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Benutzername: 
claudi
Wohnort: 
Stuttgart
Über mich: 
Ich bin eine absolute Leseratte und lese sehr viele Bücher vorab, unter anderem bei lovelybooks und vorablesen. Meine Lieblingsbücher sind Krimis,Thriller, Biografien, Dramen, humorvolles, christliche Literatur, aber auch ab und an ein Liebesroman.

Bewertungen

Insgesamt 1158 Bewertungen
Bewertung vom 02.01.2023
Bernsteinsommer
Barns, Anne

Bernsteinsommer


ausgezeichnet

"Wahre Freunde sind wie ein Leuchtturm. Er schenkt Geborgenheit, wenn man in seiner Nähe ist und in der Ferne ein Licht." (Nicole Oesterwind)
Das Leben könnte so schön sein, denkt sich Christina. Mit ihrem Frankfurter Café, das mit Papas schönsten Bilder dekoriert ist, hat sie sich ihren Traum erfüllt. Wäre da nicht ihre baldige Scheidung und die stetig fortschreitende Alzheimererkrankung ihres Vaters, die ihm jede Lust zum Malen genommen hat. Außerdem belastet Christina und ihre Mutter sehr, dass er immer mehr in seine eigene Welt verschwindet. Als er eines Tages doch wieder nach seinen Malutensilien fragt, erscheint es ihnen wie ein Licht am Horizont. Bei der Suche entdeckt Christina einige alte Gemälde, die nicht von ihrem Vater stammen. Magisch angezogen von den malerischen Bildern Rügens, beschließt sie kurzfristig einen Urlaub dort zu verbringen, um auf die Suche nach der Künstlerin zu gehen. Wäre da nur nicht die Sehnsucht nach Lukas ihre ganz neu gewonnen Liebe. Jedoch auf der Suche nach der Vergangenheit findet sie nicht nur Neues über ihre Familie heraus und Antworten auf ihre Fragen, sondern jede Menge neue Freundschaften. ---

Meine Meinung:
Magisch angezogen von dem neuerlichen bezaubernden Cover, habe ich mich auf das neuste Buch von Anne Barns gefreut. Schon bei den ersten Seiten stellt sich bei mir wieder ein Wohlgefühl ein, das ich nur bei den Büchern dieser Autorin so erlebe. Der Schreibstil ist wieder einmal sehr lebhaft, mitfühlend, emotional und unterhaltsam, sodass ich das Buch nicht mehr zur Seite legen kann. Gerade jetzt in dieser Zeit hat es mich gefreut, dass ich mit dieser Geschichte ein bisschen Urlaub an der Ostsee machen konnte. Dazu verhilft natürlich wieder einmal ein Wiedersehen mit den bekannten Charakteren auf Rügen, die ich schon von anderen Büchern der Autorin kenne. Doch erst einmal zu Christina, den das Schicksal ihres Vaters mit der Alzheimer Erkrankung hat mich tief bewegt. Ich konnte mich förmlich in ihre belastende Situation hineinversetzen und bin gleichzeitig erstaunt, wie gut die Familie das Ganze meistert. Die guten Recherchen haben wieder einmal gezeigt, dass die Autorin hier ein sehr glaubwürdiges Krankheitsbild zu Papier gebracht hat. Und selbst die Einblicke auf Rügen und Hiddensee haben bei mir wieder Bilder von unserem damaligen Urlaub hervorgezaubert. Ich muss sagen, dass ausgerechnet ein Wasserrohrbruch Christinas Urlaubspläne schneller vorantreibt war wirklich eine gute Idee. Am meisten jedoch hat mich wieder einmal die herzliche Art gefreut, mit der sie von ihrer Tante Thea und ihren Freunden empfangen wird. Wie schon in den vorherigen Büchern wird Christina schnell im Kreis der Rügener Ludwig, Oma Annie, Pia, Katharina und Jana aufgenommen. Die traumhafte Landschaft mit Meer, Strand, Leuchttürme und Bernstein lässt sie sofort dahinschmelzen. Das ausgerechnet ein Abstecher zur malerischen Künstlerinsel Hiddensee dann ein Geheimnis lüftet, damit hatte nicht mal Christina gerechnet. Schön wäre es gewesen, wenn die Geschichte aus der Vergangenheit vielleicht noch ein bisschen ausführlicher und spektakulärer gewesen wäre. Natürlich kommt die Liebe zu Lukas, dem ehemaligen Auszubildenden ihres Vaters, den sie durch Zufall wieder gesehen hat, hier ebenfalls nicht zu kurz. Und wie in allen Büchern der Autorin dürfen natürlich hier nicht die besten Rezepte der Geschichte zum Nachbacken fehlen, die man am Ende des Buchs finden kann. Das dabei Theas sommerliche Christstollen schon auf ein weiteres Buch auf Rügen hinweist, freut mich umso mehr. Deshalb von mir 5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die Sehnsucht nach Urlaub, Liebe und Freundschaft haben.

