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Cybergirl
Wohnort: 
Frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 458 Bewertungen
Bewertung vom 09.12.2024
Im Namen der Barmherzigkeit
Lind, Hera

Im Namen der Barmherzigkeit


ausgezeichnet

Ein berührender Schicksalsroman

Klappentext:
Im Namen der Barmherzigkeit nimmt die steirische Bauernfamilie Kellerknecht jedes Jahr ein Pflegekind auf. So kommt die knapp dreijährige Steffi in den Siebzigerjahren auf den abgelegenen Bauernhof. Zwischen den anderen Pflegekindern lernt sie schnell, dass sie für ihre kargen Mahlzeiten und das Etagenbett in der Dachkammer hart schuften muss, und zwar barfuß. Ab ihrem neunten Lebensjahr wird Steffi vom Bauern regelmäßig missbraucht. Mit fünfzehn ist sie schwanger und wird in ein Kloster abgeschoben, wo sich barmherzige Nonnen um ledige junge Mütter kümmern. Steffi will ihrem Kind eine bessere Kindheit bieten und macht sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter.

„Im Namen der Barmherzigkeit“ ist ein sehr berührender Schicksalsroman Hera Lind.

Im Mittelpunkt steht Steffi. Die Mutter hat sie bei der Geburt direkt abgelehnt. Das Kind ist bei einem Fehltritt mit einem türkischen Mann gezeugt worden. So landet Steffi im Heim.
Mit kaum 3 Jahren kommt sie zu als Pflegekind zu der Familie Kellerknecht auf den Bauernhof. Die Familie hat schon einige Pflegekinder und nimmt immer wieder welche dazu. Vom Pfarrer wird die Familie in der Kirche wegen ihrer Barmherzigkeit gelobt.
Doch für Pflegekinder bekommt man vom Jugendamt Geld. Geld mit dem die Familie gut leben konnte. Es wurde zwischen echten (also leiblichen) Kindern und Pflegekinder unterschieden. Die echten Kinder hatten jeder ein eigenes Zimmer im 1. Stock, da gab es auch ein Badezimmer. Die Pflegekinder mussten sich kleine Kammern im Dachgeschoss teilen und eine Dusche im Keller, die nur kaltes Wasser hatte benutzen. Sie durften keine Schuhe tragen und von morgens bis abends auf dem Hof, Feld oder im Haus arbeiten. Die Kinder waren oft so müde, dass sie in der Schule einschliefen. Wenn das Jugendamt zur Kontrolle kam, dann wurden sie mit einem Präsentkorb geblendet. Und zu guter Letzt wurde, Steffi auch noch jahrelang von ihrem Pflegevater missbraucht.

Hera Lind vermittelt das Leben der Kinder auf dem Kellerknechthof schonungslos. Die Geschichte ist nicht immer leicht zu lesen. Ich hatte oft einen Kloß im Hals. Die Pflegekinder wurden alle klein gehalten. Ihnen wurde vorgeworfen aus asozialen Verhältnissen zukommen und die Barmherzigkeit der Kellerknecht gar nicht verdient zu haben. Auch als Steffi auf ihre leibliche Mutter trifft, wird sie von der nur schamlos ausgenutzt. Dabei möchte Steffi doch nur einmal liebgehabt werden.
Wie gerne hätte ich Steffi manchmal in den Arm genommen.

Steffi durchlebt in der Geschichte einen großen Leidensweg. Trotz vieler Rückschläge und der Tablettenabhängigkeit, in die sie gerät, habe ich Steffi für ihre Kraft bewundert.

Hera Lind erzählt die Geschichte sehr emotional. Ich war beim Lesen oft den Tränen nahe. Ich denke, der Autorin ging es beim Schreiben und vor allem bei den Gesprächen mit Steffi nicht anders.
Trotzdem hat die Geschichte manchmal eine Leichtigkeit die den Leser*innen über den oft schwer verdaulichen Stoff hinweg hilft. Der Schreibstil von Hera Lind ist flüssig und gut verständlich. Die Charaktere werden gut beschrieben und sind bei weitem nicht alle sympathisch. Die Psychologin Frau Dr. Karin Winkler möchte ich hervorheben, sie war Steffi die größte Stütze.

„Im Namen der Barmherzigkeit“ ist ein Buch nach einem wahren Schicksal, dass mich sehr bewegt hat.

