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Benutzername: 
kdneumann
Wohnort: 
Grolsheim

Bewertungen

Insgesamt 78 Bewertungen
Bewertung vom 05.05.2025
Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende!
Hammann, T. J.

Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende!


sehr gut

Extrem gruseliger Psychothriller

Auf dem Schreibtisch der Lektorin Lilli landet ein Manuskript, das ihr Literaturagent als dringlich eingestuft hat. Sie beginnt zu lesen und stellt fest, dass dieser Text von einem Autor stammt, der sie selbst auf Schritt und Tritt und sogar in ihren eigenen vier Wänden permanent beobachtet und unter massiven Druck setzt. Er droht, ihre beiden Kinder und ihren Ex-Mann zu töten, wenn sie nicht exakt seinen perfiden Anweisungen folgt. Lilli wendet sich an die Polizei. Kurz darauf bricht ihr Ex-Mann auf einer öffentlichen Veranstaltung zusammen und überlebt nur knapp. Er wurde vergiftet. Für Lilli beginnt ein gnadenloser Höllentrip.

Das ist einer der gruseligsten Thriller, die ich bisher gelesen habe. Man braucht starke Nerven, um diese Geschehnisse zusammen mit der Protagonistin durchzustehen. Einige Szenen sind einfach WOW! Darüber hinaus verlangt das Buch dem Leser einiges an Konzentration ab. Einige Male stolperte ich über ein Ereignis, bei dem ich mir dachte: Hoppla! Habe ich da vorher was überlesen? Um später zu merken: Nein, habe ich nicht. Der entsprechende Hintergrund wird dem Leser erst im Nachhinein präsentiert. Ein raffinierter Schachzug des Autors. Dann wieder überlas ich einen scheinbar sekundären Hinweis, der sich später als wesentlich erwies und musste zurückblättern, um die Zusammenhänge zu begreifen. Der Autor stiftet Verwirrung. Mit voller Absicht. Bis zum Ende des Buches gibt es eine ganze Reihe von Verdächtigen, die Verwirrung ist perfekt.
Leider finde ich bis auf zwei Ausnahmen alle Charaktere unsympathisch. Ab der zweiten Hälfte gleitet die Handlung immer mehr ins Surreale ab. Okay, Lilli steht durch den Psychoterror, dem sie da ausgesetzt ist, völlig neben sich und kann kaum noch klar denken, sie ist einzig darauf konzentriert, ihre Kinder und ihren Ex-Mann zu retten und scheut nicht davor zurück, dabei ihr eigenes Leben zu riskieren.

Das Finale enttäuscht mich. Zwar hatte ich den wahren Stalker durchaus kurz im Verdacht, aber sein Motiv kann ich nicht nachvollziehen.

Alles in allem ist der Hintergrund dieser Geschichte düster und hoffnungslos. Lediglich die Plänkeleien zwischen Lilli und ihrer Jugendliebe Kasper lockern ein wenig auf, aber auch letzteren kann ich nicht wirklich als sympathisch bezeichnen. Im Nachhinein wird mir klar, was mich an der Geschichte am meisten irritiert: Es ist der Mangel an Empathie zwischen den Figuren.
Und der Anfang hat eine andere Entwicklung vorgegaukelt, als das Ende bereithält. Dazu kommt, dass mir die Kapitel zu lang und unübersichtlich sind, das ermüdet beim Lesen. Der Schluss letztendlich wirkt abgehackt.

Trotz der genannten Schwachpunkte bietet dieser Thriller einen raffiniert eingefädelten Psychotrip, der den Leser aus seinem Alltagstrott herausreißt. So soll es sein.

