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Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2022
Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1


ausgezeichnet

In „Emily Seymour - Totenbeschwörung für Anfänger“ von Jennifer Alice Jager zieht eine schicksalhafte Begegnung ungeahnte Folgen nach sich. Weitere Werke der Autorin sind u.a. die „Chroniken der Dämmerung“- und „Empire of Ink“-Buchserie.

Die Nekromantenfamilien Seymour und Goodwin wollen einen Friedensvertrag schließen. Emily Seymour ist das schwarze Schaf ihrer Familie und ein echter Tollpatsch. Wie immer will ihre Familie sie aus wichtigen Dingen heraushalten, aber Aston Goodwin verdreht ihr den Kopf. Emily wird zur Schlüsselfigur in einem perfiden Spiel.

Die 16jährige Emily hat wie ihr Vater keine magischen Fähigkeiten. Sie bekommt bei Aufträgen immer nur die Handlanger-Tätigkeiten zugeteilt und fühlt sich oft ausgeschlossen. Von einem möglichen Friedensvertrag zwischen den Seymours und Goodwins kriegt sie erst etwas mit, als der 18jährige Aston Goodwin vor ihrer Tür steht. Für Humor sorgt Emilys tollpatschiges Verhalten und ihre aufflammende Verliebtheit. Das Geplänkel zwischen den Beiden hat Unterhaltungswert. Sehr sympathisch ist auch Granny. Die alte Dame hat einige Geheimnisse auf Lager, unterstützt Emily auf der Suche nach sich selbst und in Krisensituationen. Der Paukenschlag mit einer dramatischen Wende gelingt perfekt. Gleichzeitig beschäftigen die Folgen, und Fragen kommen auf. Eine erneute Wende lässt alles in einem anderen Licht erscheinen. Undurchsichtig bleiben fast alle Seymours. Wer spielt ein falsches Spiel? Mit der Zwischen- und Außenwelt fließen viele originelle Ideen ein. Reisen funktioniert auf ungewöhnliche Art und Weise. Unterschiedliche Handlungsorte sorgen für eine besondere Atmosphäre. Es bleibt durchweg spannend. Gefährlichen Gegner kommen in die Quere. Wem kann Emily vertrauen? Die Hauptfigur wächst mit ihren Herausforderungen. Emily verstößt gegen Regeln und muss Grenzen überwinden. Nebenfiguren sammeln Sympathiepunkte und laden in phantasiereiche Welten ein. Wer ist Feind, wer Freund? Die Täuschung wirkt teilweise zu gewollt und inszeniert. Besonders zum Showdown treten Schwächen auf. Das Ende ist nicht so packend wie erwartet. Erst mit einer erneuten Wende sammelt die Autorin wieder Pluspunkte. Der Cliffhanger ist gelungen und weckt die Neugierde auf Band 2.

Das auffällige, wunderschöne Cover passt perfekt zur abenteuerlichen und phantasiereichen Geschichte. Die limitierte Erstauflage mit farbigem Buchschnitt setzt bezüglich beeindruckender und liebevoller Gestaltung noch einen drauf. „Emily Seymour - Totenbeschwörung für Anfänger“ ist für Kinder ab 12 Jahren und Erwachsene ein spannendes Abenteuer. Es macht Spaß, mit den Hauptfiguren mitzufiebern und dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

Bewertung vom 15.08.2022
Selenskyj
Derix, Steven;Shelkunova, Marina

Selenskyj


ausgezeichnet

„Selenskyj - Die ungewöhnliche Geschichte des ukrainischen Präsidenten“ von Steven Derix und Marina Shelkunova beleuchtet die ungewöhnliche Lebensgeschichte Wolodymyr Selenskyjs, anhand von umfangreichen Recherchen in Russland und in der Ukraine, zahlreichen Interviews und Nachrichtenartikeln.

