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SimoneF

Bewertungen

Insgesamt 495 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2025
Natürlich Maria
Groß, Maria

Natürlich Maria


weniger gut

Maria Groß kannte ich bisher nicht, aber Cover und Klappentext versprachen genau das, was mir wichtig ist: Einfache, alltagstaugliche und bodenständige Rezepte, mit unkomplizierten, regionalen Zutaten, die zum Nachkochen und Genießen einladen.
In mancherlei Hinsicht trifft das auch auf dieses Kochbuch zu, und dennoch hat es meine Erwartungen nicht erfüllt. Gleich beim ersten Durchblättern fällt auf, dass ein Großteil des Buches der Person Maria Groß, ihrem Umfeld, ihrer Philosophie und dem Restaurant „Bachstelze“ gewidmet ist – viel Werbung in eigener Sache, Selbstinszenierung, die mir unangenehm auffällt und mich überhaupt nicht interessiert. Von einem Kochbuch erwarte ich mir vor allem ansprechend bebilderte, ausführlich beschriebene und innovative Rezepte. Viele ganz- oder doppelseitigen Fotos des reich bebilderten Buches drehen sich jedoch ausschließlich um die Autorin. Die außergewöhnlich vielen Bilder verteuern das Buch nicht nur auf stattliche 36 EUR, sondern tragen auch zu seinem sehr intensiven chemischen Geruch bei.
Nur bei wenigen Rezepten bekomme ich Lust diese nachzukochen, die meisten sprechen mich überhaupt nicht an. Viele sind mir zudem zu einfach gehalten, etwa Rindertartar, Blutwurst, Milchreis oder Eierkuchen. Diese sind so simpel, dass ich mich wirklich wundere, diese überhaupt im Buch einer ambitionierten Köchin wiederzufinden. Entsprechend fallen daher auch die Anleitungen aus. Etwas mehr Raffinesse hätte ich mir hier schon erwartet. Die Kartoffelklößchen klingen lecker, sind im Wesentlichen aber simple Gnocchi, die ich schon seit Jahren zubereite. Ausprobieren werde ich demnächst die Rosenkohlquiche, allerdings nicht mit Blätterteig (Maria verwendet TK-Fertigware), da ich diesen nicht mag, sondern klassisch mit Mürbteig.
Insgesamt finde ich leider nicht mehr als 3 oder 4 Rezepte, die mich wirklich ansprechen, und das ist zu wenig.
Ich hatte mir bodenständige Küche mit Pfiff erwartet und wurde leider enttäuscht.

Bewertung vom 18.05.2025
Magic of Moon and Sea. Die Diebin der vielen Gesichter
Harlow, Clare

Magic of Moon and Sea. Die Diebin der vielen Gesichter


gut

Shelwich ist eine düstere Stadt an einem Gezeitenfluss, dessen Tiden magische Fähigkeiten bei den Bewohnern hervorrufen. Nahezu jeder von ihnen hat eine besondere Gabe, deren Stärke mit Ebbe und Flut ab- bzw. zunimmt. Das Mädchen Ista Flit ist hierdurch in der Lage, sich bei Flut in eine beliebige andere Person zu verwandeln. Ista ist vor einigen Monaten alleine nach Shelwich gekommen, um ihrem Vater zu suchen. Dieser ist kurz zuvor in Shelwich auf mysteriöse Weise verschwunden, genau wie einige andere Bewohner dieser Stadt. Es heißt, dass bei Nacht und Nebel unheimliche Wesen, die sogenannten Grilks, ihr Unwesen treiben. Auch Ista ist den Grilks gleich an ihrem ersten Abend nur auf Haaresbreite entkommen. Sie wurde von einem jungen Mann namens Alexo Rokis gerettet, der im Gegenzug von ihr fordert, 20 Aufträge für ihn auszuführen. Während eines Auftrags lernt sie Nathaniel „Nat“ Shah kennen und beide geraten in eine gefährliche und zugleich höchst merkwürdige Situation. Als sie weitere Nachforschungen anstellen, kommen sie zusammen mit dem Mädchen Ruby einem Geheimnis auf die Spur, das alle drei in höchste Gefahr bringt…