Bewertung vom 06.04.2025
Ostseedämmerung / Pia Korittki Bd.20
Almstädt, Eva

Ostseedämmerung / Pia Korittki Bd.20


sehr gut

Stimmungsvoller Küstenkrimi mit kleinen Schwächen

Mira Schneider, eine Studentin der Archäologie, verschwindet einfach von der Bildfläche, zusammen mit einer bronzenen Gewand-Fibel aus der Wikingerzeit. Anderthalb Jahre später wird das Artefakt zufällig in einem Teich, der zu einem Gutshof gehört, wiedergefunden. Pia Korittki und ihr Team rollen den Cold Case neu auf. Im Rahmen ihrer Ermittlungen stoßen sie bei Verwandten, Freunden und Bekannten auf widersprüchliche Aussagen zu der Verschwundenen. Der Fall erreicht einen dramatischen Höhepunkt, als Miras Leiche gefunden wird, verscharrt in einem nahegelegenen Waldstück.

Das Buch zieht mich vom ersten Kapitel an in seinen Bann. Wie in allen Krimis von Eva Almstädt tauchen eine ganze Reihe von Verdächtigen auf, die sich im Laufe der Handlung nicht ganz korrekt verhalten, aber stichhaltige Beweise gibt es gegen niemanden. Besonders dramatisch finde ich, dass die zehnjährige Trine, die in ihrem Leben noch nicht viel Glück hatte, scheinbar in das Fadenkreuz des Mörders gerät.

Die Auflösung am Ende enttäuscht mich dann allerdings. Ich kann zum Schluss hin auch keinen echten Spannungsaufbau mehr erkennen. Die Motivation des Mörders leuchtet zwar ein, aber ein packendes Finale sieht anders aus. Auch gibt es dramaturgisch im Verlauf der Handlung zwei peinliche Schwachstellen. Da wird erst seitenlang über einen Sachverhalt in aller Ausführlichkeit berichtet, aber die Auflösung des Rätsels kommt dann lapidar in jeweils einem einzigen Satz.

Insgesamt gefällt mir die Atmosphäre dieses Krimis sehr gut, ich mag Pia Korittki und ihre Familie und Kollegen, und der Anfang ist, wie oben erwähnt, mysteriös und spannend. Auch der Mittelteil ist folgerichtig aufgebaut, und der Schreibstil der Autorin überzeugt mich immer wieder. Aber das Ende von Ostseedämmerung passt für mich nicht.

Trotz der genannten Schwachstellen stellt sich bei mir wieder ein angenehmes Gefühl ein. Man fühlt sich wohl im Universum von Eva Almstädt. Ein bisschen heile Welt muss sein.

Bewertung vom 24.03.2025
Der irische Fremde
Moor, Matthias

Der irische Fremde


sehr gut

Trügerische Erinnerung

Was geschah wirklich in jener Nacht, als Marys Eltern starben? Durch eine Zufallsbegegnung auf dem Flughafen in Oslo drängt sich ihr diese Frage wieder auf. Sie erkennt den Mann, der ihr dort über den Weg läuft, er ist eine Schlüsselfigur in dem Drama ihrer Kindheit. Also reist Mary zum ersten Mal nach 25 Jahren wieder in ihre Heimat Irland, um auf eine Wand von Lügen zu stoßen, bis sie selbst in Lebensgefahr gerät.

Das Buch strotzt vor bildhaften Beschreibungen, die ich so noch nie gelesen habe. Normalerweise überfliege ich ausufernde Landschaftsschilderungen in einem Krimi oder Thriller, aber diese entspringen einem so ungewöhnlichen Blickwinkel, dass man darin versinken könnte.

Die wenigen auftauchenden Figuren sind klar voneinander zu unterscheiden, und die Szenen sind angenehm kurz. Der Autor kennt sich aus in der Materie, über die er schreibt. Dennoch sagt der größte Teil des Romans wenig über Land und Leute in Irland aus, im Grunde könnte er überall spielen, wo es ein Gewässer mit Lachsen gibt. Und der Buchtitel ist irreführend.

Der Anfang der Geschichte ist für meinen Geschmack zu melodramatisch und öde. Die Ich-Erzählerin Mary folgt in ihrem Denken und Handeln einem Stereotyp: Als traumatisierte Frau in den 30ern MUSS man qualmen, koksen und mit jedem, der sich anbietet, sofort in die Kiste hüpfen. Das macht sie mir nicht sympathisch.

