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Benutzername: 
SusanK
Wohnort: 
Osnabrück

Bewertungen

Insgesamt 218 Bewertungen
Bewertung vom 14.09.2020
Tödliche Algarve / Anabela Silva ermittelt Bd.3
Conrad, Carolina

Tödliche Algarve / Anabela Silva ermittelt Bd.3


ausgezeichnet

Auf einem alten Pilgerweg verschwinden nacheinander drei Wanderer. Besonders heikel ist die Tatsache, dass auch die Halbschwester des ermittelnden Chefinspektors Joao Almeida vermisst wird. Doch damit nicht genug: Um den Tourismus nicht zu gefährden, soll möglichst alles vertuscht werden....

"Tödliche Algarve" ist bereits der dritte Band um die Dolmetscherin Anabela Silva in ihrer portugiesischen Heimat; er kann aber auch problemlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Der Autorin Carolina Conrad gelingt es auf höchst unterhaltsame Weise, den Leser mitzunehmen auf eine spannende Reise nach Portugal und in den Sommerurlaub. Beeindruckende Beschreibungen der Landschaften und der portugiesischen Lebensart spiegeln das wundervolle Land wider; vervollständigt durch eine genaue Algarve-Karte am Anfang und einem kleinen Register mit verwendeten portugiesischen Sprichwörtern und Redewendungen am Ende des Buches ein perfekter POrtugal-Genuss!

Vervollständigt wird das Ganze durch einen erfrischenden Schreibstil sowie authentische, durchaus mehrdimensionale Figuren und eine tolle Spannungskurve.

Dieser wunderbare Sommerkrimi hat mich begeistert und ich empfehle ihn sehr gerne weiter - nicht nur allen Portugal-.Fans.

Bewertung vom 14.09.2020
Verschnitt
Hauff, Jennifer

Verschnitt


ausgezeichnet

Der KInderchirurg Johannes Gelders ist überzeugt davon, dass ausschließlich die Erziehung unsere Kinder zu dem macht, was sie sind - und darum operiert er die nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnenden Babys nicht nur, sondern führt auch heimlich Hormonbehandlungen durch. Um seinen narzisstischen Ehrgeiz zu stoppen, ist die OP-Schwester Liane aktiv, denn ihre Familie wurde durch die Menschenexperimente des Professors zerstört....

Ca 1 KInd von 1000 kommt mit den Merkmalen beider Geschlechter auf die Welt; eine Tatsache, die oftmals totgeschwiegen wird und der Umgang der Mitmenschen damit zu dramatischen Folgen führt. Diesem wissenschaftlichen Fakt hat sich die Autorin Jennifer Hauff nun in einem spannenden Thriller angenommen, und es gelingt ihr, dieses Thema so auch der breiten Masse eindringlich und vorurteilsfrei näherzubringen.

Jennifer Hauff hat hervorragend recherchiert und Gespräche mit Betroffenen geführt, und nicht nur die reinen Tatsachen, sondern auch die Gefühle und die seelische Zerrissenheit der Intersexuellen Menschen und ihren Angehörigen erzeugen Gänsehaut beim Leser. Dazu gelingt es ihr, die Tatsachen in einem hochspannenden Fall zu verpacken, der den Leser von ANfang an mit auf eine atemberaubende Reise nimmt.

Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und vielschichtig beschrieben; gerade bei der Hauptperson gibt es nicht einfach nur Gut und Böse, sondern ein komplexes Produkt, das viel Verständnis weckt.

Wechselnde Perspektiven und ein mitreißender Schreibstil machen das Buch zu einem Lesegenuss.

Ich möchte das Buch am liebsten jedem in die Hand drücken und sagen: Lest! Ein so wichtiges Thema, das leider in der Öffentlichkeit viel zu sehr unterschätzt oder gar belächelt wird, wird hier auf eine anschauliche Art und Weise behandelt. EMpfehlenswert, großartig, wichtig!