„Als Transit 1997 zu zerfallen beginnt, formiert Selenskyj eine neue Truppe. Andere KWN-Teams stellen ihre Mitglieder sorgsam aus verschiedenen Typen zusammen: einem Leadsänger, einem Tänzer, einem Komiker, Drehbuchautoren. Selenskyj geht es vor allem um Loyalität. Kwartal 95 ist in erster Linie eine Gruppe von Freunden, die sich zur berühmtesten ukrainischen Kabaretttruppe entwickeln wird.“

„Wladimir Putin unterschätzt seine Gegner nur selten.“ Die Einleitung ist sehr gelungen und stimmt auf den interessanten Werdegang des ukrainischen Präsidenten, die ukrainische Geschichte, Details und Hintergründe ein. Wer ist Wolodymyr Selenskyj? Den Autoren Steven Derix und Marina Shelkunova gelingt ein beeindruckendes Porträt und eine spannende Annäherung an den Menschen Wolodymyr Selenskyj. Basierend auf Fakten formieren sich Bilder zu Wünschen und scheinbar unerreichbaren Zielen, Menschen, die ihr Land über alles lieben. Der Diskurs durch Leben und Geschichte hat viele neue Details parat. Auch das nähere Umfeld kommt zu Wort. Zitate und Fotos im Innenteil untermalen Wandel und Ereignisse. Vom Wahlkampf bis zum Duell der Präsidentschaftskandidaten, jede spannende Phase wird beleuchtet. Umfangreiche Recherche und Insiderwissen beeindrucken. Rückschläge und Widerstände, Selenskyj wächst an seinen Herausforderungen und entwickelt eine immer stärkere Persönlichkeit. Auch an kritischen Perspektiven auf Verhalten und Entscheidungen des Präsidenten wird nicht gespart. Im Kapitel „Das Turboregime“ wird deutlich wie schwer es ist, den Wandel im Land herbeizuführen und dabei keine Zeit zu verlieren. „Ja, dies ist die erste Regierung, die nicht korrupt ist, aber nicht zu stehlen ist nicht genug.“ In Wechsel, Fortschritt und Reformen platzt ein Krieg, den viele nicht für möglich gehalten haben. Hoffnung bis zuletzt, obwohl alle Anzeichen dafür sprachen. Interessante Einblicke in Warnungen, Wissen und Taktik folgen. Das Buch endet mit der Ansprache Selenskyjs an sein Volk nach hundert Tagen Krieg und damit auf gewisse Weise abrupt.

Das Cover stimmt auf den schicksalhaften Weg Wolodymyr Selenskyjs ein. Es setzt auf Foto, Namen und Titel. „Selenskyj - Die ungewöhnliche Geschichte des ukrainischen Präsidenten“ übertrifft die Erwartungen. Viel Informatives, jede Menge Einblicke und ein Erzählstil, der den Menschen Selenskyj in den Vordergrund stellt. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 03.08.2022
Faszination Marilyn Monroe
Capella, Massimiliano

Faszination Marilyn Monroe


sehr gut

„Faszination Marilyn Monroe – Leben, Leidenschaft und Stil einer Modeikone“ von Autor, Professor für Kostüm und Mode und wissenschaftlicher Leiter des Arte Moda Archive am Zentrum für visuelle Künste der Universität Bergamo Massimiliano Capella gewährt ungewöhnliche Einblicke in Marilyn Monroes Persönlichkeit und Werdegang.

„Dank ihrer schauspielerischer Leistung im Film „Versuchung auf 809“, in dem sie die Rolle einer psychotischen, selbstmordgefährdeten Babysitterin meisterhaft verkörpert, erhält sie von 20th Century Fox die Chance, in Henry Hathaways Film „Niagara“ mitzuwirken.“

