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Bücherwurm

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Insgesamt 284 Bewertungen
Bewertung vom 06.09.2025
Felina Fingerhut und der verflixte Schmetterlingseffekt / Felina Fingerhut Bd.2
Hemkentokrax, Katja

Felina Fingerhut und der verflixte Schmetterlingseffekt / Felina Fingerhut Bd.2


ausgezeichnet

Endlich ist es soweit: Felina kann ihren Praktikumstag bei Patina Grünspans Versand für Scherzartikel, Glücksbringer und Hexenutensilien aller Art antreten. Sie ist schon überaus neugierig auf alle Abteilungen und hofft, dass sie sich gut anstellt, damit sie im Anschluss den lang ersehnten spitzen Hexenhut verliehen bekommt. Damit wäre sie endlich eine echte Hexe und vollwertiges Mitglied des Hexenzirkels. Doch auf dem Weg dahin geht so einiges schief, denn Felina ist unkonzentriert und befreit unter anderem einen Spiegelgeist, der endlich mal Urlaub machen will – doof nur, dass er dadurch alle Abläufe des Versandhandels ins Chaos stürzt. Gemeinsam mit Junghexe Wolke und Kater Knopf muss Felina daher alles daransetzen, um ihre Fehler auszubügeln und den Versandhandel zu retten!

Ich habe den ersten Band von Felina Fingerhut noch als Hörbuch genossen und war begeistert, doch dieses Mal das Buch mit den wunderschönen Illustrationen in den Händen zu halten, hat alles noch einmal übertroffen. Die Illustrationen sind magisch-fantasievoll und so detailverliebt, dass ich sie beim Lesen mehrfach meinem Mann unter die Nase halten musste. Besonders die Darstellung der schlangenköpfigen Medusa mit ihren unterschiedlich behüteten Schlangenköpfen war für mich ein Highlight – die Darstellungen sind einfach zauberhaft und urkomisch und runden das Gelesene ab.
Auch inhaltlich war die Geschichte wieder wunderbar bunt und steckte voller Überraschungen. Ob magischer Fahrstuhl, ein reimbegabter Kater Knopf, eine mathemagische Bibliothek oder ein Spiegelgeist, der einfach mal Urlaub braucht – die Fülle an Ideen hat mich restlos begeistert. Ich bewundere Katja Hemkentokrax für ihre Fantasie und ihren Sprachwitz. Beim Lesen fühlte ich mich an meine liebsten Szenen aus Harry Potter erinnert – wie in der Winkelgasse oder bei den Weasleys zu Hause – nur dass bei Felina die ganze Geschichte durchgehend aus solch detailverliebten, verspielten Momenten besteht. Wahnsinn!

Die Figuren sind lebendig und liebenswert, allen voran natürlich Felina selbst, die mit ihrer ungestümen Art für ordentlich Chaos sorgt. Zugegeben: Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass sie nach ihrem ersten Abenteuer etwas vorsichtiger geworden wäre. Ihre Unachtsamkeit treibt den „verflixten Schmetterlingseffekt“ voran, wobei ich diesen Titel fast ein bisschen irreführend fand, denn vieles war ja eindeutig Felinas eigene Schuld. Aber genau das macht sie auch so sympathisch: Felina ist jung und darf Fehler machen und daraus lernen.

Besonders gefreut habe ich mich über das Wiedersehen mit Herrn Stecknadel, der zwar ungern aber doch tatkräftig mithilft, um das Chaos zu beseitigen. Auch die spielerische Darstellung, wie ein Betrieb mit Personalakten, Abteilungen und Abläufen funktioniert, fand ich genial. Manche Witze (Achtung Spoiler: wie eine Artefaktabteilung mit Schrödingers Kratzbaum oder Leibniz’ Keksdose) richten sich wohl eher an die älteren MitleserInnen, aber gerade das macht den besonderen Charme des Buches aus: Es ist für Groß und Klein gleichermaßen ein Genuss.

