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Benutzername: 
Leo
Wohnort: 
Aalen

Bewertungen

Insgesamt 123 Bewertungen
Bewertung vom 25.10.2024
Im Namen der Barmherzigkeit
Lind, Hera

Im Namen der Barmherzigkeit


ausgezeichnet

Steffi kommt in den 70er Jahren auf die Welt und ihre Mutter schaut sie nicht mal an. In einem Heim wächst sie die ersten drei Jahre auf und kommt dann zu einer Pflegefamilie auf den Bauernhof. Die Kellerknechts nehmen immer wenn sie ein eigenes Kind bekommen, ein Pflegekind auf. Während die eigenen Kinder eigene Zimmer haben und viele Spielsachen, müssen die Pflegekinder in Etagenbetten in einer kleinen Kammer unter dem Dach hausen. Steffi muss schon früh im Stall helfen und die Kühe melken, Stroh machen, im heißen Silo arbeiten und das alles Barfuß und trotz ihres Asthmas. Bis zur Erschöpfung geht das oft und während die Kinder Familie Kellerknecht ein reiches Mahl genießen, bekommen die Pflegekinder Reste und Kleinigkeiten, aber Steffi kennt es nicht anders und ist zu frieden. Mit ihrem Pflegebruder Manfred freundet sie sich an und findet bei ihm Halt. Als der Vater aber in Steffi etwas ganz anderes entdeckt als ein Kind, beginnt für Steffi ein erneuter Alptraum über den sie nicht sprechen will und kann, aber die Wundern werden tiefer.
Hera Lind hat eine weitere, erschütternde Geschichte aufgeschrieben. Das Schicksal Steffis ist wahrlich kein Einzelfall und Hera Lind nimmt sich dem sensiblen Thema an und deckt so ein sehr dunkles Kapitel auf. Ohne Effekthascherei oder Übertreibungen, leben und leiden wir mit Steffi mit.

Bewertung vom 18.10.2024
Lindt & Sprüngli Bd.1
Graf, Lisa

Lindt & Sprüngli Bd.1


ausgezeichnet

Zürich im Jahre 1826. Der kleine Rudolf Sprüngli ist verzweifelt und traurig, weil die Mama schon so lange krank ist. Beim Apotheker erfährt er von einer geheimen Medizin, Schokolade. Er kratzt alles zusammen was er hat und heimlich bekommt er etwas davon. Die Mutter nimmt es und es geht ihr besser und besser. Rudolf hat einen Plan, er will Schokolade her stellen. Als junger Mann trifft er auf die wunderschöne, aber vier Jahre ältere, Katharina und verliebt sich in sie. Er denkt viel an sie und das ändern auch die Jahre nicht und auch sein Eifer mit der Schokoladenherstellung ist geblieben. Er zieht aus und lernt viel und als er zurück kommt in den heimischen Backwerk Betrieb, hat er einen Plan. Er will hier feinste Schokolade herstellen und auch Gefrorenes und er will Katharina erobern. Sein Vater ist aber skeptisch, Katharina soll bald einen anderen heiraten und Rudolfs Eltern, haben eine bildhübsche junge Frau eingestellt und die, wollen sie als Frau ihres Sohnes sehen.
Lisa Graf hat einen großen Familienroman geschrieben, der auf wahren Begebenheiten beruht. Die Autorin hält sich nah an den historischen Fakten und webt politische Veränderung gekonnt ein und so bekommt das Buch eine großartige Spannung und wir erleben das Entstehen einer Dynastie. Dramatisch wird es und es gibt gebrochene Herzen, Hochzeiten, Kinder und immer wieder ein köstliches Stück Schokolade. Ich freue mich schon auf die Fortsetzungsbände, denn der Epilog dieses Buches, macht da Lust und baut die Spannung enorm auf.

Bewertung vom 15.10.2024
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

Constanze ist Zahnärztin und verlässt ihren Verlobten und auch das gemeinsame Haus und findet einen Platz in einer WG. Jörg ist der Vermieter und liebt Bücher, Reisen und nach dem Tod seiner Frau Brigitte, ist er froh, dass wieder Leben in der Wohnung ist. Anke ist eine Schauspielerin, die im Moment keine Rollen mehr bekommt und zunehmend in Geldnot gerät und dankbar ist, über Jörgs Großzügigkeit. Murat kocht gerne und am liebsten für alle in der WG und er baut in seinem eigenen Garten viel an und er liebt das Leben und die Liebe. Vier ganz unterschiedliche Menschen, alle mit ihrem ganz eigenen Lebensweg und eigenen Vorstellungen, aber sie wachsen zu einer Familie zusammen und müssen schnell lernen, dass man manches nur gemeinsam schaffen kann.
Isabel Bogdan erzählt aus vier Perspektiven und lässt so alle vier Protagonisten zu Wort kommen und wir leben und erleben so ihre Gedankenwelt und den Alltag. Ein Buch das Spaß macht, dass aber vor allem zu Herzen geht und viele wichtige Themen mit aufgreift. Nachdenklich, lustig, voller Leben und auch vielen kulinarischen Aspekten. Wunderbar und ich frage mich, wo ist meine WG?

