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Benutzername: 
Lilofee
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 274 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2020
Die drei Leben der Hannah Arendt
Krimstein, Ken

Die drei Leben der Hannah Arendt


gut

Der Cartoonist Ken Krimstein erzählt in seinem Comic in kleinen, wichtigen Episoden, vom Leben der Hannah Arendt.
Allerdings ist es ein ziemlich distanzierter Comic aber mit sehr schönen zarten Skizzen.
Die Dialoge sind zwar recht kühl aber ab und an sehr humorvoll.
Leider bekommt der Leser nur einen sehr kurzen Einblick in ihr Leben.
Alles wirkt etwas sehr steif, man kann schwerlich in die Geschichte eintauchen.
Es wäre schön gewesen die Persönlichkeit Hannah Arendts stärker zu beschreiben.
Das wäre dann aber vielleicht doch zu viel für ein Graphic Novel.
Am Ende des Buches, gibt es eine Anmerkung, dass dieses Buch keine Biografie Arendts im wissenschaftlichen Sinne darstellt. Es ist eher eine Interpretation ihres Lebens.
Gut gefällt mir das ausführliche und informative Personenverzeichnis am Ende des Buches.
Auf jeden Fall macht dieses Buch große Lust auf Hannah Arendt, ihre Texte und ihr Leben.
Ihr Denken und Handeln ist nach wie vor Hochaktuell!

Bewertung vom 06.05.2020
Das wirkliche Leben
Dieudonné, Adeline

Das wirkliche Leben


sehr gut

In einer kleinen Reihenhaussiedlung wohnt eine vierköpfige Familie.
Sie wohnen im schönsten und hellsten Haus. Aber die Idylle trügt.
Der Vater ist ein brutaler Mann. Die Jagd und der Alkohol steht an
erster Stelle. Regelmäßig verprügelt er die Mutter. In dieser
Atmosphäre aufzuwachsen ist nicht leicht. Darum versucht das Mädchen
seinem Bruder das Lachen zu bewahren. Als sie versucht sich aus der weiblichen
Opferrolle zu befreien, passiert ein großes Unglück.

Die Autorin hat hier ein fesselndes und auch ungewöhnliches Buch geschrieben.
Es ist zeitweilig sehr brutal und dann wieder fast lieblich mit ganz viel Hoffnung.
Die Geschichte entwickelt eine Explosivkraft und verlangt dem Leser einiges ab.
Man ist im Wechselbad der Gefühle. Die Charaktere sind sehr vielseitig. Man spürt
ihre Kraft, lebt und leidet mit ihnen. Hofft das alles brutale und unbeschreibliche
einfach nur aufhört. Das Buch zur Seite legen ist so gut wie unmöglich. Es entwickelt
einen Sog, dem man sich wahrlich schwer entziehen kann.
Ein gelungenes Debüt mit einer großartigen Erzählweise, brillant und schonungslos.

Bewertung vom 05.05.2020
Die Mitte ist ein guter Anfang
Bloom, Franka

Die Mitte ist ein guter Anfang


sehr gut

Eva ist von den Socken. Nach 20 Jahren zusammenleben bekommt sie von ihrem Freund
Arne einen Heiratsantrag. Ihre Tochter und Freundinnen sind begeistert. Es aber
kommen Zweifel auf. Warum nach so langer Zeit heiraten?
Hat Arne etwa ein schlechtes Gewissen?
Eva nimmt den Antrag an und der Hochzeitsvorbereitungsrummel beginnt.
Ist die Mitte des Lebens wirklich ein guter Anfang für etwas Neues?

Franka Bloom beschreibt hier mit wunderbarer Feder die Hindernisse
und Tücken des Alltags. Ein Heiratsantrag mit weitreichenden Folgen.
Ein Geschlechterkampf der humorvollen Art aber auch mit tiefgründigen
Fragen.
Es macht Spaß zu lesen wie Eva alles zu hinterfragen beginnt.
Über ihr Leben sinniert und dann ihr wirklich verdientes Glück findet.
Die Charaktere sind so wunderbar, man kann sich so richtig mit ihnen
identifizieren.
Ein richtig schöner Wohlfühl-Roman der aufzeigt was im Leben wirklich wichtig ist.
Es geht um die Wünsche und die gelebten bzw. nicht gelebten Träume.
Um die Freundschaft, um die Liebe und das man Glück nicht kaufen kann.
Der Sinn des Lebens.Das Hier und jetzt.
Ein Garant für schöne Lesestunden.....

