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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 04.02.2025
Ámbar
Ferraro, Nicolás

Ámbar


ausgezeichnet

Zeitlos, spannend, hartgesotten;
Das Buch startet fulminant, man ist sofort mitten in der Handlung und will mehr über die Protagonisten und die Hintergründe wissen. Die 15jährige Ambar wird von ihrem Vater großgezogen und begleitet ihn seit Jahren auf seinen kriminellen Touren. Die Erzählzeit scheint das Jahr 2003 zu sein, da es Verweise auf die Raumfähre Columbia gib, aber für die Handlung ist die zeitliche Einordnung gar nicht relevant. Die Geschichte wird ausschließlich aus der Perspektive Ambars geschildert, die überraschend reif und abgebrüht ist. Man erlebt mit ihr den Rachefeldzug ihres Vaters und wie sich bei ihr langsam Zweifel an ihm, seinen Plänen und seinen Aussagen breit machen und sie ihre eigenen Bedürfnisse wahr und ernst nimmt. Der Schreibstil war sehr angenehm und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Die Handlung ist spannend und trotz aller Gewalt und Schonungslosigkeit auch berührend. Die Figur der Ambar hat mir so gut gefallen, dass ich gerne eine Fortsetzung lesen würde.

Bewertung vom 04.02.2025
Frau Hempels Tochter. Roman
Berend, Alice

Frau Hempels Tochter. Roman


ausgezeichnet

Beeindruckend zeitlos;
Obwohl der Roman über einhundert Jahre alt ist, kann man ihn gut lesen. Es gibt ein paar Formulierungen, die etwas ungewohnt sind, aber im Großen und Ganzen merkt man dem Roman sein Alter nicht an. Ich fand es sehr interessant, ein Buch zu lesen, das nicht nur über diese Zeit schreibt, sondern auch zu dieser Zeit entstanden ist. Die Charaktere sind sehr schön gezeichnet, ich hatte sie direkt vor Augen und ihre Gedanken und Handlungen waren sehr nachvollziehbar. Frau Hempel möchte den sozialen Aufstieg für ihre Tochter und ist sehr findig im Auftun von Verdienstmöglichkeiten. Durch die diversen Arbeiten kommt sie mit einer Vielzahl an Personen in Kontakt und der Roman zeichnet sich durch eine pointierte Beobachtung und feinem Humor aus. Ab und zu gibt es kleine Sätze, die - fast wie Sprichwörter - lebenskluge und weise Aussagen treffen oder Zusammenfassungen bieten. Oft schwingt eine ironische Note mit, das hat mir sehr gut gefallen, ebenso wie die vielen starken Frauen im Buch. Das Nachwort von Margret Greiner fand ich sehr gelungen und bereichernd, da sie viele Details sehr treffend analysiert hat und Hintergrundinformationen zur Autorin bringt.

Bewertung vom 04.02.2025
Schmerz
Jónasson, Jón Atli

Schmerz


ausgezeichnet

Interessante Ermittler, ungewöhnlicher Fall;
Als das Buch ankam wollte ich eigentlich nur kurz reinlesen und konnte dann gar nicht mehr aufhören. Mir hat der Schreibstil gut gefallen und die Spannungskurve war ebenfalls sehr gut. Die beiden Ermittler haben langsam zueinander gefunden und mir hat gut gefallen, dass sie sofort gut zusammengearbeitet haben, sich sympathisch waren und der Autor keine Zeit auf unnötige Querelen verschwendet hat, was ein häufiges Motiv bei neuen Teams ist. Dass die Namen der beiden Ermittler ein Anagramm bilden, ist irgendwie passend. Normalerweise mag ich es nicht, wenn zu viel Privatleben der Ermittler erwähnt wird, aber hier war es für die Geschichte notwendig und hat gut gepasst. Nach ca. 2/3 gibt es einen kleinen Bruch in der Handlung, was mir nicht so gut gefallen hat. Das Ende ist befriedigend, aber doch eher unrealistisch, weshalb ich für die genannten Kritikpunkte einen halben Stern abziehe.

