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Jasika

Bewertungen

Insgesamt 716 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2025
Die fieseste Lehrerin der Welt
Rylance, Ulrike

Die fieseste Lehrerin der Welt


ausgezeichnet

Schon der Titel macht neugierig – und Frau Fröhlich wird dieser Bezeichnung mehr als gerecht. Was sie im Klassenzimmer veranstaltet, treibt nicht nur Paul und seinen Freund Theo zur Verzweiflung, sondern auch den Leser. Die absurden Verbote, die immer weiter eskalieren, sorgen für eine Mischung aus Lachen, Kopfschütteln und ungläubigem Staunen.

Ulrike Rylance erzählt die Geschichte aus Pauls Sicht – frech, witzig und voller Beobachtungen, die Kindern aus dem Schulalltag nur zu vertraut sind. Gerade deshalb fühlt man sich schnell in die Handlung hineingezogen. Wer selbst schon mal einer strengen oder ungerechten Lehrkraft begegnet ist, wird hier manches Déjà-vu erleben – so wie bei uns, denn auch meine Tochter hatte in der Grundschule eine eher „unfreundliche“ Lehrerin.

Die Illustrationen – besonders die eingestreuten Notizzettel – sind ein echtes Plus. Sie lockern den Text auf, fangen den Humor wunderbar ein und machen das Buch auch für weniger leseerfahrene Kinder attraktiv.


Spannung, Witz und ein Hauch Geheimnis halten die Geschichte bis zum Schluss lebendig, auch wenn das Ende sicher nicht jedem gleich gefallen wird. Für uns war es vor allem ein Aufhänger für viele Gespräche nach dem Lesen. Wir können uns eine Fortsetzung sehr gut vorstellen!


Fazit:

Eine schräge, turbulente Schulgeschichte, die mit originellen Ideen und einer ordentlichen Portion Humor punktet – perfekt zum Vorlesen oder für geübte Selbstleser ab etwa 9 Jahren.

Bewertung vom 09.08.2025
Die unergründlichen Wege einer Lady / Bevelstoke Bd.2
Quinn, Julia

Die unergründlichen Wege einer Lady / Bevelstoke Bd.2


sehr gut

Gerüchte, Klatsch und ein wenig Spionage – Julia Quinn liefert mit dem zweiten Band ihrer Bevelstoke-Reihe erneut eine unterhaltsame Mischung aus Witz, Charme und romantischem Knistern. Lady Olivia Bevelstoke hört ein skandalöses Gerücht: Ihr neuer Nachbar Sir Harry Valentine soll seine Verlobte ermordet haben. Neugierig bezieht sie einen Beobachtungsposten am Fenster – und wird prompt von ihm ertappt. Harry macht ihr unmissverständlich klar, dass sie als Spionin völlig untauglich ist. Doch in seinen Augen liegt etwas, das Olivias Herz gefährlich schneller schlagen lässt.

Julia Quinn versteht es einmal mehr, ihre Figuren mit spritzigen Dialogen, ironischem Unterton und einem Schuss Selbstironie zum Leben zu erwecken. Besonders die Wortgefechte zwischen Olivia und Harry sind ein Vergnügen – mal neckend, mal bissig, aber immer mit diesem unterschwelligen Charme, der Quinns Romane so unverwechselbar macht. Die Autorin überzeichnet manche Situationen bewusst, was der Geschichte einen leichtfüßig-theatralen Ton verleiht.

Olivia ist eine liebenswerte Mischung aus Mut, Neugier und einer Prise Naivität. Sie hat ihren eigenen Kopf, aber manchmal fehlt ihr der Blick für die Folgen ihres Handelns – was für amüsante Momente sorgt. Harry dagegen ist charmant, ein wenig geheimnisvoll und besitzt genau den richtigen Funken Schlagfertigkeit, um Olivias Spionageambitionen zu kontern. Ihre Interaktion ist das Herzstück des Romans und sorgt für reichlich Lesespaß. Wer Julia Quinns Bridgerton-Romane mag, wird sich hier sofort heimisch fühlen. Das London der Regency-Ära bildet einen atmosphärischen Hintergrund für eine Liebesgeschichte, die humorvoll, verspielt und romantisch zugleich ist. Die Handlung lebt weniger von überraschenden Wendungen als vom Esprit und der Chemie zwischen den Figuren.

