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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Giselas Lesehimmel
Wohnort: 
Landshut
Über mich: 
Bücher sind die schönste Unterhaltung

Bewertungen

Insgesamt 779 Bewertungen
Bewertung vom 20.06.2025
Klapper (eBook, ePUB)
Prödel, Kurt

Klapper (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung

Erwachsenwerden ist nichts für Feiglinge

"Klapper" ist definitiv kein Buch, über das ich oft lachen konnte. Es hat mich berührt und nachdenklich gestimmt.

Der knapp 16-jährige Klapper heißt eigentlich Thomas, hat aber von seinen Klassenkameraden den Spitznamen erhalten, da seine Gelenke ständig knackende Geräusche von sich geben. Er ist ein Computernerd, der seine gesamten Ferien vor dem PC verbringt und eine Counter-Strike Map erstellt. Soziale Kontakte sind dem langhaarigen Jungen, mit den Geheimratsecken, zwar wichtig, aber er weiß nicht, wie er es angehen soll. Er fühlt sich unzulänglich.

Das ändert sich, als am ersten Schultag das große, kräftige Mädchen Vivi in seine Klasse kommt und darauf besteht, Bär genannt zu werden. Zu Klappers großen Überraschung setzt sie sich neben ihn. Der Beginn einer Freundschaft!

Ehrlich gesagt fand ich nicht, dass Bär sich immer fair gegenüber Klapper verhalten hat. Es gab einige Szenen, die mich daran zweifeln ließen. Das kann natürlich der problematischen Situation in ihrer Familie geschuldet sein. Auch Klappers Eltern sind sehr speziell. Einerseits hilft sie Klapper, wenn er in Not ist, anderseits spielt sie mit ihm kleine Machtkämpfe und redet nicht immer nett über ihn.

Klapper sieht über viele Unstimmigkeiten hinweg, um Bärs Freundschaft nicht zu verlieren. Bis auf einmal. Da hat er sein Handy für mehrere Tage auf offline gestellt, was er später bitter bereut.

Ich bin ein Kind der 60er und 70er Jahre. Ich habe in meiner Kinder und Jugendzeit Begriffe wie online und offline nicht gekannt. Da wusste nicht jeder über jeden fast alles, da es kein Facebook und Instagram gab. Da gab es keine User, die sich bedeckt hielten und über andere alles wissen wollten.

Mir hat die Geschichte gerade deswegen gut gefallen, da ich über meine Jahrgänge bereits einige Bücher gelesen habe und offen für Neues bin. Kurt Prödel hat die Figuren gut gezeichnet und alle Begebenheiten bildlich beschrieben. So hatte ich tatsächlich den Geschmack von dem zuckersüßen Zitronenkrümeleistee auf der Zunge, der ihnen stets von Bärs Vater serviert wurde.

Klapper und Bär wirken absolut
authentisch. Das Gleiche gilt für die Eltern der Beiden, die mir trotz ihrer Macken sehr sympathisch waren. Ich konnte die Liebe zu ihren Kindern erkennen. Besonders Klappers Eltern haben sich nach einer Tragödie sehr empathisch verhalten.

Wir erleben Klapper beim Erwachsenwerden, und das war kein Spaziergang!

Fazit

Von mir eine klare Empfehlung, für diesen emotionalen Coming-of-Age Roman, der exakt widerspiegelt, wie schwierig Erwachsenwerden sein kann. Der Schreibstil ist fesselnd und dem Alter der Zielgruppe entsprechend.

In diesem Roman geht es um einen plötzlichen Todesfall, Alkohol, Drogenkonsum und Depressionen. Wer mit diesen Themen im Moment nicht umgehen kann, dem empfehle ich dieses Buch zu einem späteren Zeitpunkt zu lesen.

Herzlichen Dank, Kurt Prödel. Ich gratuliere zum Debüt.

Bewertung vom 17.06.2025
Wut und Liebe (eBook, ePUB)
Suter, Martin

Wut und Liebe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung

Herzlich und spannend, mit vielen Überraschungsmomenten.