Bewertung vom 10.09.2020
Kinder ihrer Zeit
Winter, Claire

Kinder ihrer Zeit


ausgezeichnet

Die Zwillinge Emma und Alice werden in früher Kindheit auf der Flucht aus Ostpreußen vor den herannahenden Sowjets getrennt und wachsen in völlig unterschiedlichen Systemen auf; so ist die eine überzeugte Westdeutsche, die andere überzeugte Kommunistin, als sie sich im geteilten Berlin der 50er Jahre wiedertreffen und tief in die düsteren Machenschaften der Mächte hineingezogen werden....

Claire Winter hat hervorragend recherchiert und erweckt die Deutsche Geschichte zu Zeiten des Kaltes Krieges in der fiktiven Erzählung um die Zwillinge Emma und Alice zum Leben. Besser als in jedem Geschichtsbuch begreift der Leser, was es mit den "Wolfskindern" auf sich hat, was die "Kampftruppe gegen Unmenschlichkeit" tat, wie Deutsche Wissenschaftler quasi als Reparationszahlungen in die Sowjetunion gezwungen wurden, dass die DDR Staatsflüchtlinge auf offener Straße im Westen brutal entführt hat, wie Menschen sich gegenseitig bespitzelt und verraten haben und der Unrechtsstaat seine Bürger unterdrückt hat und vor allem, wie das tägliche Leben im geteilten Berlin, aber noch ohne Mauer und mit offenen Grenzen vonstatten ging.

Die Handlung ist atemberaubend spannend und wird schließlich schier unerträglich, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Mehr noch als in jedem anderen Thriller geht das GEschehen unter die Haut, weil jeder Leser sich bewusst ist, dass es zwar um fiktive Figuren geht, doch ausschließlich echte Tatsachen zugrunde liegen und all dies unsere Deutsche Geschichte ist.

Wenn das Buch auch schließlich mit dem (zu erwartenden) Berliner Mauerbau sein Ende findet, kommt es dennoch zu einem schönen Happy-End, das den Leser beruhigt abschließen lässt.

Die Figuren sind absolut authentisch und mehrdimensional gezeichnet und (abgesehen einmal von einem Mann) nicht einfach in Gut oder Böse einzuteilen. Ihr Handeln regt den Leser zum Nachdenken und Diskutieren an und zeigt meiner Meinung nach auch auf, warum und wie es im Kommunismus in großem Ausmaß zu den Bespitzelungen untereinander kommen und wie der Staat überhaupt seine Macht aufrecht erhalten konnte. Dabei wird klar, dass niemandem zu trauen ist.

Die wechselnden Erzählperspektiven geben ein umfassendes Bild des Geschehens und bringen die Gedanken und Gefühle der Figuren gut zu Tage. Überhaupt ist der Erzählstil fesselnd, die Sprache sehr gut und weist zahlreiche schöne Formulierungen auf.

Ich bin begeistert von diesem Roman, der die Deutsche Vergangenheit so veranschaulicht und dabei eine fesselnde Geschichte über interessante Menschen erzählt. Eine Pflichtlektüre!!!
Wie schön, dass ich mit diesem Buch die Autorin Claire Winter kennenlernen durfte - ich freue mich noch auf viele weitere Bücher in diesem Stil!

Bewertung vom 11.08.2020
Die Pestheilerin von Straßburg / Straßburg-Saga Bd.2 (eBook, ePUB)
Hurst, Heidrun

Die Pestheilerin von Straßburg / Straßburg-Saga Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Adelheid, eine ehemalige Novizin, die das Kloster verlassen hat, erlernt von ihrer Mutter Gertrudis die Heilkünste. Diese werden in Straßburg 1349 auch dringend benötigt, denn die Pest ist im Anmarsch - und entgegen vor allem der christlichen Meinung ist diese keine Strafe Gottes, und so forscht Adelheid nach medizinischen Möglichkeiten, während sie auf Martin, den Sohn des Scharfrichters wartet, der ungeliebt in die Fußstapfen seines Vaters treten muss. Beide zusammen wundern sich über die zunehmenden Selbstmorde von Nonnen und beginnen zu ermitteln....