Fazit:
Eine locker-leichte, charmante Lektüre, die mit witzigen Dialogen, liebenswerten Charakteren und einer Prise Romantik bestens unterhält. Perfekt für einen entspannten Nachmittag – am besten mit einer Tasse Tee und einem Platz in der Sonne.

Bewertung vom 08.08.2025
Fable for the End of the World
Reid, Ava

Fable for the End of the World


gut

"Fable for the End of the World" ist eine düstere, schonungslose Dystopie, die von der ersten Seite an unter die Haut geht. Die Erde ist verseucht, der Meeresspiegel steigt, und ein mächtiger Konzern bestimmt das Leben – und den Tod – der Menschen. Herzstück dieser grausamen Gesellschaft ist der „Lauf des Lamms“: ein tödlicher Wettkampf, bei dem hochverschuldete Menschen – die „Lämmer“ – von ausgebildeten „Engeln“ gejagt werden. Alles wird live übertragen, als Unterhaltung für eine abgestumpfte Bevölkerung.

Als Inesas Mutter in unüberwindbare Schulden gerät, stellt sie ihre Tochter als Lamm auf – wohl wissend, dass dies in der Regel einem Todesurteil gleichkommt. Ihr Gegner ist Melinoë, eine tödlich präzise Kämpferin, die von klein auf für diesen Zweck ausgebildet und durch technische Eingriffe verändert wurde. Ihre Gefühle und Erinnerungen wurden gelöscht, Empathie und Reue gezielt unterdrückt. Was wie eine reine Jagd beginnt, entwickelt sich zu einer gefährlichen, innerlich widersprüchlichen Annäherung – keine Liebesgeschichte, sondern ein psychologisches Abhängigkeitsverhältnis, das deutliche Züge eines Stockholm-Syndroms trägt.

Ava Reid schreibt intensiv, bildstark und unerschrocken. Die Brutalität der Welt – und die Skrupellosigkeit, mit der selbst Kinder in den Wettkampf geschickt werden – wird ohne Beschönigung dargestellt. Besonders die Passagen, in denen Melinoë ihre Vergangenheit und die systematische Auslöschung ihrer Menschlichkeit schildert, gehen tief. Gleichzeitig gelingt es der Autorin, Spannung und beklemmende Stille in Balance zu halten – der Leser ist permanent hin- und hergerissen zwischen Abscheu und Faszination.

Inesa ist eine glaubwürdige, vielschichtige Protagonistin, die unter extremem Druck über sich hinauswachsen muss. Melinoë hingegen ist zunächst ein fast unnahbarer, kalter Gegenpol – bis Risse in ihrer Programmierung sichtbar werden. Die Annäherung zwischen den beiden ist erzählerisch interessant, zugleich aber problematisch: Sie basiert nicht auf freier Entscheidung, sondern auf Zwang, Abhängigkeit und der gemeinsamen Ausweglosigkeit. Diese moralische Ambivalenz ist erzählerisch konsequent, kann aber das emotionale Mitgehen erschweren und hinterlässt einen Beigeschmack.

Aufgrund der expliziten Gewalt, der Thematik von Tod, Mord und Missbrauch von Kindern würde ich den Roman frühestens ab 16 Jahren empfehlen. Wer Dystopien mit moralischen Grauzonen schätzt, wird hier auf seine Kosten kommen – sollte sich jedoch auf eine psychisch wie emotional fordernde Lektüre einstellen.

"Fable for the End of the World" ist ein fesselndes, kompromissloses Werk, das nicht nur unterhält, sondern auch verstört. Es wirft Fragen nach Moral, Macht und Menschlichkeit auf – und nach dem Preis, den wir zahlen, wenn wir andere Menschen zur Unterhaltung opfern. Die komplexe, aber problematische Beziehungsebene ist inhaltlich nachvollziehbar, hat bei mir jedoch den Gesamteindruck gedämpft.


Fazit:

Das Buch fesselt und verstört, schafft eine dichte Atmosphäre und regt zum Nachdenken an – dennoch wirkt die Geschichte durch die ambivalente Beziehungsebene für mich nicht ganz rund.

Bewertung vom 07.08.2025
KUNTH Bildband Wilde Erde
KUNTH Verlag

KUNTH Bildband Wilde Erde


ausgezeichnet

Schon beim ersten Anheben dieses großformatigen Bildbands wird deutlich: "Wilde Erde" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Schwergewicht – äußerlich wie inhaltlich. Das aufwendig gestaltete Werk ist eine Hommage an die Schönheit unseres Planeten, an seine Vielfalt, seine Verletzlichkeit und seine stille, oft übersehene Majestät.