Ich habe das Buch gemeinsam mit meinem elfjährigen Sohn gelesen. Wir haben beide etwas gebraucht, bis wir in die Geschichte reingekommen sind. Das Gesamtkonzept der Fantasywelt wirkte auf mich an einigen Stellen etwas unausgegoren. So blieb unklar, in welchem zeitlichen Kontext die Geschichte spielt. Einerseits machte alles einen etwas heruntergekommenen und altertümlichen Eindruck, andererseits wurden Solarmobile und eine sogenannte Rollbahn als Transportmittel erwähnt, die allerdings beide nicht näher beschrieben oder gar genutzt wurden. Auch ist unklar, ob die Gezeitengabe auf die Bewohner von Shelwich beschränkt ist bzw. falls dem so ist, warum Ista, die von außerhalb stammt, über eine solche verfügt. Hier hätte ich gerne noch mehr Hintergrundinformationen gehabt, um eine schlüssige Vorstellung von der Welt entwickeln zu können. Insgesamt erschienen die vorkommenden Fantasy-Elemente – Gezeitengabe und magische Urtiere – eher wie Stückwerk.

Die handelnden Charaktere blieben blass und es fehlte ihnen an Tiefe. Wir wurden daher mit Ista, Nat und Ruby nicht wirklich warm, und so richtig konnten wir nicht mit ihnen mitfiebern. Die politische Ebene der Handlung, bei der zwei rivalisierende Politiker:innen um das Gouverneursamt konkurrieren, wirkten überzogen und arg aufgesetzt. Bei Kinderbüchern ist erfahrungsgemäß auch eine Portion Humor hilfreich, um eine Geschichte aufzulockern, diesen haben wir hier über weite Strecken auch vermisst.

Kurios finde ich, dass dieses Buch, das im englischen Original „Tidemagic. The many faces of Ista Flit“ heißt, in der deutschen Ausgabe den englischen Titel „Magic of moon and sea“ verpasst bekam. Was soll diese Unsitte, deutsche Ausgabe mit – in diesem Fall sogar neuen! – englischen Titeln zu versehen? „Gezeitenmagie“ hätte ich als wesentlich schöner empfunden.

Bei diesem Buch handelt es sich um den ersten Band einer Reihe, und auch wenn diese Geschichte eine im Wesentlichen abgeschlossene Kernhandlung hat, bleiben noch viele Fragen offen. Das Buch endet mit einem kleinen Cliffhanger, der bereits auf das Abenteuer in nächsten Band verweist. Mein Sohn und ich werden die Reihe allerdings nicht weiter verfolgen.

Bewertung vom 17.05.2025
Horror-Date
Fitzek, Sebastian

Horror-Date


gut

Sebastian Fitzeks letzten „Kein Thriller“- Roman „Elternabend“ fand ich unterhaltsam und witzig, so dass ich mich sehr auf „Horror-Date“ gefreut hatte. Die Grundidee klang interessant: Auf dem Dating-Portal „The Walking Date“ können sich Singles kennenlernen, die nicht mehr lange zu leben haben. Die Paartherapeutin Nala (35), der wegen eines Glioblastoms nur noch wenige Monate bleiben, trifft hier auf den Anwalt Raphael (34), der mit Borreliose im Sterben liegt. Beide beginnen eine Brieffreundschaft, sind sofort auf einer Wellenlänge. Doch als es zu einem ersten realen Treffen kommen soll, verschlechtert sich Raphaels Zustand, und er bittet seinen besten Freund Julius, an seiner Stelle zu der Verabredung zu gehen, da er nicht absagen und Nala enttäuschen will. Pech nur, dass Julius keine Zeit zur Vorbereitung bleibt, und er ein ganz anderer Typ Mensch als Raphael ist. Und so tritt Julius von einem Fettnäpfchen ins nächste, und das Date entwickelt sich für ihn zu einem Horror-Trip…

Fitzek wagt sich hier an ein schwieriges Thema heran: Junge Menschen, die mit ihrem baldigen Tod konfrontiert sind und den einen Wunsch haben: Sich noch einmal verlieben. Das mit Humor und flotten Dialogen zu verknüpfen ist eine Gratwanderung, die Fitzek leider nur gelegentlich gelingt. Das Buch beginnt zunächst vielversprechend, die Szenen sind witzig geschrieben, man kann sich das erste Aufeinandertreffen von Julius und Nala lebhaft vorstellen. Leider driftet die Handlung dann immer mehr ins Absurde ab, ist über weite Strecken einfach nur peinlich und völlig überdreht, der Humor platt. Erst kurz vor Ende wechselt der Tonfall, die Geschichte bekommt noch etwas an Tiefgang und lässt erahnen, was möglich gewesen wäre, wenn die Figuren weniger eindimensional und der Humor subtiler ausgearbeitet gewesen wären. Insbesondere von Oma Henriette hätte ich gerne mehr erfahren, während die unsäglich peinliche Story um Dr. Vierlaken und seine wesentlich jüngere Gespielin Rosie viel zu viel Raum einnimmt und das Niveau des Buches arg runterzieht.