Mit dem Historienroman »Die Pestheilerin von Straßburg« legt Heidrun Hurst nun nach "Der Teufel von Straßburg" den zweiten Teil ihrer Straßburg-Saga vor. Auch, wenn es natürlich schön ist, den Beginn der Beziehung zwischen Adelheid und Martin und ihre Annäherung zu kennen, lässt sich problemlos hier einsteigen - und der erste Band wird dann vermutlich auch noch gelesen, so viel Lust macht diese Fortsetzung!

Heidrun Hurst erzählt lebhaft und spannend vom mittelalterlichen Leben in Straßburg; dabei gefielen mir besonders die gut recherchierten Details über Heilmethoden, aber auch die Arbeit und das private Leben eines Scharfrichters. Dieses bildete einen eigenen Erzählstrang neben dem Mittelalter-Krimi um die Todesfälle der Nonnen.

Die Figuren sind bildhaft und faccettenreich beschrieben und erscheinen nahezu real. Ihre Gedanken und Gefühle springen geradezu auf den Leser über.

Obwohl Spannung nicht zu kurz kommt, besticht das Buch aber durch das intensiv beschriebene Leben im Mittelalter und gibt viel ANlass zu eigenen Gedanken und Diskussionen: Was geht es uns heute doch gut!

Bei mir sprang der Funke sofort über und ich hatte viel Vergnügen an der Lektüre! Jetzt freue ich mich schon auf die Fortsetzung von Adelheid und Martin....

Bewertung vom 10.08.2020
Die Modeschöpferin
Maybach, Katja

Die Modeschöpferin


sehr gut

Die berühmte Modeschöpferin Simonetta de Rosa arbeitet mit ihrem Team mit vollem Einsatz daran, ihre Kollektion bis zur Herbstpräsentation fertigzustellen. Doch neben den typischen Problemen des Business wie Modespionage bis hin zu Mord, erbitterter Ehrgeiz und der näherrückenden Deadline, holt sie auch ihre Vergangenheit ein...

Katja Maybach gelingt es hervorragend, das Lebensgefühl der 60er Jahre in Rom nachzuzeichnen und ich hatte fast wie bei einem Film sehr viele bunte Bilder im Kopf. Obwohl das Hauptthema die Modebranche ist, in der die Autorin als langjährige Modedesignerin selbst genaue Einblicke hatte und nun ihre Leserinnen teilhaben lässt, finden auch weitere zeittypische Elemente ihren Raum: Allen voran Homosexualität, Mutterschaft, aber auch Faschismus, Judentum und Frauenschicksale im letzten Jahrhundert, die viel Anlass zum Nachdenken und Diskutieren geben.

Durch häufige Wechsel der Blickrichtung werden Episoden sehr spannend und nachvollziehbar erzählt. Dabei treibt die Autorin ihre Handlung schnell und manchmal etwas stakkatohaft voran, was die Leserin kaum zum Luftholen kommen lässt. In die rund 300 Seiten ist so viel hineingepackt, dass man als Leser einen voll gefüllten Korb an Geschichten erhält - gerne hätte ich an manchen Stellen noch viel mehr erfahren!

Die Figuren sind lebhaft und authentisch sowie mehrdimensional beschrieben und entwickeln sich durchaus weiter. In Simonettas Umfeld ist nur schwer zu Durchschauen, wer welche Ziele verfolgt, was die Spannung hoch hält.

Großartig, wie alle Fäden schließlich zusammenlaufen und einen runden Schluss ohne offenen Enden bilden; auch der "Krimi" mit dem Geheimnisverrat und Ideendiebstahl wurde aufgeklärt.

Für mich wirkt die ganze Erzählung absolut realistisch und glaubhaft, ohne in Klischees zu verfallen (was man ja gerade beim Stichwort "Mode" leicht im Kopf haben könnte), obwohl ich in eine völlig fremde Welt entführt wurde.
Das perfekte Sommerbuch - ich fühlte mich großartig unterhalten und habe einen tollen Eindruck aus den 60er Jahren erhalten.
DANKESCHÖN an Katja Maybach!

