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VoKa

Bewertungen

Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2024
Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück (eBook, ePUB)
Kvensler, Ulf

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück (eBook, ePUB)


sehr gut

Wahrheit oder Lüge?

Wie jedes Jahr brechen Anna, Milena und Henrik zu einer Wanderung im Norden Schwedens auf. Anna Samuelsson und Henrik Ljungman sind verlobt, Milena Tankovic ist Annas beste Freundin. Anna sowie Milena haben zusammen Jura studiert und Henrik bei den Vorlesungen als Dozent kennengelernt. Im Laufe der Geschichte wird man den Verdacht nicht los, dass Milena auf Anna wegen Henrik eifersüchtig ist.

In einer anderen Zeitebene vor ungefähr zehn Jahren erfahren wir, wie sich Anna und Henrik kennengelernt haben und nähergekommen sind. In einer zweiten Zeitebene erzählt Milena, wie sie versucht hat, mit Henrik Kontakt aufzunehmen. Aber Henrik hat sich für Anna entschieden.

Dieses Jahr möchte Milena ihren neuen Freund Jacob Tessin mitnehmen. Die anderen Beiden stimmen zu, obwohl Henrik nicht begeistert ist. Jacob scheint auch nicht der zu sein, für den er sich ausgibt. Schon auf der Bahnfahrt zum Ausgangspunkt fällt Jacob durch sein eigenmächtiges Verhalten auf. Er will die drei zu einer Touränderung durch die alpine Gebirgslandschaft des Sarek überreden.

Eine Tour, die wesentlich anspruchsvoller und gefährlicher ist als die geplante Route. Jacob hat eine Kletterausrüstung dabei (Haken, Seile, Eispickel) was darauf schließen lässt, dass er nicht nur wandern will.

Auf der Zugfahrt zum Ausgangspunkt kommt es zu ersten Konflikten in der Gruppe. Es entstehen Spannungen zwischen Henrik und Jacob.

Mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad der Tour verändern sich die einzelnen Charaktere. Jacob entpuppt sich mehr und mehr als Narziss und Psychopath. Seine Freundin Milena ordnet sich ihm unter. Sie ist ihm hörig, weil sie auch Angst vor ihm hat. Henrik wirkt gleichgültig aber zunehmend auch depressiv, je länger die Tour dauert. Er ist der einzige von den vieren, der mit den Strapazen überhaupt nicht zurechtkommt und sogar zweimal eine Panikattacke erleidet. Anna hingegen hat anfangs einen starken Charakter und feste Prinzipien. Später wirkt sie zuweilen fast paranoid.

Am unsympathischsten habe ich Jacob empfunden. Henrik und Anna haben mir manchmal leidgetan. Milena hat sich nicht als die Freundin von Anna gezeigt, die sie vorgibt zu sein. Jacob hat mehr und mehr einen Keil zwischen die drei getrieben.

Nach einem Erzählstrang, der jeweils mit einem Cliffhanger endet, erfahren wir in eingeschobenen Kapiteln etwas aus der Zeugenbefragung zwischen Kommissar Anders Suhonen und einer anderen Person.

Nach zwei Drittel des Buches war für mich der Spannungshöhepunkt erreicht, danach flachte es eher ab. Was danach geschah, ist eine Überraschung und nicht vorhersehbar. Was ist wirklich passiert? Es gibt keinen Folgeband und somit kann man auch keinen Cliffhanger vermuten.

Fazit:

Eine intensive Beschreibung der vier Charaktere ist Kvensler gelungen. Wie verändert sich die Haltung von Menschen, wenn sie in Gefahrensituationen kommen oder bedrängt werden? Dies hat der Autor sehr eindrucksvoll erläutert.
Die alpine Gebirgslandschaft des Nationalparks Sarek im schwedischen Teil von Lappland ist mit ihrer Schönheit, aber auch mit den abrupten Wetterveränderungen in die Geschichte mit einbezogen worden. Das ist informativ und hat mir sehr gut gefallen.
Neben den positiven Aspekten sind mir aber auch negative Dinge aufgefallen. Tagelang ist die Gruppe Wind, Regen, Eis und Schnee ausgesetzt. Irgendwann ist die komplette Kleidung einschl. Wechselkleidung durchnässt. Sogar die Schlafsäcke werden nass. Und trotzdem gibt es nicht das kleinste Anzeichen einer Erkältung.
Mit der Subline des Buches »Nur einer kehrt zurück« hadere ich etwas. Hiermit legt sich der Autor meines Erachtens bereits fest, dass im Laufe der Wanderung etwas Unwiederbringliches passiert. Oder hatte der Autor Bedenken, dass die Headline »Der Ausflug« alleinstehend zu brav, zu nichtssagend ist?
Viel hat der Autor richtig gemacht, aber einiges hat mir auch nicht gefallen, worauf ich auch eingegangen bin. Daher ziehe ich von fünf Sternen einen ab.

Bewertung vom 16.04.2024
Meeresfriedhof / Die Falck Saga Bd.1
Nore, Aslak

Meeresfriedhof / Die Falck Saga Bd.1


ausgezeichnet

Die Gier nach Macht und Reichtum

Der Roman ist ein gewaltiges Familien-Epos, bei dem es um Intrigen, Erbstreitigkeiten und heimliche Verbindungen, aber auch um Kollaboration, Widerstand und Politik geht.

Die Nachkommen des Reeders Thor »Store-Thor« Falck aus seiner ersten Ehe leben in Bergen. Seine zweite Frau Vera und dessen Sohn Olav sowie deren Familienangehörige leben auf dem Anwesen Rederhaugen bei Oslo. Der abgebildete Stammbaum auf einer der vorderen Seiten hilft dabei, die einzelnen Familienmitglieder besser zuordnen zu können. Eine prima Idee des Autors.

