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Mandel61118

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2025
Nachteule
Noll, Ingrid

Nachteule


sehr gut

Ein junges Mädchen mit kriminellem Potential

Die 15jährige Luisa stammt aus Peru und wurde von einem deutschen Ehepaar adoptiert. In ihrer Schulklasse ist sie nicht sehr beliebt, denn sie gilt als Streberin und Klugscheißerin. Luisa verfügt über eine Gabe, die sehr ungewöhnlich ist: Sie kann im Dunkeln sehen. Aufgrund dieser Gabe passieren ihr seltsame Dinge. Ein junger Obdachloser, vermutlich ein Krimineller, nistet sich bei Luisa in der Sauna ein und überredet sie immer wieder, ihn mit Essen und anderen Dingen zu versorgen. Da Luisa heimlich in den jungen Mann verliebt ist, kann sie ihm nichts abschlagen und gerät selbst in den Strudel krimineller Ereignisse ...

Ingrid Nolls neuester Krimi liest sich gewohnt flüssig und unterhaltsam. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und interessante Überschriften. Luisa ähnelt trotz ihres jungen Alters den üblichen Noll-Protagonistinnen. Sie ist clever und gewitzt. Auch ihre Eltern sind recht interessante Charaktere, auch wenn sie keinen Schimmer haben, was ihre Tochter da eigentlich treibt.
Das Spannende an diesem Roman ist, dass Luisa, die eigentlich Sozialarbeiterin werden will, um straffällige Menschen zu resozialisieren, praktisch ohne Gewissensbisse auf die andere Seite überwechselt und selbst Dinge tut, die nicht astrein sind.
Wie in jedem ihrer Bücher schreibt Ingrid Noll in einer etwas antiquierten, doch schönen und anspruchsvollen Sprache. Leider mutet es etwas merkwürdig an, wenn eine 15jährige so hochgestochen spricht, noch seltsamer ist es, wenn die Sätze ihrer Mitschüler mit dem Gießkannenprinzip mit englischen Begriffen gespickt sind, die in ihrer Fülle sehr übertrieben und unnatürlich wirken.
Das Ende des Krimis kam mir etwas zu abrupt und unmotiviert, aber alles in allem bot das Buch wieder gute Unterhaltung.

Bewertung vom 19.08.2025
Heimat (eBook, ePUB)
Lühmann, Hannah

Heimat (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fesselnde und bedrohliche Milieustudie

Jana zieht mit ihrem Ehemann Noah und den beiden Kleinkindern Louis und Ella aufs Land. Mit dem dritten Kind ist sie schwanger. Auf dem Land ist alles anders als in der Stadt Jana lernt andere Mütter kennen, allen voran Karolin, die einer seltsamen Ideologie anhängen. Sie sind "Tradwives", sie verherrlichen einen konservativen Lebensstil, bei dem die Frau sich dem Mann unterordnet und sich ausschließlich um ihre Familie und das Zuhause kümmert. Jana, die einen ganz anderen Hintergrund hat und bis vor Kurzem beruflich erfolgreich war, spürt, wie sie der Lebensstil Karolins und ihrer Freundinnen immer mehr fasziniert ...

Das Buch besteht aus aneinandergereihten Szenen, in denen es um Alltägliches in Janas Leben geht. Dennoch ist der Roman sehr fesselnd und hochinteressant. Er schildert ein Milieu wohlhabender Bildungsbürger, die sich in einer Welt, die immer unsicherer wird – die Autorin schreibt immer wieder von Terrorattacken und ähnlich bedrohlichen Situationen – eine heile Welt schaffen, in der sie traditionelle Werte feiern. Die Werte sind nicht nur traditionell, die Dorfgemeinschaft ist politisch blau orientiert. Karolin und ihre Freundinnen sind Mitglieder der AFD. Während Jana mehr und mehr den Halt im Leben verliert – mit ihrem Mann Noah kriselt es, bis es zum endgültigen Bruch kommt – wird sie immer stärker in den Sog der neuen Freundinnen und ihrer Ideologie hineingezogen. Gierig nimmt sie alles auf, was diese propagieren; ihre Kinder gehen nicht mehr in die Kita, da Fremdbetreuung "schlecht" ist, sie lehnt Impfen und bestimmte Vorsichtsmaßnahmen in der Schwangerschaft ab, weil sie ihrem Körper vertraut, das Richtige zu tun.
Gleichzeitig wird klar, wie verlogen die Tradwives im Grunde sind. Sie sind Ausländern gegenüber feindlich eingestellt, halten sich aber Au Pairs aus exotischen Ländern, die sich um ihre Kinder kümmern.
Der Roman ist unterhaltsam, dabei aber hochaktuell und ein bisschen verstörend. Er ist wie ein Warnschuss vor einem Deutschland, indem die AFD endgültig das Sagen hat und die Bundesregierung stellt.
Der Schreibstil ist atmosphärisch, mit wenigen eindringlichen Beschreibungen und Schilderungen schafft die Autorin es, subtile Empfindungen und Entwicklungen wiederzugeben.
Ich muss zugeben, das Ende des Buches nicht so ganz verstanden zu haben. Für mich fühlte es sich sehr wirr und abrupt an.

