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fin.de.fuchs

Bewertungen

Insgesamt 48 Bewertungen
Bewertung vom 03.05.2025
Wie ein Foto unser Leben rettete
Klinger, Maya C.

Wie ein Foto unser Leben rettete


sehr gut

Ein bewegendes Kinderbuch mit Tiefgang – und ein Appell an Menschlichkeit

„Wie ein Foto unser Leben rettete“ ist eine dieser Geschichten, die im Kopf bleiben – nicht nur bei Kindern, sondern auch bei den Erwachsenen, die mitlesen. Maya C. Klinger gelingt es, ein schweres und geschichtlich bedeutendes Thema – die Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg – kindgerecht, aber nicht verharmlosend zu erzählen. Die wahre Geschichte des kleinen Gavra Mandil und seiner Familie berührt, ohne zu überfordern. Gerade die Erzählweise aus Gavras kindlicher Perspektive macht vieles nahbar: Wir sehen die Welt durch seine Augen, verstehen seine Verwirrung, seine Angst, aber auch sein kindliches Vertrauen.

Was mich besonders beeindruckt hat, ist die differenzierte Darstellung der muslimischen Helfer in Albanien. Dieses Kapitel der Geschichte war mir bislang unbekannt – umso wichtiger, dass es erzählt wird! Dass Menschen in einer Zeit des Schreckens ihr Leben riskierten, um eine jüdische Familie zu retten, ist ein hoffnungsvoller Lichtblick in einer dunklen Epoche – und gerade in der heutigen gesellschaftlichen Debatte ein wichtiger Impuls.

Die Illustrationen von Isabel Kreitz ergänzen den Text wunderbar. Die Mischung aus gezeichneten Szenen und echten Fotos schafft Nähe zur historischen Realität. So wirkt das Buch fast wie ein kleines Zeitdokument.

Ein kleines Manko sehe ich in der sprachlichen Gestaltung: An manchen Stellen hätte ich mir etwas mehr Luft zum Innehalten oder kindlichere Formulierungen gewünscht – zum Beispiel durch mehr wörtliche Rede oder kleine Dialoge. Ich kann mir gut vorstellen, dass Kinder sich der Geschichte dadurch emotional noch weiter nähern können und das Erzählte für sie auch noch ansprechender wäre, da durch die gewählte Ich-Perspektive doch eine gewisse Eindimensionalität vorherrscht. Auch ein kurzer Anhang mit historischen Erklärungen für Erwachsene oder Lehrkräfte wäre hilfreich gewesen.

Nichtsdestotrotz: Ein herausragendes Buch, das viel Stoff für Gespräche bietet – sei es in Familien, Schulen oder Bibliotheken. Ich würde mir wünschen, dass es Teil vieler Klassenzimmer wird. Wer „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ kennt und mochte, wird auch dieses Buch schätzen – mit dem Unterschied, dass hier eine wahre Begebenheit im Fokus steht.

Mein Fazit:
Ein wichtiges, klug erzähltes Buch über Mut, Flucht, Identität und Menschlichkeit. Für Kinder ab 7 Jahren absolut empfehlenswert – und für Erwachsene ebenso. Ein Schatz für jedes Bücherregal und ein wertvoller Beitrag zur Erinnerungskultur.

Bewertung vom 29.04.2025
Ups, wir sprechen über Liebe & Sex
Bildau, Judith

Ups, wir sprechen über Liebe & Sex


ausgezeichnet

Unverkrampft mit Kindern über Liebe und Sex reden – das Buch hilft dabei ungemein

„UPS, wir sprechen über Liebe & Sex“ hat mich ehrlich überrascht – im allerbesten Sinne. Es ist nicht einfach ein weiteres Aufklärungsbuch, sondern eine warmherzige, durchdachte Kombination aus Vorlesegeschichte und fachlichem Ratgeber. Gerade diese Mischung macht das Buch so besonders – und vor allem so alltagstauglich.

Das Cover ist liebevoll und modern gestaltet, genau wie die Innenseiten: farbenfroh, aber nicht überladen. Die Illustrationen sind kindgerecht, ohne verniedlichend zu wirken – ein Balanceakt, der hier wirklich gelungen ist.

