Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
[insomnia]

Bewertungen

Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 06.06.2025
Sputnik
Berkel, Christian

Sputnik


sehr gut

Autobiografisch, authentisch, absolut lesenswert

Christian Berkel ist mir natürlich als Schauspieler aus zahlreichen Serien und Filmen bekannt. Dass er auch als Schriftsteller tätig ist und mit diesem Werk bereits seinen dritten Roman vorlegt, war mir bis vor Kurzem nicht bewusst.

Ehrlich gesagt habe ich nur aufgrund seiner Bekanntheit zu diesem Buch gegriffen. Das Cover sprach mich nicht besonders an, und auch der Klappentext verriet mir persönlich zu wenig, um echtes Interesse zu wecken. Umso erfreulicher war die Überraschung, die mich beim Lesen erwartete: Schon nach den ersten Seiten war ich überzeugt.

Berkels Schreibstil entspricht genau meinem Geschmack – flüssig, bildhaft und sprachlich sehr gelungen. Die Geschichte entfaltet sich lebendig vor dem inneren Auge, die Formulierungen sind treffend und atmosphärisch dicht.

Inhaltlich blickt Berkel autobiografisch auf seine frühe Jugend zurück. Besonders faszinierend ist, wie er die Welt aus seiner damaligen Perspektive beschreibt – mit all den Eindrücken und Wahrnehmungen.

Ein eindrucksvolles, feinfühliges Buch über das Erwachsenwerden und die Suche nach Identität. Gut geschrieben und absolut lesenswert!

Bewertung vom 26.05.2025
Toni & Toni
Oravin, Max

Toni & Toni


sehr gut

Toni & Toni: Zwischen Zen, Schmerz und Stille

Max Oravins Werk lässt sich schwerlich als klassischer Roman bezeichnen – vielmehr gleicht es einem Strom eines inneren Monologs, der sich unaufhaltsam über die Lesenden ergießt. Im Zentrum stehen zwei Tonis: eine verletzliche Tänzerin mit selbst zugefügten Narben und ein Philosophie-Absolvent, der sich dem Zen und Buddhismus verschrieben hat. Ihre Geschichte wird uns erzählt - in einem sprachlich dichten, oft fordernden Text.

Hat man sich einmal auf den Stil eingelassen, entfaltet das Buch eine eigentümliche Sogwirkung. Dennoch gerät man gelegentlich ins Straucheln: Die Zeitebenen wechseln abrupt, oft ohne klare Orientierung – Vergangenheit, Gegenwart, Erinnerung und Reflexion verschwimmen. Diese Unschärfe hat mich stellenweise aus dem Lesefluss gerissen. Insgesamt aber bleibt ein intensives, lohnendes Leseerlebnis zurück.

Bewertung vom 23.05.2025
Stars
Kullmann, Katja

Stars


gut

Zwischen Sternenstaub und Leerlauf

Das Cover des Buches hat mich sofort angesprochen und war der Grund, warum ich neugierig wurde und einen genaueren Blick auf den Roman geworfen habe. Der Klappentext verspricht einen unterhaltsamen Roman in dem es sich um Clara Mittmann dreht, die erfolgreich ins Astrobusiness einsteigt - eine schöne Idee, die mich sofort begeistert hat.

Leider konnte das Buch meine Erwartungen beim Lesen nicht ganz erfüllen. Katja Kullmann hat hier neues versucht, für mich persönlich ist es aber nicht aufgegangen.
Besonders der erste Teil des Romans zieht sich ohne erkennbaren roten Faden. Es fiel mir schwer am Ball zu bleiben. Romane, in denen die Gedanken schweifen, können durchaus sehr unterhaltsam sein, in diesem Buch war es aber für mich zu viel und nicht passend.
Ein Spannungsbogen war für mich kaum erkennbar, die Geschichte plätscherte dahin, ohne mich wirklich zu fesseln. Insgesamt blieb der erhoffte Lesespaß leider aus, auch wenn ich die Idee hinter dem Buch nach wie vor interessant finde.

Bewertung vom 12.05.2025
Cinema Love
Tang, Jiaming

Cinema Love


gut

gesellschaftsrelevante Themen sind herausfordernd

Manche Bücher wollen einfach unterhalten und eine gute Geschichte erzählen, andere halten uns durch präzise Beobachtungen einen Spiegel vor, und wieder andere möchten gesellschaftsrelevante Themen in den Fokus stellen. Das Buch "Cinema Love" von Jiaming Tang versucht, all dies gleichzeitig zu tun, was manchmal zu viel sein kann.

