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jam

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Insgesamt 453 Bewertungen
Bewertung vom 27.09.2021
Gourmetkatz
Panizza, Kaspar

Gourmetkatz


ausgezeichnet

Er ging zu Mayer junior hinüber, der ihn am Ärmel nach unten zog.
„War des wirklich die Katz?“
„ Komm, Emil, du weißt doch, dass ich nicht mit der Katz reden kann“, grinste er (Kommissar Steinböck) süffisant.
Seite 191

Denn wer würde schon mit der eigenwilligen Katze Frau Merkel sprechen wollen? ICH! Jederzeit!
Dieser Fall hat es wieder mal besonders in sich. Erst verunglückt ein berühmter Starkoch schwer auf dem Jakobsweg, dann taucht ein Film auf, der seinen Unfall in ein anderes Licht rückt. Als dann auch noch in München eine Leiche angeschwemmt wird, juckt Steinböcks Spürnase.
Warum sollte der Koch zum Schweigen gebracht werden? Er wollte sich aus dem Geschäft zurückziehen, was wohl nicht jedem gefiel… Und der junge Moldawier, der ausgerechnet Sokrates vor die Beine gespült wurde und dem ein paar Organe fehlen? Wem ist er zu nahe getreten und haben die beiden Fälle etwas miteinander zu tun?
Egal, wo er in diesem Fall hinsieht, geht es um den Handel mit Organen, das gekaufte Leben.
Als dann auch noch eine neugierige Reporterin verschwindet, spitzt sich die Lage zu!
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, ich liebe die Krimireihe von Kaspar Panizza rund um den manchmal etwas kauzigen Kommissar Steinböck und seine Katze, die irgendwie immer an seiner Seite ist und mit ihm kommuniziert.
Auch in diesem Band spart der tiefsinnige Autor nicht mit den Komponenten, die ich so gerne lese: Da haben wir alte Bekannte, wie die putzende IT-Expertin Huong, die ganz wunderbare Rezepte auf Lager hat, den Flussphilosophen Sokrates, den Informanten Obstler und natürlich ihn, dessen Vornamen nicht genannt werden darf, Kommissar Steinböck. Und wie von ihm gewohnt, schafft Panizza es, mit kleinen Kommentaren seiner Protagonisten auch den werten Leser zum Nachdenken anzuregen.
Ich habe noch immer nicht ganz durchschaut, wie der Zaubertrick funktioniert, ganz ohne mit der Moralkeule zu schwingen doch die richtige Botschaft an den Leser zu bringen. In Österreich ist die Lage für Organspenden einfacher, in Deutschland, wo die Wiederspruchslösung abgelehnt wurde, warten zu viele Menschen vergeblich auf das passende Organ, bis es zu spät ist. So wird der Nährboden für das lukrative Geschäft mit Ersatzteilen noch gedüngt.
Und so tritt der spannende Fall etwas in den Hintergrund vor der wichtigen Botschaft und vor dem herrlichen Schlagabtausche zwischen Steinböck und Frau Merkel, die natürlich auch ihren Senf dazuzugeben hat!
Fazit: Ein rundum gelungener Fall für Frau Merkel und ihr Team!

Bewertung vom 24.09.2021
Für Glück ist es nie zu spät
Abidi, Heike

Für Glück ist es nie zu spät


ausgezeichnet

„Ihre To-Do-Liste.

Danksagung, stand da. Erbschein beantragen. Grabstein aussuchen.

Was nicht da stand: Weiterleben. Und herausfinden, wie das geht.“

Seite 16



Seit sie ihn kennengelernt hatte, hat Johanna ihr Leben für ihren Mann Rene hintangestellt. Erst beruflich, dann, als er krank wurde, hat sie ihn aufopferungsvoll gepflegt, auch wenn die Liebe längst erloschen war. Dabei hat sie den Kontakt zu ihren Freunden, ihrer Tochter und vor allem zu sich selbst verloren.

Jetzt, nach seinem Tod, fühlt sie sich einfach nur leer. Da entdeckt sie unter den Trauerbekundungen ein leeres Buch von ihrer ehemals besten Freundin Ines. Es erinnert sie daran, dass sie früher intensiv Tagebuch geführt hat. Sie beginnt zu schreiben und so Stück für Stück ihr Leben zu reflektieren.