Bewertung vom 18.08.2025
Spät am Tag
Vego, Kristin

Spät am Tag


ausgezeichnet

Leise und melancholisch
Die Autorin Johanne möchte weg aus der Stadt und mietet sich bei einem Tischler auf dem Land, in der Nähe des Meeres, ein. Bald teilen sie sich nicht nur das Haus, sondern auch ihr Leben. So ganz unter sich sind sie nie, denn Mikaels Ex-Frau Sofia und seine kleine Tochter Maren sind fast immer präsent. 17 Jahre später: Mikael ist gestorben und Johanna schreibt ein Buch über die gemeinsame Zeit, um Abschied zu nehmen ...

Wer viel Handlung erwartet, ist mit diesem Buch schlecht beraten. Vielmehr geht es um Stimmungen, Atmosphäre, Gefühle. Die Autorin schildert den Lebensrhythmus Johannes anhand des Wechsels der Jahreszeiten, poetischer Naturbeschreibungen. Letztere nehmen einen Großteil des Buches ein; auf sehr berührende und leise Weise beschreibt Kristin Vego Farbenspiele, Tag, Dämmerung und Nacht. Gespräche sind kurz und immer nur angedeutet.
Ich habe das Lesen dieses Buches sehr genossen, das Melancholische gefiel mehr sehr und berührte mich. Zurück bleibt der Eindruck einer großen Liebe, die den darauffolgenden Verlust überdauert.

Bewertung vom 13.08.2025
Unsere letzten wilden Tage
Bailey, Anna

Unsere letzten wilden Tage


sehr gut

Spannender Roman vor bedrückender Kulisse

Das Cover finde ich sehr anziehend, mit den leuchtenden und doch verhangenen Farben stellt es eine gute Abbildung des Schauplatzes in den Sümpfen Louisianas dar.
In dem Buch geht es um die Journalistin Loyal, die nach langer Zeit in ihren Heimatort zurückkehrt, da es ihrer Mutter nicht gut geht. Sie erfährt, dass ihre frühere beste Freundin Cutter tot aufgefunden wurde. Man geht von Selbstmord aus, aber Loyal traut dieser Aussage nicht und stellt selbst Nachforschungen an.

Ein Grund, warum ich das Buch lesen wollte, war das Setting in den Sümpfen Louisianas. Die wilde, ungebändigte Landschaft und die Hitze sowie die ganz eigenen Charaktere dort, die kein einfaches Leben führen, faszinieren mich seit langem.
Man erfährt viel über Cutter und ihr schwieriges Leben. Es werden Geheimnisse aufgedeckt, wobei die Spannung immer aufrecht erhalten wird.
Der Schreibstil ist flüssig, mitreißend und atmosphärisch, man versinkt als LeserIn geradezu in der düsteren Stimmung.

Bewertung vom 12.08.2025
Der Duft der Sumpfzypressen
Thiele, Melanie

Der Duft der Sumpfzypressen


ausgezeichnet

Wunderschöner Roman mit tollen Landschaftseindrücken
Maybelle, die älteste von fünf Geschwistern, lebt mit ihrem Vater und ihrer Großfamilie in den Sümpfen Lousianas, wo die Familie ein Unternehmen für Bootstouren hat. Eines Tages bekommt Maybelle den Auftrag, Cody, einen Wissenschaftler aus Washington, ein paar Wochen lang mit dem Boot in entlegene Sumpfgebiete zu bringen, damit er dort seine Forschungen betreiben kann .... Bald knistert es zwischen den beiden gehörig.

