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Leseigel
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Villingen

Bewertungen

Insgesamt 1051 Bewertungen
Bewertung vom 12.05.2025
Die Kriegerin des Nordens
Fondraz, Charlotte

Die Kriegerin des Nordens


sehr gut

Verrat, Habgier und ein alter fluch
Die Autorin führt mich mit der Geschichte auf die Kimbrische Halbinsel 100 v. Chr.

Die Römer gewinnen durch Handel immer mehr an Einfluss. Die Kriegerin Erkenhild. die die Römer aus persönlichen Gründen hasst, möchte ihren Heerkönig Thorwaltshunt zu einem Krieg gegen diese bewegen. Unterstützung erfährt sie durch die Großdruidin Busla, die ihre eigenen Ziele verfolgt. Da Thorwaltshunt zögert, schmieden die beiden den Plan, in Besitz des sagenumwobenen Silberkessels von Gundestrup zu gelangen. Der Kessel soll unbesiegbar machen und Thorwaltshunt zum Krieg verleiten. Da der Kessel in einem Grab ist, zudem mit einem starken Fluch belegt und Grabraub mit dem Tode bedroht wird, bringt Erkenhild die junge Tandlerin Katek durch eine List dazu, den Kessel zu stehlen. Der Raub setzt Entwicklungen in Gang, deren Beeinflussungen nicht mehr in der Hand der Beteiligten liegt.

Der Roman hat mich ausgesprochen gut unterhalten. Rache, Manipulation, Habgier, Betrug, unerfüllte Liebe und ein Meuchelmord verwebt die Autorin zu einer mitreißenden und fesselnden Geschichte.

Besonders gut gefallen hat mir die Großdruidin Busla. Nicht , dass ich sie sympathisch fand, ich war fasziniert von ihrer Begabung, andere Menschen durch ihre Taschenspielertricks und dem Schüren von Ängsten zu ihrem Zweck zu manipulieren.

Heerkönig Thorwaltshunt war für mich eher eine tragische Figur. Ein alternder Herrscher mit schwindender Manneskraft, der sich und seinem Stamm nochmal beweisen will, dass er nicht zum alten Eisen gehört. So tappt er in Buslas Falle und verliert seine Ehre und den Respekt aller.

Meine Lieblingsfigur war die junge Diebin Katek. Zu Beginn will sie nur beweisen, das sie von Wert ist und ihren Beitrag zum Lebensunterhalt der Gemeinschaft leisten kann, wenn auch durch Diebstahl. Ihr wird mehrmals übel mitgespielt und sie wird um den in ihren Augen gerechten Lohn betrogen. Ihre Gier nach Reichtum und der verständliche Wunsch nach Rache erreichen einen Grad von Besessenheit, der sie jede Vorsicht vergessen lassen.

Die Geschichte endet tragisch und in meinen Augen folgerichtig und gerecht. Mich hat die Handlung in ihren Bann gezogen und mich die Zeit und die Welt um mich rum vergessen lassen. Da kann ich die paar kleinen Ungereimtheiten sehr gut verschmerzen.

Bewertung vom 12.05.2025
Die Ruinen von Northcott Abbey
Harris, C. S.

Die Ruinen von Northcott Abbey


ausgezeichnet

Die beschauliche Idylle trügt
Sebastian reist in das beschauliche Dorf Ayleswick - on - Teme. Begleitet wird er von seine Ehefrau Hero und ihrem kleinen Sohn. Er will dort den letzten Wunsch eines Bekannten erfüllen und gleichzeitig mehr über seine Abstammung erfahren , denn den Namen seines biologischen Vaters kennt er nicht. Was als Familienausflug gedacht war, wird schnell zu einer aufwändigen Mordermittlung. Eine junge Frau wurde ermordet und der Täter inszeniert es als Selbstmord. Es gibt keine brauchbaren Spuren und das Leben des Opfers ist ein weißes Blatt, das darauf wartet, beschrieben zu werden. Welche Rolle spielt der jüngere Bruder von Napoleon Bonaparte, der sich dort bei einer befreundeten Adligen aufhält ? Und Sebastian stößt auf weitere verdächtige Selbstmorde - immer junge Frauen von bezaubernder Schönheit. Sollte dieser beschauliche Ort Schauplatz einer Vielzahl ungesühnter, grausamer Verbrechen sein ? Sebastian selbst kämpft mit eigenen Dämonen, muss er doch befürchten , mit dem Mörder verwandt zu sein.

