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gaby2707

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Insgesamt 1965 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2024
Früher war alles leichter. Auch ich!

Früher war alles leichter. Auch ich!


gut

Hier gibt es lustige Geschichten mit kaloriengeschwängertem Inhalt

In diesem Buch „Früher war alles leichter. Auch ich!“ herausgegeben von Margarete Drachenberg hat sie 79 Seiten lustige Geschichten, freche Sprüche, teils derbe Witze und abgründige Cartoons von verschiedensten Autoren zusammengestellt. Schon auf dem farbenfrohen Cover voller kleiner Eistüten und dem Spruch „Na toll, Eisregen und ich bin auf Diät“ kann ich mir denken, was da so alles auf mich zu kommen wird.
Die Rubrik „Mal so gesagt“ mit kleinen Sprüchen in denen sich alles um die umfangreiche Mitte eines Menschen dreht, fand ich echt witzig. Auch einige der kleinen Geschichten haben mir gut gefallen. Dann allerdings gibt es auch Witze, die zum einen schon jeder mal gehört hat und die so auf Kosten von Menschen mit Übergewicht gehen, dass ich darüber nicht mehr schmunzeln und schon gar nicht lachen kann. Einige gehen so unter die Gürtellinie, das ich sie wirklich nicht mehr witzig finden kann. Die passen mit meinem Humor absolut nicht mehr zusammen.

Ein kleines feines Büchlein über Menschen, die etwas (viel) mehr um ihre Mitte herum angefuttert haben mit einem ganz eigenen Humor.
Für mich war es nichts – eine Freundin dagegen lacht sich scheckig über die kleinen Witze.

Bewertung vom 30.08.2024
O'zapft is!
Prijak, Margarete

O'zapft is!


ausgezeichnet

Jetzt freu ich mich noch mehr aufs Oktoberfest

Im Augustiner Biergarten bedient Margarete „Maggy“ Prijak seit Jahren ihre Stammkunden, die jedes Jahr oft täglich bei ihr vorbei schauen, die Münchner, die ab und zu mal ihr Bier bei ihr trinken und natürlich die Touristen, ohne die das jährlich Volksfest nicht zum größten der Welt geworden wäre.
In ihrem Buch lehrt uns Maggy bayerisch für Anfänger, genau so wie auf bayrisch zu fluchen. Ich erfahre, was die Schleife am Dirndl, je nachdem wie sie gebunden ist, aussagt und bekomme eine kleine Glubberl-Kunde. Ich kenne jetzt die verschiedenen Arten von Menschen, die bei ihr im Biergarten aufschlagen und weiß, was man tun sollte bzw. was man unbedingt unterlassen sollte um einen gemütlichen Nachmittag und Abend dort zu verbringen. Und ich kenne jetzt ihre eigene Playlist – die sie nicht nur zur Wies´n Zeit abspielt.
Die skurrile Geschichten, die Maggy hier erzählt haben mich schmunzeln und auch mal den Kopf schütteln lassen. Unglaublich, was einem da alles passieren kann. Genau so unglaublich wie die Fundsachen, die alljährlich den Weg ins Wiesn-Fundbüro finden - und teilweise gar nicht mehr abgeholt werden. Ich muss doch merken, wenn ich meinen Rollstuhl irgendwo dort habe stehen lassen – oder nicht?
Auf 189 Seiten, aufgeteilt in 10 Kapitel, einem Nachwort, einem Glossar mit Wörtern, die nicht jeder Nichtbayer versteht, und einer Seite mit Adressen rund ums Oktoberfest bekomme ich alles (und noch so viel mehr) rund ums kellnern auf der Wiesn geboten. Das, wie es mir jetzt scheint, so viel mehr ist, als nur das Bedienen der Gäste aus aller Welt.
Ich lerne Maggy und ihre Wiesn-Family, egal ob verwandt oder nicht, befreundet oder nur Arbeitskollegen, ein bisserl kennen und bekomme einen kleinen Einblick in ihr Leben und ihre private Welt vor und nach dieser Zeit auf der Theresienwiese in München. Aus jedem ihrer Worte und Sätze strahlt die Liebe zur 5. Münchner Jahreszeit. Es ist so schön zu lesen, wie jemand so für das was er tut brennt. Auch wenns absolut kein leichter Job ist.