Bewertung vom 23.04.2020
Mitten im August / Capri-Krimi Bd.1
Ventura, Luca

Mitten im August / Capri-Krimi Bd.1


gut

Mitten im August wird ein Toter gefunden. Angetrieben auf einem Ruderboot.
Der Sohn einer Industriellen Familie und Student der Ozeanologie.
Der erste Mordfall für den jungen Enrico Rizzi. Bis jetzt hatte er es mit
kleinen Delikten zu tun. Deshalb auch genügend Zeit um seinen Eltern mit den
Obst- und Gemüsegärten zu helfen. Aber damit nicht genug. Er muss auch mit
der neuen Kollegin Cirillo, strafversetzt aus dem Norden, zurechtkommen.
Einer erfahrenden Polizistin über die viel gemunkelt wird.

Der Autor setzt die wunderschöne Landschaft und ihre Menschen wunderbar in den Fokus.
Es entsteht das Gefühl direkt vor Ort zu sein. Capri ist eine herrliche Kulisse.
Man bekommt große Lust auf das Meer.
Auch die Charaktere sind sehr eindrucksvoll. Anfangs etwas spröde werden sie aber nach und nach
zugänglicher. Vor allem, wenn das Privatleben der Ermittler mehr und mehr in den Vordergrund tritt.
Es gibt aber nicht nur eine Mordermittlung, sondern auch viel italienisches Flair.
Außerdem erfährt man so einiges über die Verschmutzung der Meere und die entsprechenden Folgen.
Dadurch wird man als Leser für dieses Thema sensibilisiert.
Die Schreibweise ist sehr fließend und das Buch liest sich sehr gut. Der Spannungsbogen ist eher mäßig
aber es gibt ein überraschendes Ende. Ein gelungener Auftakt einer neuen Krimi-Reihe.

Bewertung vom 20.04.2020
Nur Rudi tanzte schräger / Familie Jupp Backes ermittelt Bd.3
Wood, Dany R.

Nur Rudi tanzte schräger / Familie Jupp Backes ermittelt Bd.3


sehr gut

Jupp Backes ist in der Zwickmühle. Er wird von seiner Inge zum Tangokurs genötigt.
Das geht nicht ohne Blessuren ab. Als dann noch der temperamentvolle Tanzlehrer tot
aufgefunden wird, geht es richtig rund. Alle sind Verdächtig und nichts ist wie es scheint.
Jupp muss ran, Käthe und Inge stehen ihm wieder hilfreich zur Seite.
Ein recht kniffliger Fall.
Die Backes wären aber nicht die Backes, wenn sie den nicht auch lösen könnten.

Der 3. Band der saarländischen Ermittler Familie. Das Cover ist wieder ein richtiger
Hingucker und verspricht nicht zu viel. Die Charaktere sind herrlich authentisch.
Lebensfroh, bodenständig und gewitzt. Die saarländische Lebensart wird so wunderbar wiedergegeben.
Es menschelt auch so schön zwischen den Geschlechtern.
Auch dieser Band überzeugt wieder durch Sprachwitz und Situationskomik.
Skurril, Temporeich und gespickt mit köstlich witzigen Dialogen.
Ein ganzer Ort voller bodenständiger Saarländer und jeder ist irgendwie
in die Sache involviert und damit auch Verdächtig.
Es wird so herrlich unkonventionell ermittelt.
Man hat das Gefühl dabei zu sein. Das Kopfkino läuft wieder auf Hochtouren.
Die Spannung kommt auch nicht zu kurz.
Kurzum, ein richtig guter Dorf-Krimi mit ganz viel Humor und Lokalkolorit.
Familie Backes hat für mich schon Kultstatus.

Bewertung vom 15.04.2020
Rache an der Riviera
Ferraro, Luca

Rache an der Riviera


ausgezeichnet

Gerichtsmediziner Johann Sorbello muss einen Mord aufklären.
Im Aquarium ist eine Leiche entdeckt worden.
Ausgerechnet im Piranha Becken. Dementsprechend sieht die Tote auch aus.
Der ermittelnde Kommissar ist an der Aufklärung nicht so richtig interessiert.
Deshalb kann es Sorbello nicht lassen selbst etwas nachzuforschen.
Die beste Freundin des Opfers hilft ihm dabei. Enza ist nicht nur die Freundin, sondern sie hat auch noch
mit dem Kommissar eine Rechnung offen. Die Suche nach der Wahrheit bringt die beiden in große
Gefahr.