Noah und Camilla lieben sich heiß und innig, doch Camilla möchte endlich ein Leben führen, bei dem sie nicht jeden einzelnen Franken dreimal umdrehen muss. Sie arbeitet in einer Buchhaltung und zahlt neben der Miete auch alles, was der Mensch so zum Leben braucht, damit Noah sich voll und ganz seiner Kunst - der Malerei - hingeben kann. Der große Wurf bleibt jedoch aus und Camilla verlässt Noah, obwohl sie ihn doch so sehr liebt. Noch fühlt sie sich jung und attraktiv genug, um einen vermögenden Mann zu bekommen.

Noah kann nicht fassen, dass ihn seine Freundin einfach so verlassen hat, obwohl er bestimmt bald ganz viel Geld mit seinen Gemälden verdienen wird. Der Geldsegen trifft tatsächlich schneller als erwartet ein. Zum Verdanken hat er ihn der schwer herzkranken und reichen Witwe Betty, die er in dem Lokal Tulpe kennenlernt. Zusammen genießen sie mehrere Mojitos und schütten sich gegenseitig ihr Herz aus. Die ältere Dame gibt dem Geschäftspartner ihres Mannes die Schuld an dessen dritten, tödlichen Herzinfarkt.

Betty macht Noah ein Angebot, das aus ihrer eigenen Wut entstanden ist und Noah in einen Gewissenskonflikt bringt.

Die Geschichte konnte mich von Anfang an fesseln und so wurde ich förmlich in das Geschehen hinein gezogen. Der Schreibstil ist flüssig und mit schönen Zitaten geschmückt. Alle Figuren wirken wie mitten aus dem Leben gegriffen, mit all ihren Stärken und Schwächen. Neben Liebe und Wut enthält der Roman Krimielemente, die mich - besonders zum Ende - fassungslos zurückgelassen haben.

Fazit

Damit mich das Ende eines Buches überzeugen kann, braucht es sehr viel Fantasie der Autoren, da ich schon Unmengen an Büchern gelesen habe und somit nicht mehr ganz so leicht zu überraschen bin. "Wut und Liebe" hat mich sprachlos gemacht. Martin Suter führt in dieser Geschichte die Leserschaft an der Nase herum und das mit voller Wucht. Er verwebt Kunst, Liebe und Betrug zu einem harmonischen Ganzen und zeichnet exakt die passenden Figuren dazu.

Danke Martin Suter. Es war mir ein Fest.

Bewertung vom 15.06.2025
Strandgut
Myers, Benjamin

Strandgut


ausgezeichnet

Meine Meinung

Trauer ist der Preis der Liebe

Der 70-jährige Bucky Bronco ist eine wunderbar gezeichnete Figur, die mir von Anfang an sehr nahe gegangen ist. Voller Schmerz um seine kürzlich verstorbene Frau Maybelline, lebt er ohne Freude in den Tag hinein. Gesundheitlich angeschlagen und tablettenabhängig, fristet er ein trauriges Dasein.

Als er eine Einladung zu einem Soul-Festival im englischen Scarborough erhält, ist er nicht nur total verwundert, sondern auch sehr neugierig. Irgendwann, in einem anderen Leben, hat er mal ein paar Songs geschrieben und Berühmtheit als Soulsänger erlangt. In Amerika hat ihn jeder total vergessen, aber in England ist er eine Legende.

Die Mittfünfzigerin Dinah betreut ihn, und schließt den älteren Musiker, dessen größter Fan sie ist, auf Anhieb in ihr Herz. Sie selbst führt ein Leben, bei dem ich beim Lesen den negativen, familiären Stress. Beide haben ihr schweres Päckchen zu tragen, und es hat mir richtig Spaß gemacht, wie sie so nach und nach versuchten, ihren Alltagsballast abzuwerfen.

Die vielen guten Gespräche der beiden habe ich sehr genossen, da sie mir gleichzeitig die beiden, vom Leben gebeutelten Menschen, näher gebracht haben. Benjamin Myers hat vor allem die Verzweiflung von Bucky bildlich herübergebracht. Normalerweise stoßen mich Menschen mit hohem Alkoholkonsum ab, aber bei Bucky konnte ich es gut verstehen, nach all den tragischen Vorfällen in seiner Vergangenheit, die dieser Mann ertragen musste. Auf dem Flug nach Scarborough hat er zu allem Unglück auch noch seine Tabletten im Flugzeug liegen lassen, die ihm immer ein bis zwei schmerzfreie Stunden bescheren, und die er fortan durch Whisky ersetzt.