Beide Linien sind zerstritten. Die Oslo-Linie um Vera und Olav ist wohlhabend und hat gute Verbindungen in Wirtschaft und Politik. Die Bergen-Linie um Hans Falck ist verarmt.

Aus verschiedenen Zeitebenen und Handlungssträngen bekommen wie nähere Informationen. Da es hierbei keine chronologische Reihenfolge gibt, ist es nicht ganz leicht, dem Geschehen zu folgen.

Zentrale Themen sind ein Manuskript namens »Meeresfriedhof« und ein Testament. Beide Schriftstücke wurden von Vera Falck verfasst und sind zunächst verschwunden. Doch zunächst der Reihe nach.

1940 sinkt das Passagierschiff »Prinsesse Ragnhild« während des zweiten Weltkriegs nach einer Explosion im Meer. Es ist unklar, ob das Schiff von einer britischen Mine getroffen wurde, oder ob die Explosion durch einen Sprengsatz auf dem Schiff ausgelöst wurde. Mit an Bord befindet sich u.a. der Reeder Thor »Store-Thor« Falck. Seine Frau Vera und ihr kleiner Sohn Olav, die ebenfalls an Bord sind, überleben wie durch ein Wunder das Unglück.

Nach dem Krieg gründet Vera von dem Verkaufserlös der Falck-Reedereien eine Firma und die SAGA-Stiftung. Ihr Sohn und späterer Familienpatriarch Olav Falck hat ein gewaltiges Imperium mit großem Vermögen aufgebaut.

Aus der Bergen-Linie lernen wir nur Hans Falck näher kennen. Der war schon öfters im Nahen Osten als Militärarzt tätig. Dort lernt er Berg kennen. John Omar Berg, ein Mann mit militärischer Ausbildung, wurde schon überall an brenzligen Plätzen im Nahen Osten als »Operator« eingesetzt. Als er im Gefängnis landet, verhilft ihm Hans Falck zur Freiheit. Falck hat gute Beziehungen. Aber der verlangt eine Gegenleistung von Berg. Der soll eine Biographie über Hans schreiben.

Vera hat eine historische Dokumentation über den Untergang der »Prinsesse Ragnhild« und über die Kriegsereignisse ein Manuskript mit dem Titel »Meeresfriedhof« verfasst. Nach Veras Selbstmord sucht deren Enkelin Alexandra, genannt Sasha, nach dem Skript. Sasha ist die Tochter von Olav. In diesem Manuskript könnte Vera über Ereignisse berichten, die offensichtlich nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen.

Kurz vor ihrem Selbstmord hatte sich Vera das Testament vom Amtsgericht aushändigen lassen. Dieses bleibt zunächst verschwunden. Sowohl Olav Falck als auch seine Tochter Sasha haben Bedenken, dass Vera das bisherige durch ein neues Testament zu ihren Ungunsten ersetzt haben könnte. Und warum hat Vera Selbstmord begangen? Hat es etwas mit »Meeresfriedhof« oder dem Testament zu tun?

Wir lernen im Verlauf der Erzählung die wichtigsten Familienmitglieder und weitere Personen kennen. Der Autor beschreibt die Figuren mit ihren Stärken und Schwächen, so dass man sich einen Eindruck über die Charaktere verschaffen kann. Dabei ist es mir nicht gelungen, eine Beziehung zu irgendeiner Person aufzubauen. Ich empfand alle Beteiligten unsympathisch, die einen mehr und die anderen weniger.


Fazit:

Dies ist ein wundervoller Roman, der die volle Konzentration des Lesers erfordert. Und trotzdem oder gerade deswegen hat es mir ein besonderes Vergnügen bereitet, »Meeresfriedhof« zu lesen.
Authentisch ist die Existenz des Passagierschiffes »Prinsesse Ragnhild« und der Untergang des Schiffes nach einer Explosion während des zweiten Weltkrieges. Existent sind auch die meisten Namen von Orten und Städten. Die deutschen Widerstandskämpfer an Bord sind authentisch nachempfunden. Alles wirkt stimmig und gut recherchiert.
Aslak Nore hat es hervorragend verstanden, verschiedene Zeitebenen und Schauplätze sowie Authentizität und Fiktion miteinander zu verbinden.
Das vorläufige Ende ist ein Cliffhanger, der eine »Brücke« zu Band 2 »Felsengrund« baut. Das ist Aslak Nore gut gelungen.
Wer Romane mag, die an historische Ereignisse anknüpfen, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. Ich bin auf die Fortsetzung gespannt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung mit fünf Sternen.

Bewertung vom 08.03.2024
Der Angriff / Last Line of Defense Bd.1
Gruber, Andreas

Der Angriff / Last Line of Defense Bd.1


sehr gut

Die letzte Instanz

Mit diesem Thriller widmet sich Österreichs Top-Thriller-Autor Andreas Gruber einem anderen Genre als in seinen bisherigen Büchern – dem der Action-Thriller und Geheimagenten. Die temporeiche Schreibweise sowie die häufigen Kampfszenen könnte hauptsächlich die jüngere Leserschaft erfreuen und in ihren Bann ziehen, aber auch für die übrige Leserschaft dürfte der Stoff von Interesse sein.

Wir lernen im Laufe des Thrillers die Protagonisten Jayden D. Knoxville, Erik Tuomi und Leonarda (Lenny) Zarakis näher kennen. In zeitlich verschiedenen Handlungssträngen erfahren wir abwechselnd von dem Geschehen in der Gegenwart und rückblickend hauptsächlich etwas aus Jaydens Vergangenheit.

