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wampy
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Issum

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Insgesamt 71 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2025
Bittere Nacht / LKA Hamburg Bd.2
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Bittere Nacht / LKA Hamburg Bd.2


sehr gut

Härter und direkter als der erste Band, aber nicht besser

Buchmeinung zu Nikolas Kuhl & Stefan Sandrock – »Bittere Nacht«

»Bittere Nacht« ist ein Kriminalroman von Nikolas Kuhl & Stefan Sandrock, der 2025 bei Rowohlt erschienen ist. Dies ist der zweite Band der LKA Hamburg-Reihe.

Zum Autor:
Stefan Sandrock, geb. 1976 in Bilbao, arbeitet für den NDR und kuratiert Ausstellungen.
Nikolas Kuhl, geb. 1986 in Münster, schreibt Drehbücher und ist Kopf der Musikband Giant Crow.

Zum Inhalt:
Die Ermittler Juha Karhonen und Lucas Adisa vom LKA Hamburg ermitteln in zwei Tötungsdelikten an Geschäftspartnern, aber die Suche nach Motiv und Täter gestaltet sich schwierig.

Meine Meinung:
Meine Erwartungen waren sehr hoch, da mir der erste Band ausgezeichnet gefallen hatte. Der Einstieg war spektakulär mit einer Wasserleiche und einem Opfer in einer Sauna, deren Leiden live übertragen wurde und die Ermittler in Aufruhr versetzte. Auch im weiteren Verlauf gab es Szenen von unglaublicher Gewalt gepaart mit Gefühlskälte der Protagonisten. Dies war mir doch etwas zu viel, auch wenn Einschübe aus dem Privatleben der Kommissare für Entspannung sorgten. Der Grundton blieb dunkel und die Kommissare stocherten im Dunkel herum. Lucas fühlt sich zu einer Verdächtigen hingezogen und gerät in Problemen mit den Dienstvorschriften und wird schließlich von den Ermittlungen freigestellt. Seine Aufgaben werden von Kollegen übernommen und Juha diskutiert den Fall nun meist mit seiner Kollegin Selma, die einen positiven Akzent setzen konnte. Ein positives Element waren auch die Einschübe mit einem asiatisch stämmigen Privatdetektiv, der seine Spiele mit den Ermittlern trieb.
Wie gewohnt wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven vorgetragen und der Leser erlebt die Gefühle der agierenden Personen intensiv mit. Die Handlung ist verschachtelt und spielt auf drei Zeitebenen. Ein Bootsausflug 2017 in Spanien und ein Erholungskurs von vor einem halben Jahr bleiben vorerst unklar, gewinnen aber an Bedeutung. In der Jetztzeit wird atmosphärische Handlung aus Hamburg und Umgebung präsentiert. Das Erzähltempo und die Spannung sind moderat, nehmen aber zum Ende hin deutlich zu. Es gibt etliche überraschende Wendungen und erst mit Verzögerung werden die wahren Vorgänge klar. Der Showdown auf der gefrorenen Wasserfläche wirkte auf mich etwas überzogen. Der aktuelle Fall und die Vorgänge in der Vergangenheit werden vollständig und nachvollziehbar aufgelöst. Mich hat dieser Band trotz einiger Abstriche sehr gut unterhalten und ich bin gespannt, wie es mit dem Team des LKA weitergehen wird.

Fazit:
Meine hohen Erwartungen konnte dieser Titel nicht vollständig erfüllen und blieb deutlich hinter dem ersten Band zurück. Trotzdem habe ich mich sehr gut unterhalten und bewerte das Buch mit vier von fünf Sternen 80 von100 Punkten). Ich kann dieses Buch allen Krimifreunden empfehlen.