Fazit: „Felina Fingerhut und der verflixte Schmetterlingseffekt“ ist ein liebevolles, detailreiches und magisch-humorvolles Kinderbuch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite verzaubert hat. Ein echtes Highlight in der Kinderbuchabteilung und für mich persönlich ein kleines Must-Read für alle, die Magie, Witz und Fantasie lieben. Ich freue mich jetzt schon riesig auf Felinas nächstes hexisches Abenteuer und bin gespannt, ob sie aus ihren Fehlern gelernt haben wird! ✨

Bewertung vom 05.09.2025
Love Sick
Duncan, Deidra

Love Sick


ausgezeichnet

Assistenzärztin Grace hat einen der renommierten Ausbildungsplätze in der Gynäkologie an ihrer Wunschklinik erhalten. Neben den Selbstzweifeln als Anfängerin entpuppt sich ihr Start jedoch als wahrster Spießrutenlauf: Ab Tag 1 kursiert das Gerücht, sie habe sich durch sexuelle Gefälligkeiten den begehrten Platz erschlichen. Und wäre das nicht chaotisch genug, gerät sie immer wieder mit dem unfreundlichen Mitstreiter Julian aneinander. Wie soll sie es nur durch diesen Albtraum der 4-Jährigen Ausbildung schaffen?

Deidra Duncans Roman "Love Sick" ist vor allem eins: wahnsinnig witzig und unterhaltsam. Schon auf den ersten Seiten wird man mitten ins Geschehen geschleudert – vielleicht etwas zu abrupt, um Grace gleich vollständig kennenzulernen, doch die Leichtigkeit und der humorvolle Ton sorgten dafür, dass ich sofort weiterlesen wollte. Schnell flogen die Seiten dahin und ich konnte das Buch einfach nicht aus den Händen legen.

Besonders gelungen ist dabei der Blick hinter die Kulissen des Krankenhausalltags. Zwischen Schichtplänen, Stationsfluren und chirurgischem Ehrgeiz werden Themen wie die Arbeitsbedingungen junger Assistenzärzt*innen, das komplexe soziale Gefüge im Klinikum und Sexismus am Arbeitsplatz mit klugen Beobachtungen und spitzer Ironie kommentiert. Diese Mischung aus Leichtigkeit und Gesellschaftskritik verleiht dem Roman Tiefe, ohne ihm den Schwung zu nehmen.

Die beiden Hauptfiguren, Grace und Julian, wuchsen mir sofort ans Herz. Grace ist nach außen hin schlagfertig und taff, innerlich jedoch introvertiert, und damit eine erfrischend vielschichtige Figur, die es im rauen Klinikalltag nicht leicht hat. Julian wirkt wie die gute Seele, freundlich und empathisch, trägt aber ebenfalls an Selbstzweifeln. Ihre Annäherung ist glaubwürdig erzählt: Statt direkt vom Streit in die „Spice“-Momente zu kippen, entwickelte sich die Beziehung Schritt für Schritt, und das Knistern zwischen ihnen fand ich deutlich spürbar.

Auch stilistisch überzeugte mich Love Sick. Duncans Sprache ist plastisch und sprüht vor originellen Vergleichen und witzigen Einfällen. Von der „Hexe im limbischen System“ bis zu augenzwinkernden Anspielungen auf Harry Potter und Twilight. Diese humorvolle Kreativität machte mir das Lesen zu einem echten Vergnügen.

Die Vielzahl an Nebenfiguren ist lebendig gezeichnet, auch wenn ich mich bei den vielen Namen manchmal kurz orientieren musste. Und ja, das unvermeidliche Drama samt vorübergehendem Bruch zwischen Grace und Julian hätte nicht unbedingt sein müssen. Doch insgesamt überwogen Humor, Herzlichkeit und die gelungene Kombination aus romantischer Spannung und intelligenter Gesellschaftssatire.
Für Fans von Ali Hazelwood ist dieser Roman ein absolutes Muss und für alle anderen eine wärmste Empfehlung! Für mich war Love Sick ein echtes Highlight.