Dinah ist eine sehr empathische Frau, die erkannt hat, dass der Soulsänger, der noch nie außerhalb von Amerika war, noch nie in einem Meer gebadet hat, eigentlich kein Säufer ist. Vielmehr ist er ein tieftrauriger Mann, der sich seiner Berühmtheit nicht bewusst ist und nach so vielen Jahren erfährt, wie sein damaliger Manager ihn betrogen hat ...

Nun sind viele Jahre vergangen und Bucky startet in einem fremden Land ein Comeback. Alle Menschen in Scarborough glauben an ihn; nur er kommt sich unendlich verloren vor.

Neben der emotionalen Handlung hat mir besonders das Setting gefallen, das die rauhe englische Landschaft und die Nordsee widerspiegelt. Ich habe die Möven schreien gehört und den Wind auf meiner Haut gespürt. Mit Bucky bin ich den steilen Weg zu seinem aus der Zeit gefallenen Hotel gewandert. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, um zu erfahren, ob Bucky und Dinah einen Weg aus ihrem trostlosen Leben finden. Vor allem habe ich gehofft, dass Bucky seine Selbstzweifel und Schmerzen in den Griff bekommt und wirklich seine Songs auf der Bühne nochmal zum Besten gibt.

Fazit
Eine klare Empfehlung, für diesen emotionalen Roman, der von Hoffnung, Liebe und dem Wunsch nach Neuanfängen erzählt. Die Figuren wirken authentisch und liebenswert. Die stellenweise poetische Sprache hat mir ein tolles Leseerlebnis beschert.

Danke, Benjamin Myers. Ich habe jedes einzelne Wort genossen.

Bewertung vom 12.06.2025
Was man von hier aus sehen kann
Leky, Mariana

Was man von hier aus sehen kann


ausgezeichnet

Meine Meinung

Diese Geschichte hat mich unheimlich berührt

Ich möchte unbedingt ein paar Tage mit dieser wunderbaren Dorfgemeinschaft im Westerwald verbringen, bei der nicht alles einwandfrei ist, aber sehr menschlich. Mal ehrlich, wer hat (hatte) schon eine Oma, die Rudi Carrell ähnlich schaut? Die, sobald sie von einem Okapi träumt, die Dorfbewohner in Angst und Schrecken versetzt, da bis zum nächsten Tag einer sterben muss? Ich denke mal keiner. Doch, was ist eigentlich ein Okapi?

Das Okapi ist ein abwegiges Tier, das im Regenwald lebt. Es ist das letzte große Säugetier, das der Mensch entdeckt hat. Es sieht aus wie eine Mischung aus Zebra, Tapir, Reh, Maus und Giraffe. Luise Seite 139
Die Rede ist von der 60-jährigen Selma, die in einem Haus lebt, deren Böden so dünn sind, dass sie sogar schon einmal durchgebrochen ist. Dennoch gibt es kein schöneres Haus für sie. Sie ist der kleinen Luise die beste Oma der Welt.

Überwiegend erfahren wir das Geschehen aus der Sicht von Luise, die ihre Oma abgöttisch liebt. Ihre Eltern führen mehr oder weniger ein Leben, in dem es eher weniger Platz für das kleine Mädchen gibt. Die Mutter führt einen Blumenladen und der Vater ist Arzt. Der Vater geht auf Weltreise und die Mutter vertröstet sich anderweitig.

Dann haben wir hier noch den Optiker, der Selma heiß und innig liebt, aber tausend innere Stimmen hindern ihn daran, ihr seine Liebe zu gestehen. Von ihm und Selma lernen Luise und ihr bester Freund das Schwimmen, Radfahren und die Uhrzeit.

In einer wunderschönen Sprache begleiten wir über mehrere Jahrzehnte diese außergewöhnlichen, warmherzigen Menschen. Über keinem im Ort wird gewertet; vielmehr kann sich jeder von der Gemeinschaft getragen fühlen.