Bewertung vom 31.08.2025
Gesetz des Midas - Wiener Abgründe (eBook, ePUB)
Lorath, Peter

Gesetz des Midas - Wiener Abgründe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein herausragender historischer Krimi

Buchmeinung zu Peter Lorath – »Gesetz des Midas«

»Gesetz des Midas« ist ein historischer Kriminalroman von Peter Lorath, der 2025 bei between pages by Piper erschienen ist. Dies ist der dritte Band um den Sonderermittler Leopold Kern.

Zum Autor:
Der gebürtige Wiener Peter Lorath, im Hauptberuf Arzt, beschäftigt sich seit einigen Jahren mit den politischen und gesellschaftlichen Zuständen im Wien des Fin-de-Siècle. 2022 erschien sein erster historischer Kriminalroman um den Sonderermittler Leopold Kern, der es gleich auf die Shortlist des Leo-Perutz-Preis geschafft hat.

Zum Inhalt:
Wien 1881: Nach der Ermordung des russischen Zaren fürchtet der Polizeipräsident ein Attentat aus dem Arbeitermilieu, zumal der Fall eines ermordeten Ziegelarbeiters Ungereimtheiten aufweist.

Meine Meinung:
Bisher hatte ich kein Buch von Peter Lorath gelesen und ich wurde positiv überrascht. Atmosphäre und Setting haben mich sofort in das Wien von 1881 gebracht. Leopold Kern ist Sonderermittler des Wiener Polizeipräsidenten Marx und ist meist auf sich allein gestellt. Er ist in der Halbwelt gut vernetzt und nimmt im Zweifel auch große Risiken in Kauf. Unterstützt wird er vom Herrn Johann, der sein Leben als Diener in besseren Kreisen verbracht hat. Beeindruckend und zugleich erschreckend ist das Bild der Arbeits- und Lebensbedingungen der Ziegelarbeiter und ihrer Familien. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, aber meist begleitet der Leser den sympathischen Sonderermittler. Viele der Figuren, denen Leo begegnet, agieren undurchsichtig und sind mit Ecken und Kanten gezeichnet. Die Handlung beinhaltet etliche Szenen voller Gewalt und Grausamkeiten, manchmal allerdings auch einen Hauch Romantik. Etliche Nebenhandlungen sorgen für kurzzeitige Entspannung. Leopold Kern agiert nicht fehlerfrei und manchmal bricht sein Temperament durch. Die Spannung nimmt stetig zu und Leo und Herr Johann geraten in scheinbar ausweglose Situationen.
Mich hat dieses Teil hervorragend unterhalten, weil es einerseits spannend ist und andererseits ein glaubwürdiges Bild der damaligen Zustände zeichnet. Lesenswert und interessant sind die Anmerkungen des Autors am Ende des Buches.

Fazit:
Dieser Titel konnte mich mit Handlung, Figurenzeichnung, historischen Beschreibungen, Spannungskurve und Schreibstil begeistern. Auch dank der Hauptfigur ist dies mein Lesehighlight des Jahres. Deshalb bewerte ich diesen Titel mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 28.08.2025
Eden (eBook, ePUB)
Wagner, Jan Costin

Eden (eBook, ePUB)


sehr gut

Verlustbewältigung

Buchmeinung zu Jan Costin Wagner – »Eden«

»Eden« ist ein Roman von Jan Costin Wagner, der 2025 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist.

Zum Autor:
Jan Costin Wagner, geboren 1972, lebt als Schriftsteller und Musiker bei Frankfurt am Main.

Zum Inhalt:
Markus, Kerstin und ihre Tochter Sophie sind eine glückliche Familie bis Sophie bei einem Anschlag auf ein Konzert getötet wird. Markus und Kerstin stehen vor einem Scherbenhaufen und müssen einen Weg finden, das Geschehene zu verarbeiten.