Die drei werden für ein Ausbildungsprogramm einer Geheimorganisation der britischen Regierung angeworben. Diese Organisation trägt den Namen »Last Line of Defense« (Letzte Linie der Verteidigung).

Die jungen Rekruten werden in einer dreijährigen harten Ausbildung an einem geheimen Ort geschult. Nach ihrem ersten Ausbildungsjahr bekommt Team Omega, wie die Dreiergruppe genannt wird, praktisch als Zwischenprüfung ihre ersten realen Einsätze.

Jaydens erster Einsatz verläuft dabei alles andere als geplant. Er soll getarnt in der Postabteilung der britischen Botschaft in Argentinien Erfahrungen über die Abläufe dort sammeln. Ein Anschlag auf die Botschaft lässt diesen Einsatz aber aus dem Ruder laufen.
Dieser Anschlag hat etwas mit der Investigativ-Journalistin Sofia Gonzáles zu tun, die dem High-Tech-Konzern Futurotec brisante Daten gestohlen hat. Nach einer wilden Verfolgungsjagd durch Buenos Aires sucht sie Schutz in der Botschaft. Doch wer steckt dahinter? Der argentinische Geheimdienst AFI (Agencia Federal de Inteligencia), die argentinische Mafia, oder eine mysteriöse Frau namens Amanda Woolf? Dieser Name taucht im weiteren Verlauf immer mal wieder auf.

Nach diesem spannungsgeladenen Auftakt flacht die Handlung zunächst ab. Das ist nach solch einem Opening verständlich. In einem eher langatmigen Mittelteil bekommen wir die einzelnen Ausbilder vorgestellt. Ihre Stärken und Schwächen werden charakterisiert und ihre Zuständigkeiten erörtert.

Danach nimmt die Spannung wieder Fahrt auf. Wir erleben eine wilde Jagd von Jayden zusammen mit Sofia sowie ihren Verfolgern gespickt mit vielen Spannungseffekten. Das tut dem Plot sehr gut. Von Erik Tuomi erhalten sie dabei Unterstützung. Der hat auch in brenzligen Situationen immer einen coolen Spruch parat – das lockert auf – Prima!! Von Lenny hören wir in dieser Phase wenig, sie ist nicht unmittelbar beteiligt. Hervorzuheben sind auch einige tolle Ideen, die Gruber in den Plot mit eingebaut hat (wie bspw. Jayden und Sofia an der Flughafenkontrolle unbemerkt eine Glock samt Schalldämpfer vorbeischmuggeln).

Man kann sich in die Figuren gut hineinversetzen und fiebert regelrecht mit, dass sie die brenzligen Situationen schadlos überstehen.

Wie auch zuvor in den Kapiteln endet der erste Band mit einem Cliffhanger und man weiß noch nicht, wie es weitergeht. Insgesamt drei Bände soll es von dieser Kleinserie geben. Nach dem ersten Band (Der Angriff) darf man gespannt sein, wie es weitergeht im zweiten Band (Die Bedrohung).

Fazit:

Beim Lesen hat mich dieser Plot etwas an den ersten Band von Chris Mortons »DEEP SLEEP« erinnert, wenn die Grundausrichtung hier auch eine andere ist.
Mit seinem unterhaltsamen und intelligenten Schreibstil nimmt man Gruber ab, was er schreibt, wenn es auch sehr fiktiv ist. Das Setting hat mich überzeugt.
Die Cliffhanger an den Kapitelenden mit den Sprüngen hin und her in die jeweils andere Zeitebene sorgen für zusätzliche Spannung. Man will erfahren, wie es weitergeht und dafür hat Gruber auch gesorgt.
Ohne den etwas langgezogenen Mittelteil mit der »Vorstellungsrunde« der Ausbilder wäre es für mich ein echter Pageturner gewesen.
Ich bin auf den Folgeband im November dieses Jahres gespannt und gebe für diesen ersten Band eine Leseempfehlung sowie vier von fünf möglichen Sternen.

Bewertung vom 27.02.2024
Die Insel des Zorns
Michaelides, Alex

Die Insel des Zorns


weniger gut

Diese Geschichte ähnelt eher einem Theaterstück in fünf Akten, so wie die einzelnen Abschnitte auch übertitelt sind (Akt I, Akt II usw.), niedergeschrieben von einem Schriftsteller und Dramaturgen, wie er sich selbst nennt.

Sieben Personen verbringen eine gemeinsame Zeit auf einer einsamen Insel. Nur der Verwalter Nikos lebt dort dauerhaft. Die fiktive griechische Insel trägt den Namen Aura. Sie befindet sich im südlichen Teil der Ägäis und gehört zur Inselgruppe der Kykladen wie z.B. Mykonos. Die Einheimischen nennen Aura ehrfurchtsvoll »Die Insel des Zorns«, weil Wirbelstürme die Insel oft von der Außenwelt abschneiden.

Kann man den Titel des Buches aber nicht auch anders deuten? Beispielsweise könnte es auch eine bewusste Andeutung der Zornesausbrüche einiger Figuren sein!?

Abgesehen von dem Erzähler ist Lana Farrar die Protagonistin dieser Geschichte. Sie war einst eine gefeierte Hollywood-Schauspielerin und war mit dem Hollywood-Regisseur Otto Krantz verheiratet. Er hat auch diese Insel erworben und Lana geschenkt. Außer Lana sind noch ihr Ehemann Jason, ihr siebzehnjähriger Sohn Leo, ihre beste Freundin Kate sowie die Haushälterin Agathi, der Verwalter Nikos und Elliot Chase auf der Insel. Nicht alle können Chase leiden. Einige haben eine ablehnende Haltung ihm gegenüber, zuweilen tritt sogar Hass auf.