Auf über 300 Seiten nimmt uns der Band mit auf eine Entdeckungsreise zu 170 ausgewählten Nationalparks, Reservaten und Schutzgebieten – verteilt über alle fünf Kontinente:
Europa, Afrika, Amerika, Asien, Australien & Ozeanien.

Ob eisige Gletscherlandschaften, raue Gebirgsketten, weitläufige Savannen, dichte Regenwälder oder endlose Wüsten – dieses Buch öffnet einen Blick auf die entlegensten und zugleich faszinierendsten Lebensräume der Erde. Beeindruckende Wasserfälle, schroffe Felsformationen, uralte Wälder, geheimnisvolle Tiefseegebiete und weite Steppen werden in gestochen scharfen Fotografien eingefangen, die Staunen lassen. Jedes einzelne Bild zeugt vom Können der Fotografen und von ihrer tiefen Verbundenheit mit der Natur.


Zu jedem vorgestellten Gebiet bietet das Buch fundierte Hintergrundinformationen – kompakt, verständlich und stets auf das Wesentliche konzentriert. Neben geographischen und ökologischen Daten finden sich immer wieder spannende Fakten zur dort heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Besonders hervorzuheben sind die Tierporträts, die einen besonderen Reiz ausmachen: Ob Berggorilla, Schneeleopard oder Narwal – die Nähe, die hier durch Kamera und Text entsteht, sensibilisiert für den Reichtum, aber auch die Zerbrechlichkeit unserer Erde.

Was das Buch so besonders macht, ist seine Balance zwischen Information und Emotion. Es ist kein nüchternes Nachschlagewerk, sondern ein Werk, das berührt und nachwirkt. Es weckt Staunen, regt zum Nachdenken an und lässt den Leser manches Mal innehalten – aus Ehrfurcht, aber auch aus Sorge. Denn deutlich wird ebenfalls: Der Erhalt dieser einzigartigen Lebensräume ist keine Selbstverständlichkeit.



"Wilde Erde" nehme ich immer wieder gerne zur Hand, um immer wieder darin zu blättern und neue Perspektiven zu entdecken.


Fazit:

Ein großartiger Bildband, der nicht nur visuell beeindruckt, sondern auch inhaltlich überzeugt. Wilde Erde öffnet die Augen für die Wunder unseres Planeten und erinnert eindringlich daran, wie wichtig es ist, diese Schätze zu schützen.

Ein Buch zum Staunen, Lernen und Lieben. Und ein stiller Appell an unser Verantwortungsbewusstsein.

Bewertung vom 07.08.2025
DUMONT Bildatlas Norwegen Süden
Möbius, Michael

DUMONT Bildatlas Norwegen Süden


ausgezeichnet

Der "Bildatlas Norwegen Süden" von Michael Möbius ist weit mehr als ein klassischer Reiseführer. Er ist ein atmosphärisch dichter, visuell kraftvoller Begleiter für alle, die den Süden Norwegens mit offenen Augen und wachem Geist entdecken wollen. Bereits beim ersten Durchblättern macht dieses hochwertig gestaltetes Reisejournal Lust auf Natur, Kultur und Entschleunigung.


Der Bildatlas gliedert sich in sechs geographisch orientierte Kapitel, die durch eine Auftaktstrecke unter dem Titel Impressionen ergänzt werden:

Oslo und Oslofjord
Südküste
Südliches Fjordland
Nördliches Fjordland
Østlandet
Fjellnorwegen


Jedes Kapitel beginnt mit den TOP 11 Zielen sowie den Unterkunftsfavoriten des Autors – eine gelungene Orientierungshilfe für die Planung, die bewusst auf Überfrachtung verzichtet und dennoch mit Sorgfalt zusammengestellt ist.

Auch kartografisch überzeugt das Werk: Die übersichtlichen Karten mit integrierten Tipps sorgen dafür, dass man vor Ort rasch das Wesentliche findet. Besonders lobenswert ist, dass Sehenswürdigkeiten direkt eingezeichnet sind.


Michael Möbius schreibt prägnant, kenntnisreich und angenehm lesbar. Seine Texte balancieren zwischen Information und Inspiration, zwischen journalistischer Distanz und persönlicher Erfahrung.

