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Benutzername: 
SusanK
Wohnort: 
Osnabrück

Bewertungen

Insgesamt 239 Bewertungen
Bewertung vom 08.05.2021
Heirate nie auf Spiekeroog
Wilkes, Johannes

Heirate nie auf Spiekeroog


gut

Kommissar Mütze und sein Lebensgefährte verbringen ihren Sommerurlaub wieder auf ihrer geliebten Insel Spiekeroog. Während Karl-Dieter sich dem süßen Nichtstun hingibt und sich gedanklich viel mit der dem zukünftigen Familienzuwachs Klein-Lasse und seiner amerikanischen Leihmutter beschäftigt, hilft Mütze lieber dem Inselpolizisten Ahsen, das Rätsel um ein Brautkleid im Meer und eine direkt nach der Trauung verschwundene Braut aufzuklären ....

Erst beim Lesen bemerkte ich, dass sich "Heirate nie auf Spiekeroog" bereits der zwölfte Band um den umtriebigen Kommissar Mütze ist, und so fehlte mir einiges von der Vorgeschichte des Paares und einiger im Buch auftretender Figuren. Dies sollte mich aber nicht daran hindern, den Fall um die verschwundene Braut zu genießen, wenngleich ich auch nicht besonders glücklich war mit dem etwas trotteligen Inselpolizisten und dem hohen Schnapskonsum. Auch hier zeigte sich, dass die Krimihandlung nicht wirklich im Zentrum stand.

Der Schreibstil ist flüssig und amüsant und manches Mal fühlte ich mich wie in einer Persiflage auf das Genre "Krimi". Dieser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass die - liebevoll gezeichneten Figuren - viel Raum einnahmen und der Krimi manches mal hinter den privaten Verwicklungen zurücktrat.

Spannung war jedoch gegeben, da lange Zeit nicht ersichtlich war, wie die einzelnen Schnipsel zusammenhingen und wer wem eigentlich schaden wollte.Doch am Ende klärte sich alles zufriedenstellend auf und auch die mystischen Auftritte der Verstorbenen fanden eine logische Erklärung.

"Heirate nie auf Spiekeroog" ist der etwas andere Krimi, der mir aber einiges Vergnügen bereitet hat.

Bewertung vom 18.04.2021
Rivalen / Die Perlenprinzessin Bd.1
Lorentz, Iny

Rivalen / Die Perlenprinzessin Bd.1


gut

Ende des 18. Jhds. sind Simon Simonsen und Jörgen Mensing zwei junge, excellente Kapitäne der Hamburger Kaufleute. Um die Hand der schönen Mina Thadde zu bekommen, verabreden sie einen Wettstreit, den Jörgen nicht nur durch eine böse Lüge gewinnt, sondern auch Simons Existenz fast vernichtet. In der Folge bestimmen Hass und Rachegedanken das Verhältnis zwischen den beiden Familien; und Jörgen geht dabei wortwörtlich über Leichen. Einzig Mina möchte die Verfeindeten wieder zusammenführen....

"Die Perlenprinzessin" ist der Auftakt der "Südsee-Saga" des erfolgreichen Autorenpaares Iny Lorenz, doch Vorsicht: bis auf die aufregenden Schiffsreisen in nahe und ferne Orte liegt das Setting ausschließlich in Hamburg - und die Namen von Reihe und Titel sind vorerst nur eine Ankündigung auf das, was künftig kommen wird.

Ausnehmend gut gefallen hat mir die lebendige Darstellung der Hansestadt zu Zeiten der Romantik; gerade über die zweimalige französische Besatzung Hamburgs konnte ich viel lernen. Trotz der Tragik und dem Schrecken dieser Zeit war dieser Abschnitt für mich der beste. Aber auch die zahlreichen Hintergrundinformationen und die anschaulichen Ausführungen über die Kaufleute, die Schiffahrt, aber auch die Stellung der Frau zu dieser Zeit kann ich positiv hervorheben. Schade, dass dabei die spannende Geschichte der ehemaligen Sklavin Mabel nur so wenig Raum einnahm.

