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Benutzername: 
Frau_Ke
Wohnort: 
Halle (Saale)

Bewertungen

Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2024
Dudenkonform gendern ohne Genderzeichen

Dudenkonform gendern ohne Genderzeichen


ausgezeichnet

Wer tagtäglich mit Sprache bzw. mit dem Schreiben von Texten zu tun hat, sieht sich zwangsläufig auch mit dem Thema „gendern“ konfrontiert. Muss das wirklich sein? Und falls ja: Wie geht es richtig? Antworten auf diese Fragen bietet das Buch „Dudenkonform gendern ohne Genderzeichen“, das vielmehr eine praktische und praxisnahe Anleitung ist.

Interessant ist, dass zu Beginn nicht etwa Argumente für das Gendern aufgelistet werden (diese kommen erst am Ende), sondern direkt die „Werkzeuge“ zum Gendern (mit zahlreichen Beispielen) vorgestellt werden. Die Übersicht mag (für Einige) nicht neu sein, zeigt aber die vielfältigen Möglichkeiten der gendersensiblen Sprache sowie die Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden.

Gut ist, dass Genderzeichen bewusst außen vor gelassen werden. Denn die deutsche Sprache ist vielfältig genug, um auch ohne *, _ und Co. gendern zu können. Zumal das Gendern mit Genderzeichen zwar vermeintlich alle einschließt, aber wiederum auch einige ausgrenzt, z.B. sehbehinderte Menschen, die auf Screenreader angewiesen sind, oder Personen, die die deutsche Sprache gerade erst lernen...

Übungen, bei denen die verschiedenen Werkzeuge „ausprobiert“ werden können, runden die Anleitung ab. Pluspunkt: Mögliche Lösungen werden gleich mitgeliefert.

Fazit: Eine hilfreiche, praxisbezogene Anleitung, die zeigt, wie vielfältig und lebendig eine gendersensible Sprache sein kann.

Bewertung vom 05.08.2024
Seinetwegen
Del Buono, Zora

Seinetwegen


gut

Es gibt Wunden, die heilen niemals - das zeigt auch der Roman, in dem sich die Autorin auf eine Reise in die Vergangenheit begibt. Sie will den Tod ihres Vaters aufarbeiten, der starb, als sie gerade einmal acht Monate alt war. Es ist ein sehr persönliches und zugleich schwieriges Unterfangen, wie sich im Verlauf der Erzählung herausstellt. Denn die Recherche ist mühselig, gerät ins Stocken und führt auch mal ins Leere...

Und so schwankt das Buch auch zwischen Autobiografie und Recherchesammlung. Die Autorin liefert zahlreiche Fakten, beispielsweise zu Verkehrsunfällen, gibt private Einblicke in ihre Familiengeschichte (garniert mit einigen Fotos) und lässt den Leser an ihrer Recherche teilhaben. Spannend wird es allerdings erst ab der Mitte des Buches, als die Autorin eine heiße Spur zum Unfallfahrer verfolgt...

Fazit: Mich hat das Buch leider nicht so sehr berührt, wie vermutet. Es blieb stellenweise einfach zu sachlich und ließ am Ende zu viele Fragen offen. Was bleibt nach der Recherche? Hat die Autorin ihren Frieden damit gemacht? Wie geht sie nun mit der Leerstelle in ihrem Leben um?

Bewertung vom 22.07.2024
Eve
Towles, Amor

Eve


sehr gut

Das Cover ist ein absoluter Hingucker - schlicht und dennoch ausdrucksstark. Es passt perfekt zum Buch und versetzt den Leser direkt in das Hollywood der 1930/40er Jahre. Gleichermaßen wie das Cover, bleibt auch ein Teil der Geschichte - bis zuletzt - im Dunkeln. Und genau das macht den Reiz dieses Buches aus.

Auf leichtfüßige und elegante Art und Weise erzählt Amor Towles die Geschichte von Eve. Anhand des Klappentextes könnte man denken, Eve sei nur eine von vielen, die vom großen Kuchen Hollywood auch ein Stück des Ruhmes abhaben möchte. Doch weit gefehlt! Eve will weder Schauspielerin werden noch in Hollywood langfristig Fuß fassen. Vielmehr wird sie rein zufällig in kriminelle Machenschaften verwickelt. Dabei kreuzen viele verschiedene Personen ihren Weg; den Überblick zu behalten, fällt nicht leicht. Ein Personenregister wäre von Vorteil gewesen, zumal jedes Kapitel einer anderen Person gewidmet ist.

