Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
MaWiOr
Wohnort: 
Halle

Bewertungen

Insgesamt 3696 Bewertungen
Bewertung vom 06.08.2024
Literatur Tagesabreißkalender 2025 - Kulturkalender - Autoren, Werke, Hörbücher
Anders, Ulrike;Lotz, Brigitte;Michel, Dirk

Literatur Tagesabreißkalender 2025 - Kulturkalender - Autoren, Werke, Hörbücher


ausgezeichnet

Der Harenberg Literaturkalender ist seit vielen Jahren ein Muss für viele Literaturfreunde, denn er bietet jeden Tag kompetente Anregungen und Tipps. Auch die 2025-Ausgabe steckt wieder voller Überraschungen, sie vermittelt an allen 365 Tagen des kommenden Jahres Informationen über deutschsprachige und internationale Literatur. Auf der Vorderseite der Kalenderblätter wecken Fotos, Gemälde oder historische Abbildungen (z.B. Autorenporträts, Buch-Cover oder Szenenfotos) in Farbe oder Schwarz-Weiß das tägliche literarische Interesse, während man auf der Rückseite Kurzporträts von Autor*innen und Verleger*innen, Hinweise auf Erstveröffentlichungen, berühmte Theater-Uraufführungen oder Verfilmungen findet.

Wie immer erinnert der Tageskalender an literarische Jubiläen und die gibt es reichlich im kommenden Jahr – z.B. an den 75. Todestag (21. Januar) von George Orwell, den 150. Geburtstag (4. August) von Hans Christian Andersen oder den 175. Geburtstag (5. August) von Guy de Maupassant. Bekannte Werke der Weltliteratur haben auch ein Jubiläum – u.a. „Viel Lärm um nichts“ (425 Jahre) von William Shakespeare oder „Max und Moritz (160 Jahre) von Wilhelm Busch. Auch an den Beginn der Frankfurter Buchmesse am 15. Oktober wird erinnert. Aber keine Angst, es ist kein nostalgischer Kalender, der sich auf die ältere Literatur konzentriert … nein, es überwiegt die zeitgenössische Literatur, sodass man aktuelle Lektüreanregungen erhält.

Darüber hinaus punktet der abwechslungsreiche Tageskalender durch regelmäßig wiederkehrende Rubriken: Autorenporträt, Krimi, Gedicht des Monats, Roman, Reisebuch, literarisches Sachbuch, Hörbuch, Theater, Werkauszug oder Buchhändlertipp. Diese Rubriken sind alle (auf Vorder- und Rückseite) farblich unterschiedlich gekennzeichnet und so auf den ersten Blick erkennbar.

Eine lange Tradition hat auch die tägliche Quizfrage „LiteraLogisch“, wo man sein Wissen testen kann. Am 21. April lautet z.B. die Frage: „Welchen Titel trägt Droste-Hülshoffs berühmte Novelle – a) „Die Judenbuche“, b) „Katz und Maus“ oder c) „Schachnovelle“?“ Der pfiffige Literaturfreund weiß natürlich, dass die Antwort a richtig ist. Doch keine Bange, am darauffolgenden Tag gibt es stets die Auflösung.

Die Kalenderrückseiten bieten neben den Hintergrundinformationen zum jeweiligen Tagesthema weitere Namen literarischer Geburtstagskinder, das Sternzeichen und die Namenspatrone des Tages sowie die Auf- und Untergangszeiten von Sonne und Mond. Ein Serviceteil im Anhang bringt neben einem Register aller vorgestellten Autor*innen und ihrer Werke zusätzlich noch eine Übersicht über die Schulferien in Deutschland sowie Jahresübersichten von 2025 und 2026.

Fazit: Der Harenberg Literatur Tageskalender, der eine stabile Vorrichtung besitzt, ist zum Aufstellen und Aufhängen geeignet. Mit seiner beeindruckenden Vielfalt gibt er jeden Tag eine literarische Anregung - und so wird er im nächsten Jahr wieder auf meinem Schreibtisch stehen.

Bewertung vom 05.08.2024
Der letzte Tag eines Verurteilten
Hugo, Victor

Der letzte Tag eines Verurteilten


ausgezeichnet

Der französische Schriftsteller Victor Hugo erzählt von einem zum Tode Verurteilten, der seine Bluttat bereut und auf seine Hinrichtung wartet. Seine letzten Tage des 40jährigen sind angereichert mit Gedanken, Erinnerungen und Ängsten.

Wie viel Zeit bleibt ihm noch? Er hinterlässt eine Frau und ein Kind von drei Jahren. Der Dunst seiner dunklen, fensterlosen Zelle ist erstickend und abscheulich, ein Bund Stroh als Lager. Die Einsamkeit ist widerlich. Mühsam entziffert er die Inschriften früherer Gefangener an den Zellwänden. Bis zuletzt glaubt er an seine Begnadigung. „Barmherzigkeit“, doch die Justiz kennt keine Gnade. Mit einem Karren wird er schließlich zur Hinrichtungsstätte gefahren.

