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gabiliest
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Wien

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Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 01.06.2025
Paperweight Hearts / Literally Love Bd.3
Keys, Tarah

Paperweight Hearts / Literally Love Bd.3


ausgezeichnet

Spicy words and burning hearts
“Hass oder Liebe, oder geht beides”?
Diese Frage werden sich die Lesenden von “Paperweigt Hearts”, dem dritten Band der Literally Love Trilogie stellen. Die Autorin Tarah Keys hat mit ihrer New-Adult Romance wieder ein tolles Buch vorgelegt, das nicht nur Witz und hintergründige Dialoge bietet, sondern immer auch über den schmalen Grat zwischen Wahrheit und Lüge, Zuneigung und Rivalität balanciert.

Schon das Cover und der farbig illustrierte Buchschnitt machen das Buch zu einem Eyecatcher. Das ist besonders gelungen, da die Verlagsbranche, aber auch die Arbeit von Literaturagenturen immer wieder Thema sind und Tarah Keys der Kunstgriff gelungen ist, ein Buch im Buch zu schreiben. Die Geschichte hat es in sich: Chelsea, Programmdirektorin beim Verlag Plots&Pieces ist eine toughe Geschäftsfrau, Nolan Rowes ein erfolgreicher Literaturagent. Ihre gegenseitige Abneigung sitzt tief, Chelsea hat Nolan den Job weggeschnappt. Und obwohl die Beiden dauernd streiten, können sie einander im Literaturbetrieb nicht aus dem Weg gehen. Um dieses zwiespältige Verhältnis auf die Spitze zu treiben, schließen sie eine Wette ab: Kann Fake Dating zu echten Gefühlen führen? Verloren hat, wer sich zuerst in den Anderen verliebt. Wer wird hier in Verlangen entbrennen, so heftig, dass er oder sie die Wette verloren gibt? Die Nominierung für den selben Literaturpreis stachelt ihre Rivalität zusätzlich an.

In Paperweight Hearts hat die Autorin Tarah Keys zwei beeindruckende Hauptcharaktere geschaffen, die einander anfänglich in Zynismus und Schlagfertigkeit in nichts nachstehen. Doch mit der Zeit- ohne dass Nolan und Chelsea es wahrhaben oder einander zugestehen wollen- tritt echtes Begehren in ihre Beziehung. Einige spicy Szenen lassen erahnen, wie schwer es ist, Begehren zu verleugnen und sich doch so stark zum Anderen hingezogen zu fühlen. Doch immer, wenn man glaubt, dass echte Romance im Spiel ist, versuchen Chelsea und Nolan, Distanz zu schaffen. Denn keiner will die Wette verlieren.

Dieser mit Witz und Charme geschriebene Roman bietet durch kurze Kapitel wirkliches Lesevergnügen. Besonders gelungen sind die humorvollen Kapitelüberschriften, die darauf Bezug nehmen, dass sie aus dem Kapitelplan zu Paperweight Hearts von Tarah Keys entstammen. Auch in anderen Szenen wird die Verlagsbranche mit Augenzwinkern dargestellt, aber junge Leser*innen ab 16 Jahren werden über diese zusätzlichen Einblicke in den Literaturbetrieb sicher begeistert sein. Diese Workplace-Romance bietet einfach von Allem etwas: Ein erfrischend freches, ungewöhnliches Setting, witzige und hitzige Wortgefechte und natürlich sympathische Protagonisten, über deren Beziehungsverhalten sich Reflexion sicher lohnt. Denn auch in den einzelnen Kapiteln erzählen die Figuren aus der Ich-Perspektive, wie sich ihr Konkurrenzkampf, aber auch ihre Gefühle füreinander entwickeln. Hier lebt man richtig mit, denn dieser flüssige Schreistil lässt echtes Kopfkino entstehen.

So bietet “Paperweight Hearts” kurzweilige Unterhaltung, aber auch Romantik, Spannung und Humor. Ein Buch, das man wirklich lesen sollte, das ich daher gerne weiterempfehle und das fünf Sterne wirklich verdient.

Bewertung vom 31.05.2025
Marchfield Square
Whyte, Nicola

Marchfield Square


ausgezeichnet

Nachbarn und andere Mörder


Mit ihrem Romandebüt “Marchfield Square” steht Autorin Nicola White in der guten Tradition der britischen Cosy Crimes. Schon das Cover dieses Buches ist ein echter Eyecatcher, der erhabene Druck und der Farbschnitt vervollständigen die hochwertige Ausstattung. Und auf der Rückseite der Buchdeckel gibt es einen Plan des eleganten Londoner Gebäudeensembles, wobei jede Wohnung dem jeweiligen Mieter zugeordnet wird. Das macht es leicht, sich in die Szenerie zu versetzen und hilft beim Mitraten und Miträtseln.

Denn als Lesende*r ist man genau so neugierig wie Celeste, die auf dem Buchcover abgebildet ist, eine reiche alte Dame, die “Menschen sammelt”. Sie ist Eigentümerin des Marchfield Square, sucht sich ihre Mieter nach eigenen Kriterien aus und beobachtet sie in ihren Wohnungen. Doch einmal hat sich Celeste bei der Auswahl geirrt, und genau dieser Mieter, Richard Glead, liegt jetzt tot in Wohnung Nummer zehn. Celeste ruft nicht die Polizei, seine Frau Linda, gegen die er gewalttätig war, wird die Leiche schon finden. Als die Polizei ermittelt, ist der Hintergrund des Verbrechens unklar. War es Linda? Oder war Richard in kriminelle Machenschaften verstrickt?