Das Buch beginnt am berührendsten Moment, bei Renes Beerdigung. Und Johanna tut sich schwer damit, große Trauer zu empfinden. Zu sehr hat Rene sie zeit seines Lebens verletzt und sie hat zugelassen, dass sie für ihn ihre Träume geopfert hat. Als sie beginnt, in das Tagebuch zu schreiben, erkennt sie, wo sie sich hätte durchsetzen müssen, aber auch, dass sie es nachträglich nicht ändern kann und nun vorwärts leben muss.

Dabei ist das Buch in drei Teile gegliedert, die passend mit „Abschied“, „Suche“ und „Leben“ bezeichnet sind.

Ich mochte Johanna von der ersten Seite weg, sie ist eine normale 50jährie, an der das Leben seine Spuren hinterlassen hat. Sie ergeht sich nicht in Selbstmitleid sondern erkennt klar, was falsch gelaufen ist und was sie verbessern will.

Erst mal entrümpelt sie das Haus, das stark durch ihren Mann geprägt ist, und gelangt zufällig wieder in Kontakt zu Makler Henry, mit dem sie früher schon mal eine Beziehung hatte. Dadurch muss sie an andere Verflossene denken und sucht wieder den Kontakt zu ihren Ex, was auch die eine oder andere lustige Szene ins Buch bringt.

Durch die Tagebucheinträge, die aktuellen aber auch die vergangenen, in denen Johanna zu lesen beginnt, wird das Buch einerseits sehr aufgelockert, andererseits erfährt man viel über ihre Vergangenheit und ihre Gefühle. Dadurch wurde die Geschichte greifbarer.

Sie nimmt ihr Leben selbst wieder in die Hand, lässt sich an den richtigen Stellen helfen und an anderen nicht beirren. Es war schön, ihr dabei zuzusehen, wie sie Stück für Stück vorwärts kommt, ihren eigenen Stil entdeckt und sich weiterentwickelt!

Fazit: Eine von Tagebucheinträgen geprägte Entwicklungsgeschichte einer liebenswerten Protagonistin, zum Wohlfühlen.

Bewertung vom 12.09.2021
Das Rosie-Resultat
Simsion, Graeme

Das Rosie-Resultat


ausgezeichnet

„Wenn er seine Jugend damit verbringen will, einen Ball hin und her zu treten, (…) gerne. Aber frag ihn erst mal selbst.“
„Er muss ja nicht gut sein“, erwiderte ich. „Nur nicht peinlich.“
„Peinlich – für wen?“
Kapitel 23

