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Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 20.03.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


weniger gut

Der Escape Room in der historischen Burg Greifenau soll nichts weniger sein als ein Meisterwerk der künstlichen Intelligenz und der immersiven Simulationstechnologie. Unter der Leitung des Milliardärs Nevio wurde die Burg zu einem wahrhaftigen Labyrinth umgestaltet, das die Sinne der Teilnehmer auf ungeahnte Weise herausfordert. Die Gerüche sind authentisch, die Optik täuschend echt und sogar das Fühlen lässt die Grenzen zwischen Realität und Simulation verschwimmen. Man könnte fast meinen, man sei wirklich in einer mittelalterlichen Burg gefangen.

Nun soll ein Testlauf stattfinden, eine bunte Mischung an Charakteren. Da ist der Escape-Room-Besitzer Maxim, der Geschichtsprofessor Lothar, die Influencerin Isabell, Petra, die das Ticket gewonnen hat und Emil, ehemaliger Schwimmer und heute eher ein Z-Promi. Dazu das Team rund um Nevio selbst inkl. IT-Experten und Spielleiterin.

Doch bald wird klar, dass "KIsmeth", wie die KI genannt wird, seine eigenen Regeln entwickelt hat und das Verlassen der Burg bei Weitem nicht in den ursprünglichen vier Stunden vorgesehen ist. Die Aussagen und Wünsche der Teilnehmer werden mehr als wörtlich genommen, das Safe Word ignoriert und KIsmeth scheint jedes noch so schmutzige Detail aus deren Vergangenheit zu kennen. Was eigentlich ein spannender Plot sein sollte, entpuppte sich leider als ziemlich zähe und langatmige Story ohne Tiefe. Wie sonst in solchen Geschichten üblich, spielen die Charaktere leider kaum eine Rolle und geben überhaupt keine zwischenmenschlichen Interaktionen preis, erst gegen Ende kommt ein wenig sowas wie Fahrt auf und der ein oder andere zeigt Ansätze seines wahren Gesichts.

Die immer wieder ähnlichen Abfolgen in jedem neuen Raum ziehen das Buch leider arg in die Länge, immer wieder die detailgetreue Beschreibung der eigentlich immer gleichen Situationen lässt einen eigentlich nur auf eine Aufklärung warten. Ich mag Escape Rooms wirklich, aber hier mit zu rätseln war bei all den dem Leser eher unbekannten Insidern quasi unmöglich, erst gegen Ende erfährt man, warum das jetzt alles überhaupt so passiert, wie es passiert.

Die Auflösung entlockte mir dann leider auch nur noch ein "Aha.", es blieben für mich zu viele Fragen offen, die Charaktere waren farblos und die Möglichkeiten der Grundidee wurden bei Weitem nicht ausgeschöpft. Schade, da habe ich von Ursula Poznanski schon viel besseres gelesen.

Bewertung vom 14.03.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


ausgezeichnet

Yellowface - die beiden jungen Schriftstellerinnen Athena und June sind seit dem College befreundet, auch wenn man sich beim Lesen nie entscheiden kann, ob es eine tiefgründige Freundschaft war oder eine Zweckgemeinschaft, anscheinend weiß June das aber auch nicht so recht und irgendwie muss sich die Leserin/der Leser da ein eigenes Bild machen. Während Athena einen Erfolg nach dem anderen feiern darf, kommt Junes Karriere nicht so richtig in Fahrt.

Bei einem gemeinsamen Abend in Athenas Wohnung kommt es dann zum tragischen Moment, als Athena stirbt und June tatenlos dabei zusehen muss. In ihrem Schock reicht es aber dennoch für einen kurzen Moment, in dem Sie Athenas unfertiges Skript ihres neuen Werkes "Die letzte Front" mit nach Hause nimmt. Dort beschließt sie dann, dieses Buch zu vollenden und unter ihrem Namen zu veröffentlichen.

Ich habe lange kein so vielschichtiges Buch gelesen. Junes Diskrepanz zwischen schlechtem Gewissen und der fast zwanghaften Rechtfertigung, das Richtige getan zu haben, ist an manchen Stellen schwer auszuhalten. Wie weit darf man für Erfolg gehen? Sind Athenas Mittel für gute Literatur Grund genug, dass June es ihr auf andere Weise gleich tun darf? Wie weit reicht ein menschliches Gewissen, wenn es um den eigenen Erfolg geht?