Meine Meinung:
Dieses Buch widmet sich dem schwierigen Thema der Bewältigung von Verlusten. Zu Anfang erleben wir eine glückliche Familie samt Sophies Schulfreund Tobias. Dann die Fahrt zum Konzert und das Attentat, dass der Vater Markus vor Ort miterleben muss. Wie man später eher beiläufig erfährt, rettet Vater Markus einem Mädchen als Ersthelfer das Leben. Markus ist ein besonderer Mensch, der akkurat das Beste tun will. Der Verlust seiner Tochter trifft ihn so hart, dass er die Auswirkungen auf seine Ehefrau nicht bemerkt und ihr nicht zur Seite steht. Markus und Kerstin finden keinen gemeinsamen Weg, um den Verlust zu verarbeiten. Sie sind noch nicht einmal in der Lage, sich gegenseitig zu helfen. Auch Schulfreund Tobias leidet unter dem Verlust, zumal die Ehe seiner Eltern zerbrochen ist. Er sucht die Nähe zu Markus und beide reden viel miteinander. Diese Abschnitte haben mich berührt und zum Nachdenken angeregt. Markus Annäherung an die Täterfamilie konnte mich hingegen weniger überzeugen.
Die Geschichte wird aus etlichen Perspektiven erzählt, so dass der Leser die Ansichten und Gefühle der Figuren gut nachvollziehen kann. Schwierigkeiten bereitete mir der Erzählstil, der oft Sätze und Gedanken unvollendet lässt.

Fazit:
Mich hat dieser Titel in weiten Teilen zum Nachdenken gebracht und deshalb bewerte ich ihn mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und gebe eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 21.08.2025
Die Sünden von Warwick House   Der fesselnde historische Krimi im düsteren Regency London
Harris, C. S.

Die Sünden von Warwick House Der fesselnde historische Krimi im düsteren Regency London


ausgezeichnet

Ein weiterer Höhepunkt der Reihe

Buchmeinung zu C. S. Harris – »Die Sünden von Warwick House«

»Die Sünden von Warwick House« ist ein Historischer Kriminalroman von C. S. Harris, der 2025 im dp Verlag in der Übersetzung von Angelika Lauriel erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Why Kill the Innocent« und ist 2018 erschienen. Dies ist der dreizehnte Band in der Serie um Sebastian St. Cyr.

Zum Autor:
C. S. Harris, auch bekannt als Candice Proctor und C. S. Graham, ist die USA-TODAY-Bestsellerautorin von mehr als zwei Dutzend Romanen, darunter die historische Krimi-Bestsellerserie rund um Sebastian St. Cyr. Als ehemalige Akademikerin mit einem Doktortitel in europäischer Geschichte hat Candice einen Großteil ihres Lebens im Ausland verbracht und in Spanien, Griechenland, England, Frankreich, Jordanien und Australien gelebt. Heute wohnt sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem pensionierten Armeeoffizier Steven Harris, in New Orleans, Louisiana.

Zum Inhalt:
London, 1814. Während ein grausamer Winter die Stadt in eisigem Griff hält, findet Hero St. Cyr die Leiche der jungen Musikerin Jane Ambrose halb begraben in einer Schneewehe. Jane Ambrose war als Musiklehrerin für Prinzessin Charlotte tätig. Sebastian St. Cyr, Viscount Devlin, und seine Frau Hero nehmen gegen den Widerstand des Palastes die Ermittlungen auf..