Leider ist Eve bis zum Ende hin nicht richtig greifbar - ihre Vergangenheit wird nur kurz angerissen und auch ihr Zukunft bleibt mehr als vage. Während ihre Person nur oberflächlich skizziert wird, wird beispielsweise das Leben einiger Krimineller en détail auserzählt...

Fazit: eine leichtfüßige Lektüre - genau das richtige für einen lauen Sommerabend.

Bewertung vom 16.07.2024
Alte Eltern
Kitz, Volker

Alte Eltern


sehr gut

Volker Kitz wirft in seinem Buch Fragen auf, die eine ganze Generation betreffen: Was bedeutet es, wenn die Eltern alt werden? Wie damit umgehen? Antworten darauf liefert er gleich mit – anhand seiner eigenen Lebensgeschichte und der seines Vaters. Er gewährt dabei sehr persönliche und bewegende Einblicke in den Alltag mit Demenzkranken, beschönigt nichts. Das wühlt auf, das schmerzt, vor allem, wenn man selbst bereits ähnliches erlebt hat. Und doch hilft und tröstet das Buch, denn Kitz beschreibt nicht das Schicksal eines Einzelnen, sondern das „Problem“ einer Generation, in der die „Alten“ immer älter werden und nicht selten Kinder zugleich Eltern UND Großeltern pflegen. Ergänzend bindet Kitz wissenschaftliche Erkenntnisse ein und lässt an passender Stelle Zitate anderer Autoren einfließen.

Weniger passend finde ich das Cover. Mir hat sich das Motiv bis zuletzt nicht erschlossen. Leider wirkt das Buch dadurch optisch wie ein Sachbuch; mir ist das schlichtweg zu emotionslos.

Fazit: Ein intensives Buch über den Tod UND das Leben – keineswegs leichte Kost, aber dennoch hilfreich und tröstlich.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2024
Mitte des Lebens
Bleisch, Barbara

Mitte des Lebens


sehr gut

Wer die 40 erreicht, ist statistisch gesehen in der Mitte des eigenen Lebens angekommen. Aber ist man wirklich "angekommen" oder steckt man im Alltag fest? Für viele ist das der Zeitpunkt, über das eigene Leben nachzudenken. Was habe ich bisher erreicht? Was liegt noch vor mir? Diesen und weiteren Fragen geht Barbara Bleisch in ihrem Buch nach, das weder ein Ratgeber noch eine Biografie ist. Vielmehr ist es Hilfe zur Selbsthilfe, die Barbara Bleisch anbietet. Sie philosophiert über die existenziellen Fragen unseres Lebens - ohne dabei Antworten vorzugeben oder zu richten. Stattdessen regt sie dazu an, eigene, individuelle Antworten zu finden.

Ich fühlte mich in dem Buch gut aufgehoben, da ich mich an vielen Stellen wiedererkannt habe.

Fazit: Ein kluges, lebensbejahendes Buch, das dazu ermutigt, sich den existenziellen Fragen des Lebens zu stellen - nachdenken, innehalten, nachjustieren und einfach leben.

Bewertung vom 25.06.2024
Unter Wasser ist es still
Dibbern, Julia

Unter Wasser ist es still


ausgezeichnet

Leicht und bildhaft - so lässt sich der Sprach- und Schreibstil von Julia Dibbern beschreiben. Ich war ab der ersten Seite gefangen und konnte mich sofort in die Geschichte fallen lassen - erst in das trubelige Stadtleben in Frankfurt, dann in die Einsamkeit am Meer, wo Maira auf frühere Freunde und ein Haus trifft, mit denen bzw. mit dem sie nicht nur positive Erinnerungen verbindet. Mir scheint, je mehr sie sich gegen das ihr Fremdgewordene sträubt, desto mehr bewegt sich etwas in ihrem Innersten - und sie öffnet sich doch nach und nach. Diese Zerrissenheit ist regelrecht spürbar, was hauptsächlich an dem gefühlvollen Schreibstil und den Sprachbildern liegt. Es kommt einem fast so vor als würde man einen Film sehen. Zudem „fiebert“ man mit: Wird sich Maira ihren Ängsten stellen? Wird sie bleiben oder doch wieder zurück nach Frankfurt gehen? Verdrängen, vergessen oder verarbeiten?