Bewertung vom 30.09.2024
Okaye Tage
Mustard, Jenny

Okaye Tage


sehr gut

Es ist ein heißer Sommer in London und das Leben pulsiert und bei einem Tanz treffen sie aufeinander. Sam, die aus Schweden stammt und für ein Praktikum in London ist, und Luc, der mit dem Studium fertig ist und nur aus Verlegenheit in einer super schicken Boutique arbeitet. Sie tanzen zusammen, sie küssen sich, sie treiben durch die Nacht ins Bett. Es werden Stunden und dann ein paar Tage und alles wird schnell gewohnt, intim und die Playlist wächst und man hat schnell eigene Regeln und Gewohnheiten. Aber das Leben tobt und der Morgen kommt und Luc dann eine Nacht nicht mehr. Sam ist eifersüchtig, wütend, aufgewühlt und die Zeit ist ja eh nur begrenzt. Jeder beginnt seinen Weg zu gehen und schaut in andere Augen und doch, kommen die Gedanken immer wieder zurück und Sam und Luc treffen immer wieder aufeinander, hören sich, lesen sich und verfolgen die gemeinsame Playlist. Aber dann ändert sich alles.
Jenny Mustard hat ein besonderes Buch geschrieben, eine einzigartige Liebesgeschichte, die so pulsierend, laut, lebendig, sanft und leise wie das Leben ist. Schnell taucht man ein und ist in London, in Schweden, im Herzen, im Bett und hofft und bangt mit. Ein toller Erzählstil und großartige Momente. ABER was mich furchtbar stört, sind diese Wortverstümmelungen und Leseunterbrechungen durch den Doppelpunkt. So spricht doch niemand und wer bitte schreibt so eine Textnachricht im echten Leben : „Bin gerade mit Freund:innen unterwegs.“ Das stört gewaltig und macht leider immer wieder eine Pause der Leseflusses und das sorgt für einen Stern Abzug.

Bewertung vom 17.09.2024
Sing, wilder Vogel, sing
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


ausgezeichnet

Honora wächst in Irland in ärmlichen Verhältnissen auf. Das Jahr 1849 bringt viele Veränderungen und für Honora ändert sich das Leben für immer. Sie ist verliebt und fast glücklich und schwanger, aber die Unruhen im Land sind mächtig und die Menschen leiden Hunger und machen sich über die Berge auf und durch den Schnee und wollen einfach ein Leben haben. Honora setzt alles auf eine Karte, nachdem ihr Mann weg ist und sie das Baby verliert und steigt auf ein Schiff nach Amerika. Sie grenzt sich ab und will allein sein. Man hält sie für stumm und so umgeht sie Gesprächen, aber hört doch genau zu und eines Tages macht sie den Mund auf.
Jacqueline O´Mahony hat eine wahre Begebenheit aus Irland genommen und einen Roman darum herum gesponnen. Mit Honora ist ihr eine außergewöhnliche Frauenfigur gelungen und man taucht mit ihr ein und es ist spannend erzählt und die Charaktere sehr gut gezeichnet. Ein Stück Irische Geschichte lernen wir in diesem Buch kennen und hoffen mit Honora.

Bewertung vom 17.09.2024
Die Geschichten in uns
Wells, Benedict

Die Geschichten in uns


ausgezeichnet

Benedict Wells schreibt über das Schreiben und nimmt uns mit in sein Schaffen, seine Recherchen und natürlich auch in sein Leben und zu seinen eigenen Büchern. Wie kommt man zum schreiben, was sind wichtige Tipps und Tricks? Gewohnt flüssig, mit einer guten Prise Humor und großem Wissen, lässt uns Benedict Wells am Leben eines Schriftstellers teilhaben und man erfährt so viel von ihm selbst und auch von vielen Klassikern und berühmten Autoren. Die Idee für eine Geschichte, für ein Buch ist meist schnell da, aber die Umsetzung schwieriger. Wie geht man da vor? Was sind hilfreiche Mittel und welche Literatur empfiehlt sich dafür?
Benedict Wells wollte eine Pause vom Schreiben machen und hat uns jetzt doch wieder abgeholt und das einfach großartig. Zum Teil autobiografisch, zum Teil ein eintauchen in seine eigenen Werke und hier mit Anfangsbeispielen und Korrekturen und dann eben mit ganz viel Wissen und Weisheiten über den Literaturbetrieb. Zum Lesen einfach toll und mit den Fußnoten und Anhängen echt prima. Als Hörbuch, von Benedict Wells selbst gelesen, einfach ein Genuss und ich liebe das rollende R.

