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buecherwurm_01
Wohnort: 
Heinsberg

Bewertungen

Insgesamt 247 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2020
Die Dirigentin
Peters, Maria

Die Dirigentin


ausgezeichnet

Eine Frau, die früh weiß, was sie will. Als Immigrantin in die USA gekommen, hat sie einen großen Traum. Um diesen zu verwirklichen, muss sie viele Hindernisse nehmen und ihre große Liebe ziehen lassen. Zudem wird sie nicht ernst genommen, aber sie meistert alle Hürden mit der ihr eigenen Willensstärke, um ihren Traum, als erste Frau ein Orchester zu dirigieren, zu verwirklichen.

Dieses Buch hat mich fasziniert, ich habe es schnell gelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie der Lebensweg von Antonia Brico verläuft. Es hat mir gut gefallen, dass ihre Geschichte aus drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird. Der Schreibstil ist fesselnd und man folgt der Dirigentin auf fast intime Art und Weise. Man leidet mit ihr, wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht, man freut sich mit ihr auch über kleinste Erfolge; man lacht und weint, wenn auch sie so fühlt.

Die Biographie in Romanform über die erste weibliche Dirigentin zeigt auf anschauliche Art und Weise, welche Schwierigkeiten Frauen zu Beginn de 20. Jahrhunderts hatten, ihre beruflichen Wünsche zu verwirklichen und dem Gehorsam Eltern und Ehemann gegenüber zu entkommen. Die Autorin zeigt anhand des Lebenswegs einer faszinierenden Persönlichkeit, dass es Frauen möglich war, ihren eigenen Weg zu gehen; auch wenn viele Steine ihren Weg pflastern und hierfür ein starker Wille notwendig war. Dieser sehr gut recherchierte Roman ist absolut empfehlenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2020
Die Marschallin
Del Buono, Zora;Del Buono, Zora

Die Marschallin


sehr gut

Der Roman erzählt von Zora Del Buono, einer slowenischen Kommunistin, die durch ihre Heirat mit einem italienischen Radiologen den Großteil ihres Lebens in Bari verbringt. Ihre politische Gesinnung hält sie nicht davon ab, kapitalistische Vorzüge für ihre Familie zu nutzen.

Den Beginn des Buches fand ich etwas schleppend, das Leben in Slowenien ist wenig spannend und aufgrund des nüchternen Sprache der Autorin fast langweilig. Die Geschichte nimmt an Fahrt auf und ist auf unterschiedlichen Ebene interessant. Die Themen sind facettenreich und gut recherchiert. Der Faschismus in Italien rund um Mussolini ist sicherlich vielen bekannt, das Gegenspiel der Kommunisten auch. Aber die fundierten Details zu den Ereignissen in Slowenien in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts waren für mich neu und so geht es wohl auch anderen Lesern. Dieser Teil war interessant und lesenswert, wenn auch die Sprache oft etwas zäh ist.

Die Lebensgeschichte einer Frau mit starken Willen, die einige prominente Zeitgenossen kennenlernt, wird von ihrer Enkelin erzählt. Man erkennt, dass sie einen tiefen Einblick in deren Leben hatte; auch der Abschluss im Jahr 1980 zeigt in einem letzten Rückblick, was ihre Großmutter ausgemacht hat. Das Buch zeigt auch, dass zu dieser Zeit die Frauen keine Rechte, sondern hauptsächlich Pflichten hatten.

Ich habe es selten erlebt, dass ein Buchtitel so passend ist. Der Charakter der Protagonistin entspricht den Wesenszügen, die im allgemeinen einer Person des Titels zugeordnet werden. Sie übernimmt sowohl im privaten wie auch im politischen Bereich das Kommando, solange es ihr möglich ist.

Ein interessanter Roman, der leider durch einige Längen etwas an Überzeugung vermissen lässt. Dennoch ist er lesenswert.