Da Celeste der Polizei nicht vertraut, gründet sie ein eigenes Ermittlerteam. Da ist Audrey, ihre Putzfrau, mit hellem Verstand, guter Menschenkenntnis und extrovertiert. Sie soll mit dem sozial unbegabten Schriftsteller Lewis, der gerade an einer Schreibblockade leidet, Licht in den Fall bringen. Diese beiden ungleichen Partner konzentrieren sich vorerst auf die Nachbarn. Und siehe da, jeder hat ein Geheimnis. Doch damit nicht genug, es gibt noch zwei weitere Leichen. Wie ist hier der Zusammenhang? Oder gibt es doch mehrere Täter?

In bester Agatha Christie Manier kümmern sich Audrey und Lewis um die Aufklärung des Falles. Dabei ergänzen sich die Beiden mit der Zeit immer besser, aber welches Spiel spielt Celeste? Gibt sie wirklich alle Informationen Preis?

Neben den zwei Hauptcharakteren sind die Nachbarn, die in diesem noblen Haus wohnen, hervorragend dargestellt. Neben schrulligen Charakteren und unerwarteten -auch kriminellen- Eigenschaften ergibt sich ein Tatbild, in dem auch die Lesenden zu Ermittlern werden, denn es gibt so viele Geheimnisse und Möglichkeiten, wer würde da nicht miträtseln. Und doch, kaum glaubt man, den Täter oder die Täterin zu kennen, nehmen die Fälle eine unerwartete Wendung, an der auch Miss Marple oder Hercule Poirot einiges aufzulösen hätten.

So ist Marchfield Square nicht nur ein gelungenes Debüt der Autorin Nicola White, sondern ein spannungsreicher, flüssig geschriebener und erzählerisch gelungener Cosy Crime Roman. Durch einprägsame Schilderungen verfolgt man einerseits die Bemühungen des Ermittlerduos Audrey und Lewis, andererseits entwickelt man selbst immer wieder Szenarien, die die Autorin geschickt wieder zu Fall bringt. Nicht zu kurz kommen der britische Humor, das Schmunzeln über skurrile Charaktere und der Charme des british way of life. Der Roman bietet erstklassige Unterhaltung, daher kann ich dieses gelungene Romandebüt gerne weiterempfehlen und bewerte es mit verdienten fünf Sternen.

Bewertung vom 26.05.2025
Eine Welt nur für uns
Deya, Claire

Eine Welt nur für uns


ausgezeichnet

Vom Grauen des Krieges und der Kraft der Liebe

Das Romandebüt von Claire Deya “Eine Welt nur für uns” lässt, auch durch das idyllische Hardcover, einen Liebesroman vermuten. Natürlich kommt Liebe vor, unendlich, tief und besitzergreifend. Doch der Schauplatz der Geschichte und die Protagonisten sind ganz anders.

Die Strände der Cote d´ Azur sind vermint, es ist kurz vor Kriegsende. Vincent, ein Franzose, der aus deutscher Kriegsgefangenschaft geflohen ist, kehrt zurück, besessen nur von einem Gedanken: Er muss seine Geliebte Ariane wiederfinden, die seit zwei Jahren verschwunden ist und zuletzt auf einem Fest der deutschen Feinde gearbeitet hat. Daher braucht er Kontakt zum Kriegsgefangenenlager, in dem Deutsche interniert sind. Vincent schließt sich dem Trupp von Minenräumern an, neben Franzosen müssen Deutsche hier Zwangsarbeit leisten. Vincent ist sicher, von ihnen etwas über Arianes Schicksal erfahren zu können und besessen von dem Gedanken, Rache zu nehmen, wenn ihr etwas zugestoßen ist. Doch die Deutschen sind verhasst und jeder Kontakt mit ihnen kann gefährlich sein, genau wie das sorgsame Aufspüren und Entschärfen der Minen. Nichts jedoch wird Vincent von seinem Vorhaben abbringen.

Claire Deya beschreibt in ihrem Roman, der ein Aufschrei gegen die Unmenschlichkeit des Krieges ist, alle Menschentypen, die dieses Wüten hervorgebracht hat. Da sind die Gaffer, wenn die Minenräumer ihrer lebensgefährlichen Arbeit nachgehen, die Menschen, die nur verharmlosen und vergessen wollen, die sich nach einem normalen Leben sehnen und die Denunzianten, die jüdische Familien um ihr Hab und Gut und oftmals auch um ihr Leben gebracht haben.

Einer der Hauptcharaktere des Buches ist Saskia, die aus einem deutschen Konzentrationslager entkommen ist und feststellen muss, dass ihr Haus von einer fremden Familie bewohnt wird. Freundlich empfangen wird sie nicht, bei den Behörden wird sie vertröstet. Doch sie begegnet Vincent, der sie einlädt, in seinem Haus zu wohnen. Saskia, traumatisiert und in ständiger Panik, nimmt das Angebot an. Doch sie sucht jeden kleinen Hinweis auf ihre Familie, die im Konzentrationslager umgekommen ist. Wer hat sie damals denunziert?

Claire Deya beschreibt in dieser aufrüttelnden und berührenden Geschichte, dass der Krieg mit der Kapitulation der Deutschen noch längst nicht vorbei war, die Franzosen hassten die deutschen Zwangsarbeiter weiterhin. Erst langsam gelingt es, den Menschen im Feind zu erkennen.