Aufgrund des Klappentextes und der versprochenen verwunschenen Sumpflandschaft am abgelegendsten Ende der USA hat mich das Buch sofort magisch angezogen. Ich wurde nicht enttäuscht. Man merkt, dass die Autorin die Gegend selbst bereist hat. Ihre Beschreibungen der Sumpflandschaft, der Tiere und Pflanzen sind faszinierend. Ich habe mich beim Lesen tatsächlich gefühlt, als würde ich mit Maybelle und Cody im Boot durch diese abgelegene Welt gleiten.
Maybelle ist eine starke Charakterin, selbstbewusst, mutig und mit viel Familiensinn. Cody wirkt nur am Anfang etwas reserviert, bald öffnet er sich und man lernt ihn besser kennen und mögen. Ebenfalls sehr schön war der Zusammenhalt der Großfamilie. Jeder war für jeden da, man half sich in der Not, und auch Cody als vollkommen Fremder aus dem Norden wurde sofort rückhaltlos akzeptiert.
Einen großen Raum nahm auch das Thema Umweltschutz ein. Die Sumpfgebiete sind vom Untergang bedroht, das Wasser breitet sich immer mehr aus, immer mehr Land bricht weg. Ich fand es gut, dass die Autorin den Fokus auf diesen ernsten Aspekt gelegt hat.
Die Liebesgeschichte war sehr süß, auch wenn ich gegen Ende, als es zu einer dramatischen Situation kam, schmunzeln musste, als die beiden, statt sich in Sicherheit zu bringen, erstmal lang und breit über ihre Beziehung diskutierten.
Alles in allem ein wunderschöner Roman mit einer berührenden Liebesgeschichte, die in einem der faszinierendsten Gebiete Nordamerikas spielt.

Bewertung vom 11.08.2025
Einfach Weike - Nicht perfekt, aber genau richtig
Feldmann, Regina

Einfach Weike - Nicht perfekt, aber genau richtig


ausgezeichnet

Du bist gut, wie du bist
Das Cover mit dem orangefarbenen Grund, dem Rahmen aus Pflanzen, Fahrrad, Leuchtturm, Pinguin und Schachfigur (allesamt wichtige Dinge für die Story) und dem sympathisch wirkenden Mädchen finde ich sehr schön. Im Buch geht es um die zwölfjährige Weike, die mit ihren Eltern von Berlin aufs Land zieht, ins ehemalige Elternhaus ihres Vaters.
Die Autorin schildert sehr authentisch, wie es sich anfühlt, irgendwo neu zu sein. Zudem hat Weike Angst, nicht akzeptiert zu werden, da sie aufgrund ihrer Hautfarbe "anders" ist. Recht bald jedoch freundet sie sich mit den Außenseitern Hinnerk und Tuba an, gerät jedoch auch in die Clique der drei beliebten Tanzmädchen Stella, Sofia und Sophie. Sie ist hin und hergerissen – zu welcher Gruppe will sie gehören? Zu den Coolen, die hochmütig und manchmal hinterhältig sind? Oder zu den Nerds, die niemand mag?
Als LeserIn kann man sehr gut nachfühlen, wie zerrissen Weike ist. Es ist schön mitzuerleben, wie sie sich allmählich im Dorf eingewöhnt und zu sich selbst findet, sodass sie zum Schluss eine Entscheidung treffen kann, was ihr wichtig ist.
Die Kapitel haben eine für die Zielgruppe passende Länge, jede Kapitelüberschrift ist mit einem ansprechenden Bild geschmückt. Die Sprache ist niveauvoll, die Kinder sprechen ihrem Alter angemessen.
Ein tolles Buch für Kinder ab 9 oder 10 Jahren mit der Botschaft: Du bist gut, so wie du bist!