Rosies und Dons Sohn Hudson ist mittlerweile 11 Jahre alt, und seine schulische Entwicklung stellt Don vor ein Problem, zusätzlich zu vier weiteren großen, an die er mit der ihm eigenen Rationalität herangeht. Nach einigen Zwischenfällen wird ihnen nahe gelegt, Hudson auf Autismus testen zu lassen. Don erinnert sich mit Schrecken an seine eigene Jugend und will Hudson coachen, um etwas „normaler“ zu wirken. Schwierig, wenn man selbst so herausragend anders ist…
Für diejenigen, die Don und Rosie noch nicht kennen… Stellt euch Sheldon aus TBBT vor, der sich vor Jahren an Hand eines standardisierten Fragebogens die perfekte Ehefrau casten wollte, um mit 40 eine Ehefrau und sexuelle Erfahrungen zu erlangen. Das Ehefrauprojekt wurde zum „Rosie-Projekt“ und ein unerwarteter Erfolg.
Ich selbst bin ein Fan der ersten Stunde, habe das „Rosie-Projekt“ verschlungen und höre das Hörbuch dazu auf beinahe jeder längeren Autofahrt, lache noch immer an denselben Stellen laut heraus und habe Gänsehaut und Tränen in den Augen, als es an den Tanz geht (ihr wisst, was ich meine). Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass mir der zweite Teil nicht ganz so gut gefallen hat, all die Nüchternheit und Sachlichkeit, die Don auszeichnen, empfand ich im Zusammenhang mit einer schwangeren Frau in ihrer Emotionalität fast verletzend – zum damaligen Zeitpunkt. Vielleicht sollte ich der Geschichte jetzt, wo ich an einem anderen Punkt in meinem Leben stehe, noch mal eine Chance geben. Aber das ist eine andere Geschichte.
Dies ist der dritte Band und ich war von der ersten Seite weg verliebt. Don ist über sich hinausgewachsen. Und auch aus Rosie, der etwas rebellischen Studentin, die ihren Vater und ihren Platz im Leben noch suchte, wurde eine reife Wissenschaftlerin, die es perfekt versteht, mit Don und seinen Eigenheiten umzugehen. Nun stellt ihr Sohn sie vor große Herausforderungen, und Don erklärt sich bereit, auf weiteren beruflichen Erfolg zu verzichten, um ihn besser begleiten zu können und Rosie den Raum zu geben, selber ein großes Projekt zu begleiten.
Doch nicht nur Don und Rosie sind gereift, die ganze Geschichte und auch der Autor. Er bietet neben der gewohnten Situationskomik so viele Denkanstöße ohne mit dem Finger zu zeigen, auf so vielen Ebenen. Der erste Band ist ja eine Weile her und Formulierungen, Erkenntnisse und auch der Umgang mit Menschen mit Autismus/Autisten, hat sich glücklicherweise geändert. Und wird sich auch weiterhin ändern, denn auch durch Graeme Simsion wurde diese Besonderheit bekannter, Vorurteile und Diskriminierungen aufgezeigt, und auch die Vorteile, die sie bringen, ins Rampenlicht gestellt.
Und hier zeigt Don, dass ihn große Emotionen doch bewegen, vor allem, wenn es um seine Familie geht, und wie hart er für sie kämpft. Humorvoll knallt uns der Autor auch Rassismus und Benachteiligung von Frauen um die Ohren, ohne belehrend zu wirken.
Ein besonderes Extra: Die lange Cocktailnacht, die mich im ersten Band fasziniert hat, bekommt wieder eine große Bedeutung und Don hat es geschafft, die darin geschlossenen Freundschaften zu festigen.
Fazit: Eine gelungene, reife Fortsetzung, die neben guter Unterhaltung und Situationskomik auch viel Input bietet!

Bewertung vom 05.09.2021
Aus der Puste / Rosa Fink Bd.2
Sanne, Manuela

Aus der Puste / Rosa Fink Bd.2


ausgezeichnet

Endlich ist es soweit, Rosa und Sebi heiraten – aber nicht zum ersten Mal! Nach einer turbulenten Hochzeit wollen sie dieses Mal auf die Verwandten verzichten und an der Nordsee ganz gemütlich eine kleine Zeremonie vollziehen.

Doch schon am ersten Abend ist es aus mit der Beschaulichkeit, statt des netten Candle-Light-Dinners landen sie in einer Runde von Sportbegeisterten, den Watt-Walkies, zu denen auch ein paar Ultraläufer zählen. Rosa, die gerne in ein bestimmtes Kleid passen würde und mit ihren gemütlichen Pfunden hadert, lässt sich rasch begeistern und will mitmachen…

So kommt es, dass sie die neu gewonnenen Freunde auch bei einem Lauf unterstützen, der für einen von ihnen dramatisch ändert. Und so gibt es statt Romantik Spekulationen, hat es sich doch herumgesprochen, dass der ehemalige Pensionist Sebi ein Detektivbüro hat!

Bereits zum zweiten Mal darf ich mit dabei sein, wenn Rosa ihren Sebi zu Ermittlungen nötigt. Denn er will eigentlich nur seinen vorgezogenen Ruhestand genießen, doch Rosa verbeißt sich und kann auch nur schwer nein sagen, wenn jemand sie um Hilfe bittet. Und so ermitteln sie, befragen andere Läufer und sehen genauer hin, wo die Polizei den Fall schon abgeschlossen hat.

