern gelesen!
Die Autorin schreibt einen Liebesroman, der mit viel Realismus und wenig Drama daherkommt. Typische Liebesromane sind gern gespickt voller Missverständnisse und Dramen, die sich über das gesamte Buch ziehen. Mir ist dies oft zu viel und so hat es mir umso mehr gefallen, dass Vivien einen perfekten Mittelweg findet. Langweilig wird es nämlich definitiv nicht, den schließlich gibt es einen überraschenden Plottwist, welcher einmal mehr deutlich in frage stellt, ob es ein Happy End für Livia und Marco geben kann.
Marco und Livia sind sich eigentlich spinnefeind. Für Rosie und Hannes, die Besitzer des Châteaus, müssen sie sich nun aber miteinander arrangieren und bemerken, dass sie überraschend gut miteinander harmonieren. Ihr Kennenlernen bzw. ihre Annäherung ist dabei nicht übereilt und einfach romantisch schön. Gemeinsam testen sie die verschiedenen Angebote des geplanten Romantikhotels und geraten dabei in die ein oder andere lustige oder romantische Situation. Gleichzeitig kommen sie sich währenddessen ungewollt näher und stellen fest, dass der bisherige Eindruck des jeweils anderen vielleicht getäuscht hat.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht und man erkennt, mit wie viel Liebe die Zeilen geschrieben wurden. Die Ich-Erzählperspektive wechselt zwischen Marco und Livia und bietet so Einblicke in die Gedankenwelt beider Protagonisten. Gerade die Entwicklung Livias hat mir dabei sehr gefallen. Zunächst wird sie als maximal karriereorientiert und nahezu berufsbesessen beschrieben, auch sie selbst sieht sich so. Sie hatte es in ihrer Kindheit und auch mit ihrem Exfreund nicht immer leicht und seitdem hält sie Romantik und Liebe für überbewertet. Im Laufe der Arbeit am Château erkennt sie aber mehr und mehr, dass der Beruf nicht alles sein kann. Sie entdeckt ihre eigenen Wünsche und mithilfe von Marco spricht sie sogar über die problematische Beziehung zu ihrer Familie. Auch der Grinch in ihr schwindet langsam… Dadurch gewinnt der eigentliche Liebesroman nochmal an Tiefgang.
Aber auch insgesamt hat mir die Charakterisierung aller Figuren sehr gefallen. Jeder ist für sich einzigartig und charmant.
Ebenso wunderschön ist natürlich das winterliche Setting mitten in der Schweiz. Schnee, Berge, ein See zum Schlittschuhlaufen - dazu ein prächtiges Hotel mit allem, was man sich wünschen kann. Ja, ich würde auch gerne mal ins Château reisen!

Mein Fazit: „Winterzauber im Château“ ist ein absolut herzerwärmender Wohlfühlroman. Er erzeugt eine wunderbar weihnachtliche und romantische Stimmung und bietet auch einen gewissen Tiefgang. Die Geschichte kommt ohne übermäßiges Drama daher und ist gleichzeitig authentisch und einfach schön! Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, vergebe 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 31.10.2024
Tee für die Geister
Vuklisevic, Chris

Tee für die Geister


gut

Das Seltsame

„Die Leute, die am wenigsten zweifeln, sind zwangsläufig die, die sich am meisten irren.“

„Tee für die Geister“ ist ein Roman des magischen Realismus von der Autorin Chris Vuklisevic. Er erschien im September 2024 und ist ein Einzelband.
Als die Mutter von Felicité und Egonia stirbt, kommen die Zwillingsschwestern erstmalig nach 30 Jahren wieder zusammen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach ihrer Herkunft und den Geheimnissen ihrer Mutter. Was hatte Carmine zu verbergen und wer war sie in Wirklichkeit?

Chris Vuklisevic schafft in ihrem Roman eine Welt, die der unseren ähnelt. Sie benutzt reale Orte als Setting und mischt fantastische Elemente in die Handlung. So bewegt sie sich nah an der Grenze zwischen Realität und Fantasie.
Felicité ist Geisterschleuserin. Sie hilft denjenigen, die im Sterben ihren Satz nicht zu Ende sprechen durften und nun als Geister durch die Welt ziehen. Sie hört ihnen mithilfe ihrer Kuriosi-Tees zu und schleust sie dann auf die andere Seite. Sie ist jemand, vor dem die Leute Angst oder mindestens Respekt haben und hütet so manches Geheimnis. Gleichzeitig war sie aber auch immer eine Sklavin ihrer Mutter, denn diese hat sie stets an sich gebunden und über Schuldgefühle manipuliert. Egonia hingegen ist eine Hexe. Wenn sie spricht, kommen Schmetterlinge aus ihrem Mund und bringen Verderben und Verwesung. Sie ist die unsichtbare der beiden Schwestern. Die ungeliebte, die geächtete. Sie war früh auf sich allein gestellt und hat nur selten Liebe erfahren dürfen.
Vor einigen Jahren haben die Schwestern sich entzweit und erst der Tod ihrer Mutter bringt sie wieder zusammen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach der Vergangenheit und kommen einander darüber wieder näher.
Der Roman handelt entsprechend von Geschwisterliebe, von Selbstfindung, von Aufarbeitung der eigenen Kindheit, vom seelischen Heilen. Es gibt einige spannende Wendungen und die scheinbar surreale und doch reale Welt ist als Setting gut gewählt. Auch die Figuren sind interessant gezeichnet und definitiv einzigartig.
Leider ist der Schreibstil ungewöhnlich und für mich war es unmöglich, mich daran zu gewöhnen. Die Geschichte wird von einem zunächst unbekannten Ich-Erzähler meistens im Präsens beschrieben. Er spricht den Leser immer wieder direkt an, erzählt Felicités und Egonias Geschichte, beschreibt Hintergrundinformationen. Gleichzeitig webt er weiter Informationen ein, die für die Geschichte meiner Meinung nach nicht relevant sind und nur ablenken. Darüber hinaus gibt es gedichtartige Passagen, die Unterhaltungen oder direkte Erzählungen der Figuren darstellen.
Die Handlung wechselt zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen dem Erzähler und den Protagonistinnen. Der Handlungsverlauf ist nicht wirklich linear, vieles spielt für die eigentlich Handlung keine Rolle und ist eher Füllstoff für das Buch. Bis zum Ende war die Handlung für mich daher oft wirr und unverständlich, ich glaube, ich habe vieles überhaupt nicht verstanden. Der Schreibstil hat mich einfach durcheinander gebracht und mir das Lesen massiv erschwert.
Einige Male hätte ich das Buch fast beiseite gelegt und mich beim Lesen leider wirklich gequält. So habe ich mich mit dem Buch insgesamt wohl über 4 Wochen beschäftigt und muss wirklich sagen, dass es für mich absolut unpassend war.