Meine Meinung:
Der Tod einer jungen Frau, die für die Thronfolgerin arbeitete, beschäftigt natürlich auch Lord Jarvis, den mächtigsten Mann im Reich. Er möchte keine Ermittlungen, aber Sebastian und Hero wollen den Mörder überführen. Bei ihren Nachforschungen stoßen Sebastian und Hero auf Spione, vertuschte Finanzskandale, Diplomaten mit zweifelhaftem Ruf, ehrgeizige Politiker und marode Familienverhältnisse in mehr als einer Familie. Niemand sagt die Wahrheit und die Motive dafür sind nur in Teilen ehrbar. Historisch spielen die Beziehungen der Prinzessin zum Hause Oranien, der Jahrmarkt auf der zugefrorenen Themse, der rabiate Umgang der Regierung mit seinen Untertanen und die unglaublichen Beschränkungen, denen Frauen unterliegen, eine Rolle. Auch diesmal ist es eine spannende und mit überraschenden Wendungen gespickte Geschichte geworden. Sebastian und Hero geraten in große Gefahr und müssen sich ihrer Feinde erwehren. Die Handlung ist voller Gewalt und eher zufällig stoßen die Ermittler auf die richtige Spur. Am Ende steht ein vollständig und nachvollziehbar gelöster Fall.
Die Geschichte ist fesselnd, atmosphärisch und flüssig erzählt und das gezeichnete Bild der Zustände im London jener Zeit lässt mich erschaudern. Die Figuren sind meist mit reichlich Grautönen gezeichnet. Dieser Band ist für mich ein Höhepunkt der Reihe.

Fazit:
Dieser historische Kriminalroman hat mich trotz der harten Thematik sehr gut unterhalten und hat mich in fast jeder Hinsicht überzeugt. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 18.08.2025
Gerächt sein sollst du / Die Morde von Kristinestad Bd.1
Tuokko, Kaisu

Gerächt sein sollst du / Die Morde von Kristinestad Bd.1


gut

Idylle kombiniert mit verstörender Gefühlskälte

Buchmeinung zu Kaisu Tuokko – »Gerächt sein sollst du«

»Gerächt sein sollst du« ist ein Kriminalroman von Kaisu Tuokko, der 2025 bei Aufbau Taschenbuch in der Übersetzung von Anu Katariina Lindemann erschienen ist. Der Titel der finnischen Originalausgabe lautet »Kosto« und ist 2023 erschienen.

Zum Autor:
Kaisu Tuokko ist eine finnische Schriftstellerin, die in Kristinestad aufgewachsen ist. Und nun in Helsinki lebt.

Zum Inhalt:
In Kristinestad wird die Leiche des siebzehnjährigen Jonas im Wasser gefunden. Journalistin Eevi Manner und Kriminalkommissar Mats Bergholm, die als Jugendliche befreundet waren, beginnen zu ermitteln.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich zu Beginn mit Atmosphäre und angenehmem Schreibstil positiv überrascht. Es herrscht trotz der idyllischen Umgebung ein dunkler Grundton vor, der zu diesem Nordic Noir passt. Eevi Manner ist eine engagierte Journalistin mit etlichen privaten Problemen, die sympathisch wirkt. Ihre Stärke ist der Vertrauensaufbau zu potentiellen Gesprächspartnern, die ihr Zugang zu vielen vertraulichen Informationen liefert. Besonderes Augenmerk liegt, auch aus eigenen leidvollen Erfahrungen, auf die unterdrückte Rolle der Frauen in Finnland. Kommissar Mats Bergholm hat Eheprobleme und wird mit der Ermittlungsleitung betraut. Seine Mitarbeiter haben Stärken und Schwächen, kommen aber nur schleppend voran. Diese Figuren sind interessant und glaubwürdig gezeichnet. Etliche Betroffene und Zeugen zeigen eine verstörende Gefühlskälte und wirken wie Marionetten. Der Toter wechselt im Laufe der Geschichte mehrmals zwischen Opfer und Täter und wirkt wie eine ganz arme Sau, wie man bei uns sagen würde. Ermittlungsfortschritte kommen oft aus dem Nichts und wirken oft zufällig. Weiterhin wurden immer mehr Problematiken angesprochen und der Plot wirkte überladen. Zudem wirkte der immer wieder angesprochene unerfüllte Kinderwunsch der Journalistin nervig auf mich. Stellenweise ging die Spannung in den Keller, weil der Fokus auf eine der vielen Nebenhandlungen lag. Erst gegen Ende nahm die Handlung Fahrt auf und Spannung und Tempo stiegen deutlich. Nach einigen überraschenden Wendungen gab es eine nachvollziehbare Auflösung ganz im Sinne des Nordic Noir.