Auf der diesjährigen Wies´n, die in 3 Wochen beginnt, werde ich Maggy Prijak mal im Augustiner Biergarten besuchen und schaun, ob ich einen Platz in ihrem „Wohnzimmer“ ergattern kann.
Also – Auf gehts - Auf a scheene Wiesn!

Bewertung vom 30.08.2024
Mit kaltem Kalkül / Die Sabine Yao-Reihe Bd.2
Tsokos, Michael

Mit kaltem Kalkül / Die Sabine Yao-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Spannend und sehr informativ

Der 8-jährige Yasser Khatib lebt mit seiner Mutter Ayasha in der Berlin-Neuköllner High-Deck-Siedlung ohne Aufenthaltsberechtigung unter dem Radar der deutschen Behörden. Daher will sie auch die Polizei nicht einschalten, als ihr Kleiner Abends nicht nachhause kommt. Sie bekommt Hilfe vom jordanischen ehemaligen Geheimdienstler und Regulator des Saad-Claans, der aus dem Libanon stammenden Großfamilie, die sich nun nach dem Verschwinden ihres Oberhauptes aufgelöst hat. Bei seinen Undercover-Recherchen erfährt Hassan Khalaf, dass fast auf den Tag genau vor 4 ½ Jahren der damals 7-jährige Oleg Klevno hier aus dem Kiez verschwunden und nicht wieder aufgetaucht ist. Daraufhin bittet er Ayasha doch zur Polizei zu gehen und den nun schon seit drei Tagen verschwundenen Yasser als vermisst zu melden. Werden er oder die Polizei herausfinden, was dem kleinen Yasser zugestoßen ist?
Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao, stellvertretende Leiterin der rechtsmedizinischen Spezialeinheit „Extremdelikte“ beim LKA Berlin hat nicht nur in ihrem Job sehr viel zu tun. Auch ihrer jüngeren Schwester Mailin, die psychisch recht angeschlagen ist, muss sie mal wieder unter die Arme greifen. Als Yao einen Toten auf die Bahre bekommt, dem in seiner Wohnwagenbehausung der Hals durchschnitten wurde, häufen sich die Spuren, dass er etwas mit dem Verschwinden der beiden Jungs zu tun haben könnte.

Autor Michael Tsokos hat mich auch mit diesem Rechtsmedizin-Thriller schnell in die Geschichte hinein gezogen. Durch die Frühbesprechung mit Prof. Paul Herzfeld, dem Chef der Extremdelikte, erfahre ich von den verschiedensten, so unterschiedlichen Verbrechen oder auch „normalen“ Todesfällen, die die Forensiker nun auf den Tisch bekommen.
Man spürt beim Lesen immer wieder, dass Dr. Tsokos sich mit dem, von was er schreibt, richtig gut auskennt. Ich bekomme sehr viele Fachausdrücke zu lesen, die aber sehr genau und für mich absolut verständlich erklärt werden. So viel über die Rechtsmedizin zu erfahren, hier durch die Augen und Ohren der jungen Kommissarsanwärterin Kira Kaplan, die ein Praktikum in der Forensik macht, erhöht für mich den Reiz an diesem Buch noch mehr. So habe ich z.B. wieder einiges über die verschiedenen Arten des Suizids gelernt, von denen ich gar nicht wusste, dass da so abgestuft wird. Dr. Tsokos versteht es gekonnt dieses Wissen zu vermitteln ohne dass die Spannung darunter leidet.
Die kurzen, knackigen Kapitel und die dauernden Wechsel der Handlungsort treiben die Geschichte rasant voran und steigern die Spannung von Abschnitt zu Abschnitt. Ich habe so mit gefiebert und auch mit gelitten, gerade, wenn der kleine Yasser aus seiner Sicht von sich und seiner Gefangenschaft berichtet.