Rosa ist eine gemütliche, rundliche Frau, die sich schnell begeistern lässt. Obwohl sie weniger sportlich ist als Sebi, beweist sie eindeutig mehr Motivation als er. Ich mag sie und ihre nette Art, ihre Liebe zu ihren Katzen und die Freundschaften, die sie rasch schließt. Sebi agiert eher träge, doch gemeinsam bilden sie ein unschlagbares Ermittlerduo!

Manuela Sannes Roman besticht auch dieses Mal mit viel Lokalkolorit. Durften wir beim ersten Fall schon ein wenig Nordsee-Luft schnuppern, bleiben wir dieses Mal länger, lernen traditionelles Gebäck kennen, sitzen in einem besonderen Strandkorb und irgendwie kann ich das alles vor mir sehen. Wie für einen Cosy Crime üblich ist der Fall nicht in blutigen Details beschrieben, sondern begleitet die stimmungsvolle Kulisse.

Und doch führt uns die Autorin auch geschickt ein wenig an der Nase herum, was Täter und Motiv anbelangt, um im letzten Moment noch ordentlich zu überraschen!

Wie schon erwartet, endet das Buch mit einer schönen Hochzeit, die ich Sebi und Rosa von Herzen gönne! Ich wünsche den beiden eine diesmal glückliche Ehe und freue mich auf ein Wiedersehen in Band 3!

Fazit: Ein stimmungsvoller Cosy Crime an der Nordsee, mit einem speziellen Ermittlerpaar!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2021
Ist der Lack ab, streu Konfetti drauf
Huthmacher, Tanja

Ist der Lack ab, streu Konfetti drauf


ausgezeichnet

„Ich hätte mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, dass er sich so lange Gedanken über mich macht, bis am Ende ein Gartenbeet dabei herauskommt.“
1. Kapitel
Und da steht Natalie nun, mit ihrem Geschenk zum 20. Kennenlerntag, vor der großen Überraschung, die ihr Julian lange für sie geplant hat: Ein Stück Acker, zum Selbstbepflanzen. Na, danke aber auch! Doch pflichtbewusst wie sie ist, lässt sie sich ihren Unmut nicht anmerken und fährt trotzdem immer wieder hin, um halbherzig etwas zu gießen oder ein wenig zu jäten. Doch einen großen Vorteil hat der Acker! Denn dort trifft sie zufällig alte Bekannte wieder und stößt so auf eine ungewöhnliche Theatergruppe, die sie bereitwillig aufnimmt! Jetzt, wo die Tochter aus dem Haus ist und der pubertierende Sohn aus dem Gröbsten raus, hat sie Zeit, wieder an sich zu denken.
Endlich hängt sie wieder ein wenig ihrem alten Traum nach, denn sie hat zwar Theaterwissenschaften studiert, der Liebe und der Kinder wegen aber lange nichts mehr in diesem Bereich gemacht. Julian scheint wenig Interesse an der Gruppe zu haben und offensichtlich auch nicht mehr an Natalie, dafür aber an anderen Frauen…
Und so wurde aus dem bunten Buch mit dem lustigen Namen eine überraschend ernste Geschichte, in der es um Frauenthemen geht, die wir wohl alle kennen. Sich selbst ein Stück weit aufgeben für die Lieben, dass nichts zu passieren scheint, wenn man sich nicht um alles kümmert. Doch je mehr Natalie in ihrer neuen alten Leidenschaft aufgeht, umso mehr lässt sie auch zu Hause mal die Zügel locker – und dennoch gehen die Pferde nicht durch. Im Gegenteil, die Familie findet sich neu.
Doch sie entdeckt auch neue Gefühle, für Valerios, der der Theatergruppe hilft und ihre Liebe zum Theater teilt. Und er kommt ihr gefährlich nahe.
Natalie schwankt, was ist ihr wichtiger? Sicherheit und eine Vertrauensbasis oder das prickelnde Neue?
Das Ende kam für mich aus einer unerwarteten Ecke überraschend und stimmig.
So war „lst der Lack ab, streu Konfetti drauf“ zwar eine „schwerere“ Lektüre als erwartet, aber bewegend und berührend.

Fazit: Eine überraschend ernste Geschichte über Frauenthemen und das Loslassen lernen.