Bewertung vom 22.06.2020
Unter den Linden 6
Kaiser, Ann-Sophie

Unter den Linden 6


ausgezeichnet

Drei sehr unterschiedliche Frauen lernen sich rund um Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts kennen. Die Wienerin Lise, eine promovierte Physikerin, reist an, um an der Universität bei Max Planck weiter zu studieren. Im Bereich Geschichte, versucht auch Hedwig als Studentin starten zu können. Beide sehen sich mit dem Problem konfrontiert, dass in Preußen Frauen nicht studieren dürfen, sondern allenfalls als Gasthörerinnen anerkannt werden. Die dritte im Bunde ist Anni, ein Dienstmädchen, das an Bildung interessiert ist, was für ihren Stand zu dieser Zeit nicht vorgesehen ist. Wir erleben mit ihnen gemeinsam die Zeit von 1907 bis 1915. Das Buch bietet vielfältige Einblicke in die Frauenschicksale mit fehlender Gleichberechtigung, in die Welt der Physik und das Universitätswesen zu dieser Zeit.

Die Figur der Lise Meitner zeigt das Leben der Physikerin, die mit ihrer Forschung rund um Radioaktivität berühmt wurde. Ihr Weg ist steinig, denn sie muss um jeden Schritt kämpfen, in Leben und Studium weiterzukommen. Ihr Schicksal hat mich berührt, denn sie verfolgt konsequent und mit der ihr gegebenen Ruhe ihre Ziele.
Hedwig stellt ihren Gegenpart in Sachen Studium dar. Sie kämpft ebenfalls, wenn auch mit anderen Waffen. Sie ist reich, verheiratet und zeigt die damalige Welt aus dieser Perspektive. Ihr Temperament steht ihr häufig mehr im Weg, als es ihr nützlich ist. Aber auch sie geht ihren Weg konsequent und setzt sich über viele Hindernisse hinweg.
Mit Anni lernen wir eine bildungshungrige Dienstmagd kennen, die durch ihre Freundschaft mit den beiden anderen Frauen ebenfalls ihren Weg findet. Hier wird eine andere Seite der Gesellschaft thematisiert, die authentisch aufzeigt, wie das Leben der ärmeren Bevölkerung war und welche Möglichkeiten sich bei der Verfolgung von höheren Interessen ergeben konnten.

In diesem Buch werden drei starke und mutige Frauenschicksale sowie verschiedene Themenbereiche zusammengeführt. Neben dem Universitätswesen mit seinen Problemen und Unzulänglichkeiten, stehen das Recht auf Bildung und die Frauenrechte im Mittelpunkt. Die klassische Rollenverteilung zwischen Mann und Frau zeichnet ein typisches Bild der Zeit mit den differenzierten Schicksalen und unterschiedlichen Perspektiven. Interessant sind die vielen berühmten und realen Persönlichkeiten, die wir kennen lernen dürfen. Hier seien die Wissenschaftler rund um Lise Meitner sowie die Frauenrechtlerinnen rund um Hedwig erwähnt. Die einfache Bevölkerung mit ihrem Hunger nach Wissen stellt uns Anni vor.

Die Rolle des Erzählers teilen sich die drei Protagonistinnen, was für eine lesenswerte Lebendigkeit sorgt, ebenso wie der flüssige Schreibstil. Gut gefallen hat mir die fundierte Recherche hinter den Geschichten; nicht zu vergessen der informative Inhalt, denn nicht nur die Ziele der Frauenrechtlerinnen sind spannend erzählt, auch die Welt der Physik wird sehr verständlich erklärt. Alle drei Frauen lassen uns eintauchen in ihre Erlebnisse, Gedanken, Wünsche und Träume.

Neben allem Positiven lassen sich aber leider die vielen Fehler in Rechtschreibung und Grammatik nicht übersehen, so dass ich sie hier nicht unerwähnt lassen kann. Nichtsdestotrotz kann ich dieses Buch nur empfehlen, denn es ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch sehr lehrreich. Eine gelungene Kombination aus Historie und Fiktion.