Die Erzählung erfolgt durchgehend von Elliot Chase. Durch seine Sichtweise bekommen wir fast ausschließlich von ihm Einblicke in das Handeln der einzelnen Figuren. Und was ist eigentlich mit ihm? Wir erfahren von Chase, dass er keine schöne Kindheit hatte und sich unsterblich verliebt hat. Durch seine Erzählungen erfahren wir viele Charaktereigenschaften – gewollt oder ungewollt? – über sich selbst. Er ist zum Beispiel eifersüchtig (Die Treffen von Lana und Jason hält er penibel nach Ort und Uhrzeit in einem Notizbuch fest). Aber auch über Lana selbst hat er viel zu berichten. Es hat den Anschein, dass er sie ausspioniert.

Zwischen den einzelnen Personen entstehen Spannungen, die sich mit der Zeit verstärken. Keiner traut dem anderen, und es wird Kritik geübt an dem einen oder der anderen. Chase ist in meinen Augen ein Intrigant und Soziopath. Er will die Handlungsabläufe so beeinflussen, wie es für ihn am vorteilhaftesten ist. Mit seinem Verhalten säht er Zwietracht unter den anderen Personen.

Es ist schwierig zu glauben, was er erzählt. Viele seiner Szenen entspringen seiner Fantasie und er adaptiert sie in den Ablauf der Geschichte. Einmal spricht er sogar davon, dass Lana ihn mit sieben Millionen Pfund in Ihrem Testament bedacht habe. Aber Elliots Freundschaft zu Lana ist ein einziges Missverständnis, sowohl aus seiner Sicht als auch der von Lana.

Final nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung und einen Ausgang, mit dem man so nicht rechnen konnte.

Fazit:

Dieses Buch würde ich nicht als Thriller bezeichnen. Am Anfang habe ich mit Interesse gelesen und fand den Ansatz der Erzählung aus ein und derselben Sichtweise noch interessant.
Danach flachte aber mein Interesse ab. Durch viele Twists und Turns ist keine klare Gliederung zu erkennen und ich empfand das Setting mit zunehmendem Maße langatmig.
Elliot Chase ist gleichzeitig Teil der Gruppe. Ich hätte es besser gefunden, wenn ein Außenstehender die Geschichte erzählt hätte, also ein auktorialer Erzähler.
Ebenso werden Passagen auch doppelt erzählt (wie z.B. die Einladungen zum Besuch der Insel erfolgt sind).
Ich war von diesem Buch enttäuscht und vergebe daher nur zwei Sterne.

Bewertung vom 27.01.2024
Stille Falle / Leo Asker Bd.1
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


ausgezeichnet

Der Autor lässt Kriminalinspektorin Leonore (kurz Leo) Asker in ihrem ersten Fall ermitteln. Er hat damit eine Figur für eine neue Reihe zum Leben erweckt. Bisher schrieb er ausnahmslos Einzelbände.

Leo Asker arbeitet bei der Kripo in Malmö in der Abteilung für Kapitalverbrechen. Sie wird mit den Ermittlungen im Vermisstenfall der neunzehnjährigen Millionärstochter Smilla Holst und deren Begleiter Malik Mansur (kurz MM) beauftragt. Die Beiden sind schon seit einigen Tage verschwunden.

Smilla und Malik haben sich auf eine Höhlenerforschung begeben, von wo sie nicht zurückkehren. Wir erfahren dabei einiges über Urban Exploration (Erkundung sogenannter Lost Places – ein zentrales Thema in diesem Krimi), was der Autor in die Handlung mit eingebunden hat. Das ist interessant und hat mir sehr gut gefallen.

Aufgrund einer Verschwörung gegen ihre Person wird Asker von dem Fall abgezogen. Die Leitung wird Kriminalkommissar Jonas Hellman aus Stockholm übertragen. Die Fäden hat Isabel Lissander von der Kanzlei Lissander und Partner gezogen, pikanterweise die Mutter von Leo. Hellman begeistert durch seine Art die neuen Kollegen. Für mein Empfinden ist er ein Selbstdarsteller und allzu sehr davon überzeugt, dass nur er den Fall lösen kann.

Leo Asker landet als Leiterin in einer sogenannten Reserveabteilung unten im Keller des Hauses. Für dieses »Dezernat der hoffnungslosen Fälle« interessiert sich ansonsten niemand im Haus. Die dortigen Kollegen stehen ihr zunächst kritisch gegenüber. Diese Mitarbeiter sind allesamt Außenseiter und teilweise skurril. Ein starkes Plus für den Autor, wie er die Charaktere darstellt.

Leo ist introvertiert und eine Einzelgängerin. Obwohl ihr der Fall entzogen wurde, stellt sie weitere Ermittlungen an. Wie bei einem Puzzle fügen sich die Teile Stück für Stück zusammen und sie kommt der Spur von Smilla und MM immer näher. Sie merkt dabei nicht, wie sie immer mehr ins Fadenkreuz des Täters gerät.

In eingeschobenen Kapiteln erfahren wir etwas aus der Kindheit und Jugendzeit von Leo. Das ist 17 Jahre her. Sie wird von ihrem paranoiden Vater Per Asker (Prepper-Per) gepiesackt und drangsaliert. Sie nennt ihn Prepper, weil er sich mittels individueller Maßnahmen auf jedwede Art von Katastrophen vorbereitet. Leo muss daran teilnehmen und das macht sie stark und es kommt ihr bei der späteren Polizeiarbeit zugute.