Ich schreibe eine solche Bewertung nicht gerne, aber für mich passte hier leider fast nichts. Die Grundidee der Handlung fand ich gelungen und interessant, ich hatte mich auch tatsächlich aufs Lesen gefreut. Der Schreibstil hat es mir dann aber leider wirklich verdorben und ich empfehle euch, zunächst eine Leseprobe auszutesten, wenn euch der Roman interessiert!
Von mir gibt es schließlich nur 2,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 16.09.2024
Der Mut der Lady Leaf / Celtic Dreams Bd.3
MacIver, Kristin

Der Mut der Lady Leaf / Celtic Dreams Bd.3


ausgezeichnet

Wildfang

„Hör niemals auf zu kämpfen, bevor du nicht gewonnen hast, Wildfang.“

„Der Mut der Lady Leaf“ ist der dritte Band der historischen „Celtic-Dreams-Reihe“ von Kristin MacIver. Er erschien im August 2024 und ist unabhängig von den anderen Teilen lesbar.

Schottland, 1487: Leaf ist die drittälteste Tochter der MacKays. Obwohl sie als Tochter des Clanchefs eigentlich eine Art Vorbildfunktion hat, ist Leaf eher ein Wildfang, wie ihr Ziehbruder Artair immer sagt. Entgegen der gesellschaftlichen Konventionen sind ihr „weibliche“ Dinge wie sticken oder lesen zuwider. Viel lieber schlägt sie sich mit Artair durch die Natur, übt mit ihm das Kämpfen oder geht zur Jagd. Den Wunsch ihrer Schwestern nach einen Ehemann kann sie nicht nachvollziehen, denn alleine ist sie glücklich frei.
Plötzlich erreicht sie jedoch die Nachricht, dass ihr Vater sie mit Lennox, dem Sohn eines verfeindeten Clans, verheiraten möchte. Durch die Eheschließung soll der Konflikt zwischen den Clans geschlichtet werden. Leaf jedoch hält die Ehe für eine List und beginnt sich und die Dorfbewohner auf die Verteidigung des Clans vorzubereiten. Unerwartet in die Quere kommt ihr dabei der Schmied Grey. Er lässt ihr Herz auf seltsame Art höher schlagen und reizt sie bis zum Äußeren…

Leaf ist unkonventionell, wild und stark. Keinesfalls lässt sie sich die Butter vom Brot nehmen und anlegen sollte sich mit ihr niemand, sie ist eben ein echter Wildfang. Doch in der harten Schale steckt eine weiche Seele. Leaf ist sehr auf das Wohlergehen ihrer Familie und ihrer Mitmenschen bedacht und gerade ihren eigenen Clan möchte sie um jeden Preis schützen. Gleichzeitig kämpft sie gegen eine tiefsitzende Angst, die seit einem Unfall in ihrer Jugend besteht. Einen Mann braucht sie für ihr Glück nicht und schon gar nicht den eingebildeten Lennox Ross. Mit allen Mitteln versucht sie also, sich ihrem Vater zu widersetzen. Gleichzeitig bringen aber der Schmied Grey sowie Artair Leafs Gefühle durcheinander…
Mir hat Leaf als Protagonistin sehr gut gefallen. Sie ist eine liebenswerte und interessante Person und dabei sehr gut charakterisiert. Ihre Gefühle und Emotionen werden greifbar dargestellt. Mir gefällt, wie sie sich für die Dorfbewohner einsetzt und gerade die Trainingseinheiten mit den Frauen des Dorfes haben mich sehr zum Schmunzeln gebracht.
Auch die anderen Figuren sind authentisch beschrieben, sodass man recht Sympathien und Antipathien feststellen kann.
Die Handlung wird wechselnd aus der personalen Erzählperspektive von Leaf und Artair beschrieben, wobei ich sagen muss, dass Artair für mich ein wenig unnahbar bleibt. Gefallen hat er mir aber dennoch und auch seine persönliche Geschichte ist absolut spannend.
Den Schreibstil der Autorin mochte ich ebenfalls sehr. Er ist flüssig und mitreißend, wodurch man das Buch nur schwer beiseite legen kann. Hierzu trägt natürlich auch die Handlung selbst bei, denn sie ist absolut spannend und bringt so manchen unerwarteten Plottwist mit. Entsprechend war auch das Romanende für mich unvorhersehbar und ich kann sagen, das Lesen lohnt sich!
Der historische Kontext ist im Roman eher klein, die Liebesgeschichte sowie der Konflikt darum dominieren die Handlung, welche eben im 15. Jahrhundert spielt. Wie schon in den vorherigen Bänden empfinde ich dich die Figuren sowie ihre Denkweisen als recht modern, mag aber das Setting dennoch gern.