Bewertung vom 02.06.2020
Chocolat
Harris, Joanne

Chocolat


gut

Die Protagonistin Vianne kommt mit ihrer kleinen Tochter in einen Provinzort, eröffnet dort eine Chocolaterie und stellt die Welt der Dorfbewohner auf den Kopf. Sie wird zum Treffpunkt einiger Einzelgänger, die dort ihre Gedanken austauschen und neue Freundschaften schließen. Als neben Vianne werden noch Zigeuner am Flussufer festmachen, sind die Dorfbewohner endgültig bedient. Insbesondere der Dorfgeistliche sieht die Moral seiner Gemeinde gestört und integriert auf unterschiedlichen Wegen. Die fehlende Toleranz von seiner Seite aus steht in krassem Gegensatz zu der Einstellung von Vianne, für die Glücklichsein das wichtigste im Leben ist. Dies vermittelt sie auch in den Gesprächen mit ihrem Kunden.

Leider ist der Roman stellenweise recht langatmig geraten, so dass ich mich zwischenzeitlich nicht gut unterhalten fühlte. Insbesondere die Passagen des Paters haben sich mir aufgrund ihrer Länge und Zusammenlosigkeit nicht ganz erschlossen. Schade, die Inhaltsangabe hat mich anderes vermuten lassen und daher bin ich etwas enttäuscht von diesem Buch.

Bewertung vom 02.06.2020
Die sardische Hochzeit
Landau, Grit

Die sardische Hochzeit


ausgezeichnet

Die Autorin führt uns ins Sardinien des Jahres 1922. Der Protagonist Leo ist der Erbe einer Olivenplantage in Ligurien sowie ein Kriegsveteran und muss kurz vor der Machtübernahme durch Mussolini seine Heimat verlassen, um sich schließlich auf der italienischen Insel wiederzufinden. Dort erlebt er die Auswirkungen des Faschismus und lernte seine große Liebe Gioia kennen, die jedoch schon mit einem anderen Mann verlobt ist und wenige Tage später heiraten soll.

Leo trifft auf der Insel einiger seiner ehemaligen Kriegskameraden wieder, die seine unschönen Erinnerungen und Traumata zurückbringen. Als Fremder trauen ihm die Insulaner nicht und er hat es schwer, Fuß zu fassen. Er lernt die negativen Seiten der Mussolini-Politik kennen und verabscheut die Konsequenzen. Sein mutiges Einschreiten bringt ihm Prügel und Hass ein, aber er lässt sich davon nicht beirren. Gioia ist tief verwurzelt auf der Insel und kann sich schwerlich aus den alten Traditionen lösen. Dass sie es dennoch versucht, ist sehr sympathisch. Alte Ränke spielen letztendlich auch noch eine Rolle und sorgen für ein überraschendes Ende dieses Buches. Das Überschwappen von Jazzmusik aus den USA ist sehr schön eingearbeitet und nimmt dem Roman einen Teil der Härte, die Krieg und Faschismus zwangsläufig mit sich bringen.

Das Voranstellen der sardischen Mythen bei jeden Kapitel finde ich sehr gut, der Leser erhält dadurch ein besseres Verständnis für Sardinien. Die Erklärungen der Autorin im Nachwort geben einen tiefen Einblick in ihre Recherchen und die daraus entstandene Verknüpfung von Realität und Fiktion. Das hat mir sehr gut gefallen. Mein Fazit: ein hervorragend recherchierter Roman mit geschichtlichem Tiefgang und romantischem Einschlag.

Bewertung vom 02.06.2020
Die sardische Hochzeit - Die Verlobte (eBook, ePUB)
Landau, Grit

Die sardische Hochzeit - Die Verlobte (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Ende des ersten Weltkriegs liegt einige Monate zurück, aber der Protagonist ist noch nicht ins italienischen Sant’Amato zurück gekehrt. Seine Familie wartet sehnsüchtig auf ihn, insbesondere seine jüngere Schwester. Sie ist es auch, die nach seiner Rückkehr sein verändertes Verhalten feststellt. Der Krieg hat ihn traumatisiert. Als er dann auch noch erfährt, dass seine ehemalige Freundin einen Faschisten heiraten wird, trägt des nicht zur Besserung seines Zustandes bei. Er ist schroff und aggressiv zu seiner Umgebung, letztendlich rastet er aus und tötet ihn. Deshalb entscheidet sein Vater, dass er die Gegend verlassen muss und organisiert seine Flucht nach Sardinien.