Teilt man das Buch in vier Abschnitte ein, dann beschränkt sich die für einen Krimi wünschenswerte Spannung lediglich auf den zweiten und dritten Teil. Das Tempo nimmt hier spürbar zu, und Schnappatmung stellt sich ein. Man fragt sich: Was zum Teufel geht hier vor?
Das Finale dagegen enttäuscht mich mit einem zwar überraschenden, aber eher an den Haaren herbeigezogenen Twist. Es tauchen plötzlich Figuren auf, von denen in den drei Abschnitten vorher keine Rede war. Und die Protagonistin ist mir bis zum Schluss hin nicht sympathischer geworden. Damit fehlt für mich ein ganz entscheidender Faktor, dafür ziehe ich einen Punkt ab.

Ein Kriminalroman ist das nicht wirklich, es ging dabei weniger um die Aufklärung der Morde als vielmehr um das verquere Gefühlsleben der Protagonistin. Ansonsten ist der Roman, vor allem im Hinblick auf die sprachlichen Finessen, empfehlenswert.

Bewertung vom 05.03.2025
Die Brandung - Leichenfischer
Kliewe, Karen

Die Brandung - Leichenfischer


ausgezeichnet

Action und Spannung präsentiert mit Herzenswärme

Bei Ausgrabungen im deutsch-dänischen Grenzgebiet stoßen die Mitarbeiter des archäologischen Museums unter Leitung von Fria Svensson auf eine Frauenleiche. Schon bald stellt sich heraus, dass diese auf die gleiche Weise ermordet wurde wie eine Monate zuvor entdeckte Tote im Raum Oldenburg. Der Mörder gestaltete beide Grabstätten nach Art der Wikinger. Bei der Suche nach der Identität der zweiten Toten kommen die Ermittler der Flensburger Kripo unter Führung des Hauptkommissars Ohlsen Ohlsen zu der traurigen Erkenntnis, dass zwei weitere junge Frauen aus der Region seit Tagen vermisst werden. Sind sie ebenfalls Opfer dieses Täters geworden? Leben sie womöglich noch? Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Die deutsche und die dänische Polizei suchen gemeinsam fieberhaft nach einem Anhaltspunkt, und Fria lässt es sich nicht nehmen, dabei kräftig mitzumischen. Aber es gibt nicht die geringste Spur.

Der unruhige Erzählstil von Karen Kliewe ist zunächst mal gewöhnungsbedürftig. Fünf Erzähler wechseln sich in atemberaubendem Tempo ab, man weiß als Leser über weite Strecken hinweg nicht, um wen es sich dabei eigentlich genau handelt. Die Szenen sind kurz gehalten, die Übergänge dazwischen manchmal etwas sprunghaft, sie fordern dem Leser einiges an Konzentration ab. Bei manchen der Dialogen fragte ich mich, ob es wirklich Menschen gibt, die so gewählt miteinander sprechen. Die Landschafts- und Personenbeschreibungen sind farbenprächtig, ohne aufdringlich zu wirken. Jede Szene erfüllt einen Zweck, so etwas wie Langeweile kommt nirgendwo auf.

Überhaupt steigert sich die Spannung von Kapitel zu Kapitel, Actionpassagen wechseln sich ab mit zutiefst herzerwärmenden Szenen. Der Leser wird, was den Täter betrifft, nach Strich und Faden in die Irre geführt. Und die beiden Protagonisten Fria und Ohlsen hatten schon von Anfang an meine Sympathien gewonnen. Erst ganz zum Schluss löst sich auf fast spielerische und völlig logische Weise der Knoten auf. Den Täter hatte ich als Leser ständig vor dem geistigen Auge und doch in keinster Weise als solchen in Betracht gezogen. Hatte ich zuvor noch die dumpfe Befürchtung, die Autorin könnte eine völlig unbekannte Person als Mörder aus dem Hut zaubern, so hinterlässt die letztendliche Lösung des Falls ein breites Grinsen auf meinem Gesicht. Das ist doch mal ein Krimi ganz nach meinem Geschmack.
Übrigens, die Bedeutung des Titels Leichenfischer erfährt der Leser erst auf den letzten Seiten.