Bewertung vom 01.08.2020
Sommer auf den Inseln
Trentham, Mary

Sommer auf den Inseln


gut

Die Schwedin Agneta Lindahl ist zusammen mit ihrem Mann Mikael auf die Scilly Islands gezogen. Sie darf dort den beeindruckenden Botanischen Garten leiten, während er sich als kauziger Schriftsteller scher tut mit dem Leben im Exil. Als der Ehemann Johnny ihrer Freundin Suzie Pooth verunglückt, soll alles nach einem Unfall aussehen, doch die jungen Polizeichefin Lisa Wooley vermutet, dass mehr dahinter steckt und beginnt nachzufragen.

Mary Trentham schreibt in einem wunderbar leichten Stil von einer landschaftlich beeindruckenden Inselgruppe, auf die ich auch gerne einmal reisen würde.

Doch VORSICHT: In Klappentext und Kurzbeschreibung weist nichts darauf hin, dass es sich bei diesem Roman doch eher um einen (Cozy) Krimi handelt. Leser*Innen, die eine romantische Liebesgeschichte erwarten, werden sicher enttäuscht sein.

Und ich habe das Gefühl, dass auch die Autorin sich nicht wirklich für ein Genre entscheiden konnte, und so bleiben manche Ansätze stecken und und Krimi, Spionagethriller und Beziehungsdrama bleiben unausgegoren. Und so war auch die Spannung eher maßig.

Die Personen sind durchaus interessant und mehrdimensional, wirklich sympathisch ist jedoch keine und überall gibt es mehr oder noch größere Dramen, die leider nicht wirklich zu Ende erzählt werden.

Dennoch konnte mich der Roman gut unterhalten und war durch die lebhafte Erzählweise recht kurzweilig.

Bewertung vom 23.07.2020
Unter den Linden 6
Kaiser, Ann-Sophie

Unter den Linden 6


ausgezeichnet

Nachdem die junge Physikerin Lise Meitner in Wien ihren Abschluss gemacht hat, reist sie 1907 nach Berlin, um dort an der Friderich-Wilhelms-Universität Unter den Linden 6 unter dem berühmten Max Planck arbeiten zu dürfen. Durch einen Zufall lernt sie die schon bald Hedwig Brügger kennen, die einen längeren Sanatoriumsaufenthalt ihres Mannes August nutzen will, um heimlich zu studieren und das Dienstmädchen Anni, die sich nichts mehr wünscht, als das Abitur zu machen. Doch zu dieser Zeit ist Frauen Bildung verwehrt und die drei unterschiedlichen Frauen kämpfen - jede auf ihre Art - gegen der erbitterten Widerstand der Männer um Emanzipation.

Ann-Sophie Kaiser hat, ausgehend von der wahren Geschichte der Physikerin Lise Meitner, zwei weitere spannende weibliche Figuren ersonnen. Anhand dieser Frauenleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelingt es der Autorin, nicht nur ein ausdrucksstarkes und stimmiges Sittengemälde der Belle Epoque zu zeichnen, sondern auch den beginnenden Kampf der Frauen um ihre Emanzipation darzustellen. Oftmals mit Wut, Fassungslosigkeit und Entsetzen musste ich von der Behandlung der Evastöchter durch ignorante bis bösartige Männer lesen und bewunderte den Mut und die Stärke der Handelnden - ohne diese Kämpferinnen ginge es uns Frauen heute sicher deutlich schlechter!

Kaiser zeichnet ihre Figuren überaus authentisch und mehrdimensional, die sich im Laufe der Handlung durchaus weiterentwickeln. Dabei habe ich oftmals die Power und Entschlossenheit bewundert, gerade auch bei den zahlreichen Rückschlägen. Angenehm sind Dutzende bekannte Historische Persönlichkeiten (der Wissenschaft, der Politik und der Frauenbewegung) in die Geschichte eingebaut, was einen besonderen Reiz darstellt.

