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chuckipop
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Bünde

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Insgesamt 322 Bewertungen
Bewertung vom 26.03.2021
Der große Sommer
Arenz, Ewald

Der große Sommer


ausgezeichnet

Wunderschön, berührend und großartig - eine Geschichte vom Erwachsenwerden

"Der große Sommer" von Ewald Arenz ist im März 2021 als Hardcover mit 320 Seiten beim DuMont Buchverlag erschienen.

Das Buch hat ein sehr schönes Cover bekommen, es ist hochwertig verarbeitet und hat auch eine superangenehme Haptik.

Zum Inhalt: Frieder kann in diesem Sommer nicht mit der Familie in den Urlaub fahren, da er Nachprüfungen in Mathe und Latein ableisten un dafür strikt lernen muss. Er verbringt die Zeit bei seinen Großeltern. Nana ist eine sehr liebevolle Frau, der Großvater dagegen sehr streng und unnahbar.

Wenn Frieder Freizeit hat, verbringt er die mit Johann und seiner Schwester Alma meist im Schwimmbad - und dort lernt er auch Beate kennen.

Meine Meinung: Ewald Arenz zieht den Leser bereits nach den ersten Sätzen ganz in die Atmosphäre des Sommers hinein, man spürt selbst die Sonne auf der Haut, lauscht den Geräuschen im Schwimmbad und wird vom Gras zwischen den Zehen gekitzelt, während man zum Becken läuft...

Die Kapitel sind recht kurz, was es einfach macht, wenn man das Buch einmal zur Seite legen muss.

Der Schreibstil ist wunderschön, besonders, berührend und facettenreich.

Die Charaktere sind so liebevoll und detailliert ausgearbeitet, dass man jeden Einzelnen gut verstehen und sein Denken und Handeln nachvollziehen kann.

Der Leser liebt, lacht, weint, hofft und bangt mit den Protagonisten in einer einzigartigen Atmosphäre und darf Frieders großen Sommer und einige erste Male hautnah miterleben.

Mein Fazit: Ein wunderbarer, verzaubernder, authentischer, lebensnaher Roman, den man auf keinen Fall verpassen sollte!!

Nach "Alte Sorten" wieder ein Meisterwerk von Ewald Arenz :o)

Bewertung vom 25.03.2021
Dunkelnacht
Boie, Kirsten

Dunkelnacht


ausgezeichnet

Ein erschütternder Splitter deutscher Weltkriegsgeschichte - Jugendroman nach einer wahren Begebenheit

"Dunkelnacht" von Kirsten Boie ist als Hardcover mit 112 Seiten im Februar 2021 beim Friedrich Oetinger Verlag erschienen.

Das Buch ist sehr hochwertig hergestellt, das Cover lässt die Thematik des Inhaltes bereits deutlich erkennen und die Seiten innen sind düster gehalten. Am Ende gibt es noch ein sehr informatives Nachwort und ein Glossar zur Erklärung der wichtigsten Begriffe.

Erzählt werden die Geschehnisse im bayrischen Penzberg am 28.April 1945, unmittelbar vor Kriegsende. Aus der Sicht von Schorsch, Marie und Gustl, drei Jugendliche, bei denen es sich um fiktive Charaktere handelt, schildert Kirsten Boie die Ereignisse in der sog. "Penzberger Mordnacht", die leider tatsächlich stattgefunden hat.

Nachdem die Bürger sich über das eintretende Kriegsende, das im Radio verkündet worden war, freuten und sich die Penzberger den anrückenden US-Truppen friedlich ergeben wollten, drang die Nazi-Organisation der Werwölfe im allerletzten Moment am Mordtag in das Penzberger Rathaus ein und richtete die dort versammelten Männer wegen Landesverrats durch Erschießen hin. In der folgenden Mordnacht zogen die Werwölfe dann noch wie in einem Rausch durch das Dorf und hängten weitere Menschen, die sie als Widerständler einstuften, auf. Jeden an einen eigenen Baum. Darunter auch eine schwangere Frau.