„Mit kaltem Kalkül“ - ein Thriller aus der Rechtsmedizin spannend ab der ersten Seite mit interessanten Fakten und einer Geschichte, die mich mitgenommen und mich trotz ihrer Grausamkeit sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 28.08.2024
Die vorletzte Frau
Oskamp, Katja

Die vorletzte Frau


sehr gut

Keine ganz einfache Partnerschaft

Die Erzählerin – ihren Vornamen erfahre ich nicht – ist 30 Jahre alt, als sie den 19 Jahre älteren erfolgreichen Schriftsteller Tosch kennenlernt. Sie, noch verheiratet, Mutter einer kleinen Tochter Paula, die gerade mit dem Schreiben angefagen hat, fühlt sich eingeengt in einer glücklosen Ehe, unzufrieden mit ihrem Schicksal. Bei beiden gibt es von Anfang an ein unsichtbares Band, eine nie gekannte Vertrautheit, die sie aneinander schweißt. Sie empfinden so viel mehr als nur Liebe und Leidenschaft. Auf der anderen Seite sind sie wie zwei Pole, die sich magisch anziehen, aber auch abstoßen. Sie leben eine aus dem Rahmen fallende Partnerschaft aus Leidenschaft und Freundschaft, aus miteinander und freiheitsliebend. Einserseits funktionieren sie, andererseits ergeben sie ein angenehmes Ganzes. Als ihre literarischen Texte mehr Aufmerksamkeit bekommen als seine, verändert sich jedoch sein Ego. Als er krank wird, stellt dies die Partnerschaft auf eine harte Probe. Er, der gefeierte Literat ist nun bettlägerig und sie wechselt von der Seite der Geliebte zu seiner Pflegerin. Sie, die 19 Jahre Altersunterschied trennt und 19 gemeinsame Jahre verbinden.

Mit "Die vorletzte Frau" hat Katja Oskamp, die ich mit diesem Buch erst kennenlerne, eine sehr emotionale und persönliche Geschichte geschrieben. Was der Titel bedeutet, erschließt sich mir beim Lesen des Buches nach und nach ganz von selbst. Durch die Erzählung in der Ich-Form fühle ich mich persönlich angesprochen und so noch näher an der Erzählerin und an Tosch dran. Immer wieder hatte ich beim Lesen das Gefühl, in einer Situation mit drin zu stecken. Einiges kam mir bekannt vor. Das Leben, die Liebe, die Gefühle und die zwischenmenschlichen Beziehungen sind dauernden Veränderungen unterworfen und werden durch eine Krankheit des Lebensmenschen noch einmal verstärkt.

Ein etwas anderer Roman über eine unkonventionelle Liebe, den ich gerade wegen seiner Emotionalität sehr gerne gelesen habe. Ein Buch, das mich auch dazu gebracht hat, mein Leben noch mal von einer anderen Warte aus zu betrachten.

Bewertung vom 26.08.2024
Gassenfest
Streng, Wildis

Gassenfest


ausgezeichnet

Ein mordsmäßiges Fest in Eberbach

Lisa Luft und ihr Verlobter Heiko Wüst freuen sich auf ein gemeinsames Wochenende. Aber es geht nicht, wie Lisa hofft, auf den Eiffelturm nach Paris, sondern zum kultigen Gassenfest in die hohenlohische Provinz nach Eberbach. Doch aus dem romantischen Beisammensein wird nichts, als an einem Stand Angelika Röder zusammenbricht und kurz darauf im Sanitätszelt stirbt. Es stellt sich heraus, dass eine gute Portion des hochgiftigen Blauen Eisenhuts sie aus dem Leben geholt hat. Der wächst gut sichtbar in Nachbars Garten. Aber ob der etwas mit dem Tod der nicht überall beliebten Ebersbacherin zu tun hat?