Mein Fazit: Ich mochte Leaf und ihre Geschichte sehr. Ich war schnell in der Geschichte drin und konnte mich beim Lesen meist gut in die Figuren hineinversetzen. Emotionen werden gut transportiert und tatsächlich hoffe ich, dass es eine Fortsetzung der Buchreihe geben wird. Schließlich gibt es weitere Kinder in der Familie MacKay und auch deren Geschichten möchte ich zu gerne lesen… Für „Der Mut der Lady Leaf“ gibt es von mir 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 12.09.2024
Ex-Wife
Parrott, Ursula

Ex-Wife


sehr gut

Schwarz und Weiß

„Eine Ex-Frau ist eine junge Frau, für die die Ewigkeit, die man sich bei der Trauung geschworen hat, auf drei, fünf oder acht Jahre zusammenschnurrt.“

„Ex Wife“ ist ein Roman von Ursula Parrott, übersetzt von Tilda Engel. Er erschien erstmals 1929 und wurde 2024 vom Fischerverlag neu aufgelegt.

Voran möchte ich eine Triggerwarnung stellen, denn Missbrauch wird im Roman mindestens angedeutet und auch Schwangerschaftsabbruch wird thematisiert.

Patricia ist 24 Jahre alt, als ihr Mann sie verlässt. Warum? Das wissen eigentlich beide nicht so genau. Daher ist Patricia auch überzeugt: Peter wird zu ihr zurückkommen. Sie muss nur durchhalten. Durchhalten als „Exfrau“ in der 20er Jahren? Gar nicht so unangenehm, wie es auf den ersten Blick scheint. New York ist bereit für ein neues Frauenbild und tatsächlich findet Patricia sich in ihrer neuen Rolle schnell zurecht. Sie arbeitet hart, verdient gut und kann sich plötzlich alles leisten, was zuvor nicht möglich war. Das New Yorker Nachtleben wird von ihr und ihrer Freundin Lucia entdeckt, Abenteuer werden erlebt und alles scheint prima.
Wenn nicht immer noch der Wunsch nach Peter da wäre, wenn nicht die misogynen Machtstrukturen weiter vorgeben würden, was Frauen dürfen und was nicht. Wenn ein „Nein“ akzeptiert würde und wenn nicht Patricia selbst davon überzeugt wäre, dass ihr recht freizügiges Leben für eine Frau nicht angemessen ist. Und trotzdem kämpft sie sich durch. Sie erkämpft sich einen Platz in der Gesellschaft, hat drei Freunde, einen Feind und einen Liebhaber…
Der Roman ist aus der Ich-Perspektive geschrieben und wechselt am Anfang zwischen Präsenz und Vergangenheit. Später wird er nur noch rückblickend aus der Ich-Perspektive erzählt. Der Schreibstil ist dabei eher ungewohnt und sperrig. Patricias Gedanken sind oft wirr und mir fiel es zum Teil schwer, ihre Gedankensprünge nachzuvollziehen. Auch wechseln die Zeiten, von denen sie erzählt ab und zu, womit ich ebenfalls nicht so gut zurechtgekommen bin. Insgesamt ist auch der Sprachstil in der wörtlichen Rede ungewohnt und fremd. Ich hatte oft das Gefühl, den Inhalt des Gesagten zwar zu verstehen, ihn aber eigentlich doch nicht zu verstehen. Vielleicht ist mir dadurch auch einiges an Kontext verloren gegangen.
Nichtsdestotrotz ist Ex Wife auf seine Art ein spannender Roman. Wir begleiten Patricia auf ihrem Weg von der frisch verlassenen Frau zu einer ingesamt unabhängigen jungen Frau, die ihr Leben lebt. Dabei wirkt sie auf mich aber nur in wenigen Momenten wirklich glücklich. Die restliche Zeit hofft sie, dass Peter zurückkommt oder verurteilt sich selber für ihren Lebensstil. Sie tut Dinge, weil sie nicht „nein“ sagen kann oder zu höflich ist, ihre eigenen Wünsche durchzusetzen.
Obwohl das Frauenbild in den 20er Jahren bereits im Wandel war und moderner wurde, beherrschten die klassischen Rollenbilder noch immer enorm die Gedanken und das Handeln der Menschen. Selbst Patricia und ihre Freundin Lucia, die in einer ähnlichen Situation wie Patricia ist, glauben nicht daran, dass sie als Frau ohne Ehemann zurechtkommen. Sie sehnen sich nach Beständigkeit und Sicherheit, die sie in ihren Augen nur mit einem Mann erreichen können. Erschreckend daran ist vor allem, dass manche Gedanken und Handlungen auch heutzutage, wo sich das Rollenbild drastisch geändert haben sollte, immer noch den Alltag beherrschen. Noch immer werden Frauen nicht als „vollständig“ angesehen, wenn sie alleine durchs Leben gehen und wie oft wird die Partnersuche und Familiengründung als DAS Ziel im Leben angesehen? Wie schwer haben es Frauen immer noch in einer männerdominierten Welt und wie oft wird ein „Nein“ nicht akzeptiert?

Mein Fazit: Obwohl der Roman nun also schon fast 100 Jahre alt ist, sind grundlegende Inhalte noch immer zeitgemäß. Ich habe mich mit dem Lesen leider sehr schwergetan, der Schreibstil lag mir nicht und ich konnte der Handlung nicht gut folgen. Trotzdem hat mich Ex Wife überrascht und gerade die Wendungen am Romanende hätte ich nicht erwartet. Das Ende bleibt offen, aber die Welt ist bekanntlich klein und so denke ich mir einfach, wie es wohl weitergeht…
Von mir gibt es daher insgesamt 3,5 von 5 Sternen. Ich empfehle den Roman durchaus, gerade wenn man gerne Literatur über Frauen und entsprechende Rollenbilder liest. Man sollte sich aber auf den ungewohnten Schreibstil einstellen und sich vielleicht einfach darauf einlassen!

Bewertung vom 12.09.2024
Morgan's Hall
Flynn, Emilia

Morgan's Hall


ausgezeichnet

Schatten und Licht

„Manchmal denke ich, dass egal wie sehr wir uns bemühen, unsere Fehler zu korrigieren und daraus zu lernen, die Vergangenheit immer ein Teil von uns bleibt. Sie ist wie ein Schatten, der uns folgt, selbst wenn das Licht hell strahlt.“

„Schattenland“ ist der sechste Band der „Morgan-Saga“ von Emilia Flynn. Er erscheint im September 2024 und sollte nicht unabhängig von den anderen Teilen der Reihe gelesen werden.