Das Buch ist in vier Abschnitte „Biografie“, „Der Stil der Epoche“, „Marilyns Stil“ und „Die Mode zitiert Marilyn“ eingeteilt und hat viel Neues, Informatives und Interessantes parat. Nicht alle Fotos, die im Text erwähnt werden, sind auch abgebildet. Die grandiose Auswahl tröstet darüber hinweg. Mit Marilyn beginnt eine Zeitreise in die Jahrzehnte der großen Filmdiven. Fotos vom Filmset und aus der Modewelt, der Fokus ist anders und überzeugt auf ganzer Linie. Besonders viel Wert wurde auf die Buchgestaltung gelegt. Bilder, Zitate und Autorentext sorgen für viel Abwechslung und ergänzen sich perfekt. Von der Kindheit bis zur Modeikone, der Leser begleitet den Wandel Marilyns. Es steckt viel Recherche hinter den umfangreichen Details aus ihrem Leben. Vorhandenes Wissen wird ergänzt, und es entsteht ein neuer Blick auf den Star. Es ist interessant zu erfahren, wer zum näheren Umfeld Marilyns gehörte, wie und wo die Fotos entstanden sind und um welche Fotografen es sich jeweils handelte. Schwarz-Weiß- und Farbfotos lassen die einzelnen Lebensabschnitte Marilyns wieder aufleben und beeindrucken mit künstlerischer Intensität. Massimiliano Capella vermittelt viel Nähe zur Person Marilyn Monroe. Der Erzählton ist gut gewählt. Die Faszination schwappt von Beginn an auf den Leser über. Wie prägt Marilyn die Modewelt bis heute? Auch hier gibt es Überraschendes und Informatives. Gerne hätte es mehr Buchseiten und einen zusätzlichen Abschnitt geben können. Denn der Text über ihr Leben endet zu abrupt.

Das Cover weckt die Neugierde mit dem Titel und einer fröhlichen, unbeschwerten Marilyn. „Faszination Marilyn Monroe – Leben, Leidenschaft und Stil einer Modeikone“ übertrifft die Erwartungen. Zwar spielt die Mode eine große Rolle, das Thema untermalt jedoch nur ihre Persönlichkeit. Es entwickelt sich eine besondere Intensität, und das Buchende kommt zu schnell. Eine empfehlenswerte Lektüre für Marilyn-Fans und alle, die mehr über den Filmstar erfahren möchten.

Bewertung vom 05.06.2022
City on Fire Bd.1
Winslow, Don

City on Fire Bd.1


ausgezeichnet

„City on Fire“ von Don Winslow bildet den Auftakt zur Trilogie um Hafenarbeiter, Geldeintreiber und Gangster Danny Ryan. Ein kleiner Funke bringt das Gefüge in Dogtown zum Wanken.

1986, zwischen der irischen und italienischen Mafia in Dogtown herrschen strenge Absprachen. Niemand kommt dem Anderen ins Gehege. Ein Generationenwechsel steht an, und Pat Murphys Bruder Liam spielt nicht nach den Regeln. Danny versucht, die drohenden Eskalationen zu verhindern, aber die Morettis sinnen auf Krieg und Rache.

Der Einstieg hat Humor, ist kreativ, ungewöhnlich und stimmt auf einen packenden Thriller ein. Sehr gelungen! Danny Ryan wirkt von Anfang an sympathisch. Er ahnt die Gefahren vor allen Anderen, ist intelligent, weiß brenzlige Situationen einzuschätzen und sucht nach schnellen Lösungen für Konflikte. Bei den Murphys gibt es ein unberechenbaren Familienmitglied. Liam schert sich nicht um Regeln sondern provoziert Familie und Feinde und reizt Grenzen aus. Es gibt einige interessante Hauptfiguren wie Danny, sein mürrischer Vater Marty, Dannys Freund Pat. Herausstechen auch Martys Leibwächter Ned und Dannys bester Kumpel Jimmy. Die Geschichten der Frauen spielen in diesem Thriller eine wichtige Rolle. Es geht um Liebe, falsche Entscheidungen und dunkle Geheimnisse. Sie sind das Zünglein an der Waage, und die wichtigen Strippenzieher hinter ihren Männern, Söhnen und Vätern. Emotionen kochen über. Bald überschlagen sich die Ereignisse. Die Spannung hält sich auf einem hohen Niveau. Dannys Gedanken sorgen für viel Nähe zu den Ereignissen. Finten, Fallen, abrupte Wendungen, der Thriller ist filmreif inszeniert. Es wird immer wieder eine Schippe drauf gelegt. Geht Dannys Plan auf? Die Gefahr für Freunde und Familie nimmt stetig zu. Niemand ist mehr sicher. Wut, Hilflosigkeit, verletzter Stolz, sind die jungen Hitzköpfe noch aufzuhalten? Band 1 hält den Leser in Atem und gönnt ihm keine Verschnaufpause.