Begleitet werden die Kapitel von den eindrucksvollen Fotografien Udo Bernharts, der die Region nicht nur als Panorama einfängt, sondern auch mit einem Auge fürs Detail. Mal zeigt er das spektakuläre Spiel von Licht und Wasser an einem Fjord, mal richtet er den Fokus auf einen verwitterten Bootssteg oder die stille Würde einer kleinen Holzkirche. Diese Bilder sind keine dekorativen Zugaben – sie erzählen mit, vertiefen, was der Text anreißt, und laden zum Verweilen ein.


Zu den großen Stärken des Bildatlas gehören die eingeschobenen Reportagen unter dem Titel „Zur Sache“, die ausgewählte Themen mit kritischem Blick beleuchten. Besonders gelungen ist etwa der Beitrag zur Zuchtlachszucht, der Fragen der Nachhaltigkeit und Umweltauswirkungen differenziert darstellt. Auch der Beitrag zum „schwarzen Gold“ – der Ölförderung – verknüpft norwegische Wirtschaftsgeschichte mit gegenwärtigen Herausforderungen.

Es sind auch Empfehlungen für besondere Aktivitäten enthalten, wie z. B. Die Fahrt mit der Draisine auf der stillgelegten Flekkefjordbahn. Die Route führt vorbei an Seen, Fjorden, Höhenzügen und kleinen Siedlungen – eine ungewöhnliche Perspektive auf Südnorwegen, die Aktivität und Landschaftserlebnis verbindet. Solche Hinweise machen den Bildatlas auch für Wiederholungstäter unter Norwegenreisenden wertvoll.


Was Südnorwegen auszeichnet – die kraftvolle Natur, das Wechselspiel von Meer, Felsen, Wäldern und Wasserfällen – wird im Bildatlas eindrucksvoll greifbar. Besonders die Abschnitte über die Fjorde und Wasserfälle vermitteln eine Ahnung davon, wie überwältigend diese Landschaft sein kann, und machen deutlich, warum so viele Reisende immer wieder dorthin zurückkehren.

Nicht zuletzt überrascht der Band auch mit unerwarteten Fakten, etwa zur norwegischen Hauptstadt: Nur ein Viertel Oslos ist bebaut – der Rest besteht aus Wasser, Wald und Parkanlagen. Solche Details bleiben im Gedächtnis und zeigen, wie vielschichtig selbst urbane Räume in Norwegen erlebt werden können.


Fazit:

Der Bildatlas Norwegen Süden ist mehr als eine Einstimmung auf den Urlaub – er ist ein durchdachtes, informatives und zugleich bildgewaltiges Werk für alle, die sich auf Norwegen einlassen wollen. Wer bereits unterwegs war, wird darin eine liebevolle Erinnerung finden; wer noch plant, bekommt Inspiration und Orientierung gleichermaßen.

Ein Muss für Naturliebhaber, Individualreisende und alle, die sich dem Charme Südnorwegens nähern wollen – mit Respekt, Neugier und offenen Sinnen.

Bewertung vom 07.08.2025
DUMONT direkt Reiseführer Sardinien
Stieglitz, Andreas

DUMONT direkt Reiseführer Sardinien


ausgezeichnet

Klein, handlich, aber mit viel Substanz – "Dumont direkt Sardinien" von Andreas Stieglitz ist der ideale Begleiter für alle, die Sardinien entdecken möchten, ohne von Informationen erschlagen zu werden. Der Reiseführer überzeugt mit einem durchdachten Konzept, praktischen Hinweisen und einer bemerkenswert persönlichen Note.

Trotz seines kompakten Formats überrascht der Band mit inhaltlicher Tiefe. Besonders praktisch: Der beiliegende Faltplan ist eng mit den Kapiteln des Buches verknüpft – eine kluge Struktur, die das Auffinden von Sehenswürdigkeiten erleichtert und Orientierung schafft, auch fernab der bekannten Touristenpfade.

Die Gliederung ist klar und intuitiv:

Das Beste zu Beginn

Das ist Sardinien

Sardinien in Zahlen

So schmeckt Sardinien

Cagliari und der Süden

Der Westen

Der Norden

Der Osten und das Zentrum

Hin und weg

O-Ton Sardinien.