Außerdem ist auch die Rede von Martin Hill, den sie im Alter von vierzehn Jahren in der Schule kennenlernt. In der Gegenwart begeistert er sich für Urban Exploration und wird Leo bei ihren Ermittlungen eine große Hilfe sein.

Viele Verbindungen und Zusammenhänge zwischen den einzelnen Figuren sorgen für Verwirrung, aber das steigert auch den Spannungsbogen. Und noch etwas hat mich umgetrieben. Was will uns der Ort einer Modelleisenbahnlandschaft und eine Schmetterlingssammlung in Gläsern sagen, worauf soll das hinweisen?

Im weiteren Verlauf sollte man sich an den Anfang der Geschichte erinnern, um einiges besser verstehen zu können. Das Buch endet mit einem Cliffhanger. Damit ist mein Interesse geweckt, wie es weitergeht mit Leo Asker. Das finde ich sehr geschickt vom Autor gemacht.

Fazit:

»Stille Falle« ist ein Krimi der besonderen Art. Ein sehr interessanter und intensiver Plot. Der Autor überzeugt insbesondere durch einen intelligenten Aufbau und eine hervorragende Dynamik (schnell und eindringlich erzählt).
Kurze Kapitel, wechselnde Erzählperspektiven und Retrospektiven (Rückblick auf bereits stattgefundene Ereignisse), die dazu dienen, Leo Asker und ihre bewegte Vergangenheit besser kennenzulernen.
In manchen Szenen habe ich Parallelen zu anderen Thrillern erkannt (z.B. der Spezialermittler Carl Mørck vom Sonderdezernat Q der Kopenhagener Mordkommission in Jussi Adler Olsens Thrillern).
Dieses Buch lediglich einen Kriminalroman zu nennen, wird ihm nicht gerecht. Für mich ist das klar ein spannungsgeladener Thriller.
Man darf auf den zweiten Fall mit Leo Asker gespannt sein. Von mir gibt es fünf Sterne.

Bewertung vom 02.01.2024
White Zero
Falk, Thilo

White Zero


weniger gut

Das ist der zweite Klimathriller des unter dem Pseudonym schreibenden Schriftstellers Thilo Falk. Nach seinem ersten Thriller »Dark Clouds«, in dem es um Überschwemmungen infolge von Starkregen und Sturmfluten geht, widmet er sich in diesem Werk einer Eiszeit, die Deutschland und ganz Mitteleuropa in Atem hält. In Zeiten des Klimawandels drängen immer mehr Bücher auf den Markt, die sich mit diesem Thema befassen.

Eine Eiszeit ist keine Erfindung des Autors. Das hat es schon gegeben. Allerdings geht hier die letzte kleine Eiszeit zurück auf Anfang des 15. bis ins 19. Jahrhundert hinein. Ursachen dafür waren die zunehmende Schwäche der Sonne. Die Sommer blieben kühl und feucht. Klimatologen fürchten, dass solche Verhältnisse wiederkehren könnten. Zum jetzigen Zeitpunkt undenkbar, wo die Sommer immer heißer werden und die Trocken- bzw. Dürreperioden zunehmen. Das hat aber nichts mit dem hier geschilderten Szenario zu tun.

Die Protagonisten dieses Thrillers sind die Geophysikerin Dr. Jana Hollmer, ihr Partner Clemens Bach und der holländische Reeder Titus van Dijk. Dieses Trio macht sich quasi auf den »Weg«, um die Welt zu retten. Ein gehörloser Beagle spielt ebenfalls eine Rolle. Der Hund gehört Jana Hollmer. Ich habe mir die Frage gestellt, was will der Autor damit aussagen? Sollen hier persönliche Empfindungen mehr in den Vordergrund gestellt werden? Bei jeder Unternehmung ist das Tier mit dabei, auch wenn sie noch so gefährlich ist. Das ist unrealistisch.

Die Einleitung beginnt mit der Überschrift »Fünf Jahre später«. Die kleine Emily drängt ihre Mutter Jana zu erzählen, wie diese und ihr Papa die Welt gerettet haben. Dass lässt schon einen gewissen Schluss zu, wie die Geschichte ausgehen könnte.
Die Erde über Deutschland und Mitteleuropa ist mit einer dicken Eisschicht überzogen. Die einzelnen Kapitel berichten aus verschiedenen Regionen bzw. deren Landeshauptstädten, wo die Temperaturen im zweistelligen Minusbereich liegen.

Ständig wechseln die Schauplätze der Handlung, immer wieder neue Figuren kommen hinzu – auch nach ca. 60 Seiten fehlt mir ein roter Faden. Die Figurenzeichnung ist unübersichtlich und macht es nicht einfach, den Überblick zu behalten.

Es wird ein interdisziplinärer Krisenstab gebildet, der neben Dr. Jana Hollmer aus Wissenschaftlern, Politikern und Industriellen besteht. Von diesem Krisenstab gehen wenig bis keine Impulse aus, schon gar keine Ansätze für eine Ursachenforschung.

Handlungen, die zunächst nicht mit dem Geschehen direkt in Verbindung zu bringen sind (Bsp. Das Leben von Eric und Anton mit ihrer Tochter Lulu oder die kranke Ulrike mit ihrer Tochter Amelie) ergeben plötzlich Sinn. Sie können den Krisenstab bzw. Jana Hollmer mit wichtigen Informationen unterstützen. Das hat der Autor geschickt gemacht.