Bewertung vom 02.01.2023
Und im Gepäck das Leben
Musser, Elizabeth

Und im Gepäck das Leben


ausgezeichnet

"Hab deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht" (Buchauszug)
Abbies Leben verändert sich gravierend, nach dem ihr Sohn Bobby eine Auszeit in Europa machen möchte, Jason aufs College geht. Doch dann bricht eine Welt zusammen, als ihr Ehemann Bill ihr eröffnet, dass ihre Kontrolle ihm zu viel geworden ist und er eine Auszeit braucht. Plötzlich steht sie ganz alleine in ihrem neu bezogenen Loft, in dem sie eigentlich mit Bill ihr weiteres Leben gestalten möchte. Als sie dann von Bobbys Plänen erfährt, auf dem Jakobswegs zu laufen, fällt sie für sich die Entscheidung und schmiedet Pläne. Obwohl sie ihr Vorhaben mehrmals anzweifelt, setzt sie es doch dann in die Tat um. Auf ihrer Pilgerreise begegnen ihr viele interessante Menschen, die ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen und sie lernt wieder mehr ihrem Glauben zu vertrauen. Mit der Journalistin Caroline, die über den Jakobsweg berichtet, Rasa einer jungen Flüchtlingshelferin, die ihre Erlebnisse aufarbeiten möchte, und Bobby, der in Rasa verliebt ist, stoßen weitere Personen mit Schicksalen dazu. Gemeinsam versuchen sie die Vergangenheit aufzuarbeiten, um eine neue Zukunft zu finden. ---

Meine Meinung:
Das schöne Cover passt sehr schon zu der Geschichte rund um den Pilgerweg und hat mich sofort fasziniert. Der Schreibstil ist lebendig, besonders durch die einzelnen Schicksale, Charaktere und die Beschreibung des Jakobswegs. Selbst wenn es mir zu Beginn etwas zu viele Schicksalsschläge erschien, muss sich sagen, dass es dieses Buch immer mehr belebt hat. Dadurch wird die Pilgerreise zu einer wirklichen Aufarbeitung für jeden Einzelnen, vor allem in Sachen Glaube und Gottvertrauen. Speziell hat mich dabei Abbie begeistert, wie sie an ihrer Kontrollsucht arbeitet und allmählich vieles loslassen kann, das sie versucht hat festzuhalten. Gerade durch die verschiedenen Wechsel der Handlungen bleibt das Buch für mich die ganze Zeit interessant. Herausragend fand ich die Abschnitte aus der Bibel und insbesondere die Gedanken, die sich Abbie dazu macht. Ebenso haben mich die einzelnen Schicksale fasziniert, die jeder anders auslebt, ob mit Traumas, Panikattacken oder einfach nur mit Überlastung. Da ist Caroline, deren beste Freundin vom Islam zum Christentum konvertiert und dann eines Tages mit ihrer Mutter verschwindet. Bis heute weiß sie nicht, ob Lola noch lebt, da man ihre Mutter wenig später tot auffindet. Rasa und ihre Familie haben bei der Flucht aus dem Iran viel miterlebt. Während ihre Eltern sich inzwischen in Österreich gut eingelebt haben, scheinen Rasa die Bilder und Eindrücke der Flucht noch immer zu belasten. Bobby möchte Kunst studieren, weil er das Talent zum Malen von seiner Großmutter Swannee mitbekommen hat und ihre Liebe zu Paris. Nun muss er nur noch seine Mutter davon überzeugen, dass er in Europa studieren möchte. Leider belastet ihn die Trennung seiner Eltern doch sehr. Zu sehen, wie das Wachsen im Glauben und die Veränderung in ihrem Leben voranschreitet, machen diese Geschichte lesenswert. Das gerade wegen des Jakobswegs hier die Themen Glaube, Aufarbeitung und Heilung im Vordergrund stehen, fand ich sehr überzeugend. Schön, dass ich miterlebe, wie die Personen sich hier nach und nach verändern. Es zeigt mir, dass die Charaktere hier sehr gut ausgearbeitet sind. Außerdem habe ich den Eindruck, dass die Autorin selbst schon den Jakobsweg gelaufen ist, so überzeugend sind die Beschreibungen. Schade nur über die vielen französischen Begriffe und Sätze, die nicht übersetzt wurden. Trotzdem ein Buch, das ich definitiv weiterempfehlen möchte, wenn man sich mit Pilgerreisen, Glaube und Aufarbeitung befasst. Von mir gibt es deshalb 5 von 5 Sterne für die Geschichte.

Bewertung vom 02.01.2023
Das Geheimnis des Schärengartens (eBook, ePUB)
Grübl-Widmann, Eva

Das Geheimnis des Schärengartens (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Wer die Vergangenheit ignoriert, ist dazu verdammt, sie immer wieder zu durchleben!" (Buchauszug)
Nach der Trennung ihres Mannes muss Mona auch noch kurz danach den Tod ihrer Großmutter verkraften. War sie doch immer eine große Stütze für sie, nachdem sie ihre Mutter nie kennengelernt hat. Allerdings findet Mona beim Durchsuchen ihrer Unterlagen zahlreiche Bilder und einen Vertrag für ein Häuschen im schwedischen Schärengarten. Aber warum hat Frida jeden Sommer dort verbracht, ohne Mona was davon zu erzählen? Diese Frage lässt sie nicht los weshalb sie nach Schweden reist. Sie lernt Leo kennen, den Enkel von Fridas Freundin Gisela und seinen sonderbaren Freund Tim. Beide unterstützen sie bei ihrer Suche nach Antworten. Mit Giselas Hilfe erfährt sie von der schwierigen Nachkriegszeit Münchens und Fridas Geheimnis, das sie nie verraten hat. ---