Gleich am Anfang geht es sehr spannend los und ohne Umschweife ist man mitten drin im Geschehen.
Johann, der sehr Charismatische Mediziner, sensibel und mit einer schwäche für schöne Frauen.
Enza die wunderschöne Tochter des Olivenöl Königs, die genau weiß was sie will.
Luca Ferraro hat eine sehr starke Ausdrucksweise und bringt das Böse so wunderbar auf die Seiten.
Die Geschichte nimmt einen gefangen und ist auf ihre Art düster und geheimnisvoll. Abgründe tun sich auf.
Ein tiefer Blick in die menschliche Psyche. Die Charaktere sind auch sehr interessant.
Der Autor schafft es aus jeden der Figuren das Geheimnisvolle und auch Befremdliche klar herauszustellen.
Keiner von Ihnen kommt dabei immer besonders sympathisch rüber und sie bleiben einem die ganze Zeit über etwas fremd.
Dazu die wunderbare malerische Kulisse hinter der die dunkle Vergangenheit immer noch nicht vergessen ist.

Der am Anfang erzeugte Spannungsbogen bleibt erhalten bis zum überraschenden Ende.
Ein wunderbarer eiskalter Krimi, fast schon Thriller, der einen
frösteln und am Ende sprachlos zurücklässt.

Bewertung vom 04.04.2020
Unsere glücklichen Tage
Holbe, Julia

Unsere glücklichen Tage


gut

Vier Freundinnen für immer. Jedes Jahr treffen sie sich in Elsas schönem Sommerhaus und genießen ihre Sommerferien. Das Leben ist schön und endlos, alles liegt noch vor ihnen. Bis zu dem letzten Sommer als Sean in ihre Leben tritt. Er bringt alles durcheinander. Stellt das Leben auf dem Kopf. Danach ist nichts mehr wie es war ….

Eine Geschichte über vier junge Frauen, ihre Freundschaft, ihre Trauer und über die ganz große Liebe.

Die Autorin hat eine wunderbare Art zu schreiben. Sehr flüssig und leicht mit zauberhaften Zitaten. Wie ein Sommerwind, man spürt förmlich das wunderschöne Sommerleben der Freundinnen. Auch die bildlichen Beschreibungen der Orte, der Menschen usw. ist sehr gelungen. Man kann sich so richtig reinträumen. Die Charaktere sind alle sehr ausdrucksstark und auch liebenswert. Haben ihre Ecken und Kanten. Man lebt und leidet mit ihnen. Eine Geschichte, die zeigt das man nicht im jetzt ruhig leben kann, wenn man die Vergangenheit nicht aufgearbeitet hat. Jeder hat seine eigene Vergangenheit. Nur wie viel kann eine Freundschaft aushalten?

Das wird hier alles wunderschön erzählt. Am Anfang gibt es einen richtig schönen Spannungsbogen, der leider nicht bis zum Schluss erhalten bleibt. Ab Mitte des Buches wird es Stellenweise etwas sehr langatmig, sehr kompliziert und auch absehbar. Das Ende konnte mich nicht wirklich überzeugen.

3.5 Punkte von 5.0

Bewertung vom 27.03.2020
Schwarzwälder Kirsch / Christa Haas Bd.1
Franz, Mona

Schwarzwälder Kirsch / Christa Haas Bd.1


sehr gut

Christa ist eine pensionierte Hauptkommissarin und wegen eines
Oberschenkelhalsbruches in das örtliche betreute Wohnen gezogen.
Dort will sie nur kurz verweilen, obwohl sie in Maria Brunn aufgewachsen ist.
Außer dem Backclub" Die Zuckerschnitten" gibt es nicht gerade viel Abwechslung.
Erst als ein Mord geschieht, lebt Christa auf. Das gefällt dem Kriminaloberkommissar
Patrick Lorenz nun nicht so gut. Denn Christa kennt sich aus und ist ihm immer einen Schritt voraus.

Mona Franz nimmt uns mit in den wunderschönen Schwarzwald.
Durch die wunderbare Schreibweise fällt es nicht
schwer sich dort zurechtzufinden. Man hat das Gefühl direkt vor Ort zu sein.
Auch die Charaktere sind sehr liebevoll und sehr echt beschrieben.
Ein ganzes Dorf voller bodenständiger Schwarzwälder und jeder ist irgendwie
in die Sache involviert und damit auch Verdächtig.
Christa Haas ist eine sehr sympathische Frau, die so herrlich unkonventionell
hilft den Mord aufzuklären. Miss Marple lässt grüßen.
Gelungen sind auch die Rückblenden in das Jahr 1961. Dadurch entsteht ein Spannungsbogen
der bis zum Ende auch erhalten bleibt.
Ein Krimi zum mitraten und mal eine Ermittlung aus einem etwas anderen Blickwinkel.
Ein gelungenes Krimi-Debüt.