ACHTUNG, Spoiler enthalten, wenn die vorherigen Bände nicht bekannt sind. Dann bitte nur das Fazit lesen!

Dort wo einst alles begann, setzt sich die Geschichte nun fort. In Wien, wo Dickie und John Isabelle kennen lernten, sind Elizabeth und James nun im Exil. Auf der Flucht, aber endlich vereint. Was zunächst romantisch klingt, wird mit der Zeit eine immer schwerere Last, denn eigentlich sehnen sich beide zurück nach Morgans Hall und sind ständig auf der Hut. Ihre Verfolger könnten auftauchen und was dann passieren könnte, möchte sich niemand ausmalen. Als sich jedoch die Chance bietet, James ehemaligem Schwiegervater das Handwerk zu legen, greifen Liz und James zu. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft siegt über die Furcht vor dem Entdecken…
Doch auch in Morgan’s Hall geht es weiter und obwohl Tristan bemüht ist, die Morgan’s Company im Sinne von James und Liz weiterzuführen, ist das Geschäft schwerer denn je. Tristan ist kein Geschäftsmann und die Wahl des Bürgermeisters bringt die Familie zusätzlich in neue Gefahr.

Innerhalb kürzester Zeit hatte Emilia Flynn mich mit dem mittlerweile sechsten Band der Morgan-Saga gefesselt. Die Seiten flogen nur so dahin und stets wurde ich aufs Neue überrascht.
Ich habe mit der Familie Morgan gelitten und gehofft, denn obwohl ich kurz an ein nahezu überfälliges Happy End glaubte, kam natürlich alles anders als ich dachte. Emilia Flynn überrascht mit einem weiteren spannenden und emotionalen Band der Buchreihe. Ja, man könnte denken, dass doch nach sechs Bänden langsam genug sei, doch ich sage euch: Da kommt noch was!
Die Geschichte der Familie Morgan ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Es gibt so viele Geheimnisse, es gibt Mysterien, die im weltlichen Kontext nicht zu erfassen sind und vor allem gibt es noch immer kein Happy End. Ob es das jemals geben wird, weiß ich allerdings nicht. Wünschen würde ich es aber gerade Isabelle. Sie hatte es nie leicht im Leben und mit jedem Band entwickelt sie sich mehr. Sie ist keine Hassfigur mehr, sie eine ganz normale Person mit Stärken und Schwächen. Diese haben wir alle und jeder macht Fehler. Wer könnte Isabelle da verurteilen?
Gerade diese Realität ist auch eins der Dinge, die ich an Emilias Romanen so sehr mag. Es wird nichts beschönigt oder romantisiert. Es gibt die eiskalte Realität, wodurch die Handlung absolut authentisch ist. Natürlich endet auch dieser Band mit einem Cliffhanger, wobei dieser nicht ganz so fies ist, wie in vorherigen Teilen. Trotzdem bin ich unendlich gespannt, wie es weitergehen wird!
Auch die Figuren sind einzigartig und tiefgründig charakterisiert. Ebenso sind die persönlichen Entwicklungen gut beschrieben und absolut authentisch. Auch wenn eine Figur geht, folgt eine weitere, die ebenso interessant und wichtig für den Handlungsverlauf ist.
Auch die Spannung bleibt nicht auf der Strecke und so gab es immer wieder überraschende Wendungen! Der Schreibstil ist dabei leicht und flüssig. Szenen- und Settingbeschreibungen sind bildlich und anschaulich.
Auch historische Themen werden, wie schon in den vorherigen Bänden, geschickt in die Handlung eingearbeitet. Ebenso finde weitere Themen wie Rassismus und die Verfolgung von NS-Verbrechern einen passenden Platz in der Handlung.

Mein Fazit: Mir hat auch der sechste Band der Morgan-Saga unglaublich gut gefallen. Er ist vielschichtig, facettenreich und ehrlich. Dazu spannend und emotional! Ich konnte den Roman kaum aus der Hand legen, vergebe erneut 5 von 5 Sternen und kann nur sagen: Lest die Buchreihe!

Bewertung vom 10.09.2024
Dackel Max auf Spurensuche / Pfotenglück Bd.2
Beerwald, Sina

Dackel Max auf Spurensuche / Pfotenglück Bd.2


gut

Verschwunden

„Sie war hier, ist um den Tisch herumgelaufen, aber ich kann nicht erschnüffeln, wohin sie dann gegangen ist. Meine Nase ist komplett überfordert, mein Kopf erst recht - ich kann nicht mehr.“

„Pfotenglück - Dackel Max auf Spurensuche“ ist ein humorvoller Roman von Sina Beerwald und der zweite Band der Buchreihe „Dackel Max auf Sylt“. Er erschien im März 2024 im Piper Verlag und ist unabhängig vom ersten Teil lesbar.