Bewertung vom 05.09.2025
Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei
Onhwa, Lee

Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei


gut

Lee Onhwas Roman „Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei“ entführt in eine magische Konditorei, die nachts ihre Türen für Menschen und Geister öffnet. Im Zentrum steht Yeonhwa, die nach dem Tod ihrer Großmutter deren Konditorei erbt und sich plötzlich mit einer ungewohnten Verantwortung und einer geheimnisvollen Vergangenheit konfrontiert sieht.


Der Roman las sich flüssig und ich flog schnell durch die Seiten. Zu Beginn wirkte der Stil auf mich etwas gestelzt und betulich, was sich aber nach Yeonhwas Arbeitsbeginn in der Konditorei legte. Dennoch empfand ich eine gewisse Distanziertheit in der Erzählweise – ich konnte mit der Hauptfigur nicht wirklich warm werden und hätte mir mehr Einblicke in ihre Gefühlswelt gewünscht. Emotionale Wendungen, wie ihre Reaktion auf eine große Enthüllung, wurden zu schnell abgehandelt, sodass mich die Dramatik nicht voll erreichte.


Besonders berührt haben mich hingegen die Geschichten der Kunden wie etwa das Schicksal einer Mutter oder die stille Liebe eines Basketballspielers. Diese Episoden spiegelten eine wiederkehrende Thematik: das Schweigen. Immer wieder scheitern Beziehungen an unausgesprochenen Gefühlen oder Rücksichtnahmen, die das Leben tragisch beeinflussen. Das stimmte mich nachdenklich und wirkte wie ein sanfter Appell, offener miteinander zu kommunizieren. Gleichzeitig hat es mich aber in manchen Geschichten auch frustriert, weil das Gefühl blieb, ein Tod wäre durch offene Kommunikation verhinderbar gewesen.

Spannend waren auch die Einblicke in die koreanische Kultur, sei es durch Essgewohnheiten, Moralvorstellungen oder den Umgang mit Schicksal und Verlust. Gleichzeitig machte es mir der ungewohnte Wortschatz (viele Gebäcke, kulturelle Begriffe) nicht immer leicht. Ein Glossar hätte das Lesen erleichtert.

Während die Episoden der Gäste berührend waren, blieb die Rahmenhandlung um Yeonhwa für mich blass. Die magischen Elemente hätten für meinen Geschmack mehr Raum und Tiefe vertragen. Stattdessen wurden große Enthüllungen oft in wenigen Sätzen abgehandelt. Das „cosy“ Gefühl, das ich erwartet hatte, stellte sich nicht richtig ein.

Fazit: Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei ist ein leiser, poetischer Roman voller sanfter Lebensweisheiten. Er macht nachdenklich darüber, wie wichtig Kommunikation ist und wie flüchtig das Leben sein kann. Wer ruhige Geschichten mit einem Hauch Magie und Einblick in die koreanische Kultur schätzt, findet hier eine bereichernde Lektüre für Zwischendurch. Wer jedoch auf eine dichte Rahmenhandlung, tiefere Charakterzeichnung und konsequent ausgearbeitete Magie hofft, könnte enttäuscht werden.

Bewertung vom 03.09.2025
Versprich mir, dass du tanzt
Atkins, Dani

Versprich mir, dass du tanzt


gut

Dani Atkins erzählt in „Versprich mir, dass du tanzt“ die berührende Geschichte von Lilly, die nach dem Tod ihres Mannes Adam lernen muss, mit ihrer Trauer umzugehen. Auf dessen letzten Wunsch hin nimmt sie den Kontakt zu ihrem Jugendfreund Josh wieder auf – ein Mann, zu dem sie seit Jahren ein kompliziertes Verhältnis hat. In Rückblenden entfaltet sich, wie Lillys Beziehungen zu Adam und Josh entstanden sind, wie die drei sich kennengelernt haben und welche schicksalhaften Wendungen sie auseinandergeführt haben.