Insgesamt hatte ich mir deutlich mehr erwartet. Das Buch ist für mich leider Mittelmaß und wirkt routiniert heruntergeschrieben.

Zum Hörbuch: Das Hörbuch wurde wie immer von Simon Jäger eingesprochen. Simon Jäger gehört zu meinen Lieblingssprechern und verstimmlicht auch diese Geschichte wieder ganz hervorragend. Vor allem Julius, aus dessen Perspektive erzählt wird, hatte ich durch die Vertonung sehr lebhaft in sämtlichen absurden Situationen vor Augen.

Bewertung vom 12.05.2025
Auf Erden sind wir kurz grandios (MP3-Download)
Vuong, Ocean

Auf Erden sind wir kurz grandios (MP3-Download)


gut

Da Ocean Vuongs Debütroman „Auf Erden sind wir kurz grandios“ von vielen Kritikern sehr gelobt wurde, war ich neugierig auf das Hörbuch.
„Little Dog“, der als kleines Kind mit Mutter und Großmutter von Vietnam in die USA kam, schreibt diesen Roman als Brief an seine Mutter, die ihn nie lesen wird, da sie weder des Lesens noch Schreiben mächtig ist. Hierbei erzählt der Sohn nicht stringent, sondern mäandert ständig hin und her zwischen der Geschichte seiner Großmutter, die während des Vietnamkrieges ein Kind von einem amerikanischen Soldaten bekam, dem Leben seiner Mutter, die sich in einem Nagelstudio abarbeitet, die ihren Sohn liebt und dennoch immer wieder schlägt, und seinem eigenen Aufwachsen in Amerika.
Gewalt ist in diesem Roman immer wieder ein großes Thema, ebenso die ersten gleichgeschlechtlichen Erfahrungen, die der junge Mann mit Trevor macht. Vieles ist so explizit und direkt beschrieben, dass ich das nicht unbedingt hätte lesen müssen. Andere Szenen wiederum sind in wunderschöner, poetischer Sprache verfasst, und man spürt den Lyriker Vuong hinter diesem Roman. Manchmal allerdings wirkt der Sprachstil auf mich zu gekünstelt und verhindert zusammen mit der sprunghaften Erzählweise, dass ich mich richtig auf die Geschichte und die Charaktere einlassen kann und von ihnen berührt werde. So bleiben sie mir leider bis zum Schluss fremd.
Da der Roman keinem roten Handlungsfaden folgt, empfand ich es als sehr anstrengend, dem Hörbuch zu folgen, und ich glaube, dass es mir wesentlich leichter gefallen wäre, das Buch selbst zu lesen. Ich würde das Hörbuch daher vor allem denjenigen empfehlen, die mit Vuongs Schreibstil schon vertraut sind oder das Buch bereits kennen und es gerne noch einmal hören würden. Der Sprecher Julian Horeyseck macht seine Sache jedenfalls hervorragend, er trifft genau den richtigen Ton und liest mit angenehmer und dennoch eindringlicher Stimme.

Bewertung vom 08.05.2025
Beeren pflücken
Peters, Amanda

Beeren pflücken


sehr gut

Die Geschichte spielt in der Grenzregion zwischen den USA und Kanada. In den frühen 60er Jahren kommt eine indigene siebenköpfige Familie wie jedes Jahr nach Maine, um Beeren zu pflücken. Eines Tages verschwindet in der Mittagspause die vierjährige Ruthie. Die intensive Suche der Familie nach ihr bleibt vergebens, und ihr Fehlen verursacht Wunden, die niemals heilen. Insbesondere ihr Bruder Joe, zwei Jahre älter, der sie als Letzter sah, kommt nie darüber hinweg.

