Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
VielleserDi

Bewertungen

Insgesamt 17 Bewertungen
12
Bewertung vom 02.05.2024
Alles gut
Rabess, Cecilia

Alles gut


sehr gut

Investmentbanking Insider

Das Cover des ersten Romans von Cecilia Rabess zeigt eine zermatschte Erdbeere.
Strahlend rot auf strahlend gelben Untergrund sticht neben der Erdbeere der Titel hervor:
"Alles gut". Von wegen!

Eine junge Liebe, die eine Weile braucht, um in Gang zu kommen.
Bei Goldman Sachs misst man sich im Set spielen. Mittagspausen werden genutzt zum Kennenlernen, Networking vom Feinsten. Doch Jess, die Protagonistin des Romans handert mit sich und ihrer Umwelt.

Der Schreibstil ist einfach gehalten, manch eine Übersetzung aus dem Englischen ist sehr direkt. Dennoch kommt so die Sprache der jungen College Absolventin meist authentisch rüber. Sie ist “großartig” und zweifelt “ernsthaft” an vielem.

Es ist ein Roman über den Versuch ins Reine zu kommen mit sich selbst, über den Wunsch etwas zu bewirken und sich dabei treu zu bleiben. Ein Versuch Erwachsen zu werden im Spannungsfeld zwischen Herkunft, Erziehung und dem “sich Abkoppeln”.

Wenn man die Protagonistin auf ihrem holprigen Weg in New York begleitet, so merkt man schnell, es ist nicht leicht seinen Platz im Berufsleben zu finden, schwerer noch in der Gesellschaft. Ganz zu schweigen von der Königsdisziplin, der Liebe!

“Alles gut” ist Frage und Wunsch zugleich. Ist alles gut? Um dies herauszufinden, sollte man dieses Buch lesen. Ich empfehle es jungen Berufseinsteigern, und allen, die sich an diese aufreibende und doch aufregend schöne Lebensphase zurück erinnern möchten.

Bewertung vom 02.05.2024
Zuckerbrot
Balli, Kaur Jaswal

Zuckerbrot


ausgezeichnet

Punjabi

Das Cover von "Zuckerbrot" ist in den Farben orange, braun und lila gehalten. Mutter und Tochter neigen einander vertrauensvoll die Köpfe zu, so erscheint es mir nach der Lektüre.

Balli Kaur Jaswals Sprache ist bunt und Bild reich, wie das Cover. Schnell ist man Mitten im Geschehen und fühlt mit der Protagonistin und ihrer Familie.

Die Geschichte beginnt in Singapur im Jahr 1990 und wird aus Sicht der zehn Jahre alten Pin erzählt. Sie lässt den Leser teilhaben an ihren Gedanken und nimmt ihn mit zu sich nach Hause, in die Schule, auf den Markt und in den Tempel. So taucht man tief ein in das Leben der Punjabi.

Es lohnt sich gleich zu Beginn den Stammbaum und den Glossar sowie die Landkarte im Anhang zu lesen. Ich habe einiges gelernt und während der Lektüre immer wieder die Fußnoten nachgeschlagen.

"Zuckerbrot" ist ein ruhiges, tiefgründiges Buch. Es lässt sich flüssig lesen, doch lohnt es sich inne zu halten und über das Gelesene nachzudenken.
Es geht um Vielfalt, Kultur und Träume, aber auch um Geheimnisse, Zwänge und Diskriminierung. Darüber hinaus spielt das Kochen und das Essen eine große Rolle.

Balli Kaur Jaswal hat mit "Zuckerbrot" meine Reiselust geweckt!

Ich empfehle dieses Buch jedem, der Interesse an fremden Kulturen hat - Singapur-Reisenden besonders.

Bewertung vom 07.04.2024
25 letzte Sommer
Schäfer, Stephan

25 letzte Sommer


ausgezeichnet

"Today today. Tomorrow tomorrow."

25 Letzte Sommer hat ein Cover, das wunderbar zum Inhalt passt. Das gemalte Bild einer Idylle überlappt mit dem Titelschriftzug. Löst man das Cover vom Buch, so ist das Buch noch schöner anzusehen.

Der Schreibstil von Stephan Schäfer ist klar und offen, genau wie die Protagonisten der Geschichte.
Zahlreiche Zitate bereichern den Text.

Der Leser spürt gleich zu Beginn, dass das frühmorgendliche Kennenlernen der beiden Herren der Beginn eines Austauschs mit Tiefgang ist. Problemlos könnte man diesen Roman in einem Rutsch lesen. Die Frage ist jedoch, ob das sinnvoll wäre.

