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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 531 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2025
True Crime in Nature
Graßmann, Farina

True Crime in Nature


sehr gut

Spannende Einblicke ins Tier- und Pflanzenreich

Dass der Kuckuck seine Eier in fremde Nester legt, hat wohl jede*r schon mal gehört. Dass dadurch aber die Nachkommenschaft des Nestbesitzers gefährdet ist, war zumindest mir nicht klar. Warum dies so ist, berichtet Farina Graßmann in „True Crime in Nature“. Doch das ist nur ein Beispiel von vielen. Die Autorin hat sich kreuz und quer im Tier- und Pflanzenreich umgesehen und skurrile „Verbrechen“ zusammengetragen.

Von Mord (sogar Serienkillern), Vergiftung, Täuschung und Betrug, Raub und Erschleichung von Dienstleistungen ist hier alles vertreten, was man sich nur vorstellen kann. Und die Tiere und Pflanzen beweisen einen ungeahnten Einfallsreichtum, wenn es um ihr Überleben bzw. das ihrer Art geht.

Ich fand das Buch sehr spannend zu lesen. Es ist leicht verständlich und mit einer Prise Humor geschrieben, wobei ich auf einige Wiederholungen gerne hätte verzichten können. Illustrationen von Cornelis Jettke im Stil des Covers runden diese fesselnde und unterhaltsame Lektüre ab.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.02.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


sehr gut

Geniale Story mit leichten Längen

Inhalt:
Irgendwo im griechischen Mittelmeer befindet sich die letzte bewohnte Insel der Welt. Alles andere Leben wurde durch einen ominösen Nebel ausgelöscht. Hier auf der Insel haben es drei Wissenschaftler*innen geschafft, eine Barriere gegen den Nebel hochzuziehen. Doch dann geschieht ein Mord, und die Barriere fällt. In 107 Stunden wird auch diese Insel verschlungen werden und die Menschheit endgültig aussterben - es sei denn, der Mörder wird gefunden. Dann wird Abi, eine künstliche Intelligenz, die das Leben der Dorfbewohner*innen steuert, die Barriere wieder hochziehen.

Meine Meinung:
Die Bücher von Stuart Turton sind immer etwas ganz Besonderes und lassen sich nicht einfach in eine Schublade stecken. Auch mit „Der letzte Mord am Ende der Welt“ berührt er diverse Genres. Am ehesten würde ich den Roman als dystopischen Krimi mit viel Gesellschaftskritik bezeichnen.

Die Handlung beginnt langsam, und zunächst waren mir viele Hintergründe absolut unklar. Ich kam mir beim Lesen vor, als würde ich im Nebel stochern. Das ist aber nicht negativ gemeint, sondern macht das Lesen umso spannender. Mit jedem neuen Kapitel steigt man mehr durch - oder auch nicht. Denn die Geschichte entwickelt sich nicht geradlinig. Unvorhersehbare Wendungen werfen einen (bzw. die Ermittlerin Emory) bei der Ermittlung des Täters immer wieder zurück. Dass Emory mit Sherlock Holmes verglichen wird, fand ich dabei etwas übertrieben, denn ganz so haarscharf sind ihre Schlussfolgerungen nicht. Trotzdem habe ich mich gerne darauf eingelassen, mich an ihrer Seite durch diesen Wirrwarr an Ereignissen zu wühlen und schließlich die Symbiose zwischen Wissenschaftler*innen und Dorfbewohner*innen zu verstehen.

Emory war mir gleich sehr sympathisch, unterscheidet sie sich doch von den übrigen durch ihre leicht rebellische Art. Während die anderen brav alles tun, was ihnen gesagt wird, hinterfragt Emory die Dinge und gibt keine Ruhe, bis sie Antworten hat. So lag es nahe, ihr die Ermittlungen zu dem Mord zu übertragen. Und Emory gibt ihr Bestes, gegen alle Lügen und Widerstände.