Bewertung vom 10.02.2025
Der Seher
Haller, Elias

Der Seher


gut

Nicht der große Wurf

Ein vermeintlicher Schatz unter dem Dresdner Zwinger führt zu einem tödlichen Streit zwischen zwei Bauarbeitern. Doch in der vergrabenen Zeitkapsel finden sich keine Reichtümer, sondern die Knochen eines Kleinkindes. Schon bald ermittelt der Kryptologe Arne Stiller, dass es sich dabei um den vor siebzehn Jahren verschwundenen Säugling Jan Köpke handelt. In der Zeitkapsel ist ein Code eingraviert, der nicht zu knacken ist. Und dann ist da noch der selbsternannte Seher Moritz Schrader. Er drängt sich der Dresdner Kripo auf, will dabei helfen, diesen Fall und den des kürzlich entführten Kleinkindes Tibor zu lösen. Aber Stiller lehnt diese Zusammenarbeit rigoros ab. Ein Fehler?

Was in rasantem Erzähltempo und mit viel Spannung beginnt, versandet leider allzu schnell in klischeehaften Wendungen. Die Figur des Arne Stiller erscheint mir eher wie dessen Karikatur. Seine Weigerung, eine Zusammenarbeit mit dem Seher auch nur in Erwägung zu ziehen, kommt genauso kindisch rüber wie das Auftreten seiner neuen Praktikantin. Die Passagen, in denen der Täter vorgestellt wird, sind nebulös, seine Beweggründe bleiben zwischen den Zeilen verborgen. Die Auflösung am Ende des Romans ist schlicht unglaubwürdig. Schade. Dabei hatte der Anfang durchaus Potential, eine spätere Szene ist aus einer originellen Erzählperspektive heraus geschrieben. Doch auch hier hat sich der Autor in Binsenweisheiten verrannt. Noch schader.

Ich hoffe, der nächste Arne-Stiller-Thriller wird wieder die gewohnt schnoddrige Erzählweise liefern, die wir Stammleser so schätzen. Das hier war leider nichts.

Bewertung vom 05.02.2025
Die Villa
Ryder, Jess

Die Villa


ausgezeichnet

Es brodelt unter der Oberfläche

Es sollte eine unbeschwerte Junggesellinnen-Abschieds-Party im sonnigen Marbella werden, bei der die Braut Aoife und ihre Freundinnen Dani, Tiff, Beth und Celine es richtig krachen lassen wollten. Doch am vorletzten Abend stirbt die Braut, der oder die Täter können von der spanischen Polizei nicht ermittelt werden.
Drei Jahre später kehrt Dani an den Ort des Blutbads zurück. Sie will herausfinden, warum sie sich an nichts erinnern kann, obwohl sie in unmittelbarer Nähe der Toten bewusstlos aufgefunden wurde. Mit einem Trick lockt sie auch die anderen drei Mädels zurück in die malerisch gelegene Villa. Alle vier erleben in Gedanken noch einmal die schrecklichen Ereignisse, jedoch weichen ihre Erinnerungen stark voneinander ab. Je mehr Dani in der Vergangenheit gräbt, umso greifbarer wird die tödliche Gefahr, in der sie schwebt.

Die Autorin beschreibt teilweise minutiös die Ereignisse, die zum grausamen Tod der Braut geführt haben. Besonders im letzten Drittel des Buches empfand ich die detaillierten Schilderungen mitunter als lähmend. Ich wollte endlich wissen, wer von all den mehr oder minder tatverdächtigen Personen hinter der Tat steckt. Tatsächlich erfährt der Leser das erst auf den letzten Seiten. Die Auflösung ist ebenso simpel wie schockierend, das hätte ich nicht erwartet.

Obwohl die fünf Mädels nicht immer sympathisch rüberkommen, empfand ich das nicht als unangenehm. Hat nicht jeder von uns helle und dunkle Seiten? Nicht jeder ist das, was er scheint. Und der spritzige Schreibstil der Autorin lässt keine Minute Langeweile aufkommen, keine Szene ist überflüssig, man ist als Leser mittendrin, sieht alles deutlich vor sich und versteht.

