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Benutzername: 
datgaebelchen
Wohnort: 
Bissendorf

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 11.05.2023
War das schon alles?
Hermann, Marie-Luise

War das schon alles?


sehr gut

Das Buch weckte bei mir als Teil der Generation der Babyboomer Neugierde. Die Lektüre löste bei mir dann einiges an Emotionen und Gedanken aus.

Marie-Luise Hermann beschäftigt sich mit den Babyboomer aus Sicht einer Psychoanalytikerin, bei der Mitglieder dieser Generation aufgrund ihrer Anzahl häufiger als Patienten auftauchen. Nicht, dass diese Generation mehr Bedarf an psychologischer Beratung hätte als andere Generationen, sie hat aber sicher eigene, typische Themen, die aus dem Boom entstehen. Die Themen, die insbesondere jenseits der Lebensmitte auftauchen werden von Hermann erläutert und erklärt und mit einer Vielzahl von dazu gehörigen Fragen und Thesen untermauert.

Und genau diese Fragen lösten bei mir verschiedene Emotionen aus. Einerseits Erleichterung: „Ach, diese Fragen stellen sich also auch andere! Ich bin nicht überempfindlich oder eine Drama Queen, solche Gedankenansätze sind völlig ok.“ Andererseits Erschrecken: „Oh, als so gewichtig habe ich das nicht erkannt. Das Thema hat schon mal in mir gewabert, aber ich konnte es nicht klar auf den Punkt bringen. Das ist wirklich wichtig, da möchte/muss ich drüber nachdenken. Was bedeutet das jetzt für mich?“

Beide Reaktionen sind von der Autorin durchaus beabsichtigt. Sie regt an einen Lebensrückblick zu starten, sich den – vielleicht bewusst – ausgeblendeten Fragen/Problemen zu stellen und diese bestmöglich zu lösen. Aber auch sich seiner Leistungen und Stärken bewusst zu werden, diese für sich wertzuschätzen und sich daraus ableitende Entwicklungsaufgaben beim Älterwerden mit den vielen persönli-chen Ressourcen positiv gestimmt anzugehen.

Trotz seiner oft als negativ empfundenen Herausforderungen kann auch das Älterwerden Chancen bieten und nicht zuletzt zu einem Lebensabschnitt werden, der mit dem bisherigen Leben versöhnt und noch viele schöne Erfahrungen bereit hält.

Wer als Babyboomer gerne bei der Reflektion über sein Älterwerden Input und Anregung haben möchte, findet in diesem Buch viele gute Fragen und Empfehlungen.

Bewertung vom 14.03.2023
Die Kunst der Intervention

Die Kunst der Intervention


gut

Frei nach Paul Watzlawik könnte man für Therapeuten oder Coachs sein Axiom „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ umschreiben in „Man kann nicht nicht intervenieren.“. Allein die Anwesenheit ist schon eine Intervention, denn Coach und Therapeut haben als Person unweigerlich eine Wirkung auf Setting, Beziehung und Kommunikation und damit sehr oft auch auf Erfolg oder Misserfolg von Therapie/Coaching.

Wieviel eigene Intervention ist uns eigentlich bewusst? Unbeabsichtigte Fehler und Pannen im Miteinander haben auch einen Einfluss! Wie gehe ich als Therapeut/Coach mit diesen Fehlern um und wie kann ich meine Interventionen besser auf die Bedürfnisse meines Gegenübers anpassen, um einen bestmöglichen Erfolg zu erreichen?

Zu diesen Fragen geben die 22 geführten Gespräche Antworten. Dabei werden zwei Schwerpunkte gebildet: Sprechen, kommunizieren, in Kontakt kommen und Therapeutisch(e) Räume öffnen. Unter Überschriften wie Biografisches Erzählen, Therapiefallen oder Süchtige Menschen, Leiblichkeit, Schuld und Schuldgefühle berichten die Experten aus ihren Fachgebieten und von ihren Erfahrungen.