Meine Meinung:
Das Cover mit der Hütte am See stimmt mich schon mal auf die Geschichte ein. Der Schreibstil ist flüssig, lebhaft, bewegend, emotional und in zwei Zeitebenen und verschiedene Handlungsstränge ein. Dies ist mein erstes Buch der Autorin und ich bin recht schnell gefesselt von ihrem Schreibstil und dem Plot. Mit einem Familiengeheimnis, das fast ein halbes Buch einnimmt, hatte ich nicht gerechnet, war jedoch positiv überrascht. Den gerade die Erzählung von Frida und Giselas Erlebnissen im zerbombten München sind es, die mich hier emotional außerordentlich berühren. Ebenso wie das tragische Schicksal von Theo und seiner Familie, die aus Schlesien flüchten mussten. Es geht nicht nur um Themen wie Krieg, Hunger, Ängste, Lügen und Liebe, sondern ebenso um Rassismus und die vielen anderen Probleme, die hier sehr drastisch aufgeführt werden. Es erschüttert mich zu erleben, welche Einstellung manche nach dem Krieg immer noch haben, und ich bin fassungslos, was Frida und Gisela alles über sich ergehen lassen müssen. Bisher habe ich solche Erlebnisse zwar schon öfters gehört und gelesen, doch noch nie so detailliert und bewegend wie hier. Dass Frida ihr weiteres Leben dann auf Lügen aufbaut, mit denen sie besonders ihre Enkelin Mona hintergeht, kann ich nicht fassen. Es wäre für sie sicher besser gewesen, hätte sie viel früher jemand eingeweiht, statt es mit ins Grab zu nehmen. Gut zu spüren sind vor allem die Nöte, unter denen die Bevölkerung zu jener Zeit leidet. Es fehlt an allem besonders Nahrungsmittel und Heizmaterial ist schwierig zu bekommen. Es erschüttert mich zu lesen, dass viele in Menschen in Ruinen frierend leben mussten. Zwar habe ich schon oft Nachkriegsbücher gelesen, doch diese ausführliche Darstellung übertrifft alles, weil sie so lebhaft geschildert wird. Dabei kann ich gut nachvollziehen, wenn man später lieber nichts mehr seiner Familie erzählen möchte. Auch ihre Charaktere hat die Autorin sehr gut ausgearbeitet. So erlebe ich, um nur ein paar zu nennen, eine lebenslustige, starke Frida, die nach und nach zur verbitterten Frau heranreift. Gisela, die selbstbewusst, gut aussehend und bei den Männern nichts anbrennen lässt. Theo zwar beeinträchtigt durch eine Kriegsverletzung, ist jedoch trotzdem stark, zuverlässig und fürsorglich. Die Autorin hat in diesem Buch recht viele heftige Schicksale und bewegende Biografien geschildert, weshalb sie von mir 5 von 5 Sterne für dieses Buch bekommt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.01.2023
Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau
Brown, Karma

Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau


sehr gut

"Erwarten sie nicht, dass das Leben eitel Sonnenschein bereithält. Und ohne Wolken hätten sie keine Gelegenheit, ihrem Mann zu beweisen, was für eine gute Partnerin sie sein können." (Buchauszug)
Das frisch verheiratete Ehepaar Alice und Nate haben in einen New Yorker Vorort ein altes Haus gekauft. Obwohl es an dem Haus viel zu tun gibt und es von Beginn an nicht ihre erste Wahl ist, freundet sich Alice immer mehr damit an. Im Keller findet sie ein altes Kochbuch aus den 50er-Jahren und auch über den Garten freut sie sich immer mehr. Sie beginnt sich immer häufiger in die Rolle von Nellie hineinzuversetzen. Was sicher an Nellies Briefen liegt, die sie von ihrer Nachbarin Sally bekommt, um ein Buch zu schreiben. In diesen offenbaren sich ihr allerdings nach und nach Nellies Geheimnisse. ---

Meine Meinung:
Das Cover einer Hausfrau aus den 50er-Jahren passt sehr gut zum Buch. Eindrucksvoll zieren außerdem vor jedem Kapitel alte Zitate, Sprüche oder Haushaltstipps und gelegentlich gibt es noch das Rezept aus dem Text dazu. Der Schreibstil ist lebendig und interessant, besonders da der Wechsel zwischen dem Leben von Alice und Nellie die Spannung aufrecht erhält. Ich habe dadurch immer wieder das Gefühl, demnächst müsste nun endlich etwas passieren. Allerdings fand ich Nellies Geschichte aus der Vergangenheit weitaus interessiert als die von Alice. Ihre Geschichte finde ich dagegen ein wenig überzogen, dadurch wirkt sie auf mich größtenteils unglaubwürdig. Auch mit den recht simplen Rezepten kann ich wenig anfangen. Sie passen zwar zu den 50ern, allerdings dass jemand davon satt werden soll, kann ich mir nicht vorstellen. Im Plot selbst geht es um das Leben von zwei Ehefrauen. Nellie, die Richard geheiratet hat und dadurch auf ein besseres Leben als Ehefrau hofft. Doch Richard entpuppt sich mehr und mehr zum Gewalttäter, der nicht davor zurückschreckt, seine Frau zu schlagen. Je tiefer wir in Nellies Leben eintauchen, desto mysteriöser und geheimnisvoller wird es. Dadurch, dass es in den 50er-Jahren spielt, wo die Männer noch das Sagen über ihre Ehefrauen haben, wird das Ganze für Nellie immer bedrohlicher. Alice dagegen ist die moderne Frau des 21. Jahrhunderts, die sich immer mehr in ihr eigenes Lügennetz verstrickt, was ich irgendwie so gar nicht verstanden habe. Den Nate ist ein wirklich sympathischer und netter Mann, dem sie durchaus alles anvertrauen kann. Zwar hat er auch ein paar Fehler, die man jedoch sicher mit Gesprächen hätte ausräumen können. Doch dazu ist Alice nicht in der Lage, sicher weil sie es nicht gewohnt ist zu versagen. Darum wirkt die Ehe auf mich zusehends angespannt und ich empfinde Alices Leben meist übertrieben und unglaubwürdig. Ansonsten sind die Charaktere gut durchdacht. Besonders die authentisch liebenswerte Nellie hat es mir angetan. Den despotischen, aggressiven Richard fand ich schrecklich, ebenso wie die intrigante Alice. Nate war zwar in einigen Punkten etwas übergriffig, doch ansonsten charmant und fürsorglich. Selbst wenn man im Laufe des Buchs erahnt, auf was die Geschichte hinausläuft, macht es die Autorin doch spannend. Das Ende des Buchs hätte ich irgendwie anders erwartet, deshalb gibt es von mir 3 1/2 von 5 Sterne.