Homosexualität, Immigration, queere Themen – all diese gesellschaftlich relevanten Aspekte werden behandelt. Es ist erfreulich, dass es immer mehr Literatur zu diesen Themen gibt, und auch gut, dass dieses Buch existiert.

Der Text ist durchweg gut geschrieben und hat mich teilweise sehr gefesselt. Leider hat mich das Buch immer wieder verloren, besonders durch einige Zeitsprünge, die mich verwirrt zurückließen und meinen Lesefluss störten. Insgesamt finde ich, dass der Autor für meinen Geschmack zu viele Themen mit unterhaltendem Charakter in ein Buch einbauen wollte, was den Fluss der Geschichte beeinträchtigt.

Insgesamt ist es ein gutes Buch mit wichtigen Themen, verliert sich für mich aber leider immer wieder, sodass ich keine große Lesemotivation verspürte.

Bewertung vom 05.05.2025
Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken
Lorenz, Sarah

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken


ausgezeichnet

Ein innerer Dialog voller Poesie

"Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken" - nur der Buchtitel allein hat mich schon sofort überzeugt. Ein wunderschöner Satz, wenn man mal darüber nachdenkt, gefällt mir außerordentlich gut, dafür ist das Cover für mich eher unauffällig.
Wir befinden uns im Zug von Zürich nach Hamburg und begleiten Elisa in ihrem inneren Dialog mit Mascha Kaléko, der Dichterin, die sie über alles liebt und verehrt. Durch diesen inneren Diskurs lernen wir die Geschichte der Protagonistin kennen, sie denkt zurück an ihre Mutter, das Jugendheim und den Jugendheimleiter, den "Onkel", an die erste Liebe usw.
Jedes Kapitel beginnt mit einem Gedicht jener verehrten Lyrikerin, auf das der innere Dialog aufbaut und referenziert. Ein Konzept, das hervorragend funktioniert und die Liebe der Protagonistin zu Mascha sehr deutlich hervorhebt und ausdrückt.
Das Buch ist gut strukturiert, leicht zu lesen und führt den Leser in die Gedichte von Mascha Kaléko ein. Ein tolles Buch, das ich nur empfehlen kann.

Bewertung vom 05.05.2025
Von Stufe zu Stufe
Kucher, Felix

Von Stufe zu Stufe


gut

Filmgeschichte, aber etwas zäh

"Von Stufe zu Stufe" ist der Titel des mutmaßlich ersten österreichischen Spielfilms, den Louise Kolm 1908 realisiert haben soll. Leider ist dieser Film - wie auch vieles andere von Louise Kolm - nicht mehr erhalten. Um diese Tatsachen spinnt Felix Kucher in seinem Roman mit dem ebengleichen Titel "Von Stufe zu Stufe" eine Geschichte.
Der Plot ist auf zwei Ebenen aufgeteilt: Einerseits verfolgen wir im Jahr 2021/22 Marc, dem ein Bild von verschollen geglaubten Filmrollen in die Hände fällt. Auf der anderen Ebene erleben wir Louise und die Anfänge der österreichischen Filmindustrie.
Mir hat das Cover und der Klappentext sehr gut gefallen, mit dem gesamten Buch habe ich mir aber leider schwer getan. Marc ist mir leider - wahrscheinlich aufgrund seiner Antriebslosigkeit - einfach unsympathisch. Die Geschichte der Filmindustrie ist zwar durchaus interessant, war für mich aber zu zäh als dass ein "Romanfeeling" in mir aufgekommen wäre. Der Stoff ist sicher spannend, doch hätte man meiner Meinung nach mehr tun können, um mich als Leser an den Roman zu fesseln.

Bewertung vom 18.03.2025
Heimweh im Paradies
Mittelmeier, Martin

Heimweh im Paradies


sehr gut

Martin Mittelmeiers Roman über Thomas Mann im Exil

Thomas Mann ist eine vielschichtige und interessante historische Persönlichkeit. Nicht umsonst steht er in Mittelpunkt mehrerer Romane. Zuletzt legte Tilo Eckhardt im Buch Gefährliche Betrachtungen sein Hauptaugenmerk auf Manns "Deutsche Ansprache", jetzt bei Martin Mittelmeiers Roman blicken wir auf Thomas Manns Zeit im Exil. Dieses Thema Exil wurde - meiner Wahrnehmung nach - bisher wenig Beachtung geschenkt, daher war mir das Buch sehr willkommen.
Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen, es beleuchtet viele Dinge und Fragen, die einen - zusammen mit Thomas Mann - zum Nachdenken anregen: Exil, temporäre Heimat, Krieg. Alles Themen, die leider derzeit auch sehr aktuell sind.
Martin Mittelmeier schreibt das Ganze mit einem klaren, leicht zu lesenden Stil, der es einfach macht, sich auf die Geschichte und die Thematik einzulassen. Schönes Buch, empfehlenswert.