Ein echtes Highlight ist der sogenannte „Sardinien-Kompass“: 15 Direktkapitel führen Leserinnen und Leser unmittelbar hinein in das sardische Lebensgefühl – sei es bei einem Spaziergang durch Cagliaris verwinkelte Altstadt, einem Besuch der antiken Stätte Nora mit ihren Tempeln, Thermen und Theatern, einem Bad im türkisfarbenen Wasser an der Costa del Sud oder beim Genießen regionaler Spezialitäten in einem abgelegenen Agriturismo. Der Autor zeigt: Sardinien ist mehr als nur Sonne und Strand – es ist ein Ort voller Gegensätze, Geschichten und stiller Schönheit.

Andreas Stieglitz versteht es, mit seinen persönlichen Empfehlungen echte Reiselust zu wecken. Ob urige Bergdörfer, das bunte Leben in Cagliari oder das geheimnisvolle Erbe der Nuraghenkultur wie bei Su Nuraxi – überall spürt man seine Begeisterung für die Insel. Auch scheinbar beiläufige Details wie die Flamingos auf der Sinus-Halbinsel oder das lebendige Burgviertel in Cagliari erhalten Raum und verleihen dem Buch Authentizität.

Besonders sympathisch: Der Ton bleibt stets nah am Leser, unaufgeregt, aber kenntnisreich. Man fühlt sich gut begleitet, aber nicht bevormundet – ein Reiseführer, der dazu einlädt, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen.

Fazit:

Dumont direkt Sardinien ist viel mehr als ein „kleiner“ Reiseführer. Wie die Insel selbst steckt er voller Überraschungen: informativ, inspirierend und durchweg nützlich. Für Individualreisende, Entdecker und Genießer eine klare Empfehlung – handlich im Format, aber groß in Inhalt und Relevanz.

Bewertung vom 07.08.2025
DUMONT Bildatlas Bretagne
Simon, Klaus

DUMONT Bildatlas Bretagne


ausgezeichnet

Schon beim ersten Durchblättern des Bildatlas Bretagne aus dem DUMONT Verlag wird klar: Dieses Buch ist weit mehr als ein klassischer Reiseführer. Es ist eine atmosphärisch dichte Liebeserklärung an eine Region, in der das Meer stets gegenwärtig ist – mit seinen Gezeiten, Gerüchen und Farben, mit seinen Klippen und Häfen, seinen Austernbänken und endlosen Horizonten. Die Bretagne wird hier nicht nur beschrieben, sondern fühlbar gemacht – mit eindrucksvollen Bildern, spannenden Reportagen und einer sorgfältigen Auswahl an Reiseempfehlungen.

Inhalt & Aufbau:

Der Bildband ist klar gegliedert und nimmt den Leser Kapitel für Kapitel mit auf eine Reise durch die facettenreichen Landschaften und Städte dieser einzigartigen Region. Die Kapitel sind:

Rennes und der Norden

Côte de Granit Rose

Der Westen

Die Südküste

Der Südwesten

Die innere Bretagne


Jedes dieser Kapitel schließt mit einer Doppelseite ab, auf der die wichtigsten Highlights, Ausflugsziele, Aktivitäten sowie ausgesuchte Hotels und Restaurants übersichtlich zusammengefasst werden. Dank der praktischen Karten lässt sich auf einen Blick erkennen, wo sich welches Ziel befindet und was sich gut kombinieren lässt – ein echter Mehrwert für die Reiseplanung.

Im Anhang finden sich zudem nützliche Hinweise und Hintergrundinformationen zur Bretagne.

Bildgewalt und Atmosphäre:

Die Stärke des Bildatlas Bretagne liegt zweifellos in der Auswahl und Qualität der Fotografien. Farbenfroh, stimmungsvoll und stets mit einem Blick für das Wesentliche fangen sie die raue Schönheit der Küsten ebenso ein wie die stille Melancholie der Wälder im Landesinneren. Ob zerzauste Klippen im Westen, die bizarre Felsenlandschaft der Côte de Granit Rose oder die charmanten Gassen von Rennes – jedes Bild erzählt seine eigene Geschichte und macht Lust darauf, die Bretagne selbst zu erkunden.

Orientierung & Inspiration:

Neben dem visuell starken Auftritt punktet der Bildatlas auch durch seine inhaltliche Ausgewogenheit. Gleich zu Beginn werden zehn Top-Empfehlungen vorgestellt, gefolgt von den persönlichen Favoriten des renommierten Reisejournalisten Klaus Simon. So verbindet der Band informative Tiefe mit individueller Handschrift – ohne dabei überladen zu wirken.