Der feine Humor ist stets passend eingesetzt und ich konnte mehrmals aus vollem Herzen lachen. Selbst nach sehr traurigen Ereignissen drückt die Autorin nicht allzu lange auf die Tränendrüse. Nach jedem Regen folgt unweigerlich wieder Sonnenschein. Etwas anderes würde Selma gar nicht zulassen.

Luise hat in ihrem Leben alles auf sich zukommen lassen.

Sie hat sich nie entschieden. Nie ja gesagt; aber auch nicht nein. Ihr ist alles widerfahren. Zitat aus dem Buch
So auch der Mönch Frederik, der aus dem Wald bricht, in dem Luise verzweifelt ihren Hund Alaska sucht. Der empathische Buddhist hat seine Bestimmung in Japan gefunden und verweilt gerade im Westerwald. Er hilft Luise den Hund zu suchen und findet ihn. Luise findet die Liebe. Doch sie scheint ihr aussichtslos, da Japan ganz schön weit weg ist. Vielleicht sollte sie aktiv werden und nicht darauf warten, dass ihr alles von ganz alleine widerfährt. Ihre Arbeit in der Buchhandlung kam auch von alleine daher.

Keiner im Ort glaubt, dass nach Selmas Träumen wirklich einer stirbt. Jeder im Ort betreibt jedoch Vorsorge. Da werden Briefe geschrieben, um mal jemanden die ehrliche Meinung zu sagen. Auf einmal haben einige Herzbeschwerden und da sie nicht wissen, welcher Arm zu den Beschwerden gehört, kribbeln eben beide. Manch einer hängt seinen eigenen Ritualen nach. Zum Weihnachtsfest gibt es unterm schiefen Tannenbaum Geständnisse zu versuchten Morden. Das, obwohl wirklich keiner an Selmas Träume glaubt.

Fazit

Eine große Portion Familiengeschichte, garniert mit einer skurrilen, liebenswürdigen Dorfgemeinschaft und jeder Menge Liebe, macht diese Geschichte zu einem Festmahl. Zum Nachtisch gibt es Übersinnlichkeit mit einer Prise Trauer und Freude. Ob es keine Vorspeise gibt? Doch, die gibt es, aber da hat es bei mir etwas gedauert, bis ich auf den Geschmack gekommen bin. Ich hätte beinahe nicht weiter gegessen. Das wäre eine Tragödie gewesen, da diese Geschichte sehr bekömmlich ist. Alle Figuren wirken authentisch und einzigartig und verleihen dem Gericht eine besondere Note.

Von mir eine klare Empfehlung. Danke, Mariana Leky.

Bewertung vom 08.06.2025
Die Schlafwandlerin (eBook, ePUB)
Jordan, Jack

Die Schlafwandlerin (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung

Ein Pageturner, mit vielen Überraschungsmomenten


Mit der Hauptfigur Neve Harper hat der Autor eine Figur geschaffen, deren innere Zerrissenheit von Anfang zu spüren ist. Die erfolgreiche Strafverteidigerin wird von einem Unbekannten verfolgt und erpresst. Sie verteidigt den Geschäftsmann Wade Darling, der angeblich seine Familie im Schlaf umgebracht haben soll. Neve glaubt an seine Unschuld; soll aber den Prozess verlieren, da ansonsten das Leben ihrer Stieftochter Hannah in Gefahr ist und ihr eigenes dunkles Geheimnis ans Tageslicht kommt. Das würde das Aus ihrer Karriere bedeuten.

Neves dunkles Geheimnis schwebt wie ein Damoklesschwert über der gesamten Handlung. Das Warum hat mich gefesselt und an die Seiten geklebt.

