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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1038 Bewertungen
Bewertung vom 24.07.2019
Mit Schirm, Charme und Karacho / Samantha Spinner Bd.1
Ginns, Russell

Mit Schirm, Charme und Karacho / Samantha Spinner Bd.1


ausgezeichnet

Samantha Spinners Onkel Paul ist verschwunden und hat seinen drei Nichten und Neffen etwas hinterlassen:
Seine Nichte Buffy erhält einen Scheck über 2,4 Milliarden Dollar, Samanthas Bruder Nipper bekommt die New York Yankees inklusive Stadion und Samantha einen rostigen, roten Schirm mit einem Schild “Hüte dich vor dem REGEN”.

Samantha hängt tagelang einer miesen Stimmung nach und ist nicht gut auf ihren Onkel Paul zu sprechen, den sie immer sehr mochte. Doch eines Tages machen Nipper und sie eine außergewöhnliche Entdeckung, die Onkel Pauls Erbe in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt und auf Grund der sich Samantha und Nipper bald in atemberaubende Abenteuer verstrickt sehen, die sie rund um die Welt führen und Hinweise auf Onkel Pauls mysteriöses Verschwinden geben.

Der Auftakt der Samantha Spinner Reihe ist höchst turbulent und herrlich verrückt. Dies beginnt schon bei den Charakteren, geht über in die abenteuerliche Reise von Samantha und Nipper rund um die Welt und steigert sich bis hin zu den gefährlichen und rätselhaften Abenteuern und Missionen, die Samantha und Nipper auf Onkel Pauls Spuren bestreiten müssen.
Russell Ginns besitzt einen sehr lebhaften und bildlichen Schreibstil, so dass man mit Schwung an der Seite von Samantha und Nipper durch die Geschichte gleitet, da sie von einer turbulenten Szene in die nächste geraten, so dass man kaum merkt, wie die Seiten an einem vorbeifliegen.

Man sollte einen ausgeprägten Sinn für Unsinn haben, um Spaß an Samanthas und Nippers Abenteuern zu finden. In meinen Augen eignen sich die verrückten Ideen, die tollen Illustrationen und die geheimen Botschaften, die in der Geschichte versteckt sind, vor allem für wissbegierige Jungs und Mädchen, die neben Lesespaß auch gerne Hintergrundwissen aus einem Buch mitnehmen.
Man kann hier einiges über berühmte Bauwerke, ferne Länder und fremde Kulturen erfahren. Alles ist schlüssig in die Geschichte eingebunden, so dass man diese Informationen, die über das reine Abenteuer hinausgehen, ganz nebenbei aufsaugt.

Am Ende der Geschichte werden einige Geheimnisse gelüftet, aber nicht, ohne einen Ausblick auf die weiteren Abenteuer der Spinner Geschwister und neue Fragen zu erhalten.

Bewertung vom 24.07.2019
Der kleine Prinz
Lestrade, Agnès de; de Saint-Exupéry, Antoine

Der kleine Prinz


ausgezeichnet

Ich denke nicht, dass man zum Inhalt von “Der kleine Prinz” noch Worte verlieren muss.
Die Geschichte, die im Original von Antoine de Saint-Exupéry stammt und erstmals 1943 veröffentlicht wurde, wurde für die Bilderbuchfassung von Agnès de Lestrade kindgerecht nacherzählt.
Die Illustrationen stammen von Valeria Docampo, die schon mehrere Projekte gemeinsam mit Agnès de Lestrade umgesetzt hat, wie beispielsweise “Die große Wörterfabrik”.

Wahrscheinlich hat kaum noch einer einen Überblick über die Ausgaben, die mittlerweile von dem weltbekannten Klassiker “Der kleine Prinz” erschienen sind.
Neben Ausgaben in Dialekten gibt es auch Bücher zum Film, sowie andere Bilderbuchfassungen, dennoch sollte man dieser Fassung von de Lestrade und Docampo einen zweiten Blick schenken, selbst wenn man “Der kleine Prinz” bereits gelesen hat und eine oder mehrere Ausgaben von ihm besitzt.