Wildis Streng hat es ganz schnell geschafft, mich mitten in dieses alle zwei Jahre stattfindende Straßenfest hinein zu ziehen und mich an die Geschichte zu fesseln. Ich habe beim Lesen den Geruch von gebrannten Mandeln in der Nase und den Geschmack eines kühlen Bieres und eines Wurschdweggle im Mund. Durch den Dialekt, den viele hier sprechen, dessen Übersetzung sich aus dem Geschehen heraus aber gut erschließen lässt, fühle ich mich mitten hineingezogen in die hohenlohische Umgebung. Außerdem sind Lisa und Heiko hier oft mit dem Polizeiwagen unterwegs und ich bekomme etwas von der Landschaft mit.
Die Kommissare Lisa Luft und Heiko Wüst aus Crailsheim, die den Fall wegen Krankheit und Urlaub der Kollegen übernehmen müssen, haben sich mit ihren so unterschiedlichen Charakteren schnell meine Sympathien gesichert. Ich liebe ihre Dialoge, die sich nicht nur auf die Arbeit beziehen. Denn auch außerhalb ihrer Arbeit sind die beiden ja ein Paar.
Das hohenlohisch-westfälische Ermittlerduo tut sich bei der Fülle an Verdächtigen nicht leicht. Hier in Eberbach treffen sie auf eine Fülle an Lügen, Betrug und Geheimnissen, die alle auch irgendwie mit dem Fall verknüpft sein könnten. Und auch ich wäre nie auf den Täter gekommen, der mir beim Gassenfest immer mal wieder über den Weg läuft. Überhaupt finde ich die Menschen, die mir hier begegnen alle sehr vielschichtig und real gezeichnet. Die Autorin fängt sie inmitten des Festes in einer feucht-fröhlich aufgestauten Atmosphäre sehr gut ein.
Gut dargestellt finde ich auch die polizeiliche Arbeit. Ich bekomme einen, wie ich finde, realistischen Einblick in den täglichen Arbeitsalltag und die Abläufe, die die Ermittler zu bewältigen haben. Da spielt Zweisamkeit eine eher untergeordnete Rolle. Um so schöner finde ich es, dass es Lisa und Heiko gelingt, sich immer mal wieder eine winzige Auszeit zu schaffen.

Mit „Gassenfest“ hat Wildis Streng eine spannende, interessante und vielschichtige Geschichte geschrieben, die mich durch ihre lebendigen Charaktere, eine Prise Humor und die Atmosphäre auf dem Traditionsfest in Eberbach sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 25.08.2024
Berlin Rosalie
Ewald, Frank

Berlin Rosalie


ausgezeichnet

Ein interessanter Blick in eine andere Welt

Bei Frank Ewalds Blick in das Edelbordell „Rosalie“ in Berlin-Kreuzberg begegne ich Christin, einer jungen Frau aus Brandenburg, die ihre Heimat verlassen hat um in der Großstadt ihr Glück zu finden. Sie arbeitet hier unter dem Namen Lilu und verdient gutes Geld – mehr als sie gelernte Friseurin je verdienen würde. Zusammen mit Julia, die vor ihrer Arbeit als Rosita im Rosalie in der Zirkuswelt gebrannte Mandeln verkauft hat, bis der Zirkus pleite ging, lebt sie in einer schicken Wohnung am Prenzlauer Berg, einem zu Tode gentrifizierten Stadtbezirk nordöstlich von Berlin-Mitte. Bordellchefin Gisela Heller hält ihre Mädels trotz aller Konkurrenz wie in einer Art Familie zusammen. Die dritte im Bunde ist Olga, eine junge Osteuropäerin, die Gisela aus Hamburg zu sich nach Berlin geholt hat. Sie lebt mit Christin und Julia zusammen.
Um diese drei Frauen und ihre Arbeit im ältesten Gewerbe der Welt, das aber eigentlich niemand haben will, das tot geschwiegen wird, geht es in dieser Geschichte.

Ich habe schon ein paar Bücher gelesen in denen es um Prostitution ging. Aber mit Frank Ewalds Augen sehe ich diese Welt mal aus einer ganz anderen Perspektive. Ich gebe zu, zuerst war ich skeptisch. Kann sich ein Mann in diese Welt aus der Sicht der Frauen hinein versetzen. Jetzt weiß ich es – ja er kann. Und das sogar sehr gut, wie ich finde.
Ich habe es richtig genossen, die Mädchen sowohl privat als auch bei ihrer Arbeit kennenzulernen. Wie sie sich mit ihren Ängsten, ihren Träumen und der Realität z.B. den manchmal aussergewöhnlichen Wünschen der Männer oder dem Finanzamt auseinander setzen. Ich kann Julia gut verstehen, dass sie aussteigen und ein bürgerliches Leben führen will. Ich verstehe auch Christin, die mit ihrer Arbeit viel mehr Geld verdient, als eine Friseuse. Und ich zolle Olga großen Respekt, die sich den alten, kranken und behinderten Männern widmet, die genau solche Wünsche, Gefühle und Lust haben, wie jeder andere Mann auch. Und sie auch ausleben wollen – und bei Olga ausleben dürfen. Bei den ersten Worten, die sie mit Opa Hans wechselt, habe ich schlucken müssen. So wahr und so real.