In der bildhaften Sprache der Autorin entsteht im Kopf der Lesenden eine Szenerie aus Mut und Verzweiflung. Mut, das Lager überleben zu wollen, was nur gelingen kann, wenn man dem Leben trotzdem einen Sinn abgewinnt. Verzweiflung, wenn man über das Schicksal der Angehörigen nicht Bescheid weiß, monatelang keine Post bekommt und unter Hunger, Gewalt und Demütigungen leidet. Der Gedanke an Flucht ist bei den Kriegsgefangenen allgegenwärtig, besonders bei Lukas, einem feinsinnigen Deutschen, der eigentlich in Paris eine Buchhandlung eröffnen wollte. Und Vincent ist überzeugt, dass Lukas etwas über den Aufenthaltsort von Ariane weiß.

Dieser Roman von Claire Deya ist mit erzählerischer Konzentration geschrieben und bietet keine einfachen Wendungen. Die subtile Schilderung der einzelnen Charaktere lässt die Lesenden mitfühlen und mitleben, froh, dieses Grauen nicht selbst erleben zu müssen. Entsetzen und Unverständnis entsteht, wenn man beobachtet, dass Menschen ungeheuer niederträchtig und grausam sein können, andererseits aber auch liebende Familienväter, die abends nichts dabei finden, ihre Fröhlichkeit im Umkreis der Zerstörung und Verzweiflung auszuleben.
Ich kann der Autorin nur zustimmen, wenn sie schreibt, dass man den Frieden planen müsse, um den Krieg zu vermeiden. Man merkt, dass die Autorin akribisch recherchiert hat, im Anhang des Buches findet sich ein Quellenverzeichnis. Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt, ich empfehle es gerne weiter und bewerte es mit verdienten fünf Sternen.

Bewertung vom 17.05.2025
Die geheime Sehnsucht der Bücher
George, Nina

Die geheime Sehnsucht der Bücher


ausgezeichnet

Bücher, die die Seele heilen

Mit “Die geheime Sehnsucht der Bücher” hat die Spiegel Bestseller-Autorin Nina George einen wunderbaren Roman vorgelegt, der beschreibt, wie Bücher geeignet sind, ihre Leser zu finden und je nach deren Gemütszustand auch zu heilen. Schon des gut gezeichnete Hardcover vermittelt einen Eindruck von Paris, in dem Pauline, eine junge Auszubildende, die Bücher- oder besser die Heilmittel für Herz und Seele- ausliefert.

Monsieur Perdu hat sein Bücherschiff am Quai der Seine angelegt. Er ist literarischer Apotheker und verschreibt seinen Kunden und Kundinnen als Medizin Bücher, die sie brauchen, um das innere Gleichgewicht wiederzufinden. Eines Tages erhält er Besuch von Francoise, von ihrer Mutter genannt Frankie, ein Namen, den sie nicht leiden kann. Frankie ist fast 12 Jahre alt, ein erwachsenes Kind, das heimlich liest und sonst hofft, die Situation ihrer Familie verbergen zu können. Denn Frankies Mutter ist einmal himmelhoch jauchzend, einmal zu Tode betrübt und trägt sich mit Selbstmordgedanken. Daher lügt Frankie ständig und versucht den Schein der Normalität aufrecht zu erhalten, denn sie hat Angst, dass sie in ein Heim und ihre Mutter in eine Anstalt gebracht wird. Um mit ihrer Situation fertig zu werden, hat sich Frankie angewöhnt, Synonyme zu verwenden. So wird “lügen zu “tagträumen”.

Als Frankie Monsieur Perdu aufsucht, von dem sie Hilfe erhofft, kann sie ihn einfach nicht belügen, sie läuft davon. Monsieur Perdu fragt Pauline, ob er etwas falsch gemacht habe. Erst als auch Frankies Mutter- nach langem Zweifeln- zu Monsieur Perdu kommt, erkennt dieser die Situation, denn Frankies Mutter versucht sich in die Seine zu stürzen. Und doch, diese Frau hat etwas an sich und er beginnt, ihr von seinem eigenen Leben zu erzählen, das bis vor kurzer Zeit nicht glücklich war, denn Monsieur Perdu war überzeugt, nicht lieben zu können und nicht geliebt zu werden, er war wie eine Axt aus Eis. Wird es ihm gelingen, Frankie und ihrer Mutter zu helfen?

Nina George hat mit “Die Sehnsucht der Bücher” einen berührenden und tiefgründigen Roman geschrieben, der das Schicksal von Kindern beleuchtet, die eigentlich die Elternrolle übernehmen. So muss Frankie ihrer Mutter, die die Außenwelt fürchtet und nicht mit ihr umgehen kann, die alltäglichsten Sachen erst beibringen, wie kochen und bügeln. Doch langsam kommt die Mutter in ihrer Rolle an, besonders als Frankies Vater auftaucht, der schöne Mann, wie ihn Frankie nennt. Darf Frankie nun endlich Kind sein und Bücher auch zu ihrem Vergnügen lesen und nicht nur, um sich Rat zu holen?

Die Autorin hat jedem Kapitel den Namen einer der handelnden Personen vorangestellt und die Charaktere feinsinnig und sensibel gezeichnet. Ein besonderes Stilmittel ist, dass Frankie bei ihren Synonymen immer auch mitdenkt, welche Wörter vor dem eigentlich gesuchten im Lexikon stehen. So relativieren sich Frankies Lügen und es gelingt ihr besser, die absurde Familiensituation zu ertragen. Doch unerwartet ergibt sich für Frankie eine Chance, zusammen mit Marie, einem elternlosen und genau so einsamen Mädchen, Bücher in der Öffentlichkeit vorzustellen. Bücher, die, wie viele meinen, dem Alter der Mädchen nicht angepasst sind. Die Eltern protestieren. Wird es Pauline und Jean Perdu gelingen, den Unmut zu ersticken und die Wahrhaftigkeit und Einzigartigkeit der Bücher zu verteidigen?