Das Buch erzählt die Geschichte aus zwei Perspektiven, die sich kapitelweise abwechseln. Joe blickt am Ende seines Lebens zurück, und anhand seiner Erinnerungen wird nachvollziehbar, wie einzelne Ereignisse die Weichen stellen können für ein ganzes Leben. Sie zeigen aber auch, dass seine Geschwister und Eltern ihre eigenen Wege gefunden haben, um mit Trauer und Verlust umzugehen.
Die andere Perspektive ist die von Norma, einer Frau, die zeitlebens spürt, dass irgendetwas nicht stimmt. Ihre wiederkehrenden Träume fühlen sich real an wie Erinnerungen, und das Verhalten ihrer Eltern ist mehr als seltsam.

Durch die gewählte Erzählweise und den Inhalt des Prologs ist bereits von Anfang an relativ klar, was mit Ruthie passiert ist, und auch, wie die Geschichte wohl ausgehen wird. Spannung kommt daher beim Lesen keine auf. Der sehr ruhig und einfühlsam erzählte Roman legt den Fokus eher auf andere Aspekte: Was macht der Verlust eines Familienmitgliedes mit dem Leben der anderen, wie stark sind familiäre Bande, selbst wenn man nichts von dieser Familie weiß? Und wie geht eine andere Familie mit einem ungeheuerlichen Geheimnis um? Auch die Diskriminierung, der Indigene ausgesetzt waren klingt immer wieder an, wenn auch eher am Rande. So zeigt die US-Polizei im Maine kein Interesse, nach Ruthie zu suchen, und auch die kanadischen Residential Schools, in denen die Kinder der First Nations zwangsweise untergebracht wurden, werden erwähnt.

Insbesondere der Erzählstrang um Joe hat mich sehr berührt, und ich konnte seine Verlorenheit, seine Rastlosigkeit und seine Wut beim Lesen spüren. Bei Norma war ich hin- und hergerissen. Es gab bereits früh Hinweise, die sie hätten stutzig machen können, denen sie aber nicht weiter nachgegangen ist. Das ist auf den ersten Blick seltsam, aber aus eigener Erfahrung im familiären Umfeld weiß ich, dass diese Reaktion durchaus nicht ungewöhnlich ist. Weniger greifbar war für mich die Gleichmut, mit der Norma später alles hinnimmt. Ich hätte mit Wut, mit Verzweiflung, mit massiven Vorwürfen gerechnet. Normas Reaktion erschien mir wenig glaubhaft.

Angesichts des enormen Erfolgs ins Kanada, mit dem auch hier das Buch beworben wurde, hatte ich mir noch etwas mehr erwartet. Dennoch habe ich „Beeren pflücken“ sehr gerne gelesen.

Bewertung vom 05.05.2025
Die Farbe der Rache / Tintenwelt Bd.4 (eBook, ePUB)
Funke, Cornelia

Die Farbe der Rache / Tintenwelt Bd.4 (eBook, ePUB)


gut

Ich habe die Tintenwelt-Trilogie zwar erst als Erwachsene entdeckt, aber sie hat mich richtig begeistert. Als ich erfuhr, dass diese um einen Band erweitert wird, der 5 Jahre nach dem Ende von Tintentod spielt, war ich gleichermaßen erstaunt wie skeptisch. Wird es gelingen, die ursprüngliche Trilogie zu erweitern und dabei die Qualität zu halten? Nachdem ich den 4. Band gelesen habe, muss ich für mich leider sagen: Nein, es ist nicht gelungen.
Nicht nur der Titel, der merkwürdigerweise vom Schema der Trilogietitel abweicht, wirkte auf mich wie ein Fremdkörper, auch mit der Geschichte wurde ich nicht so warm wie erhofft. Ich hatte mich sehr auf ein ausführliches Wiedersehen mit Meggie, Mo und Co gefreut, doch diese spielen hier nur eine Nebenrolle. Die Hauptcharaktere sind Staubfinger, der Schwarze Prinz und weitere Nebenfiguren der Vorgängerbände. Leider blieben diese teilweise recht oberflächlich und erreichten nicht die Tiefe und Ambivalenz der Charaktere aus der Trilogie. Was Gewalt anbelangt, empfand ich Tintentod schon als recht heftig, und „Die Farbe der Rache“ setzt hier noch eins drauf. Das war mir stellenweise zu viel, gerade auch für ein Jugendbuch.
Während ich bei den ersten Bänden regelrecht durch die Seiten geflogen bin und die Bücher kaum aus der Hand legen konnte, weil die Geschichte so spannend war, fehlte mir diese Spannung hier und ich empfand das Buch über weite Strecken als langatmig. Stellenweise wirkte es, als hätte man die Geschichte krampfhaft in die Länge gezogen.
Insgesamt muss ich sagen, dass es besser gewesen wäre, die Tintenwelt als Trilogie zu belassen.