Besonders der Anfang und das Ende des Romans haben mich emotional stark berührt – die Szenen sind voller Intensität und haben mich tief bewegt, teils sogar zu Tränen gerührt. Dazwischen allerdings hätte ich mir mehr Tiefgang und emotionale Nuancen gewünscht. Zwar war der Roman spannend genug, dass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte, weil ich unbedingt wissen wollte, was in der Vergangenheit geschehen war, dennoch blieb manches für mich an der Oberfläche.

Vor allem Josh’ schwierige Kindheit, die lange Zeit als Grund für sein Verhalten gegenüber Lilly dient, hätte ich gerne noch besser ausgearbeitet gesehen. Ebenso hätte ich mir mehr leichte, unbeschwerte Momente zwischen Lilly und Josh gewünscht. Zwar wirkten alle Figuren grundsätzlich sympathisch, aber ihr Verhalten war nicht immer nachvollziehbar und besonders Josh machte sich das Leben (und damit auch den anderen) unnötig schwer.

Trotz einiger Vorhersehbarkeiten und Passagen, in denen ich Entwicklungen schon früh erahnte, konnte mich der Roman insgesamt fesseln. Atkins gelingt es, eine gefühlvolle Geschichte über Liebe, Verlust und zweite Chancen zu erzählen, die in ihrer Anlage ein wenig an "PS: Ich liebe dich" oder "Für immer vielleicht erinnert" – auch wenn "Versprich mir, dass du tanzt" für mich nicht ganz an deren emotionales Niveau heranreicht.

Fazit:
Ein bewegender Roman über zwei große Lieben, Trauer und Neubeginn. Wer berührende Liebesgeschichten mag, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechseln, wird hier auf seine Kosten kommen – auch wenn man stellenweise etwas mehr Tiefe hätte erwarten dürfen.

Bewertung vom 03.09.2025
GRRRIZZLY
Le Goff, Hervé

GRRRIZZLY


sehr gut

Das tolle Wetter lockt, im Wald aktiv zu sein, doch der Grizzlybär will eigentlich nur seine Ruhe. Sein bester Freund der Waschbär motiviert ihn trotzdem, am Spaziergang, am Schwimmen und am Essen teilzunehmen. Obwohl der Grizzlybär erstmal nörgelt, macht er alles brav mit - und findet es dann doch gar nicht so schlimm, oder?

Das Bilderbuch „Grrrizly“ von Hervé Le Goff besticht vor allem durch seine hinreißenden Illustrationen. Die Bilder sind so atmosphärisch, dass man sich manche davon am liebsten als Kunstdruck an die Wand hängen würde. Dank des großzügigen Formats lassen sich viele Details entdecken, was den Zauber der Illustrationen noch verstärkt. Besonders gelungen ist die Farbgebung: nicht grell, sondern harmonisch und ruhig – sie strahlt eine Gelassenheit aus, die beim Anschauen unmittelbar entspannend wirkt.

Die Darstellung des Bären ist wunderschön geworden: Seine wechselnde Mimik macht den Unterschied zwischen dem mürrischen „Grrrizly“ und dem fröhlich-grinsenden Gefährten sofort sichtbar. Da der Text bewusst sparsam eingesetzt ist, trägt die Bildsprache die Geschichte. Kinder sind eingeladen, durch genaues Hinsehen die Gefühle der Figuren zu entschlüsseln und zu interpretieren – eine wunderbare Übung für Empathie und Wahrnehmung.

Auch Humor kommt nicht zu kurz: Ein Höhepunkt ist etwa die Szene, in der der Bär beim Mittagsschlaf so laut schnarcht, dass sich die Äste einer Weide im Rhythmus seiner Atemzüge bewegen. Solche Details machen die Geschichte lebendig und sorgen fürs Schmunzeln.