Bewertung vom 02.01.2023
Weihnachtsglück in Ivy Hill
Klassen, Julie

Weihnachtsglück in Ivy Hill


ausgezeichnet

"Man hat eine Familie, damit sie einen in Verlegenheit bringt. Sei froh, dass du alleine bist." (Buchauszug)
London 1822: Richard Brockwell liebt sein Leben und die Unabhängigkeit, die er in London hat. Was er sicher seiner gut situierten Familie verdankt. Allerdings besteht seine Mutter nun darauf, dass er das Weihnachtsfest in Ivy Hill verbringt und das nicht ohne Grund. Mrs. Brockwell möchte ihrem Sohn klarmachen, das die schönen Zeiten vorbei sind, die er Wohlstand in London leben konnte. Außerdem möchte sie ihm Arabella Awdry als Ehefrau ans Herz legen. Jedoch sträuben sich beide gegen die Absichten ihrer Eltern, den sie haben andere Pläne für ihr Leben. Allerdings lernen sie sich im Laufe des Fests immer besser kennen und gehen sich nicht mehr aus dem Kopf. Doch während Arabella zu ihrer Tante nach London möchte, beginnt Richard ein neues Leben in Ivy Hill. Ob sie sich jemals wiedersehen? ---

Meine Meinung:
Gerade das wunderschöne Cover passt zu der vorherigen Trilogie von Ivy Hill. Diese Weihnachtsgeschichte lässt mich in Gedanken wieder zu den alten Bekannten aus diesem heimeligen Städtchen reisen. Allerdings kann man diese Geschichte sehr gut auch ohne Vorkenntnisse lesen. Eine Weihnachtsfeier in einem so großen Kreis im Hause Brockwell ist schon etwas Besonderes. Wieder einmal erlebe ich, wie ab einem gewissen Stand damals die Eltern Einfluss gegenüber ihren Kindern hatten, selbst wenn diese längst erwachsen sind. Richard hat eine gewisse Verpflichtung, was ihn allerdings so gar nicht zu interessieren scheint. Recht schnell schleicht sich bei mir ein wohliges Gefühl ein, bei so einer schönen Weihnachtsfeier, bei der nicht nur die Familie, sondern auch viele Freunde dabei sind. Die Autorin hat den Flair dieser Zeit wieder wirklich beeindruckend dargestellt. Sei es das große Essen, den Kirchenbesuch oder die Spaziergänge im Schnee, ich habe das Gefühl, mit dabei zu sein. Dabei wirkt der anfänglich etwas überhebliche Richard im Laufe der Geschichte immer herzlicher und sympathischer auf mich. Arabella dagegen finde ich zu Beginn recht natürlich liebenswert und charmant. Erst später empfinde ich dann beide doch als ein wenig stur und uneinsichtig. Gut dagegen finde ich, dass die Autorin auf die Armut in der Gesellschaft eingeht. Hier haben mir Richards Ideen, seine Umsetzungen und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sehr beeindruckt. Man spürt, wie sehr er sich der Familie Reeves verbunden fühlt. Genauso begeistert mich, wie er sich für den kleinen Waisenjungen Jamie einsetzt. Schade finde ich nur, dass ich zu wenig von Richards Vergangenheit erfahre. Es hat mich gefreut, wieder von einigen Charakteren aus den anderen Büchern zu erfahren. Bedauerlich fand ich, dass zwar viele christliche Werte und der Kirchenbesuch in dem Buch auftauchen, doch ansonsten wenig Christliches in diese Geschichte einfloss. Hier hätte ich doch ein wenig mehr erwartet gerade zur Weihnachtszeit. Trotzdem kann mich die Autorin mit ihrer historischen Weihnachtsgeschichte überzeugen. Man merkt, dass sie eine besondere Liebe für diese Zeit hat, darum gibt es 4 1/2 von 5 Sterne von mir.