In ihrem Roman greift Nina George viele Probleme auf: Pauline, die wegen ihrer Abstammung angefeindet wird, hat Probleme, sich zwischen zwei Männern zu entscheiden. Eltern, die Jugendlichen Verantwortung, auferlegen, die sie eigentlich nicht tragen können und nicht tragen sollten. Engstirnigkeit von Eltern, die glauben, dass ihre Kinder von Büchern verdorben werden können. In fast poetischer Schreibweise schildert die Autorin sehr real, was Menschen bedrückt oder an einem erfüllten Leben hindert. Der eingängige, aber auch sensible und tiefschürfende Schreibstil zieht die Lesenden sehr schnell in seinen Bann, in den Bann dieses besonderen Buches.

“Die Sehnsucht der Bücher” ist ein Buch für Menschen, die Bücher lieben, die in einer Buchhandlung, die nicht nur aus Regalen bestehet, zwischen den Tischen mit den einzelnen Genres flanieren, mit suchendem Blick, und wenn sie ihre Lieblinge gefunden haben, diese verstohlen streicheln. Ein bisschen nur, das genügt. Sollten wir einander einmal in dieser Buchhandlung begegnen, beachten Sie mich bitte einfach nicht, ich bin auf der Suche nach “Die Sehnsucht der Bücher“, um es heimlich zu streicheln. Ganz kurz nur, denn das genügt.

Bewertung vom 05.05.2025
Die Inselschwimmerin
Kelly, Lorraine

Die Inselschwimmerin


ausgezeichnet

Böse Schwester

In ihrem neuesten Roman “Die Inselschwimmerin” behandelt die bekannte Autorin Lorraine Kelly ein schwieriges Thema. Kann gelebte Schuld ein ganzes weiteres Leben beeinflussen oder ist es möglich, sich selbst zu verzeihen und Vergebung von seinem Umfeld zu erhalten?

Schon auf dem gelungenen Hardcover dieses hochwertig ausgestatteten Buches sieht man Evie und ihren größten Schrecken- Wasser. Denn als Kind wäre sie beinahe ertrunken Auch in ihrem weiteren jungen Leben spielt das Meer eine wichtige Rolle und hat Anteil an der Schuld, die ihr Leben zu zerstören droht.

Nach langen Jahren in London kehrt Evie auf die schottischen Orkneyinseln zurück, ihre Heimat, die sie vor zwanzig Jahren überstürzt verlassen hat. Ihr Vater liegt im Sterben und Evie hofft, rechtzeitig zu kommen. Doch dann ist alles anders: Evie erbt sein Haus. Bei der Testamentseröffnung trifft sie auf ihre Schwester Liv. Liv hasst Evie seit ihrer Kindheit und will nur eines von ihr: Geld. Denn sonst wird sie Evies Geheimnis verraten. Glücklicherweise wird Evie von der warmherzigen, großmütigen Freya unterstützt. Sie war die Einzige, die Evies Aufenthaltsort kannte. Jetzt möchte Freya, dass Evie bleibt. Doch Evie weiß: Wenn sie bleibt, muss sie reinen Tisch machen und ihr Geheimnis preisgeben. Dann kann Evie auch den letzten Wunsch ihres Vaters erfüllen, ihr Elternhaus renovieren und schwimmen lernen.

Mit” Die Inselschwimmerin” hat Lorraine Kelly ein Thema aufgegriffen, das die Frage stellt, ob man vor Schuld- sei sie tatsächlich oder eingebildet- davon laufen kann. Evie, die unter dem traumatischen Ereignis ihrer Jugend leidet, macht sich beständig Vorwürfe. Sie ist überzeugt, kein Glück zu verdienen und nimmt daher ein langweiliges Arbeitsleben und sogar eine toxische Beziehung in Kauf. So wird Evie das Opfer ihrer Vorstellung und ihrer hinterhältigen, boshaften und verkommenen Schwester Liv, die Evie erpresst und sie bedroht. Wird Evie genug Rückhalt finden, um aus der Opferrolle herauszutreten, sich selbst zu ermächtigen und ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen?

Die Autorin hat Evie bemerkenswerte Protagonisten an die Seite gestellt. Freya, die ursprünglich Magnus hieß, ist ein liebvoller Mensch und eine wundervolle Freundin. Sie ermutigt Evie, zu bleiben und sich mit den Freunden ihrer Jugendjahre auszusöhnen. Besonders hat mich in diesem Buch die Großmut, Hilfsbereitschaft und selbstverständliche Toleranz beeindruckt, mit der die Inselbewohner miteinander umgehen. Trotzdem- Evie muss warten, bis ihre Freunde die Ereignisse, die vor zwanzig Jahren alles verändert haben, bewältigt haben. Und wenn sich herausstellt, dass doch alles ganz anders war?

Neben Evies schwieriger Familiengeschichte hat Lorraine Kelly noch eine zarte Liebesgeschichte in das Geschehen verwoben. Hier können alle Inselbewohner helfen, ein Paar glücklich zu machen, das vielleicht nicht mehr viel Zeit miteinander verbringen wird. Und jetzt erkennt auch Evie, wie wichtig es ist, jeden Augenblick im Leben zu genießen und die Vergangenheit ruhen zu lassen.

In klarer, manchmal tiefgründiger Sprache und flüssigem Erzählstil führt uns die Autorin auf wechselnden Zeitebenen durch das Leben von Evie und ihrer Familie, detailliert entsteht hier einerseits ein Bild von wunschlosem Unglück und Selbstverleugnung bei Evie, andererseits bleibt das eigentliche Rätsel um Vergangenes lange im Dunklen. Dadurch erhält dieser gut ausgearbeitete Roman die Spannung, denn letztlich erscheint das Geschehen in völlig neuem Licht.