Von ein paar Längen im Mittelteil abgesehen, fand ich dieses Buch richtig gut. Die Hintergründe sind interessant und der Schreibstil fesselnd. Empfehlenswert für alle, die das Besondere suchen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2025
Der Sternenstaubdieb
Abdullah, Chelsea

Der Sternenstaubdieb


gut

Hat mich leider nicht gepackt

Das Cover hat mir so gut gefallen, dass ich mir das Buch näher angesehen habe. Auch die Leseprobe konnte mich noch fesseln. Aber das ganze Buch zog sich dann wie Kaugummi, um am Ende mitten in der Geschichte abzubrechen. Das war ziemlich frustrierend, zumal ich mir momentan nicht vorstellen kann, die weiteren Bände dieser Trilogie zu lesen.

Aber von vorne: Die Idee hat mir super gefallen; das World building ist toll. Aber die Erzählung fand ich ziemlich verwirrend. Immer wieder gibt es Träume, Visionen und Illusionen, die ich nicht gleich als solche erkannte. Das machte das Lesen mühsam. Und oft sind die Beschreibungen so detailliert, dass die Handlung nur sehr langsam vom Fleck kommt. Auch die Anzahl der verschiedenen Perspektiven zerfaserte die Geschichte nur, anstatt sie auf den Punkt zu bringen.

Die Magie der Dschinns fand ich sehr interessant, auch einige überraschende Wendungen sind gut gelungen. Die Sprache ist dem arabischen Setting entsprechend sehr blumig, was ich positiv finde. Es gibt Parallelen zu den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht.

Ich wollte das Buch so gerne mögen, und sicherlich wird es auch seine Fans finden - ich gehöre leider nicht dazu.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.02.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Ein literarisches Kleinod

Inhalt:
Dreißig Jahre lang waren Marlene und Rolf verheiratet, als Rolf seinem Leben wegen einer unheilbaren Krebserkrankung ein Ende setzt. Zurückgelassen fällt Marlene in ein schwarzes Loch. Alles erscheint ihr nur noch sinnlos. Dass sie ihren ehemaligen Schüler Jack in ihr Leben und sogar bei sich wohnen lässt, erweist sich schließlich als großes Glück, denn dem einfühlsamen und geduldigen jungen Mann kann sie sich endlich öffnen und aussprechen, warum sie nicht trauert, sondern vor allem wütend ist.

Meine Meinung:
Für mich ist „Was man von hier aus sehen kann“ ein literarisches Kleinod, ein Highlight, das Susann Pásztors vorherigem Roman „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ nicht nachsteht. Tod, Suizid, Trauer und Einsamkeit werden hier auf eine Weise thematisiert, dass man sich selbst gut damit beschäftigen kann, ohne dass es einen zu sehr herunterzieht. Ich bin der Protagonistin Marlene beim Lesen sehr nahe gekommen und habe sie sehr schnell in mein Herz geschlossen. Ihre Handlungsweisen konnte ich gut nachvollziehen, auch wenn ich selbst wohl oft anders gehandelt hätte, aber die Menschen sind eben verschieden.

Die Autorin versteht es meisterhaft, den emotionalen Nebel, durch den Marlene irrt, zu vermitteln. Trotzdem ist dies kein düsterer Roman, sondern einer, der zu fesseln vermag, Spannung aufweist und Mut machen kann. Wohl dosierte Prisen Humor und Leichtigkeit mildern die schwerwiegenden Themen ab und machen das Lesen zu einem großen Genuss.

Die Andeutung paranormaler Ereignisse fand ich auch ganz gelungen, obwohl mich das sonst eher stört. Doch hier passte es für mich perfekt. Das Ende kommt zwar ein bisschen schnell, aber da eigentlich auch schon alles gesagt ist, ist dagegen nichts einzuwenden.

Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2025
Die Schanze (MP3-Download)
Menz, Lars

Die Schanze (MP3-Download)


sehr gut

Vielleicht kein Thriller, aber trotzdem spannend

Inhalt:
Nach vielen Jahren kehrt Ellen in ihr Heimatdorf zurück, um dort die Arztpraxis zu übernehmen. Nach dem Abitur war sie geflohen. Kann sie nun einen Neuanfang machen? Kaum ist sie angekommen, wird an der Schanze die Leiche eines Mannes gefunden. Und Ellen hätte allen Grund gehabt, ihn zu töten …

Meine Meinung:
Lars Menz schreibt durchaus spannend, auch wenn ich dieses Buch nicht unbedingt als Thriller empfand. Ich würde es eher Spannungsroman nennen.

