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Top-Rezensenten Übersicht

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Schoko_und_buch
Wohnort: 
Friedberg

Bewertungen

Insgesamt 28 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2025
Vor hundert Sommern
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern


ausgezeichnet

Anja und ihre Tochter Lena räumen gezwungenermaßen die Wohnung von Elisabeth, Anjas Mutter aus. Diese ist nach einem Schlaganfall pflegebedürftig und daher in ein Heim in Hamburg zu ihrer Tochter gezogen.
Anja ist beruflich in der Bibliothek der Bremer Uni angestellt. An ihr nagt das ständig schlechte Gewissen, dass ihre Mutter allein im Heim ist. Die Räumung der Wohnung in Berlin, der Job und die Sorge um die Mutter reiben sie auf.
Lena ist die jüngere Tochter und studiert seit kurzem in Berlin. Sie tut sich schwer mit Kontakten, lebt zurückgezogen und ein ausgesetzter Hund wird ihr bester Freund. Ein ständiges Gefühl des ausgegrenztsein plagt sie.
Als beide bei der Wohnungsräumung auf einen Koffer voller Hundefrisierutensilien stoßen, beginnt auch Elisabeth in der Erinnerung um ihre Tante Clara zu schwelgen und erzählt Stück für Stück die Familiengeschichte.

Das Buch ist wunderbar geschrieben. Die Frauen wirken allesamt so vertraut, ich konnte wunderbar in die Welt der 3 Frauen eintauchen . Claras Geschichte aus den 20er Jahre ist eingebettet in die aktuelle Zeit. Viele aktuelle Ereignisse spielen im Roman eine Rolle, vor allem der aufkeimende Antisemitismus und der Umgang damit. Dies zeigt deutlich die Parallelen zur damaligen Zeit. Ich habe das Lesen sehr genossen und kann es nur empfehlen.

Bewertung vom 06.03.2025
Maggie Blue - Das Portal zur Düsterwelt
Goodall, Anna

Maggie Blue - Das Portal zur Düsterwelt


sehr gut

Maggie lebt seit kurzem bei ihrer Tante Esme. Der Vater hat die Familie verlasse , der Mutter befindet sich wegen Depressionen in einer Klinik. Also mitten im Schuljahr muss Maggie auch noch die Schule wechseln. Ihre Mitschüler machen es ihr nicht leicht. Die einzige Gesellschaft ist neben ihrer schrulligen Tante ein Kater. Irgendwie fühlt Maggie sich seltsam an diesem Ort. Und dann passieren merkwürdige Dinge - der Kater spricht mit Maggie, ihre Widersacherin Ida wird von der Vertrauenslehrerin entführt, und Maggie reist durch ein Portal in die Düsterwelt um Ida zu retten. Alles weiter müssen die Leser selbst herausfinden.
Zu allererst hat mich das Cover angesprochen, wunderschön abenteuerlich gestaltet. Der SchreibStil ist angenehm zu lesen und ich war ganz schnell in der Geschichte drin. Die Fantasiewelt wird eindrucksvoll geschildert. Spannung, Witz und Humor, aber auch Freundschaft und Mut bringt Maggie Blue mit

Bewertung vom 03.03.2025
Wozu eigentlich Mathe?

Wozu eigentlich Mathe?


ausgezeichnet

Mathe kann begeistern, denn eigentlich ist unsere ganze Welt u.a. auf Mathe aufgebaut. Jeder braucht es – egal ob beim Verbraten des Taschengeldes, beim Entwerfen eines Hauses oder bei der Planung von Reisen. Unbewusst wird es laufend angewendet. Mathe ist mehr als pures Rechnen. Es ist Alltag, Geschichte, Logik und Entscheidungsgrundlage.
Dieses Buch hat mich gefesselt. Direkt als es bei mir eintraf, habe ich es nur ansehen wollen und bin praktisch Seite für Seite hängen geblieben.

Wusstet Ihr, wie schon 240 v.Chr. ein griech. Gelehrter den Umfang der Erde ermitteln konnte? Oder dass es nur 64 Schachfelder braucht, um aus einem Korn Reis 500 Millionen Tonnen Reis zu machen? Warum man bei der Spielshow „Geh aufs Ganze“ doch das Türchen wechseln sollte, wenn der Moderator fragt? … All das ist Mathe.