Bewertung vom 02.01.2023
Das verschlossene Zimmer
Givney, Rachel

Das verschlossene Zimmer


gut

„Oh ja, die Vergangenheit kann wehtun. Aber wie ich das sehe, läuft man entweder davon oder man lernt daraus.“ ( aus Der König der Löwen)
Krakau 1939: Polen steht kurz davor, von Deutschland eingenommen zu werden und alles steht auf Krieg. Unterdessen beschäftigen die 17-jährige Marie ganz andere Fragen, nämlich wer ist ihre Mutter. Warum verschwand sie und hat sich bisher nie wieder gemeldet? Ihr Vater Dominik Karski ist ein angesehener Arzt in Krakau, lässt sie jedoch seit Jahren im Ungewissen, was ihre Mutter betrifft. Selbst in seinem verschlossenen Zimmer findet sie keine Antworten. Das Medizinstudium wird ihr verwehrt, stattdessen möchte Dominik, dass sie heiratet. Für Marie kommt dafür jedoch nur einer infrage, nämlich Jugendliebe Ben Rosen. Doch der ist ausgerechnet Jude, was in diesen Zeiten nicht gerade einfach ist. Wird sich Marie durchsetzen? ---

Meine Meinung:
Das unscheinbare Cover hat für mich so gar keinen Bezug zum Inhalt. Vor allem, da Marie für das verschlossene Zimmer keinen Schlüssel hat. Die Geschichte selbst hat mich jedoch in vielerlei Hinsicht eher enttäuscht als überrascht. Der Schreibstil ist zwar flüssig und unterhaltsam, doch werden viele Handlungen begonnen und verlaufen dann im Sande. Genauso hat sie Charaktere eingeführt, bei der ich eine Wendung erwartet habe, die dann jedoch nicht stattfand. Die Handlung selbst spielt zum einen in der Gegenwart Krakaus sowie der Vergangenheit von Maries Mutter in Lemberg. Dominik präsentiert sich als vorbildlicher, fürsorglicher Vater, was ich allerdings viel zu übertrieben empfand. Nicht nur, dass er seine Tochter bekocht und sogar ein Kleid näht. Er nimmt ihr im Grunde alles ab, obwohl sie das als junge Frau durchaus alleine tun kann. Gleichzeitig traut er ihr nichts zu, nicht einmal bei ihrem Wunsch Ärztin zu werden, unterstützt er sie. Dieses Verhalten passt für mich so gar nicht in die Zeit um 1939 und ich empfinde es zu konträr. Dazu wirkt er auf mich oft gefühlskalt und distanziert. Dann jedoch rebelliert Marie, das eher naive Mädchen wird plötzlich so selbstständig, dass sie konvertiert, ohne vorher ihren Vater zu fragen. Auch dies fand ich dies total übertrieben, da Marie einerseits naiv bleibt, was die Probleme des Alltags und der Juden betrifft, dann wiederum hochintelligent daherkommt und alles schafft, was ihr im Weg steht. Gleichzeitig bekommt sie die ersten Probleme mit Juden- und Frauenfeindlichkeit zu spüren, die im Land zunehmen. In der Zwischenzeit erfährt der Leser mehr über das Geheimnis um Mutter Helena, das gegen Ende zu recht interessanter war. Dadurch hat die Autorin bei mir Pluspunkte gesammelt, weil ich Helenas Probleme und Handeln verstehen konnte. Trotzdem finde ich, dass die gesamte Geschichte Helenas total übertrieben und zum großen Teil unglaubwürdig bleibt. Sie würde meiner Ansicht nach eher in die heutige Zeit passen. Die meisten Charaktere im Buch blieben für mich weitestgehend emotionslos und wurden maßlos übertrieben. Dominik, Helena und Marie erscheinen wie Übermenschen, die alles Können und nirgendwo Schwächen haben, geschweige den zeigen. Selbst das Schießen lernt Dominik aus einem Buch und trifft bei jedem Schuss. Für mich hat sich dieses Buch immer mehr zu einer unglaubwürdigen Story entwickelt, die meiner Ansicht nach so gar nicht in die Zeit passt. Selbst ihre Recherchen, die Rachel Givney wohl extra nach Polen geführt hat, kamen für mich so gar nicht zum Tragen. So bleibt mir Krakau genauso unbedeutend in Erinnerung wie die polnische Bevölkerung, die sie hier präsentiert. Am Ende ist es sogar offen, was aus den ganzen Charakteren wird, und es schreit förmlich nach einer Fortsetzung. Von mir gibt es nur 3 von 5 Sterne für die ausgedachte Geschichte, die mich mehr enttäuscht als überrascht hat.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.01.2023
Der kleine Laden am Meer
Lowe, T. I.

Der kleine Laden am Meer


ausgezeichnet

"Ich, der Herr habe Frieden für euch im Sinn und will euch aus dem Leid befreien. Ich gebe euch wieder Zukunft und Hoffnung." (Jer. 29;11)
Opal Gilbert renoviert alte Möbel oft für eine andere Verwendung und hat dabei ihren Spaß und Berufung gefunden. In ihrem Laden mit dem passenden Namen "Bless This Mess" hängen die Stücke sogar von der Decke. Dringend benötigt sie Hilfe für schwere Möbel oder beim Ausliefern. Eines Tages tritt deshalb Lincoln Cole in ihr Leben. Der ehemalige Soldat wurde bei seinem letzten Einsatz schwer verletzt, sodass nicht nur sein Körper, sondern vor allem seine Seele getroffen wurde. Als nach einem Sturm Opals Laden schwer zerstört wird, bietet Lincoln seine Hilfe an. Dabei bemerkt Opal, dass er dringend Gebet braucht, die er bei ihr durch eine Muschel zugesteckt bekommt. Mit der Zeit fühlt sich Lincoln immer mehr zu ihr hingezogen. Doch bevor er eine neue Zukunft beginnen kann, muss er erst mal die Scherben aus der Vergangenheit zusammenkehren. ---