Obwohl das Geschehen in Berlin durchaus spannend erzählt wird, fesselte mich vor allem die Aufarbeitung des Themas der "Emanzipation", das die Autorin auf hervorragende mitfühlende Weise zu vermitteln vermag.

Der Schreibstil ist flüssig, authentisch und konnte mich zu jeder Zeit mitnehmen, so dass ich das Buch in einem Rutsch durchlesen wollte. In den einzelnen - entsprechend markierten - Absätzen steht jeweils eine der drei Protagonistinnen im Mittelpunkt, aus deren Sicht das Geschehen von einem personalen Erzähler berichtet wird, was das Leben äußerst eindringlich werden lässt. Mit allen drei Hauptpersonen habe ich mitgefühlt und mitgelitten. Viel zu schnell endete das Geschehen mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges, der das Bemühen der Frauen in neue Bahnen lenkte.

Mit "Unter den Linden 6" habe ich schon jetzt mein Highlight in diesem Lese-Jahr gefunden und kann es absolut weiterempfehlen. Insbesondere für Frauen eine Pflichtlektüre!

Bewertung vom 16.07.2020
Die Rückkehr des Würfelmörders / Fabian Risk Bd.5
Ahnhem, Stefan

Die Rückkehr des Würfelmörders / Fabian Risk Bd.5


sehr gut

Während in Helsingbord die Mordserie weiter geht und immer neue Tatwaffen und Hintergründe zutage treten, erkennt der Kommissar Fabian Risk als erster, dass der Mörder ein brutales Spiel treibt, in dessen Zentrum WÜRFEL stehen, von denen Risk einen an einem Tatort findet. Doch auch Polizeiorgane, wie der Rechtsmediziner Molander und die oberen Organe der Dänischen Polizei, werden ihm gefählich und arbeiten gegen ihn. Auf der anderen Seite wird Risks Sohn verhaftet und Risks Rolle verschlechtert dessen Lage noch, ebenso wie seine Ehe endgültig zu zerbrechen droht.

"Die Rückkehr des Würfelmörder" ist der Abschluss der Würfelmörder-Serie des erfolgreichen schwedischen Bestseller-Autors Stefan Ahnhem. Desweiteren ist das Buch insgesamt der fünfte Band aus der Reihe um den Ermittler Fabian Risk.
Die beiden Bände der "Würfelmörder-Serie" gehören untrennbar zusammen und müssen definitiv als eines betrachtet und zusammen gelesen werden, will der Leser den Fall verstehen und abschließend betrachten.

Die Figuren sind auch hier mehrdimensional gezeichnet und entwickeln sich im Verlauf immer weiter. Wie natürlich auch schon im ersten Teil,gibt es nicht ausschließlich den EINEN Ermittler, hier Fabian Risk, der im Fokus steht, sondern auch die Handlungen seiner Kollegin wird nahezu gleichberechtigt erzählt. Uneingeschränkt sympathisch sind dabei alle nicht, jeder Charakter weist seine Schwächen auf. Dass die Chefin der Einheit, Tuvesson, ein Alkoholproblem hat, erscheint überflüssig, mag jedoch aufgrund der Vorgeschichte wichtig sein. Da jedoch alle uneingeschränkt authentisch wirken, habe ich gerne mit ihnen mitgefiebert.

Der Erzählstil gefiel mir sehr gut. Berichtet wird die Handlung abwechselnd aus vielen unterschiedlichen Sichtweisen; so wird erzählt aus der Sicht der verschiedenen Ermittler, des Täters und der Opfer, was dem Leser ein umfassendes Bild ermöglicht. Im Gegensatz zum ersten Band nimmt die Handlung jetzt richtig Fahrt auf und die Spannungskurve liegt deutlich höher und entwickelt sich immer weiter bis hin zu einem fulminanten Showdown, der den Fall befriedigend abschließt. (Dass die ständig intervenierende Position des dänischen Polizeichefs für mich im Dunklen blieb, ist sicher darauf zurückzuführen, dass ich die ersten drei Bände der Fabian-Risk-Reihe nicht kenne.)