Ich liebe diese Reihe. Werden in Krimis aus dieser Zeit gerne Ermittler aus Nicht-Adelskreisen ins Rennen geschickt, gehört Sebastian dem Hochadel an. Seine Ermittlungen haben also ganz andere Probleme und das finde ich zur Abwechslung erfrischend und sehr spannend. Sebastian ist mir rundum sympathisch. Er ist intelligent, empathisch, hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, liebt seine Freiheitsliebende Ehefrau und lässt ihr genügend Raum. Dieser Fall ist in meinen Augen sehr tragisch. Zum einen sind in der Mehrzahl junge unschuldige Mädchen die Opfer. Zum anderen haben mich Sebastians Seelenqualen stark berührt und ich habe gehofft, dass seine Befürchtungen grundlos sind. Es gibt eine Vielzahl von Verdächtigen und unterschiedlicher Tatmotive. Sebastians Überlegungen haben mich in jedem einzelnen Fall überzeugt, bis erneut etwas geschieht, das ein anderes Licht darauf wirft. Ich hatte bis zur letzten Seite keine wirkliche Ahnung, wer der Mörder ist. Besonders gut gefallen hat mir, dass Hero in diesem Fall bei den Ermittlungen mit hilft und auch hier Sebastian auf Augenhöhe begegnet. Erwähnenswert finde ich zudem den historischen Kontext, der mehrfach eine wichtige Rolle spielt und ein mehr als schlechtes Licht auf die Beziehungen zwischen Adligen und Landbewohnern wirft.

Bewertung vom 10.05.2025
Insellüge auf Spiekeroog. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Menzel, Marlene

Insellüge auf Spiekeroog. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Gespinst aus Lügen und falschen Verdächtigungen
Ein Kälteeinbruch und dicker Nebel trennen Spiekeroog von der Außenwelt ab. Der Fährverkehr muss eingestellt werden. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt finden Tjark und sein Sohn Justus eine Leiche im Wasser. Anke und Reik sind auf sich allein gestellt. Zuerst muss die Identität des Opfers geklärt werden. Bereits das löst einige Verwirrung aus. Der Tote arbeitete bei einem innovativen Unternehmen, dessen Führungsriege gerade ein Meeting auf der Insel abhält. Bei der Befragung sind alle entsetzt, denn das Opfer war allseits geschätzt. Wo liegt das Motiv ? Die beiden Inselpolizisten stochern im sprichwörtlichen Nebel. Dann gibt es einen entscheidenden Hinweis und die daraus resultierenden Erkenntnisse sind erschreckend.

Obwohl es ein Cosy Crime ist, war der Fall eher gruselig. Das lag an der Atmosphäre auf der Insel und dem Umfeld des Opfers. Wieder einmal konnten mich die Ermittlungsarbeit und die damit verbundenen Verhöre überzeugen und fesseln. Es waren auch einige Unsympathen unterwegs, dass sogar der besonne Reik die Beherrschung verloren hat . Und es gibt überraschende Wendungen zuhauf, so dass für viel Abwechslung gesorgt ist. Wieder ein überzeugender Krimi aus der Feder der Autorin.

Bewertung vom 03.05.2025
Schwarzwälder Treibjagd
Kindler, Sonja

Schwarzwälder Treibjagd


ausgezeichnet

Tod einer Schülerin
Ich mag die Krimis der Autorin sehr. Ich finde ihre Figuren lebensnah. Sie sind bodenständig, ohne Alkoholproblem oder psychische Schäden, was mittlerweile fast die Ausnahme zu sein scheint. Die Handlung ist packend und unterhält dabei gut ohne blutige Details. Mein persönlicher Pluspunkt ist, der Kriminalfall spielt in meinem Heimatlandkreis.