Enttäuscht war ich jedoch von der schwachen Eindimensionalität der Personen: So konnte die Familie Simonsen nur patente, loyale, charakterlich feste Angehörige zählen, während in der Familie Mensing ein Mitglied das andere noch an Bösartigkeit und anderen Schwächen übertraf. Keine Frage, wo da die Sympathien lagen....

Und genauso verlief auch die Handlung: Jörgen, bzw. seine Nachkommen stürzten Simon und Familie wiederholt in ein großes Drama - und nachdem man kurz gebangt hatte, konnten diese sich dann, welch Wunder, daraus befreien und wurde noch stärker und besser als zuvor. Dies führte irgendwann bei mir nur noch zu dem Gedanken: "Ach, was hat er denn jetzt schon wieder?!" Da hätte ich mir doch etwas mehr Finesse gewünscht!

Insgesamt umfasst der Band einen Zeitrahmen von 55 Jahren, was durchaus ungewöhnlich ist, und drei Generationen. Die hierbei entstehenden Sprünge sind meiner Meinung nach jedoch gut gekennzeichnet und störten den Lesefluss für mich nicht.
Und auch die vielen auftretenden Figuren ließen sich gut einordnen, das Verzeichnis dieser benötigte man kaum.

Das Buch endet schließlich mit einem ganz fiesen Cliffhanger, der zum nächsten Band überleitet und natürlich die Neugier des Lesers weckt, wie es mit den Familien Simonsen und Mensing, nun wohl an exotischeren Orten, weitergeht.

Ein historischer Überblick, ein Glossar und ein Personenverzeichnis vervollständigen das Buch.

Insgesamt bin ich leider ein bisschen enttäuscht und mag trotz der vielen interessanten Passagen "nur" 3 Sterne geben.

Bewertung vom 17.04.2021
Nasses Grab (Zwischen Mord und Ostsee - Küstenkrimi 1)
Herzberg, Thomas

Nasses Grab (Zwischen Mord und Ostsee - Küstenkrimi 1)


sehr gut

Ina Drews, die sich zur zur Flensburger Mordkommission hat versetzen lassen, trifft an ihrem ersten Arbeitstag auf ihren neuen Partner Jörn Appel. Da es der Ex-Mann ihrer Schwester ist, von dem sie keine gute Meinung hat, müssen die beiden sich notgedrungen zusammenraufen, als sie auch sofort ihren ersten gemeinsamen Fall erhalten: Am Strand ist eine verstümmelte Leiche angeschwemmt worden. Doch was zunächst so eindeutig zu sein scheint. wirft immer weitere Fragen auf und schließlich kommen die Ermittler einen haarsträubenden Sache auf die Spur.

"Nasses Grab" ist der Auftakt einer neuen Krimireihe mit dem Namen "Zwischen Mord und Ostsee" des Erfolgsautors Thomas Herzberg mit dem Setting im Land zwischen den Meeren, und hier lernen wir Leser das neue Ermittlerpaar Ina und Jörn kennen. Und auch genau hierauf möchte ich Interessierte verweisen, denn die Handlung besteht eigentlich aus mehr privaten Problemen der beiden Ermittler miteinander und ihren früheren Partnern, bzw. Jörns pubertierender Tochter, als dass die Krimihandlung im Vordergrund steht. So nimmt die Mordsache nur sehr verhalten Fahrt auf, bevor sich das Ganze immer mehr zu einem politisch haarsträubenden Fall entwickelt.

Dabei ist der Roman locker und leicht zu lesen und bietet kurzweilige Unterhaltung, gespickt mit spritzigen Dialogen und ein paar interessanten Hauptfiguren, die realistisch, mit echten Alltagsproblemen und mehrdimensional waren. Gerade die Annäherung der so verschiedenen Partner hat mir gut gefallen! Der Chef der Mordkommission sowie ihre Sekretärin sind für meinen Geschmack allerdings zu klischeebehaftet und vorausberechenbar.