Bewertung vom 30.08.2021
Nie zu alt für Irish Coffee (eBook, ePUB)
Homma, Christian; Frank, Elisabeth

Nie zu alt für Irish Coffee (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Nicht nur dein Baum, auch wir sind gewachsen. Wir sind keine Gruppe von Teenagern mehr mit Flausen im Kopf und mit einem Leben und einer Welt vor uns, die es zu entdecken gilt.“
Kapitel 43

Ja, sie sind erwachsen, Gero Valerius, Ina, Elli und Rüdiger, die als Teenager zu Freunden und den V.I.E.R. wurden. Jetzt, 40 Jahre später, haben sie sich wieder gefunden und unverhofft kommt schon der dritte Fall für die erwachsen gewordene Detektivbande daher…
Ich war und bin ein Fan der Fünf Freunde, Pizza-Bande, Knickerbocker, etc. . Und seit dem ersten Band auch von den V.I.E.R., die ebenso wie ich erwachsen geworden sind. Für die Idee allein gibt es ja schon Bonussterne!
In ihrem dritten Abenteuer verschlägt es sie zurück nach Irland, wo vor vielen Jahren ihr erster großer Fall gelöst wurde, nach Dingle zu einer großen Whiskeybrennerei. Ihre Freundin von damals, Aeryn, steht kurz davor, die Brennerei in großem Stile wiederzueröffnen und hat tolle Umbaupläne. Doch wie es aussieht, hat jemand etwas dagegen und sabotiert die Eröffnung, weshalb die Investoren drohen abzuspringen…
Gut, dass sie Unterstützung durch die Detektive hat. Oder doch nicht? Denn die VIER reisen auch in die Vergangenheit und alte Geheimnisse und neue Konflikte kommen auf.
Dieses Buch hat alle Elemente, die auch die klassischen Jugend-Detektivbande-Bücher aus meiner KIndheit haben. Ein Geheimnis, das es zu lösen gilt, eine „Schatzsuche“, Freunde, denen man gerne hilft, Zusammenhalt und Spannung – das Ganze aber ergänzt durch reife Charaktere, die schon einen Teil ihres Lebens hinter sich haben. Das macht das ganze so reizvoll, sie haben viel erlebt, Gutes wie Schlechtes, das sie zu den Menschen machten, die sie heute sind. Auch sind die Abenteuer gefährlicher geworden und es läuft nicht immer alles glatt. Auch sie stolpern, manchmal auch übereinander und ihre Eigenschaften.
Da ich Irland einfach nur liebe, hat mich natürlich auch das unglaubliche Flair gepackt. Denn Christian Homma und Elisabeth Frank entführen uns gekonnt auf die grüne Insel, unterhalten uns mit Limmericks und bringen uns Banshees, Pucks, Leprechauns und Elfen näher.
Fazit: Eine erwachsene Jugendbande, ein spannendes Abenteuer auf der grünen Insel! Ein echtes Lesevergnügen!!!

Bewertung vom 20.08.2021
Prost, auf die Jugend
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Jugend


ausgezeichnet

„Na, ich hoffe ja schon, dass sich regelmäßig irgendein Gauner hierher verirrt.“
„Warum?“
„Weil die sonst unsere Dienststelle dichtmachen, wenn hier nix passiert.“

Aber im Moment besteht diese Gefahr nicht. Hauptkommissar Tischler bekommt unerwartet einen Aushilfs-Polizeihund aufs Auge gedrückt und bei einer kleinen Wanderung findet der auch schon eine Leiche. Die Abifeier auf einer Almhütte endete für einen Schüler tödlich, aber warum? Auf den ersten Blick ein allseits beliebter Schüler, Kapitän der Eishockeymanschaft... Doch rasch ändert sich das Bild und der Verdächtigen gibt es einige…