Dem Dreamteam de Lestrade und Docampo ist ein Wunderwerk an Farbenrausch, Fantasie und Wortgewalt gelungen, das sich einerseits erfreulich nah an das Original von Saint-Exupéry hält, es andererseits aber auch schafft den Klassiker zu entstauben und einem sehr jungen Publikum nahezubringen.
Natürlich haben die beiden eines der bekanntesten Zitate der Literatur beibehalten “Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.”, welches der Fuchs dem kleinen Prinzen mit auf den Weg gibt, kurz bevor sich die beiden trennen. Auch die Rose, der Pilot, das Schaf und all die unterschiedlichen Planeten mit ihren seltsamen Bewohnern, die der kleine Prinz auf seiner Reise besucht, haben ihren Weg in dieses Buch gefunden. Ganz besonders liebe ich Valeria Docampos Interpretationen der Planeten und ihrer Einwohner, sowie das warme Gelb der Wüste und das tröstliche Blau des Firmaments mit all den Sternen in der Ferne.
Die Hintergründe sind großflächig angelegt, so dass die begleitenden Texte aus der Feder Agnès de Lestrades die Magie der Illustrationen nicht stören. Das Spiel mit der Typografie wird nicht ausgereizt, nur vereinzelt sind Wörter oder kurze Textauszüge in einem größeren Schriftbild gedruckt, um sie hervorzuheben und ihre Aussage zu verstärken.

Das altbewährte Team aus Autorin und Illustratorin hat es geschafft, dass ich diesen Klassiker, den ich zwar immer mochte, von dem ich jedoch irgendwann übersättigt war, wieder mit Spaß, Neugier und Liebe gelesen habe.
Es ist eine wundervolle Neuinterpretation dieses Kunstmärchens, welches von Freundschaft, Menschlichkeit, Vergänglichkeit und inneren Werte erzählt, in einer selten schönen Fassung, die den anderen bezauberten Werken von de Lestrade und Docampo in nichts nachsteht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2019
Voll verkackt ist halb gewonnen
Limes, Tom

Voll verkackt ist halb gewonnen


ausgezeichnet

Schulabbrecher, Sitzenbleiber, Faulenzer, Loser, Nullchecker… Wahrscheinlich hatte oder hat jeder von uns schon einmal jemanden in der Klasse, der unter diese Rubriken fällt.
Tom Limes widmet diesen Jugendlichen sein Buch “Voll verkackt ist halb gewonnen”, das von Liza, Julian, Max und Tariq erzählt, die aus ganz unterschiedlichen Gründen an der Schule gescheitert sind und sich deshalb in einer Maßnahme wiederfinden, dank der sie doch noch ihren Schulabschluss schaffen sollen. Doch besteht dafür überhaupt eine Chance, wenn man von vorneherein abgestempelt wird und zum Scheitern verurteilt scheint?
Dabei machen die Vorurteile nicht bei der Gesellschaft oder den Lehrern halt, die in dieser Maßnahme unterrichten, auch untereinander stempeln sich die Jugendlichen zum Teil ab, und hinterfragen gar nicht, warum ihre Mitschüler ebenfalls in dieser Maßnahme sitzen.

'Was für eine Truppe der Hoffnungslosigkeit! Ein lethargischer Kiffer, ein klugscheißender Antialles und der pseudolustige Gangsterverschnitt, der dauernd fehlte.' (S.79)

Die Geschichte wird abwechselnd von Liza, die unter Tourette leidet, und Julian, dem Kiffer, erzählt, so dass ich zu Beginn Sorge hatte, ob ich von Max und Tariq genauso viel erfahren würde wie von den beiden Ich-Erzählern, doch spätestens ab der Mitte des Buches waren meine Bedenken unbegründet, denn als die vier durch Auslosung zusammen in einer Gruppenarbeit landen, werden auch die Hintergründe der beiden anderen beleuchtet.