Das Cover setzt auf Autorenname und Titel, effektvoll in Szene gesetzt. „City on Fire“ erfüllt die hohen Erwartungen und bietet packende Thriller-Unterhaltung, die sich schnell zum Pageturner entwickelt. Gangster Danny Ryan ist eine interessante Persönlichkeit, ohne Mafiaboss-Ambitionen, der immer mehr in den Mittelpunkt der Geschehnisse rückt. Ein sehr empfehlenswerter Trilogie-Auftakt, der die Neugierde auf Band 2 und Band 3 weckt.

Bewertung vom 23.04.2022
Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2
Mohlin, Peter; Nyström, Peter

Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2


sehr gut

„Die andere Schwester“ ist nach „Der andere Sohn“ Band 2 der Karlstad-Krimireihe vom Autorenduo Peter Mohlin und Peter Nyström. John Adderley holt die Vergangenheit ein. Wem kann er noch trauen?

Die Geschäftsführerin eines Dating-Services stirbt unter mysteriösen Umständen. Wer hat ein Motiv für den Mord? John Adderley ermittelt mit neuer Identität als Fredrik Adamsson. Je mehr er sich in den Fall vertieft, desto komplexer sind die Hintergründe. Gleichzeitig droht sein Sicherheitsgefüge aufzufliegen. Alles scheint sich gegen ihn verschworen zu haben.

Mit dem ersten Teil und Mittwoch beginnt ein Tagescountdown. Einstieg und Einteilung sind gut gewählt. Für John ist die Situation von Anfang brenzlig. Die gemeinsame Vergangenheit mit einem Freund sorgt für ansteigende Spannung. Handelt es sich um eine Falle? Erzählstil und undurchsichtige Geschichte überzeugen. John verfängt sich in seinem eigenen Lügengespinst. Die Lage erscheint immer aussichtsloser. Derweil geht Stella trotz Bedrohung ein hohes Risiko ein. Das Thema Dating-App und ein ungewöhnliches Date bilden einen interessanten Hintergrund für einen Mord. Der Tatort unterstreicht die Düsternis. Nur langsam setzen sich die Puzzlestücke zusammen. Wer ist der Täter? Das Opfer hat mehr Feinde als gedacht. Johns Vergangenheit sorgt von Beginn an für mehr Spannung als der Mordfall. Ein paar Hinweise werden zu früh eingestreut und die spätere Auflösung lässt sich erahnen. Es geht auf verschiedene Weise um Schuld. Wer spielt ein Spiel, und wer ist in Wahrheit unschuldig? Johns Handeln ist nachvollziehbar, trotzdem schwindet teilweise die Sympathie für ihn. Nicht nur für ihn bricht eine Welt zusammen. Im letzten Buchdrittel wirkt die Geschichte etwas zu konstruiert. Ein Paukenschlag kann seine volle Wirkung nicht entfalten. Wahrheiten verletzen. Die Intensität vom Anfang bleibt irgendwann auf der Strecke. Ein paar mehr Irrungen und Wirrungen hätten dem Mordrätsel gut getan.

Das Cover hat Seriencharakter und passt zur Persönlichkeit John Adderley und seinen Fällen. Es wirkt modern, kreativ und zieht die Blicke aufs Buch. „Die andere Schwester“ kann die durch Band 1 geschürten, hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Für Band 3 bleibt noch Luft nach oben. Trotzdem ein Krimi, der über lange Strecken fesselt und schwer aus der Hand zu legen ist.

Bewertung vom 09.04.2022
Der Flussregenpfeifer
Friedrich, Tobias

Der Flussregenpfeifer


sehr gut

„Der Flussregenpfeifer“ ist das literarische Debüt von Schriftsteller, Songtexter und Musiker Tobias Friedrich. Er arbeitet als Sachbuchautor und Co-Veranstalter der Berliner Musik-und-Lese-Show „Ein Hit ist ein Hit“.