Bewertung vom 30.07.2025
Junge Frau mit Katze
Dröscher, Daniela

Junge Frau mit Katze


ausgezeichnet

Tiefsinniger Mutter-Tochter-Roman
In ihrem neuesten Roman erzählt Daniela Dröscher ihre autofiktionale Geschichte weiter, die sie in "Lügen über meine Mutter" angefangen hat. Ela ist nun erwachsen, ihre Mutter hat sich endgültig vom Vater getrennt. Einziger Unterschied zum Vorgängerroman ist, dass Ela in diesem Buch einen Bruder statt einer Schwester hat.
Ela lebt in Berlin und macht ihren Doktor. Sie leitet unter multiplen Beschwerden und hat große Angst an einer schlimmen Krankheit zu leiden. Die Ärzte, die sie in häufiger Regelmäßigkeit aufsucht, diagnostizieren so einiges. Doch stimmen die Diagnosen wirklich?
Ela kann kaum noch arbeiten, so sehr ist sie körperlich eingeschränkt. Ihre Freundin Leo und ihr namensloser Bruder, der in London lebt, stehen ihr bei und unterstützen sie. Während sich alles um Elas Krankheiten dreht, nimmt sie immer stärker wahr, dass die körperlichen Einschränkungen mit der Beziehung zu ihrer Mutter verquickt sind. Ihre Mutter wurde zeit ihres Lebens vom Vater wegen ihres Übergewichts kritisiert und lieblos behandelt, bis sich auch bei ihr körperliche Krankheiten mit starken Schmerzen einstellen.
Daniela Dröscher ist es gelungen, ein in die Tiefe gehendes Mutter-Tochter-Porträt, das von Schuld und Vergebung gezeichnet ist, zu entwickeln.
Die Erzählweise ist flüssig, wie bei "Lügen über meine Mutter" nimmt die Autorin auch hier abgedroschene Redensweisen oder Sprichwörter aufs Korn, indem sie sie kursiv schreibt und hinterfragt, glücklicherweise jedoch in gemäßigterer Form als im Vorgängerroman.
Die Liebe zu Japan, die die Protagonistin Ela auszeichnet, hat mir sehr gefallen, sie brachte eine poetische Note in den Roman.
Alles in allem scheint mir das Buch eine Art Bewältigungsstrategie der Autorin zu sein, natürlich kann ich nicht beurteilen, was und ob etwas an der Story fiktiv ist.

Bewertung vom 22.07.2025
Tage auf dem Land (eBook, ePUB)
Gardam, Jane

Tage auf dem Land (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Herrlich humorvoller Coming of Age-Roman

Marygold Green, genannt Bilge, wächst bei ihrem etwas verschrobenen Vater William auf, der Lehrer an einem Jungeninternat ist. Sie ist umgeben von allerlei Personen, die genauso wunderlich sind wie ihr Vater, sie jedoch liebevoll beim Aufwachsen begleiten. Da ist Paula, die Hausmutter, die ihr die bei der Geburt verstorbene Mutter ersetzt, und drei betagte Lehrer, die Marygold als eine Art Onkel sieht. Dann sind da noch jede Menge Schüler, z.B. Jack Rose, in den sie verschossen ist und Terrapin, für den sie ebenfalls Gefühle hegt.

Der Roman erscheint zwar erst nun, im Jahre 2025, doch steht im Impressum, dass das Original im Jahre 1976 erschienen ist. Deshalb unterscheidet sich das Buch von aktuellen Coming of Age-Romanen, es haftet ihm eine gewisse Nostalgie an. Trotzdem ist es sehr zeitlos geschrieben. Das liegt vor allem an der wunderbaren Schreibweise der Autorin. Der Text sprüht nur so vor Witz, vieles ist mit einem Augenzwinkern geschrieben. Trotzdem liest sich die Geschichte auch warmherzig und gefühlvoll, man kann sich gut mit den Nöten der am Ende 18jährigen Marygold identifizieren. Es geht um universelle Themen wie erste Liebe, Einsamkeit, Anderssein.
Auch die Handlung als solche ist lustig und sehr fesselnd. Es überschlagen sich die Ereignisse, und es kommt zu mancher Wendung.
Wohin verschwindet Hausmutter Paula? Wird sie zurückkommen, wo sie doch so dringend von Marygold, ihrem Vater und der gesamten Schule gebraucht wird? Wer brennt mit wem durch? Schafft Marygold es, in Oxford angenommen zu werden?
Der Epilog bietet ein schönes, unvorhergesehenes und überraschendes Ende.
Insgesamt ein wunderbarer und heiterer Roman, der trotzdem tiefsinnig ist und gut unterhält!