Bereits zum zweiten Mal durfte ich in Brunngries ermitteln, mit dem unschlagbaren Team und der T.U.F.-Methode. Denn der manchmal etwas linkische Polizeiobermeister Fink ergänzt seinen Vorgesetzten Tischler perfekt und gemeinsam verfolgen sie jede Spur, auch wenn es ausgerechnet am Sonntag ist. Fink durften wir schon im ersten Teil kennenlernen und es ist schön zu sehen, wie der von allen etwas gefrotzelten Kollege unter Tischlers Einfluss zur Höchstform wächst – auch wenn er zwischendurch für Lacher sorgt mit seinem Landhaus-Janker und der lieben Mama.
„Prost, auf die Jugend“ ist ein humorvoller Krimi mit ordentlich Lokalkolorit und jeder Menge regionaler Küche. Ehrlich, beim Lesen ist mir mehr als einmal das Wasser im Munde zusammengelaufen. Aber auch mit etwas Gesellschaftskritik wird nicht gespart, was mir gut gefallen hat. Dazu gibt’s ein wenig Emotion obendrauf, wenn Tischler mit seiner Britta eigentlich einen romantischen Abend verbringen will. Und eine Rahmenhandlung, die zusätzlich Spannung in die Geschichte bringt, aber nicht so dominant ist, dass man sich als Quereinsteiger nicht zurecht finden würde.
Ich fand ja schon den ersten Band gelungen, der Autor ist perfekt im Metier angekommen. Die Seiten fliegen nur so dahin, die Personen sind liebenswert schräg und trotzdem authentisch. Der Fall schlägt weite Kreise und wurde ebenso spannend wie stimmig aufgeklärt.
Fazit: Ein spannender Lokalkrimi mit tollen Protagonisten und viel Humor – mehr davon!

Bewertung vom 18.08.2021
Das kleine Café der Bücherträume
Hofmeister, Lena

Das kleine Café der Bücherträume


sehr gut

„Ein Leben ohne Bücher ist wie ein Café ohne Getränk.“
Kapitel 4

Seit Frederikes Chefin Gertrude gesundheitliche Probleme hat, ist sie Teilhaberin des netten Cafés Sommerglück. Sie freut sich sehr über die Chance, ihre lange gehegten Ideen stückweise umzusetzen und den Gästen nicht nur Kaffee und Kuchen anzubieten, sondern auch Bücher in den Caféalltag zu integrieren. Und tatsächlich kann sie rasch einen Dichterclub begrüßen, doch der engagiert sich auch sehr politisch – zum Missfallen von Gertrude und anderen Gästen.
Und schneller als gedacht ist Frederike persönlich involviert…

Was für ein herrliches kleines Plätzchen, dieses traditionelle Café und daneben die malerische alte Mühle! Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt, auch wenn ich zu Beginn mit den Protagonisten etwas gebraucht habe. Doch spätestens als aus dem Dichterclub Freunde wurden, habe auch ich sie alle ins Herz geschlossen. Gemeinsam wollen sie sich für den Erhalt der alten Mühle einsetzen, die verkauft wurde und einem Bürogebäude weichen sollte.
Auch Frederike liebt diesen geheimen Jugendtreff, aber sie hat vor allem Angst, dass die wenigen Gäste, die das Café begrüßen darf, auch noch ausbleiben wenn sie sich für den Erhalt und somit gegen regionale Arbeitsplätze, einsetzt. Und gerade das tat meiner Lesefreude etwas Abbruch. Es ist natürlich verständlich, aber gegen Ende des Buches wird sie gerade dafür hochgelobt und geliebt, dass sie die kleinen Freuden schätzt und sich nicht an die Gewinnorientierung verloren hat… Etwas, dem ich so nicht zustimmen würde. So schwankt sie zwischen Café und ihren neu gewonnenen Freunden. Aber als die Lage sich weiter zuspitzt, steht sie ihnen bei privaten Problemen und auch in Sachen Mühle zur Seite!
Mein geheimer Liebling dieses Buches aber ist Gertrude, die etwas altbackene Chefin, die von dem neuen Zeugs und den Hippies, die da auf einmal in ihrem Sommerglück sitzen, erst Mal nicht so angetan ist. Aber letzten Endes nicht nur ihr großes Herz zeigt, sondern auch, was sie drauf hat und welche tollen Ideen sie hat.
Die Liebesgeschichte verliert sich etwas vor diesem Hintergrund, vor allem habe ich das Gefühl, ein oder zwei Kapitel „versäumt“ zu haben, die begründen, wie aus kurzen gemeinsamen Momenten so eine tiefe Verbundenheit entstand, als würde man sich seit Ewigkeiten kennen.
Dafür ein kleines Minuspünktchen, aber dennoch:
Ein netter Sommerroman über Bücher, Freundschaft und Liebe in einem herzerfrischenden Örtchen!