Da der Thriller in diesem zweiten Band noch einmal so richtig Fahrt aufnahm und mich fesselte und ich außerdem die Idee hinter der Geschichte, eine Mordserie aufgrund eines simplen Würfelns als neu, überraschend und hervorragend fand, empfehle ich die WÜRFELMÖRDER-SERIE sehr gerne weiter - allerdings nur als Komplettpaket!

Auch bei diesem Buch ist die Gestaltung des Umschlags überaus gelungen ist mit der diemal schwarzen Grundfarbe, den Würfelelementen und vor allem dem Rundherum-Cover! Die beiden zusammenhängenden Bücher bieten einen echten Blickfang im Bücherregal!

Bewertung vom 14.07.2020
So oder so ist es Mord
Gust, Anja

So oder so ist es Mord


gut

Der Referendarin Katharina von Hardenberg wird mit der Akte des Mordes an Luisa Wittenburg ein alter Fall zum Studium übergeben, mit dem sie sich eher pro Forma beschäftigen soll, denn mit dem Ehemann Professor Bertolt Wittenburg ist der (vermeintliche) Täter gefasst und dieser sitzt wegen geistiger Unzurechnungsfähigkeit in der Psychiatrie ein. Doch Katharina steigt tiefer in den Fall ein und zweifelt an der Schuld des Professors, obwohl nicht nur ihr Partner sie von weiteren Schritten abhalten will....

Zunächst einmal sollte der interessierte Leser sich von dem Cover nicht dazu verleiten lassen, einen blutrünstigen Trivialroman vorliegen zu haben. Anja Gust schreibt auf angenehme Weise und mit sehr viel Hintergrundwissen und wird auch anspruchsvolleren Lesern gerecht.

Die Figuren in dem Buch sind genau gezeichnet, allerdings auch häufig in schwarz-weiß - und dabei kommen die Polizeioberen und die Politiker überhaupt nicht gut weg, da sie sehr negativ dargestellt sind; Katharina von Hardenberg ist eine komplexe und oftmals rätselhafte Persönlichkeit, deren Gedanken nicht immer leicht nachzuvollziehen sind; ihr Partner Alexander Knoblich entwickelt sich im Laufe der Zusammenarbeit deutlich weiter. Da ich alle Figuren durchweg unsympathisch gefunden habe, war es nicht ganz leicht, den Zugang zu finden und von der interessantesten Figur, Professor Wittenburg, erfahren wir am wenigsten. Auch die ein oder andere Frage blieb für mich in der Handlung offen.

Der eigentliche Fall um den Mord an Luisa Wittenburg gerät - insbesondere in der Mitte des Buches - in den Hintergrund, da die Autorin eine zweite Geschichte aufbaut und einen für den Leser lange nicht nachvollziehbaren Handlungsstrang aufbaut. Dieses geht leider auf Kosten der Spannung. Meiner Meinung nach wäre weniger hier mehr gewesen, denn ich hätte mir zum eigentlichen Fall noch mehr Informationen gewünscht. Dieser schließt jedoch mit einem fulminanten Show-down ab.

Insgesamt muss ich zugeben, dass ich bei der Ankündigung "Ein Kriminalroman über rechtliche Unzulänglichkeiten und politische Manipulationen in einem korrupten System" etwas völlig anderes erwartet habe und darum an meinen persönlichen Annahmen gescheitert bin - was ich aber nicht der Autorin vorwerfen kann, die alle drei Punkte deutlich vor Augen führte!

Die angesprochenen Themen sind dabei allesamt wichtig und sollten durchdacht und diskutiert werden, wofür Anja Gust viele Informationen gibt; von daher bewerte ich das Buch mit GUTEN drei Sternen!