Meine Meinung:
Das tolle Cover mit dem Laden am Meer hat mich sofort bezaubert und neugierig auf diese Geschichte gemacht. Die Idee mit den extravaganten Möbeln, die mit viel Liebe zum Detail umgestaltet werden, überzeugt mich. Lincolns Leben hat einen leichten Bezug zur biblischen Geschichte um den verlorenen Sohn. Zu Beginn tat ich mich etwas schwer mit der Geschichte und konnte mich vor allem nicht gut in die Charaktere hineinversetzen. Opal und ihre Freundinnen habe ich mir wesentlich älter vorgestellt. Was sicher an dem Strickklub lag, bei dem sie sich immer wieder trafen und den ich eher für ältere Damen dachte. Schön finde ich, dass sie in ihrem Laden nicht nur ihre Berufung für Restauration auslebt, sondern zudem immer ein offenes Ohr für ihre Freunde und Mitmenschen hat. Dabei spielt insbesondere der Glaube eine große Rolle in ihrem Leben. Sie beschenkt Menschen, für die sie jeweils ein Gebet hat, mit einer Muschel. Der ehemalige Soldat Lincoln hingegen ist wegen einer schweren Verletzung vom Dienst ausgeschieden und sucht nun eine neue Perspektive. Eine unkontrollierte Aktion und sein Freund August hat ihn in die Einsamkeit dieser Kleinstadt geführt. Allerdings belastet es seine Seele schwer und er mutet sich viel zu viel zu, sodass er immer wieder Probleme mit seiner Knieverletzung bekommt. Opal spürt, dass er etwas mit sich herumschleppt und dringend aufgearbeitet werden muss. Doch Lincoln ist zu stolz, um sich von jemandem helfen zu lassen. Erst als er ihr bei den Schäden am Laden hilft, bekommt er nach und nach Vertrauen und es entsteht eine Freundschaft. Bis sie von seinen Schuldgefühlen erfährt, die ihn immer mehr in die Tiefe ziehen. Leider brauchte ich eine ganze Weile, bis ich mit Opals chaotischen Charakter zurechtkam. Was das Thema Arbeit und Glaube betrifft, ist sie hingebungsvoll, akribisch und genau. Doch ansonsten eher chaotisch, etwas flippig, durchgeknallt, aber liebenswert und mitunter recht speziell. Ich kann gut verstehen, wen sich Lincoln schwer mit ihr tat. Er hingegen ist ein zurückhaltender, stolzer Mann, der jedoch sein Herz am rechten Fleck hat, man muss nur erst zu ihm durchdringen. Für die Nebendarsteller hatte sie ebenfalls interessante Storys, die bedauerlicherweise nicht vertieft wurden. Ob es dazu weitere Bücher geben wird, bleibt abzuwarten. Es wäre sicherlich schön, den diesbezüglich waren bei mir am Ende noch viele Fragen offen. Überrascht und erfreut hat mich, wie sehr das Thema Glaube und Gebet in die Geschichte miteingeflossen ist. Allerdings empfand ich die Herzlichkeit der Bewohner mitunter doch etwas zu übertrieben dargestellt. Da ist manchmal weniger mehr, deshalb gibt es diesmal nur 4 1/2 von 5 Sterne.

Bewertung vom 02.01.2023
Reden ist Silber, Schweigen dein Tod
Goddard, Elizabeth

Reden ist Silber, Schweigen dein Tod


ausgezeichnet

"Du aber tritt für die Leute ein, die sich selbst nicht verteidigen können! Schütze das Recht der Hilflosen!" (HfA Spr. 31; 8)
Journalistin Rae Burke ist immer für eine gute Story zu haben, dabei riskiert sie auch gerne mal ihr Leben dabei. Doch dieses Mal geht es um eine private Angelegenheit. Ihr Bruder Alan hat sie gebeten ihm zu helfen, weil seine Frau Zoey seit Tagen verschwunden ist. Es muss etwas passiert sein, den sie würde niemals ihre Tochter Callie, die Autistin ist, solange alleine lassen. Zoeys schwierige Vergangenheit kennt Rae allerdings lange nicht alles, weshalb sie jetzt dringend mehr erfahren muss. Dabei hofft sie auf die Unterstützung von Liam McKade einem ehemaligen Undercover-Ermittler. Allerdings haben sie die beiden beim letzten Mal nicht gerade im Guten getrennt und dies, obwohl sie sich fast ineinander verliebt hatten. Wer kann da schon ahnen, dass sie sich erneut in ein gefährliches Abenteuer stürzen. ---