Bewertung vom 04.12.2024
Fluss.Aus.Ende
Münzel-Kaiser, Petra

Fluss.Aus.Ende


ausgezeichnet

Spannender Krimi aus dem Engadin

Zum Inhalt:
Auf dem smaragdgrün schimmernden Inn treibt eine Leiche. Das Opfer wurde geschächtet und die Teilnehmer an der jüdischen ultraorthodoxen Summerschool geraden sofort unter Verdacht.
Dr. O.A Weiss, eine ältere Dame weilt gerade mit ihrer Reisebegleitung Amalia Charlotta Meusele, Mali genannte in Scuol im Engadin. Kurzerhand nimmt sie sich dem Fall an. Ihre Reisebegleitung hat sich die Tage im Engadin eigentlich anders vorgestellt. Sie hat den Job bei Dr. Weiss als Reisebegleitung angenommen und jetzt steckt sie mitten in einem Kriminalfall.

„Fluss. Aus. Ende.“ Ist ein Kehrwasser-Krimi aus dem Engadin von Petra Münzel-Kaiser.

Die Geschichte ist in 5 Teile eingeteilt: Prolog, Fluss, Aus, Ende und Epilog.
Eine witzige Idee die Einteilungen und den Buchtitel gleich zu benennen.

Ich bin sehr schnell in die Geschichte eingetaucht.
Die Charaktere werden sehr gut beschrieben und sind zum Teil recht eigenwillig. Alle wirken richtig lebendig. Dr. O.A Weiss und Mali sind mit auf Anhieb sympathisch gewesen. Schon bei dem Vorstellungsgespräch von Mali bei Dr. Weiss haben sie mein Herz erobert. Mali muss in ihrer Stellung bei Dr. Weiss über sich hinauswachsen, was ihre Sicht auf viele Dinge verändert.

Auch die Handlungsorte werden sehr anschaulich beschrieben. Ich musste mir im Internet direkt den kleinen Ort Scuol ansehen. Da würde ich auch Urlaub machen so schön idyllisch wirkt der Ort. Man erfährt auch einiges über Scuol als Urlaubsort, als Kurort und vom Wassersport, der dort betrieben wird.

Der Fall ist spannend und nimmt einige Wendungen. Die Leser*innen werden mit Vorurteilen und Manipulation konfrontiert.

Der Schreibstil von Petra Münzel-Kaiser ist flüssig und gut verständlich. Die Geschichte hat mich schnell gefesselt und ich konnte das Buch kaum zur Seite legen.

„Fluss. Aus. Ende.“ ist ein spannender Krimi mit einem schönen Setting, den ich sehr gerne gelesen habe.

Bewertung vom 03.12.2024
Zeit des Schweigens
Günter, Reiner

Zeit des Schweigens


ausgezeichnet

Ein interessanter Einblick in die deutsche Geschichte

„Zeit der Schweigens“ ist der 2. Band einer interessanten Trilogie von Reiner Günter.
Die Geschichte ist mittlerweile in den 1950er und 1960er Jahren angekommen.
Der Krieg und das dritte Reich hat Deutschland endlich hinter sich gelassen.
Die Auswirkungen des Kriegs sind allerdings noch überall zu spüren. Aber die Menschen packen an. Mit Unterstützung der Alliierten wollen die Menschen einen neuen demokratischen Staat errichten. Wollen die Trümmer beseitigen und neue Gebäude sollen entstehen. Zumindest in Westdeutschland. Im Ostteil, der von den Russen besetzt ist, sieht es anders aus. Hier will die Obrigkeit einen neuen Staat errichten. Einen Staat, der nach dem Vorbild Stalins regiert werden soll.

Die Leser*innen dürfen wieder Charlotte und David begleiten. Ich habe das Paar schon im ersten Band sehr sympathisch gefunden. Wie viele wollen auch sie das neue Deutschland mitgestalten.

Reiner Günter erzählt die Geschichte schonungslos ehrlich.
Der Autor und ich sind ungefähr im gleichen Alter.
Auch wenn wir den Krieg nicht miterlebt haben, hing er durch das Erzählen der Eltern irgendwie immer wie eine dunkle Wolke über uns.
Daher habe ich mich schon immer für die Jahre vor dem 2. Weltkrieg bis weit in die Nachkriegsjahre interessiert.
Ich habe unzählige Romane gelesen, in denen diese Zeit als Grundlage gedient hat.
Reiner Günters Trilogie ist daher genau der richtige Lesestoff für mich und gibt einen ehrlichen Einblick in die deutsche Geschichte.