Die Geschichte um Lotti ist authentisch erzählt, auf Augenhöhe mit Kindern, ohne anbiedernd zu sein. Lottis Irritationen, ihre Gefühle und Gedanken sind nachvollziehbar und spiegeln sehr genau wider, was vermutlich viele Kinder in dem Alter beschäftigt. Was mir besonders gefallen hat: Die Geschichte macht nichts lächerlich und nimmt die kindliche Gefühlswelt ernst. Trotzdem bleibt sie leicht, charmant und sogar an manchen Stellen witzig – ohne dass es ins Alberne kippt.

Der Ratgeberteil ist für mich das heimliche Herzstück des Buches. Judith Bildau gelingt es, mit ihrer ruhigen, erfahrenen Art Eltern Sicherheit zu geben. Besonders hilfreich finde ich, dass sie typische Fragen (auch unbequeme!) aufgreift, konkrete Formulierungshilfen anbietet und klarstellt: Aufklärung beginnt nicht mit „dem Gespräch“, sondern ist ein Prozess. Ich glaube zu wissen, wie schnell man verunsichert ist – dieses Buch nimmt einem aber den Druck!

Meine Anregung an den Verlag:
Eine Art „Wegweiser“ im Ratgeberteil wäre toll – zum Beispiel eine Übersicht, welche Themen ab welchem Alter sinnvoll angesprochen werden können. Gerade für Erstlesende würde das helfen, sich schneller zurechtzufinden.

Warum dieses Buch wichtig ist:
In einer Zeit, in der Kinder über viele Kanäle (oft ungefiltert) mit Themen wie Sexualität oder Grenzüberschreitungen konfrontiert werden, braucht es genau solche Bücher! Bücher, die stärken, informieren und die richtigen Worte finden. Dr. Bildau schafft das mit Sachverstand, Wärme und Respekt – und das ohne erhobenen Zeigefinger.

Mein Fazit:
Ein empfehlenswertes Buch für alle Familien mit Kindern im Vorschul- und Grundschulalter. Wer auf der Suche nach einer einfühlsamen, kindgerechten und fachlich kompetenten Hilfe für erste Gespräche über Liebe, Körper und Sexualität ist, wird hier fündig. „UPS, wir sprechen über Liebe & Sex“ gehört für mich in jede Kita, jedes Kinderzimmer – und in jede Elternhand, die sich fragt: „Wie fange ich das bloß an?“

Absolute Leseempfehlung – ehrlich, hilfreich und wunderbar geschrieben.

Bewertung vom 27.04.2025
Wir messen die Welt
Minoglio, Andrea

Wir messen die Welt


ausgezeichnet

Verblüffende Vergleiche, die Kinderaugen zum Staunen bringen

„Wir messen die Welt“ von Andrea Minoglio, illustriert von Bethany Lord, ist ein klug aufgebautes Kindersachbuch, das auf ganz besondere Weise Wissen vermittelt. Statt trockener Zahlenkolonnen bietet es anschauliche Größenvergleiche, die Kindern (und auch Erwachsenen!) helfen, abstrakte Maßeinheiten in greifbare Vorstellungen zu übersetzen.

Schon das Cover verspricht eine moderne, grafisch ansprechende Entdeckungsreise – und hält dieses Versprechen auf jeder Seite ein. Die Illustrationen sind farbenfroh, klar und laden zum längeren Betrachten ein. Besonders gelungen finde ich die Infografik-artige Darstellung: Sie wirkt einerseits locker und verspielt, andererseits sehr informativ; allerdings ohne zu überladen zu sein.

Thematisch bewegt sich das Buch zwischen Natur, Technik, Tierwelt und Mensch – alles verbunden durch das Prinzip des Vergleichs. So wird etwa erklärt, wie große die Erde im Vergleich zu anderen Planeten ist, welches Land über das größte Straßennetz verfügt oder wie viel Nahrung ein Tier prozentual zu seinem Körpergewicht zu sich nimmt. Diese Art der Wissensvermittlung ist nicht nur kindgerecht, sondern auch unglaublich unterhaltsam – sie weckt Neugier und regt zum Weiterdenken an.