Eine ehrliche Geschichte, die sich nicht in Sex und Erotik verliert, sondern mir ein detailliertes Bild über dieses Gewerbe im Rotlichtmilieu liefert. Die schonungslos mit einem Thema umgeht, das auch heute noch nicht von der Gesellschaft akzeptiert ist. Klar ist aber auch, da es sich hier um ein Edelbordell handelt, wird es in anderen Breiten der käuflichen Liebe bestimmt anders zugehen.
Trotzdem hat mich diese Geschichte fasziniert, beeindruckt, gefesselt, aber auch erschreckt und nachdenklich gemacht. Vor allem hat sie mich sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 24.08.2024
Was machen wir heute?, fragt der kleine Dachs

Was machen wir heute?, fragt der kleine Dachs


ausgezeichnet

Ein zauberhaftes Wimmel-Mitmach-Buch

Schon das kunterbunte Cover mit seinen verschiedenen Bildern mit dem kleinen Dachs in seinem Bau suggeriert: Das ist ein Wimmelbuch! Schon hier gibt es so viel zu entdecken und zu benennen.
Der Tag vom kleinen Dachs ist so vielseitig gestaltet, dass es Freude macht, ihn vom Sonnenaufgang auf der ersten Seite bis zum Sonnenuntergang am Schluss zu begleiten. Da wird beim Frühstück beratschlagt, was man heute machen will. Es wird ein Baumhaus gebaut und alle Freunde vom kleinen Dachs kommen vorbei. Es gibt ein Picknick und es wird im Bach gebadet. Und dann ist der Tag auch schon wieder um und es ist Schlafenszeit.
Dazu gibt es auf jeder Seite einen kurzen Text in einer etwas größeren Schrift zum vorlesen. In kleiner Schrift finden sich auf jeder Seite Mitmach-Fragen, bei denen die Kinder z.B. einen Weg oder Puzzleteile auf der Seite finden sollen, den kleinen Dachs trösten oder heraus finden müssen, womit er sich wäscht. Das alles auf eine so liebevolle und heimelige Art, dass Constanze von Kitzing ein richtiges Wohlfühl-Wimmel-Mitmach-Buch gelungen ist, das wir immer wieder gerne anschauen. Und auch immer noch Neues entdecken. Dabei wirken die Seiten nicht überladen, die dicken, stabilen Pappseiten lassen sich gut von kleinen Kinderhänden umblättern, obwohl das Buch mit 32x23cm recht groß ist. Die Illustrationen sind so farbenfroh gestaltet und am Gesichtsausdruck des kleinen Dachses kann man gut ablesen, wie er sich gerade fühlt.

Ein wundervolles Wimmel-Mitmach-Buch für unsere jüngsten Vorlese-Zuhörer ab 2 Jahren, das bei uns einen ganz besonderen Platz bekommt.

Bewertung vom 22.08.2024
Wölfe in Bern
Beland, Matthias

Wölfe in Bern


ausgezeichnet

Meinen Geschmack hat der Autor sehr gut getroffen

Die junge Serbin Mila Illic liegt erwürgt in ihrem Bett. Eine Nachbarin hatte beobachtet, dass ihr Chef und Sugardaddy, der bekannte Berner Bankier Stefan Egger, vorher bei ihr war und es einen lauten Streit gab. Aber auch Milas Bruder Aco war an diesem Abend noch bei ihr. Hat er seine schwangere Schwester umgebracht, weil sie den für sie ausgesuchten Mann aus Serbien nicht heiraten wollte?
Georg Muff und seine schwangere Kollegin Melanie Neff, beide Ermittler bei der Kripo Bern, ermitteln sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Umfeld des Opfers. Hier stoßen sie auf allerlei illegale Machenschaften, die bis in die hohen Kreise der Schweizer Politik reichen. Und es wird nicht bei der einen Toten in diesem Umfeld bleiben.