„Die in diesem Roman wiedergegebenen Geschehnisse haben sich zu einem großen Teil wie beschrieben ereignet, und zwar sowohl Oskar Speck als auch einige andere Figuren betreffend. Gleichwohl habe ich mir gewisse Freiheiten genommen. Hier und da mussten zeitliche Abläufe ein wenig nach vorne geschoben oder nach hinten verlegt, Tatsachen leicht angepasst oder komplett erfunden werden.“

Der direkte Einstieg greift der Geschichte voraus und lässt Fragen aufkommen. Was ist passiert? Ulm im Mai 1932 startet Oskar seine Reise mit einem Faltboot. Geplant sind 6 Monate. Das Abenteuer hat einige Überraschungen und Wendungen parat. Anfangs überzeugen Erzählstil und Ereignisse nicht so richtig. Das ändert sich mit Herausforderungen, Widrigkeiten und Begegnungen. Freund Karol setzt alle Hoffnungen auf Oskar und ein Wettrennen von Ulm nach Zypern. Originelle Ideen fließen ein, wie der Bezug zum Titel und ein zufälliges Treffen auf einer Lichtung. Während seiner Reise macht nicht nur die Konkurrenz Oskar das Leben schwer. Von Bewunderung über Argwohn und Neid bekommt er es mit den unterschiedlichsten Emotionen zu tun. Wie beschwerlich seine Reise ist wird in detaillierten Beschreibungen deutlich. Mark-Twain-Zitate bilden den roten Faden der Geschichte. Oskar hält stoisch an seinem Ziel fest und gerät in so manch brenzlige Situationen. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto intensiver wird die Atmosphäre. Überraschende Wendungen und plötzliche Hindernisse sind gut inszeniert. Unglaublich, was Oskar alles auf seiner Reise erlebt. Umso erstaunlicher, dass alles auf einer wahren Geschichte basiert. Nationalsozialisten haben eigene Pläne mit Oskar. Klischees und Seitenhiebe sind gelungen. Ein weiterer roter Faden ist der geheime Blick. Karol ist fest davon überzeugt, dass Oskar ihn hat. Es geht um den Wunsch nach Reichtum, ungewöhnliche Ziele, Anderssein, Freundschaft und Liebe. Sobald die Geschichte in Fahrt ist, kommt immer mal wieder Spannung auf. Im letzten Buchdrittel, in einer scheinbar aussichtslosen Situation fällt das Mitfiebern mit Oskar und Co leicht. Das Ende ist zu kurz geraten. Nachbemerkung und Quellen und der Dank des Autors geben zusätzliche Infos.

Das Cover stimmt auf ein gefährliches Abenteuer ein. Die kreative Illustration passt gut zur Geschichte. Der Titel ist sehr gelungen. „Der Flussregenpfeifer“ überzeugt beim Lesen immer mehr und hat einige treffsichere und humorvolle Zitate parat. Urige Typen wie zwei Berliner beleben die Geschichte. So manches Mal geht es erschütternd und berührend zu. Oskar Specks Abenteuer voller Höhen und Tiefen spricht alle an, die seine fast unmögliche Reise und seinen Mut miterleben wollen.

Bewertung vom 28.02.2022
Die Jagd auf den Jadefuchs / Signs of Magic Bd.1
Robrahn, Mikkel

Die Jagd auf den Jadefuchs / Signs of Magic Bd.1


sehr gut

„Signs of Magic – Die Jagd auf den Jadefuchs“ von Autor Mikkel Robrahn bildet den Auftakt zur Signs of Magic-Reihe. Inzwischen ist Band 2 „ Signs of Magic – Die Suche nach Tzunath“ erschienen. Von Mikkel Robrahn stammt auch die „Hidden Worlds“-Trilogie.