Anschaulich dargestellt, toll strukturiert und interessante Inhalte, die Lust auf mehr machen, Angereichert um Sektionen „Du bist dran“, bei denen der oder die Leser (in) sich selbst testen kann und das gelesene anwenden kann. Es ist kein Regelwerk. Aber das Buch erklärt Zusammenhänge und gibt Impulse. Ich empfehle dieses Buch jedem, der sich für Mathe interessiert in jüngeren Jahren und auch jedem, der es noch nicht tut.

Bewertung vom 27.02.2025
Wie du mich ansiehst
Lohmann, Eva

Wie du mich ansiehst


ausgezeichnet

Johanna ist mitten im Leben, hat einen Blumenladen, eine Tochter, einen Mann und eine tiefe Sorgenfalte. Einer spontanen Idee folgend lässt sich Johanna diese behandeln. Doch sie erzählt es nur ihrer Freundin. Der Familie fällt es nicht mal auf. Sie selbst fühlt sich aber besser. Und so kommt eins zum anderen bis sich ein kleiner Eingriff an den Lippen nicht mehr verbergen lässt. Ihr Mann versteht sie nicht, ihrer Tochter ist es unendlich peinlich. Also verzieht sich Johanna in den geliebten Garten, den sie von ihrem Vater geerbt hat, bis sich die Wogen (und die Lippen) wieder glätten.

Eine tolle Geschichte über das Älterwerden und die unterschiedliche Wahrnehmung auf sich selbst und von anderen. Die Zornesfalte steht für mich sinnbildlich für den Zeitpunkt, an dem man sich fragt, ob es das jetzt war und was noch kommt im Leben. Die Kinder werden groß, brauchen einen als Mutter weniger. Und dann hat man als mMutter plötzlich Freiraum, sich selbst zu sehen und es springt einen förmlich an - plötzlich ist man 14/15 Jahre älter, was kommt jetzt. Doch auch wenn die Zornesfalte verschwindet, kann man die Zeit nicht zurückdrehen. Ich fand das Buch sehr angenehm zu lesen, Johanna ist sympathisch, ich konnte mich gut reinversetzen in sie. Tolles Thema und sehr gut umgesetzt.

Bewertung vom 26.02.2025
Bis die Sonne scheint
Schünemann, Christian

Bis die Sonne scheint


sehr gut

Die 80er Jahre in (West)Deutschland sind verbunden mit einer wirtschaftlichen Flaute. Dies spürt auch Familie Hormann, deren Sohn Daniel kurz vor der Konfirmation steht. Er träumt von einem ganz bestimmten Anzug. Doch je näher seine Konfirmation rückt, umso mehr rückt der Traum in Weite Ferne. Das Dach muss repariert werden, der Kühlschrank gefüllt und die Bank gibt kein Geld mehr aus. Eines Tages steht der Gerichtsvollzieher vor der Tür. Doch nach außen wahrt die Familie den Schein – die Omas dürfen nichts merken, es wird essen gegangen und das Konfirmationsgeld für Daniel wird lieber verwendet um anderweitig Löcher zu stopfen.



Die Geschichte wird aus Sicht von Daniel erzählt, einem 14 jährigen Jungen zwischen Kindsein und Erwachsenwerden. Die Erzählperspektive finde ich sehr interessant, denn vieles lässt sich nur erahnen, wird aber nicht direkt ausgesprochen. Genau so wie es sich für Daniel wahrscheinlich anfühlt. Und wären alle Welt ahnt, wie es um die Familie steht, wird der Schein fleißig aufrecht erhalten und von den Problemen lieber abgelenkt, als diese anzugehen. Ein toller Roman, gut zu lesen, eine leichte Melancholie schwebt über den Zeilen mitund gleichzeitig eine gewisse Leichtigkeit, das Leben trotz aller Hürden im Moment zu genießen und sich nicht einspannen zu lassen.

Bewertung vom 19.02.2025
Achtzehnter Stock
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


gut

Wanda lebt als alleinerziehende Mutter in einem Berliner Problemviertel. Doch sie hat Träume - als Schauspielerin hofft sie auf den großen Auftrag, der sie aus der Situation rausbringen kann. Sie bandelt mit einem Kollegen an, doch schämt sich für ihr Leben und erfindet Geschichten. Im Wohnblock wird getuschelt, sie hält sich für etwas besseres. Das Leben dort ist eintönig, die Kinder spielen zusammen, die Mütter sitzen zusammen, rauchen und philosophieren über das Leben. Heirate einen Mann, der fürs Einkommen sorgt, ist die Devise. So richtig will Wanda aber weder in die eine noch in die andere Welt passen. Als sie ihre Tochter eines Tages zum Dreh mitnehmen muss, beginnen die Welten aufeinander zu treffen und ihr Kartenhaus langsam in sich zu fallen.