“Die Inselschwimmerin” ist ein bemerkenswertes Buch, das dazu anregt, Schuld zu hinterfragen und mit gelebter Schuld abzuschließen. Lorraine Kelly, die als Sachbuchautorin bekannt ist, hat mit “Die Inselschwimmerin” eine bewegende Erzählung geschrieben, die im Jahr 2024 unter den Top 10 der Sunday Times Bestsellerliste war. Auch ich gebe für diesen Roman eine absolute Leseempfehlung ab und verdiente fünf Sterne.

Bewertung vom 04.05.2025
Alice und das Blau des Wassers
Keweritsch, Katja

Alice und das Blau des Wassers


ausgezeichnet

Die Entliebte
Da war etwas, etwas das Alice längst hätte merken müssen, als ihr Mann Michael an ihrem Geburtstag frühmorgens das Haus verlässt. Etwas, das Alice längst hätte sehen müssen, als ihre junge, schwangere Kollegin Laura in der Firma zusammenbricht und Michael sie ins Spital begleitet, Laura und sein ungeborenes Kind. Und als er Alice noch am selben Tag verlässt. Was war da noch?

Das Aus einer Ehe, das Aus des bisherigen Lebensentwurfes. Das ist das Thema in “Alice und das Blau des Wassers” der bekannten Autorin Katja Keweritsch. Alice ist neunundvierzig, Mutter zweier erwachsener Kinder und im Wechsel. Und plötzlich auch die Verlassene, die Entliebte, die nichts fühlt als Trauer, Leere, aus der Welt und aus der Zeit gefallen. Die aus dieser Situation, die an einen schlechten Film erinnert, heraustreten möchte. Tochter Mia schlägt einen Haustausch vor und so findet sich Alice auf Guernsey wieder, im Haus von Vivian, einer Künstlerin.

Auf Guernsey beginnt Alice zu schwimmen, das kalte Meerwasser betäubt die Schmerzen, körperlich und seelisch. Langsam erkundet sie die Insel, trifft Menschen, die ihr Trost bieten, findet Arbeit als Gärtnerin bei James im Herrenhaus. Und sie trifft wunderbare Frauen, die ihr ihre Freundschaft anbieten und allmählich bewirken, dass Alice mit ihrem Kummer umgehen lernt. Doch da ist etwas, eine Beziehung zu Louis, die Alice wieder daran erinnert, als Frau begehrenswert zu sein und ihren Körper anzunehmen.

Katja Keweritsch hat in ihrem Roman ein genaues und sehr realistisches Bild einer Frau gezeichnet, die in der Mitte ihres Lebens plötzlich vor den Trümmern ihrer Ehe, aber auch ihrer Existenz steht. Die versucht, der Trauer zu entkommen, obwohl das anfangs nicht gelingen mag. Erst ihre Beziehung zu Louis, einem jungen Maler, gibt ihr Zuversicht und auch Selbstvertrauen zurück. Louis, der ein guter Liebhaber ist, allerdings zwar Lust und Nähe sucht, aber sich gegen jede Verbindlichkeit in der Beziehung sträubt, bietet Abstand zu Michael und dem bisherigen Leben. Doch kann Alice mit dieser Unverbindlichkeit umgehen? Würde sie es ertragen, nochmals verlassen zu werden?

“Alice und das Blau des Wassers” ist ein flüssig geschriebener Roman, den man manchmal nicht aus der Hand legen mag, so eindringlich, wenn auch eher beobachtend werden die Gefühle der Hauptfigur Alice geschildert. Als Lesende*r kann man ihren Kummer, ihre Trauer und ihren Schmerz nachvollziehen und bewundert sie gleichzeitig dafür, dass hier kein Hass entsteht, weder dem untreuen Ehemann noch der Geliebten gegenüber. Ist Alice ein Opfer oder ein weiblicher Mensch in der Mitte des Lebens, der sich auf das Selbst, einen neuen Entwurf der Zukunft einlassen kann?

Auch die weiteren Charaktere sind lebensnah geschildert. Elsie, ein junges Mädchen, noch Schülerin, die mit Alice gemeinsam im Garten arbeitet und die das Herz von Alice gewinnt. Mia, ihre liebevolle Tochter, die Alice unterstützt und sich in Vivian verliebt. James, ihr Arbeitgeber, bestimmend und patriarchalisch, der Alice zwar zu mögen scheint, aber immer wieder in Konflikte mit ihr gerät und Martha, eine wunderbare, alte Frau, die erkannt hat, dass die Schönheit eines gelebten Lebens nicht in einem perfekten Körper zu finden ist.

Anschaulich beschreibt die Autorin die beeindruckende Landschaft der Insel Guernsey, ihre Sehenswürdigkeiten sowie Flora du Fauna. In diesem detaillierten Bild stehen immer wieder mitfühlende, starke Frauen, die Alice einen neuen Blick auf ihr Leben ermöglichen, die sie auch noch nach ihrer Rückkehr von der Insel ermutigen, einen neuen, eigenen Weg einzuschlagen. “Alice und das Blau des Wassers” ist ein kluger und oftmals in die Tiefe gehender Roman, der Mut machen kann und den Klischeebildern von Frauen in ihrer Lebensmitte Zuversicht und den Glauben an ein selbstbestimmtes Leben entgegensetzt. Daher von mir eine absolute Leseempfehlung und verdiente fünf Sterne.