Ein Jahr nachdem Max auf Sylt seine große Liebe Goldie wiedergefunden hat, reist er erneut auf die Nordseeinsel. Mit dabei sind neben Max und Goldie natürlich Max‘ Frauchen Ronja und Goldies Herrchen Christian, aber eben auch Lasse und Lisa, die Kinder von Christian. Lasse ist erst vier Jahre alt und quirliger als ein Sack Flöhe, Lisa hingegen ist schon vierzehn und hat entsprechend andere Interessen als Familienleben und Camping. Kurz nach der Anreise und einem gewaltigen Streit verschwindet Lisa dann spurlos und als plötzlich auch Lasse weg ist, ist Max und seinem Hunderudel natürlich klar, dass sie die beiden finden müssen…

Nachdem mich der erste Band der Buchreihe tatsächlich positiv überrascht hatte, habe ich mich auf die Fortsetzung sehr gefreut. Dabei lese ich normalerweise keine Romane aus Hundeperspektive oder überhaupt Romane, in denen Hunde eine große Rolle spielen. Oft kann ich mir beim Lesen dieser Geschichten nämlich in Bezug auf die Vermenschlichung des Hundes nur den Kopf schütteln und einfach keinen Spaß daran haben… Als Dackel Max jedoch seine Freundin Goldie gesucht hat, hat mir das Lesen echt Spaß bereitet und so habe ich eben auch Band 2 weitergelesen. Leider muss ich jetzt jedoch sagen, dass der zweite Teil um Max und seine Freunde mich eher nicht begeistern konnte.
Erneut ist die Handlung aus der Ich-Perspektive von Max geschrieben. Dadurch bekommt man einen eher eingeschränkten Blick auf die Ereignisse in der Menschenwelt und so manches Wort ist auch nicht ganz korrekt. Nichtsdestotrotz sind Max‘ Gedanken und seine Wortneuschöpfungen durchaus zum Schmunzeln und seine Liebe zu Goldie ist einfach unglaublich niedlich. Die Perspektive gefällt mir also tatsächlich sehr gut. Auch Max als Charakter sowie die weiteren Hundefiguren und auch die Menschen sind für mich gut gezeichnet und beschrieben. Rasseklischees werden geschickt aufgegriffen und witzig beschrieben. Natürlich ist die Darstellung dabei zum Teil ein bisschen überzogen, aber dies ist eben auch passend zum Genre.
Anders als im ersten Band hat die Handlung für mich jedoch keinen richtigen roten Faden. Durch die Mitreise von Lasse und Lisa scheint der gesamte Urlaub unter einem katastrophalen Stern zu stehen. Schon während der Anfahrt ist die Stimmung angespannt und beim Ankommen am Campingplatz dauert es nicht lange, bevor Lasse die erste Katastrophe auslöst. Kurz darauf passiert dann das nächste Chaos und so überschlagen sich die Ereignisse von einem Drama zum nächsten. Kein Handschlag kann erfolgen, ohne dass alles drunter und drüber geht.
Und als wären Marshmallows im Hundefell und ein Bänderriss innerhalb kürzester Zeit nicht schon genug, verschwindet dann auch noch Lisa und kurz darauf Lasse. Weitere Katastrophen folgen natürlich und mir war dies einfach alles viel zu chaotisch und dramatisch. Es kommt einfach keine richtige Erzählung auf, denn durch die sich überschlagenden Ereignisse unterbricht die Handlung irgendwie immer wieder. Zudem halte ich Lasses Verschwinden für absolut unrealistisch, kann dies aber nicht weiter ausführen ohne zu spoilern.
Was also witzig sein soll, ist für mich dieses Mal eher übertrieben und albern. Die Geschichte des Hunderudels kommt mir dabei außerdem etwas zu kurz.
Gefallen hat mir aber, dass Sina Beerwald neben dem ganzen Familienchaos noch eine weitere tierische Liebesgeschichte einbaut und so auch eine Perspektive für den nächsten Band schafft. Dies kam für mich tatsächlich unerwartet und hat mich durchaus berührt. Außerdem zeigt das Hunderudel erneut, dass es zueinander hält und Freundschaft spielt erneut eine wichtige Rolle in der Handlung, dies mochte ich sehr! Auch der Schreibstil ist insgesamt gut und der Roman leicht lesbar.

Mein Fazit: Der zweite Band der Buchreihe war für mich insgesamt zu übertrieben und albern. Natürlich gab es aber auch niedliche Passagen und Dackel Max und seine Freunde sind durchaus charmant. Trotzdem hat es für mich diesmal nicht richtig gepasst, weshalb ich nur 3 von 5 Sternen vergeben kann.

Bewertung vom 08.09.2024
Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit
Renk, Ulrike

Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit


ausgezeichnet

Le Cordon Bleu

„Wir müssen die Grenzen aufbrechen, sie überwinden. Wir sind moderne Frauen und sollten uns nicht von alten Konventionen einengen lassen.“

„Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit“ ist ein historischer Roman von Ulrike Renk. Er erschien im März 2024 im Aufbau Verlag und ist ein Einzelband.

Frankreich, ab 1887: Marthe lebt nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter bei ihrer Großmutter in einem kleinen Ort. Beide Frauen kochen gern und Marthes Mutter ist sogar ausgebildete Köchin. So lernt natürlich auch Marthe früh einige Tipps und Tricks in der Küche, wünscht sich aber keinen entsprechenden Beruf, sondern möchte Journalistin werden. Dieser Traum kann sich jedoch nur erfüllen, wenn Marthe und ihre Mutter zurück nach Paris ziehen. Julie nimmt also einen Beruf als Köchin bei einer wohlhabenden Familie an und Marthe kann in Paris das Lyzeum besuchen. Ihren Traum Artikel zu schreiben erreicht sie schließlich und darüber hinaus noch viel mehr. Sie etabliert schließlich, gemeinsam mit ihrer Mutter, die renommierte Kochschule „Le Cordon Bleu“.