Dabei hätte das eigentliche Thema es verdient, durchaus ausführlicher behandelt zu werden, denn es ist politisch, aktuell und überaus wichtig! Abgesehen von einigen kleinen Fehlern finde ich es realistisch, wie sich die Ermittlungen langsam und gemächlich entwickeln, bevor echte Spannung und Dramatik aufkommt. Wer jedoch einen rasanten Krimi erwartet, wird hier nicht auf seine Kosten kommen.

Insgesamt hat "Nasses Grab" mich gut unterhalten und ich vergebe 3,5 Sterne.

Bewertung vom 17.04.2021
Mörderische Côte d Azur / Kommissar Duval Bd.1
Cazon, Christine

Mörderische Côte d Azur / Kommissar Duval Bd.1


sehr gut

Kommissar Léon Duval hat sich nach dem Scheitern seiner Ehe nach Cannes versetzen lassen, wo seine ehemaligen Pariser Kollegen ihn faul in der Sonne sitzen sehen bei leckerem Essen und gutem Wein. Doch gerade jetzt findet das befühmte Film-Festival statt, die Stadt ist überlaufen und alles dreht sich um Geld und Macht - und prompt wird ein berühmter Fotograf und Filmemacher während einer Pressevorführung erschossen. Natürlich fordern alle Seiten eine schnelle Aufklärung, um dem Renommee der Stadt nicht zu schaden, aber andererseits werden die Ermittlungen offensichtlich behindert. Doch Duval erhält einen Hinweis aus unvermuteter Richtung ...

Christine Cazon legte mit "Möderische Cote d`Azur" ihren ersten Krimi der Südfrankreich-Reihe um den sympathischen Kommissar Léon Duval vor, dem bis zum heutigen Tag bereits sechs weitere gefolgt sind. Mit leichter Hand geschrieben, gelingt es ihr, eine authentische Stimmung zu schaffen und den mondänen Ort und das gefeierte Filmfestival vor den Augen der Leser*Innen überaus bildhaft entstehen zu lassen.

Auch, wenn mit Duval der nächste Kommissar der Bücherwelt geschaffen wurde, der auf eine gescheiterte Ehe und ein eher kompliziertes Privatleben zurückblickt, war mir diese Figur sympathisch und seine Rolle sowie seine Handlungen und Gedankengänge nachvollziehbar. Er wurde insgesamt sehr gut eingeführt, so dass ich mich schon auf seine künftigen Fälle freue.
Die anderen Figuren, mit Ausnahme des jungen Poizisten Villiers, der zwar häufig in die Ermittlungen eingeschaltet ist, über den wir jedoch deutlich weniger erfahren, bleiben verhältnismäßig blass, was möglicherweise an ihrer Zahl liegt, insgesamt aber etwas Schade ist.

Das Setting gefiel mir sehr gut und trotz der Assoziation zu "Urlaub" gab es viele Informationen zu dem wahren Leben im Süden Frankreichs. (Sehr schön sind geschildert z. B. die verstopften Straßen und überfüllten Restaurants...)

Zur Stimmung passend wird in zahlreichen Passagen geschildert, wo Duval sein Mittag- oder Abendessen einnimmt. Die mediterranen Speisen ließen mir als Genießerin oftmals das Wasser im Munde zusammenlaufen - doch derartige Nebensächlichkeiten - die in Frankreich natürlich keine sind - muss man mögen.