Für mich was das Buch ein Pageturner; man versinkt förmlich darin und hofft, dass es nicht allzu schnell vorbei ist. Und doch ist irgendwann Schluss. Vielleicht mit einem erwartbaren Ende, aber das „schadet“ dem Buch ganz sicher nicht.

Fazit: Ein Buch, in dem man versinken möchte - mit viel Tiefgang, aber auch Herzklopfen und Denkanstößen: Was ist Heimat? Ist das ein fester Ort oder “nur“ ein Gefühl?

Bewertung vom 21.06.2024
Wenn du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein
Kun Hoo, Rhee

Wenn du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein


sehr gut

Wie kann man würdevoll altern, ohne die Freude am Leben zu verlieren oder im Selbstmitleid zu versinken? Dieser Frage geht Rhee Kun Hoo in seinem Buch nach. Was zuerst auffällt, ist das schlichte, stilvolle Cover und der hochwertige Einband - ein deutlicher Pluspunkt. Auch die Aufmachung im Inneren mit fünf Kapiteln und verschiedenen kurzen Unterkapiteln hat mich überzeugt.

Zum Glück hat sich das Buch nicht als typisches Sachbuch "entpuppt". Vielmehr liest es sich wie eine Autobiografie. Man erfährt viel über den Autor und seinen Werdegang sowie die Geschichte von und das Leben in Südkorea. Diese Einblicke sind interessant, aber stellenweise leider etwas langatmig, zumal der Autor sich einige Male wiederholt. Es hätte vielleicht gut getan, im Anhang eine Übersicht mit historischen Ereignissen anzufügen, da nicht jeder mit der Geschichte Südkoreas vertraut ist. Zudem ist Südkorea nicht Deutschland, d.h. einige Auffassungen lassen sich nicht 1:1 übertragen. Die Mentalität ist eine andere, auch pflegen wir andere Traditionen.

Fazit: Obwohl manche Weisheiten nicht neu sind, ist es doch ein lesenswertes Buch mit Ansichten eines älteren Herrn zum Leben und Altern in Südkorea. Zudem wirft er Fragen auf, die zum Nachdenken bzw. zum Überdenken der eigenen Handlungsmuster anregen, z.B. Was gibt uns Menschen Kraft? Was lässt sich heute noch an den Fehlern ändern, die wir früher gemacht haben? Wie möchte ich in Erinnerung behalten werden?

Bewertung vom 12.06.2024
Ein sanfter Mann
Appelbe, Uwe

Ein sanfter Mann


gut

Das Buch beginnt mit dem Tod von Ruth, Renés geliebter Frau. Ihr Verlust stürzt ihn in eine tiefe Sinnkrise, aus der sich im Laufe des Buches zu befreien versucht. Lethargie und Schwermut ziehen sich durch die Kapitel; Lichtblicke gibt es leider nur sehr wenige.

Auf seiner Suche nach einem neuen Lebenssinn begegnet er verschiedenen Menschen, die aber alle ihre eigenen Päckchen zu tragen haben und allesamt eher unglücklich bzw. vom Leben enttäuscht sind. Viele Geschichten, viele Schicksale, viele Tragödien treffen aufeinander. Das ist mitunter anstrengend und wirkt teilweise bemüht bzw. konstruiert. Einige Szenen sind regelrecht bizarr. Der Leser wird konfrontiert mit Kinderprostitution im Bordell, einer intimen Liebesbeziehung zwischen Stiefgeschwistern sowie einem fanatischen, selbsternannten Priester.

Doch es gibt sie, die Lichtblicke - sowohl für René als auch den Leser. Positiv hervorzuheben sind die vielschichtigen Wendungen, die das Buch nimmt. Der Leser wird immer wieder aufs Neue überrascht. Auch der Schreibstil ist ansprechend; das Buch liest sich einfach schnell weg (positiv gemeint). Zudem stimmt das (unerwartete) Ende versöhnlich, wenngleich es kein Happy End im klassischen Sinn ist.