Bewertung vom 05.05.2025
SOS Familienküche
Merz, Lena;Schäflein, Annina

SOS Familienküche


sehr gut

Wie in vielen Familien ist auch bei uns oft die Zeit knapp, und möglichst schnell soll ein warmes Essen auf den Tisch, das nicht nur abwechslungsreich und gesund ist, sondern auch noch allen schmeckt. SOS Familienküche hat mich also sofort neugierig gemacht.
Das Buch beginnt mit einigen Tipps zur effizienten Familienküche, die mir allerdings großteils schon bekannt waren. Hier wird auch klar, dass die Autorinnen keine Berührungsängste haben, Fertigteige, Würzpasten, Mischungen für Bratlinge, Tiefkühlgemüse, Fertigsaucen oder sogar fertig gegarten Reis aus dem Supermarkt zu integrieren. Für ganz schnelle Küche sicher praktisch, für Puristen eher nicht geeignet. Ich muss auch sagen, dass ich selbst keine Fertigprodukte nutze, da mir da einfach zu viele Zusatzstoffe drin sind. Natürlich kann auch jede und jeder eigene Teige für die Rezepte nutzen, aber dann dauert die Zubereitung eben entsprechend länger und der SOS-Charakter passt dann nur noch bedingt. Apropos Zubereitungszeit: Mit den angegebenen Zeiten bin ich teilweise nicht ausgekommen, zum Teil habe ich fast doppelt so lange gebraucht, obwohl ich schon lange koche.
Das Buch beginnt mit den gerade dem Zeitgeist entsprechenden One-Pot-Gerichten, die auf mich manchmal etwa bemüht wirken, wie zB die One-Sheet-Pasta mit Hackfleischbällchen, die komplett auf einem Backblech zubereitet wird. Nudeln auf einem Blech gar zu bekommen, wäre mir doch zu umständlich, da spüle ich im Anschluss lieber einen zusätzlichen Topf.
Es waren einige Gerichte dabei, die in unserer Familie nicht so gut ankommen würden, zB Gerichte mit Shrimps, Kabeljau, Tofu oder asiatisch angehaucht, das trifft einfach nicht unseren Geschmack. Andere empfand ich als so einfach, dass ich dafür kein Kochbuch bräuchte, etwa eine Suppe, die im Wesentlichen aus TK-Gemüse und Buchstabennudeln bestand. Sehr lecker fanden wir den Schupfnudelauflauf mit Rosenkohl, den Flammkuchentoast und die Grillgemüsepfanne mit Halloumi. Auch das Kräuter-Parmesan-Schnitzel mit selbst gemachten Süßkartoffelpommes wird es sicher wieder geben. Unser Liebling ist das Zupfbrot a la Pizza Salami, benötigt allerdings selbst mit Fertigteig mindestens eine Stunde. Wir haben den Hefeteig selbst gemacht, damit ist es für die schnelle Küche schon nicht mehr geeignet.
Sehr gut gefallen haben mir die Topping-Ideen, mit denen man manches Gericht aufpeppen oder ihm einen leckeren Crunch verleihen kann. Auch die Einbindung von veganen Hackalternativen wie Sojaschnetzel oder Sonnenblumenhack finde ich sehr positiv.
Insgesamt würde ich das Buch all jenen empfehlen, die kein Problem damit haben, auch mal ein Convenience-Produkt in die Mahlzeit zu integrieren und Abwechslung für den Familientisch suchen.

Bewertung vom 05.05.2025
Ein Weg aus Tinte und Magie / Die Buchreisenden Bd.1
El-Bahay, Akram