Dass in Ellens Vergangenheit etwas passiert sein muss, bekommt man ziemlich schnell mit. Ihr unsicheres und abweisendes Verhalten erklärt sich dadurch auch gut. So wirkt sie nicht wirklich sympathisch, aber das muss eine Protagonistin ja auch nicht unbedingt. Hauptsache, man kann ihre Verhaltensweisen gut nachvollziehen, und das war hier der Fall.

Nach einem fulminanten Prolog, in dem der erste Mord geschieht, wird es erst mal etwas ruhiger. Man lernt das Dorf kennen, die Arztpraxis, die Einwohner. Und im Hinterkopf rumort immer das Geheimnis von „damals“. Dieses entpuppt sich schließlich als genau das, was ich schon ziemlich am Anfang vermutete. Und einige Tatverdächtige werden auch mitgeliefert. So musste zur Auflösung auch keiner aus dem Hut gezaubert werden, was ich immer hasse.

Ich habe „Die Schanze“ als Hörbuch gehört. Es wird gelesen von Florens Schmidt mit einer sehr angenehmen Stimme, der ich problemlos über längere Zeit konzentriert lauschen konnte. Er macht seine Sache sehr gut und liest gut betont.

Fazit:
Alles in allem ein paar Stunden gute und einigermaßen spannende Unterhaltung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2025
Kummersee
Schwarz, Iver Niklas

Kummersee


ausgezeichnet

Konnte mich absolut fesseln

Inhalt:
1990. Beim Schwimmen im verbotenen Kummersee bei Horlow wird die neunjährige Lena unter Wasser angegriffen und von ihrem Bruder Tom gerettet. Doch der ertrinkt. Die Erwachsenen tun den vermeintlichen Angriff als Kinderfantasie ab und verbuchen Toms Tod als Badeunfall.

2023. Lena ist Polizistin und kehrt in ihr Heimatdorf zurück. Sie ist zum Schutz von zwei Vermessern abgeordnet, die eruieren sollen, ob der Salzstock beim See sich als Atommüll-Endlager eignet. Nicht nur die Einwohner des kleinen Dörfchens Horlow, sondern auch Umweltschutzaktivisten und andere gehen dagegen auf die Barrikaden und schon bald gibt es den ersten Toten. Gegen alle Widerstände ist Lena fest entschlossen, das Geheimnis des Sees endlich zu lüften.

Meine Meinung:
Iver Niklas Schwarz ist ein Name, den ich mir merken werde. Denn mit seinem Thriller-Debüt konnte er mich von Anfang bis Ende absolut fesseln. Gekonnt lässt er eine düstere Atmosphäre rund um den See und in dem kleinen Dorf Horlow an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze entstehen, die mich gnadenlos in die Handlung hineinzog.

Die Ablehnung, die Lena von allen Seiten entgegenschlägt, ist fast mich Händen greifbar, so dick ist die Luft. Nicht einmal ihre eigene Mutter ist auf ihrer Seite. Es ist die Rede von Ungeheuern, die man ruhen lassen soll, die nie an Land kommen dürfen. Die entsprechenden Einblicke in Lenas Psyche sind dabei sehr gelungen, ihre Gedanken und Gefühle für mich total nachvollziehbar. Rückblenden zur neunjährigen Lena runden das Bild ab und verstärken den Grusel in der Gegenwart.

Obwohl man als Leser*in Lena natürlich am nächsten steht, bekommt man auch ein umfassendes Bild der übrigen Beteiligten, der Polizeikollegen, der Vermesser und der Dorfbewohner. Umfassend, aber nicht vollkommen, denn die ein oder andere Person hat eine Überraschung im Gepäck. Genau wie Lena weiß man nie, wem man trauen kann. Wer steckt mit wem unter einer Decke und worum geht es im großen Ganzen?

Der Weg zur Auflösung ist spannend und mit etlichen Toten gepflastert. Mehr als ein Mal muss man um eine Figur bangen, weil sie in höchster Gefahr ist. Der Show down hat es dann so richtig in sich. Ich fand ihn schockierend und absolut beklemmend - und leider gar nicht mal so unrealistisch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.01.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


gut

Gut geschrieben, aber belanglos

Inhalt:
Eduard Brünhofer, ehemals erfolgreicher Autor von Liebesromanen, sitzt im Zug von Wien nach München, wo ihn ein unangenehmer Termin erwartet. Am liebsten möchte er seine Ruhe haben, doch die Frau mittleren Alters, die mit ihm das Viererabteil teilt, verwickelt ihn in ein Gespräch, dem er nicht entkommt.