Die Begleittexte sind prägnant und leicht verständlich. Begriffe werden ohne pädagogischen Zeigefinger erklärt und Zusammenhänge spielerisch erschlossen. Genau das macht das Buch für mich so stark: Es schafft eine Balance zwischen Wissensvermittlung und Unterhaltung, zwischen Sachlichkeit und kindlichem Staunen.

Fazit und Empfehlung:
„Wir messen die Welt“ ist ein großartiges Buch für neugierige Kinder ab etwa 6 Jahren, die Fragen stellen wie „Wie groß ist das eigentlich wirklich?“ – und für alle, die beim Vorlesen auch selbst gern dazulernen. Eine klare Empfehlung für Familien, Schulen und Bibliotheken. Wer die Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ mag, dem wird dieses Buch gewiss auch gefallen.

Bewertung vom 23.04.2025
Tradition trifft vegan
Unterweger, Lena

Tradition trifft vegan


ausgezeichnet

Vegan durch Südtirol – mit Geschmack, Herz und Verstand

Als jemand, der sich bewusst und gerne auch pflanzenbasiert ernährt, dabei aber traditionelle Küche nicht missen möchte, war ich sehr gespannt auf dieses Kochbuch – und wurde nicht enttäuscht. Lena Unterweger bringt mit „Tradition trifft vegan“ die kulinarische Seele Südtirols in eine neue, zeitgemäße Form. Dabei merkt man auf jeder Seite, dass hier nicht nur Rezepte gesammelt, sondern Erinnerungen, Erfahrungen und ganz viel Herz verarbeitet wurden.

Besonders gut gefallen hat mir die Mischung aus bodenständiger Hausmannskost und moderner Interpretation. Die Gerichte sind nicht übertrieben, sondern alltagstauglich – oft mit Zutaten, die man sowieso zu Hause hat. Mein Highlight bisher: der Marmorkuchen! So fluffig und aromatisch, dass er sich nicht im Geringsten hinter dem „klassischen“ Pendant verstecken muss. Bei einem Familiengeburtstag kam er durchweg gut an. Auch die Erdäpfelblattln waren ein voller Erfolg – knusprig, würzig, einfach rundum zufriedenstellend. Ich habe sie mit dem Sauerkraut serviert, wie er im Rezept beschrieben wird, was super geschmeckt hat. Bisher hatte ich immer Respekt davor, mich an solche Gerichte zu begeben, aber hier habe ich es gewagt und wurde nicht enttäuscht.

Die Rezepte sind gut beschrieben und übersichtlich aufgebaut. Lena erklärt auch für Anfänger verständlich, worauf zu achten ist. Und sie macht Mut, auch mal selbst zu variieren – das finde ich besonders sympathisch. Manchmal gibt es auch Tipps, wie man ein Gericht glutenfrei umwandeln kann oder wie man einzelne Zutaten tauschen kann, um noch mehr Variationen zu kreieren. Bei jedem Gericht steht die Zubereitungszeit dabei und für wie viele Personen bzw. Portionen es angelegt ist. Was fehlt sind Nährwertangaben, was mich persönlich aber nicht stört. Hilfreich finde ich hingegen das Register, mit dessen Hilfe man gezielt nach Rezepten suchen kann.

Ein großes Plus sind für mich die stimmungsvollen Fotos: warm, natürlich, ohne übertriebenes Foodstyling. Man bekommt sofort Lust loszukochen – oder einfach ein bisschen durch die Seiten zu blättern und in die Atmosphäre Südtirols einzutauchen. Es wirkt ein bisschen wie ein kulinarisches Reisetagebuch aus den Bergen.

Als kleine Anregung gebe ich mit: Eine Übersicht mit Symbolen für „glutenfrei“, „besonders schnell“ oder „meal-prep-tauglich“ würde die Orientierung noch etwas erleichtern. Nährwerte könnte man bei den Rezepten oder am Ende in einer Übersicht ergänzen, für diejenigen, die darauf achten. Und eine kurze Einführung zu traditionellen Gerichten, für alle, die Südtiroler Küche noch nicht kennen, wäre schön – quasi eine kulinarische Mini-Reise. Zwar gibt es eine Einleitung, diese bezieht sich aber auf vegane Ernährung und Umweltbewusstsein.