Andererseits kommen Dinge zur Sprache, deren Aufklärungen der Autor dem Leser/der Leserin schuldig bleibt (z.B. wird Jana auf dem Heimweg von einem Unbekannten angegriffen, der ihr die Tasche mit wichtigen Dokumenten entwendet – sie vermutet einen Maulwurf im Krisenstab). Während der Autor ansonsten ausführlicher die Dinge beschreibt, bleibt es hier vage.

Dass das Buch von einem Journalisten geschrieben wurde, ist unverkennbar. Immer wieder eingefügte Zeitungsberichte, Nachrichtenmeldungen und Interviews lassen die Spannungswelle abnehmen. Das lähmt die Handlung. Von einem Thriller erwarte ich mir mehr Spannung und nicht nur vereinzelte Spannungsmomente.

Erst auf den letzten ca. 50 Seiten kommt es zu einem unheimlichen »Showdown« – das ist mir bei einem Buch von über 440 Seiten zu wenig. Und was man im Laufe des Romans erfährt – erst als Vermutung, dann als Gewissheit – wie es zu dieser Eiszeit kommen konnte, ist mir einfach zu fiktiv. Offensichtlich ist es nicht einfach, eine Brücke zum Klimawandel und zur Realität zu schlagen. Die Fiktion sollte trotz allem nachvollziehbar sein.

Fazit:

Das Buch liest sich eher wie ein Sachbuch als ein Thriller. Man erfährt auch reale Dinge. Zum Beispiel kann der Eiffelturm an kalten Wintertagen bis zu 15 cm schrumpfen, was für das menschliche Auge natürlich nicht sichtbar ist. So etwas bewerte ich positiv in diesem Buch.
Trotzdem hat mich die Handlung nicht mitgenommen und ich bin mir nicht sicher, ob ich von diesem Autor ein weiteres Buch lesen möchte.
Für meinen Geschmack gibt es bessere Thriller, die sich mit dem Thema Klimawandel befassen (bspw. »42 Grad» von Wolf Harlander).
Letztlich stellen sich mir zwei Fragen: Kann man die Ursache für diese Eiszeit finden bzw. rückgängig machen und können die Menschen in der Zukunft wieder in ihre gewohnte Normalität zurückfinden?
Für dieses Buch kann ich leider nur 2 Sterne vergeben.

Bewertung vom 21.09.2023
Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


gut

Die Suche nach einem Phantom

Fabian und Isabel Jancke starten in einem Wohnmobil Richtung Süden mit dem Ziel Frankreich. Ein Wildunfall mit einem Reh verhindert die Weiterfahrt. Das Fahrzeug ist daraufhin fahruntauglich. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein Abschleppwagen auf und bietet Hilfe an. Danach wird es diffus und die Spur verliert sich. Ich hätte mir mehr Klarheit zu diesem Szenario gewünscht, auch wenn es erst im späteren Verlauf des Buches geschehen wäre.

Es erfolgt ein Schnitt und es vergehen zwei Jahre. Evelyn Jancke, die Schwester von Fabian, will sich nicht damit abfinden, dass ihr Bruder nicht mehr am Leben ist. Zu diesem Zeitpunkt werden Menschen auf Campingplätzen in Norddeutschland ermordet. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte und Motive. Deshalb bittet die Polizei Evelyn um ihre Mitarbeit, da sie von Berufs wegen forensische Psychologin ist.

Wenn die Kapitel in Kursivschrift gehalten sind, erfährt man einiges aus der Sicht des Täters, ohne daraus Rückschlüsse ziehen zu können.

Bei einem weiteren versuchten Angriff auf einen Camper kann ein zufällig vorbeikommender Passant den Täter in die Flucht schlagen und die Polizei kann mit Hilfe des Opfers ein Phantombild erstellen. Dieses Phantombild erinnert an Fabian, wie er vor zwei Jahren ausgesehen hat. Obwohl sich Evelyn nicht sicher ist, glaubt sie auf dem Bild Ähnlichkeit zu ihrem Bruder zu erkennen. Aber warum sollte dieser liebenswerte Mensch plötzlich zum Mörder werden?

Bei den polizeilichen Ermittlungen kreuzen sich die Wege von Kriminalkommissar Gerhard Tillmann und Evelyn Jancke. Beide waren einst liiert und sind mittlerweile nur noch Freunde. Des Öfteren betont Gerhard Evelyn gegenüber, dass er für sie da ist und sie unterstützen will. Zwischen Gerhard und Evelyn entstehen des Öfteren geistige und emotionale Konflikte. Und er ist nicht ehrlich zu ihr. Was bezweckt er wirklich mit seinem Verhalten? Das bleibt zunächst im Unklaren.

Evelyn betreut in einem Fall einen Frauenmörder im Gefängnis. Auch diese Gespräche zwischen ihr und Nils Kleinbauer gestalten sich schwierig, weil dieser ständig versucht, die forensische Psychiaterin zu provozieren. So möchte ich beim Lesen von einem Psychothriller inspiriert werden. Davon hätte es mehr geben können.

Nachdem die Handlungen über zwei Drittel des Buches einen breiten Raum einnehmen, kommt es zum Ende hin plötzlich in einem schnellen Tempo zur Auflösung. Einen kontinuierlichen Spannungsaufbau konnte ich nicht erkennen. Das passt irgendwie nicht und das finde ich schade.