Besonders schön ist die Botschaft: Obwohl der Bär anfangs brummig wirkt, findet er Freude an den gemeinsamen Aktivitäten. Seine Körperhaltung und Mimik verraten, dass er das Zusammensein mit seinem Freund mehr schätzt als alles andere. Am Ende bleibt das Gefühl, dass es völlig in Ordnung ist, manchmal ein „kleiner Grrrizly“ zu sein – solange man es nicht übertreibt und gute Freunde an seiner Seite hat.

Ein kleiner Wermutstropfen: Der Text hätte für meinen Geschmack etwas umfangreicher sein dürfen. Hintergrundinformationen wie „Wo leben die beiden?“ oder kleine zusätzliche Erzählpassagen hätten das Leseerlebnis abgerundet. So bleibt einiges der Fantasie und Interpretation überlassen (und einem/r engagierten Vorleser/in), was je nach Lesesituation Vor- oder Nachteil sein kann.

Fazit:
„Grrrizly“ ist ein poetisch illustriertes, kurzweiliges Bilderbuch voller Wärme, Humor und leiser Lebensweisheit. Es lädt zum Schauen, Schmunzeln und Mitfühlen ein – und erinnert daran, dass Freundschaft selbst die grummeligsten Gemüter besänftigt ;)

Bewertung vom 03.09.2025
The Temporary Wife
Maura, Catharina

The Temporary Wife


sehr gut

Als seine Großmutter von Luca verlangt, eine Reiche Öl-Erbin zu heiraten, die er als oberflächlich und langweilig empfindet, weiß er sich nicht anders zu helfen, als seine Sekretärin Valentina zu überreden, in eine Scheinehe einzuwilligen. Diese ist zunächst nicht gewillt, darauf einzugehen - als jedoch ihre eigene Großmutter eine medizinische notwendige, zugleich aber leider sehr kostenpflichtige Versorgung benötigt, sagt sie ihm unter der Bedingung zu, finanziell für ihre Abuela aufzukommen. Die Bedingungen der Scheinehe sehen allerdings das Leben unter einem Dach in einem gemeinsamen Bett vor und schon bald verschwimmen die Grenzen zwischen Scheinehe und echter Zuneigung.

Der Roman hat mich wie Band 1 sofort in seinen Bann gezogen und ich konnte ihn kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil ist flüssig und packend, und durch den Perspektivwechsel zwischen Luca und Valentina tauchte ich tief in die Gedankenwelt beider Figuren ein. Besonders Valentinas Sicht hat mir geholfen, mit ihr mitzuleiden und ihre Zerrissenheit nachzuvollziehen.

Allerdings gab es Punkte, die mich stark beschäftigt haben. Zum einen empfand ich die Beziehung zwischen Luca und Valentina teilweise als toxisch. Luca verhielt sich insbesondere zu Beginn besitzergreifend und überschritt für meinen Geschmack körperliche Grenzen, was für mich als Leserin unangenehm war. Auch die Widersprüchlichkeit in Valentinas Handlungen – erst sagt sie, sie sei nicht bereit, um dann doch sofort intim mit ihm zu werden – wirkte auf mich problematisch, gerade im Hinblick auf die Wirkung auf ein junges Zielpublikum. Hier hätte ich mir mehr Nuancen und eine klarere Abgrenzung von Zustimmung und Ablehnung gewünscht.

Der Plot selbst wirkte manchmal unglaubwürdig: schon im ersten Kapitel stehen „Hass“ und eine frühe Spice-Szene nebeneinander, obwohl die Figuren vorgeben, sich nicht ausstehen zu können. Das wiederholte „Wir hassen uns“ ohne wirklich triftige Gründe erschien mir fadenscheinig und künstlich. Auch die arrangierten Ehepläne der Großmutter fand ich eher verstörend als charmant, auch wenn es zum Ende hin eine Aussprache gab. Ich persönlich finde nicht, dass Familie sich alles erlauben darf, auch wenn sie es "nur gut" mit einem meinen.