Mein Fazit:
„Tradition trifft vegan“ ist mehr als ein Kochbuch – es ist eine Einladung, mit pflanzlicher Küche zu experimentieren, ohne auf Vertrautes zu verzichten. Für alle, die den Geschmack der Berge lieben, aber tierfrei genießen möchten. Auch zum Verschenken sehr gut geeignet.

Bewertung vom 23.04.2025
Maulwurf Emil findet ein Buch
Helena Kraljic

Maulwurf Emil findet ein Buch


ausgezeichnet

Ein Buch, ein Maulwurf – und ganz viel Herz

Was für ein schönes kleines Buch! Schon die ersten Seiten haben mich sofort abgeholt – nicht nur wegen der süßen Geschichte, sondern auch, weil sie etwas erzählt, das viele von uns (egal welchen Alters) nur zu gut kennen: dieses völlige Versinken in einem guten Buch. Genau das passiert auch Emil.

Als der kleine Maulwurf ein Buch findet, ist er davon so begeistert, dass er sich tagelang zurückzieht und gar nicht merkt, dass seine Freunde ihn vermissen. Erst als diese sich auf die Suche nach ihm machen, wird klar, wie wichtig Freundschaft und Miteinander sind – und dass geteilte Freude einfach doppelt so schön ist.

Die Geschichte ist ruhig, sehr kindgerecht erzählt und eignet sich wunderbar zum Vorlesen. Es geht um Bücher, aber auch darum, sich nicht zu sehr zu verlieren – und um die Kraft guter Freundschaften, die einen auch mal wachrütteln dürfen.

Die Bilder sind einfach zauberhaft. Farbenfroh, weich gezeichnet und mit vielen liebevollen Details versehen – besonders die Tierfiguren sind mit so viel Ausdruck gestaltet, dass man direkt mitfühlen kann. Es macht richtig Freude, die Seiten gemeinsam mit Kindern anzuschauen und dabei kleine Dinge auf den großflächigen Bildern zu entdecken.

Mein Fazit: Ein rundum gelungenes Bilderbuch mit Herz und Tiefgang. Ideal für Kinder ab 3 Jahren – und für alle, die Bücher lieben. Freundschaft, Fürsorge und Lesefreude in einer wunderbar erzählten kleinen Geschichte.

Bewertung vom 23.04.2025
Von Larven und Libellen
Rensmann, Gesa

Von Larven und Libellen


ausgezeichnet

Sanft über den Tod sprechen – mit Libellen und viel Gefühl

„Von Larven und Libellen“ ist eines dieser seltenen Kinderbücher, das ein großes, schweres Thema in ganz einfachen, einfühlsamen Bildern greifbar macht. Ich habe es gelesen, weil ich selbst auf der Suche nach einem kindgerechten Weg war, über den Tod zu sprechen – ohne zu beschönigen, aber eben auch ohne Angst zu machen.

Die Geschichte ist eine Fabel: Eine kleine Larve lebt mit ihren Freunden im Wasser. Nach und nach klettern einige zur Wasseroberfläche – und kommen nicht zurück. Irgendwann ist auch sie an der Reihe. Dort oben verwandelt sie sich zur Libelle und versteht plötzlich, warum niemand zurückkehrt. Diese Metapher ist so klug gewählt – sie lässt Raum für eigene Gedanken, ist aber klar genug, um auch jüngeren Kindern (ab ca. 4 Jahren) eine Vorstellung vom Tod und der Möglichkeit eines „Danach“ zu geben.

Was mir sehr gefallen hat: Das Buch ist nicht pathetisch oder belehrend. Es tröstet, ohne zu vertrösten. Es erklärt nichts „weg“, sondern lässt Fragen und jegliche Art von Gefühlen zu. Der Text von Gesa Rensmann ist ruhig, klar und sensibel, die Illustrationen von Anne Voges sind warm, freundlich und gleichzeitig voller Leben. Eine schöne Mischung, die auch Eltern beim Vorlesen emotional abholt.