Der Autor ist jetzt in den Nachkriegsjahren angekommen.
Viele Menschen sind traumatisier. Vieles wird verschwiegen, ja verdrängt.
Die Nazis sitzen in neuen Gewändern in alten Stellungen.
Im Osten soll ein neuer Staat errichtet werden. Familien und Freunde werden durch die Teilung auseinandergerissen.
Doch es wächst eine neue Generation heran, die alles anders und besser machen will.

Reiner Günter hat für seinen Roman erstklassige Recherchearbeit geleistet.
Der Autor vermittelt seinen Leser*innen das Geschehen auf eine sehr authentische Art und Weise.
Der Schreibstil von Reiner Günter ist flüssig und gut verständlich.
Die Geschichte hat mich von Anfang bis Ende gefesselt.

Ich freue mich schon auf den 3. Band der Trilogie.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.12.2024
Die Innere Führung
Sommer, Lars

Die Innere Führung


ausgezeichnet

Spannend und aktuell

Klappentext:
Nachdem auf der Hochzeit eines Elitesoldaten der Bundeswehr eine tödliche Bombe hochgeht, beginnt Kriminalhauptkommissar Erich Kleinrädl zu ermitteln. Während er und sein Team die Hochzeitsgäste vernehmen, stellt die Boulevardpresse ihre eigenen Vermutungen an: Hat Inka Minden, die Ex-Freundin des Bräutigams, etwas mit der Sache zu tun? Welche Rolle spielt der ehemalige Scharfschütze Jonathan von Holl, der über dem Gesetz zu stehen scheint? Das LKA beurteilt die Bombe als ein Werk von Fachleuten. Ein zweiter Anschlag erhöht den Druck auf Kleinrädl. War die Bundeswehr das eigentliche Ziel des Attentats? Die Lage wird immer unklarer. Steckt der Feind gar in den eigenen Reihen?

„Die innere Führung“ ist ein spannender Kriminalroman von Lars Sommer.
Hinter dem Pseudonym versteckt Lucas Fasnacht, von dem ich schon einige Bücher gelesen habe.

Der Kommissar Erich Kleinrädl vom Münchner Kriminalfachdezernat 1 ist nicht beliebt unter seinen Kollegen. Er ist auch ein kauziger Mensch, der die Menschen gerne vor den Kopf stößt.
Aber er ist ein guter Kriminalbeamter, sonst wäre er schon lange nicht mehr im Dienst.
Seine blutjunge Kollegin Kommissarin Schlanghain lässt sich vom Kleinrädel nicht abschrecken.
Die beiden bekommen es mit einem schweren Fall zu tun. Bei einer Hochzeit wurden Braut und Bräutigam Opfer eines Anschlages.

Die Opfer sind Hossam Said und seine Frau Clarissa Werker.
Hossam war beim Militär und auch viele der Hochzeitsgäste sind Angehörige des Militärs. So auch Clarissas Bruder Bastian, der bei dem Anschlag schwer verletzt wurde.
Einer der Verdächtigen ist der ehemalige Scharfschütze Jonathan von Holl.
Von Holl ist keine sympathische Person. Er ist sehr reich und ist Besitzer eine Firma, die in er Rüstungsindustrie tätig ist. Man hat das Gefühl, ihm sind die Menschen ringsum egal. Er kann sich mit seinem Geld alle kaufen. Dem Alkohol spricht er sehr zu. Beim Lesen spürt man aber, dass er ein Trauma hat, dass er mit seiner barschen Art und dem Alkohol zu unterdrücken versucht.
Hossam, Bastian und von Hohl sind Kameraden. Sie haben gelernt, für einander einzustehen. Sie würden alles für einander tun.
Dann gibt es da noch Inka Minden. Sie war die frühere Freundin von Hossam. Auch sie war Gast auf der Hochzeit. Inka Minden war Sportsoldatin und ist heute Jugendtherapeutin.
Als es einen 2. Anschlag gibt, sind sich die Ermittler sicher, der Täter kommt aus dem Kreis des Militärs.