Der Krimi war logisch aufgebaut und wies einen schönen Spannungsbogen von Anfang bis Ende auf, dieses kam allerdings ein wenig überstürzt, wenngleich absolut logisch. Hierbei fand ich besonders beeindruckend, wie die Frage nach Verständnis für den Täter im Gegensatz zum Verstoß gegen geltendes Recht gehandhabt wurde - und auch Korruption und Einfluss großer Unternehmen spielten eine wichtige Rolle; brisante Themen, die ich gerne in Büchern widergespiegelt sehe.

Auch, wenn ich damit spoilere, möchte ich eine Triggerwarnung aussprechen, denn dieser Krimi thematisiert sexuelle Gewalt an Kindern!

Mir hat die "Mörderische Cote d´Azur" gut gefallen und ich freue mich auf die weiteren Fälle des Léon Duval.

Bewertung vom 28.03.2021
Toskanisches Vermächtnis / Nico Doyle Bd.1
Trinchieri, Camilla

Toskanisches Vermächtnis / Nico Doyle Bd.1


sehr gut

SusanDs avatar
SusanD vor 2 Minuten

Nico Doyle ist vom Dienst bei der NYPD suspendiert und zieht nach dem Tod seiner Frau auf einen alten Hof in der Toskana, wo er ein recht abgeschiedenes Leben führt, unterbrochen von seiner Hilfe im Restaurant der Familie seiner Frau. Als er eines Morgens Schüsse hört, führt ihn ein streunender Hund zu einem Toten mit goldenen Schuhen, dem das Gesicht weggeschossen wurde. Und schnell besitzt Nico sowohl einen Hund als findet er sich auch wieder mitten in den Ermittlungen des Falles, die möglicherweise auch seine Familie betreffen,....

Camilla Trinchieri führt uns Mitten in die Toskana, in das Weinanbaugebiet des Chiantis. Dabei schildert sich die wohltuende Landschaft, die Bewohner und das vorzügliche Essen sowie den ausgezeichneten Wein auf wunderbar authentische Art und Weise, so dass ich mich beim Lesen wie im Urlaub gefühlt habe.

Die Handlung des Kriminalromans ist eher ungewöhnlich, steht zwar der Krimi im Mittelpunkt, so ist die Ermittlung doch eher gemächlich und wird immer vom Genuss begleitet. Wer auf schnelle, actionreiche und blutrünstige Unterhaltung setzt, für den ist dieses Buch sicher nichts.
Trotzdem empfand ich diesen atmosphärischen Krimi als überaus unterhaltsam und durchaus spannend bis hin zu der einigermaßen überraschenden Löung am Ende, bei der alle losen Fäden zusammengeführt wurden und, wie könnte es anders sein, mit einem großen Fest gefeiert wurde.

Die Figuren sind mit großer Liebe zum Detail und absolut mehrdimensional gezeichnet, mit Ecken und Kanten, und ich habe alle direkt vor mir gesehen: den verschlossenen, etwas eigenbrötlerischen Nico, der wider Willen in die Ermittlungen hineingezogen wird, den etwas überforderten, aber sich bemühenden Kommissar Perelli, der weiß, wie er Hilfe bekommt, den eifrigen und schnell verliebten Daniele, den seltsamen Gogol, die überarbeitete Tilde und vor allem OneWag, den tierischen Begleiter, sowie viele viele mehr. Durch sie erwacht die Geschichte zum Leben, das berührt und entführt - und kennen wir nicht alle diese Persönlichkeiten?

Wenn auch der eigentlich Ort Gravigny fiktiv sein mag (?), so kenne ich viele der angesprochenen Orte und fühlte mich sofort zurückversetzt in wunderschöne Urlaube.

Bei den geschilderten Gerichten lief mir oftmals das Wasser im Munde zusammen - es fehlten eigentlich nur noch die Rezepte am Schluss!

Zusammengefasst ein sehr athmosphärischer Krimi mit Wohlfühlgarabtie, den ich gerne weiterempfehle! Ich freue mich schon auf den nächsten Teil, der sicher bald auch auf Deutsch veröffentlicht wird.