Hier prallen wirklich Welten aufeinander - die schillernde Filmkulisse im Nobelrestaurant gegenüber dem tristen Alltag von Sozialleistungsempfängern. Beim Film dreht es sich um Macht, Geld, schnellen Erfolg, Zeit ist Geld, Frauen idealerweise gefügig. Auf der anderen Seite - Eintönigkeit, Anspruchslosigkeit, aufgegebene Träume und sich arrangiert haben mit dem wenigen was man hat. Die Gegensätze werden gut geschildert. Ich bin in beiden Welten nicht zu Hause, daher las es sich für mich zum Teil wie Klischee. Emotional hat mich das Buch leider nicht mitgenommen. Wanda konnte ich nicht für mich gewinnen, ich habe sie teilweise nicht verstanden, insbesondere in Umgang mit der Tochter. Ja, Träume muss man nicht aufgeben, wenn man ein Kind bekommt. Aber sich diesen auch nicht kopflos hingeben und die 5jährige nachts allein lassen. Der Stil des Buches ist interessant, stellenweise hektisch (wenn es um Film geht). Das wirkte wiederum sehr authentisch. Die Sprache ist bildreich und insgesamt ist der SchreibStil etwas anders, aber dadurch interessant und lebhaft, wenngleich dennoch mit einem melancholischen Touch. Leider konnte mich das Buch insgesamt aber nicht 100%ig gewinnen, es hat einfach nicht ganz meinen Geschmack getroffen

Bewertung vom 19.02.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Da ist Wut, ganz viel Wut. Doch wie passt Wut auf die Beerdigung des eigenen Ehemannes? Marlene und Rolf waren 30 Jahre verheiratet, als bei ihrem Mann ein schwerer Hirntumor diagnostiziert wird. Rolf, selbst Arzt, beschloss, freiwillig zu sterben, bevor er dahinsiechen muss. Gemeinsam mit Marlene schmiedet er einen Plan. Und am Ende steht Marlene an seinem Grab mit furchtbarer Wut. Sie schottet sich ab, bis Jack in ihr Leben platzt. Ihr ehemaliger Schüler repariert ihre Dusche und von da an verändert sich etwas. Viele kleine Episoden lassen Marlenes Wut nach und nach verschwinden.

Es ist eine sehr berührende Geschichte, die sich erst nach und nach richtig entfaltet und ihre ganze Bandbreite offenbart. Es ist nicht nur eine Erzählung, es ist viel mehr. Obwohl die Wut mehr als deutlich herauskommt, entwickelt sich etwas zartes und freudvolles. Ein Werk, dass zeigt, wie lebenswert das Leben eigentlich ist und wie wichtig menschliche Beziehungen sind. Einfühlsam, aber stark geschrieben, setzt es auch die eigenen Gedankengänge in Gang. Ein sehr gelungener Roman, den ich wirklich gern gelesen habe.

Bewertung vom 12.02.2025
Bevor es geschah
Spierer, Céline

Bevor es geschah


ausgezeichnet

Eine Familie bestehend aus Elisabeth, einer Matriarchin, 2 Söhnen und 2 Töchtern kommt mit den jeweiligen Partnern und Kindern zum jährlichen gemeinsamen Barbecue zusammen. So unterschiedlich wie die erwachsenen Kinder sind, so unterschiedlich hängen sie während des Nachmittags ihren Gedanken und Problemen nach. Und davon hat jeder von ihnen reichlich, was natürlich nicht nach außen dringen darf. Der Schein einer perfekten Familienharmonie wird aufrecht erhalten - bis ein dramatisches Ereignis alle zum „Aufwachen“ zwingt.

Celine Spierer versteht es, den Leser in die Familie Haynes mitzunehmen. Mit einem wunderschönen Erzählstil werden die Familienmitglieder eingeführt. Die sich aufbauende Anspannung ist schnell zu spüren. Die Familienmitglieder tänzeln umeinander herum, sticheln, provozieren, aber lassen sich nicht in die Karten schauen. Mit Essen wird die Harmonie wieder aufgefrischt. Ein wunderbares Buch über Familiengeflechte hinter der Fassade. Wunderbar geschrieben. Einziger Haken: ich fand es manchmal schwierig zu folgen, in welcher Zeit wir gerade sind, ob es ein Rückblick ist oder am besagten Nachmittag. Dies verschwimmt manchmal. Macht für mich aber keinen Abzug, absolute Empfehlung.