Fazit:
Dieser finnische Küstenkrimi kann mit Atmosphäre, Schreibstil und interessanten Hauptfiguren punkten, verliert sich aber auch (zu) oft in den vielen Nebenhandlungen. Deshalb bewerte ich diesen Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten), sehe aber durchaus Potential für mehr.

Bewertung vom 12.08.2025
Ihr habt es gut, ihr habt ja mich / Online-Omi Bd.21
Bergmann, Renate

Ihr habt es gut, ihr habt ja mich / Online-Omi Bd.21


sehr gut

Die Online-Omi hat einen weiteren Fan gewonnen

Buchmeinung zu Renate Bergmann – »Ihr habt es gut, ihr habt ja mich«

»Ihr habt es gut, ihr habt ja mich« ist ein Roman von Renate Bergmann, der 2025 bei Rowohlt Taschenbuch erschienen ist. Dies ist bereits der zwanzigste Band um die Online-Omi.

Zum Autor:
Renate Bergmann ist ein Pseudonym des Autors Torsten Rohde.
Torsten Rohde, Jahrgang 1974, hat in Brandenburg/Havel Betriebswirtschaft studiert und als Controller gearbeitet. Sein Social-Media-Account @RenateBergmann entwickelte sich zum Internet-Phänomen.

Zum Inhalt:
Renate Bergmann, geb. Strelemann, 82, lebt in Berlin-Spandau. Sie war Reichsbahnerin, kennt das Leben vor, während und nach der Berliner Mauer und hat vier Ehemänner überlebt. Renate Bergmann ist Haushalts-Profi und Online-Omi. Eigentlich möchte sie nur ihren Schwiegersohn in Schönweide unterstützen, aber dann will sie örtliche Probleme angehen und kandidiert für den Gemeinderat. Meist sind es alltägliche Dinge und Probleme, zu denen Renate Bergmann ihre Meinung äußert.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mir von Anfang an sehr gut gefallen. Die Protagonistin Renate Bergmann ist eine echte Sympathieträgerin, die zu fast allem eine Meinung hat, die sie auch kund tut. Sie agiert mit einer gewissen Bauernschläue, die auf ihren vielfältigen Erfahrungen beruht. Dabei bleibt sie immer positiv, sammelt Informationen und überlegt, was man verbessern könnte. Interessant sind ihre Gedanken, wie sie Tochter und Schwiegersohn unterstützen kann, ohne aufdringlich zu wirken. Zudem schafft sie es, Bekannte zur Mithilfe zu ermuntern. Einfach köstlich die Beschreibung des Umbaus einer ungenutzten Telefonzelle zu einer Buchstation. Doch auch ernste Dinge wie die schlechter werdende Versorgungslage auf dem Lande werden angesprochen und auch hier entwickelt Renate Bergmann eigene Ideen wie die des Kümmerers.
Manche Figuren sind bewusst überzeichnet und sorgen für lustige Szenen. Besonders ist aber vor allem die Sprache, in der moderne Dinge absichtlich falsch genannt werden. Händi und Finstergramm bringen so ein Lächeln in mein Gesicht. Handlung und Sprache sind leicht verdaulich und haben mir viel Lesevergnügen bereitet.

Fazit:
Mich hat dieser humoristisch geprägte Titel positiv überrascht und viel Lesevergnügen bereitet. Deshalb bewerte ich das Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 08.08.2025
Signora Commissaria und die kalte Rache / Commissaria Giulia Ferrari Bd.3 (eBook, ePUB)
Oetker, Alexander

Signora Commissaria und die kalte Rache / Commissaria Giulia Ferrari Bd.3 (eBook, ePUB)


gut

Fast schon ein Cozy

Buchmeinung zu Alexander Oetker – »Signora Commissaria und die kalte Rache«

»Signora Commissaria und die kalte Rache« ist ein Kriminalroman von Alexander Oetker, der 2025 bei Atlantik erschienen ist. Dies ist der zweite Band der Reihe um Commissaria Giulia Ferrari, die in Florenz ermittelt.