Bewertung vom 13.04.2025
Game of Noctis - Spiel um dein Leben
Fagan, Deva

Game of Noctis - Spiel um dein Leben


ausgezeichnet

Dein Spiel- dein Einsatz

Mit ihrem Buch “Game of Noctis- spiel um dein Leben” hat die bekannte Autorin Deva Fagan einen Roman vorgelegt, der vor allem Kinder ab zehn Jahren begeistern wird, die gerne spielen. Schon das einprägsame Hardcover zeigt die Heldin der Geschichte, Pia, in ihrem gefährlichsten und herausforderndem Spiel.

Pia ist zwölf Jahre alt, als sie zur Spielerin wird, genau wie alle gleichaltrigen Kinder in Dantessa, einer Stadt, wo es nur darauf ankommt, zu spielen und zu gewinnen. Denn nur dann hat man Segna, also Geld, um zu überleben. Der Rang der Spieler bestimmt ihre Wichtigkeit, wer alle Spielpunkte verloren hat, wird Magd oder Knecht und auf die Gesindeinseln verbannt. So auch Pias Großvater. Die einzige Möglichkeit, ihm zu helfen sieht Pia darin, sich am gefährlichsten Spiel in Dantessa zu beteiligen, um dort viele Segna zu gewinnen. Aber in diesem Spiel- Noctis- geht es auch um etwas viel Wichtigeres- das eigene Leben.

Mit “Game auf Noctis- spiel um dein Leben” hat die Autorin einen phantasievollen, in einer magischen Welt spielenden Roman geschrieben, in dem sich alles um das Spielen, das Gewinnen und die Folgen des Verlierens dreht. Es gibt Regeln, an die Pia fest glaubt und die sie sich bemüht, einzuhalten. Doch mit der Zeit erkennt sie, dass diese Regeln manipuliert werden und die mächtigen Familien der Stadt das Spiel beeinflussen können. Es gibt keine Chancengleichheit zwischen dem Team von Pia, das aus einem armen Viertel stammt und ihrem Gegner, einem Team, das von einem reichen Elternhaus unterstützt wird. Auch die Schiedsrichter sind nicht unparteiisch. Spät erkennen Pia und ihr Team, dass die Möglichkeit besteht, die Regeln im Buch der Spiele neu zu schreiben. Doch der Einsatz ist hoch- ihr Leben!

Die Geschichte dieses Kinder- und Jugendromans ist flott und eindringlich erzählt, alle Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Pia wird durch materielle Not und die Liebe zu ihrem Großvater gezwungen, sich auf das waghalsige Spiel einzulassen. Auch die anderen Mitglieder ihres Teams haben persönliche Gründe, ein so großes Wagnis einzugehen. Obwohl sich die Geschichte vorrangig um das Spiel- Noctis- dreht, werden auch ernste Themen behandelt, wie Intrigen und Machtspiele durch Reiche und Politiker sowie mangelnde Chancengleichheit. Ebenso zeigt diese Fantasy- Erzählung, dass Mut und Freundschaft etwas verändern können, wenn man sich anstrengt und klug handelt. Die Spielewelt ist bunt und einprägsam beschrieben, der Spannungsbogen wird bis zum Schluss des Buches- und damit zum Ausgang des Spieles- gehalten. Kinder, aber auch ältere Jugendliche, die die Herausforderung von jeder Art von Spielen mögen, werden mit den Figuren des Buches sicher mitleben. Für diese Gruppe junger Leser und Leserinnen ist Game of Noctis ein interessantes und empfehlenswertes Buch.

Fazit:
Wer gerne spielt, sich für Strategie interessiert und Abenteuer in einer magischen Welt mag, ist hier richtig. Phantasie, erzählerischer Reichtum und gut ausgearbeitete Charaktere kommen nicht zu kurz. Auch wenn das Cover eher Mädchen ansprechen wird, sind auch viele interessante männliche Protagonisten Teil dieses spannenden Romans. Daher bietet das Buch eine gut ausgearbeitete Fantasygeschichte, die durchaus auch Tiefgang hat und die ich gerne empfehle.

Bewertung vom 10.04.2025
Für immer an deiner Seite
Martens, Sarah

Für immer an deiner Seite


ausgezeichnet

Wenn Liebe den Tod überwindet

Mit “Für immer an deiner Seite” hat die bekannte Autorin Sarah Martens ein feinfühliges, menschlich berührendes Buch über eine große Liebe und ein unerbittliches Schicksal geschrieben.

Emma und Daniel sind das ideale Paar. Sie verbindet eine innige und tiefe Liebe, im Sommer soll geheiratet werden. Doch schon vorher erkrankt Daniel und stirbt. Zurück bleibt die tief traurige Emma, die in ihrem Schmerz versinkt. Aber Daniel hat vorgesorgt. So bekommt Emma von ihm nicht nur Briefe, die ihr Mut machen sollen, sondern zu ihrem Geburtstag erhält sie posthum ein Geschenk von Daniel, Sam, einen Mischlingshund aus dem Tierheim. Als Sam bei ihr einzieht, ist Emma anfangs überfordert. Dennoch ist Sam der Grund, am Morgen aufzustehen. So kämpft sich Emma langsam und mit Hilfe von Familie und Freunden ins Leben zurück. Hilft ihr der fröhliche Sam vielleicht auch, ihr Herz wieder für eine neue Beziehung zu öffnen?

“Für immer an deiner Seite” ist ein Buch über das Leben und die Liebe, über Trauer und Hoffnung, über die Macht der Erinnerung und unverbrüchliche Treue. Durch seine Briefe ermutigt Daniel seine Emma, das Schöne im Leben zu sehen, wieder Mut zu fassen und zu erkennen, dass auch nach einem so schmerzlichen Verlust das Leben weitergeht. Gelingt es Emma, mit gelebter Trauer abzuschließen und ihr Herz für neue Begegnungen zu öffnen?