Tatsächlich lebt Marthe in einer spannenden Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Die Lebensweise der Menschen beginnt sich zu verändern. Die Menschen haben weniger Personal in ihren eigenen Haushalten, es gibt mehr und mehr Restaurants in den Städten und die Technik schreitet im Rahmen der Industrialisierung immer weiter voran. Aber auch die gesellschaftlichen Konventionen beginnen sich zu verändern. Die Gesellschaftsschichten weichen, wenn auch sehr langsam, auf und auch Frauen bekommen mehr Rechte. So durften Frauen zum Beispiel lange Zeit nur in Restaurants, wenn sie Konkubinen waren. Für „ehrbare Frauen“ war ein entsprechender Ausflug nicht tragbar…
Der Roman konzentriert sich hauptsächlich auf die Jugendzeit von Marthe. Es geht um ihre Erfahrungen in der Küche, ihre persönliche Entwicklung, ihre Wünsche und ihren Weg zur erfolgreichen Geschäftsfrau. Leider sind die Abschnitte zum Romanende recht abgehackt und die Zeitsprünge groß. Ich hätte mir hier mehr Details gewünscht und dafür vielleicht in der Jugend ein paar Ausführungen weniger gebraucht. Insgesamt ist die Handlung in fünf Abschnitte unterteilt, welche - passend zum Hauptthema - die Namen eines 5-Gänge-Menüs tragen.
Viel Spannung kommt im Roman nicht auf, die Geschichte plätschert langsam und ruhig dahin, ist aber keinesfalls langweilig. Es gibt viele interessante Details zur gehobenen Küche und auch historische Ereignisse wie zum Beispiel der Bau des Eiffelturms werden geschickt eingearbeitet. Die gesellschaftliche Entwicklung wird über Marthes Geschichte dargestellt und deutlich wird, wie schwer es war, aus einer unteren Schicht in die höheren Kreise aufgenommen zu werden. Marthe gelingt dies mithilfe ihrer Freundin Florence, welche absolut unkonventionell mit der Tochter ihrer Köchin interagiert.
Marthes Entwicklung gefällt mir dabei sehr gut. Sie ist eine starke Figur, ohne dabei auffällig sein zu müssen. Ich mochte ihre ruhige und oft zurückhaltende Art sehr, gefallen haben mir aber natürlich ebenso die Momente, in denen sie offen ihre Meinung sagt. Schließlich hat sie immer wieder gute Ideen und Gedanken, welche in jedem Fall geteilt werden müssen. Schließlich kann sie sogar ihren großen Traum erreichen und etabliert dann zusätzlich zu ihrer eigenen Zeitschrift eine der erfolgreichsten Kochschulen der Welt. Sie setzt sich damit als Frau in einem noch heute von Männern dominierten Berufszweig durch und hinterlässt damit auch heute noch große Spuren. Denn „Le Cordon Bleu“ existiert immer noch, leider ist Marthe Distel aber eher unbekannt. Tatsächlich ist über ihr Leben nur sehr wenig bekannt, wie Ulrike Renk im Nachwort beschreibt. Der Roman ist also hauptsächlich fiktiv und orientiert sich an den wenigen bekannten Fakten. Dies ist sehr schade, denn offensichtlich hat Marthe viel erreicht und die Welt sollte davon wissen…
Aber auch die anderen Figuren mochte ich sehr. Jede ist für sich einzigartig und authentisch charakterisiert und liebevoll gestaltet.
Überzeugen konnte natürlich auch der Schreibstil der Autorin. Er ist wie immer bildlich und flüssig und führt dazu, dass die Geschichte leicht und unkompliziert lesbar ist.

Mein Fazit: Obwohl die Handlung eher ruhig ist, haben mich Marthes Geschichte sowie die Ausflüge in die französische Küche fasziniert und begeistert. Ich bin der Meinung, dass die Welt mehr von diesen starken Frauen wissen und lesen muss und freue mich auf weitere Romane von Ulrike Renk! Für „Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit“ gibt es von mir eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.09.2024
Das Erbe des Horizonts
Fischer, Alexandra

Das Erbe des Horizonts


ausgezeichnet

Kämpfe

„Niemand ist für Veränderungen bereit, aber das Leben nimmt darauf keine Rücksicht.«

„Das Erbe des Horizonts“ ist der vierte Band der „Die von Bahlow Saga“ von Alexandra Fischer. Er erschien im Juni 2024 bei Books on Demand und sollte nicht unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden.

Ein weiteres Mal Westsamoa und Tamalele. Lange hatte ich darauf gewartet und wurde nicht enttäuscht...
Die nächsten Generationen der Familie werden älter so liegt der Fokus in diesem Band auf Emilie und Paul. Auch Serafina tritt mehr in den Vordergrund, doch ihre Zeit wird erst noch kommen.
Westsamoa, 1947 - Der zweite Weltkrieg ist vorbei und neue Zeiten brechen an. Die Industrialisierung schreitet fort, die Menschen möchten reisen und die Welt kennenlernen. Auch Tamalele kann sich den Veränderungen nicht entziehen und einstiege Entscheidungen scheinen nun fatal zu sein. Die Plantage steht vor dem Ruin - eine Rettung scheint nur möglich, wenn die nächste Generation die Führung übernimmt. Doch wer soll diese übernehmen? Oder kann es nur gemeinsam gehen? Erneut stehen schwere Entscheidungen und große Kämpfe bevor, die die gesamte Familie betreffen.
Mit vielen spannenden Wendungen, emotionalen Szenen und einem mitreißenden Schreibstil lässt die Autorin die von Bahlow-Familie weiterleben. Schon nach wenigen ersten Seiten konnte ich vollkommen in die Geschichte eintauchen und bin durch die Seiten geflogen. Vieles habe ich so nicht erwartet und immer wieder wurde ich überrascht.
Gerade Pauls Entwicklung sowie seine insgesamt sehr vielschichtige Figur hat mir sehr gut gefallen. Gleichzeitig tut er mir aber auch leid. Er lebt in einer Zeit, in der es für ihn unmöglich ist, offen er selbst zu sein. So trifft er Entscheidungen, die vermeintlich gut sind, ihn aber immer weiter ins persönliche Unglück stürzen. Trotzdem bleibt er mehr oder weniger stark, kämpft für seine Familie und steht zu seinem Wort.
Auch Hans überrascht in diesem Band, denn er legt sein böses Gesicht endgültig ab und setzt sich ebenfalls für Tamalele ein. Seine Vergangenheit bleibt jedoch ebenfalls nicht verborgen und zwangsläufig muss er sich ihr stellen. Emilie hat mich ebenfalls überrascht, denn ich habe sie anders eingeschätzt…
Durch die personale Erzählperspektive, die immer wieder wechselt, sieht man als Leser verschiedene Perspektiven und kann die Handlungen und Emotionen der einzelnen Figuren gut nachvollziehen. Sie sind authentisch gezeichnet und was mir weiterhin besonders gefällt ist die Realität, von der die Handlung berichtet. Die Familie durchlebt gute und schlechte Zeiten, es gibt Geheimnisse, Intrigen, Hass und Missgunst aber eben auch Gemeinsamkeiten und Freude. Das Leben ist kein Zuckerschlecken und wer Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-Ends sucht, der ist mit diesen Romanen an der falschen Adresse. Die Romane erzählen das wahre Leben, sind überraschend und spannend.
Eingearbeitet werden diverse Themen wie Rassismus, die Industrialisierung, Homosexualität und die Rolle der Frau - selbst Hollywood taucht auf. Jedes Thema wird dabei gut ausgearbeitet und recherchiert, ebenso werden zeitgemäße historische Ereignisse unkompliziert in die Handlung integriert.