Die Gegenwart wird immer von der Vergangenheit heimgesucht. (Zitat aus dem Buch)

Vor allem wie sie mit dieser Situation umgehen wird, hat meine Neugierde geweckt und mir das Weglegen des Buches fast unmöglich gemacht. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob sie mir sympathisch oder unsympathisch ist, da ich ihr Verhalten stellenweise als sehr grenzwertig empfand. Ihr Schlafwandeln hat sie häufig in gefährliche Situationen gebracht. Ihr Gewissenskonflikt Wade Darling gegenüber war für mich nachvollziehbar, da Hannah ihr sehr am Herzen liegt, und ihr dunkles Geheimnis das junge Mädchen in tiefe Abgründe stürzen würde. Ferner konnte ich nicht verstehen, dass keinem ihrer Kollegen Neves verändertes Aussehen zu denken gegeben hat. Aufgrund ihres Schlafmangels und enorm schlechten Gewissen, sah sie sehr verhärmt und ungepflegt aus, was bei einer erfolgreichen Anwältin nicht angemessen sein dürfte. Im späteren Verlauf konnte ich Neve besser verstehen. Sie konnte mich auf emotionaler Ebene sehr berühren.


Bei Wade Darling war ich mir fast sicher, dass er wirklich unschuldig ist. Die Frage, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege, hat zusätzlich meinen Lesefluss erhöht. Seine Traurigkeit konnte mich sehr berühren; jedoch wirkt er anfangs nicht kooperativ, was die Aufklärung der Mordfälle betrifft.

»Ein unschuldiger Mann denkt nicht darüber nach, was ihn als schuldig aussehen lassen könnte« (Zitat aus dem Buch)

Fazit

Dieser Thriller wartet mit vielen ungeahnten Wendungen auf, die einen durch die Seiten rasen lassen. Das Ende hätte ich so niemals erwartet.

Von mir eine klare Empfehlung.

Danke, Jack Jordan.

Bewertung vom 02.06.2025
Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken
Lorenz, Sarah

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken


ausgezeichnet

Meine Meinung

An einem Tag durchgelesen

Dieser Titel hat mich von Anfang an magisch angezogen. Nachdem die Autorin Gabriele Diechler auf Instagram das Buch vorgestellt hatte, habe ich es mir sofort gekauft. Beste Entscheidung ever! .

Die Figur Elisa ist wunderbar gezeichnet und kommt sehr empathisch rüber. Ihr Leben ist wahrlich nicht leicht und dennoch sprüht einem so viel Optimismus entgegen.

Elisa hat vor einigen Jahren die Lyrikerin Mascha Kaléko für sich entdeckt. Mascha lebt in ihren Worten weiter. Ihre wunderbaren Verse helfen Elisa stets weiterzukämpfen; nicht aufzugeben. Ihr Leben ist von Verlusten und der Suche nach Liebe geprägt. Ihre Eltern ließen sich scheiden, woraufhin sie die Liebe ihrer Mutter verlor. Sie landete in einem *großen kalten Haus* in der großen verhassten Stadt.

Poesie und Punk zu einem stimmigen Ganzen zu vereinen, ist wahre literarische Kunst, die Sarah Lorenz hervorragend gelungen ist. Ohne Weichzeichner erzählt sie uns aus dem Leben der verzweifelten, optimistischen sowie liebenswerten Elisa. Alkohol, Drogen und toxische Liebesbeziehungen pflastern Elisas Weg in der großen Stadt. Elisas Liebe zu Mascha Kaléks Büchern ist stets präsent, da sie Mascha aus ihrem Leben erzählt. Mit ihr, möchte sie im Himmel Kaffee trinken. Jedes Kapitel beginnt mit einem wunderschönen Vers von Mascha.

Der bildliche Schreibstil hat mich in die Geschichte hineingezogen und nicht mehr losgelassen. Bücher spielen eine große Rolle und zeigen, wie heilsam sie sein können. Das geschriebene Wort ist so manches Mal die beste Medizin.

Fazit

Von mir eine klare Empfehlung für Leser*innen, die mit so schwierigen Themen umgehen können. Nicht jeder Mensch verfügt über eine so ausgeprägte Resilienz, wie die Hauptfigur Elisa, die an ihren Fehlern und Tragödien wächst.

Um Schicksalsschläge auszuhalten, braucht es ein Fundament. Braucht es einen Halt, am besten in Form eines Netzes aus verschiedenen Menschen. Seite 19
Einige Figuren erleiden ein grausames Schicksal. Auch Elisas Lebensweg muss man aushalten können und wollen.
Unglaublich, wie viel Gegenwart man aushalten muss, bis sie Erinnerung wird. Seite 135
Die Geschichte enthält so viel mehr und lohnt sich wirklich, sie zu entdecken. Bitte Taschentücher bereit halten.