Mir hat die bewusste, von einigen Pausen durchzogene Lektüre Freude bereitet. Die 170 Seiten sind nichts zum “Abarbeiten” sondern zum “Erlesen”. Manches, wie das Zitat von Jorge Luis Borges, habe ich gerne mehrmals gelesen und nachwirken lassen. Aus diese Weise konnte ich das Beschriebene gleich ausprobieren – raus aus dem Alltag und entschleunigen.
Für diesen Roman lohnt es sich auf ein paar entspannte Tage zu warten, sei es das Wochenende, oder der Kurzurlaub!

Ich empfehle die Lektüre von Stephan Schäfers “25 Letzte Sommer” all jenen, die ab jetzt jeden Sommer (und jeden Tag dazwischen) bewusster und zufriedener erleben möchten.
Auch als Leseempfehlung in Seminaren für angehende Führungskräfte ist dieser Roman sicherlich gut platziert.

Bewertung vom 29.02.2024
Die Entflammten
Meier, Simone

Die Entflammten


sehr gut

Tomatensoße auf Sonnenblumen

Das Cover mit den gelben Sonnenblumen ruft dem Betrachter van Gogh in den Sinn. Es ist passend gewählt für diesen Roman, der sich um das Leben von Johanna van Gogh-Bonger mit den Brüdern Van Gogh sowie um die Kunsthistorikerin Gina und ihre Familie dreht.

Simone Meiers Schreibstil ist leicht zugänglich. Den Gedanken der Protagonistinnen kann man daher gut folgen.
"Die Entflammten" bietet dem Leser zunächst zwei voneinander getrennte Erzählstränge an, die sich im Verlauf des Romans immer weiter miteinander verweben. Die Stimmungen zwischen dem Geschehen im Jahr 1900 und dem in der Jetztzeit unterscheiden sich stark voneinander. Dies hat mir den Einstieg etwas erschwert, dranbleiben lohnt sich jedoch!

Es finden sich zahlreiche ausdrucksstarke sprachliche Bilder im Text, die Kunst leuchtet durch Simone Meiers Sprache wie Van Goghs strahlende Bilder. Ich empfinde "Die Entflammten" als erbarmungslos realistisch. Wahnsinn ist Programm.

Das Lesen regt an ins Museum zu gehen um Van Goghs Bilder zu erleben. Ich werde Van Goghs Werk mit dem Hintergrundwissen aus "Die Entflammten" anders wahrnehmen. Bei meinem nächsten Parisbesuch plane ich einen Abstecher in die Rue Lepic.

Wer Bücher, die Fakten und Fiktion vermischen, mag und wer Interesse an Kunst hat, dem empfehle ich die "Die Entflammten" - Van Gogh Fans sowieso!

Bewertung vom 23.02.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


sehr gut

Ein überschüssiges Männchen

Das Cover von Gaea Schoeters Roman "Trophäe" stimmt perfekt auf das Thema des Buches ein. Auf Alarm-gelben Hintergrund sieht man den Kopf eines Spitzmaulnashorns. Erschaffen wurde das Cover mit KI – Unterstützung und ist somit auf der Höhe der Zeit, genau wie das Thema des Buches.

Mit einem Zitat aus Joseph Conrads "Heart of Darkness" wird der Leser abgeholt. Loyalität dem selbtgewählten Albtraum gegenüber. Welcher Albtraum das sein wird, das lassen Klappentext und Leseprobe erahnen. Hunter (der Name ist Programm) freut sich auf die Jagd, auf die er sich lange vorbereitet hat.

Wer sich auf den Roman einlässt wird mitgenommen auf eine spannende, nervenaufreibende Reise in den afrikanischen Busch und in die Tiefen der menschlichen Psyche.

Wer darf was in Afrika? Was ist richtig? Was ist falsch? “Legal und illegal ließen sich hier öfter durch Dollarscheine voneinander unterscheiden als durch Gesetzestexte”. (Zitat, S. 99).

Als Leser erfährt man so einiges über die Regeln der Großwildjagd und die Abgründe der menschlichen Seele. Nicht alles, was man liest, möchte man lesen doch es lohnt sich dranzubleiben!

Unabhängig von den kontroversen Themen des Romans ist der mitreißende Schreibstil der Autorin zu betrachten. Gaea Schoeters beschreibt die Natur Afrikas eingängig. Sie erzählt flüssig und bildreich und vermittelt die Schönheit der Natur Afrikas in beeindruckender Weise. Lisa Mensings Übersetzung finde ich sehr gelungen.

“Trophäe” ist nichts für schwache Nerven. Wer sich kritisch mit dem heutigen Afrika auseinander setzen möchte, vor Gewalt und moralischen Fragen nicht zurück schreckt, sollte sich mit Hunter auf die Jagd begeben. Spannung garantiert!