Albert Tubbs ist Magier und tritt als Zauberer mit dem übergewichtigen Familienhamster Butterscotch auf Kindergeburtstagen auf. Seine Freundin Patty hat höhere Ansprüche und sähe ihn am liebsten in der Bank ihres Vaters. Ein ungewöhnliches Engagement klingt für Albert nach einer Chance, als Zauberer den Durchbruch zu schaffen.

Albert und seine Familie sind sehr sympathisch. Die Idee zu Hamster Butterscotch und seinem ungewöhnlichen Wohnort ist originell. Nicht das einzige kuriose Team in dieser Geschichte. Matilda Godwins größter Wunsch ist es, an der Fuchsjagd teilzunehmen. Erst nach und nach wird deutlich, dass es sich nicht um eine übliche Herausforderung und Jagd handelt und was für Vorbereitungen dafür nötig sind. Auch Matildas Gründe für die Jagd sind speziell. Ein Geheimnis lädt zu Spekulationen ein. Es gilt einige Hindernisse zu bewältigen, bevor es überhaupt an den Start gehen kann. Eine dritte Hauptfigur ist der ehemalige Hausmeister der Godwins Botzki. Auch er hat ein paar Überraschungen auf Lager. Origineller hätten gerne die Gegner sein können. In der Geschichte werden einige Klischees bedient. Gut gewählt sind die Handlungsorte in England, die für Atmosphäre sorgen. Finten und Intrigen, Matilda und ihren Freunde werden einige Knüppel in den Weg gelegt. Sind die Gegner haushoch überlegen? Alberts Unwissenheit bezüglich seines Engagements hat Unterhaltungswert. Was erwartet ihn? Hinter einer Hauptfigur steckt besonders viel Einfallsreichtum. Was hat es mit dem Jadefuchs auf sich? Allein der Name klingt schon besonders. Eine Wende überrascht. Erst im Laufe der Geschichte wird deutlich, was dahinter steckt. Mit der Auflösung wird es stimmig. Humor bringt ein magisches Wesen ins Spiel. Zum Ende nehmen Tempo und Spannung etwas zu schnell ab. Der Cliffhanger weckt die Neugierde auf den zweiten Band.

Das Cover wirkt kreativ, modern und hinterlässt Eindruck. Es passt perfekt zur Geschichte, lässt aber auch die Erwartungen hochschnellen. „Signs of Magic – Die Jagd auf den Jadefuchs“ hat nicht ganz so viel Magisches auf Lager wie gedacht, überzeugt aber mit einer unterhaltsamen Geschichte, einfallsreichen Details und einer besonderen Charakterentwicklung. Ein Fantasyabenteuer für die ganze Familie.

Bewertung vom 18.02.2022
Der Holländer / Liewe Cupido ermittelt Bd.1
Deen, Mathijs

Der Holländer / Liewe Cupido ermittelt Bd.1


gut

„Der Holländer“ ist nach „Unter den Menschen“ und „Der Schiffskoch“ der neueste Roman von Schriftsteller und Radioproduzent Mathijs Deen. Zu seinen Veröffentlichungen zählen auch Kurzgeschichten und Kolumnen.

Drei Extremwattwanderer planen, sobald die Voraussetzungen stimmen, den gefährlichen Weg vom Festland nach Borkum in Angriff zu nehmen. Als das Lebensziel in greifbare Nähe rückt, läuft nicht alles wie erhofft. Am Ende gibt es einen Toten. Was ist passiert? Nicht nur der Auffindeort gibt Rätsel auf.