Meine Meinung:
Wieder geht es im dritten Band um die Familie McKade. Dieses Mal ist es Liam, ein ehemaliger Polizist, der undercover im Drogenmilieu gearbeitet hat. Nachdem er nun nicht mehr für die Polizei arbeitet, ist er auf der Suche, was er mit seinem Leben anfangen soll. Am liebsten wäre es seinem Bruder Heath, wenn er mit auf der Esmeralda M Ranch anpackt. Doch Touristen herumführen ist nichts für ihn, Liam braucht das Abenteuer. Da kommt die Anfrage von Rae, sie bei ihrer Suche nach Zoey zu unterstützen, gerade recht. Zumal sie recht schnell merken, dass jemand sie beobachtet, dem die Suche nach Zoey so gar nicht passt. Fortan müssen sie also nicht nur ihre Schwägerin finden, sondern ebenso um ihr Leben bangen. Doch wer steckt hinter alldem etwa Zoeys ehemaliger Stalker oder will sich gar jemand ganz anderes an ihnen rächen? Der dritte Band der Uncommon Justice Reihe führt uns wieder in die Kleinstadt Jackson Hole mit seiner atemberaubenden Kulisse der Rocky Mountains. Der Schreibstil ist wieder locker, spannend in kurzen Kapiteln mit einer kleinen Prise Glauben versehen. Diesmal ist es Winter und ich bekomme einen ganz anderen Einblick von dem Setting. Gerade die winterliche Kulisse gibt noch einen besonderen Flair, wenn es beispielsweise zu einer Verfolgungsjagd auf Skiern oder ein Schneesturm aufkommt und man abgeschnitten von der Außenwelt in einer Hütte auf Hilfe hofft. Genauso wie in den anderen beiden Büchern der Reihe bleibt auch hier bis zum Ende hin spannend. Vor allem, weil die Autorin ein gutes Gespür hat, den Leser an der Nase herumzuführen. Ebenso können die Charaktere wieder überzeugen. Da ist der sympathische, hilfsbereite Liam, der hier recht authentisch dargestellt wird. Rae ist charmant, sehr enthusiastisch und verbissen, was ihren Beruf als Journalistin anbelangt. Was sicher daran liegt, dass sie ihrem Vater nacheifern möchte. Einerseits kommt sie mir sehr selbstbewusst vor, doch mitunter spüre ich bei ihr Verunsicherung. Der recht schlüssige Plot brilliert vor allem immer wieder durch unerwartete Wendungen und dem Einfluss von Glaube und Gebet. Was deshalb die Geschichte recht unvorhersehbar gestaltet und darum am Ende mit einer Überraschung und dem Showdown aufwartet. Allerdings kann dieses Buch durchaus von Lesern, die nichts mit dem Glauben am Hut haben, gelesen werden. Der dritte Band konnte mich wieder einmal überzeugen und ich hoffe auf weitere gute Bücher der Autorin, deshalb erneut 5 von 5 Sterne von mir.

Bewertung vom 02.01.2023
Schatten über Saint-Tropez / Conny von Klarg Bd.1
Vöhringer, Sabine

Schatten über Saint-Tropez / Conny von Klarg Bd.1


ausgezeichnet

"Le Terrain-Mer, sie vergaß Zeit und Ort, so gebannt saugte sie den Anblick der Bucht von Saint Tropez in sich auf." (Buchauszug)
Gerade erst in ihrem neuen Job als Reisejournalistin bei La Voyagette, möchte Conny von Klarg ihre mütterliche Freundin Simonette Bandelieu in St. Tropez interviewen. Ihr Hotel haben schon Prominente wie Brigitte Bardot oder Romy Schneider und Alain Delon besucht. Angekommen sieht sie gerade noch, wie man Simonette abführt. Sie soll den Milliardär Henri Moreau ermordet haben. Conny ist sofort von ihrer Unschuld überzeugt, den sie könnte niemandem etwas zuleide tun. Bei ihren Recherchen stößt sie auf mehrere Geheimnisse in der Vergangenheit. Hilfe erhält sie von Jacques Viscard Simonettes Lebensgefährte und der Chef de la Police Yvonne Saigret. Allerdings wie soll sie Simonette helfen, wenn sie schweigt wie ein Grab? Doch Conny wäre nicht Journalistin, wenn sie nicht wüsste, wie man an Informationen kommt. ---

Meine Meinung:
Das wundervolle Cover erinnert mich sofort an Südfrankreich und Urlaub. Der intensive, unterhaltsame Schreibstil hat vieles von einer Kriminalgeschichte und Reisebericht. Dazu recht viel historische Information, wie ich es nicht anders kenne von der Autorin. Ermittlungen mit einer Journalistin ist mal etwas ganz anderes für mich. Besonders da Conny noch mehr auf sich selbst aufpassen muss, so ganz ohne Pistole und Kollegen, die ihr helfen können. Den Felix, ihren Ex-Freund möchte sie nicht um Hilfe bitten. Dass man ausgerechnet ihre Freundin des Mordes verdächtigt, tritt sie schwer, ist sie doch wie eine Mutter für sie. Merkwürdig dagegen findet Conny die Familie Ruon, die Verwandten von Simonette, die ebenso verschwiegen sind wie sie selbst. Was verheimlichen alle vor Conny und der Polizei und warum? Mysteriös wird es, als man ein Bild und weitere Kunstobjekte von Simonette entwendet, die bei Jacques für sie aufbewahrt waren. Wer wusste davon, dass die Objekte bei ihm gewesen sind? Conny recherchiert in Simonettes Vergangenheit und erfährt von Dominique, einer jungen Frau, die recht früh verstorben ist. Komisch ist nur, warum möchte ihr niemand über sie erzählen. Conny ist sich sicher, einige haben etwas zu verbergen. Ich kenne die Autorin bisher von ihren ausführlichen Krimis aus München. Dass es dieses Mal nach Frankreich geht, hat mich überrascht. "Da sitze ich bei eisgekühltem Pastis mit Zitronenzesten und Blicke auf den Hafen", beschreibt die Autorin. Ich ahnte ja nicht, dass sie selbst ein Jahr in Frankreich gelebt hat und von daher schon immer ein Faible für dieses Land hat. Dies spüre ich besonders an ihren Beschreibungen von St. Tropez, aber auch von der Lebensweise der Franzosen. Ebenso haben die Charaktere ihren speziellen französischen Charme und das nicht nur, weil sie französische Namen haben. Schwer getan habe ich mich allerdings mit den französischen Wörtern, die jedoch von der Autorin freundlicherweise übersetzt oder umschrieben waren. Zwar hatte ich einige Male einen Verdacht, doch trotz allem war die Auflösung am Ende dann überraschend gewesen. Ebenso freue ich mich noch mehr über die Charaktere Conny und Felix zu erfahren. Von mir gibt es 5 von 5 Sterne für dieses Buch und die Umsetzung.