Lars Sommer hat für seine Geschichte interessante Protagonisten gezeichnet. Keiner ist so richtig sympathisch, trotzdem ziehen die Charaktere mich in ihren Bann.
Gut verständlich bringt der Autor seinen Leser*innen die Strukturen des Militärs nahe. Auch stellt sich die Frage in der Geschichte, ob das Militär für den Erhalt des Friedens den überhaupt wichtig ist. Hier gehen die öffentlichen Meinungen auseinander. Auch die Frage, ob wir, die immer im Frieden leben durften, den nicht als zu selbstverständlich nehmen.
Interessant ist auch an Hand der Protagonisten zu erfahren, wie traumatisiert manch ein Soldat von einem Auslandseinsatz nach Hause kommt.

Mit seinem Kriminalroman „Die innere Führung“ hat Lars Sommer eine spannende Geschichte mit einem aktuellen Thema veröffentlicht, dass bei mir noch einige Zeit nachhallen wird.

Bewertung vom 26.11.2024
Die Goldene Schreibmaschine
Henn, Carsten Sebastian

Die Goldene Schreibmaschine


ausgezeichnet

Eine magische Geschichte

Klappentext:
Emily liebt Bücher. Eines Tages entdeckt sie in der Bibliothek, in der ihre Großmutter arbeitet, eine geheimnisvolle zweite Bibliothek. Sie enthält alle Bücher, die jemals auf der Welt geschrieben wurden. In der Mitte des Raumes steht eine goldene Schreibmaschine auf einem silbernen Tisch. Emily findet heraus, dass man mit dieser magischen Schreibmaschine Bücher umschreiben kann. Man muss nur etwas tippen und die Seite in ein Buch kleben und schon verändert sich die Handlung des Buches. Bald merkt sie, dass die Änderungen in den Büchern auch die Realität verändern und sie erkennt, wie gefährlich das sein kann. Auch ihr skrupelloser Lehrer Dresskau entdeckt die unglaubliche Macht der Bibliothek. Emily muss ihn aufhalten, bevor er seine gefährlichen Pläne in die Tat umsetzen kann.

„Die goldene Schreibmaschine“ von Carsten Henn ist ein magischer Roman für Kinder ab 10 Jahren.

Carsten Henn hat für seine Geschichte interessante Charaktere gezeichnet.
Besonders Emily habe ich schnell ins Herz geschlossen.
Emily lebt bei ihren Großeltern. Die Großmutter arbeitet in einer Bibliothek und Emily besucht sie dort.
In der Bibliothek entdeckt Emily eine weitere Bibliothek, in der alle Bücher stehen, die je geschrieben wurden. So eine Bibliothek würde ich auch gerne einmal besuchen.
Dort entdeckt sie auch die goldene Schreibmaschine. Als sie herausfindet, was es mit der Schreibmaschine auf sich hat, ist sie erst neugierig, spürt aber schnell, dass es nicht richtig ist die Welt zu verändern.
Emilys Lehrer Dr. Dresskau ist kein so liebenswerter Charakter. Auch er entdeckt die goldene Schreibmaschine und hat böses mit ihr vor.

Die Geschichte hat etwas Magisches und so konnte ich das Buch auch kaum aus der Hand legen.
Die Geschichte hat genau die richtige Portion Spannung, um Kinder neugierig zu machen.
Der Autor verarbeitet in seiner Geschichte Themen wie Familie und Zusammenhalt und auch das Spielen mit der Macht.
Der Schreibstil von Carsten Henn ist flüssig und mit Humor lockert er die Geschichte immer wieder etwas auf.
Das Buch wird empfohlen für Kinder ab 10 Jahren. Um die Geschichte zu verstehen, müssen es aber geübte Leser*innen sein. Wenn ein Kind nicht liest und man möchte es mit diesem Buch dazu bewegen, würde ich ein Alter von 12 Jahren empfehlen.

„Die goldene Schreibmaschine“ ist aber auch ein Buch, dass Erwachsene gut lesen können. Mir hat es viel Freude gemacht.

Bewertung vom 24.11.2024
Zeit des Vertrauens / Die Töchter der Ärztin Bd.3
Sommerfeld, Helene

Zeit des Vertrauens / Die Töchter der Ärztin Bd.3


ausgezeichnet

Ein schöner Abschluß

Klappentext:
Berlin, 1931. Die Zeiten sind unruhig, die Töchter der Ärztin suchen Halt in ihren Familien. Toni hat sich für Guntram entschieden und er wünscht sich, ein Kind mit ihr zu haben. Doch die Dreißigjährige hat gerade erst die alteingesessene Praxis der Familie Thomasius übernommen. Wie kann sie beides vereinbaren, die Arbeit, die ihr eine Berufung ist, und die Liebe ihres Lebens? Aber ist es überhaupt möglich? Denn als junge Frau hat sie einen furchtbaren Fehler gemacht, von dem nur ihre Mutter weiß.