Mein Fazit:
„Von Larven und Libellen“ ist ein rundum gelungenes Bilderbuch über Abschied und Verwandlung – ehrlich, kindgerecht und voller Mitgefühl. Ich empfehle es allen, die mit Kindern über den Tod sprechen möchten, sei es im privaten Rahmen oder im pädagogischen Alltag. Es nimmt Trauer ernst, ohne sie schwer zu machen – und das ist wirklich selten.

Bewertung vom 22.04.2025
Dein ADHS-Wohlfühl-Guide
Vogel, Laura

Dein ADHS-Wohlfühl-Guide


sehr gut

Ein ADHS-Buch, das wirklich hilft – und nicht überfordert

Ich habe schon das ein oder andere Buch über ADHS gelesen – und manche sind entweder sehr medizinisch oder total überladen mit Tipps, bei denen ich schon beim Lesen dachte: „Ja, klingt gut – aber wie soll ich das bitte alles schaffen?“ Bei Laura Vogels Buch war das anders.

Was mir direkt positiv aufgefallen ist: Die Gestaltung ist total angenehm. Es gibt viele Zwischenüberschriften, kurze Absätze und freundliche Farben – das klingt vielleicht nebensächlich, aber wenn man mit Konzentration, Reizüberflutung und Antrieb zu kämpfen hat, ist das wirklich wichtig. Ich konnte mich sofort besser darauf einlassen als bei anderen Fachbüchern. Dennoch musste ich mich schon sehr bewusst konzentrieren und es fiel mir auch nicht bei allen Abschnitten gleich leicht. Zumal das Buch doch recht umfangreich ist und versucht, möglichst alle relevanten Themen abzudecken. Das ist positiv, weil sehr informativ – negativ, weil das auch etwas Unruhe hineinbringt. Zumindest habe ich das so empfunden.

Inhaltlich ist das Buch eine gute Mischung aus persönlicher Erfahrung und Hintergrundwissen. Die Autorin schreibt offen über ihre eigene ADHS-Diagnose im Erwachsenenalter und was das mit ihr gemacht hat. Das wirkt sehr nahbar und nicht besserwisserisch. Gleichzeitig erklärt sie wichtige Begriffe wie Masking, Stimming oder die Löffel-Theorie so, dass man sie wirklich versteht – auch ohne psychologisches Vorwissen. Was mir allerdings fehlt, ist ein Glossar, um gezielt nach Stichworten zu suchen.

Was ich besonders mochte: Laura Vogel schreibt immer wieder, dass nicht jede Methode für jeden funktioniert. Man bekommt viele Ideen an die Hand, aber ohne den Druck, alles umsetzen zu müssen. Das ist bei ADHS ja sowieso oft das Problem – zu viel Input lähmt eher, als dass er hilft. Hier hatte ich das Gefühl: Ich darf mir einfach das rauspicken, was zu mir passt und anderes getrost zur Seite legen.

Mein Fazit: Ein tolles Buch für alle, die sich mit ADHS besser verstehen wollen – vor allem, wenn man gerade erst in die Diagnose oder das Thema einsteigt. Laura Vogel trifft genau den richtigen Ton: ehrlich, verständlich, ohne Druck. Ich würde es vor allem Menschen empfehlen, die sich in typischen Ratgebern oft verloren fühlen. Doch auch für Angehörige kann das Buch hilfreich sein, um einen Einblick in die Welt von ADHS-Betroffenen zu gewinnen und ein besseres Verständnis zu entwickeln.

Bewertung vom 12.04.2025
1177 v. Chr. - Eine Graphic Novel
Cline, Eric H.

1177 v. Chr. - Eine Graphic Novel


ausgezeichnet

Eine Graphic Novel voller Abenteuer, Wissen und Weltgeschichte!

Was passierte, als um 1177 v. Chr. gleich mehrere Hochkulturen rund ums östliche Mittelmeer in sich zusammenbrachen? In der Graphic Novel „1177 v. Chr. – Der erste Untergang der Zivilisation“ wird diese komplexe Frage nicht trocken und abstrakt, sondern bildstark und erzählerisch aufbereitet – und zwar so, dass man sich ihr kaum entziehen kann!