Fazit:

Das Cover ist anspruchsvoll gestaltet mit dem ausgestanzten Loch in der Mitte mit Sicht auf ein Wohnmobil. Was hat das Fadenkreuz zu bedeuten? Dass das Wohnmobil im Fadenkreuz der Ermittlungen steht oder dass eine Waffe mit Zielfernrohr auf das Wohnmobil gerichtet ist? Das hat mein Interesse geweckt.
Strobels bester Psychothriller ist das meines Erachtens nicht. Ich habe schon bessere Werke von ihm gelesen, ohne dieses Buch schlechtreden zu wollen. Es hat mit Sicherheit seine Stärken.
In einem Psychothriller ist der Konflikt, der sich zwischen den Hauptfiguren entfaltet, eher geistig oder emotional als physisch. Was ist Wahrheit und was ist Täuschung? Das hat der Autor sehr gut umgesetzt.
Etwas in kursivem Schreibstil hervorzuheben oder zu erläutern ist ein Stilelement, dem sich viele Autoren bedienen. Das gibt dem Leser einen besseren Einblick in die Handlung.
Zum Ende hin war mir der Cut zur Auflösung hin zu abrupt und subtil. Deshalb von mir nur 3 Sterne.

Bewertung vom 04.09.2023
Nicht ein Wort zu viel (eBook, ePUB)
Winkelmann, Andreas

Nicht ein Wort zu viel (eBook, ePUB)


sehr gut

Zu Beginn des Buches wird sofort Spannung aufgebaut. Ein Mann sitzt gefesselt auf einem Stuhl und kann sich nicht bewegen. Handlungssprung: Ein Polizeieinsatz zur Ergreifung eines Straftäters läuft aus dem Ruder. Damit hat der Autor die Messlatte ziemlich hoch angelegt und es fällt schwer, diese Spannung zu halten.

In diesem Thriller spielt Literatur eine Rolle, genauer gesagt Spannungsliteratur. Bücher bzw. deren Inhalte sind mit den einzelnen Handlungen in Einklang gebracht. Der Täter oder die Täterin scheint sich in der Welt der Bücher auszukennen.

Entführungen (ein Beispiel davon s. 1. Absatz) werden als Video an eine Insta-Gruppe mit Bücherjunkies gepostet. Warum an diese Gruppe, wo besteht hier eine Verbindung? Sie sollen dem Täter oder der Täterin eine spannende Geschichte mit nur fünf Wörtern erzählen, damit die Opfer am Leben bleiben. Die Verbreitung der Gewalt mit geposteten Videos ist in der Thrillerszene allerdings nicht neu.

Mit der Tätersuche sind zwei Polizeibeamte betraut, die eigentlich selbst Hilfe benötigen. Der eine, Kriminalkommissar Simon Schierling, leidet unter dem Verlust seines kleinen Sohnes. Jaroslav (Jaro) Schrader ist normalerweise Zielfahnder und wurde aufgrund einer missglückten Ermittlung (s. 1. Absatz) zur Kripo abgeordnet. Eine Stimme in seinem Gehirn sagt ihm, was er tun oder lassen soll. Diese immer wiederkehrenden Synapsen beeinträchtigen ihn in seinen Ermittlungen. Zudem soll er wegen des missglückten Einsatzes und der damit verbundenen Verdächtigungen eines Kollegen Therapiegespräche mit der Polizeipsychologin Aylin Coban aufnehmen.

Der Autor lässt die beiden Polizisten in verschiedene Richtungen ermitteln und präsentiert dem Leser dabei mehrere Verdächtige. Rache könnte ein Motiv sein. Das finde ich ganz geschickt gemacht von Winkelmann, um so die Spannung aus dem Einstieg des Buches einigermaßen aufrecht zu halten. So bleibt fast bis zum Ende hin unklar, wer hinter den Verbrechen steckt.

Fazit:

Verschiedene Themen werden angerissen, aber nicht vertieft. Dazu zählen Empathie sowie Empathielosigkeit, der Verlust eines geliebten Menschen im näheren Umfeld, psychologische Aspekte, gleichgeschlechtliche Liebe.
Das Cover gefällt mir nicht, was aber eine rein subjektive Ansicht ist.
Winkelmann bedient sich des Öfteren eines stilistischen Mittels, um den Leser zum Weiterlesen anzuhalten: Ein Cliffhanger am Ende eines Kapitels, um den Faden erst später wieder aufzunehmen. Das hat mir sehr gut gefallen. Alles in allem lege ich mich auf 4 von 5 Sternen fest.

Bewertung vom 31.07.2023
Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2
Aicher, Petra

Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2


sehr gut

Dieser historische Roman spielt zwischen der Kaiserzeit und dem Ausbruch des Krieges. Vor acht Wochen wurde Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich in Sarajevo erschossen. Am 28. Juli 1914 erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg, der 1. Weltkrieg bricht aus.

Zwei Themenschwerpunkte beinhaltet das Buch. Zum einen die Morde im Münchner Stadtteil Schwabing und zum anderen der 1. Weltkrieg. Die Autorin hat gut herausgestellt, wie die anfängliche Euphorie in der Heimat nach und nach in Angst, Verzweiflung und Empörung umschlägt. Dabei sind die Schwabinger Anarchisten und die Giesinger Sozialisten auf Feindschaft eingestellt. Der Schwiegervater von Friedrich von Weynand allerdings profitiert in der Heimat von diesem Krieg, da er Rüstungsmaterial produziert.

Bei den Ermittlungen hat man sich auf eine Person fokussiert, die sich sowohl als Täter als auch als mögliches Opfer (?) wie ein roter Faden durch den Inhalt zieht. Das ungleiche Paar Anna Zech und Friedrich von Weynand suchen ganz im Sinne von Detektiven nach dem Mörder und unterstützen dabei die Polizei.

Allerdings wirft es kein gutes Licht auf die Münchner Polizei, dass ausgerechnet diese beiden „Hilfssheriffs“ den richtigen Weg zur Lösung des Falls finden.