Danke, Sarah Lorenz. Mit ihnen möchte ich im Hier und Jetzt (auf einer Buchmesse) Kaffee trinken.

Bewertung vom 31.05.2025
Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1
Nola, Fabio

Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1


gut

Meine Meinung

Kopflos in Neapel

Jedes Mal, wenn die Neapolitaner ihren Heiligen San Gennaro feiern, herrscht großer Trubel in der Großstadt, die Polizeieinsätze erfordert. Salvatore Gaetano erhält in seinem Büro Besuch von einem total verängstigten Mann, der um sein Leben fürchtet. Der Turiner bittet Gaetano seine Wohnung zu überwachen, da in seiner Abwesenheit immer wieder eingebrochen wird. Gaetano nimmt die Sache erst mal nicht ernst, schickt aber dann trotzdem einen Kollegen hin, um nach dem Rechten zu sehen. Das ist wirklich nicht umsonst, da in der Wohnung ein kopfloser Mann an einem Tisch sitzt. In unmittelbarer Nähe ein Rucksack mit einem stinkenden Fisch ...

Es fiel mir ausgesprochen schwer, die richtigen Worte für dieses Buch zu finden. Fabio Nola hat hier einen durchaus interessanten Krimi geschrieben, dessen Spannung aber leider an zu detaillierten Nebensächlichkeiten gelitten hat. Auch unglückliche Formulierungen haben meinen Lesefluss gestört.

Im Lufthauch ihrer Flüsterstimme zitterten seine Wimpern. Seite 263
Meiner Meinung nach sind viele unnötige Beschreibungen enthalten, die in einem Krimi nichts verloren haben. Ich fühlte mich abwechselnd genervt und gut unterhalten. Der Mordfall an sich ist wirklich spannend und einige Charaktere interessant.

In Neapel war ich noch nie; konnte mir die italienische Großstadt jedoch bildlich vorstellen. Hier hat der Autor alles richtig gemacht. Den Großstadtlärm hörte; hatte den Geruch von Abgasen in der Nase und spürte die Hitze auf meiner Haut.

Salvatore Gaetano war mir bedauerlicherweise sehr unsympathisch. Ständig nuschelte er und merkte sich nicht mal den Namen einer Mitarbeiterin. Sein Familienleben war mir zu sehr im Vordergrund.

Die Auflösung des Mordfalls konnte mich dann überzeugen und ich hatte, für die für den Mord verantwortliche Person, sogar eine gewisse Sympathie und vollstes Verständnis. Salvatore Gaetano kann aber die Lorbeeren nicht für sich einheimsen, da der wertvolle Hinweis von einem katholischen Pfarrer kam. Gaetano hatte sehr oft Nebensächlichkeiten im Kopf und konnte mich in keinster Weise überzeugen.

Fazit
Ich habe mich sehr auf diesen Krimi gefreut, konnte aber leider mit Commissario Gaetano nicht warm werden. Seine Gedankengänge und Ermittlungsverfahren fand ich nicht überzeugend. Trotz meiner Kritikpunkte gab es aber immer wieder etwas Spannung und die Beschreibungen von Neapel haben mir gefallen.

Danke, Fabio Nola.

Bewertung vom 29.05.2025
Crime im Heim
Tannert, Ida

Crime im Heim


sehr gut

Meine Meinung

Shakespeare statt Sauerstoffmasken - Ideen halten jung!

Ich bin immer wieder begeistert, was sich in Altenheimen so abspielt. Bitte nicht falsch verstehen; natürlich nur in Büchern.

Das Haus Silberblick beherbergt einige kulturell interessierte alte Leuchtchen. Darunter Friedhelm Klemp, der eine Inszenierung von Hamlet aufführen möchte. Vielleicht kann er ja damit bei Katia Horenfeld punkten, auf die er seine betagten Äuglein geworfen hat. Die Idee stößt bei einigen Senioren auf Begeisterung. Ob sich alle den Text merken können, wird sich beizeiten herausstellen. Natürlich läuft nicht alles so glatt wie geplant, da zwei Leichen dazwischen kommen. Der Mops Ophelia und ... ups, jetzt hätte ich beinahe gespoilert.