Mein Fazit: Ein weiterer unglaublich spannender Roman aus der Feder von Alexandra Fischer und eine großartige Fortsetzung dieser Buchreihe! Ich habe erneut mit den Figuren gehofft, gelitten und gelacht und war von den Wendungen oft mehr als überrascht.
Ich freue mich wahhnsinng auf die Fortsetzung und vergebe mal wieder 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 10.08.2024
Inselduft und Meer
Beyer, Anja Saskia

Inselduft und Meer


sehr gut

Duftmarketing

„Sie hatte Düfte schon als Kind gemocht, hatte eine besonders feine Nase. In Hamburg roch das Meer streng, die Stadt angespannt. Irgendwann hatte sie das alles nicht mehr riechen können.“

„Inselduft und Meer“ ist der fünfte und letzte Band der „Mallorca-Sehnsucht“-Reihe von Anja Saskia Beyer. Er erschien im Januar 2024 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing. Die Bände der Buchreihe sind unabhängig voneinander lesbar.

Amelie ist vor einigen Jahren nach Mallorca ausgewandert und fühlt sich dort sehr wohl. Wie ihre Freundinnen auch, führt sie einen kleinen Laden am Meer, in dem sie Naturkosmetikprodukte verkauft.
Dabei legt sie sehr viel wert auf die echte Natürlichkeit der Produkte und prüft auch akribisch nach, woher die eingekauften Artikel stammen. Umso erfreuter ist sie, als sich plötzlich ein deutscher Journalist ankündigt und von ihrem Laden berichten will. Natürlich ist dies eine großartige Chance für mehr Kunden und eine höhere Sichtbarkeit.
Als Dennis dann jedoch vor ihrer Tür steht, findet Amelie heraus, dass auch ihr Bruder Nils auf der Insel ist. Mit ihm jedoch hat Amelie mittlerweile ein eher schwieriges Verhältnis. Dabei standen die beiden sich früher sehr nahe. Nach Amelies Umzug nach Mallorca brach der Kontakt jedoch nahezu ab, einen Grund dafür kennt Amelie nicht…

Ich habe mich sehr gefreut, erneut auf die wunderschöne Baleareninsel zurückzukehren. Wie schon in den vorherigen Bänden transportiert die Autorin das wunderschöne Inselgefühl sehr gut und lässt einen nahezu das Meersalz auf der Zunge schmecken und den Sand unter den Füßen spüren. Umso besser kann ich daher nachvollziehen, warum Amelie ihren hektischen Marketingjob verließ und nach Mallorca auswanderte. Sie wünschte sich mehr Sinn im Leben und weniger Hektik im Alltag. Dies hat sie auf Mallorca gefunden und ist mit ihrem Leben mehr als zufrieden. Einen Partner braucht sie für ihr Glück eigentlich nicht, auch wenn sie ihre Teilzeitbeziehung mit Freddy aus Deutschland durchaus genießt. Kurz bevor Dennis auftaucht, erfährt Amelie jedoch, dass Freddy eine andere Partnerin hat und natürlich trifft es sie irgendwie doch… Insgesamt macht sie sich davon aber nicht abhängig, denn sie ist tatsächlich nicht unzufrieden mit ihrem Leben. Zwischen Dennis und ihr fliegen dann auch recht schnell die Funken, wobei beide es sich erst nicht so recht eingestehen wollen. Zudem steht Nils als Amelies Bruder auch noch dazwischen, denn solange sein Geheimnis nicht ausgesprochen ist, kann Amelie scheinbar nicht für eine Beziehung frei sein.
Der eigentliche Hauptkonflikt des Romans gefällt mir dabei gut. Allerdings muss ich sagen, dass ich Nils von Anfang an nicht leiden konnte und ihn als sehr unangenehm empfunden habe. Obwohl ich seinen Schmerz grundlegend nachvollziehen kann, wirkt er auf mich egoistisch und bevormundend. Für ihn ist klar, dass er eine gewisse Macht über Amelie ausüben kann und dass er lenken kann, wie es in der Zukunft weitergeht. Amelies Meinung ist ihm im Grunde egal, denn er meint, sie zu kennen und ist davon überzeugt, dass sie ihre wahren Gefühle einfach nicht zugeben möchte. Dennis gefiel mir dagegen sehr gut, öfter habe ich mich gefragt, warum er eigentlich mit Nils befreundet ist... Er ist verständnisvoll, umsichtig und freundlich. Er respektiert die Meinungen und Gefühle anderer, steht aber meist trotzdem für sich selbst ein. Auch Amelie und ihre selbstständige und fröhliche Art mag ich gern.
Die Umsetzung des Romans hat mich dann aber leider weniger überzeugt. Für mich hätte es ausgereicht, wenn es einen bzw. zwei Konflikte gegeben hätte, denn diese alleine bieten meines Erachtens genug Stoff für den gesamten Roman. Schließlich kommt es dann aber noch zu weiteren Schwierigkeiten und Konflikten, die zu einer gehörigen Portion (unnötigem) Drama führen. Das Auflösen der Probleme geschieht dann sehr schnell, was ich wiederum als unglaubwürdig empfinde.
Gefallen hat mir hingegen, wie die Autorin die Protagonisten der vorherigen Bände einbindet und ihre jeweiligen Geschichten weitererzählt. Auch der flüssige und unkomplizierte Schreibstil hat mich erneut überzeugt.