Bewertung vom 02.01.2023
Tür im Sand
Stranzl, Nicole

Tür im Sand


ausgezeichnet

"Vielleicht kann ich dich eines Tages ansehen, ohne dass es wehtut. Vielleicht kann ich eines Tages deinen Namen hören, ohne innerlich zu zerbrechen." (Pinterest)
Bei seinem Einsatz für Ärzte ohne Grenzen, lernt Luca Salieri den amerikanischen Soldaten Jack kennen und lieben. Als er wenig später im Operationssaal überfallen und entführt wird durch die Taliban, sucht Jack verzweifelt nach ihm. In Italien trösten sich dann Jack und Lucas Zwillingsschwester Sofia gegenseitig bei ihren Sorgen um ihn. Doch kurz darauf ist Sofia schwanger von Jack. Als Luca 6 Monate später von Soldaten befreit wird, bricht eine Welt für ihn zusammen, als er davon erfährt, den Jack ist die Liebe seines Lebens. Wie soll er so weiterleben, wenn er seine verlorene Liebe immer vor Augen hat? Doch das Schicksal schlägt erneut zu und für die Salieris bricht eine Welt zusammen. ---

Meine Meinung:
Die Geschichte um die Liebe dreier Menschen steckt voller Dramatik und Emotionen. Aber auch von einem Einblick in die Besatzungszeiten Afghanistans, wo Soldaten und Helfer versuchen, den Menschen dort zu helfen. Das dieses oft nicht ohne Trauma abläuft, erlebe ich in dieser Geschichte. Nicht nur das Luca von der Entführung und der Folter traumatisiert ist, sondern zusätzlich bei dem Befreiungsakt ein Junge zu Tode kam, der ihm sehr am Herzen lag. Allerdings trifft es ihn noch härter, als er erfährt, das Sofia ein Kind von Jack erwartet. Musste es ausgerechnet Jack die Liebe seines Lebens sein, von dem sie schwanger ist? War seine Liebe es doch, die ihm die ganze Zeit der Gefangenschaft geholfen hat zu überleben. Wie soll er so nun in seiner Heimatstadt wieder Fuß fassen und seiner Familie gegenübertreten, wenn er immer wieder Jack vor Augen hat? In Nicole Stanzls neustem Buch geht es um viele Schicksalsschläge und Traumata. In verschiedenen Handlungssträngen lässt sie uns hauptsächlich die Gefühlswelt von Luca, aber auch von Jack und Sofia spüren. Wir erfahren mehr über die Gefangenschaft bei den Taliban und Lucas Ängsten während dieser Zeit. Sie lässt uns zudem teilhaben über die Zerrissenheit und Verzweiflung zwischen der Liebe zu Jack und seiner Schwester Sofia. Als sich dann ein erneuter Schicksalsschlag anbahnt, versucht Luca alles zu tun und zerbricht fast selbst daran. Besonders beeindruckend sind die Charaktere hier ausgearbeitet, allen voran Luca. Man leidet förmlich mit bei seinen Schicksalsschlägen und dem Wechselbad an Gefühlen. Ich kann mir ihn bildlich gut vorstellen, so gut sind die Beschreibungen von ihm. Selbst Jacks sprunghafte Liebe zwischen Luca und Sofia konnte ich nachvollziehen. Beeindruckt hat mich besonders Lucas Standhaftigkeit, der trotz seiner starken Liebe zu Jack ihn für Sofia loslässt. Genauso gut dargestellt ist die posttraumatische Belastungsstörung, die Luca immer wieder in seine Gefangenschaft zurückwirft. Ebenso spüre ich Jacks Zwiespalt zwischen seiner sexuellen Orientierung und dem Hang zum Alkohol. So versucht er alles im Rausch zu vergessen, was nicht funktioniert. So versucht er alles im Rausch zu vergessen, was nicht funktioniert. Eine glaubwürdige Geschichte, die immer wieder mit Überraschungen aufwartet und trotz Vorhersehbarkeit am Ende für mich interessant blieb. Störend fand ich nur ab und zu die häufigen Wiederholungen von Lucas Gefühlen zu Jack, da ist oft weniger mehr. Deshalb bekommt das Buch von mir 4 1/2 von 5 Sterne.