Der Prolog lässt erahnen, dass sich die Ereignisse anders entwickeln als erwartet. Am Anfang der Geschichte schwingt eine Melancholie mit, die später etwas in den Hintergrund rückt. Der Erzählstil hat etwas Trockenes, Stoisches. War es ein Unfall oder Mord? Erst nach und nach werden Details und Hinweise eingestreut, die in eine Richtung weisen. Etwas blass wirken die Charaktere. Es fällt zeitweise schwer, den Überblick zu behalten. Auf gestellte Fragen folgen keine Antworten. Ob klug und störrisch oder fokussiert, intelligent mit guter Kombinationsgabe, es fehlen Ecken, Kanten, Alleinstellungsmerkmale, um Nähe zu den Protagonisten zu entwickeln und bei Ermittlungen und Recherchen mitzufiebern. Liewe Cupido und Anne-Baukje stechen etwas heraus. Interessant ist das Thema „Extremwattwanderung“. Warum gehen Menschen derartige Risiken ein, und wie schützen sie sich im Extremfall? Mit dem Fundort kommen Kompetenzstreitigkeiten auf. Wer ist zuständig? Die Niederländer oder die Deutschen? Das Gerangel zieht sich durch den Roman. Lebendiger wird die Geschichte mit einem neuen Ermittlerteam. Liewe wirkt als erfahrener Hauptkommissar, der auf väterliche Weise lehrreiche Lektionen erteilt, sympathischer. Bei einer ungewöhnlichen Begegnung zeigt er ebenfalls eine andere Seite. Der über längere Strecken undurchsichtige Fall setzt Spekulationen in Gang. Das letzte Buchdrittel überzeugt am meisten mit einem sturen Liewe, der Licht ins Dunkle bringt.

Das Cover setzt den Fokus auf einen ungewöhnlichen Handlungsort und den Titel. Ein bisschen schlicht, aber die Details passen zum Inhalt. „Der Holländer“ hat am Anfang seine Schwächen. Sobald der Roman Fahrt aufnimmt, kann er mehr überzeugen. Das Ermittlerteam samt einem ungewöhnlichen Gefährten hat Potential für mehr kniffelige Fälle.

Bewertung vom 14.02.2022
Irwin MacOsborn. Legende / Chroniken von Chaos und Ordnung Bd.6
Praßl, J. H.

Irwin MacOsborn. Legende / Chroniken von Chaos und Ordnung Bd.6


ausgezeichnet

Im High-Fantasy-Abenteuer „Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 6: Irwin MacOsborn. Legende“ vom Autorenduo J. H. Praßl wächst ein Barde über sich hinaus und nimmt an unglaublichen Abenteuern teil.

Ziel des Expeditionskommandos um Chara und Siralen ist es, Verbündete zu finden die mit der Allianz in den Krieg gegen das Chaos ziehen. Die Mission ist gefährlich und heikel. Das Chaos stiftet erfolgreich Unfrieden und Zwistigkeiten. Bald kämpfen Freund gegen Freund. Wer sind die Verräter in der Expeditionsflotte?

Flottenoberkommandantin Chara, die Kommandantin der Landstreitkräfte Siralen und ihre Freunde bekommen es mit übermächtigen Gegnern zu tun. Charas Alleingänge erschweren die Zusammenarbeit. Bald wächst das Misstrauen. Gegensätzliche Charaktere sorgen für viel Zündstoff und zusätzliche Spannung. Einige Protagonisten bleiben undurchsichtig. Wahrheiten treten nur in Fragmenten zu tage. Wer spielt ein falsches Spiel? Sicher ist so gut wie gar nichts. Spekulationen werden angeheizt. Geschickte Winkelzüge und überraschende Wendungen fesseln. Die Geschichte ist komplex, und trotzdem fällt es leicht, in Band 6 hinein zu finden und mitzufiebern. Zwerg Grimnir, Barde Irwin und Kerrim erhöhen mit Charakterzügen, Sprache und Eigenarten den Unterhaltungswert und sind für die Prise Humor zuständig. Bei all den Kämpfen, Finten und Intrigen bieten sie sympathisch-schlagfertige Abwechslung und willkommenes Augenzwinkern. Es gibt ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten, und Chara steht plötzlich zwischen zwei Männern. Nicht nur bei ihr spielen die Emotionen verrückt. Draufgänger Irwin bringt sich in eine missliche Lage und Kerrim zeigt eine völlig andere Seite. Die Suche nach Verbündeten erscheint als unmögliche Mission. Wut, Hass, Misstrauen erschweren Expeditionen in fremde Welten. Hinter jeder Ecke lauert der Tod. Hin und wieder nehmen Zusammenfassungen, Wiederholungen und Gedanken etwas Tempo raus, aber der Plot ist raffiniert gestrickt und die Spannung wird immer wieder mit unterschiedlichen Twists und Kniffen geschürt. Zum Ende überschlagen sich die Ereignisse. Der Epilog gewährt ungewohnte Einblicke in Charas Seelenleben. Das anschließende Register hilft bei der Orientierung mit zahlreichen Infos, Begriffen und Bezeichnungen.