„Die Töchter der Ärztin – Zeit des Vertrauens ist der 3. und letzte Band der Reihe
„Die Thomasius-Schwestern“ von Helene Sommerfeld.

Mit dem ersten Band ging die Ärztinnen Saga zur nächsten Generation über.
Helene Sommerfeld steht als Pseudonym für ein Autorenpaar.
Bekannt sind mir die Autoren schon von der Ärztinnen Reihe und der Reihe um die Polizeiärztin Magda Fuchs.
Beides zwei tolle und fesselnde Buchreihen, die ich gerne gelesen habe.

Über drei Bände habe ich die Ärztin Ricarda Thomasius begleitet und jetzt geht mit dem 3. Band die Nachfolgereihe „Die Töchter der Ärztin“ auch schon zu Ende.

Die Schauplätze sind wieder Berlin und Kalifornien. Henny und Toni, die beiden Töchter der Ärztin Ricarda Thomasius haben sich ihr Leben eingerichtet.
Auch wenn Henny manchmal Sehnsucht nach ihrer Heimat hat, fühlt sie sich in Kalifornien wohl.
Toni steckt in einem Zwiespalt. Gemeinsam mit ihrer Freundin Celia und ihrem Partner Guntram unterhält sie in Berlin eine Arztpraxis. Toni hat aber auch den Wunsch nach einer Familie. Doch wie soll sie die Praxis und Kinder unter einen Hut bringen.

Im 3. Band begleiten wir die Charaktere in den Jahren 1930 bis 1932.
Die Geschichte ist sehr fesselnd und abwechslungsreich geschrieben.
Die Charaktere sind sympathisch und richtig lebendig.
Die verschiedenen Perspektiven aus denen erzählt wird machen die Geschichte facettenreich.
Das Autorenpaar hat einen flüssigen und lockeren Schreibstil.
Dabei spiegeln sie die Zeit der Handlung sehr authentisch wider.
In der Geschichte begegnen den Leser*innen bekannte Persönlichkeiten wie Vicky Baum deren Roman „Menschen im Hotel“ verfilmt werden soll.

Auch die politische Situation in Deutschland fließt in die Geschichte ein. So erlebt man wie sich die Führung des Landes verändert und wie zwiegespalten die Menschen sind.

„Die Töchter der Ärztin-Zeit des Vertrauens“ habe ich wieder mit viel Freude gelesen.
Jetzt bin ich etwas wehmütig, dass die Reihe zu Ende ist.

Bewertung vom 20.11.2024
Vielleicht hat das Leben Besseres vor
Gesthuysen, Anne

Vielleicht hat das Leben Besseres vor


ausgezeichnet

Ewige Schuld

Zum Inhalt:
Die Gemeinde Alpen am Niederrhein bereitet sich auf das Spargelfest vor. Doch es kommt zu unerwarteten Unruhen.
Die Pastorin muss einer Freundin aus der Schulzeit zur Hilfe kommen. Ihre Tochter Raffaela ist verschwunden. Das Kind ist geistig behindert und kann nicht alleine nach Hause finden.
Als Raffaela gefunden wird, ist sie bewusstlos. Die Frage, was ist passiert?
Die Polizei ermittelt, aber es gibt kaum Spuren.
Ottilie Oymann, Leiterin des Senioren-Chors fürchtet um den Auftritt des Chors, dem wird, wegen der Liedtexte Diskriminierung vorgeworfen.
Auch in der Familie der Pastorin ist einiges los. So versucht die Mutter ständig sie zu Verkuppeln. Ihre Schwester Maria und ihr Neffe Sascha machen der Pastorin Sorgen.

„Vielleicht hat das Leben besseres vor“ von Anne Gesthuysen ist ein ergreifender Familienroman.
Die Autorin konnte mich schon mit einigen Büchern begeistern.

Ich habe mich gefreit, die Pastorin Anna von Betteray am Niederrhein, die mir schon aus dem Buch „Wir sind schließlich wer“ bekannt ist wieder zutreffen.
Anna ist in ihrem Beruf recht engagiert, sie hilft wo sie gebraucht wird. Im Privatleben ist sie für die Familie da, auch wenn ihre Mutter manchmal etwas nervig ist.