Zum Autor:
Alexander Oetker, geboren 1982, ist Bestsellerautor und TV-Journalist, als Frankreich-Experte von RTL und n-tv berichtet er seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift Der Feinschmecker. Er lebt mit der Familie zwischen Brandenburg, Berlin und der französischen Atlantikküste.

Zum Inhalt:
In Florenz werden junge Frauen nachts verfolgt und Vermisstenplakate um ihre Wohnung herum angebracht. Es sind bereits mehr als ein Dutzend Fälle und dann verschwindet das nächste Opfer spurlos. Commissaria Giulia Ferrari und ihr Team um den blinden Polizisten Enzo und den Wirt und ehemaligen Kripobeamten Luigi ermitteln mit Hochdruck.

Meine Meinung:
Giulia, Luigi und Enzo wirken sympathisch und kompetent. Sie harmonieren gut, sind hartnäckig und haben ein Faible für gutes Essen. Hier kommt der Restaurantkritiker im Autor zum Tragen. Der Schreibstil ist fesselnd und eindringlich, aber auch leicht verdaulich. Dieser Fall ist deutlich ruhiger als der erste Band.
Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt und insbesondere die Szenen aus der Sicht der Verfolgten vermitteln eindringlich die Gefühle der jungen Frauen. Es braucht einige Zeit bis sich eine erfolgversprechende Spur findet. Doch diesmal wird die Verfolgte entführt und das Tempo erhöht sich danach deutlich.
Gefallen haben mir die atmosphärischen Beschreibungen von Florenz, den Sehenswürdigkeiten und den Speisen, die Lust auf einen Urlaub wecken. Weniger gelungen fand ich die Figurenzeichnung fast ohne Grautöne. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Als Bruch empfand ich die Einbindung der Mafia in die Handlung, zumal die Auswirkungen erst in späteren Folgen spürbar werden.

Fazit:
Mich hat dieses Buch des Autor trotz einiger deutlich spürbaren Schwächen gut unterhalten, zumindest bis zur Einbindung der Mafia. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Empfehlen kann ich das Werk als atmosphärischen Urlaubskrimi, aber die in Frankreich spielen Krimis des Autors haben mir besser gefallen.

Bewertung vom 07.08.2025
Sunshine Killer
Waltz, Franziska; Schönhofer, Claus; Peter, Norbert

Sunshine Killer


sehr gut

Atmosphärische Kurzkrimis aus dem sommerlichen Wien

Buchmeinung zu Franziska Waltz, Claus Schönhofer und Norbert Peter – »Sunshine Killer«

»Sunshine Killer« ist ein Sammlung von neun sommerlichen Kurzkrimis, die von Franziska Waltz, Claus Schönhofer und Norbert Peter geschrieben worden sind. Das Buch ist 2025 bei echomedia buchverlag erschienen.

Zum Autor:
Waltz, Franziska: Kommunikationswissenschaftlerin, Filmproduzentin und Buchautorin. Schreibt lieber im Winter, um im Sommer besser morden zu können. Da ist sie als Wasserliebhaberin oft auf Gelsenjagd und entwickelt dabei mörderische Hirngespinste, die sie in ihren Krimis auslebt. Schönhofer, Claus: Buch- und TV-Autor, Kabarett-Regisseur. Liebt den Sommer, weil man unterm Sonnenschirm so gemütlich seinen Mord-Fantasien nachhängen kann. Wer hatte bei 39 Grad im Schatten an einem Sonntag in einem Wiener Freibad noch keine Mordgelüste?
Peter, Norbert: Autor und Kabarettist. Ist auf Kriegsfuß mit der Sommerhitze. Folgerichtig neigen dann auch seine literarischen Figuren dazu, ihre Gefühle nicht immer unter Kontrolle zu haben. Das Ergebnis sind in Satire gegossene Verbrechen.