Bewertung vom 22.07.2025
Schattengrünes Tal
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


ausgezeichnet

Tiefründiger und spannender Roman
Lisa und Simon leben im idyllischen Schwarzwald. Er arbeitet als Förster, während sie bei der Touristikstelle tätig ist und nebenher im Hotel ihres alten Vaters mithilft. In diesem Hotel steigt eine Fremde namens Daniela ab, die anfangs verzweifelt und verloren wirkt, sich aber bald in die Dorfgemeinschaft integriert und sich mit allen gutstellt. Daniela ist Lisa immer weniger geheuer, denn diese scheint ein ungutes Spiel zu spielen ...

Der Roman liest sich leicht und locker. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und sind abwechselnd aus der Sicht von Lisa, Simon, Lisas Vater Carl und der Hotelangestellten und Carls Lebensgefährtin Margret geschrieben. Dadurch erhält man intime Einblicke ins Seelenleben der einzelnen Personen und bekommt die nötigen Hintergrundinfos, um der Story zu folgen.
Die Autorin schenkt der Protagonistin Lisa die meiste Aufmerksamkeit; mit ihr kann man sich als Leserin auch am besten identifizieren. Eine Frau in den besten Jahren, die sowohl in der Familie als auch im Berufsleben alles gibt, jeden unterstützt und sich um die anderen sorgt. Die Autorin arbeitet sehr schön heraus, dass dies umgekehrt nicht der Fall ist. Der Vater, Carl, brachte Lisa nie Zuneigung entgegen – für ihn zählte immer nur ihr Bruder Felix. Auch jetzt noch ist sie für ihn wenig mehr als eine billige Arbeitskraft im Hotel. Auch für Daniela, die geheimnisvolle Fremde, und deren Wohlbefinden fühlt Lisa sich lange Zeit verantwortlich. Als sie merkt, dass Daniela es nicht gut mit ihr meint, ist es fast zu spät.
Das Buch zeigt auf subtile Art und Weise, was mit Menschen geschieht, die die Bedürfnisse anderer ständig über die eigenen stellen und sich selbst darüber vergessen. Der Schilderungen der Autorin sind hochspannend, als Leserin wartete ich nervös darauf, was als nächstes passiert.
Auch die Landschaftsbeschreibungen habe ich sehr genossen. Die Darstellung der Wälder und Täler im Schwarzwald sind sehr malerisch.
Insgesamt ein großartiges Buch voller Einblicke in die menschliche Psyche!

Bewertung vom 21.07.2025
Ja, nein, vielleicht
Knecht, Doris

Ja, nein, vielleicht


ausgezeichnet

Nachdenkliches Buch über das Älterwerden und das Leben
Die Protagonistin ist Ende 50. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann zog sie ihre Kinder, ein Zwillingspaar, allein groß. Sie selbst ist Teil einer großen Familie: Sie hat vier Schwestern, ebenfalls zwei Zwillingspaare. Von daher fühlte sie sich als einzelnes Kind immer ein wenig ausgeschlossen. Eigentlich geht es ihr gut, doch sie hadert mit dem Älterwerden. Das macht sich vor allem an einer Zahngeschichte fest, die sie sehr belastet. Als ein Backenzahn nicht mehr zu retten ist, hält sie ihn für ein Sinnbild ihrer eigenen Endlichkeit und des körperlichen Verfalls. Dann trifft sie eine alte Liebe von früher wieder, Friedrich ...

Der Roman lässt sich leicht und unterhaltsam lesen, die Kapitel haben eine angenehme Länge. Die Protagonistin hat es mir sogleich angetan. Obwohl ich noch nicht in ihrem Alter bin, konnte ich mich beim Lesen sofort mit ihren Alltagssorgen und Problemen identifizieren. Im Buch geht es oft um scheinbare Kleinigkeiten, aber auch um die ganz großen Themen im Leben wie Liebe, Hoffnung, Zusammenhalt, Unsicherheit. Die Gedanken der Protagonistin stimmen nachdenklich und brachten mich dazu, über meine eigene Situation nachzudenken.
Dennoch ist der Roman voller Hoffnung, vor allem das Ende finde ich sehr schön und befriedigend.