Trotz dieser Kritikpunkte muss ich anerkennen, dass Catharina Maura es gelang, die Dynamik zwischen Luca und Valentina emotional glaubhaft aufzulösen. Luca machte im Verlauf der Geschichte eine Entwicklung durch, die ihn mir am Ende sympathischer erscheinen und seine Motive nachvollziehen ließ. Er erkannte seine Übergriffigkeit, die er allerdings nicht vollends einstellen wollte. Gerade weil mich das Buch gleichzeitig fasziniert und innerlich in Konflikt gebracht hat, möchte ich die Reihe weiterlesen – Teil 3 ist also fest eingeplant.

Fazit: "The Temporary Wife" ist ein fesselnder Romance-Roman mit viel Drama, Spice und emotionaler Spannung, der aber auch problematische Darstellungen von Machtgefällen und Beziehungen enthält. Unterhaltsam – ja. Unkritisch konsumierbar – für mich nicht. Ich empfehle ihn Leser*innen, die Lust auf eine packende Liebesgeschichte haben, die aber gleichzeitig in der Lage sind, die toxisch anmutenden Vorgänge klar einzuordnen.

Bewertung vom 31.08.2025
Happy - Wo du mich findest
Bach, Dagmar

Happy - Wo du mich findest


gut

Nachdem Anouks Eltern sich getrennt haben, besteht die Möglichkeit, dass das wunderschöne Beachhouse an der kalifornischen Küste im magisch-verträumten Junos veräußert werden soll. Das will Anouk um jeden Preis verhindern und reist heimlich nach Junos, um das Haus zu retten. Vor Ort trifft sie nicht nur auf die lieb gewonnenen Dorfbewohner, sondern erhält zudem merkwürdige Postkarten, in denen ihr geraten wird, sie solle nach der großen Liebe Ausschau halten. Gut, dass ihr langjähriger Freund Noah ebenfalls vor Ort ist - mit ihm gemeinsam wird sie doch herausfinden können, wer hinter den Karten steckt - oder?

Da ich Dagmar Bach schon von ihrer "Zimt"- sowie ihrer "Glück"-Reihe kenne, war meine Neugier auf ihr neues Buch natürlich sofort geweckt. Diesmal richtet sie sich an eine etwas ältere Zielgruppe, und ich war gespannt, ob mich die Geschichte genauso verzaubern würde wie ihre bisherigen Werke.

Was mir direkt gefallen hat: Die Figuren waren mir durchweg sympathisch und waren süß, sodass ich sie gern auf ihrer Reise begleitete. Das Setting an der Westküste – mit Meer, Küstenluft und Fernwehgarantie – machte die Lektüre leicht und entspannend. Besonders schön fand ich auch, dass man nicht nur die weibliche, sondern später auch die männliche Perspektive erhielt. Dadurch wirkte die Liebesgeschichte vollständiger, und am Ende fügte sich alles zwischen den beiden Hauptfiguren stimmig zusammen.

Trotzdem muss ich sagen: Ganz so rund war das Ganze für mich nicht. Die Handlung wirkte oft etwas wirr und baute stark auf Zufällen auf – teilweise so, dass es mich beim Lesen etwas genervt hat. Auch einige unrealistische Momente konnte ich nicht immer mit dem sonst so charmanten Magie-Aspekt der Autorin erklären. Besonders am Schluss habe ich die Reaktion der Eltern auf Anouks Aktion vermisst, da blieb für mich eine spürbare Lücke zurück. Zudem wurde für mich zu wenig hinterfragt, dass die Figuren finanziell alle Möglichkeiten haben und dadurch etwas weniger Bodenhaftung spürbar ist.

Unterm Strich ist "Happy, wo du mich findest" eine süße, leichte Geschichte mit Wohlfühlatmosphäre, die mich aber nicht so mitgerissen hat wie die Zimt-Reihe.