“Checkt ihr das nicht? Das ist, als würde man Obdachlose zum Thema Luxusautos befragen. […] Shit, an wen bin ich denn hier geraten? IG knapp unterm Wimperntierchen, oder was? Wir sollen etwas über Träume machen, sagte ich. Keiner von uns hat mehr Träume.” (S.92)

Nach und nach erfährt der Leser, warum die vier ihre bisherige Schullaufbahn verkackt haben und tatsächlich sind die Ursachen dafür unterschiedlichster Art, aber selten bei den Schülern selbst zu finden. Seien es Krankheiten, Lernschwächen, das Elternhaus oder unqualifizierte Lehrer. Warum Kinder in unserem Schulsystem scheitern kann vielerlei Gründe haben und leider werden sie häufig zu spät oder gar nicht erkannt.
Tom Limes spricht mit seiner Geschichte und den vier unterschiedlichen Schicksalen nur einen winzigen Bruchteil dieser Fälle an, die Jahr für Jahr zum Scheitern verdammt sind. Dennoch schafft er es bravourös so vieles was im Argen liegt, dadurch in den Fokus zu rücken.
Die vier Jugendlichen haben zwar das Glück in der Maßnahme auf einige sehr gute Lehrer zu stoßen, aber auch hier gibt es die Sorte von Lehrern, die einigen Schülern bedingt durch Vorurteile von vornherein keine Chance geben wollen.

Neben den ernsten Themen macht das Buch aber auch sehr viel Spaß. Tom Limes schafft es seinen Protagonisten eine authentische Sprache zu verleihen und das Buch strotzt vor Wortwitz und auch Situationskomik.
Daneben wird es in der Geschichte auch ein klein wenig romantisch, aber nicht so viel, als dass Jungs vor der Geschichte Reißaus nehmen müssten ;) Für mich hat sie gerade das richtige Maß von Alltagssorgen eines heranwachsenden jungen Menschen und behandelt verschiedene Dinge, die einem in diesem Alter bewegen.

Das Buch endet hoffnungsvoll, auch wenn Liza, Julian, Max und Tariq bis dahin einige Tiefschläge einstecken müssen, aber sie geben sich gegenseitig Halt und finden Unterstützung an Stellen, die sie auffangen, wo Schule und Familie die Jahre zuvor versagt haben.

“Voll verkackt ist halb gewonnen” macht Spaß, vor allem aber öffnet es die Augen, dass Menschen nicht von Natur aus Versager sind, sondern oftmals von einem System zu Versagern gemacht werden, weil dieses zu wenig auf individuelle Bedürfnisse eingeht und weil wohl kein Mensch frei von Vorurteilen ist.
Für mich ist Tom Limes’ Buch eine wichtige Lektüre, die man jedem Schüler, und noch besser ihren Lehrern, in die Hand drücken sollte!

Bewertung vom 17.07.2019
Fitz Fups muss weg
Evans, Lissa

Fitz Fups muss weg


ausgezeichnet

Wer guckt mich da vom Cover an?
Zwar ist es nicht der Schwarze Mann,
doch hintertrieben ist er auch,
der Fuchs im roten plüschigen Bauch.

Auf Fitz Fups soll er hören,
ich will euch jedoch beschwören,
legt euch niemals mit ihm an,
und so fingt das Unheil damals an…

Zu Beginn der Geschichte lernt der Leser Phine und Minnie kennen, die kurz davor sind gemeinsam mit ihrer Mutter in Urlaub zu fahren. Phines und Minnies Vater ist vor etwa zwei Jahren verstorben und seitdem zieht die Mutter die beiden Mädchen alleine groß.
Minnie ist eine zugegebenermaßen niedliche, aber auch dem Alter entsprechend manchmal sehr nervtötende Vierjährige. Ständig soll Phine ihr die Abenteuer der Wimblis vorlesen und Minnie bittet darum mit ihrer Babystimme und einem Sprachfehler, den sie nur deshalb nicht ablegt, weil er von fremden Leuten als sooo süß empfunden wird.
Die Wimblis sprechen in Reimform, treten in unterschiedlichen Farben auf, und sind je nach Farbtyp nicht die hellsten Kerzen im Leuchter – für jeden Vorleser der Schrecken in Buchform!