Meine Meinung:
Ich habe die Romane von Daniel Glattauer immer sehr gerne gelesen und mich von jedem einzelnen sehr gut unterhalten gefühlt. „In einem Zug“ hat mich leider enttäuscht. Die Idee ist ja ganz originell, auch der Schreibstil ist klasse, leicht anspruchsvoll mit großartigen Ausdrücken, aber die Handlung empfand ich als ziemlich banal. Ja, es ist raffiniert, wie das Sitzgegenüber Catrin Meyr den älteren Eduard Brünhofer in ein Gespräch über die Liebe, über seine Liebe, verwickelt. Und über das Schreiben von Liebesromanen sowie über das Unvermögen, dies weiter zu tun. Die Sätze des Dialogs sind zum Teil auch ganz witzig, zum größten Teil empfand ich die Aussagen aber als absolut belanglos, nichtssagende oder allgemeingültige Phrasen, die mir keinen Mehrwert bringen. Wenn ich zynisch sein wollte, würde ich mich fragen, ob dieser Roman womöglich autobiographische Züge trägt. ;-)

Leider waren mir weder Protagonist noch Protagonistin sympathisch und ich konnte mit beiden nicht wirklich etwas anfangen. Nachdem ich mich fast durch das ganze Buch gekämpft hatte, wurde ich am Schluss dann doch noch mit einem kleinen Gag überrascht und ein bisschen versöhnt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.01.2025
What the River Knows
Ibañez, Isabel

What the River Knows


sehr gut

Ausgefallene Idee

Inhalt:
Buenos Aires, 1884. Die junge Inez erhält einen Brief ihres Onkels aus Ägypten, in dem er ihr mitteilt, dass ihre Eltern, die mit ihm bei Ausgrabungen gearbeitet haben, tot sind. Sie sind aus der Wüste nicht mehr zurückgekehrt und konnten trotz intensiver Suche nicht gefunden werden. Inez weigert sich, das einfach so hinzunehmen und reist heimlich nach Ägypten, um über den Tod ihrer Eltern Klarheit zu bekommen. Den Bemühungen ihres Onkels und seines Assistenten Whit, sie schnellstmöglich wieder nach Argentinien zu schicken, widersetzt sie sich energisch - nicht wissend, in welche Gefahr sie sich dadurch begibt.

Meine Meinung:
Nicht nur von außen (ein hinreißendes Cover und ein wunderschöner Farbschnitt in der ersten Auflage, der zusammen mit Band 2 ein ganzes Bild ergibt) kann „What the River Knows“ überzeugen, sondern auch von innen. Die Story ist außergewöhnlich und eine prima Mischung aus Fantasy, Romance, Crime und History.

Dabei entwickelt sich die Handlung zunächst gemächlich, nimmt aber bald Fahrt auf. Es ist nicht leicht zu durchschauen, wem man trauen kann und wer etwas verbirgt und falsch spielt. Das macht die Geschichte sehr spannend, denn man wird immer wieder aus dem Gleis geworfen und muss umdenken. Allerdings verhält sich Inez zuweilen sehr naiv und tappt praktisch in jede Falle, die ihr gestellt wird, obwohl sie sich andererseits als recht intelligent erweist. Trotzdem hat sie mir als Protagonistin gut gefallen, denn sie hat das Herz am rechten Fleck und lässt sich auch durch die starren gesellschaftlichen Konventionen des 19. Jahrhunderts nicht verbiegen, wenn es darum geht, ihr Ziel zu erreichen.

Ab und zu wirkt der Schreibstil ein klein wenig holprig, aber insgesamt lässt sich das Buch sehr gut lesen und genießen. Besonders die frechen Dialoge zwischen Inez und Whit haben es in sich, zumindest meistens. Von Anfang an war mir klar: Was sich liebt, das neckt sich. Die Liebesgeschichte entwickelt sich dabei ganz langsam; das ist richtig gut gemacht und schön nachzuvollziehen.