Anna kommt aus ärmlichen Verhältnissen und arbeitet als Assistentin in der Münchner Gerichtsmedizin der königlichen Anatomie und der aus gehobenen Kreisen stammende Friedrich ist als Klatschreporter unter dem Pseudonym Fritz Nachtwey für seinen Generalanzeiger des Öfteren im Einsatz. Obwohl die Beiden so verschieden sind, harmonieren sie sehr gut miteinander.

Fazit:

Eigentlich habe ich dieses Buch gelesen, um meinen Horizont zu erweitern. Harte Thriller im Stil eines Chris Carter oder eines Simon Beckett sind eher mein Genre. Trotzdem hoffe ich, dass ich in dieser Rezension der Autorin mit einer einigermaßen guten Bewertung gerecht werden kann.
Petra Aicher passt den Schreibstil der Zeit an und beschreibt die einzelnen Figuren mit ihren Stärken und Schwächen.
Was mir nicht so gut gefallen hat, ist das Abdriften in den bayerischen Dialekt bei einigen Ausdrücken, die wohl dazu dienen sollen, dem Leser den Ort der Handlung immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Ich hätte mir auch gewünscht, dass es mehr Verdächtige gegeben hätte, um die Handlung noch spannender zu gestalten.
Hier gibt es meiner Meinung nach noch Luft nach oben und ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 06.07.2023
Der Follower / Tom-Bachmann-Serie Bd.3
Meyer, Chris

Der Follower / Tom-Bachmann-Serie Bd.3


gut

Kommentarüberschrift: Hello Dubai

Der dritte Fall für den Fallanalytiker Tom Bachmann vom BKA Meckenheim bei Bonn und seinem Team. Zuvor hat Bachmann viel Erfahrungen beim FBI in den USA gesammelt. Nach dem „Blutkünstler“ und dem „Zoom-Killer“ liegt der Fokus hier auf jungen weiblichen Influencerinnen, die auf Instagram Werbung für verschiedene Firmen posten. Dabei stellen sie neben dem Produkt auch ihren Körper in den Mittelpunkt.

Bachmann hat das Buch in zwei Ebenen aufgeteilt. 1988 leben die Kinder Lisa, Aaron, Justus, Yvonne und Tom in einem Heim für schwer erziehbare Kinder, dass von dem psychopathischen Dr. Rudolf Bachmann, der Vater von Tom, geleitet wird. Er zwingt die Kinder zu grausamen Folterungen und Tötungen unter Androhung von drastischen Strafen, wenn sie seine Befehle nicht ausführen.

Die zweite Ebene bezieht sich auf das heutige Geschehen. Tom Bachmann ist der einzige von den ehemaligen Heimkindern, die das damalige Trauma einigermaßen kompensiert bzw. verdrängt haben. Aaron und Lisa wurden zu Mördern im Sinne einer Gerechtigkeit, die so nicht existent sein kann. Von Justus und Yvonne ist nichts näheres bekannt.

Und hier setzt mein Kritikpunkt an. Wie kann ein leitender BKA-Beamter wie Bachmann es ignorieren bzw. dulden, was seine damaligen Freunde treiben. Aus Lisa ist eine Auftragskillerin geworden und Aaron bestraft Menschen im Sinne von Tötungen, die sich an Kindern vergehen.

Wie so oft bei solchen Serienmördern steht eine Kindheit im Vordergrund, die der Mörder nie verarbeiten konnte. Er ist traumatisiert, da er in völliger Abhängigkeit von seiner dominanten Mutter lebt, die bei einem Unfall folgenschwer gestürzt ist und seitdem im Rollstuhl sitzt, wofür er sich seit Kindheitstagen die Schuld gibt.


Die gesuchte Person ist meiner Meinung nach kein Psychopath, sondern ein nekrophiler Beinfetischist. Nachdem er das genommen hat, was er am meisten begehrt, zieht er den Opfern ein T-Shirt mit der Aufschrift „Hello Dubai“ über und postet die Fotos, worauf nur der Oberkörper zu sehen ist mit dem Hinweis, dass sich die jungen Frauen in die Vereinigten Arabischen Emirate abgesetzt haben.

Ich glaube nicht, dass ich zu viel gespoilert habe, denn es bleibt beim Lesen noch viel bisher Unbekanntes zu erfahren.


Fazit:

Die Charakteristika eines Thrillers besteht darin, den Leser in ständiger Spannung zu halten und diesen Zustand erfüllt Chris Meyer voll und ganz.
Ich bin nicht gerade ein Verfechter von dieser Art von Thrillern, wo es teilweise sehr blutig und abstoßend zugeht, und man sollte sich im Klaren darüber sein, auf was man sich einlässt, bevor man zu lesen beginnt.
Wenn man alle drei Bände der Tom Bachmann-Serie gelesen hat, stellt man sich automatisch die Frage, woher Chris Meyer diese Gabe nimmt über so etwas anstoßendes zu schreiben und kommt unweigerlich zu dem Schluss, dass er von Berufswegen mit einer solchen Materie zu tun haben muss. Dazu weiß man aber zu wenig über den Autor.
Das Ende dieses Buches könnte ein Hinweis darauf sein, dass mit Band 3 die Tom-Bachmann-Serie abgeschlossen ist. Man darf gespannt sein. Ich habe lange überlegt, wie ich dieses Buch für mich bewerten soll. Auf der einen Seite die Charakteristika, die einen Thriller ausmachen und auf der anderen Seite meinen Kritikpunkt (s. den vierten Absatz von oben). Wäre dieser Punkt nicht gewesen, hätte ich 4 Sterne vergeben, aber so sind es leider nur 3 Sterne geworden.