Die Gespräche geben einen Einblick in die Vorgehensweise von Therapeuten und die neuesten Entwicklungen dazu. Obwohl die theoretischen Ansätze gut erklärt werden, hätte ich mir mehr praktische Beispiele aus dem Therapiealltag gewünscht, um anhand eines konkreten Falles die Umsetzung besser nachvollziehen zu können. Und auch, um aus gemachten Fehlern zu lernen, um eigene blinde Flecken besser erkennen zu können. Eine stärkere, konkretere Sensibilisierung für die vielen möglichen Fallen hätte mir für meinen Alltag als Coach mehr geholfen.

Fazit: Dieses Buch ist mehr für Therapeuten geschrieben, die hier unter gut gewählten Überschriften Expertenanregungen für die Vertiefung eigener Interventionen udn Vorgehensweisen finden können.

Bewertung vom 05.08.2022
Achtung Glaubenssatz
Gudacker, Martin

Achtung Glaubenssatz


sehr gut

Um das Thema Glaubenssatz kommt kein Coach herum. Früher oder später entdeckt man bei jedem Klienten einen. Häufig sind es keine Einzelgänger, gerne hat jeder von uns mehrere – mehr oder weniger hilfreiche - Glaubenssätze im Lebensgepäck. Ich war daher sehr gespannt auf das Buch von Martin Gudacker, das den Glaubenssatz und seine Behandlung genau unter die Lupe nimmt.
Zunächst erläutert der Autor unterschiedliche Begrifflichkeiten, Definitionen und Methoden, die rund um Glaubenssätze bestehen bzw. entwickelt wurden. Alle wirken, aber für den Autor nicht tiefgehend und dauerhaft genug. Daher ist der erste Teil mit „Wirkungslos“ betitelt.
Im zweiten Teil „Wirksam“ wird dann die von ihm entwickelte Methode vorgestellt. Auf den ersten Blick hat mich diese enttäuscht, denn ich dachte: Ach, viele alte Bekannte, nichts Neues. Bei intensiverem Studium der Gudacker Methode wurde mir aber klar, dass er eine sehr umfassende Systematik entwickelt hat. Genau wie viele andere Coaches hat er aus Erfahrung und theoretischem Wissen für sich etwas Neues entwickelt und kontinuierlich verfeinert. Die Methode besteht aus gutem Handwerkszeug, das die meisten Coaches beherrschen und somit zum Wohle ihrer Klienten einsetzen können.
Beeindruckend fand ich dann den dritten und letzten Teil “Weiterwirkend“. Martin Gudacker zählt nicht zu den eindimensionalen Methodenentwicklern: Nur meine Methode ist die einzig wirksame! Wer ein bisschen Erfahrung hat, weiß, es gibt nicht die eine perfekte Methode für ein Klientenanliegen. Es ist oft eine Mischung, die vom Klienten, dem Miteinander von Coach und Klient, der Erfahrung des Coachs und den Rahmenbedingungen beeinflusst wird. Daher ermuntert Gudacker dazu, die Methode so zu modifizieren, dass ich als Coach sie überzeugend und zu mir passend einsetzen kann.
Er geht auf alle möglichen Bedenken und Hindernisse, die sich im Prozess stellen können, ein und bietet eine Auswahl an Varianten. Auch der Serviceteil und die Download-Ressourcen zum Buch bieten gute Anleitungen und eine unglaubliche Übersicht von 1.700 hinderlichen und kritischen Glaubenssätzen.
Das I-Tüpfelchen ist aber die Anleitung zur Selbstanwendung der Methode. Eine Testanwendung zur Auflösung und Veränderung eigener Glaubenssätze ist wohl die beste Art zu überzeugen. Ich habe schon einen Termin mit mir gemacht…
Das Buch von Martin Gudacker ist eine gute Anleitung für Einsteiger in dieses Thema und bietet auch erfahrenen Coachs ein gutes Back-Up. Lesenswert!

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