Basierend auf dem gleichnamigen Sachbuch von Eric H. Cline, einem der führenden Experten für die Bronzezeit, erzählt die Graphic Novel von einer echten Zeitenwende. Zwei fiktive Figuren – Pel, ein junger Mann aus den Reihen der Seevölker, und Shesha, eine ägyptische Schreiberin – führen als kluge Beobachtende durch die Handlung. Ihre Reise durch die Reiche der Minoer, Mykener, Hethiter, Kanaaniter, Assyrer und Ägypter eröffnet das Tor zu einer eindrucksvollen Welt. Einer Welt, die von Klimakatastrophen, politischen Umstürzen, internationalem Handel, diplomatischen Intrigen und menschlichen Tragödien heimgesucht wird.

Das besondere an dieser Adaption ist die raffinierte Balance aus wissenschaftlicher Präzision und erzählerischer Freiheit. Cline und Fawkes gelingt es, trockene Daten und historische Theorien in eine zugängliche, fast cineastische Form zu bringen – unterstützt durch die stimmungsvollen, oft erdtonfarbenen Illustrationen von Glynnis Fawkes, die gleichzeitig dokumentarisch und atmosphärisch wirken. Immer wieder tauchen kunstvolle Architekturdetails, authentische Gewänder oder realistisch rekonstruierte Szenen des damaligen Alltags auf. Besonders eindrücklich: der Moment, in dem ein beladenes Handelsschiff im Mittelmeer versinkt – Symbol eines kollabierenden Weltsystems. Davor können und dürfen wir auch heute nicht die Augen verschließen!

Trotz der historischen Tiefe wirkt die Geschichte keineswegs schwer zugänglich. Durch den Dialog zwischen Pel und Shesha wird die Handlung dynamisch, manchmal sogar humorvoll und beschwingt. Die beiden Figuren stellen Fragen, die wir selbst stellen würden, und öffnen so den Blick auf ein Kapitel der Menschheitsgeschichte, das in seiner Dramatik und Komplexität aktueller nicht sein könnte.

Fazit und Empfehlung:
Diese Graphic Novel ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie sich Geschichte visuell und narrativ erzählen lässt – fundiert, unterhaltsam und mit Tiefgang. Für Leser ab ca. 12 Jahren, für geschichtsbegeisterte Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen empfehlenswert. Wer sich für Archäologie, alte Kulturen oder globale Zusammenhänge interessiert, findet hier ein lehrreiches wie auch faszinierendes Leseerlebnis. Eine klare Empfehlung zudem für Schulbibliotheken, Graphic Novel Fans – und für alle, die sich überzeugen lassen möchten, dass Geschichte lebendig sein kann.

Bewertung vom 12.04.2025
GIGANTISCHE BERGE
Jacobs, Robin

GIGANTISCHE BERGE


ausgezeichnet

Ein faszinierendes Kindersachbuch über Berge und Mut!

Mit „Gigantische Berge – Und wie man sie erklimmt“ ist Robin Jacobs ein echtes Highlight im Kindersachbuchbereich gelungen. Das Buch nimmt uns mit auf eine spannende Reise zu acht der berühmtesten und höchsten Berge der Erde – darunter das Matterhorn, der Kilimandscharo und natürlich der Mount Everest.

Bei diesem Buch bleibt es nicht bei trockenen Fakten. Stattdessen wird mitreißend erzählt, wie diese Berge entstanden sind, wer sie als Erste erklommen hat und welche Gefahren und Herausforderungen mit dem Bergsteigen verbunden sind.

Besonders gelungen finde ich die abwechslungsreiche Struktur des Buchs: Es gibt spannende Erklärtexte, historische Anekdoten, praktische Tipps zur Ausrüstung und Knotenkunde und sogar eine Einführung in die Geologie. Dazu kommen Sagen und Mythen – etwa über den Yeti oder die Prinzessin der Kirschblüten –, die dem Buch eine märchenhafte, geheimnisvolle Note verleihen. So wird das Sachbuch fast zum Abenteuerroman.