Die Vorgeschichte macht neugierig auf den Roman „Die sardische Hochzeit“. Die Autorin weiß mit ihrem Schreibstil zu überzeugen, er ist flüssig zu lesen, gefühlvoll formuliert und in bildhafter Sprache zeichnet sie tolle Charaktere. Es bleiben viele Fragen offen, die dazu animieren, den Roman zu lesen. Aber nicht nur der Protagonist ist eine spannende Figur, auch möchte man wissen, wie es seiner Schwester im folgenden ergeht. Eine gute Vorlage für einen emotionalen Roman.

Bewertung vom 05.05.2020
Die verlorene Tochter der Sternbergs (eBook, ePUB)
Correa, Armando Lucas

Die verlorene Tochter der Sternbergs (eBook, ePUB)


weniger gut

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, wobei die heutige Zeit nur kurz angerissen wird. Die Geschichte zeigt das Schicksal einer jüdischen Familie auf, wie es zur damaligen Zeit viele vergleichbare gab. Die Familie bricht auseinander. Es entstehen mehrere Erzählstränge, wobei der aus Titel und Klappentext suggerierte Inhalt nicht weiter verfolgt wird, dies hat mir sehr gefehlt. Leider wirken die Personen und Situationen sehr konstruiert, so dass keine Stimmung aufkommt und sie für den Leser schwer nachvollziehbar sind.

Fehlende Emotionen ziehen sich durch das ganze Buch, zeitweise sind die Handlungen auch kaltblütig. Viele Reaktionen der unterschiedlichen Personen sind realitätsfremd, teils unlogisch und können nicht überzeugen. Der Abschluss in der heutigen Zeit hat mich leider auch nicht überzeugen können. Einzig positiv ist die Übersicht von realen Ereignissen am Ende des Buches, da hier zu erkennen ist, dass Recherchen stattgefunden habe. Dieses Gefühl hat mir zwischenzeitlich doch sehr gefehlt.

Klappentext und Leseprobe haben mir einen total anderen Inhalt suggeriert, als dann letztendlich zu lesen war. Es ist sehr schade, denn die suggerierte Geschichte hätte sehr viel Potential geboten, mal einen anderen Weg in der Zeit des Nationalsozialismus und des Krieges zu zeigen. Ich bin total enttäuscht und kann dieses Buch leider nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 23.03.2020
Die nach den Sternen greifen / Das Grand Hotel Bd.1
Benedikt, Caren

Die nach den Sternen greifen / Das Grand Hotel Bd.1


sehr gut

In den ersten Kapiteln lernen wir die einzelnen Familienmitglieder kennen. Die Mutter und Witwe, die das Hotel seit vielen Jahren erfolgreich führt; der älteste Sohn ist Geschäftsführer und Miteigentümer des Hotels, der zweite Sohn führt ein eigenes Hotel sowie ein Varieté in Berlin und das jüngste Kind, eine Tochter mit Künstlerallüren. Dann ist noch da noch das Zimmermädchen, das eine tragende Rolle spielt. Alle Charaktere treten in einer logisch aufgebauten Geschichte in Erscheinung und machen viele Änderungen durch.

Der Schreibstil nimmt den Leser mit. Die gelungenen Landschaftsbeschreibungen lassen Binz und auch Berlin vor dem inneren Auge entstehen. Dies ist sicherlich der bildlichen Sprache geschuldet. Auch die vielen Wendungen passen sehr gut in dieses Bild. Ebenso wie das Cover. Es suggeriert ein Hotel im zwanzigsten Jahrhundert, sehr passend zum Buchinhalt. Die Beschreibung der nicht immer goldenen 1920ern ist gelungen, denn es werden auch die anderen Seiten wie Armut und Kriminalität aufgezeigt.

Sehr gut gefallen haben mir die den einzelnen Kapiteln vorangestellten Zitaten der jeweiligen Protagonisten. Sie geben bereits einen Einblick in das Seelenleben des Familienmitglieds. Eine tolle Idee und gelungene Aussagen.