Mein Fazit: Für mich war dieser Abschlussband der Buchreihe leider nicht allzu überzeugend. Ich habe nicht komplett in die Geschichte hineinfinden können und fand sie in großen Teilen konstruiert und unauthentisch. Nichtsdestotrotz habe ich den Roman insgesamt gerne gelesen, auch weil das Setting einfach wunderschön ist. Zudem wollte ich natürlich gerne wissen, wie es mit den Freundinnen aus den Läden am Meer weitergeht. Von mir gibt es daher aber nur eine Leseempfehlung, wenn man die anderen Bände der Reihe bereits kennt. Ansonsten gebe ich diesem Band 3,5 von 5 Sternen und würde ih als leichte Unterhaltung an warmen Sommertagen bezeichnen.

Bewertung vom 03.08.2024
This could be love / Hawaii Love Bd.1
Lucas, Lilly

This could be love / Hawaii Love Bd.1


ausgezeichnet

Comeback

„Es ist doch normal, dass man an der Spitze stehen will, wenn man Leistungssportlerin ist. Ich meine, wofür macht man es sonst?“

„This could be Love“ ist der Auftaktband der „Hawai Love“-Reihe von Lilly Lucas. Er erschien im Juli 2024 im Droemer Knaur Verlag.

Louisa ist mit nur 16 Jahren bereits ein bekannter Tennisstar, musste nun jedoch krankheitsbedingt ein Jahr pausieren. Kurz bevor es wieder ins Turnier gehen soll, zieht sie für sechs Wochen nach Hawai zu ihrer Tante Kay. Dort will sie sich in deren Tennisschule final auf die neue Saison vorbereiten. Ablenkungen sind in ihrem Zeitplan nicht vorgesehen, doch der Nachbar ihrer Tante, Vince, bringt die Schmetterlinge in ihrem Bauch zum Fliegen. Natürlich ist er trotzdem tabu und erst recht, weil er scheinbar einen schweren Konflikt mit Kay hat..

Wie immer bei den Romanen von Lilly Lucas war ich von Beginn an absolut von der Geschichte gefesselt. Zunächst habe ich Louisa für eine eiskalte Tennisspielerin gehalten, die außer Sport nichts in ihrem Leben zulässt. Ein wenig ist sie auch tatsächlich so, denn sie ist super ehrgeizig und will in ihrer Karriere einiges erreichen. Manchmal ist sie dabei ein wenig zu verbissen und steht sich so selbst im Weg, sie verbietet sich nahezu jedes Vergnügen und will unbedingt an die Weltspitze. Gleichzeitig hat sie aber auch eine verletzliche Seite und Vince lässt ihr Herz unerwartet schnell schlagen. Der lässige Surferboy scheint dabei das genaue Gegenteil von Louisa zu sein und eine Beziehung so absolut undenkbar. Trotzdem kommen die beiden sich natürlich näher und ich persönlich mochte ihre Entwicklung sehr.
Insgesamt gibt es nur wenig große Konflikte und der Konflikt, den ich zunächst für den schwierigsten gehalten habe, entpuppte sich als nahezu nichtig. Mit dieser Wendung hat die Autorin mich also definitiv überrascht!
Ansonsten liest der Roman einfach nur wunderbar, der Schreibstil gewohnt flüssig und leicht, die Handlung ohne überdramatisierte Szenen und insgesamt herrscht weitestgehend eine Friede-Freude-EIerkuchen-Stimmung. Die Handlung und die Atmosphäre sind einfach fürs Herz und haben mich absolut begeistert!
Natürlich werden trotzdem auch ernstere Themen angeschnitten und gerade Louisas Leistungsdruck und damit einhergehende Probleme werden betrachtet. Nichtsdestotrotz überwiegt aber die positive Grundstimmung und so ist der Roman für mich ein absoluter Wohlfühlroman.
Etwas kurz kommt möglicherweise der Sport an sich, wer also eine Sportromance sucht, bei der Tennis im Fokus steht, ist bei „This could be love“ eher nicht an der richtigen Stelle. Natürlich werden kleinere Aspekte aufgegriffen, aber hauptsächlich geht es eben um Lou und Vince, was für mich auch absolut passend war, anderen aber eben zu wenig Sport sein könnte.
Für mich passt aber einfach alles - das wunderschöne Setting am Strand, die sympathischen Protagonisten und Nebenfiguren (wie toll ist Laurie bitte?!), der flüssige Schreibstil und der Verlauf der Handlung. Was diesmal fehlt, ist das typische Kleinstadtsetting. Dies ist für mich aber nicht so wichtig und ich persönlich bin einfach ein großer Fan von Sonne, Sand und Meer!
Gefallen hat mir außerdem, dass Zeitungsschlagzeilen und Textnachrichten auf moderne und gelungene Weise in die Handlung eingearbeitet werden. Gerade aus den Schlagzeilen erfährt der Leser einiges über Louisa, was sonst hätte länger erklärt werden müssen, so aber viel angenehmer aufzunehmen war.
Louisas persönliche Entwicklung gefällt mir ebenfalls sehr und tatsächlich bin ich super gespannt, wie es auf Hawai in den nächsten Bänden weitergehen wird.

Mein Fazit: Für mich ist „This could be Love“ ein weiterer wundervoller Roman von Lilly Lucas, den ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe: frei nach dem Motto „Aufklappen, lesen, wohlfühlen!“. Für mich hat einfach alles gepasst und ich freue mich auf weitere Wohlfühlromane der Buchreihe! Für diesen Band gibt es von mir klare 5 von 5 Sterne!