Bewertung vom 28.03.2021
Inspektor Takeda und die stille Schuld / Inspektor Takeda Bd.5
Siebold, Henrik

Inspektor Takeda und die stille Schuld / Inspektor Takeda Bd.5


ausgezeichnet

Der Japaner Ken Takeda ist im Rahmen eines polizeilichen Austauschprogramms in Deutschland und ermittelt hier zusammen mit einem Deutschen Team. Bei einem Brand in einer Seniorenresidenz gibt es schnell Hinweise auf ein Verbrechen - und nach ersten Ergebnissen in verschiedenen Richtungen weist alles darauf hin, dass die Anschläge mit dem neu eingesetzten Pflegeroboter Lisa und ihrem "Vater" Dr. Nakamura in Verbindung stehen ...

Mit "Inspektor Takeda und die stille Schuld" legt der deutsche Autor Henrik Siebold bereits den fünften Bank um den japanischen Ermittler Ken Takeda vor und ich kann mich nur wundern, diese besondere Krimi-Reihe erst jetzt entdeckt zu haben!

Deutlich kommt zum Ausdruck, dass Siebold ein Kenner Japans ist und viele seiner Erfahrungen und Erlebnisse in die Handlung einfließen lässt:
Ken Takeda, der während eines behördlichen Austauschprogrammes in Deutschland weilt, spricht zwar perfekt Deutsch und hat sich in vielen Dingen gut an seine Deutsche Umgebung angepasst, doch er pflegt seine Traditionen (sehr schön beschrieben: die Tee-Zeremonie) und besitzt einen interessanten Blick auf Deutschland und macht sich über vieles Gedanken und zieht Vergleiche zu seiner Heimat. Beispielsweise stellt er sich die Frage, warum es in Deutschland kaum öffentliche Toiletten gibt und ob die Deutschen wohl weniger "müssen" müssen....
Diese Einblicke in die japanische Welt schätze ich sehr und vieles hat durchaus zum Nachdenken angeregt!

Neben diesen Aspekten der japanischen Kultur bleibt jedoch der zugrunde liegende Krimi durchaus spannend; die große Spannungskurve findet in einer einigermaßen überraschenden, aber absolut schlüssigen Aufklärung ihren Höhepunkt. Ergänzt wird das Ganze durch ein sehr interessantes Nachwort des Autors, der die zugrundelegenden Fakten auf erschütternde Weise verdeutlicht.

Die Haupt-Figuren sind gut ausgearbeitet und authentisch. Takedas Liebe zum Saxophon und der Jazz-Musik bieten nette Einschübe und bilden eine schöne Begleitmusik; die angesprochenen Stücke sind dabei aber wohl eher etwas für Kenner der Materie.
Allerdings finde ich die Einstellung der deutschen Ermittlerin Claudia Harms zur Liebe und ihre schwierige "Beziehung" zu Takeda einigermaßen schade: ein etwas frustrierender Aspekt, dem realtiv viel Raum eingeräumt wird.
Nebenfiguren - außer dem charismatischen, aber doch sehr exotischen Nakamura bleiben eher oberflächlich.

Schauplatz der Handlung ist Hamburg, und diese beliebte wunderschöne Stadt nimmt einen besonderen Platz in der Handlung ein, wenn immer wieder Gastronomie, Gebäude, Straßenzüge oder ähnliches harmonisch in die Handlung eingebunden sind. So erhielt ich ganz nebenbei schöne Tipps für meinen nächsten Besuch in der Hansestadt.

Henrik Siebold greift in diesem Krimi ein sehr aktuelles Thema auf: Die Pflege von den immer zahlreicher werdenden Pflegebedürftigen / Senioren in Deutschland, ihre Bedürfnisse und die Überforderung der schlecht bezahlten Pflegekräfte. Die Möglichkeit einer Unterstützung durch Pflegeroboter (die im wahren Leben noch eine Utopie ist) wird schon in der Handlung überaus kontrovers diskutiert und wird auch in der Realität zukünftig einiges an Konfliktpotential aufweisen - ein überaus spannendes Thema! Neben dem Einsatz von Robotik allgemein ist natürlich auch die Frage der "Schuld" von besonderer Bedeutung, wenn Personen zu Schaden kommen sowie von Ethik und Moral.