Das Cover hat Seriencharakter und konzentriert sich auf Titel und Hauptfigur. Schlicht aber mit einem guten Wiedererkennungswert. Auch bei „Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 6: Irwin MacOsborn. Legende“ fällt am Schluss der Abschied von den Protagonisten schwer. Eine spannende Reise zu unbekannten Kontinenten mit vielen schicksalhaften Herausforderungen und Charakteren, die sich weiter entwickeln. Die Fortsetzung wird sehnsüchtig erwartet.

Bewertung vom 21.11.2021
Stell dir vor ...
Hopkins, Rob

Stell dir vor ...


ausgezeichnet

„Stell dir vor... mit Mut und Fantasie die Welt verändern“ ist das neueste Motivations-Werk von Autor Rob Hopkins. Vom Mitbegründer der Transition-Towns-Bewegung stammen auch "Einfach. Jetzt. Machen!: Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen." und "Energiewende: Das Handbuch. Anleitung für zukunftsfähige Lebensweisen".

„Wenn wir uns eine bessere Welt vorstellen, herbeiwünschen und erträumen können, ist es viel wahrscheinlicher, dass wir unsere Energie und Entschlossenheit daransetzen, sie auch Wirklichkeit werden zu lassen.“

Neun Kapitel, die den Leser dazu animieren eine andere Perspektive einzunehmen, zum Nachdenken anregen und Mittel deutlich machen, die jedem von uns zur Verfügung stehen. Es geht um die Macht der Vorstellungskraft, Fantasie und Kreativität. Das Buch öffnet bestenfalls die Augen, was verschüttet in uns schlummert, welche positive Energie in uns allen steckt und was alles möglich ist. „Das ist ein Thema, das bei meinen Recherchen für das Buch immer wieder auftauchte. Fantasie ist unverwüstlich. Wenn wir die Faktoren, die sie unterdrücken beiseite schieben können, wird sie wieder aufleben, und ins Licht blinzeln, denn sie ist unser natürlicher Zustand.“ Interessant ist unter anderem wie entscheidend das Spiel in der Kindheit für die geistige Entwicklung ist. Rob Hopkins schafft es, unseren Alltag und den unserer Kinder zu überdenken. Wie wollen wir in Zukunft nachhaltig und umweltbewusst leben? Wie sollen die Städte unserer Träume aussehen? Projekte weltweit zeigen, was sich alles mit einem gemeinsamen Wunschziel verwirklichen lässt. Technologie-Unternehmen buhlen um unsere Aufmerksamkeit. Was, wenn wir unsere Aufmerksamkeit neu bemessen? Was, wenn wir erkennen, wie wertvoll sie für positiven Wandel und Veränderung ist? Aus „Was, wenn...?“ wird schnell „Warum nicht?“. Das Buch zeigt geschickte Fragen auf, nennt Beispiele von grenzenlosem Optimismus und der damit verbundenen Entwicklung. Es geht auf die traditionelle Kunst der Selbsterhaltung ein. Warum nicht auf die Kultur der Fantasie setzen? In dieser Vielzahl der Themen und Geschichten kann jeder seinen eigenen Türöffner finden und geht mit anderen Augen durch die Welt. Manches ist etwas langatmig geraten, aber Zuversicht und Motivation kommen an.

Das Cover setzt auf den Titel und ein reizvolles Leben im Einklang mit der Natur. „Stell dir vor... mit Mut und Fantasie die Welt verändern“ weckte die Neugierde und spricht Leser fast jeden Alters an. Ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die sich mit der Zukunft beschäftigen und sich aus den düsteren Aussichten mit Optimismus und Tatkraft heraus kämpfen wollen. Wir haben es in der Hand.