Ein Weg aus Tinte und Magie / Die Buchreisenden Bd.1


gut

Einmal in das eigene Lieblingsbuch zu reisen – diese Möglichkeit klingt sehr verlockend, und die Libronauten machen diesen Wunsch für zahlungskräftige Kundschaft wahr. Dabei wird der Reisende von Libronauten begleitet , die die Fähigkeit haben, allein durch ihre Stimme sich und den Gast in die Geschichte hineinzulesen. Einer von diesen ist der junge Adam. Als eines Abends eine gefährliche Reise in ein düsteres Werk ansteht, weicht der Kunde von den vereinbarten Regeln ab und entwischt Adam. Dieser macht sich auf die Suche und findet den Gast vor einer geheimnisvollen Tür, die mitten im Wald steht…
Die Geschichte beginnt spannend und das erste Drittel fliegt beim Lesen nur so dahin. Adam entwischen kurz hintereinander zwei seiner Kunden, und er entdeckt hierdurch in den Geschichten Ungereimtheiten, die dort ursprünglich nichts zu suchen haben. Bald kommt Adam weiteren mysteriösen Vorgängen auf die Spur, und er muss sich fragen, wem er noch vertrauen kann. Leider flachte für mich danach die Geschichte zunehmend ab, und mir fehlte ein durchgehender roter Faden. Immer wieder riskieren die Protagonisten viel, um etwa einen bestimmten Gegenstand in ihren Besitz zu bringen, fangen danach jedoch erstaunlich wenig damit an. Adam wurde mir immer unsympathischer, und die Motivation für sein Handeln war für mich nicht glaubhaft. Teilweise wirkte er auf mich ziemlich kindisch und wenig intelligent. Ich konnte zu keiner Person eine Bindung aufbauen und merkte, dass mich der Fortgang der Handlung immer weniger interessierte. Hier spielte sicher auch eine Rolle, dass ich die Bücher, in die gereist wurde, nicht besonders mochte, wie etwa Alice im Wunderland. Auch blieben mir bis zum Ende dieses ersten Teils der Dilogie zu viele Fragen offen. Dass sich die meisten Rätsel erst in einem zweiten Band lösen, ist ja meist so, bei den Buchreisenden habe ich am Ende des ersten Teils allerdings das Gefühl, überhaupt keine Antworten bekommen zu haben.
Insgesamt habe ich mir von „Die Buchreisenden“ mehr erwartet, und ich werde den zweiten Band wohl nicht mehr lesen.

Bewertung vom 27.04.2025
Das Echo der Sommer
Labba, Elin Anna

Das Echo der Sommer


sehr gut

Seit ich letztes Jahr von Ann-Helen Laestadius „Zeiten im Sommerlicht“ gelesen habe, interessiere ich mich für die Geschichte der Samen. Diese wurden über Jahrhunderte systematisch diskriminiert, und die Samen kämpfen zum Teil bis heute um Anerkennung und den Erhalt ihres Lebensraumes.

„Das Echo der Sommer“ thematisiert die rücksichtslose Flutung samischer Dörfer in Schweden, um den steigenden Energiebedarf des Landes durch Wasserkraft zu decken. Immer wieder werden zwischen 1923 und 1972 Staudämme errichtet und erhöht. Die Auswirkungen auf die Samen sind massiv: Weidegrund für die Rentiere verschwindet, der Fischfang als Lebensgrundlage gerät in Gefahr, da sich die Gewässer verändern, und die Dörfer mit den traditionellen Koten versinken im gestauten Wasser. Entschädigungen gibt es keine bzw. erst ab 1972, und diese sind minimal.
Bei der Lektüre dieses Buches bin ich durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen. Es hat mich richtig wütend gemacht zu lesen, wie herablassend und respektlos die Samen behandelt wurden. Entscheidungen würden über ihre Köpfe getroffen, und sie hatten (als gesamtes Dorf) sogar einen gesetzlichen Vormund, der ihre Interessen „vertrat“. Jeglicher Fortschritt wurde ihnen verwehrt, insbesondere auch der Anschluss an das Elektrizitätsnetz, für das sie so viel opfern mussten. Auch wurde ihnen untersagt, in rechteckigen Häusern zu wohnen, sogar Fenster waren verboten. Das ist aus heutiger Sicht unfassbar, massiv diskriminierend und widerspricht jeglichem Gerechtigkeitsempfinden.

Gleichzeitig war ich sprachlos, wie gelassen und geradezu demütig die Samen diese Behandlung hinnahmen und als gottgegeben akzeptierten. Wer protestierte und sich zur Wehr setzte, wurde zum Außenseiter bzw. zur Außenseiterin in der Gemeinschaft. Es fiel mir daher schwer, mich in die Protagonistinnen hineinzuversetzen, da mir diese Ergebenheit völlig fremd ist. Gerade Inga, die junge Tochter, hätte ich manchmal am liebsten wachgerüttelt: Wo bleibt ihr Kampfgeist? Was ist mit ihrer Lebensplanung? Warum organisiert man sich nicht strategisch über die Dörfer hinweg zu einem großen konzertierten Protest, macht international auf sich aufmerksam? (Zumindest in den späteren Jahren, bei den Flutungen in den 1940ern war durch den Zweiten Weltkrieg der Fokus der Allgemeinheit auf den Krieg gerichtet). Aber vermutlich ist meine Denkweise viel zu modern geprägt und setzt auch ein gewisses Maß an Bildung und Rechtswissen voraus, das den Samen ebenfalls verwehrt wurde. Der innere Widerstand ihrer Mutter Ravdna war für mich viel besser verständlich, aber auch bei ihr habe ich einen echten Plan, eine Strategie, vermisst.