Von Anfang an konnte mich der fesselnde Schreibstil abholen und hat mir die Bewohner näher gebracht. Der Wortwitz ist einfach nur köstlich, da die Senoren nicht auf den Mund gefallen sind. Das eine oder andere Schnäpschen und Likörchen lockert schon mal die Zunge und beruhigt nebenbei auch noch ungemein.

Was treibt Menschen jeden Alters in den Wahnsinn? Geld! Noch dazu, wenn es sich um ein paar Millionen handelt, die irgendwann mal im Garten des Hauses Silberblick begraben wurden. Was macht noch verrückter? Wenn statt Geld eine Leiche im Garten ausgebuddelt wird! Und was setzt dem Fass die Krone auf? Wenn die Heimleiterin, die früher mal mit Kindern gearbeitet hat, zur Bastelstunde aufruft. Das noch dazu, wenn die Laientheatergruppe gerade eine Leiche wegschaffen muss!

Dass es im Haus Silberblick hoch hergeht, kommt den rüstigen Heimbewohnern gerade recht. Und so ganz nebenbei heißt es: Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage.

Fazit
Dieser charmante Cosy Crime lässt einen Seniorenstift richtig abenteuerlich aussehen. Demenz und Lebenslust gehen hier Hand in Hand und zaubern dem Leser ein Lächeln ins Gesicht. Die Auflösung der Mordfälle konnte mich tatsächlich überraschen. Bis auf ein paar kleine Längen fühlte ich mich gut unterhalten.

Von mir eine klare Empfehlung. Danke, Ida Tannert

Bewertung vom 25.05.2025
Krebs - Das Ende einer Angst
Heikenwälder, Hanna

Krebs - Das Ende einer Angst


ausgezeichnet

Meine Meinung

Tolles Sachbuch zum besseren Verständnis

"Das Ende der Ära Krebs" ist, - meiner Meinung nach, - ziemlich übertrieben formuliert. Eine Welt ohne Krebs wird es niemals geben; so mein Eindruck nach diesem Buch. (Die Autorin bezeichnet es in ihrer Danksagung als konkrete Utopie.) Ich lasse mich jedoch gerne eines Besseren belehren. Das Fachbuch liest sich wie Butter, da es für Laien gut verständlich geschrieben ist und gute Ansätze bietet, Selbstvorsorge zu betreiben.

Hanna Heikenwälder gewährt uns Einblicke, über die neuesten wissenschaftliche Erkenntnisse in der Krebsforschung, die hoffnungsvoll stimmen. Sie zeigt uns auch, wie wir Eigenverantwortung übernehmen können, um das Krebsrisiko maßgeblich zu verringern. Das passiert ohne erhobenen Zeigefinger und radikalen Tipps. Ernährung kann man nach und nach umstellen. Es bringt schon viel, wenn der gesunde Bestandteil einer Mahlzeit, den weniger gesunden um einiges übertrifft. Ein Raucher sollte versuchen, seinen Zigarettenkonsum zumindest erst mal zu halbieren. Das Gleiche gilt für sportliche Aktivitäten, bei denen man mit Treppensteigen und kleineren Sporteinheiten beginnen kann. Selten schafft jemand alles von heute auf morgen zu ändern. Mit kleinen Schritten kommt man auch zum Ziel.

Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch geschwinder, als der, der ohne Ziel herumirrt. (Gotthold Ephraim Lessing) Zitat aus dem Buch.
Ich fand die Passagen, in denen es um die Krebsvorsorgeuntersuchungen geht, besonders interessant. Sie waren für mich der Grund, zu diesem Buch zu greifen, da ich diesbezüglich sehr verunsichert war.

Jedes Ding hat drei Seiten: eine gute, eine schlechte - und eine komische. (Karl Valentin) Zitat aus dem Buch.
Ich werde nichts mehr erzählen, da Frau Dr. Heikenwälder dies viel besser kann. Man sollte das Buch mehrmals lesen, weil eine Auffrischung uns eventuell achtsamer mit unserer Gesundheit umgehen lässt. Die beste Waffe gegen Krebs ist immer noch: ein gesunder Lebensstil und alle Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Warum das nicht bei allen Menschen gleich gut hilft, erklärt Dr. Heikenwälder ausführlich.