Bewertung vom 22.03.2020
Raffael - Das Lächeln der Madonna
Martin, Noah

Raffael - Das Lächeln der Madonna


ausgezeichnet

Im Mittelpunkt des Buches steht das Leben und Wirken von Raffael, einem der bedeutendsten Maler der Renaissance. Wir begleiten ihn von seiner Jugend in Urbino über Stationen wie Siena und Florenz nach Rom und in den Vatikan bis hin zu seinem frühen Tod. Auf diesem Weg trifft er andere Große seiner Zeit wie Leonardo da Vinci und Michelangelo sowie Mächtigen der Politik und der Kirche wie die Borgia und die Medici.

Der Schreibstil ist absolut überzeugend, zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich schlecht unterhalten. Das kurze Leben Raffaels füllt gekonnt mehr als 600 Seiten, ohne langweilig zu werden. Beschreibungen jeglicher Art sind bildlich bestens dargestellt und lassen mich mitten im Geschehen drin sein. Ob Intrigen und Machtspiele im Vatikan, blutige Schlachten oder insbesondere die Charaktere sowie die Schönheit der Kunst haben mich überwältigt. Das Verhältnis der Maler untereinander ist sehr realitätsnah erzählt, ebenso der Stellenwert der Malerei zur damaligen Zeit.

Die farbenprächtige Landkarte im inneren Buchdeckel sieht fantastisch und hochwertig aus. Ebenso finde ich die Dramatis personae wichtig und notwendig, die ich aufgrund der hohen Anzahl von beschriebenen Personen auch zu Rate gezogen habe. Die historischen Details sind hervorragend und mit großer Sorgfalt recherchiert und wunderbar mit der fiktiven Geschichte verbunden.

Dieser Debütroman, ein opulentes Werk, hat mich überzeugt und gerne möchte ich weitere historische Romane aus dieser Feder lesen. Gerne empfehle ich dieses Buch (kunst)historisch interessierten Lesern ohne Einschränkung.

Bewertung vom 11.02.2020
Die Galerie am Potsdamer Platz / Die Galeristinnen-Saga Bd.1
Cedrino, Alexandra

Die Galerie am Potsdamer Platz / Die Galeristinnen-Saga Bd.1


gut

Alice kommt im frühen Erwachsenenalter ins Berlin der 1930er Jahre, um ihre Familie mütterlicherseits kennenzulernen. Die Ablehnung der Großmutter trifft sie sehr, aufgefangen wird sie von den Brüdern und der Schwägerin ihrer Mutter. Langsam lebt sie sich in Berlin ein und macht sich mit der Stadt vertraut. So lernt sie John kennen und letztendlich lieben. Der Weg zu einem eigenen Leben und Anerkennung ist nicht einfach; sie hat Erfolg als Fotografin und wird Teilhaberin der Familiengalerie.

Bei den Charakteren bin ich etwas zwiegespalten. Zum einen ist da Alice, die Protagonistin. Sie zeigt Stärke, wird aber durch fehlende Tiefe als Figur nicht komplett entwickelt. Gut ausgearbeitet finde ich John, der Ecken und Kanten zeige darf. Der aufkommende Nationalsozialismus wird in der Figur des Erik realistisch dargestellt. Das schwierige politische Zeitgeschehen, die Wirren der Zeit, der Umbruch werden nachvollziehbar in die Geschichte integriert. Das Wissen der Autorin um die Kunstszene im Berlin der damaligen Zeit ist gekonnt in die fiktive Geschichte eingeflossen. Gut gefallen haben mir auch die detaillierten Beschreibungen der Stadt, man empfindet die Wege förmlich nach und sieht sie bildlich vor sich.

Der Roman bietet solide Unterhaltung, ist für mich kein typischer historischer Roman, er fällt eher in die Kategorie Frauenroman. Für die kommenden Teile ist reichlich Potential gegeben; ich wünsche mir etwas mehr Tiefgang, auch in den Charakteren, sowie einen höherer Spannungsbogen.