Im aktuellen Fall hat es KHK Ines Sandner mit einer toten Schülerin zu tun. Diese war Umweltaktivistin, immer bereit für ihre Meinung zu streiten und hat auch vor Sachbeschädigung im Dienst der Sache nicht halt gemacht. Ihr Verhalten hat nicht allen gefallen und somit gibt es eine ganze Reihe von Verdächtigen. Allen voran den Führer einer Bürgerbewegung gegen Windkraft, denn die Tote war auch die Tochter des Ortsvorstehers, einem Befürworter der Windräder. Je mehr die Ermittler über die Schülerin erfahren, um so mehr Personen geraten in den Fokus .Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, als es einen Anschlag auf einen örtlichen Politiker gibt. Läuft ein Klimaleugner Amok ? Mir hat gut gefallen, dass ich mit raten konnte, wer der Täter gewesen sein könnte. Aber ich lag genauso wie die Polizei mit meinem Verdacht daneben. Den richtigen Täter hatte ich nicht auf meiner Liste. Das Motiv war tragisch und dabei so egoistisch, dass ich einfach nur schockiert war.

Gelungen fand ich die Beschreibung der Ermittlungsarbeit und der Vernehmungen, die oft gute Nerven und Selbstbeherrschung erforderten. Für mich ein besonderes Highlight war Sandners Kollegin Emma. War Sandner die zielstrebige und überlegte Ermittlerin, war Emma, diejenige die ihr Gegenüber mit unkonventionellem Verhalten überrascht. Emmas Kleidungsstil ist gewöhnungsbedürftig,. Sie ist nicht mehr die jüngste und liebt Kamillentee und hat mich mit ihrer skurrilen Art immer wieder zum Lachen gebracht. Für mich ist der Krimi rundum gelungen und ich hoffe, es ist nicht der letzte Fall aus der Feder der Autorin.

Bewertung vom 03.05.2025
Englisch lernen mal anders - 3000 Vokabeln in 30 Stunden (eBook, ePUB)
Sprachen Lernen Mal Anders

Englisch lernen mal anders - 3000 Vokabeln in 30 Stunden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Titel bringt es auf den Punkt
Ich habe Englischunterricht in der Schule geliebt. Das lag nicht am Lehrer, sondern an der Sprache. Aber damit ist es wie mit allem, wenn man es nicht nutzt, gerät es in Vergessenheit. Ich wollte schon lange , meine Kenntnisse auffrischen und gerne erweitern. Der Titel hat mich angesprochen und der Preis war im Rahmen. Ich war skeptisch, aber einen Versuch war es allemal wert.

Schon beim Durchblättern fiel mir angenehm auf, dass die Vokabeln nach Themen gegliedert sind wie Ausgehen, Körper und Gesundheit oder Einkaufen , so dass ich das zuerst auswählen konnte, was mir am nützlichsten erschien. Als Vorwort gibt es eine Einführung zu den Lernmethoden. Für mich besonders hilfreich war die Lautverschiebung und die Schlüsselwortmethode. Jedes Kapitel ist gleich aufgebaut. Es beginnt mit ähnlichen Worten wie apple - Apfel und so hat man gleich ein paar Erfolgserlebnisse. Dann folgen die Wörter mit Lernhilfe. Es gibt Beispiele. Man kann sich aber auch selber etwas ausdenken. Das macht Spaß und ich musste mich dabei mit der Vokabel beschäftigen, was sie zusätzlich im Gedächtnis verankert. Mich hat das Buch überzeugt und es fiel mir leicht, dran zu bleiben. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings - genau wie früher muss man sich die Vokabeln merken.

Bewertung vom 29.04.2025
Der Maulwurf
Spörrle, Mark

Der Maulwurf


ausgezeichnet

Wer ist der Herrscher über den Garten ? Mensch oder Maulwurf ?
Für Sascha, Anna und Marie erfüllt sich ein Traum - ein eigenes Haus mit Garten vor den Toren Hamburgs. Sascha ist Nachhaltigkeitsbeauftragter und Ordnungsfanatiker. Anna arbeitet Teilzeit als Psychologin mit Schwerpunkt Paarbeziehungen und möchte ihr neues Projekt , einen eigenen Podcast, starten. Marie ist engagierte Umweltaktivistin und ein typischer Teenager. Das Unheil beginnt ganz harmlos mit einem kleinen Maulwurfshügel im Garten. Sascha ist alarmiert, Anna meistens gelassen und Marie begeistert. Doch die Hügel werden mehr und Sascha fühlt sich zunehmend in seinem Ordnungssinn gestört. Noch ganz der Nachhaltigkeit verpflichtet und die Gefühle der Tochter achtend versucht er mit tierschonenden Mitteln, den Maulwurf zum Auszug zu bewegen. Guter Plan, aber der Maulwurf ist nicht bereit, sein Zuhause zu verlassen. Es beginnt ein erbitterter Krieg, der auch mit unschönen Mitteln auf Leben und Tod geführt wird. Das lässt Anna an der geistigen Verfassung ihres Mannes zweifeln. Marie ist enttäuscht und wütend, die Nachbarn zunehmend verärgert und im Beruf läuft es für Sascha gelinge gesagt nicht optimal. Wird der Maulwurf Sieger bleiben ?