Fazit: Ein vielschichtiger, stellenweise sehr bewegender Roman, der allerdings dazu neigt, im Selbstmitleid zu versinken. Leider werden fast nur gescheiterte Existenzen und tragische Schicksale beschrieben.

Bewertung vom 17.05.2024
Quanten-Bullshit
Ferrie, Chris

Quanten-Bullshit


gut

Schonungslos, intelligent und urkomisch - so wird Chris Ferries Buch „Quanten-Bullshit“ im Klappentext beworben. Auf den ersten Blick bzw. nach dem Lesen der Leseprobe scheint das auch eine zutreffende Beschreibung zu sein. Der Schreibstil ist locker-flockig, fast so, als würde der Autor direkt mit einem sprechen. Das Thema ist interessant und die Aufmachung gut, denn die einzelnen Kapitel sind übersichtlich und nicht zu lang. Zudem sind die Illustrationen sehr gelungen.

Leider ging mir Ferries Stil irgendwann auf die Nerven; das war einfach zu viel. Warum will er auf Teufel komm raus witzig sein? Schwierig waren auch die vielen Einschübe, die er zwischendurch macht, z.B. zu seinem Kaffeekonsum. Er kommt zwar am Ende immer wieder zum Punkt, aber den Lesefluss stört es trotzdem. Vor allem dann, wenn er etwas erklärt - und am Ende auflöst, dass es sich dabei nur um von ihm erfundenen „Quanten-Bullshit“ handelte. Weniger davon, wäre in dem Falle mehr gewesen. Vielleicht sollte man das Buch auch nicht in einem Rutsch durchlesen, sondern immer mal wieder ein Kapitel.

Fazit: Niemand wird dümmer, wenn er/sie das Buch liest - ganz im Gegenteil, irgendetwas zum Thema bleibt definitiv hängen und wenn es „nur“ das Gedankenexperiment zu Schrödingers Katze oder die Serie von Heisenberg-Witzen ist. Allerdings ist der Schreibstil auf Dauer anstrengend und so manche Pointe verpufft im Ansatz.

Bewertung vom 03.05.2024
Happy Hour
Granados, Marlowe

Happy Hour


weniger gut

Zuerst das Positive: Das Cover ist ein echter Hingucker, vor allem aufgrund der unkonventionellen Anordnung von Buchtitel und Autorin-Name. Es wirkt modern, jugendlich, erfrischend, ebenso wie der Schreibstil und die Tagebuch-Form, die von der Autorin gewählt wurde. Die Länge der einzelnen Kapitel ist gut - das Buch liest sich so weg (im positiven Sinn).

Das war's dann aber schon in Sachen "positiv". Denn spätestens nach den ersten 50 Seiten fragt man sich: Wo geht die Reise hin? Es ist zwar anfangs noch interessant zu verfolgen, wie sich die beiden Protagonistinnen durchschlagen und mit diesem Lebensstil über die Runden kommen. Doch irgendwann hofft man doch, dass eine unerwartete Wendung kommt und sie sich irgendwie weiterentwickeln, aber - Achtung Spoiler - das ist nicht der Fall. Stattdessen tagtäglich Partys, Männer, Geldsorgen - täglich grüßt das Murmeltier...Ab einem gewissen Punkt geht einem das nur noch auf die Nerven - die banalen Dialoge, die Oberflächlichkeit...

Zudem scheint es zunehmend unrealistischer, was die beiden Mädels schon alles erlebt haben wollen - mit 21 Jahren. Wann waren sie in der Schule? Haben sie gar keine Ausbildung? Woher kommt das ganze Geld für Klamotten und Reisen, von denen in den Rückblicken immer wieder erzählt wird? Was am Ende bleibt, sind viele Fragen.

Fazit: Mehr Schein als Sein. NY als Setting kommt zu kurz bzw. könnte durch eine beliebige andere Großstadt ausgetauscht werden. Am besten trifft es ein Zitat, das im Buch steht (und sich eigentlich auf ein anderes Buch bezieht): Es ist dekadent und hat keine Handlung.