Elin Anna Labba schreibt in einer sehr poetischen Sprache, Schilderungen der Natur nehmen großen Raum ein und in jedem Satz ist die tiefe Verbundenheit zwischen den Samen und der Natur, ihrer Demut gegenüber der Schöpfung spürbar. Ich muss gestehen, dass mir das manchmal zu viel wurde und ich lieber in einer etwas nüchterneren Sprache mehr über die Flutungen, die weiteren Lebensumstände und die rechtliche Situation der Samen in Schweden erfahren hätte. Das Buch fokussiert vor allem auf die Wahrnehmungen und Empfindungen von Ravdna und Inga, selbst ihr Alltag als Samen bleibt relativ vage.

Der Text ist immer wieder durchsetzt von samischen Sätzen und Begriffen. Hier hätte ich mir ein Glossar am Ende des Buches mit Erklärungen gewünscht.

Fazit: Ein sehr aufwühlendes Buch, das die Diskriminierung der Samen im 20. Jahrhundert thematisiert und den Samen eine Stimme gibt. Insbesondere für alle, die ein Faible für poetische Sprache haben, ein sehr lesenswertes Buch.

Bewertung vom 21.04.2025
Sommer ohne Plan
Swanberg, Johanna

Sommer ohne Plan


weniger gut

Cassi befindet sich in einer privaten Krise, hat ihren gutbezahlten Beruf als Restaurantmanagerin hingeworfen und alle Brücken hinter sich abgebrochen. Sie lebt in einer kleinen Kellerwohnung, weiß nichts mit sich und ihren Mitmenschen anzufangen, als sie durch Zufall auf eine Immobilienanzzeige für ein heruntergekommenes altes Haus auf dem Land aufmerksam wird. Kurzentschlossen kauft sie das Haus und zieht dort hin. Durch ein Missverständnis verbreitet sich im Dorf das Gerücht, dass Cassi eine Art Selbsthilfe-Guru ist und ihre Dienste in Sitzungen und Kursen anbietet. Nach der ersten Verwunderung erkennt Cassi die Möglichkeiten, die sich ihr dadurch bieten und spielt mit...

Ich hatte eine humorvolle, mit einem Augenzwinkern erzählte kurzweilige Geschichte erwartet. Leider haben sich meine Hoffnungen nicht erfüllt.  Cassi ist mir von Anfang an äußerst unsympathisch, sowohl was ihr altes, in Rückblenden beschriebenes Ich als Restaurantmanagerin angeht, als auch die neue Cassi im Dorf. War sie früher perfektionistisch, unerbittlich mit sich und anderen, wenig empathisch und bestimmend, so vegetiert sie jetzt ungewaschen vor sich hin, betrügt durch ihre angebliche Erfahrung als Selbsthilfecoach und zeigt noch immer wenig aufrichtiges Interesse an ihren Mitmenschen. Mit einer Ausnahme: Mit Pavel, einem alten Mann, der ihr handwerklich hilft, verbindet sie bald eine Freundschaft, in der Cassi auch selbstlos handeln kann.

Cassis Verhalten in Bezug auf ihrem vermeintlichen Esoterik-Kult und ihre ständiges Geschwafel auf Kalenderspruchniveau war mir selbst beim Lesen peinlich. Ich war eher verärgert als belustigt, und empfand die Geschichte nicht als humorvoll. Der versprochene Witz oder gar Situationskomik stellte sich für mich nicht ein, sondern eher Fremdscham für Cassi. Die Handlung war sehr schnell vorhersehbar, und ich war einfach nur erleichtert, als ich das Buch beendet hatte. Meinen Geschmack hat es leider überhaupt nicht getroffen, und auch das sprachliche und erzählerische Niveau empfand ich als sehr durchschnittlich.  Daher leider nur 2 Sterne.