Ich habe mich beim Lesen königlich amüsiert. Das fängt schon im 1. Kapitel mit Saschas Besuch im Baumarkt an . Öko trifft erfahrenen Praktiker alter Schule. Sascha füllt seinen Einkaufswagen mit vielen nützlichen - fragt sich nur für wen ? - Dingen und das kam mir dann doch bekannt vor. Das war für mich über die gesamte Länge des Romans ein ständiger Quell der Freude, dass ich mich oder Bekannte in vielem wiedererkennen konnte. So war Anna eher gechillt und hat ihren Mann erstmal machen lassen. Marie war gefühlt ständig genervt . Ordnung war nicht ihre Stärke und Anna die Retterin in der Not.

Ich war erstaunt, wie viele Möglichkeiten es gibt, die einen Maulwurf vertreiben sollen. Nur schien der Maulwurf selbst nichts davon zu wissen und blieb, wo er war. Obwohl Sascha nur noch seinen Feldzug gegen den ungebetenen Gast im Kopf hat, habe ich bewundert, wie er sich an seinem Arbeitsplatz durch kämpft oder eher durch mogelt. Gut gemacht war, dass Anna und Sacha abwechselnd zu Wort kamen und dabei dabei ihre unterschiedliche Sichtweise auf die Ereignisse deutlich wurde. Das Ende hat mich überzeugt, denn alles löste sich in Wohlgefallen auf, wenn auch nicht immer so wie geplant. Ich habe schon lange nicht mehr bei der Lektüre eines Romans so oft gelacht. Dabei war es auch spannend, denn Sascha hatte immer wieder neue überraschende Ideen. Deshalb Daumen hoch für das Buch und eine überzeugte Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.04.2025
Partymord auf Wangerooge. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Brunjes, Julia

Partymord auf Wangerooge. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


sehr gut

Tödliches Strandfest
Dieses Mal gibt es von Anfang an keine ruhige Minuten für die Inselpolizistinnen. Nele ist mehr als beunruhigt. Sie fürchtet, dass ihre Tochter und Kollegin Jule die Insel verlassen will. Eine Vorstellung, die sie in Angst und Schrecken versetzt und ihren Mutterschutzinstinkt aktiviert, was Jule auf die Palme bringt. Parallel dazu laufen die Vorbereitungen für die jährliche Strandparty mit Feuerwerk, was erhebliche Mehrarbeit wegen der Schutzmaßnahmen mit sich bringt. Da kommen Schüsse, die Nele gehört haben will , zur Unzeit. Nur gut, dass sie Verstärkung in Person des Polzisten Armin bekommen, den Jule in Neles Augen zu sympathisch findet. Dann fallen tatsächlich tödliche Schüsse . Zufallsopfer oder gibt es ein Motiv ? Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.

Ich bin immer wieder auf`s neue überrascht, wie die Autorin es schafft einen neuen Fall zu präsentieren, der überzeugt und unterhält. Ich fand die Idee, eine Party als Tatort zu wählen, richtig gut. Damit waren Spekulationen Tür und Tor geöffnet und man war sofort animiert, mit zu rätseln. Die Lösung hat mich dann total überrascht. Den möglichen Zusammenhang konnte ich noch erahnen, aber bei Motiv und Täter lag ich daneben. Die Erklärung war aber schlüssig. Was mich ein wenig gestört hat, war der in meinen Augen zu viel Raum einnehmende Mutter- Tochter-Konflikt. Aber das ist eine sehr persönliche Einschätzung. Zum Glück haben sich die Wogen wieder geglättet und ich hoffe auf mehr Harmonie bei nächsten Fall.