Die Autorin hat geschickt den Fokus des Themas nicht auf das schlimme Schicksal, auf Krankheit und Tod gelegt, sondern in den Mittelpunkt ihrer Geschichte einen kleinen, frechen und unerzogenen Mischlingshund, Sam, gestellt. Er gewinnt nicht nur das Herz von Emma, bringt sie dazu, sich um ihn zu kümmern und ihr Leben weiterzuleben, sondern sein Charme und die auch aus Hundeperspektive erzählten Begebenheiten bezaubern auch die Lesenden. Emmas Gefühle wirken echt und lebensnah, manchmal weint man mit ihr und besonders wenn es um Sam geht, muss man einfach schmunzeln und fühlt sich vielleicht an Begebenheiten mit dem eigenen geliebten Hund erinnert. Und trotzdem ist dieses Buch nicht nur für Hundefreunde gedacht. Es bietet viel inhaltliche Tiefe, ganz große Gefühle und weckt das Bedürfnis, Emma, die man oft so gut verstehen und ihre Reaktionen und Verhaltensweisen nachvollziehen kann, einfach in die Arme zu nehmen. Doch glücklicherweise hat die Autorin Emma ein so liebevolles Umfeld gegeben, dass man sich auch ohne Gewissensbisse den Streichen von Sam zuwenden kann und sich einfach freut, dass Emma nun einen Begleiter hat, der sie nie verlassen wird und der ihr Leben bereichert.

Dieses warmherzige und liebevolle Buch, sehr lebensnah geschrieben und gut lesbar, nimmt die Lesenden mit in eine Situation, die schmerzlich ist und von der man sich wünscht, sie nie selbst erleben zu müssen. Und doch scheint immer wieder Fürsorge, Liebe und Hoffnung ein Weiterleben zu ermöglichen, das zwar so nicht geplant war, aber dennoch nie vergessen lässt, dass das Leben unendliche Möglichkeiten und schöne Momente bereithält. Man muss sie nur sehen und wieder Glück und Freude zulassen. “Für immer an deiner Seite” ist ein Roman, um zu lachen und zu weinen und zu erkennen, dass die Zeit zwar nicht alle Wunden heilt, aber die entstandenen Narben ein Teil der eigenen Geschichte sind. Und natürlich, um mit Sam über die Auslaufwiese zu tollen und die Hundeschule zu besuchen, denn das hat er wirklich nötig. Daher eine absolute Leseempfehlung von mir und verdiente fünf Sterne für dieses tolle Buch.

Bewertung vom 08.04.2025
Der Bund der Drachen / Smaragour Bd.2
Habschick, Anja

Der Bund der Drachen / Smaragour Bd.2


ausgezeichnet

Drachenstark und mutig: Der Kampf um die Freiheit der Drachen

Mit “Smaragour-Der Bund der Drachen” hat die bekannte Autorin Anja Habschick den zweiten Band der Drachenreiter- Fantasy- Reihe vorgelegt. Das eindrucksvolle Hard Cover zeigt den Held der Geschichte, Jamie, der “der Eine der Einen” ist und damit die Kraft hat, die Welt der Drachen und der Menschen zusammen zu bringen.

Denn in früheren Zeiten gab es einen Bund zwischen Drachen und Menschen zum gegenseitigen Nutzen. Aber dieser ist in Vergessenheit geraten. Nunmehr werden die Drachen auf Smaragour, einer Insel im Nordmeer, auf der sich drei berühmte Drachenreiterschulen befinden, mit Calmern ruhiggestellt. Doch Jamie, der Drachenpfleger ist, ist überzeugt, dass die Drachen damit manipuliert und unglücklich gemacht werden. Als einige Drachen erkranken, geht Jamie dem Geheimnis über die Calmer nach und vermutet, dass Rönrök, ein ehemaliger Drachenreiter, hinter dieser perfiden Erfindung steckt. Und Rönrök ist nicht nur Jamies Feind, auch dem Smaragddrachenweibchen Big Blue, Jamies Drachen, die von Rönrök einmal schwer verwundet wurde, trachtet er nach dem Leben.

Jamie ist überzeugt, dass es möglich ist, den Bund zwischen den Menschen und den Drachen zu erneuern. Mit Hilfe seiner Freunde und des geheimnisvollen Mädchens Emine entspinnt sich ein Kampf auf Leben und Tod gegen den machtgierigen Rönrök. Wird es Jamie und seinen Freunden gelingen, die Drachen zu befreien?

Mit “Smaragour- Der Bund der Drachen” erzählt Anja Habschick eine phantasievolle, beeindruckende Geschichte über die magische Welt der Drachen und die Abläufe auf der Drachenreiterschule. Hier herrscht neben Freundschaft auch Missgunst und Neid, vor allem zwischen den Drachenreiterschülern und den Dockern, den Pflegern der Drachen. Doch Jamie, der die Drachen liebt und zu Big Blue eine besondere Verbindung hat, ist entschlossen, alles für das Wohl der Drachen zu tun. Nicht nur er ist mutig und einfallsreich, auch seine Freunde unterstützen in tatkräftig. Als sich Emine mit ihrem goldenen Drachen als Unterstützerin anbietet, ist unklar, ob die Freunde ihr trauen können. Freundschaft oder Verrat? Erst im alles entscheidenden Kampf wird sich das Rätsel um Emine lösen.