Mit Heike, der Mutter von Raffaela habe ich mitgelitten. Ihr behindertes Kind ist verschwunden und Opfer von Gewalt geworden. Ihre Situation wird beschrieben so, dass man Heike sehr nah kommt. Man spürt die Selbstvorwürfe, die sich Heike macht. Sie hat ihre Tochter als Säugling fallenlassen, das Baby hatte Hirnblutungen und ist jetzt geistig behindert.

Auch die anderen Charaktere werden gut beschrieben. Alle wirken lebendig.

Anne Gesthuysen hat mich auch mit ihrem neuen Roman begeistert. Ihr leichter und flotter Schreibstil lassen die Seiten beim Lesen nur so dahinfliegen.
Die Autorin versteht es die Gefühle ihrer Protagonisten zu vermitteln. Man spürt die Sorge, den Schmerz, aber auch den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft. Der punktgenau eingesetzte Humor der Autorin lockert die Geschichte immer wieder auf.
Das Ende der Geschichte war dann auch stimmig und hat mir gut gefallen.

„Vielleicht hat das Leben besseres vor“ hat mir wieder einmal schöne Lesestunden beschert und ich freue mich jetzt, schon wenn es von Anne Gesthuysen wieder etwas Neues zu lesen gibt.

Bewertung vom 15.11.2024
Wir finden Mörder Bd.1
Osman, Richard

Wir finden Mörder Bd.1


ausgezeichnet

Mörderjagd über den halben Erdball

Klappentext:
Steve Wheeler, pensionierter Polizist, heute Besitzer einer kleinen Detektei in einem kleinen südenglischen Dorf, liebt nichts so sehr wie Spaziergänge im Wald und ein kaltes Pint in einem warmen Pub. Alles hätte seinen gemächlichen Gang gehen können, würde er nicht eines Tages einen Anruf seiner Schwiegertochter erhalten. Sophie Wheeler, Teilzeit-Wellness-Guru, arbeitet als Personenschützerin für eine berühmte Thrillerautorin. Als eine Leiche auf dem karibischen Anwesen der Autorin gefunden und Sophies Arbeitgeberin des Mordes verdächtigt wird, beordert sie ihren widerwilligen Schwiegervater ans andere Ende der Welt, um die wirklichen Mörder des jungen Mannes zu finden. Da ist’s dann vorbei mit der ruheständlerischen Ruhe. Und zwar once and for all!

„Wir finden Mörder“ ist der erste Band einer neuen Krimi-Reihe von Richard Osman. Der Autor dürfe den meisten Krimifans durch seine humorvolle Reihe
„Der Donnerstagsmordclub“ bekannt sein.
Auf die neue Reihe war ich schon sehr gespannt.

Am Anfang habe ich etwas gebraucht um in die Geschichte einzutauchen. Jeder Abschnitt hat mit neuen Protagonisten angefangen. Es gibt sehr viel Personal, viele Namen. Aber nach einem Drittel des Buches fand ich mich gut zurecht und es wurde auch richtig spannend.
Die Hauptpersonen sind der pensionierte Polizist Steve Wheeler. Er ist verwitwet, unterhält sich aber regelmäßig mit seiner verstorbenen Frau. Er lebt in einem beschaulichen südenglischen Dorf, geht gerne ins Pub um Freude zu treffen und an den Quizabenden teilzunehmen.

Amy Wheeler ist Personenschützerin und Steves Schwiegertochter. Sie gerät unverhofft unter Mordverdacht und dazu will sie noch jemand töten.
Ihrem Chef bei Maximal Impact Solution kann Amy nicht mehr vertrauen, so ruft sie ihren Schwiegervater zur Hilfe.

Dann ist da noch die berühmte Thrillerautorin Rosie D’Antonio. Seit einer Morddrohung wird sie von Amy geschützt. Da Amy, Rosie nicht alleine lassen kann nimmt sie, sie einfach mit.
Rosie ist zwar schon älter aber gegen ein Abenteuer hat sie nie etwas einzuwenden.
Sie hat Geld, ein Privatjet und einen Hubschrauber und viele Kontakte. Zu dritt machen Rosie, Amy und Steve sich auf den Mörder und den Verfolger von Amy und Rosie zu finden.
Es beginnt eine Mörderjagd die von England und der Karibik über North Carolina bis nach Dubai führt.