Fazit:

Der Bildatlas Bretagne ist ein rundum gelungener Reisebegleiter – inspirierend, informativ und wunderschön gestaltet. Er eignet sich ideal zur Vorbereitung einer Reise, weckt die Sehnsucht nach der Bretagne aber auch bei all jenen, die (noch) keine konkrete Reise planen. Die Mischung aus Reisemagazin und praktischem Führer ist hier besonders gut gelungen.

Ein Muss für Bretagne-Fans – und eine hervorragende Einladung für alle, die es noch werden wollen.

Bewertung vom 06.08.2025
Ein verhängnisvolles Testament
Lorentz, Iny

Ein verhängnisvolles Testament


gut

Der Klappentext stellt Elisabeth von Thannberg als zentrale Figur in den Mittelpunkt – eine junge Witwe im Jahr 1590, die um ihr Erbe kämpft und mit dem Druck des Kurfürsten von Trier konfrontiert ist. Tatsächlich aber tritt sie in der Erzählung weitgehend in den Hintergrund. Der Roman wird durchgehend aus der Sicht ihrer Cousine Anna erzählt – und genau das ist der Knackpunkt.

Elisabeth bleibt deshalb blass, weil sie zu keiner Zeit selbst zu Wort kommt. Ihre Gedanken, ihre innere Zerrissenheit, ihre Hoffnung auf ein männliches Erbe – all das bleibt Spekulation. Statt Anteil zu nehmen, schaut man als Leser nur von außen auf sie. Ihre Rolle als Figur reduziert sich auf das, was Anna sieht, sagt oder tut. Für eine Frau, deren Existenzgrundlage auf dem Spiel steht, ist das erzählerisch erstaunlich wenig. Die Geschichte erzählt sich an ihr vorbei.

Anna hingegen trägt den Roman nahezu allein. Sie ist klug, sprachgewandt, unerschrocken – ohne Zweifel eine sympathische Protagonistin. Ihre Entschlossenheit bringt Bewegung in die Handlung, besonders bei der Spurensuche im Kloster Laach. Doch so präsent Anna auch ist, so sehr verschiebt sich das eigentliche Zentrum des Romans. Die emotionale Fallhöhe, die von Elisabeths Situation ausgehen könnte, wird verschenkt.

Dazu kommt, dass sich der Plot nur mühsam entfaltet. Viele Szenen wirken gedehnt, die Handlung ist früh durchschaubar. Auch das Personenregister nimmt viel vorweg – eine ungeschickte Entscheidung, die dem Spannungsbogen sichtlich schadet.

Durchaus gelungen hingegen ist die historische Einbettung: die rechtlichen Verhältnisse der Zeit, das Zusammenspiel von Kirche und Macht – all das wird glaubhaft und anschaulich geschildert. Der Roman schöpft aus guter Recherche, nutzt diese Stärke jedoch nicht konsequent für die Figurenzeichnung.

Gegen Ende versucht der Roman, Elisabeth noch eine überraschende Wendung zu geben. Doch dieser Schritt wirkt wenig nachvollziehbar – schlicht deshalb, weil man sie bis dahin kaum kennengelernt hat.

Fazit:

Statt nah an Elisabeths innerem Kampf zu bleiben, erzählt der Roman konsequent an ihr vorbei. Gut recherchiert, sprachlich solide – doch inhaltlich zu vorhersehbar und ohne emotionale Tiefe.

Bewertung vom 24.07.2025
Wanderglück & Hüttenzauber Südtirol
Bahnmüller, Wilfried und Lisa;Meier, Markus

Wanderglück & Hüttenzauber Südtirol


ausgezeichnet

"Wanderglück & Hüttenzauber Südtirol – Entspannte Wege zu den schönsten Hütten" von Lisa und Wilfried Bahnmüller und Markus Meier ist ein wahrer Schatz für alle, die die faszinierende Bergwelt Südtirols auf genussvolle Weise erkunden möchten. Was dieses Buch besonders auszeichnet, ist seine bemerkenswerte Ausgewogenheit, indem die gesamte Bergwelt Südtirols in ihrer Breite abgebildet wird, und die umfassende Vielfalt, die sich in der Präsentation aller Facetten der Region zeigt.