Bewertung vom 26.04.2025
Die Erbin
Winter, Claire

Die Erbin


ausgezeichnet

Ein düsteres Erbe
Der Roman spielt in den 50ziger Jahren in Köln. Das Leben geht wieder seinen normalen Gang, aber unter der Oberfläche gärt es und unbequeme Fragen verlangen nach Antworten. Im Mittelpunkt steht Cosima, Kriegskind und Erbin eines großen Industriekonzerns. Während die Familie , allen voran Onkel Theodor, sich auf die Zukunft konzentriert und damit beschäftigt ist, den Reichtum zu mehren, werden die Kriegsjahre ganz schnell vergessen. Durch einen unangenehmen Vorfall bei einem Empfang ist Cosimas Interesse an der Vergangenheit entflammt. Es mehren sich Hinweise , dass ihre Familie sich an jüdischem Eigentum bereichert hat.. Auch persönlich hat Cosima Fragen. Ihr Vater hatte ende des Krieges einen tödlichen Jagdunfall. Ihre Mutter beteuert immer, wie glücklich ihre Ehe gewesen sei. Doch Cosima kommen Zweifel, als sie einen Liebesbrief ihres Vaters an eine Unbekannte findet. Ihr Onkel reagiert auf ihre Fragen unerwartet mit heftiger Ablehnung. So muss Cosima selbst nach Antworten suchen und bringt sich damit in Gefahr. Auch heute noch funktionieren die alten Seilschaften .

Die Autorin erzählt die Handlung auf zwei Zeitebenen. Da ist das aktuelle Geschehen rund um Cosima und in Rückblicken die Ereignisse während der Nazizeit. Besonders gelungen fand ich den jeweiligen Zeitpunkt des Zeitsprungs, denn er geschieht immer dann , wenn es einen aktuellen Bezug zum anderen Handlungsstrang gibt. Cosima wächst behütet, geliebt und in elitärer Umgebung auf. Trotzdem sieht sie, dass es anderen schlechter geht und fühlt sich zur Hilfe verpflichtet. Das fand ich sehr empathisch. Die Art und Weise wie die Familie ihr Imperium aufgebaut hat und damit verbunden die tragische Lebensgeschichte ihres Vaters haben sie schwer getroffen. Ich konnte das gut nachvollziehen, denn plötzlich gibt es keine Sicherheit mehr und ihr Bild der heilen Familie bekommt unkittbare Risse. Zumal sich alle weigern über die Vergangenheit zu reden und für das damalige Geschehen Verantwortung zu übernehmen. Ich fand Cosimas Hartnäckigkeit bewundernswert.

Das Buch liest sich fesselnd und hat zweitweise den Charakter eines Krimis. Dabei hat es viele Emotionen bei mir geweckt von Wut, Trauer, Fassungslosigkeit über das menschenverachtende Unrechtsregime bis hin zu Genugtuung am Ende. Ich konnte mich ganz in die Geschichte versenken und ich finde es wichtig, dass die Autorin die beschämende Rolle der Großindustrie während der Nazidiktatur beleuchtet. Und sie dabei einen Roman schreibt , der trotz des schweren Themas sehr gut unterhält.

Bewertung vom 24.04.2025
Die Herren der See
Meyer, Axel S.

Die Herren der See


ausgezeichnet

Paul Beneke . berüchtigter Kapernfahrer im Dienst der Hanse
Benkes Geschichte wird aus Sicht des Wismarer Kaufmannsgehilfen Til Landers erzählt. Die Ereignisse beginnen im Laufe des Jahres 1468 mit Benekes Überfall auf englische Handelsschiffe. Als Reaktion darauf überfallen Londoner Bürger die Handelsniederlassung der Hanse und geben Landers , der sich dort aufhält, Lebenslauf eine dramatische Wendung, die ihn schließlich auf Benekes Schiff, den Mariendraken bringt. Beneke ist ein begnadeter Seefahrer, den eine dunkle Aura umgibt. Er trinkt, ist unberechenbar und kennt gegenüber seinen Feinden keine Gnade. Sein ständiger Schatten und Beschützer ist Eler Bokelmann, ein Freund aus Jugendtagen. Beide stammen aus Danzig und stehen im Dienst der Hanse. Gemeinsam erleben wir den Krieg gegen England und ich lerne das harte Leben eines einfachen Seemanns , das voller Entbehrungen und Gefahren ist, kennen. Kein Wunder, dass einmal an Land, der Sold schnell in Alkohol und Frauen getauscht wird. Es sst wohl nicht übertrieben , festzustellen, dass Beneke einen wesentlichen Beitrag zum kriegerischen und damit wirtschaftlichen Erfolg der Hanse beigetragen hat.