Bewertung vom 30.08.2025
No Cure for Love
Hensel, Anna

No Cure for Love


sehr gut

Elli will endlich als Ärztin an der Uniklinik und im wissenschaftlichen Bereich durchtstarten, doch zuvor muss sie 5 Monate am Provinzkrankenhaus St. Elias absolvieren. Statt mit ihrer Doktorarbeit voranzukommen, schlägt sie sich den "normalen" Klinikalltag einer Internistin um die Ohren. Doch schnell merkt sie, dass sie sich am St. Elias überraschend wohl fühlt - und das nicht nur, sondern auch wegen Stationsarzt Timo, der ihrem emotionalen Kern näher kommt als ihr lieb ist... Aber Ablenkungen kann sie sich als angehende Wissenschaftlerin eigentlich so gar nicht leisten!

Anna Hensel entführt ihre LeserInnen mit "No cure for Love" in den Krankenhausalltag und verwebt dabei berufliche Herausforderungen mit einer Liebesgeschichte. Der Roman liest sich leicht und flüssig, sodass man schnell vorankommt – und spätestens ab der Mitte konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, da ich unbedingt wissen wollte, wie es mit den Figuren weitergeht.

Die Hauptfigur Ellen wirkte auf mich anfangs recht kühl und distanziert, was es mir erschwerte, mit ihr mitzufühlen. Nach und nach taute sie jedoch auf, wodurch die Geschichte an Tiefe und Spannung gewann. Besonders gelungen fand ich die Darstellung ihrer beruflichen Ambitionen und der Konflikte, die sich aus der Vereinbarkeit von Karriere und Privatleben ergeben.

Timo, der männliche Gegenpart, kam sympathisch, aber auch fordernd daher. Seine überbehütende Art wirkte auf mich teils nervig, doch er kann sich zurücknehmen und zeigt Verständnis – wenn auch nicht immer so sehr, wie ich es mir in einigen kritischen Situationen gewünscht hätte. Gerade sein sehr früh formulierter Kinderwunsch hat mich zwiegespalten: einerseits ehrlich und direkt, andererseits für mich in dieser Phase viel zu überstürzt und unromantisch.

Besonders mochte ich Nebenfiguren wie Katja, Ellens Mitbewohnerin, die Lebendigkeit und Wärme in die Handlung brachte. Ich hätte mir gewünscht, dass sie noch einen größeren Teil der Geschichte einnimmt, da sie zum Ende hin in den Hintergrund rückte.

Die Liebesgeschichte zwischen Ellen und Timo ist der „Fast Burn“-Kategorie zuzuordnen und in diesem Rahmen kam mir erste Kuss zu plötzlich, ohne vorheriges Prickeln. Sehr schnell kam es zu großen Gefühlen und Gefühlsgeständnissen, die für meinen Geschmack etwas überdramatisch, fast telenovelahaft, wirkte, weil die beiden sich noch nicht lange allzu lange kannten. Gleichzeitig fand ich es spannend, wie sich ihre Beziehung im Spannungsfeld von Beruf, Karriereplänen und Kinderwunsch entwickelte.

Sehr gelungen fand ich die Einbettung gesellschaftlich relevanter Themen: Sexismus im Klinikalltag, Vereinbarkeit von Karriere und Familie, Leistungsdruck und Personalknappheit im Gesundheitssystem. Die Autorin greift diese Aspekte authentisch auf, ohne den Roman dadurch zu beschweren. Für das Drama der Handlung und Figuren muss man allerdings ein Faible haben.

Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und gut lesbar. Anna Hensel versteht es, sowohl die schönen Seiten des Arztberufs (Erfolge, Patientengespräche) als auch die Schattenseiten (Überforderung, sexistische Kommentare, tragische Schicksale) lebendig darzustellen. Manche Szenen wirkten auf mich zwar leicht überdramatisiert/telenovelahaft, dennoch blieb der Ton insgesamt locker und unterhaltsam.