Dieser Roman wird dem Prädikat „Thriller“ in jeder Hinsicht gerecht. Spannender und mysteriöser geht wohl nicht. Teilweise spitzen sich die Ereignisse so zu, dass mir fast die Haare zu Berge stehen.
Von mir ganz klar fünf Sterne für dieses überragende Leseerlebnis.

Bewertung vom 22.12.2024
One Perfect Couple
Ware, Ruth

One Perfect Couple


ausgezeichnet

Albtraum-Insel

Lyla Santiago, Forscherin für Tropenfiebererkrankungen, lässt sich von ihrem Freund Nico dazu überreden, an einer Reality-TV-Show teilzunehmen. Es handelt sich dabei um eine neue Art von Dschungelcamp auf einer traumhaften kleinen Insel im Indischen Ozean. Fünf Paare sollen beweisen, dass sie sowohl zusammen als auch unabhängig voneinander in einer Reihe obskurer Wettbewerbe bestehen können. Das Ganze läuft aus dem Ruder, als ein Tropensturm die Insel verwüstet, es gibt keine Kommunikationsmöglichkeit nach außen, und das Schiff mit den Veranstaltern ist verschollen. Unter den Überlebenden entbrennt ein mörderischer Kampf um die wenigen Lebensmittel und vor allem um Trinkwasser.

Die Ich-Erzählerin Lyla berichtet in ihrer nüchternen und doch sympathischen Art von den Vorfällen auf der Insel. Dazwischen streut die Autorin in kursiver Schrift Tagebucheinträge von anderen Teilnehmern ein, die zum Teil erheblich von Lylas Darstellungen abweichen. Für mich als Leser stellt sich die Frage, ob Lyla wirklich die Wahrheit erzählt. Oder vielleicht doch nicht? Dieses dramaturgische Kunststück erhöht die Spannung von Kapitel zu Kapitel. Die Auflösung am Ende ist verblüffend und logisch zugleich.

Wieder einmal hat Ruth Ware ihre Rolle als eine der weltbesten Thriller-Autorinnen bewiesen. Jede einzelne Episode dieses Romans ist perfekt recherchiert und hochspannend. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin ihre Figuren in dieser mörderischen Situation nicht als niederträchtig und selbstsüchtig darstellt, wie das leider einige andere namhafte AutorInnen tun. Trotz der schrecklichen Ereignisse bewahren sie Menschlichkeit. Und damit Hoffnung.
Aber mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten. Ich habe jede einzelne Seite dieses Thrillers genossen und halte ihn für den bisher besten Roman der Autorin.

Bewertung vom 12.12.2024
Stalker - Er will dein Leben.
Strobel, Arno

Stalker - Er will dein Leben.


ausgezeichnet

Genial durchdacht und emotional aufwühlend

Endlich läuft für Eric Sanders alles rund. Neben seinen Auftritten am Residenztheater brilliert der Mittvierziger in einer wichtigen Nebenrolle im Münchner Tatort und wird über Nacht berühmt. Die Zahl seiner Follower in den sozialen Medien steigt stündlich, und ihm winkt eine weitere wichtige Filmrolle. Er könnte am Ziel seiner Träume sein, wäre da nicht dieser Unbekannte, der scheinbar jeden seiner Schritte überwacht, seinen Facebook-Account kopiert hat und nun in seinem Namen Posts veröffentlicht, die Eric in ein übles Licht rücken. Doch damit nicht genug, dieser Eindringling droht Eric damit, ihn zu vernichten, wenn der nicht bis zum Ablauf einer kurzen zeitlichen Frist in allen Medien verkündet, dass er als Elfjähriger einen neunjährigen Jungen grausam ermordet hat. Das Problem ist nur, Eric hat keine Erinnerung an diese Zeit. Und noch während er um eine Lösung für dieses massive Problem ringt, schlägt der Widersacher zu. Nun muss Eric handeln. Und zwar sehr schnell.