Fazit

Eine klare Empfehlung, für dieses wissenschaftlich fundierte Sachbuch, das vielen Menschen Hoffnung geben könnte. Die Autorin verzichtet auf jeglichen Weichspüler und spricht klare Worte.

Vieles wusste ich vorher schon - einiges habe ich dazu gelernt.

Herzlichen Dank, Hanna Heikenwälder. Ich werde Vorsorgeuntersuchungen weiterhin nutzen.

Bewertung vom 19.05.2025
Babel
Kuang, R. F.

Babel


sehr gut

Meine Meinung

Eine Geschichte, die zur Selbstreflexion animiert

Das kommt nicht oft vor, dass mir nach dem Beenden eines Buches, die Worte fehlen. Bei Babel ist genau das passiert. Ich habe das Buch zugeschlagen und mich gefragt: echt jetzt?
Mit Robin Swift hat Kuang einen Charakter geschaffen, der mir mit all seinen Stärken und Schwächen sehr sympathisch war. Ich konnte sein Denken und Handeln nur zu gut nachvollziehen, da es mich an mich selbst, und sämtliche Menschen in meinem Umfeld erinnert. Oftmals will man die Wahrheit nicht erkennen, weil das eigene Leben sonst unbequem wird ...

China - Kanton

Robin liegt schwerkrank im Bett; neben ihm seine verstorbene Mutter, als ihm Professor Lovell mit einem Silberbarren das Leben rettet. Später wird man erfahren, dass es sich um Cholera handelte. Professor Richard Lovell, der sich als Robins Vormund entpuppt, nimmt Robin zu sich nach London und bereitet ihn auf Babel in Oxford vor. Robins chinesische Sprache ist von großer Wichtigkeit.

In der Geschichte haben Silber und Sprachen eine tragende Rolle. In Silberbarren werden Worte graviert, die sämtliche Arbeitsbereiche optimieren. Natürlich, wie kann es auch anders sein, nicht zum Wohle der einfachen Arbeiter und Armen.

Dieses Buch zu lesen, war für mich eine große Herausforderung, da ich im Moment Literatur bevorzuge, die mich positiv stimmt und nichts mit dem aktuellen Zeitgeschehen gemeinsam hat. Die Geschichte spielt zwar in einem anderen Zeitalter; die Parallelen zur Gegenwart konnte ich jedoch gut erkennen. So verglich ich die Silberbarren mit KI, da sie hilfreich sein konnten und gleichermaßen verheerende Auswirkungen hatten.
Rassismus und Kolonialismus sind ein wichtiges Thema, das absoluten Erkennungswert im *Jetzt* hat. Dazu möchte ich jedoch nicht näher eingehen, da sich jeder - am Buch Interessierte - selbst ein Bild dazu machen sollte.

Der Schreibstil ist magisch, trotz der gut 100 Seiten, in der es um Sprachen geht. Diese Thematik wurde für meinen Geschmack zu detailliert behandelt, und hat mir das Gefühl gegeben, ein Sachbuch in den Händen zu halten. Trotzdem konnte mich die Geschichte fesseln. Ich weiß; das klingt total paradox. Kuang hat mich bei der Hand genommen und durch die (für mich) schwierigen Passagen geführt. Sie hat mir gezeigt, dass ich da durch muss, um den späteren Verlauf zu verstehen.

Der Fantasyteil ist eher gering, was mich ein bisschen geärgert hat. Dafür habe ich sehr gerne am Studentenleben teilgenommen. In Oxford werden Ausländer gefördert. Aber eins könnt Ihr mir glauben: rein gar nichts ist so, wie es Anfangs scheint.

Fazit

Wer von Anfang an akzeptiert, dass der Fantasyteil gering - Linguistik groß ist, der wird in keinster Weise von dem Buch enttäuscht sein. Ich bin von der Geschichte und dem Schreibstil beeindruckt. Wären die Sachbuch-Passagen nicht gewesen, könnte ich "Babel" als Highlight vorstellen.

Das Ende kann ich immer noch nicht fassen ...