Fazit: "No cure for Love" hat mir trotz kleiner Schwächen sehr gut gefallen. Anfangs brauchte ich etwas, um mit den Figuren warm zu werden, doch dann habe ich das Buch mit großem Vergnügen gelesen. Die Mischung aus authentischem Krankenhausalltag, einer Liebesgeschichte mit Hindernissen und gesellschaftlichen Denkanstößen ist gelungen. Wer einen leichten, unterhaltsamen Roman sucht, der manchmal an Telenovelas erinnert, wird hier gut aufgehoben sein.

Bewertung vom 21.08.2025
Die Hummerfrauen
Gerstberger, Beatrix

Die Hummerfrauen


sehr gut

Manchmal stolpert man über ein Buch, das einen unerwartet packt – genau so ging es mir mit "Die Hummerfrauen". Schon nach wenigen Seiten war ich mittendrin in der rauen, salzigen Welt an der Küste von Maine. Eigentlich dachte ich ja immer, dass Hummerfischen eher was für Männer ist, aber ich wurde eines besseren belehrt. Beatrix Gerstberger hat sich mit "Hummerfrauen" getroffen, die diesen Knochenjob erledigen und wartet im Roman mit gleich drei Frauen auf, die diesem Job nachgehen.

Was mich gleich begeistert hat, war der Schreibstil. Klar, direkt und gleichzeitig atmosphärisch – er hat mich sofort in den Bann gezogen. Die Figuren sind herrlich schroff, manchmal fast barsch, aber nie unecht. Im Gegenteil: Gerade dadurch wirken sie klar und wunderbar authentisch. Sie haben den Mund vielleicht ein bisschen zu weit vorne, aber das Herz definitiv am richtigen Fleck.

Die Geschichte springt immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Diese Rückblenden haben meinen Lesefluss nicht gestört – im Gegenteil. Ich habe sie regelrecht herbeigesehnt, weil die Geheimnisse der Vergangenheit so geschickt angeteasert wurden, dass ich unbedingt wissen wollte, was damals passiert ist.

Im Zentrum stehen Ann, Julie und Mina – drei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Ann, mit ihren 72 Jahren, lebt allein mit Mr. Darcy, ihrem blauen Hummer, der einfach nicht im Meer bleiben will. Julie, 54, ist direkt, manchmal scharf im Ton, aber eine Frau mit großem Herzen und Durchsetzungskraft. Und Mina, die Jüngste, die im Dorf nicht unbedingt leicht Fuß fasst, war für mich am wenigsten greifbar, aber dennoch ein spannendes Puzzlestück.

Gerstberger schildert das karge Leben im Fischerdorf eindringlich: den harten Alltag, die raue See, aber auch das Untereinander der Dorfbewohner – inklusive der Skepsis gegenüber Neuankömmlingen.

Und obwohl es im Roman viele Dramen, Konflikte und Verletzungen gibt, strahlte die Geschichte gleichzeitig eine tiefe Ruhe aus. Fast so, als würde man mit den Figuren am Hafen sitzen, aufs Meer schauen und spüren: Das Leben ist nicht einfach, aber es ist echt.

Ein intensiver, vielschichtiger Roman über starke Frauen, Geheimnisse, Zugehörigkeit und das raue Meer – für mich eine kleine Entdeckung, die ich in kurzer Zeit verschlungen habe.

Bewertung vom 21.08.2025
Idefix und die Unbeugsamen 08
Goscinny, René;Uderzo, Albert;d'Andréa, Lison

Idefix und die Unbeugsamen 08


gut

Ich lese die Asterix und Obelix Comics sehr gerne - Idefix im Zentrum des Geschehens der Comics kannte ich bisher nicht. Der Band besteht aus 3 Kurzgeschichten, die unterhaltsam und niedlich sind. Vom Gehalt her kommen sie an das Original jedoch nicht heran.

Ich habe viel Schmunzeln müssen - abgerundet wird das ganze mit den gewohnt guten Zeichnungen, die schon Asterix&Obelix weltbekannt gemacht haben.

Insgesamt ein vergnügliches Lesen für Zwischendurch!