Spannung, Einblicke in die japanische Kultur und Thema konnten mich vollauf begeistern und ich kann diesen Kriminalroman nur wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 21.03.2021
Der Tausch - Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
Clark, Julie

Der Tausch - Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.


ausgezeichnet

Claire ist in einer gewalttätigen Ehe mit einem Politiker gefangen; doch schließlich schmiedet sie einen Plan, um sich zu retten. Als dieser schiefzugehen droht, tauscht sie in letzter Sekunde die Identität mit Eva, einer Fremden, die sie am Flughafen anspricht. Doch auch Eva schien Gründe zu haben auszubrechen.....

Während Claires Geschichte chronologisch aus der Ich-Perspektive erzählt wird, wird Evas Leben Stück für Stück in Einschüben aufgearbeitet. Und erscheint sie Claire und uns Lesern anfangs noch als unsympathische Lügnerin, kommt sie uns immer näher.

Die Idee, die Identität zwischen zwei Menschen zu tauschen und in ein völlig fremdes Leben zu geradten, mag nicht neu sein. Doch dieser Thriller besticht durch seine sorgsam ausgearbeiteten Hauptfiguren, zwei starke Frauen, die aus ihrer Opferrolle ausbrechen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen zum Guten hin. Erscheinen beide anfangs noch völlig unterschiedlich, lassen sich immer mehr Parallelen zwischen diesen beiden so mehrdimensional angelegten und sich intensiv entwickelnden Figuren erkennen.

Wer Anteil nimmt an den menschlichen Abgründen und den tiefen Seelenqualen der Protagonisten, wird sich mit diesem Buch auf eine rasante Reise begeben, gefesselt von der Ungewissheit und dem Grauen, dass beide Frauen durchleben und in der Frage, wie sich das Dilemma überhaupt lösen lassen kann. Und auch auf viel Blutvergießen und gewalttätige Szenen verzichtet die Autorin weitestgehend.


Ich habe mitgefiebert mit Claire - und später auch Eva - und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Kurze Kapitel und ein überaus flüssiger Schreibstil trieben die Spannung voran. Und auch der Schluss überzeugte mich durch eine absolut logische und nachvollziehbare Auflösung, in der alle offenen Fragen beantwortet wurden.

In meinen Augen ein großartiges Buch über zwei starke Frauen, spannend, und überaus empathisch.

Bewertung vom 03.03.2021
Der Todesbote (eBook, ePUB)
Puffpaff, Ellen

Der Todesbote (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Anna hat ihre Entführung inzwischen verarbeitet und führt ein zurückgezogenes, unaufgeregtes Leben in Hamburg. Doch nur zufällig entgeht sie einem Bombenanschlag am Arbeitsplatz, und als auch noch ihre befreundete Kollegin ermordet wird, scheint die Gefahr für Anna immer greifbarer. Als auch noch ihr früherer Entführer auf der Bildfläche erscheint, ist nicht mehr sicher, wer Freund und wer Feind ist ...

"Der Todesbote - Alles auf Jetzt" ist der zweite Teil einer Trilogie. Da ich den ersten Teil (noch) nicht kannte, fragte ich mich anfangs, ob mir vielleicht einige wichtige Informationen aus dem Vorgängerband fehlen würden oder ob die so vielen Verwirrungen und Geheimnisse gewollt sind; schließlich packte mich das Buch aber so sehr, dass ich unbedingt Vorgänger- und Nachfolgeband lesen will!