Zum Inhalt:
Jeder der drei Autoren hat drei Kurzkrimis beigesteuert, die alle im sommerlichen Wien spielen.

Meine Meinung:
Auf dieses Buch bin ich durch das faszinierende Cover aufmerksam geworden. Zudem mag ich Kurzgeschichten und Kurzkrimis. Die einzelnen Geschichten haben mich durch die Bank gut unterhalten und Lesevergnügen bereitet. Mal ist es die atmosphärische Schilderung, mal eine gelungene Idee, die mir gefallen hat. Die Figuren sind nicht sonderlich tief gezeichnet und extreme Spannung sucht man auch vergebens. Trotzdem entsprach das Buch meinen Erwartungen mit seiner positiven Grundstimmung, den angenehmen und leicht verdaulichen Handlungen und Erzählstilen. Stellenweise habe ich mich schwitzend vor Ort in Wien gefühlt. Was will man mehr!

Fazit:
Eine Sammlung gefälliger und leicht verdaulicher Kurzkrimis mit Atmosphäre und der ein oder anderen überraschenden Wendung. Gerne bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 05.08.2025
Not Quite Dead Yet (eBook, ePUB)
Jackson, Holly

Not Quite Dead Yet (eBook, ePUB)


sehr gut

Dunkle Familiengeheimnisse

Buchmeinung zu Holly Jackson – »Not Quite Dead Yet«

»Not Quite Dead Yet« ist ein Kriminalroman von Holly Jackson, der 2025 bei Bastei Lübbe in der Übersetzung von Rainer Schumacher erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Not Quite Dead Yet« und ist 2025 erschienen.

Zum Autor:
Holly Jackson ist die preisgekrönte Autorin der NEW-YORK-TIMES-Bestsellerreihe A GOOD GIRL'S GUIDE TO MURDER, die mit Millionen verkaufter Exemplare weltweit für Aufsehen sorgte und auch als Netflix-Serie internationalen Erfolg feierte. Holly Jackson lebt in London.

Zum Inhalt:
Jet Marson ist 27 Jahre alt, als sie im Haus ihrer Eltern überfallen und tödlich verletzt wird. In spätestens einer Woche wird ein tödliches Aneurysma Jet umbringen. Bis dahin will sie ihren Mörder überführen.

Meine Meinung:
Zu Beginn hat mich dieses Buch begeistert mit einer grandiosen Grundidee, viel Tempo und einer besonderen Hauptfigur. Es brauchte das erste Kapitel, um die Hauptfigur Jet wenig sympathisch erscheinen zu lassen. Dann der Anschlag und alles ändert sich. Jet erwacht im Krankenhaus und erfährt, dass sie ohne Operation in etwa einer Woche sterben wird und eine Hirn-Operation bietet auch keine bessere Chance. Sie ergreift die Initiative und will nun ihren eigenen Mörder überführen.
Zusammen mit Billy, ihrem Freund aus Kindertagen macht sich Jet auf die Suche. Dies bringt einen Schuss Romantik in die Geschichte und Billy ist die einzige Person, der Jet vorbehaltlos vertraut. Bald finden sie einige dunkle Familiengeheimnisse, aber ein Motiv finden sie nicht. Sprachlich gibt es einige Häppchen Sarkasmus und schwarzen Humor, die sich aber schnell abnutzen. Im krassen Gegensatz dazu stehen einige Bilder, wenn z. B. Jet und Billy ein Fundament zerstören. Manchmal habe ich schon gestaunt, zu welchen körperlichen Leistungen Jet noch fähig war. Die Polizeiermittlungen liefern keine Ergebnisse, aber die aufgedeckten Familiengeheimnisse sind erschütternd. Nach einigen Tagen geht es Jet deutlich schlechter und auch ihr Vertrauen in Billy schwindet. In der Woche nach Jets Tod wird der Täter nachvollziehbar überführt und Jets Ermittlungen haben wesentlich dazu beigetragen.
Nahezu ausschließlich erlebt der Leser die Handlung aus der Sicht Jets. Ihre Gefühle und ihr Tun prägen die Erzählung und trotzdem bin ich ihr nicht wirklich nahe gekommen.
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und die Spannung hat sich bis zum Ende gehalten. Im Laufe der Geschichte ist mir Jet mehr und mehr sympathisch geworden, während es sonst fast nur wenig sympathische Figuren gegeben hat.