In einer bildhaften und gut lesbaren Erzählweise schreibt die Autorin über die Welt der Drachen, in die man sich leicht hinein versetzen kann. Besonders gelungen sind neben den unterschiedlichen Charakteren von Jamie und seinen Freunden die genauen Beschreibungen der Drachen und ihrer Eigenschaften. Junge Lesende ab zehn Jahren werden sich sofort mitten im Geschehen finden. Empfehlenswert wäre es, auch den ersten Band von Smaragour und damit die Vorgeschichte zu kennen, notwendig ist es aber nicht, denn der Kampf gegen den Bösewicht Rönrök und für die Freiheit der Drachen ist eine in sich abgeschlossene Geschichte.

Ich kann dieses actionreiche Buch, dass die Spannungskurve bis zum Schluss hält, allen Drachenfreunden wirklich empfehlen. Neben dem spannenden Kampf um die Freiheit der Drachen wird der Wert der Freundschaft betont und wie viel Mut es braucht, um für die eigenen Überzeugungen einzutreten. Daher von mir verdiente fünf Sterne.

Bewertung vom 31.03.2025
Höllische Küste / Liv Lammers Bd.9
Weiß, Sabine

Höllische Küste / Liv Lammers Bd.9


sehr gut

Todeszone Sylt
Im neunten Band ihrer Krimireihe über die Ermittlerin Liv Lammers hat die bekannte Autorin Sabine Weiss mit “Höllische Küste” einen spannenden Roman geschrieben, dessen Schauplatz wieder die Insel Sylt ist.

Jaline Amundsen, eine lebenslustige Hochzeitsplanerin, die auf der Insel lebt, sucht den Kick. Diesmal mit einem Tandem- Fallschirmsprung, dem sie entgegenfiebert. Doch der Fallschirm öffnet sich nicht, Jaline stirbt, ihr Begleiter ist schwer verletzt. Liv Lammers von der Mordkommission Flensburg, die zufällig auf der Insel ist, beginnt sofort mit den Ermittlungen. Doch dieser Todesfall soll nicht der letzte bleiben.

Obwohl Liv gerade andere Sorgen hat, denn sie ist verlobt, dennoch- die Idee, zu heiraten, flößt ihr auch Furcht ein. In ihrer Vergangenheit hat sie schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht, und obwohl sie ihren Verlobten Sebastian liebt, schiebt sie die Hochzeitsvorbereitungen vor sich her. Jedoch häufen sich plötzlich die Unglücksfälle auf der Insel und weitere Personen kommen unter mysteriösen Umständen zu Tode. Liv sucht die Verbindung zwischen den einzelnen Fällen, doch als sie diese findet, bietet sich ein entsetzliches Bild aus Rache, Wut und Enttäuschung. Niemand hätte vermutet, dass die Taten aus einem so einzigartigen Motiv verübt werden könnten.

Auch in Livs Team läuft während der Ermittlungen nicht alles rund. Es gibt Streitigkeiten um die Nachfolge der Leitung der Inspektion in Sylt, ein neuer und besserwisserischer Kollege behindert die Ermittlungen oft mehr, als er hilft. Und Verdächtige gibt es zu Beginn genug. Da ist die Schwester von Jaline, die sich höchst merkwürdig benimmt und die eine andere Vorstellung von der Entwicklung der gemeinsamen Firma hat als die Verstorbene. Jalines Ex- Freud ist zwar ein begnadeter Konditor, hat Jaline aber gestalkt und geschlagen. Und auf der Insel der Reichen und Schönen wird eine Promihochzeit durch einen Giftanschlag überschattet. Dass Liv und ihr Team hier die Party crashen, dient auch nicht zur Beruhigung der Inselbewohner und Touristen, die Sylt bereits fluchtartig verlassen.

Mit “Höllische Küste” zeigt Sabine Weiss ein etwas anderes Sylt. Hier existiert Armut neben Reichtum, die Mieten sind unerschwinglich und Partyspaß für die vielen Touristen ein Muss, natürlich zur Freude der Geschäftsleute. Dass daneben auch Not existiert, wird häufig übersehen. Die Schattenseiten des Glamour wie Drogensucht, Neid und Missgunst bleiben daher nicht aus.

Dieser sehr flott geschriebene, gut lesbare Roman beschreibt eine kompetente und kluge Kommissarin, die einerseits konsequent die Falllösung vorantreibt, andererseits aber durchaus auch einfühlsam und rücksichtsvoll agiert. Die Spannungskurve wird bis zum Schluss gehalten, die originelle Lösung dieses Kriminalfalles wird vielleicht einige Lesende überraschen. Denn die Täter und ihre Motive bleiben lange im Dunkeln.

Die detaillierte Beschreibung der Schauplätze macht es leicht, sich das Geschehen zu vergegenwärtigen, ebenso sind die Charaktere der Protagonisten gut ausgearbeitet. Immer wieder drängen neben der Professionalität der Ermittler auch menschliche Problemstellungen in den Vordergrund. Mehr als ein Mal kann man den Zwiespalt von Liv zwischen ihren persönlichen Zukunftsplänen und ihren Bedenken, ihre Selbständigkeit aufzugeben, gut nachvollziehen. Doch nicht einmal die erfahrene Kriminalistin hätte anfangs geglaubt, zu welchen Taten Menschen aus Verzweiflung und Kränkung fähig sind.

So hat Sabine Weiss einen vielschichtigen Kriminalroman über menschliche Abgründe, aber auch ein Loblied auf die schöne Insel Sylt vorgelegt. Daher kann ich diese gelungene Geschichte allen Liebhabern von atmosphärischen Krimis gerne empfehlen.