Ellen Puffpaff gelingt es mühelos, den Leser mit ihrem flüssigen und mitreißenden Schreibstil zu fesseln. Dabei webt sie aus einer schnellen mitreißenden Handlung mit überraschenden Wendungen und Geheimnissen einen hochspannenden Plot, der es unmöglich macht, das Buch zur Seite zu lesen - bis zu einem absolut unerwarteten und atemberaubenden Ende. Da sich nicht alle Fragen abschließend aufklären, bleibt nur der Trost auf ein baldiges Erscheinen des dritten Teils!

Die Figuren werden lebensnah und mit einer großen Tiefe geschildert und es fällt leicht, ihre Handlungen und Motive schließlich nachzuvollziehen, Sympathien und Antipathien zu entwickeln und mitzurätseln. Insbesondere zu Anna konnte ich viel Nähe aufbauen.

Abschließend möchte ich noch anmerken, dass der jungen Autorin es mit ihren selbst verlegten Büchern mühelos gelingt, sowohl logisch korrekt als auch ohne nennenswerte Rechtschreib- und Grammatikfehler ihre Bücher zu veröffentlichen - was ich mir viel häufiger wünschen würde!

Von dem für mich etwas schwierigen Einstieg abgesehen, habe ich lange keinen so spannenden, faszinierenden und packenden Thriller mehr gelesen! Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.03.2021
Die Mauern von Porto
Lima, Mario

Die Mauern von Porto


ausgezeichnet

Nach einem Brand im ältesten Teil Porto werden bei den Aufräumarbeiten zwei Skelette gefunden. Doch weil die Ermittlungen ergeben, dass der zugehörige Mord bereits 22 Jahre zurückliegt und in Portugal Mord nach 15 Jahren verjährt, gibt es keine weiteren Nachforschungen. Doch dann tötet der Mörder erneut - und das Team um Inspektor Fonseca setzt alles daran, den Schuldigen seiner gerechten Strafe zuzuführen.

Mario Lima legt mit "Die Mauern von Porto" bereits den dritten Fall für Insepektor Fonseca vor, der in Porto ermittelt, und es ist auch für Neueinsteiger überhaupt kein Problem, der Handlung zu folgen. Die Schreibweise ist wunderbar flüssig und zieht den Leser schnell in seinen Bann.

Eher ungewöhnlich ist, dass dem Leser der Mörder schon auf den ersten Seiten präsentiert wird und die Spannung - im Gegensatz zu den klassischen "whodunit"-Krimis - sich daraus ergibt, dass der Schuldige nahezu unantastbar erscheint und nur fraglich ist, ob die Mordkommission der Polícia Judiciária ihn dingfest machen kann, bevor er weiteren Schaden anrichten kann ("Howcatchem"). Für mich zog sich auf jeden Fall ein wunderbarer Spannungsbogen durch das gesamte Buch, das ich gar nicht mehr aus der Hand legen mochte, und endete in einem fulminanten Showdown.

Eine besondere Rolle nimmt das Setting ein: mit viel Ortskundigkeit und wunderbar athmosphärisch werden die Orte in Porto beschrieben und wecken direkt Fernweh und Reiselust.

Die Figuren sind entsprechen ihren Rollen authentisch beschrieben. Ein besonderes Augenmerk liegt in diesem Band auf der neu hinzugekommenen Ermittlerin TéTé, die in Angola aufgewachsen und von dort geflüchtet ist. In diesem Zusammenhang wird ein schlimmer Teil der Portugiesischen Geschichte, der Kolonialherrschaft und dem folgenden brutalem Bürgerkrieg nach der Nelkenrevolution geschildert; für mich höchst interessante und sehr emotional geschilderte Informationen, die mir so nicht bewusst waren.

Und auch die Verjährungsdebatte (die in Deutschland bereits Ende der 60er Jahre aktuell war) wird hier wieder neu angestoßen - wobei ich die Meinung der hier ausgebremsten Ermittler teile, dass Mord nicht verjähren darf!