Richard Osman hat für seinen neuen Kriminalroman viele skurrile Charaktere gezeichnet. Die Protagonisten werden gut beschrieben, die Hauptpersonen haben mich etwas an die Protagonisten aus „Der Donnerstagsmordclub“ erinnert. So hat die Thrillerautorin Rosie doch ähnliche Charaktereigenschaften wie Joyce. Das fand ich sehr gelungen. Auch seinen Humor setzt Richard Osman wieder gekonnt ein.
Der Autor erzählt die Story temporeich. Die Spannung steigert sich im Laufe des Buches.
Dabei ist sein Schreibstil flüssig und gut verständlich.

„Wir finden Mörder“ ist ein gelungener Start für die neue Krimireihe. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Bände.

Bewertung vom 12.11.2024
Die Himmelsstürmer / Herrliche Zeiten Bd.1
Prange, Peter

Die Himmelsstürmer / Herrliche Zeiten Bd.1


ausgezeichnet

Geschichtsunterricht zum genießen

Klappentext:
Karlsbad, 1871. Die Zeit der Kriege scheint für immer vorbei, im böhmischen Kurort treffen sich Gäste aus ganz Europa. So auch Vicky, Tochter einer Londoner Industriellenfamilie, die den Ärmelkanal untertunneln will, um England mit dem Kontinent zu verbinden; Paul, ein Berliner Ingenieur, der hofft, am Bau einer Prachtstraße namens Kurfürstendamm mitzuwirken; und Auguste Escoffier, angehender Meisterkoch aus Paris, dessen Name weltweit zum Inbegriff der französischen Kochkunst werden soll.
Vereint im Glauben, dass herrliche Zeiten anbrechen, werfen die drei sich ins Leben und in die Liebe. Von großen Träumen beseelt ahnen sie nicht, dass Europa schon bald von Erschütterungen heimgesucht wird, die nicht nur den Frieden bedrohen, sondern auch ihr persönliches Lebensglück.

„Herrliche Zeiten – Die Himmelsstürmer“ ist der erste Band einer Dilogie von Peter Prange.

Wie man es von Peter Prange kennt, entführt er uns in ein Teil der Deutschen Geschichte.

1871 wird das deutsche Kaiserreich gegründet. Deutschland erlebt blühende Jahre. In Karlsbad treffen Gäste aus ganz Europa aufeinander. Die drei Hautprotagonisten treffen sich auch in Karlsbad.
Paul Biermann ist Ingenieur und wird einmal das Familienunternehmen Biermann & Söhne führen. Er möchte gerne an einer Prachtstraße in Berlin namens Kurfürstendamm mit planen.
Der zweite Mann im Bunde ist der angehende Meisterkoch Auguste Escoffier. Er ist durch eine harte Lehre in verschiedenen Küchen gegangen. Jetzt hat er vor, die Küche zu revolutioniert.
Vicky Paxton Stoks ist die Tochter und Erbin einer wohlhabenden Industriellenfamilie.
Das Unternehmen plant den Ärmelkanal zu untertunneln, um England mit dem Kontinent zu verbinden.
Drei junge Menschen, verschiedener Nationen, die sich anfreunden und Planungen haben die Europa näherbringt.
Warum aus dem vereinten Europa, dass in dieser Zeit eigentlich so nah war nichts geworden ist, erzählt Peter Prange in seinem Roman auf eine interessante und unterhaltsame Art.

Peter Prange hat interessante und sympathische Charaktere gezeichnet. Die drei Freunde Vicky, Paul und Auguste habe ich ganz schnell ins Herz geschlossen. Alle haben Visionen und sind guten Mutes die auch Umzusetzen.
Der Koch Auguste Escoffier ist bestimmt einigen Leser*innen bekannt. Er ist eine historisch Überlieferte Person und hat wirklich die Küche revolutioniert. Früher war Koch kein angesehener Beruf. Die Köche gehörten zu der untersten Schicht. Heute sind gute Köche die reinsten Virtuosen.

Peter Prange erzählt seine Geschichte in drei Handlungsstränge. Jeder der Handlungsstränge begleitet einen der Hauptcharaktere, die auch immer mal wieder zusammentreffen. Die Leser*innen begleiten die Charaktere in diesem ersten Band über ca. 30 Jahre, bis um Ausbruch des 1. Weltkriegs.
Warum es bei all den Zukunftsräumen wieder zu einem Krieg in Europa kommen musste, dass kann man in diesem Roman gut nachvollziehen.