Die von Kuang gewährten Einblicke in das Verlagswesen kann ich mir so lebhaft vorstellen. Es geht um's Geld und um Auflagen, wer nicht reinpasst, kommt zu kurz. Rassismus spielt im Alltag in allen Bereichen eine Rolle, Social Media gibt ohnehin den Ton an, welche Rolle Ehrlichkeit spielt, kann man in Frage stellen.

Ich bin bis zum Ende nicht sicher, wie die Charaktere June und Athena überhaupt einzusortieren sind und welche Rolle der Erfolg bei beiden spielt oder gespielt hat. Es ist auf jeden Fall ein starkes Buch, welches die Persönlichkeiten stark darstellt und jede Zeile ein Genuss ist, auch wenn ich nicht nur einmal tief Luft holen musste, teilweise vor Entsetzen oder Erstaunen, wie Menschen denn sein können. Trotz aller Charakterschwäche der Protagonistin - oder gerade deshalb - ein Buch, welches ist nicht aus der Hand legen konnte.

Bewertung vom 01.03.2024
Der Angriff / Last Line of Defense Bd.1
Gruber, Andreas

Der Angriff / Last Line of Defense Bd.1


ausgezeichnet

Hier ist das Cover Programm...so wie die Story beginnt, so geht sie auch über das gesamte Buch weiter, nämlich schnell, spannungsgeladen und immerzu vorwärts. Sofa wird von Motorradfahrern verfolgt und als sie in der Britischen Botschaft Zuflucht sucht, wird diese in Schutt und Asche gelegt. Was wollen die Verfolger und in welch brisantem Besitz ist sie, dass dies derartige Handlungen rechtfertigt?

Auf der Suche nach einer Antwort stolpert man von einem Schauplatz zum nächsten.

Pausen verschaffen einem lediglich die Rückblicke in Jaydens Vergangenheit und den Erzählungen zur Entstehung des Team Omega, die sich mit den aktuellen Ereignissen kapitelweise abwechseln, was dem ganzen zusätzlich eine gewisse Kurzweil verpasst.

Ich liebe Andreas Gruber, seine Todes- und Rache-Reihen habe ich verschlungen und so war ich doch gespannt, was dieses ganz neue Genre von ihm zu bieten hat, nicht ohne eine gewisse Skepsis. Mafia, Geheimdienst & Co. sind normalerweise nicht meine bevorzugten Themen beim Lesen. Doch Andreas Gruber hat es geschafft, dass ich dieses Buch kaum weglegen konnte, ich war einfach viel zu neugierig, wie es um das sympathische Team von Jayden, Lenny und Erik sowie Sofia weiter geht. Und wie sie in dieses Schlamassel geraten sind. Die Charaktere sind einfach wunderbar beschrieben und ausgearbeitet und wie man es von Andreas Gruber kennt, kommt man auch nicht ohne eine gewisse Portion Humor aus.

Die Kategorie Jugendthriller trifft es hier wohl am besten, heißt aber nicht, dass das Buch nicht von Erwachsenen gelesen werden kann, im Gegenteil. Wer Andreas Gruber mag, wird hier wohl genauso ankommen, wie bei seinen vorherigen Büchern. Ich freue mich auf die nächsten beiden Teile!

Bewertung vom 19.02.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


gut

Krummes Holz - ein Buch, bei dem ich nicht so recht wusste, was mich erwartet.

Jirka, der nach Jahren im Internat das erste Mal in sein Elternhaus zurückkehrt. Die Heimkehr des verlorenen Sohnes? Oder Bruders? Oder Freundes? Jirka, der auf eine Wand aus Schweigen stößt, die sich aber auch nicht so schnell auflöst, wie man es erwartet. Jirka, der mit seinen Dämonen der Vergangenheit kämpft. Jirka, der von seinen eigenen Gefühlen überfordert ist. Seit Kindertagen. Ein riesiger Haufen unaufgearbeiteter Konflikte in der Familie und keiner redet darüber.