Bewertung vom 04.02.2025
What the River Knows / Geheimnisse des Nil Bd.1
Ibañez, Isabel

What the River Knows / Geheimnisse des Nil Bd.1


sehr gut

Altbekanntes Motiv;
Die Handlung ist nicht besonders neu: Eine junge Frau zeigt sich aufsässig und widersetzt sich den geltenden Sitten, um das Rätsel um ihre verschollenen Eltern zu lösen. Der Schreibstil ist aber gut, wenn auch etwas langatmig. Die Autorin hat die Details gut recherchiert, aber für meinen Geschmack gibt es einfach zu viele davon. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Inez und Whit erzählt, was ein bisschen Abwechslung hineinbringt. Es hätten durchaus noch mehr Perspektiven sein dürfen. Der Spannungsaufbau ist gut gemacht, es viele kleine Hinweise und so ist Inez Reise wie eine klassische Schnitzeljagd. Die mystischen Elemente, also der Fantasy-Teil, ist dezent und dadurch glaubhaft und nachvollziehbar, das hat mich angenehm überrascht. Die Liebesgeschichte ist leider sehr vorhersehbar, weshalb ich einen Abzug mache. Das Buch ist liebevoll gestaltet, der Farbschnitt ist wirklich sehr besonders und wunderschön.

Bewertung vom 30.01.2025
Nachtflut
Westerkamp, Stina

Nachtflut


sehr gut

Richtig spannend;
Die sich anbahnende Naturkatastrophe wird detailreich und gut recherchiert geschildert, die ausbrechende Anarchie im Gefängnis und in den betroffenen Orten sowie die Macht der Natur bilden ein bedrohliches Szenario, dass die spannende Handlung gut unterstützt. Mir hat die Menge der Perspektivwechsel gefallen, da so die Geschichte abwechslungsreich war ohne dass es zu viel wurde. Die Familiengeschichte der Hauptfigur Elisa bleibt lange rätselhaft, für mich hätte das ein oder andere Detail etwas früher ans Licht kommen dürfen. Die Ansammlung von Charakteren mit tiefgreifenden Problemen und Geheimnissen war etwas zu viel, um realistisch zu sein. Einige Figuren blieben lange nebulös, möglicherweise um dem Leser die Zuordnung zu Gut oder Böse zu erschweren und weitere Twists zu ermöglichen. Dadurch hat in meinen Augen die Glaubwürdigkeit etwas gelitten. Das Ende hat mir nicht so gut gefallen, aber das Buch ist spannend ab der ersten Seite und bleibt das auch bis zum Schluss. Der Schreibstil ist sehr angenehm und gut und flüssig zu lesen.

Bewertung vom 30.01.2025
Die Schanze
Menz, Lars

Die Schanze


ausgezeichnet

Glaubhafte Charaktere, spannende Handlung;
Ellen kehrt in ihren Heimatort zurück, um dort eine Arztpraxis zu übernehmen. Die bedrückende Atmosphäre in dem etwas trostlosen Ort, die Bewohner und das Landleben werden hervorragend geschildert. Die Titel gebende Schanze kommt nur kurz im Buch vor, da dort das erste Mordopfer gefunden wird, das fand ich etwas irritierend. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die ich alle glaubhaft und nachvollziehbar fand. Die Klärung des Falls machen die Dorfbewohner unter sich aus, die polizeilichen Ermittlungen sind unsichtbar. Trotzdem fand ich das Ganze aufgrund der verschiedenen Perspektiven sehr glaubhaft gelöst und mal eine andere Art und Weise, einen Thriller zu erzählen. Die Interessen der Einzelnen und das Funktionieren einer Dorfgemeinschaft sind realistisch und gut gezeichnet. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist spannend und es gab nicht eine Szene, die ich unpassend oder unglaubwürdig fand.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.01.2025
Fatale Flora. Von giftigen Pflanzen und gemeinen Menschen
Harnickell, Noemi

Fatale Flora. Von giftigen Pflanzen und gemeinen Menschen


ausgezeichnet

Spannendes Pflanzenwissen;
Anhand eines Spazierganges durch den Poison Garden von Alnwick und anderer Gärten wird eine Auswahl giftiger Pflanzen präsentiert und verschiedene Geschichten und Mordfälle, die es jeweils dazu zu erzählen gibt. Die Pflanzen und ihre Gifte geben die Struktur des Buches vor und werden umfassend behandelt, so z. B. die Geschichte und Herkunft der Pflanzen, die Extraktion, Wirkungsweise, Gegengifte und Analyse- und Nachweismöglichkeiten. Ich fand nicht alle Details in gleichem Maße interessant, aber das liegt an meinen persönlichen Präferenzen. Die Autorin hat alles gründlich recherchiert und ihre umfassende Behandlung einer Pflanze hat durchaus ihren Charme. Es hat mir sehr gut gefallen, dass es sich bei einem Teil der Mordfälle um bekannte Fälle handelt, es gab aber auch einiges, was vollkommen neu für mich war. Der Schreibstil ist sehr angenehm, oft schwingt ein humoriger Unterton mit, aber die Autorin betont auch den Ernst gefährlicher Stoffe. Alles in allem ein sehr unterhaltsames, interessantes und informatives Buch mit einem ausführlichen Anhang.