Mittendrin die beginnende Liebe zwischen Schorsch und Marie, die sich auch ein wenig zu Gustl hingezogen fühlt. Schorsch und Marie erleben das Schlimme hautnah mit, was sie einerseits aneinanderschweißt - andererseits können sie sich aber gegenseitig nicht vertrauen, denn ihre Väter beefinden sich politisch gesehen in unterschiiedlichen Lagern...

Den Schreibstil hält die Autorin kurz und knapp, was auf den ersten Blick vielleicht etwas empathielos wirkt, in Wahrheit dadurch aber umso mehr unter die Haut geht. Das Geschehen wird dem Leser schonungslos an den Kopf geknallt und da muss er ganz schön einstecken...

Durch die Kombination der wahren Begebenheiten mit teils fiktiven Charakteren hat Kirsten Boie die Bandbreite der Menschlichkeit bis hin zur unvorstellbaren Unmenschlichkeit wunderbar dargestellt und lässt den Leser absolut fassungslos zurück.

Ausserdem schildert sie hier wirklich menschliche Abgründe, und hinter all diesem Schlimmen die zarte Pflanze erwachender Gefühle - trotz aller Grausamkeiten wird es die Liebe immer geben.

Dieses sinnlose Ereignis war wohl ein schreckliches Beispiel für ein letztes Aufbäumen der Nazi-Macht und Willkür!

Begreifen kann man das, was damals passiert ist, alles nicht, aber man kann hoffentlich ein erneutes Aufflammen verhindern in der heutigen Zeit. Es gibt generell nun mal unterschiedliche Meinungen, und auch wenn man die Meinung seines Gegenüber nicht teilt, sollte man sie zumindest respektieren und nicht so einfach aburteilen.

Eine sehr sehr lesenswerte Lektüre, die aufwühlt und noch lange nachhallt...

Meiner Meinung nach ein MUSS für Jugendliche und Schulen!!

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2021
Abels Auferstehung / Paul Stainer Bd.2
Ziebula, Thomas

Abels Auferstehung / Paul Stainer Bd.2


ausgezeichnet

Großartig, einfach absolut großartig!!!

"Abels Auferstehung" von Thomas Ziebula ist im Januar 2021 als Hardcover mit 464 Seiten bei Rowohlt Wunderlich erschienen.

Es handelt sich um den zweiten Teil der historischen Krimireihe um den Kriminalisten Paul Stainer und seinen Kollegen Siegfried Junghans, der problemlos unabhängig von Band 1 gelesen werden kann!

Zur Handlung: Leipzig, 1920:

Die Journalistin Marlene Wagner ist eine resolute und moderne Frau, die beim Schreiben kein Blatt vor den Mund nimmt und schon einigen Leuten auf die Füße getreten ist. Sie wird nach Basel gerufen, weil man dort einen Soldaten tot aus dem Wasser geborgen hat, der evtl. ihr vermisster Bruder sein könnte. Das ist glücklicherweise nicht der Fall, aber bei dem Toten werden ein besonderes Zigarettenetui und ein Messer gefunden, die darauf hindeuten, dass der Soldat aus Leipzig stammen könnte. Marlene beschließt, hier tiefer zu graben, um seine Identität aufzuklären und seinen Angehörigen Gewissheit zu verschaffen - aber das erweist sich als nicht ungefährlich...

Kriminalinspektor Paul Stainer, kürzlich aus dem Krieg heimgekehrt und noch sehr am Tod seiner Frau durch einen Autounfall leidend, will eigentlich nur seine Ruhe und ein wenig Schnaps. Aber seine Arbeit macht ihm einen Strich durch die Rechnung, denn in einem Hotel wird ein Maler ermordet aufgefunden.

Nun ist das kriminalistische Gespür Stainers und seiner Kollegen Junghans, Nürnberger, Kupfer etc. gefragt, denn es stellt sich heraus, dass es sich um eine sehr vertrackte Geschichte handelt und es ist nicht alles so, wie es anfangs scheint...

Stainer hat zudem ein Kriegstrauma, das ihm Erinnerungslücken und Alpträume beschert - und da er nicht nur Freunde in der Wächterburg (dem Präsidium) hat, muss er aufpassen, dass er nicht aus den eigenen Reihen kompromittiert wird!