Mich hat dieser Krimi nicht nur bestens unterhalten, sondern auch interessante Denkanstöße gegeben und ich freue mich schon auf die nächsten Fälle von Inspektor Fonseca und seinem Team!

Bewertung vom 23.02.2021
Totentanz im Pulverschnee / Ein Fall für Arno Bussi Bd.3
Fischler, Joe

Totentanz im Pulverschnee / Ein Fall für Arno Bussi Bd.3


ausgezeichnet

Arno Bussi, der sich in Wien eigentlich auf einen Triathlon vorbereitet, soll seine Mutter Marina auf ein exclusives Wochenende in Maria Schnee begleiten. Doch aus den geplanten Urlaubstagen wird nicht, denn seine Mutter macht in der Nacht geheimnisvolle Beobachtungen und am nächsten Tag wird eine Leiche gefunden. Auf Drängen Marinas beginnt Bussi eigene Ermittlungen durchzuführen. Und obwohl seine Vorgesetzten in Wien alles andere als erfreut davon sind, lässt Bussi nicht locker, bis er, gemeinsam mit der zuständigen Ermittlerin Erna Katz, die düsteren Machenschaften des Ortes aufgedeckt hat.

Mit "Totentanz im Pulverschnee" legt der Innsbrucker Autor Joe Fischler seinen dritten Tirol-Krimi um den sympathischen Inspektor Arno Bussi vor, der immer wieder - wider Willen - in Mordfälle seiner Heimat Tirol verwickelt wird.

Ich muss an dieser Stelle meinen höchsten Respekt für Joe Fischler aussprechen: DIe Krimis um Arno Bussi sind nicht nur höchst vergnüglich, sprich unterhaltsam und humorvoll, sondern auch wirklich spannend und mit komplexer Auflösung - also viel mehr als lustig! DIese Kombination ist selten und hier höchst gelungen!

So steigerte sich die Spannung immer weiter, falsche Fährten wurden gelegt, einige Geheimnisse blieben bis zum Ende im Dunkeln - und dann folgte ein spektakuläres Finale mit so einigen Leichen und großem Durcheinander - und dann schließlich die Auflösung aller offenen Fragen. Und auch menschlich war es höchst befriedigend, denn die "Unsympathen" bekamen ihr Fett weg und die "Netten" duften sich freuen.

Der Kriminalroman lebt durch seine mit großer Liebe gezeichneten Figuren - und in dem kleinen Ort finden sich viele Tiroler Originale. Die Hauptfigur Arno Bussi ist sehr sympathisch; und obwohl er häufig in prekäre Situationen hineinrutscht, die durchaus skurril sind, ist er doch niemals eine Witzfigur, nicht einmal ein tragischer Held, denn - bis auf seine oft unerwiderten Lieben - ist er erfolgreich und geachtet. Und auch seine offiziell zuständige Mitstreiterin Katz ist ebenfalls ein liebenswertes Unikum mit ihrem nicht ganz echten Berlinerisch, die Bussi sehr schätzt.

Erwähnenswert sind die vielen kleinen Geschichten am Rande, die zwar nicht immer direkt für den Fortgang des Krimis wichtig sind, aber die Unterhaltung perfekt abrunden: Seien es die Kaiserschmarrn-Orgien des Inspektors, die ihm schwere Albträume bescheren oder der Klima-Exkurs, weil es in Maria Schnee eigentlich ja schon seit Jahren keinen Schnee mehr gibt. Doch Arno wäre nicht Bussi, wenn bei seinem Aufenthalt alles normal verlaufen würde....

Viel zu schnell war das Lese-Vergnügen vorbei und ich freue mich schon sehr auf den nächsten Fall mit Arno Bussi - wer weiß, wohin bzw. in welche Abgründe uns dann ein Cold-Case führen wird?!
Meine Leseempfehlung für excellente Unterhaltung und Spannung!