Handfeste Fakten über Beneke gibt es nur wenige und die werfen ein schlechtes Licht auf ihn. Der Autor hat in meinen Augen erfolgreich und durchaus vorstellbar , die Lücken mit seiner Interpretation von Benekes Persönlichkeit geschlossen. Er legt Benekes erbarmungslosen Handeln , das auch sein Leben in Gefahr bringt, eine unerfüllte Liebe und den daraus entstandenen unversöhnlichen Hass gegen den Vater des Mädchens , Bernt Pawest, zu Grunde. Das gibt für viele Handlungen Benekes eine schlüssige Erklärung und lässt ihn in meinen Augen menschlich erscheinen . Er ist für mich ein zutiefst einsamer und verletzter Mensch. Sein Gegenspieler Pawest ist mir dagegen von Grund auf unsympathisch. Ich halte ihn für egoistisch, hochmütig, rachsüchtig, beratungsresistent und für einen absolut unfähigen Seemann. Trotz all der Trauer, die den ganzen Roman überschattet, endet er für mich versöhnlich.

Kurz zur fiktiven Figur Landers, der mir die Geschichte in lebedigen Bildern erzählt hat. Seine Entwicklung vom jungen Kaufmannsgehilfen zum erwachsenen Mann war sehr spannend und ich habe ihn dafür bewundert, dass er für seine Überzeugungen eintritt und sich dabei auch gegen Beneke stellt und sich dadurch dessen und meinen Respekt verdient.

Der Roman liest sich unterhaltsam und packend. Besonders gelungen fand ich die Schilderungen der Seeschlachten und einiger persönlicher Konfrontationen zwischen Beneke und Pawest. Und ganz nebenbei habe ich einige Leerstellen in meinen Geschichtskenntnissen gefüllt.

Bewertung vom 21.04.2025
Villa Seestern - Ein neuer Wind (eBook, ePUB)
Wilken, Constanze

Villa Seestern - Ein neuer Wind (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein gelungener Wohlfühlroman
Eva zieht mit ihrem fast erwachsenem Sohn Freddy und der Teenager - Tochter Nina nach Amrum., um einen Neuanfang zu wagen. Sie hat ein altes Haus gekauft, um darin eine Pension zu betreiben. Das fand ich schon mal richtig mutig und auch ein wenig leichtsinnig, denn sie hatte das Haus vorher nicht besichtigt und auf die Handwerker vertraut, dass alles rechtzeitig fertig wird. Auch für die Kinder ist die Insel nach Frankfurt erstmal ein Kulturschock. Wie nicht anders zu erwarten, trifft sie auf ein Chaos, einen missmutigen Nachbarn, der ihr schadet, wo er nur kann ,aber auch hilfsbereite Inselbewohner. Da Eva keine Alternative hat, muss sie versuchen, das beste daraus zu machen. Und das gelingt ihr gut. Die Pension nimmt ihren Betrieb auf und ich lerne die Freuden und Leiden , die mit dieser Arbeit verbunden sind, kennen. Manche Gäste waren einfach nur unverschämt. Ich fand es toll, wie Eva trotzdem die Nerven behält. Zumal auch ihr Privatleben Herausforderungen bereit hält - ein überheblicher, unsympathischer Ex-Ehemann, sowie Lenny, ihre Jugendliebe, der immer noch Bauchgriebeln verursacht.

Das liest sich sehr unterhaltsam, macht mich manchmal traurig und lässt mich dann wieder lachen. Spannung erhält der Roman durch Petra, eine Obdachlose, die Eva bei sich wohnen lässt und die über ungeahnte Talente verfügt. Offensichtlich versteckt sie sich und ich wüsste gern wovor. Und dann gibt es noch Briefe von einem jungen Mädchen, Anni, die wohl früher in dem Haus gelebt hat. Auch hier bin ich richtig neugierig, was damals passiert ist. Bis meine Neugierde befriedigt wird, muss ich auf die Fortsetzung warten, die ich auf jeden Fall lesen will.