Peter Prange zeichnet ein gelungenes Bild vom Deutschen Kaiserreich und von Europa.
Dabei hat er einen fesselnden und unterhaltsam Schreibstil. Durch die kurzen Kapitel und immer mal wieder Cliffhanger anderen Ende, habe ich das Buch kaum aus der Hand legen können. Ich bin ganz tief in die Geschichte eingetaucht.
Es gab so viele interessante Begebenheiten wie z. B. die Weltausstellung in Wien aber auch viele technische Neuerungen kommen zur Sprache.. Die viele historische Personen auf die man in der Geschichte trifft machen das Ganze noch authentischer.

„Herrliche Zeiten – Die Himmelsstürmer“ ist ein interessanter und unterhaltsamer Roman bei dem ich auch mal ein Tränchen verdrückt habe.

Bewertung vom 07.11.2024
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


ausgezeichnet

Spannender Krimi aus Schweden

„Blutbuße“ ist der 3. Band der Reihe Pollar-Krimi von Viveca Sten.

Die Protagonisten sind sehr gut gezeichnet.
Hanna Ahlander ist Polizistin mit Leib und Seele. Besonders liegt ihr am Herzen, Frauen zu helfen denn Gewalt angetan wurde.
Sie setzt sich für Frauen, denen Gewalt angetan wird ein.
Sie kann einfach nicht wegsehen. Auch nicht bei einem Kollegen.
Dafür legte ihr Vorgesetzter ihr nahe, den Dienst in Stockholm zu quittieren und sich eine andere Dienststelle zu suchen.
Bei der Polizei in Åre hat Hanna eine neue Chance bekommen und fühlt sich dort sehr wohl.

Auch Daniel Lindskog geht in seinem Beruf als Polizist auf.
Er übernimmt die Ermittlungen im Fall des Mordopfers.
Die Ermittlungen sind aufreibend und Daniel fühlt sich hin- und hergerissen zwischen seiner kleinen Familie und seinem Job.
Zu Hause wartet Frau und Kind auf ihn. Er hat sich geschworen ein besserer Vater zu sein als es seiner war. Er macht eine Therapie um seine Gewalt besser beherrschen zu können. Doch seine Frau, die so gar kein Verständnis für seinen Beruf hat, zweifelt immer mehr an ihrer Beziehung.

Die Leser*innen begleiten Charlotte Wretlind erst durch ein paar kurze Kapitel, bevor sie Opfer eines Gewaltverbrechens wird. Geschickt lässt Viveca Sten ihre Leser*innen verfolgen, wen sich Charlotte Wretlind alles zum Feind macht.
Dann wird sie in ihrem Hotelzimmer tot aufgefunden.
Daniel, Hanna und das Team untersuchen den Mordfall. Dazu müssen sie im privaten und im geschäftlichen Umfeld ermitteln. Charlotte Wretlind hatte vor ein altes Berghotel wieder neu zum Leben zu erwecken und daraus ein Luxushotel zu machen. Das Projekt hat nicht nur Befürworter.

Viveca Sten erzählt den Krimi sehr atmosphärisch. Die Kälte und die Dunkelheit sind, auch wenn es langsam auf den Frühling zugeht auf jeder Seite spürbar.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr fesselnd. Die Protagonisten sympathisch und der Fall ist spannend.
Durch die relativ kurzen Kapitel und die Ortswechsel wird man dazu verleitet immer weiterzulesen.
Zwischen den Kapiteln gib es immer wieder Aufzeichnungen aus dem Jahr 1973 zu lesen. Diese erzählen von einer jungen Hotelangestellten aus dem Berghotel, dass zu dieser Zeit schon ein sehr luxuriöses Hotel war.
Diese Aufzeichnung läuft neben der Handlung her und als Leser*in ahnt man, dass es etwas mit dem Mord zutun hat.
Wie alles zusammenhängt, darüber kann man lange nur spekulieren.

„Blutbuße“ ist ein spannender und atmosphärischer Kriminalroman von Viveca Sten.
Wer die Sandhamn Krimis mag wird die Polarkreis Krimis lieben.

Ich freue mich jetzt schon auf den 4. Band der Polarkreis Reihe