Bewertung vom 02.02.2024
Nachbarn
Oliver, Diane

Nachbarn


ausgezeichnet

Herrenmäntel mit Waschbärkragen

Das Cover von “Nachbarn” wirkte solange “entspannt” auf mich, bis ich die erste Geschichte dieser Sammlung von Diane Olivers Kurzgeschichten gelesen hatte. Nach der Lektüre der Geschichte sehe ich in der Szene auf der Couch eher Hoffnungslosigkeit. Beinahe scheint es mir zu farbenfroh – vielleicht hätte ich für das Cover eine schlichte schwarz-weiße Farbfotografie gewählt. So wie das Foto von Diane Oliver, das man über ihrer viel zu kurzen Vita findet. Doch die Geschichten die diese junge Autorin vor so vielen Jahren geschrieben hat, sind vielseitig und vielschichtig. Bunt, wenn auch nicht unbeschwert und fröhlich.

Es ist schwer aus den fünfzehn Geschichten, die so unterschiedlich sind wie die Menschen, jung und alt, von denen sie handeln, einen Favoriten hervorzuheben. Der Leser erfährt viel über Arbeitsbedingungen, Alltag und Gesellschaft zu der Zeit, zu der Diane Oliver gelebt hat.
Ihre wunderbare Erzählweise macht Wünsche, Träume und Hoffnungen sichtbar, und stellt ihnen die ernüchternde Realität gegenüber.

Diane Oliver schreibt klar und präzise. Sie lässt den Leser mit jeder Geschichte tiefer eintauchen in die Zeit der Bürgerrechtsbewegung der USA. So war es wohl damals, denkt man sich. Und dann: warum nur?
Diese Sammlung von Kurzgeschichten ist faszinierend.

Ich habe meine Lektüre mit der Anmerkung zur Übersetzung begonnen. Denn mindestens so facettenreich, wie die Geschichten, ist die Wortwahl der Autorin. Die Anmerkung der Übersetzer hat mir geholfen, die deutsche Übersetzung besser zu verstehen. Wie die Übersetzer Brigitte Jakobeit und Volker Oldenburg anmerken, bringt die Autorin mit verschiedenen sprachlichen Bezeichnungen unterschiedliche Dimensionen von Diskriminierung zum Ausdruck. Dies wurde in der deutschen Übersetzung beibehalten.

Auch das Nachwort von Tayari Jones hat mir geholfen die Kurzgeschichten besser zu begreifen.

Mich werden diese Geschichten und ihre mutigen, teils verzweifelten Charaktere noch lange nach der Lektüre beschäftigen. Ich kann mir vorstellen, dass Diane Olivers Werk zu Schulliteratur wird. Es wäre toll, wenn diese die Kurzgeschichten, jetzt, da sie endlich entdeckt wurden, noch viele Jahre intensiv gelesen und hinterfragt werden!

Bewertung vom 28.12.2023
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


ausgezeichnet

Gambit - Das ganze Leben ist ein Spiel

Das Cover des Romans ist in gelb, grün und rot gehalten, Kastanien umranden das Bild eines Jungen an der Hand eines Mannes.

“Der Schacherzähler” von Judith Pinnow erzählt von der ersten Zeile an. Langsam, leise und doch intensiv entwickelt sich die Geschichte um Malu, die allein erziehende Mutter, Janne, ihren 9-jähringen Sohn und Oldman.
Der Roman steckt voller Überraschungen. Trotz mäßigem Erzähltempo kommt keine Langeweile auf. Wie auch beim Schachspiel sind die Protagonisten abwechselnd „am Zug“. Die Erzählperspektiven ändern sich häufig. Es werden so verschiedene Aspekte des Geschehens beleuchtet, die sich mit der Zeit zu einem Ganzen zusammenfügen.
Judith Pinnow passt ihren Schreibstil den Erzählenden an.

Eine Handvoll Illustrationen von Vivien Thiessen bereichern die Geschichte.

Der Leser erfährt einiges von Malus Alltag im Coffeeshop und ihren Sorgen als alleinerziehende Mutter. Janne hat es nicht einfach in der Schule, aber er hat Spaß beim Scooter fahren im Park. Hier verbringt Oldman gerne seine Tage, ein Schachbrett vor sich und eine Thermoskanne Tee im Gepäck.
Die Beiden begegnen sich und es beginnt eine zarte Freundschaft.

Freundschaft ist das vorherrschende Thema des Romans. Ich kann mir vorstellen, das dies viele Leser berührt, jeden auf seine ganz persönliche Weise.
Mir hat die Lektüre Freude gemacht und ich habe beim Lesen Lust auf einen Kaffee und ein Stück Bananenbrot bekommen.

12