Als Phine wegen Minnies anstrengender kleinkindlicher Verhaltensweise beim Einkauf mal wieder zurückstecken muss, geht der Zorn mit ihr durch und sie kickt Minnies Lieblingskuscheltier Fips Fups auf den Zebrastreifen…
Nach diesem Vorfall landet Minnie im Krankenhaus und Phine zunächst bei Onkel, Tante und Cousin. Ihr Cousin Graham ist ein überängstliches Kind und seine Eltern unterstützen ihn dabei noch, so dass Graham seit Jahren Zuhause unterrichtet wird und sich nichts zutraut. Zu Beginn waren mir Phines Verwandte ungefähr so sympathisch wie die Dursleys bei Harry Potter ;)
Doch Phine bleibt nicht lange in Grahams Zuhause, genau genommen bleibt auch Graham nach Phines Ankunft nicht mehr lange in seinem Zuhause, und Schuld daran ist niemand anderes als Fitz Fups, der auf wundersame Weise im Wimbli Land gelandet ist und dort die Herrschaft an sich gerissen hat. Niemand anderes als Phine kann das Land der Wimblis retten und hat an ihrer Seite nur Graham, eine Plastikkarotte und einen Plüschelefanten. Dass sieht nicht erfolgsversprechend für die Wimblis aus, oder?

Mit “Fitz Fups” hat Lissa Evans ein Wunderwerk an Fantasie gezaubert, welches phasenweise an Klassiker wie “Alice im Wunderland” und die Narnia Serie erinnert, oder Erinnerungen an “Der Zauberer von Oz” erweckt, und dennoch mit vielen frischen und innovativen Ideen aufwartet.
Die Geschichte ist gleichermaßen liebenswert wie verrückt und die nervigen Reime der Wimblis reizen nur noch zum Lachen, wenn man sie in “realen” Situationen hört, statt nur in einem Bilderbuch von ihnen zu lesen.
Das Land der Wimblis, in dem Phine und Graham landen ist Minnies ureigene Version davon, so verwundert es nicht, dass Minnies Lieblingskuscheltier Fitz Fups dort zum Herrscher aufgestiegen ist und wie alle anderen Kuscheltiere und Spielsachen sprechen kann. Dazu gehören auch “Dr Karotte”, ein Werbegeschenk in Form einer Karotte auf Rollen, die nahezu alles weiß, und der Plüschelefant Ella, die sich als weltbeste Motivationstrainerin erweist.
Ich weiß wirklich nicht, welche Figur ich in diesem Buch am liebsten mochte: die oberschlaue Dr Karotte, die immer gut gelaunte Ella oder den König der Wimblis, der Reime verabscheut und sie ständig mit absolut sinnfreien Wörtern zu Ende bringt.

“Fitz Fups muss weg” ist wunderbar fantasievoll und durchgeknallt, so dass man trotz des schrecklichen Beginns kaum aus dem Schmunzeln herauskommt.
Zudem ist es eine lehrreiche und herzerwärmende Geschichte über Familie und Freundschaft, über Zusammenhalt und Mut, und dass man über sich hinauswachsen kann, wenn die Situation es verlangt. Dabei springt nicht nur Phine über ihren Schatten und geht verändert am Ende der Geschichte hervor, fast jede Figur in diesem Buch gewinnt neue Erkenntnisse und wächst daran. Jeder hat Stärken und Talente, mit denen er sich in einer Gemeinschaft einbringen kann.
Das Ende hat mich dann nochmal ganz besonders verzaubert und zum

Bewertung vom 17.07.2019
Das Leben ist ein Rechenfehler / Die Unausstehlichen & ich Bd.1
Walder, Vanessa

Das Leben ist ein Rechenfehler / Die Unausstehlichen & ich Bd.1


ausgezeichnet

Die elfjährige Enni ist nach einigen Aufenthalten in Heimen und bei verschiedenen Pflegeeltern in einer Familie gelandet, bei der sie sich nicht zuletzt dank ihres Bruders Noah endlich Zuhause fühlt. Doch das Glück ist leider von kurzer Dauer. Auf Grund von beruflichen Veränderungen bei ihrem Pflegevater wird die Familie in die Schweiz ziehen. Allerdings ohne Enni…
Enni und Noah beschließen abzuhauen, damit sie zusammenbleiben können. Leider findet ihre Reise ein jähes Ende. Auf Grund einer Dummheit kommt es zudem noch zu einem völligen Kontaktabbruch zwischen Enni und Noah. Als Enni auf ein Internat in die Berge abgeschoben wird, fängt sie an zu rebellieren und schmiedet heimlich Ausbruchspläne…