Bewertung vom 12.02.2025
Scheidung
Herngren, Moa

Scheidung


ausgezeichnet

„Scheidung“ von Moa Herngren ist ein Roman, der mir noch Tage danach im Kopf rumschwirrte. Bea und Niklas sind seit Jahren verheiratet, haben 2 Töchter und eine gemeinsame Wohnung. Niklas arbeitet auf einer Entbindungsstation. Nach einem Streit über Nichtigkeiten verlässt Niklas die Wohnung und kommt auch Tage später nicht nach Hause. Die Versuche eines gemeinsamen Gesprächs schlagen fehl, bis Niklas mit dem Wunsch der Scheidung Bea den Boden unter den Füßen weg zieht.
Das Buch besteht aus 3 Teilen – erzählt aus Beas Sicht, Niklas‘ Sicht und dann nach der Trennung. Ich war beim Lesen hin und hergerissen, wessen Verhalten ich nachvollziehen konnte. Doch letztlich gehören immer 2 dazu und zum Erwachsen sein gehört es auch, Verantwortung zu übernehmen, und zwar in jeder Hinsicht. Es ist ein Buch, welches auch zeigt, was Familiengeflechte ausmachen, der Druck, den Familie aufbauen kann und der manches Mal dazu führt, dass man sich selbst verliert. Natürlich ist es oft leichter, immer so weiter zu machen, wie bisher und Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Macht es aber glücklicher? Ist es das wert, sein eigenes Leben soweit zurückzufahren, dass man letztlich das Gefühl hat, das Leben eines anderen zu leben? Reflektieren, Erkennen und Schlüsse ziehen – dazu gehört Mut und Verantwortung, die Konsequenzen seines Handelns zu tragen. Dieses Buch greift in einer emotionalen und packenden Handlung diese Themen auf, geschickt verpackt in eine Geschichte, wie sie jederzeit auftreten kann. Sicher sind einzelne Aspekte nicht „Standard“, aber so lebensnah dieses Buch geschrieben ist, so beklemmend ist es gleichermaßen. Ich habe mich nicht nur einmal gefragt, ob die handelnden Personen nicht selbst erkennen, wie ungewollt übergriffig sie sind. Nicht gesehen oder gehört zu werden, ist ein schreckliches Gefühl, welches einen hilflos macht und vermittelt, handlungsunfähig und ohnmächtig ausgeliefert zu sein. Niklas ist dem mit dem radikalen Schritt der Scheidung entgegengetreten und hat somit wahrscheinlich nicht nur sein Ich gerettet. Ein klasse Buch, welches ich jederzeit wieder lesen würde.

Bewertung vom 10.02.2025
Halbe Leben
Gregor, Susanne

Halbe Leben


ausgezeichnet

Klara hat in ihrem Leben viel erreicht - Mann, Tochter, tollen Job, tolles Haus. Als ihre Mutter einen Schlaganfall erlitt, stellt die Familie eine polnische Pflegekraft ein. So kann das Leben der Familie weitergehen wie bisher. Paulína aber lässt ihre Familie wochenweise zurück unser Heimat, um für die „neue“ Familie zu arbeiten. Dies birgt Probleme auf beiden Seiten, sehr unterschiedlicher Art. Am Ende bleibt die Frage, was genau hinter Klaras tödlichem Unfall steckt.

Ich habe das Buch sehr genossen. Es ist wunderbar geschrieben. Als Leserin konnte ich mich in beide Frauen sehr gut hineinversetzen. Die Gedankengänge von beiden Frauen sind auf ihre Art nachvollziehbar, wenn auch sicherlich im extremen dargestellt. Das Spannungsfeld zwischen Familie und anderen Verpflichtungen (Beruf, Selbstfürsorge, Pflege….) ist auf den Punkt leicht überspitzt gebracht. Diese innere Zerrissenheit, die manche (insb. Frauen) sicher häufig in einer Person spüren, teilt sich hier auf auf 2 Frauen. Die Leben von 2 sehr unterschiedlichen Frauen und Verhältnissen treffen aufeinander. Paulina, die durch die Arbeit in Wien eine Welt voller Konsum und Annehmlichkeiten kennenlernt, während zu Hause Einfachheit, Alltag und Sorgen warten. Karla, die alles hat, aber sich in Arbeit flüchtet und Familie nicht kann und immer mehr auslagert. Das Buch lässt sich angenehm und flüssig lesen und ich habe es kaum aus der Hand gelegt.