Victor Hugos Text aus dem Jahr 1829 ist eine Streitschrift gegen das Todesurteil. Sie ist für ihn ein grundlegender Verstoß gegen alle Gesetze der Humanität. Nach seiner Meinung hätte die Julirevolution 1830 die Möglichkeit zur Abschaffung gegeben, aber die Abgeordneten hatten nicht den Mut. Die deutsche Übersetzung aus dem Jahr 1925 stammt von dem expressionistischen Schriftsteller Alfred Wolfenstein.

Die Ausgabe des Büchner Verlages (Band 8 von Alfred Wolfensteins Kleiner Bibliothek der Weltliteratur) wird ergänzt durch ein Nachwort des Übersetzers und eine Nachbemerkung des Publizisten Hermann Haarmann.

Bewertung vom 05.08.2024
Fußball EM 2024

Fußball EM 2024


ausgezeichnet

2,7 Millionen Zuschauer sahen die Spiele in den Stadien der Heim-Fußball-EM und bis zu zwölf Millionen schauten die Spiele in den großen Fanzonen. Die EM 2024 in Deutschland war ein großes Fußball-Fest. Bereits wenige Zeit nach dem Finale mit dem neuen Europameister Spanien liegt der kicker-Band vor, der die EM noch einmal in Bild und Text Revue passieren lässt.

Zunächst werden die Highlights und die Stadien der EM vorgestellt, ehe dann an alle 51 Spiele der Vorrunde, des Achtel-, Viertel- und Halbfinals und natürlich des Finals mit vielen Daten und Fakten erinnert wird – mit Mannschaftsfotos, den Aufstellungen und bei der deutschen Mannschaft mit Match-Daten und Einzelanalysen der deutschen Spieler. Dazu eine kompakte Beschreibung des Spielverlaufs der einzelnen Partien. Der kicker-Chefredakteur gibt außerdem Kommentare zu den einzelnen Finals. Ergänzt durch zahlreiche Pressestimmen und eine Kolumne von Andreas Möller, der schon auf die WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA blickt.

Das Highlight des kicker-Bandes ist jedoch die überaus opulente Illustration mit fantastischen EM-Fotos – neben Mannschaftsfotos spektakuläre Aufnahmen von spannenden Szenen oder Spielerporträts. In einem abschließenden Statistikteil gibt es zahlreiche Daten und Informationen zu den bisherigen Europameisterschaften.

Fazit: Ein EM-Buch, das mit seiner vielseitigen Ausstattung und dem reichen Informationsgehalt keine Wünsche offen lässt und noch in Jahren eine gelungene Erinnerung an die EM 2024 ist.

Bewertung vom 05.08.2024
Nachspielzeit
Becker, Jürgen

Nachspielzeit


ausgezeichnet

Der Schriftsteller Jürgen Becker (1932 in Köln geboren) hat zahlreiche bedeutende Literaturpreise erhalten, ist Mitglied der Akademie der Künste, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und des PEN-Zentrums Deutschland. In seinen letzten Prosawerken hat Becker seine literarischen Ausdrucksmittel reduziert, indem er die Formen von Roman, Tagebuch, Reisebericht und journalistischem Text vermischte. So entstanden Miniaturen, Beobachtungen und Reflexionen, die dem Alltag abgewonnen waren. In der vorliegenden Neuerscheinung „Nachspielzeit – Sätze und Gedichte“, die kurz nach seinem 92. Geburtstag erschien, werden seine Prosaäußerungen noch sparsamer, mitunter sind sie auf einen einzigen Satz minimiert.

Meist sind es alltägliche Beobachtungen und Wahrnehmungen, die der Autor festhält. Oft ist es nur ein neugieriger Blick aus dem Fenster. Oder es tauchen frühere Begebenheiten und Erinnerungen auf. Bilder aus der Kindheit, aus dem Krieg, den Becker als Jugendlicher erlebt hat. Neben den gegenwärtigen Beobachtungen will er das Vergessene festhalten … und wenn es nur mit einem Satz ist. „Und jeder Satz sollte haben und hat sie doch nicht, die Eigenschaft einer Lupe, eines Fernrohrs.“ Die Prosagedichte sind dagegen eher Selbstgespräche über das eigene Leben. Hier schweifen die Gedanken zurück an verschiedene Lebensorte, an die Kriegskindheit in Thüringen oder die Schulzeit in Köln. Die Gedichte sind in dem unverwechselbaren Becker-Sound verfasst, der den Leser/die Leserin schnell gefangen nimmt. Während der Lektüre erstaunt es, wie es Becker immer wieder versteht, die deutsche Sprache für scharf pointierte Kürze und feine Nuancierungen zu nutzen. Ein Buch, das zum stetigen Blättern einlädt.

Der Titel „Nachspielzeit“ hat zwar etwas Endgültiges, wie eine letzte Bestandsaufnahme; doch Beckers Leser*innen hoffen auf eine Verlängerung. Dazu wünschen sie Gesundheit und Schaffenskraft.