Bewertung vom 28.01.2025
Frühstück in Helsinki
Schalko, David

Frühstück in Helsinki


sehr gut

Unterhaltsam mit nostalgischem Charme, gute Charaktere;
Das Buch wurde bereits Ende der 1990er geschrieben und 2006 zum ersten Mal veröffentlicht. Mir war nicht klar ob und wie viel Autobiografisches in der Geschichte steckt. Der Erzähler David lässt sich ausführlich über sein Sexual- und Liebesleben aus, was zwar meistens interessant war, aber mir streckenweise rätselhaft blieb, wo die Geschichte hinführen sollte, da es auch häufig Wiederholungen gab. Es zeigt sich dann eine Obsession von einer Ex-Freundin, mit der er lange keinen Kontakt hatte. Dies ist für mich der beste und spannendste Teil des Buches und anhand dieser Geschichte wird gezeigt, dass Daniel im Laufe des Buches eine Entwicklung durchmacht. Der Reifeprozess ist überzeugend und war gleichzeitig unterhaltsam. Man merkt an kleinen Details, dass das Buch schon vor einigen Jahre geschrieben wurde, für mich hatte das Ganze aber einen ganz eigenen, nostalgischen Charme. Der Schreibstil ist gut, sehr angenehm zu lesen. Das Buch ist unterhaltsam, die Charaktere gut getroffen, deshalb gibt es von mir trotz der kleinen Schwächen vier Sterne.

Bewertung vom 28.01.2025
Dunkle Asche
Thomsen, Jona

Dunkle Asche


ausgezeichnet

Spannend bis zum Schluss;
Dieser Cold Case ist gut konstruiert, glaubhaft und angenehm komplex. Mir haben die beiden Ermittlerinnen gut gefallen, deren Privatleben normal und realistisch ist und nicht überzogen exzentrisch. Dadurch bleibt auch ihr Verhalten und ihre Ermittlung nachvollziehbar und bodenständig. Besonders gut hat mir gefallen, wie nach und nach verschiedene Schichten des Tatabends und weitere Motivlagen freigelegt werden. Das war genau so, wie ich es mir von einem Cold Case Krimi erhoffe. Die Allianzen und Blickwinkel der Beteiligten ändern sich mit der Zeit, das wurde meisterhaft umgesetzt. Am Ende wurden alle losen Fäden miteinander verbunden und der Leser wird mit einem unerwarteten Täter überrascht. Das Motiv hat sich nur ganz fein und subtil im Laufe des Buches angedeutet, kommt also nicht vollkommen aus dem Nichts, das war wirklich gut gemacht. Der Schreibstil ist angenehm und ausgefeilt, daher volle fünf Sterne von mir.

Bewertung vom 28.01.2025
Halbe Leben
Gregor, Susanne

Halbe Leben


ausgezeichnet

Überzeugende Psychogramme zweier Frauen;
Der Schreibstil hat mich sofort gefesselt, er ist angenehm zu lesen und auf den Punkt formuliert. Das Buch beginnt direkt mit dem Tod von Klara und schildert dann das Kennenlernen und Zusammenleben der beiden Frauen. Dabei wechselt die Erzählperspektive von einer zur anderen und als Leser hat man eine übergeordnete Sicht auf die Dinge. Die Charaktere fand ich sehr glaubhaft und nachvollziehbar geschildert. Mich hat beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit und Intensität die beiden Leben und ihre Lebensgeschichten gezeichnet werden. Die Emotionen beider Frauen konnte ich sehr gut nachvollziehen. Beide versuchen eine Lösung für ihre Probleme zu finden und genügen sich in ihrer Abhängigkeit voneinander nicht. Besonders gut hat mir gefallen, wie die Aufopferung und der Rückzug von Paulina beschrieben wurden, die ihre eigenes Leben immer mehr verliert. Das Ganze regt zum Nachdenken über Grundsätzliches an, aber auch über das Thema der wandernden Pflegekräfte. Ich hatte am Ende direkt Lust noch einmal von vorne anzufangen, es ist ein Buch, dass beim zweiten Lesen noch ein Gewinn ist und weitere Einblicke bietet. Mich hat es auf ganzer Linie überzeugt, ich bin sehr zufrieden.