Das ganze Buch hat eine für mich wahnsinnig destruktive Stimmung, die ich wie eine Welle vor mir hergeschoben habe. Das letzte Mal diese Art Gefühle beim Lesen hatte ich bei "Ein wenig Leben" - leider empfinde ich "Krummes Holz" aus literarischer Sicht nicht halb so stark und kraftvoll. Ich hatte teilweise Probleme, den Zeitsprüngen zu folgen, die ganze Zeit wartete ich eigentlich darauf, dass etwas passiert. So tiefgründig das Buch ist, so wenig Handlung hat es. Eine interessante Diskrepanz und auch generell sicher überhaupt nichts Schlechtes, aber damit leider nicht mein Genre.

Es las sich aber dennoch recht flüssig und ich wollte wissen, wie es weiter geht, das rettet die Sterne für mich ein wenig. Kann mir aber gut vorstellen, dass andere Leser*innen das ganz anders empfinden.

Bewertung vom 01.02.2024
Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4
Blum, Antonia

Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4


ausgezeichnet

"Geteilte Träume", der Abschlussband der Kinderklinik Weißensee-Serie, zieht geschickt Parallelen zwischen Lissis Geschichte und Marlenes Anfängen in der Klinik, und man spürt deutlich, wie sich der Kreis schließt. Die Autorin gelingt es, eine emotionale Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu knüpfen, was wieder zu einem wunderbaren Leseerlebnis führt, welches man ja bereits von den ersten drei Bänden kennt. Es beginnt in Lübars und es endet in Lübars.

Berlin-Weißensee, 1948: Elisabeth „Lissi“ Vogel kann es kaum erwarten, als Assistenzärztin an der Kinderklinik Weißensee endlich in die Fußstapfen ihrer Tante Marlene zu treten. Doch der Klinikdirektor schätzt die begabte, junge Frau wegen ihres verformten Beines, das von einer überstandenen Kinderlähmung herrührt, gering. Außerdem legt er ihr immer neue Steine in den Weg. Aber Lissi lässt sich so schnell nicht einschüchtern, genauso wie ihre Tante Marlene. Die musste in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Westberlin fliehen und dort bei null anfangen. Als sich in Berlin Fälle von Kinderlähmung häufen, wird die frisch verliebte Lissi plötzlich mit ihrer größten Angst konfrontiert und verliert den Mut, für ihre kleinen Patienten und für den Mann ihres Herzens zu kämpfen.

Das Buch zeigt einem auf recht beeindruckende Weise die Herausforderungen der Nachkriegszeit, wobei auch innerfamiliäre Differenzen nicht unberührt bleiben, ohne, dass die Autorin Partei für eine Seite ergreift. Politisch aufgeheizt kämpfen alle mit eigenen Problemen und Mauern, die sie nicht oder nur kaum beeinflussen können.

Ein zentrales Thema des Buches ist die weiterhin bestehende Benachteiligung von Frauen, trotz aller Fortschritte. Die Autorin scheut sich nicht, die Herausforderungen und Widerstände zu beleuchten, mit denen Frauen damals konfrontiert waren, trotz dass seit dem ersten Band der Serie ja bereits viele Jahre vergangen sind.

Der Hauch von (Liebes-)Kitsch, der bei dieser Art von Buch unvermeidbar ist, bleibt natürlich nicht aus. Das muss man mögen und brauche ich nicht in jedem Buch, in dieser Art Roman passt es meines Erachtens aber wirklich gut dazu. Für mich spielt bei dieser Art Büchern vor allem der historische Hintergrund eine Rolle, den die Autorin abschließend auch noch einmal persönlich erläutert, so dass man alle Ereignisse am Ende auch richtig einordnen kann.

"Geteilte Träume" regt auch dazu an, die gegenwärtige Zeit zu reflektieren. Man wird sich bewusst, in welch dankbarer Zeit wir heute leben, politisch, gesellschaftlich und gesundheitlich. Dinge, die man leider gern mal vergisst.

Insgesamt ist "Geteilte Träume" nicht nur ein Abschlussband, sondern ein eindrucksvoller Schlussakkord für die Kinderklinik Weißensee-Serie. Die einfühlsame Erzählweise, die historischen Einblicke und die lebendigen Charaktere machen einem den Abschied etwas schwer, aber man hat nicht das Gefühl, dass etwas offen geblieben ist, die Geschichte wirkt auserzählt und so bleibt die Vorfreude auf neue Werke der Autorin.

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