Bewertung vom 14.09.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


weniger gut

Philipp ist ein rothaariger Junge der keine Freunde hat und mit einer alkoholkranken Mutter zu kämpfen hat. Sein Inkontinenz ist ganz schlimm für ihn und seine Wutausbrüche unkontrollierbar. Aber dann scheint sich alles zu ändern, denn es kommt eine Neue in die Klasse. Faina. Sie stammt aus der Ukraine und wird die beste Freundin von Philipp und auch ihr Elternhaus ist nicht einfach für das junge Mädchen, wenn auch auf eine ganz andere Art und Weiße. Viele Jahre verbringen sie als Freunde, bis es dann als junge Erwachsene einen Vorfall gibt, der Faina dazu verleitet, den Kontakt zu Philipp abzubrechen. Für ihn ist sie aber immer präsent und egal mit welcher Frau er sich trifft, Faina ist immer präsent. Und dann steht sie eines Tages vor seiner Türe...
Lana Lux will viel und schafft alles, aber keine geordneten Verhältnisse. Das Buch ist wirr, Philipp unsympathisch, aggressiv, besitzergreifend und hat überhaupt nichts liebenswertes an sich. Faina ist anfangs interessant und man lebt, leidet, liebt mit ihr mit, aber dann wird sie depressiv, gleitet ab und verändert sich zusehends. Das letzte Drittel des Buches war mir echt egal. Keine Wucht von Psychologischer Studie oder Betrachtung von Wut, Obsession und Abhängigkeit, sondern einfach langatmig und langweilig. Man beobachtet zwei kranke Menschen, die sich nicht aus ihrem Sumpf befreien können und an sich selbst scheitern. Das hat bei mir keinerlei Empathie geweckt oder Gefühle ausgelöst. Die Lobeshymnen kann ich nicht nachvollziehen. 

Bewertung vom 02.09.2024
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


ausgezeichnet

Das kleine Haus war der Traum der Eltern und sie haben alles hinein gesteckt. Die drei Töchter sind darin groß geworden, aber längst fort. Sanne wohnt nur ein paar Straßen weiter und schaut nach den Eltern und stellt fest, dass sie immer vergesslicher werden und das Haus und der Garten beschwerlich sind. Sie beschließt, dass sie umziehen müssen und betreut werden müssen. So findet ein Umzug statt und ihre Schwestern Petra und Gitti sind entsetzt, als sie davon erfahren. Aber der Prozess hat schon begonnen. Ein neues Leben für die Eltern und eine neuer Abschnitt für die Schwestern. Schon immer gab es zwischen den dreien Spannungen und nun werden alte Wunden aufgerissen und neuer Schmerz kommt hinzu und bringt Stille und Kälte.

Ute Mank beschreibt einzigartig, großartig Familie. Die Figuren sind toll heraus gearbeitet und kommen einem Nahe und werden persönlich, menschlich und man begleitet sie über einen langen Zeitraum. Differenziert, offen, ehrlich und doch auch mit viel Liebe und Tiefgang. Elternhaus ist ein wunderbares Buch.

Bewertung vom 26.08.2024
Nur nachts ist es hell
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


gut

Elisabeth ist die Jüngste, unter den Brugger Geschwistern und ist schon früh sehr willensstark. Sie möchte Ärztin werden und ihren Traum leben. Die beiden Weltkriege prägen ihr Leben und ihre Familie, aber die starke junge Frau, macht es sich zur Aufgabe, den Menschen zu helfen und sie zu unterstützen. Es ist viel zu tun und die Zeiten bringen viele und schnelle Veränderungen mit sich und Elisabeth ist immer mitten drin.
Der Beginn ist großartig und Judith W.Taschler hat einen tollen Stil. Aber dann beginnt die Geschichte auseinander zu driften, es werden Erzählfragmenten aneinander gereiht, die zwischen den Zeiten hin und her springen. Mal ist sie ein junges Mädchen, mal eine erwachsene Frau. Mal frisch verliebt, dann aber wieder vergeben. Mal tobt der Krieg, dann ist die Nachkriegszeit und so weiter. Das verwirrt leider und stört den Lesefluss. So ist es für mich kein Roman, sondern eine Aufzählung von Fakten. Schade, denn Judith W.Taschler kann toll schreiben und schafft Bilder.

Bewertung vom 21.08.2024
The House Trap
Read, Emma

The House Trap


ausgezeichnet

Claude und Deliah kennen sich schon seit Kindertagen und waren mal beste Freunde. Heute verstehen sie sich nicht mehr so sehr und haben sich entfernt. Claude hat längst Sam als besten Freund und Deliah versteht sich eher mit Amity, der jüngeren Schwester von Claude. Jetzt soll es einen Abschied geben, denn Claudes Familie zieht weg. Der Nachmittag zieht sich und dann gehen die vier doch nach draußen. Aber es kommt zum Streit und man nähert sich immer mehr dem Wald an, den man nicht betreten darf. Nach einer heftigen Diskussion, ist Amity verschwunden. Die drei machen sich auf die Suche und werden immer verzweifelter und es führt nur ein Weg zu ihr, in den Wald hinein und zu einem sagenumwobenen Haus. Und nichts wird mehr sein, wie es einmal wahr.
Das Buch ist einfach der Hammer! Wie ein Sog ist die Handlung und man wird in das Haus hinein gezogen und muss Rätsel lösen, Geheimnisse aufdecken und die Geister der Vergangenheit rufen. Tolle Figuren, eine super spannende und manchmal auch gruselige Handlung und ein super Erzähltempo. Man kommt nicht mehr davon los.