Georg Muff lerne ich zusammen mit seinen Freunden Tom, Max, Sascha und Patrick wie zufällig außerhalb seines Arbeitsumfeldes bei einer Partie Schach kennen. Auch sonst erfahre ich von dem mir sofort sympathischen Kommissar einiges aus seinem privaten Umfeld. Wie er seinen Bruder Yannick verloren hat, für dessen Tod er sich heute noch schuldig fühlt. Jede Woche besucht er seine Mutter Christina im Altenpflegeheim Schloss Worb. Und seine Freundin Chloé steht mitten im Migrationsverfahren und droht abgeschoben zu werden. Alles keine einfachen Sachen für den Polizisten, der einen Mord aufzuklären hat, der immer weitere Kreise zieht
Den Kriminalroman habe ich durch den flüssigen und leicht zu lesenden Erzählstil von Matthias Beland sehr schnell ausgelesen. Die Geschichte ist so interessant und facettenreich, dass die Seiten nur so dahin fliegen.
Die Spannung baut sich ab Beginn langsam auf, steigt durch verschiedene nicht vorhersehbare Wendungen hoch an und hält sich bis zum Schluss auf diesem hohen Niveau. Es gibt auch ein paar Szenen bei denen ich schmunzeln musste und die die Ermittlungen ein klein wenig auflockern.
Ich lerne sehr viele unterschiedliche Menschen kennen, die ich dank der detailreichen Beschreibungen des Autors gut in mein Kopfkino integrieren kann. Manch einer von ihnen hat für mich das Potential zu einem Mörder. Ihn und seinen Lebenslauf, der ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist, lerne ich auch kennen. Ich bin immer wieder entsetzt, wie Menschen zu dem werden können bzw. was manche Erfahrungen aus ihnen machen können.
Die Geschichte ist in Bern angesiedelt und erhält dadurch den lokalen Anstrich. Durch die bildhaften Beschreibungen habe ich Lust bekommen die Schweizer Hauptstadt auch mal zu besuchen.

Ein spannender und atmosphärisch aufgeladener Krimi mit gesellschaftspolitischen Bezügen, der mich rundherum sehr gut unterhalten hat. Mit einem Ermittler, von dem ich gerne mehr lesen möchte.

Bewertung vom 21.08.2024
Wenn müde Murmel schlafen gehen
Reider, Katja

Wenn müde Murmel schlafen gehen


ausgezeichnet

Ein zuckersüßes Pappbilderbuch

Mit den Pappbilderbuch „Wenn müde Murmel schlafen gehen“ hat Autorin Katja Reider ein wunderschönes Einschlaf- und Gute-Nacht-Bilderbuch für unsere jüngsten Vorlese-Zuhörer ab 2 Jahren geschaffen.
Wir begleiten das kleine Murmeltier, hier kurz „Murmel“ genannt, ob Mädchen oder Junge, das kann man sich selbst aussuchen, was mir sehr gut gefällt. Von der Almwiese geht es auf Mamas Armen nachhause. Bevor es mit verschiedenen Ritualen ins Bett geht, wird schnell noch dem Mond und den Sternen eine Gute Nacht gewünscht. Dann schläft Murmel ein und begrüßt auf der letzten Seite den neuen Tag.
Die kleinen zweizeiligen Reime passen sehr gut zu den ganzseitigen farbigen Bildern mit denen Antje Flad die Geschichte zum Leben erweckt und eine warme, heimelige Atmosphäre schafft. Auf den 8 Doppelseiten gibt es so viel zu entdecken, was beim gemeinsamen Benennen auch den Sprachschatz stärken und erweitern kann.
Besonders gut gefallen mir die kleinen Rituale zum Ein- und Durchschlafen bei denen wir zum mitmachen animiert werden. Auf jeder Doppelseite fordert uns eine kleine Maus mit einer Sprechblase auf, gemeinsam etwas zu tun, was mit der jeweiligen Situation in der Murmel gerade steckt, zu tun hat. Das schafft Kontinuität beim abendlichen zu Bett gehen und hilft, den Tag sanft und ruhig ausklingen zu lassen.