Doch es ist vor allem die innovative Idee, die "Wanderglück & Hüttenzauber" von herkömmlichen Wanderführern abhebt: Hier geht es nicht nur um die Route an sich, sondern um die besondere Verknüpfung von Wandererlebnis und dem Erreichen einer Hütte als lohnendes Ziel. Diese genussvolle Philosophie, bei der die Einkehr und das Ambiente der Hütten ebenso im Vordergrund stehen wie der Weg dorthin, macht das Buch zu einem einzigartigen Begleiter für Südtirol-Liebhaber.
Die Autoren haben sich die Aufgabe gestellt, insgesamt 30 Hütten vorzustellen, und dabei merkt man deutlich, dass sie sich viele Gedanken gemacht haben, um genau diese Vielfalt voll zum Tragen zu bringen. Hier finden sich nicht nur leicht erreichbare Hütten, ideal für Familien oder Genusswanderer, sondern auch etwas anspruchsvollere Ziele, die auch kleinere Herausforderungen bieten. Diese Bandbreite setzt sich auch im Charakter der Hütten fort: Ob rustikale Almen mit traditionellem Charme oder modernere Hütten mit neuem Konzept– das Buch präsentiert eine reiche Auswahl, die jedem Geschmack gerecht wird.

Ein weitere Besonderheit, die sofort ins Auge sticht, ist die tolle Bildauswahl. Die Seiten sind gespickt mit atemberaubenden Fotos von unglaublichen Landschaften, die die Schönheit Südtirols auf eindrucksvolle Weise einfangen. Diese Bilder wecken nicht nur die Wanderlust, sondern machen schlichtweg Lust, sofort die Koffer zu packen und loszureisen, um diese malerischen Orte selbst zu erleben.

Neben der inspirierenden Aufmachung überzeugt der Führer auch mit seiner ausgezeichneten praktischen Handhabung. Bereits zu Beginn des Buches findet sich eine sehr nützliche tabellarische Übersicht, die auf einen Blick alle relevanten Informationen zu jeder Tour liefert: Von Name der Wanderung über Höhenmeter, Schwierigkeitsgrad (leicht, mittel) bis hin zu Dauer und Länge der Strecke. Besonders hervorzuheben sind hier die zusätzlichen Spalten für verschiedene Kategorien, wie die Eignung für Kinder (was erfreulicherweise oft der Fall ist), Hinweise auf Seilbahnanbindungen oder weitere Sehenswürdigkeiten entlang der Route.

Zu jeder Tour finden sich dann zusätzlich alle wichtigen Details, wie die präzisen GPS-Koordinaten und die klaren Kartenausschnitte aus Wanderkarten, auf denen die jeweilige Route übersichtlich eingezeichnet ist. Mit diesen Hilfsmitteln lässt sich die Planung hervorragend meistern.

Was mir zudem gefällt, sind die individuellen Tipps der Autoren zu jeder Wanderung. Sie weisen auf Besonderheiten der Strecke oder entlang des Weges hin, seien es seltene Pflanzen, besondere Tiere oder versteckte Naturschönheiten, die man sonst vielleicht übersehen hätte.

Es gibt auch zu Beginn "Unsere besten Touren-Highlights", in der die Autoren fünf ihrer persönlichen Lieblingshütten vorstellen und kurz begründen, warum genau diese einen besonderen Zauber innehaben.

Besonders liebevoll und informativ sind zudem die detaillierten Beschreibungen jeder Route. Historische und kulinarische Besonderheiten finden ebenfalls Erwähnung.

Ein großer Pluspunkt, wie bereits erwähnt, ist die Familien- und Kindertauglichkeit der allermeisten Routen.

Man spürt, dass hier nicht nur Touren gesammelt wurden, sondern echte Erlebnisse vermittelt werden sollen, die den Charme und die Schönheit dieser einzigartigen Landschaft widerspiegeln.
Die Autoren schaffen es hervorragend, die verschiedenen Facetten der Region zu präsentieren, sodass sowohl Einsteiger als auch erfahrene Wanderer passende Routen finden.

Zusammenfassend ist "Wanderglück & Hüttenzauber Südtirol" ein toller Begleiter für jede Südtirol-Reise.
Seine einzigartige Konzeption, umfassende Vielfalt, brillante Bildsprache und die durchdachte praktische Aufbereitung machen es besonders empfehlenswert.