Bewertung vom 17.03.2020
Rosie
Tremain, Rose

Rosie


gut

Rose Tremain gibt in diesem kleinen, feinen Büchlein nostalgische Einblicke in ihre Kindheit. Sie wächst in einer gutsituierten Familie im Nachkriegs England auf.
Ohne Zorn und Verbitterung beschreibt sie ihr Leben mit einer gefühlskalten Mutter. Die will endlich ihr Leben genießen. Was der Krieg ihr an Lebensfreude genommen hat, will sie nachholen. Da stören Kinder nur. Aber auch die Großeltern sind nicht viel besser. Die Grandma trauert nur um ihre toten Söhne. Lebende Mädchen sind in ihrem Leben eher zweitrangig.
Zum Glück gibt es noch ihre über alles geliebte Nanny. Dort findet sie die Geborgenheit und die Kraft für ihr Leben. Später kommt Rosie in ein Internat und schließt Freundschaften. Dort findet sie letztendlich das, was ihr Leben bestimmen wird. Ihren unbedingten Willen zu Schreiben.
Das alles wird in einem sehr schönen Schreibstil wiedergegeben.
Sachlich, neutral und ohne Verbitterung beschreibt sie ihr Leben und ihre ewige Suche nach Mutterliebe. Jeder Satz sitzt und wiegt schwer.
Da die Autorin nur das erzählt was sie wirklich bewegt, liest sich dieses Büchlein wie ein Roman.
Aufgelockert wird das ganze durch Bilder aus ihrem Privatleben die einem Rosies Familie etwas Näher bringen.
Die Fußnoten mit Hinweisen auf ihre früheren Werke runden das ganze ab.
Eine einfühlsamer und manchmal auch bedrückender Rückblick auf eine schwere Kindheit.

Bewertung vom 16.03.2020
Die Glasschwestern
Hauser, Franziska

Die Glasschwestern


weniger gut

Es geht um Schwestern die an der ehemals deutsch-deutschen Grenze aufgewachsen sind.
Ihr Vater war Glasbläser und er hat diesen Beruf bis zur Wende ausgeführt.
Dunja heiratet und zieht in die Stadt, Saphie blieb im Dorf und leitet mit ihrem Mann ein Hotel.
Was den beiden Schwestern nun widerfährt, ist doch ein mehr als ein Zufall.
Beide Ehemänner sterben gleichzeitig. Daraufhin zieht Dunja aus der Großstadt zurück ins kleine
Grenzdorf ihrer Kindheit und zu ihrer Schwester ins Hotel.

Ein Familienroman über Lebensplanungen und vor allem über Veränderungen. Die Schwestern entwickeln
sich gegensätzlich und haben beide ihre Midlifecrisis so kurz vor dem 40. Geburtstag. Aber auch die
Schwester Lenka und die Kinder von Dunja haben mit sich zu tun. Es geht um Homosexualität, Umweltaktivismus,Kommunen, Selbstfindung bis zu ungeklärten Vaterschaften. Alle müssen sich der Vergangenheit stellen um in Zukunft ruhig Leben zu können.

Die Schreibweise ist sehr schön und die Kapitelüberschriften kleine poetische Highlights.
Die Autorin wollte die Veränderungen und Entwicklungen der Charaktere beschreiben. Dazu hat sie auch ganz besondere Namen ausgewählt. Altdeutsche Monatsnamen, weil auch der Handlungszeitraum ein ganzes Jahr durchläuft.
Auch die Landschaftsbeschreibungen sind wundervoll formuliert.

Leider hat der Roman einige Längen. Vor allen, wenn es um Saphies Gedankengänge geht.
Es ist zeitweilig sehr langatmig und nicht einfach diese komplizierten und verqueren Gedanken zu verfolgen.
Die Autorin verliert sich immer wieder in Nebensächlichkeiten. Das alles bremst den Lesefluss gewaltig
Die Konsequenz ist, man verliert den Faden und die Lust weiterzulesen.

Schade, es sind einige gute Ansätze vorhanden aber im Großen und Ganzen ist es eine Geschichte, die den Leser
nicht in den Bann zieht. Dazu kommen die Charaktere. Sie sind zwar gut gezeichnet, aber man kann sich
nur schwer mit ihnen identifizieren. Menschen, verwoben und verstrickt in ihren Problemen und Sorgen,
scheinen sie manchmal nicht alltagstauglich.
Sie bleiben fremd, es ist schwer sie zu verstehen, sich in sie hineinzuversetzen.
Dieser Roman lässt sich wahrlich schwer in eine Schublade stecken.
Ein recht ungewöhnlicher Roman, der zeigt, was eine Familie alles aushalten muss bzw. kann.

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