Fazit:
Ein spannender Krimi mit einer faszinierenden Grundidee, der aber zum Ende hin nachlässt. Meine Bewertung für den Titel sind vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und aufgrund der Grundidee kann ich eine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 28.07.2025
Das Teufelshorn
Nicholas, Anna

Das Teufelshorn


gut

Zu starke Hauptfigur

Buchmeinung zu Anna Nicholas – »Das Teufelshorn«

»Das Teufelshorn« ist ein Kriminalroman von Anna Nicholas, der 2025 bei Diogenes in der Übersetzung von Alexandra Berlina und Eva Regul erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »The Devil’s Horn« und ist 2019 erschienen.

Zum Autor:
Anna Nicholas, geboren 1961 in Rochester, Kent, studierte Englische Literatur und Altphilologie, bevor sie unter anderem für das ›Guinnessbuch der Rekorde‹ die Public Relations verantwortete. Nach vielen Jahren auf Reisen lebt sie heute als freie Autorin auf Mallorca.

Zum Inhalt:
Isabel Flores betreibt eine Hausvermietungsagentur auf Mallorca. Als ein Kind entführt wird bittet sie ihr ehemaliger Kollege Hauptkommissar Tolo Cabot um Hilfe und als in ihrem Dorf ein alter Mann umgebracht wird, bittet der Bürgermeister Isabel um Unterstützung.

Meine Meinung:
Der Einstieg hat mir sehr gefallen mit einer sympathisch wirkenden Hauptfigur und dem Flair eines dörflichen Mallorca. Isabel Flores ist in ihrem Dorf akzeptiert und geachtet. Sie geniest ihren Job und ihr Leben. Sie hat sehr gute Kontakte, ist aufmerksam und ihre Intuition ist ihr bestes Kapital. Verständlich, dass sie bei der Kindesentführung und dem Mord um Unterstützung gebeten wird. Dann kümmert sie sich auch noch um zwei zusammengeschlagene Fischer und eine verängstigte junge Frau und bei der Organisation des Dorffestes mischt sie auch noch mit. Das war mir dann einfach zu viel der Aufgaben für eine einzelne Person. Sie widmet sich all diesen Aufgaben und liefert mehr Ergebnisse als die Kriminalpolizei und die Guardia. Welch eine tolle Frau und fast erwartet startet sie noch einen Alleingang. Zu diesem Zeitpunkt hatte mein Lesevergnügen schon einen herben Dämpfer erfahren. Am Ende sind alle Fälle sauber und nachvollziehbar gelöst. Jeder dieser Fälle war eindrucksvoll und spannend, aber zusammen war es schlicht zu viel. Selbst der Schuss Romantik am Ende des Buchs hat mich eher gestört als überzeugt.

Fazit:
Ein Krimi mit einer interessanten Lokation, einer sympathischen Hauptfigur und einem angenehmen Schreibstil, dessen Heldin aber Superwoman und Wonderwoman alt aussehen lässt. Hier wäre weniger deutlich mehr gewesen. So fällt meine Bewertung auf drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) zurück. Jeder mag selbst entscheiden, ob ihm dieser Stil gefällt.