Bewertung vom 24.07.2025
Hessen mit dem Wohnmobil
Bernhart, Udo;Taschler, Herbert

Hessen mit dem Wohnmobil


sehr gut

„Hessen mit dem Wohnmobil – Die schönsten Entdeckerrouten“ von Udo Bernhart und Herbert Taschler überzeugt als moderner, übersichtlich gestalteter Reiseführer für Wohnmobilreisen in bzw. durch Hessen. Das Buch besticht durch informative Inhalte, eine klare Strukturierung, ansprechende Fotogestaltung und zahlreiche praktische Tipps, die sowohl Anfängern als auch erfahrenen Wohnmobilisten die Planung und Durchführung erleichtern. Besonders hervorzuheben sind die hochwertige Gestaltung und das durchdachte Kartenmaterial. Von einer Gesamtübersicht über alle Touren bis hin zu kleinen Routenkarten mit nummerierten Stell- und Campingplätzen bietet der Reiseführer eine umfangreiche und praxisnahe Kartenausstattung, ergänzt durch einen detaillierten Straßenatlas am Buchende.

Die Fotos vermitteln einen realistischen und inspirierenden Eindruck der bereisten Regionen.
Außerdem liefern die Einleitungskapitel „Willkommen in Hessen“ und „Unterwegs in Hessen“ einige wichtige Fakten, historische Hintergründe sowie eine sinnvolle regionale Einordnung, die den Nutzer gut auf die Gegend vorbereitet.
Die sechs Touren im Buch sind detailliert und gut umsetzbar beschrieben, mit etlichen Hinweisen zu Sehenswürdigkeiten, Stellplätzen und Aktivitäten. Gut finde ich den Abstecher nach Aschaffenburg bei Tour 4, da eine strikte regionale Abgrenzung nicht immer Sinn ergibt.

Zu jeder Routenbeschreibung gibt es am Ende einen sehr praktischen Abschnitt, der Fotos von verschiedenen Camping- und Stellplätzen enthält. Außerdem sind Kontaktinformationen, inklusive Adressen, Telefonnummern und Informationen zu Touristeneinrichtungen aufgeführt.
Diese Plätze sind mit Nummerierungen versehen, die sowohl auf den kleinen Routenkarten am Anfang jeder Tour zu finden sind, als auch im Straßenatlas am Buchende, was das Auffinden und Planen der Reiseziele besonders einfach macht.

Das Kapitel „Reiseinfos von A bis Z“ ergänzt den Reiseband durch viele praktische Hinweise zu wichtigen Themen wie Entsorgung, Verpflegung, Radfahren, Parkmöglichkeiten, Öffnungszeiten und Wandermöglichkeiten. Ebenfalls sehr nützlich sind die Pack- und Checklisten, die vor allem Einsteigern und Mietmobilreisenden bei der Vorbereitung helfen, nichts Wesentliches zu vergessen.

Trotz dieser Stärken weist das Buch eine ungleichmäßige regionale Schwerpunktsetzung auf.
Vier der sechs Touren liegen klar im Rhein-Main-Gebiet (Südhessen) und lassen sich gut kombinieren.
Die beiden Nordrouten, die Seen-Tour (Edersee) und die Tour rund um den Hohen Meißner, sind jeweils isoliert und lassen sich nicht direkt mit den südlichen Touren verbinden.
Bedeutende Örtlichkeiten beispielsweise wie Fulda, Bad Hersfeld, Wetzlar, Kassel, Marburg, Limburg, Fritzlar, Alsfeld oder die Wasserkuppe (höchster Berg Hessens) in der Rhön bleiben komplett unberücksichtigt, sodass große Teile Mittel- und Nordhessens praktisch außen vor bleiben.
Insofern ist der Buchtitel, der eine umfassende Abdeckung Hessens suggeriert, nicht ganz passend. Ein präziserer Titel wie „Südhessen mit dem Wohnmobil“ oder „Rhein-Main-Gebiet mit dem Wohnmobil“ hätte dem Inhalt eher entsprochen.

In Bezug auf den Informationsgehalt halte ich das Buch für einen wirklich informativen Wohnmobilreiseführer mit praxisnaher Aufbereitung, detaillierten Routen, Karten und Checklisten. Kulturelle, historische und landeskundliche Aspekte werden angesprochen, erreichen jedoch nicht die Tiefe eines klassischen Reiseführers. Wer Hessen intensiver kennenlernen möchte, sollte daher zusätzlich einen ausführlichen Reiseführer nutzen.

Für das gebotene Gesamtpaket vergebe ich vier von fünf Sternen.
Wer sich hauptsächlich für Mittel- und Nordhessen interessiert könnte enttäuscht werden.
Wenn man diesen Umstand berücksichtigt, bleibt es aber bei einer Empfehlung.