Das 1. Buch dieser Dilogie endet mit einem leichten Abschluss, wobei viele Fragen aber noch offen sind und hoffentlich im 2. Band restlos geklärt werden. Und dann ist da noch ein Cliffhanger, der mich komplett schockiert hat - eine Wendung, die ich so nie erwartet hätte, die aber einen genialen Anknüpfungspunkt für die Fortsetzung bietet. Ich freue mich schon darauf!

Die Dilogie „Geheimnisse des Nil“:
1. What the River Knows
2. Where the Library Hides (voraussichtlicher Erscheinungstermin: 01. September 2025)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.01.2025
Für immer
Lunde, Maja

Für immer


sehr gut

Leben im Stillstand

Inhalt:
Es ist ein ganz normaler Tag im Juni. Zunächst bemerkt niemand etwas Außergewöhnliches. Erst als nach einigen Tagen alles immer noch auf demselben Stand ist, merkt man auf und sucht nach den Ursachen des Stillstands. Tatsache ist, die Menschen altern nicht mehr, sie sterben nicht und entwickeln sich nicht weiter. Ist das nun gut oder schlecht?

Meine Meinung:
Ich habe dieses Buch gerne gelesen. Es hat Spaß gemacht, in die Leben so unterschiedlicher Menschen einzutauchen und den Stillstand aus verschiedenen Perspektiven zu erleben. Da ist zum Einen die Fotografin Jenny, der buchstäblich Lebenszeit geschenkt wird. Oder der Rentner Otto, der sich hingebungsvoll um seine Pflanzen kümmert. Die Krankenschwester Anne, die im Krankenhaus mit ansehen muss, wie schwerstkranke und -verletzte Menschen nicht sterben können oder Schwangere sich um ihr Baby sorgen, das im Bauch der Mutter einfach nicht weiterwächst. Oder Ellen, die in einem Beerdigungsinstitut angestellt ist und nun jede Menge Freizeit hat, da keiner stirbt. Durch die Augen all dieser Menschen zeigt Maja Lunde uns das Leben in seiner Vielfalt.

Durch die Anzahl der einzelnen Lebensgeschichten geht aber leider keine allzu sehr in die Tiefe. Sie laufen lange Zeit einfach nebeneinander her. Erst gegen Ende werden sie verknüpft. Und gerade diese Verknüpfung fand ich dann nicht wirklich gelungen.

Im Großen und Ganzen möchte ich diesen Roman aber gerne empfehlen, denn er gibt viele Anstöße, über das eigene Leben und das eigene Verhalten nachzudenken.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.01.2025
Wackelkontakt
Haas, Wolf

Wackelkontakt


sehr gut

Ein Roman in Escher-Format

Inhalt:
Franz Escher wartet auf den Elektriker, weil seine Steckdose einen Wackelkontakt hat. Unterdessen liest er ein Buch über einen Mafioso, der als Kronzeuge ausgesagt hat und nun in Italien im Gefängnis auf seine Entlassung in ein Zeugenschutzprogramm wartet. In der Zwischenzeit liest er ein Buch über einen gewissen Franz Escher, der auf den Elektriker wartet …

Meine Meinung:
Die Idee dieses Romans in Form eines Werkes des Künstlers M. C. Escher gefiel mir ausgesprochen gut. Handwerklich ist dies genial gelungen. Die Perspektivwechsel reihen sich nahtlos aneinander. Man wechselt so mühelos von einem Strang zum anderen, ohne dass es großartig markiert wird, und trotzdem weiß man stets, wessen Buch man gerade liest.

Allerdings empfand ich den Anfang beider Geschichten, die hier ineinander verschlungen sind, als recht unspektakulär, fast schon langweilig. Mit jeder Seite steigert sich allerdings die Dynamik und etwa ab der Hälfte des Romans war ich vom Verlauf vollauf begeistert. In immer engeren Windungen umschlingen sich die Lebensgeschichten von Escher und Elio Russo alias Marko Steiner.

Besonders gut gefielen mir auch die Wortspiele und sprachlichen Betrachtungen, die Wolf Haas hier anstellt. Weniger gut gelungen ist leider das Cover, das zwar perfekt zum Titel passt, mir aber Migräne verursacht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.