Vanessa Walders neuer Roman “Das Leben ist ein Rechenfehler”, der den Auftakt zu der Reihe “Die Unausstehlichen und ich” bildet, beginnt wie die ganz normale Geschichte eines elfjährigen, elternlosen Mädchens, das auf der Suche nach einem neuen Zuhause ist. Naja… zugegebenermaßen stimmt das nicht so ganz :D
Auf jeder Seite sind unzählige Wörter zensiert, denn Enni flucht nach den letzten Ereignissen wie ein Kesselflicker! Oder als hätte sie Tourette! Beim Lesen füllt man insgeheim sämtliche Lücken aus und kommt aus dem Staunen nicht heraus, wie eine Elfjährige sich diesen Wortschatz angeeignet hat. Aber, wie gesagt, es ist ja der eigene Kopf, der diese Lücken füllt ;)
Allerdings ist diese Eigenart nur zu gut nachzuvollziehen, denn in ihren neuen Umfeld geht es gar nicht mit rechten Dingen zu. Sowohl die Schüler, als auch die Lehrer, sowie die Schule an sich, werfen Fragen auf, auf die weder Enni noch der Leser eine Antwort weiß.
An dieser Stelle gebe ich direkt die Warnung mit auf den Weg, dass Vanessa Walder ihre Leser am Ende dieser Geschichte am ausgestreckten Arm verhungern lässt. ?!xxx-? *ggg*–? hab ich mich da geärgert – da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als nach der Fortsetzung zu greifen, sobald diese erscheint.

Es mag zwar auf Grund der Flüche und Ennis Wutausbrüchen unglaublich erscheinen, aber Enni ist eine grundehrliche Haut und loyale Freundin. Ich bin von ihrem Charakter fasziniert und selten hat mich eine Figur in einem Kinderbuch so überzeugen und von sich vereinnahmen können.
In Ennis bisherigem Leben müssen schlimme – oder zumindest seltsame – Dinge vorgefallen sein, dass Enni sich ihrem Umfeld gegenüber derart präsentiert.

Bei den Unausstehlichen aus dem Titel der Reihe handelt es sich übrigens um Ennis Mitschüler im Internat, mit denen sie sich am Ende doch noch zusammenrauft.
So verschieden die Kinder auch sind, gibt es dennoch Gemeinsamkeiten, die wohl jeder Mensch mit ihnen teilt. Ganz platt könnte man sagen “gemeinsam sind sie stark”, Vanessa Walder findet jedoch viel komplexere, tiefsinnigere und schönere Umschreibungen in Ennis Geschichte.
Tatsächlich ist “Das Leben ist ein Rechenfehler” so tiefgründig und vielschichtig, dass ich mich oftmals gefragt habe, ob ich es wirklich mit einem Kinderbuch zu tun habe.
Na klar hatte ich das… Ennis Geschichte ist eine überraschend spannende und rätselhafte Geschichte über Freunde, Familie und unzählige Geheimnisse, die die !?–xxx..!!/ Autorin nicht ansatzweise im ersten Band auflöst! Darüberhinaus steckt jedoch so viel an Lebensweisheit in diesem Buch, dass ich mir sicher bin, dass erwachsene Leser genauso gebannt an den Seiten kleben werden wie die anvisierte Alterklasse ab zehn Jahren.
Die Geschichte habe ich fast in einem Rutsch verschlungen, da zum einen der Erzählstil witzig und sehr kurzweilig ist, zum anderen treiben einen die ständig neuen Rätsel durch die Seiten, in der Hoffnung für das eine oder andere eine Auflösung oder zumindest Hinweise dafür zu finden.

Auch wenn es wohl keinen Menschen gibt, bei dem alles stimmt (allerdings viele, die das von sich glauben), bei “Das Leben ist ein Rechenfehler” hat Vanessa Walder alles richtig gemacht und ich freue mich schon wie —//?!)- auf die Fortsetzung dieser spannenden und innovativen Gesch

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2019
Todesrauscher
Aechtner, Uli

Todesrauscher


ausgezeichnet

Hauptkommissar Christian Bär wird zu einem vermeintlichen Unglücksfall in einer Frankfurter Apfelweinkelterei gerufen. In einem Tank ist ein Arbeiter im Most ertrunken.
Warum kroch der Mann kurz vor dem Befüllen des Tanks dort hinein und wer schloss die Luke hinter ihm? War es tatsächlich ein schrecklicher Unfall oder steckt mehr hinter diesem Vorfall?
Die Polizei geht zu Beginn von einem Unfall aus, doch Reporterin Roberta Hennig, die zufällig für eine Reportage vor Ort ist, wittert mehr hinter den Ereignissen und beginnt auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen.
Es dauert nicht lange und ein zweiter Mord geschieht, durch den Roberta Hennig persönlich betroffen ist. Nun kann sie gar nicht anders, als weiter auf Spurensuche zu gehen, auch wenn sie damit den Unmut Christian Bärs erregt, den sie eigentlich ganz anziehend findet…