„Stalker“ ist ein emotional aufwühlender und hochspannender Thriller. Jedes einzelne Kapitel hat mich mitgerissen. Mir war von Anfang an klar gewesen, dass die letztendliche Lösung des Falles sensationell sein würde. Tatsächlich gibt der Autor erst auf den allerletzten sechs Seiten die ultimative Wahrheit, die hinter den Geschehnissen steckt, preis. Und die hat mich umgehauen.
Auch wenn mich persönlich dieses Ende nicht glücklich gemacht hat, erkenne ich an, dass „Stalker“ ein genial durchdachter Albtraum ist. Man sollte ihn lesen.

Bewertung vom 11.11.2024
Happy End
Bestgen, Sarah

Happy End


ausgezeichnet

Der perfekte Psychothriller

Wow! Von der ersten Seite an wurde ich als Leser in die Handlung hineinkatapultiert, fühlte mich mit der jungen Mutter Isa Winterberg im freien Fall, als ihr vier Monate alter Sohn Ben aus dem biederen Reihenhaus am östlichen Stadtrand von Köln entführt wird. Es gibt keine Spuren vom Täter, sämtliche Ermittlungen der Kripo laufen ins Leere. Und dann, mehr als ein halbes Jahr später, taucht Ben plötzlich wieder auf und kehrt zu seiner Familie zurück. Aber nichts ist mehr, wie es war. Isa findet keinen Zugang mehr zu dem einstigen Mama-Kind.
Obschon es für mich am Ende des Buches ein paar ungeklärte Fragen gibt, war ich vollständig im Bann des klar strukturierten Schreibstils der Autorin. Ein Thriller-Debüt? Kaum zu glauben. Fast unerträgliche Spannung und Dramatik trieben mich unerbittlich zum Weiterlesen, mitunter hätte ich am liebsten die eine oder andere Figur am Kragen gepackt und durchgeschüttelt. Okay, die letztendliche Auflösung des Rätsels kam für mich nicht wirklich überraschend, und über die Kernbotschaft der Autorin mag man streiten. Dennoch hat sie mit Atem raubenden Wendungen und dem Legen falscher Spuren nicht gegeizt.
Meine ehrliche Meinung: Wer diesen wunderbar nervenzerreibenden Thriller nicht liest, ist selber schuld.

Bewertung vom 09.11.2024
Frevel
Kain, Nora

Frevel


gut

Finster und grausam

In diesem historischen Thriller aus dem Frankfurt des beginnenden 19. Jahrhunderts trifft der feinsinnige Zeitungsschreiber Johann auf die abgebrühte Manon, Tochter eines Mitglieds des Collegium Medicinum. Manons Vater ist besessen davon, durch das Sezieren von Toten wichtige Erkenntnisse für die Medizin zu gewinnen, der verstorbene Mensch als Individuum interessiert ihn nicht. Eigentlich ist es Johanns Aufgabe, für den Frankfurter Korrespondenten bluttriefende Berichte über Mordfälle zu schreiben, aber dann stolpern die beiden jungen Leute mitten hinein in eine grausige Mordserie.

Als Leser tauchen wir tief ein in das blutrünstige, pralle, derbe und gewalttätige alte Frankfurt. Bietet das erste Kapitel noch einen spektakulären Anfang mit einem gelungenen Cliffhanger, so spinnt die Autorin diesen Faden leider nicht weiter. Die aufregende Szene endet abrupt. Stattdessen reihen sich voneinander unabhängige Kapitel aneinander. Zweifellos ist die Autorin sprachgewaltig, sie verfügt über profunde historische Kenntnisse, aber dabei konzentriert sie sich auf grausige Einzelheiten. Hinrichtungen und Verstümmelungen werden in liebevollen Details beschrieben. Man hat das Gefühl, die Menschen damals lebten in fortwährender Angst und ohne jede Freude. Auch mit den beiden Hauptfiguren bin ich nicht warm geworden. Und der Erzählstil ist mitunter holprig, was das Lesen erschwert und der Spannung leider abträglich ist.

Alles in allem konnte mich dieser Thriller nicht fesseln.