Bewertung vom 15.08.2021
Morgen schreib ich dir ein Happy End
Skilton, Tash

Morgen schreib ich dir ein Happy End


gut

„Es gibt Dinge im Leben, die so schön sind, die einen so sehr staunen machen, dass man ihnen nicht nachhelfen muss. Ich glaube, manchmal ist es gut, wenn ich daran erinnert werde, wie groß und weit und wunderbar es da draußen sein kann. Und zwar so, wie es ist.“

Seite 338



Doch bei der Liebe muss man manchmal nachhelfen. Das zumindest ist die Philosophie der Agenturen Tell it to my heart und Sweet nothings. Du suchst dir dein Match in einem Partnerportal deiner Wahl und die zeitraubende Arbeit der Kontaktaufnahme übernehmen Ghostwriter für dich. Ghostwriter wie Miles und Zoey, die dabei unerwartet im Namen ihrer Kunden miteinander schreiben – ohne das zu ahnen oder zu wissen, dass sie sich eigentlich flüchtig kennen und immer wieder aneinander geraten…



Tash Skilton ist das Pseudonym zweier Autorinnen, die diesen Roman gemeinsam geschrieben haben. Dabei sind unsere Protagonisten entstanden: Miles hat eine fürchterliche Trennung hinter sich und steht kurz davor, seinen Job zu verlieren. Und Zoey wurde von ihrer ehemaligen Chefin Mary nach New York geschickt, um dort auf eigenen Beinen zu stehen.



Für mich war „Morgen schreib ich dir ein Happy End“ ein Eintauchen in eine völlig neue Welt. Ebenso wie Zoey war ich nie zuvor in New York, auch ich kenne die Stadt nur aus Serien und Filmen. Und so wie sie finde ich sie zu groß, zu schräg, zu erschreckend. Mit ihr lerne ich Teile kennen, lasse mich in andere Ecken führen, aber die große Begeisterung bleibt bei mir aus.

Was für mich auch völlig neu war ist die Welt des Onlinedatings, dafür bin ich schon zu lange in einer Beziehung. Und so tue ich mir ein wenig schwer mit Kritikpunkten, weil ich glaube, dass vieles, das mir überzogen erscheint, tatsächlich sowas wie „normal“ ist…

Die Geschichte kommst erst mal nur langsam in Gang, manche Teile scheinen sich fast zu wiederholen. Doch ebenso wie Jude und Bree, für die sie schreiben, kommen sich Miles und Zoey näher und je weiter die Seiten voranschreiten, umso mehr spürt man das Prickeln zwischen ihnen. Was sie irgendwie zu verbinden scheint ist der fiktive Film „Undersea“, den Miles liebt und Zoey als Kind zuletzt gesehen hat. Und da wir als Leser kaum etwas darüber wissen, waren die Passagen darüber etwas mühselig für mich.

Genrell wirkte es manchmal so, als wollte man mit aller Gewalt die Außergewöhnlichkeit der Stadt und die Besonderheit der Menschen darstellen, auf mich wirkte es manchmal sehr übertrieben.

Ein wirkliches Highlight war Zoeys Exchefin Mary, die – einfach nur durchgeknallt ist, aber das Herzen am rechten Fleck hat und sie liebevoll immer wieder in die richtige Richtung pusht, wenn auch manchmal mit eigenwilligen Mitteln.

Leider hat mich das Ende der Geschichte trotz - oder vielleicht gerade wegen – des rasch noch eingebauten Dramas etwas enttäuscht und so bin ich am Ende etwas zwiegespalten. Auch wenn das Meiste so kommt, wie es kommen muss, hat mich der Schluss etwas enttäuscht.

Fazit: Eine außergewöhnliche Geschichte über eine mir völlig fremde Welt, leider nicht das volle Potential ausgeschöpft.