“Todesrauscher” ist der erste Fall von mittlerweile drei erschienenen Geschichten, in denen mit Hauptkommissar Christian Bär und Roberta Hennig ein ungleiches Ermittlerteam im Mittelpunkt steht.
So ist es selbstverständlich, dass der Leser in ihrem ersten gemeinsamen Abenteuer Zeuge ihres Kennenlernens wird und zudem einiges aus ihrer beider Vergangenheit erfährt. Dies dient zum Teil der Figurenentwicklung, aber auch zur Klärung dieses ersten Falls.

Die Geschichte spielt im Rhein-Main-Gebiet im Großraum Frankfurt. Als Leser erfährt man einiges über die Geschichte des Apfelweins, des Hessens liebstes “Stöffche”, ohne dass einem diese Lehrstunde jedoch jemals langweilig wird. Diese Informationen sind stets eng mit dem Verlauf der Handlung verwoben und nicht selten für die Klärung des Falls von Nöten.

Christian Bär und Roberta Hennig sind interessante Charaktere mit Ecken und Kanten, zu denen man trotz ihrer Fehler und Eigenarten Sympathie entwickelt.
Es deutet sich im Verlauf der Geschichte an, dass aus den beiden ein Paar werden könnte, doch zu oft geraten die beiden auf Grund von Differenzen in ihren Jobs aneinander, als dass dies bereits in ihrem ersten Fall geschieht. Es sind keine albernen Kabbeleien, die die beiden miteinander austragen, sondern es bestehen nachvollziehbare Entwicklungen und Lebenseinstellungen sowohl bei Bär als auch bei Hennig, in denen die Ursachen dafür zu finden sind.
So kann man es als Leser nur zu gut nachvollziehen, warum auf der einen Seite die Anziehung zwischen den beiden Charakteren entsteht, sich auf der anderen Seite aber (noch) keine Beziehung daraus entwickelt.

Der Spannungsbogen in der Geschichte wird stets aufrecht erhalten durch mehrere Figuren, die hinter den Morden stecken könnten.
Als Leser liest man zudem immer wieder die Stimme des Mörders im Hintergrund, ohne zu wissen, wer dahinter steckt. So weiß man als Leser zwar etwas mehr als die beiden Ermittler, die keinen Einblick in die Gedanken des Mörders haben, aber auch nur so viel, dass man bis zum Ende hin der Auflösung der Apfelweinmorde entgegenfiebern muss.

“Todesrauscher” ist ein Regionalkrimi mit Lokalkolorit, der seine Leser in den Großraum Frankfurt entführt, auch wenn das Heimatgefühl hier mehr durch das beliebte Stöffche als durch ausgedehnte Ortsbeschreibungen hervorgerufen wird.
In Christian Bär und Roberta Hennig kann man sich als Leser sehr gut hineinversetzen, da sie stets “menscheln” und nicht auf ihre Tätigkeit reduziert werden.

Für mich war “Todesrauscher” ein spannender und lehrreicher Ausflug nach Frankfurt an der Seite von zwei interessanten Charakteren, die ich sehr gerne bei ihren weiteren Ermittlungen begleiten werde!

Reihen-Info:
Todesrauscher
Mordswetter
Die Bach runter

Bewertung vom 17.07.2019
Indy
Kaiser, Lina

Indy


ausgezeichnet

Maya steht vor den Scherben ihrer Beziehung, als plötzlich Pia vor ihrer Wohnungstür auftaucht mit einem Brief von Noemi, ihrer gemeinsamen Freundin aus Kindheitstagen.
Der Brief beinhaltet beunruhigende Neuigkeiten, es scheint, als hätte Noemi mit dem Gedanken gespielt ihrem Leben ein Ende zu setzen.
Pia erinnert Maya daran, dass sie sich vor vielen Jahren nach dem Unfalltod von Noemis Eltern dazu verpflichtet haben immer das Beste aus ihrem Leben zu machen und es nicht zu vergeuden.
Ob Pia, die ohne Hinblick auf die Zukunft im Hier und Jetzt lebt, die pflichtbewusste Maya dazu überreden kann auf die Suche nach Noemi zu gehen?