Der Schreibstil ist kindgerecht, ohne zu vereinfachen – informativ, aber nie belehrend. Man spürt, dass Robin Jacobs nicht nur Autorin, sondern auch Geowissenschaftlerin und Umweltschützerin ist: Die Leidenschaft für die Natur und der Respekt vor den Bergen und ihren Bewohnern durchziehen das Buch wie ein roter Faden.

Ein weiteres Highlight sind die Illustrationen von Ed J. Brown. Sein Vintage-Stil verleiht dem Buch eine ganz besondere Atmosphäre. Die Bilder sind nicht nur dekorativ, sondern helfen auch, komplexe Inhalte verständlich zu machen. Besonders schön finde ich die Darstellung der Bergprofile und die bildhaften Routen der Expeditionen – sie wecken die Abenteuerlust und laden zum Träumen ein.

Mein Fazit:
„Gigantische Berge“ ist viel mehr als nur ein Sachbuch – es ist eine Einladung, sich mit der Natur auseinanderzusetzen, eigene Grenzen zu hinterfragen und neugierig auf die Welt zu bleiben. Ein ideales Geschenk für Kinder ab 8 Jahren, die sich für Berge, Natur, Abenteuer oder Geschichte interessieren – und für alle, die gerne mit offenen Augen durch die Welt gehen. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 12.04.2025
Wie kleine Tiere schlafen gehen. Das große Vorlesebuch
Zur Brügge, Anne-Kristin

Wie kleine Tiere schlafen gehen. Das große Vorlesebuch


ausgezeichnet

Tierisch süße Träume – ein Vorlesebuch zum Verlieben

„Wie kleine Tiere schlafen gehen. Das große Vorlesebuch“ von Anne-Kristin zur Brügge, illustriert von Marina Rachner, ist eine ganz besondere Sammlung von Gute-Nacht-Geschichten für Kinder ab drei Jahren. In 16 Vorlesegeschichten begleiten wir kleine Tiere beim Zubettgehen – mal mit einem Schmunzeln, mal mit einem Seufzer des Wohlgefühls.

Schon optisch ist das Buch ein Highlight: Das ausgestanzte Herz auf dem Cover ist ein echter Blickfang, und Marina Rachners Illustrationen sind auf jeder Seite eine große Bereicherung. Die Tiere sind mit so viel Liebe zum Detail gezeichnet, dass man sich am liebsten sofort dazukuscheln möchte. Besonders schön: Selbst am Ende des Buches erwartet uns noch ein gemütliches Bild, das die Stimmung beim Vorleseritual am Abend wunderbar abrundet.

Inhaltlich punktet das Buch mit einer gelungenen Mischung aus Fantasie, Alltagsnähe und leisen Botschaften. Die Geschichten sind abwechslungsreich, jedes Tier hat seine eigene kleine Welt und Persönlichkeit – und es ist schön zu sehen, dass auch weniger verbreitete Tiere wie ein Hummer oder ein Nilpferd ihren Platz bekommen.

Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die einfühlsame Beziehung zwischen dem Katzenpapa und seinem Nachwuchs sowie die Geschichte vom Fuchs Finn, der sich selbst Mut zuspricht. Auch humorvolle Momente kommen nicht zu kurz, sodass auch zu später Stunde noch herzlich gelacht werden darf.

Die Texte sind in ruhiger Sprache verfasst, ohne zu simpel zu sein. Die Reime am Ende jeder Geschichte fördern das Sprachgefühl und laden zum Nach- und Mitsprechen ein.

Mein Fazit:
Dieses Vorlesebuch ist ein echtes Wohlfühlbuch, das Kindern nicht nur beim Einschlafen hilft, sondern auch Werte wie Freundschaft, Mut und Geborgenheit vermittelt – ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Ein warmherziges Geschenk für Familien, das bestimmt viele Abendrituale bereichern wird. Absolute Empfehlung für alle, die Einschlafgeschichten mit Abenteuerlust, Humor und ganz viel Herz suchen.