Ein wunderbares Buch zauberhaft illustriert, das wir bestimmt nicht nur, aber besonders abends, sehr oft aus dem Bücherregal holen werden.

Bewertung vom 21.08.2024
Ein Krabbencocktail für eine Leiche
Bergman, Sylvia

Ein Krabbencocktail für eine Leiche


ausgezeichnet

Ein tödliches Geheimnis

Greta Kaiser, 65, hat zu ihrem Leidwesen Zeit im Überfluss und ist sich sicher, sie muss aus Hamburg mal weg. Da sie mit ihrem Riecher für gute Aktiengeschäfte in der Vergangenheit gut Geld gemacht hat, leistet sie sich einen Urlaub auf Sylt um hier in Erinnerungen zu schwelgen und den ein oder anderen Krabbencocktail zu genießen, den sie so liebt. Aus den Sylter Nachrichten erfährt sie, dass vor 2 Wochen in der Sturmflutnacht eine männliche Leiche am Strand vom Roten Kliff angespült wurde. Das interessiert sie brennend. Bei einem Stück Kuchen im Hotel lernt sie Joost Thomsen, 70, kennen, den ehemaligen KHK aus Westerland. Als sie dann in der Tiefgarage einen Toten entdeckt, der sich als der Sohn des Sturmflutopfers herausstellt, ist ihr Spürsinn geweckt und zusammen machen die beiden Rentner sich auf die Suche nach dem Mörder. Denn Greta ist sich sicher: Da steckt mehr dahinter. Und sie wird recht behalten.

Mit Greta und Joost hat Sylvia Bergman ein sehr interessantes Ermittlerduo kreiert, die sich durch ihre Verschiedenartigkeiten sehr gut ergänzen. Greta, die in Hamburg gegen ihre Langeweile ankämpft, finde ich sofort sehr sympathisch. Ihre wahren Lebensumstände erfahre ich erst sehr spät in der Geschichte und konnte sie nun noch besser verstehen. Joost, der sein Hab und Gut verschenkt oder verkauft hat, reist seit dem Tod seiner Frau um die Welt und besucht nur ab und zu seinen Sohn mit Frau und seiner Enkelin auf Sylt. Da es aber immer wieder zu Reibereien kommt, ist er ins Hotel gezogen. Auch er hat sich meine Sympathien schnell gesichert. Beide zusammen finde ich ein unschlagbar gutes Team, die sich perfekt ergänzen. Wobei Joost Greta mit ihrem Eigensinn und ihrem Vorpreschen immer wieder mal bremsen muss. Mir gefallen die vielen persönlichen Gespräche der Beiden, wobei ich sie noch näher kennenlerne. Auch wenn dadurch die Mordfälle manchmal etwas in den Hintergrund rücken.
Auch die verschiedenen Eindrücke der Insel Sylt, die die Autorin hier sehr bildhaft schildert, haben mir sehr gut gefallen. Da muss ich auch mal wieder hin.
Die Geschichte um den ermordeten Maler Karol Nowak ist so spannend und wendungsreich aufgebaut, dass ich Mühe hatte, das Buch mal aus der Hand zu legen. Die Seiten fliegen nur so dahin und zum Schluss finden alle Fäden zu einem für mich befriedigenden Ende zusammen. Obwohl ich dem Täter hier und da begegne, hatte ich ihn als Mörder absolut nicht auf dem Schirm. Aber auch seine Beweggründe kann ich nachvollziehen. Gutheißen natürlich absolut nicht.

Ein Krimi, der mir gerade wegen der Neugier seiner beiden so untypischen „Ermittler“ sehr gut gefallen hat. Der ohne viel Blutvergießen und brutale Szenen auskommt. Der spannend ist und der mich über die gesamte Lesezeit sehr gut unterhalten hat.