Lina Kaiser benutzt eine interessante Symbolik, die sich in der Geschichte um die drei unterschiedlichen Freundinnen widerspiegelt. Zum einen sind dies die Kapitelüberschriften, die die Namen von Tarotkarten tragen. In der Geschichte finden sich diese Karten wieder in den Interessen Noemis, die sich neben Religion mit Esoterik, Engeln und eben dem Legen von Tarotkarten beschäftigt.
Als die Sprache auf dieses Hobby kam, hatte ich schon die Befürchtung, die Geschichte würde in die esoterische Ecke abdriften, was absolut nicht mein Ding ist, aber diese Sorge war zum Glück unbegründet.
Des Weiteren hat Lina Kaiser die Reise der drei ungleichen Freundinnen als “Heldenreise” angelegt, deren Definition Maya Pia mit auf den Weg gibt, als sie noch am Anfang ihrer eigenen Heldenreise stehen.

“Das ist mehr oder weniger die Grundstruktur all unserer Geschichten. Angefangen bei den ältesten Mythen und Märchen bis hin zu Kino-Blockbustern”, erklärte Maya. “Harry Potter funktioniert so, Der Herr der Ringe auch – oder Star Wars! Der Held ist in seiner eigenen Welt unterwegs, bis ihn etwas zwingt, auf eine Reise zu gehen. Die Erfahrungen, die er dabei macht, lassen ihn sich und seine Welt verändern.” (S.84)

Die Suche nach Noemi erweist sich als schwierig und nahezu aussichtslos. Immer wieder geraten Maya und Pia auf ihrer Reise in Sackgassen, manchmal verfehlen sie Noemi nur um Haaresbreite. Doch auch ohne Noemi zu finden und damit das eigentliche Ziel ihrer Reise zu erreichen, wird die Odyssee von Köln über Berlin nach Rom für beide zum Erfolg, denn vielleicht zum ersten Mal in ihrer beider Leben reflektieren sie die letzten Jahre und denken darüber nach, ob nicht in der Lebensart der jeweils anderen ein Funken Wahrheit steckt, der in der eigenen Persönlichkeit fehlt, um ein wirklich erfülltes Leben zu führen.

Lina Kaiser hat einen harmonischen und bildhaften Schreibstil und schafft es allein durch außergewöhnliche Szenarien und Interaktionen die Unterschiede zwischen der gewissenhaften Maya und der impulsiven Pia herauszukehren, ohne ihre Leser immer wieder mit Worten darauf zu stoßen.
Die spannungsgeladene Atmosphäre zu Beginn, als sich der Leser noch im Unklaren darüber ist, ob überhaupt eine Chance besteht, dass Maya und Pia Noemi finden, tut ihr Übriges dazu, dass man soghaft durch die Seiten des Romans gleitet.
Wechselnde Lokationen und unterschiedliche Erzählperspektiven, dank derer man sich in die drei Protagonistinnen hineinfühlen kann, lassen diese Geschichte wie einen Flügelschlag vergehen.
Es ist kaum mehr als eine Momentaufnahme im Leben dreier Frauen, die trotz unterschiedlicher Charaktere Freundinnen sind, der man als Leser beiwohnt. Dennoch hatte ich am Ende das Gefühl, dass ich zumindest zwei von dreien sehr gut kennenlernen durfte.

Lina Kaiser hat mit “Indy” eine fesselnde und sogartige Odyssee über eine Reise geschrieben, die nicht nur von Deutschland nach Italien führt, sondern auch in die Gedankenwelt von drei recht verschiedenen Menschen, die eine Bilanz ziehen, wo sie mit Ende Zwanzig im Leben stehen und wohin sie ihr weiterer Weg führen soll.
Ich fand das Buch sehr berührend, weil es dazu anregt sich Gedanken darüber zu machen, ob man seinen Platz im Leben gefunden hat und welche Ziele man noch erreichen möchte, um sagen zu können, dass man das Beste aus seinem Leben gema