Bewertung vom 03.03.2025
Halbe Leben
Gregor, Susanne

Halbe Leben


sehr gut

Pflegethematik, die zum Nachdenken anregt

Die Autorin Susanne Gregor war mir bisher unbekannt, aber die aktuelle Thematik ihres Buches hat mich sofort angesprochen. Das Thema Pflege ist derzeit sehr präsent in unserer Gesellschaft, und auch in meinem Umfeld höre ich viele Geschichten darüber. Pflegekräfte zu finden wird immer schwieriger.

Das vorliegende Buch leistet etwas für mich sehr Wichtiges: Es erzählt nicht nur die Geschichte der zu Pflegenden und ihrer Familien, sondern auch die Hintergrundgeschichte der Pflegekraft. Auch Pflegerinnen und Pfleger haben zu Hause Familien, die sie für ihre Arbeit zurücklassen und durch das Pflegesystem nur sehr selten sehen.

Der Schreibstil ist sehr klar. Dass keine direkten Reden vorkommen, ist mir nur am Anfang aufgefallen; danach konnte ich gut in das Buch eintauchen. Die Thematik regt zum Nachdenken an, ist natürlich insgesamt schwere Kost, aber aus meiner Sicht auf jeden Fall lesenswert, insbesondere weil es so nah an der Realität geschrieben ist.

Bewertung vom 24.02.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


sehr gut

Irland 1994 mit Themen zum Nachdenken

Der "Newcomer of the Year" bei den Irish Book Awards 2024, Alan Murrin, legt mit "Coast Road" einen beeindruckenden Debütroman vor. Murrin erzählt darin die Geschichte von Colette Crowley und Izzy Keaveney im Küstenstädtchen Ardglas in Irland in den 1990er Jahren – eine Zeit, als Scheidung in Irland noch illegal war.

Als bekennender Irland-Fan war ich sofort interessiert an diesem Buch, auch weil es inhaltlich um ein Thema geht, mit dem ich mich bisher noch nicht beschäftigt hatte. Murrins Schreibstil gefällt mir sehr gut: leicht zu lesen, eindringlich und fängt die Atmosphäre wunderbar ein. Die Charaktere sind sehr glaubwürdig dargestellt, insbesondere Colette, die Hauptfigur, hat mich überzeugt.

"Coast Road" ist ein Roman, der mich ein wenig nachdenklich gestimmt hat. Die 1990er sind nicht allzu lange her, und dass Scheidung damals illegal war, kann man sich in der heutigen Zeit kaum vorstellen. Wer sich für eine atmosphärische Geschichte mit zeitlosen Themen interessiert, wird hier fündig!

Bewertung vom 04.02.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


sehr gut

Zugfahrt Wien-München

Eine Zugfahrt von Wien nach München – so lange "dauert" der neue Roman von Daniel Glattauer. In diesem Zug sitzt Eduard Brünhofer, ein Autor von Liebesromanen, ihm schräg gegenüber Catrin Meyr. Durch Catrins direkte Fragen entspinnt sich auf dieser Zugreise ein intensives Gespräch. So einfach ist der Plot, den Glattauer uns hier präsentiert.

"In einem Zug" ist der Titel des Buches, und so hätte ich es wohl auch lesen sollen (und empfehle es jedem, es so zu lesen): in einem Zug durch das Buch. Glattauers Stil hat mir bisher immer gut gefallen, und auch dieser Text ist sehr gut geschrieben, leicht zugänglich und flüssig zu lesen. Dennoch hat mir das letzte "gewisse Etwas" gefehlt, das mich an das Buch gefesselt hätte. So habe ich es zwar Kapitel für Kapitel – im Buch Bahnhof für Bahnhof – gelesen, aber bei weitem nicht in einem Zug. Zwar sind die beiden Hauptcharaktere interessant gezeichnet, doch inhaltlich fehlte mir ein fesselndes Element.

Trotz dieses - für mich - Fehlens einer komplexeren Handlung bzw. einer gewissen Spannung besteht kein Zweifel: Das Buch ist gut geschrieben, sehr solide und unterhaltsam. Daher gerne das Buch zur Hand nehmen, am besten in einem Zug!