Meine Meinung: Mit "Abels Auferstehung" hat Autor Thomas Ziebula erneut einen genialen, sehr spannenden, fundierten und absolut authentischen historischen Krimi abgeliefert, der von Beginn an fesselt und riesigen Spaß macht.

Die Charaktere sind so detailliert und liebevoll ausformuliert, dass man als Leser jeden Einzelnen gut zu kennen meint und sich somit mitten ins Geschehen hineinversetzt fühlt. Ihre Schicksale sind allesamt wichtig und bilden insgesamt eine runde, stimmige Geschichte.

Die Ermittlungsarbeiten werden fundiert geschildert, alle losen Fäden und die unterschiedlichen Handlungsstränge nach und nach clever zusammengeführt und der Spannungsbogen steigert sich kontinuierlich. Es gibt einige Wendungen und hochspannende, sogar dramatische Momente, die absolut stimmig sind und das Ganze gekonnt abrunden.

Es ist schön, mitzuerleben, wie Stainer nach und nach wieder zu sich selbst findet und seine Probleme in den Griff bekommt.

Auch die "Nebenschauplätze" bieten eine Menge abwechslungsreiche und wichtige Unterhaltung, Thomas Ziebula schildert lebhaft die politischen Uneinigkeiten in Leipzig, die Stimmung des Volkes so kurz nach Kriegsende und die Rolle der (starken) Frauen in dieser Zeit.

Hier trifft der Leser, der auch bereits "Der rote Judas" gelesen hatte, neben der taffen Journalistin Marlene Wagner auf gute alte Bekannte: beispielsweise auf Rosa Sonntag und ihren Nachtclub "Bonaparte" und die Straßenbahnfahrerin Josefine König, die plötzlich durch einen Mann ersetzt werden und wieder "nur" Mutter und Hausfrau sein soll.

All das hat der Autor verwoben zu einem atmosphärisch dichten, spannenden, unterhaltsamen und einfach großartigen Krimi.

Mein Fazit: Ein einfach großartiges, geniales Buch, das sich wirklich unbedingt zu lesen lohnt. Ich freue mich schon wahnsinnig auf den nächsten Fall für Stainer & Co.

Bewertung vom 16.03.2021
Frostmond
Buchholz, Frauke

Frostmond


ausgezeichnet

Außergewöhnlich, actionreich und mit eigenwilligen Ermittlern - super!!

"Frostmond" von Frauke Buchholz ist im Februar 2021 als Taschenbuch mit 288 Seiten bei Pendragon erschienen.

Der Krimi spielt in Kanada. Immer wieder verschwinden junge Frauen indigener Herkunft entlang des Transcanada-Highways. Das scheint die Polizei allerdings nicht sehr zu beschäftigen.

Dann wird die Leiche der 15-jährigen Jeanette Maskisin in Montreal angespült, und die Ermittler Jean-Baptiste LeRoux und Ted Garner werden auf den Fall angesetzt. Jeanette gehört zum Volk der Cree, und als der Kanadier LeRoux und der amerikanische Profiler Garner in ihrem Heimatort auf Spurensuche gehen, stoßen sie auf ein schockierendes Elternhaus und eine Mauer des Schweigens....

Eile ist geboten, denn es könnte weitere Opfer geben, und außerdem wurde dem Täter Rache geschworen...

Der Schreibstil der Autorin ist sehr ansprechend, detailreich und hat mich komplett abgeholt. Ihre besondere, unverblümte Ausdrucksweise hat mir großen Lesespaß gemacht und die zwei Ermittler, beide grundverschieden und das Gegenteil von einem funktionierenden Team, finde ich jeden auf seine Weise großartig.

LeRoux ist hinter jedem Rock her, denkt mehr mit seinem besten Stück als mit dem Verstand und zeigt insgesamt nicht das allergrößte Interesse an seinem Beruf.

Garner, extra herzitiert als großer Profiler, ist ziemlich überheblich und hegt deutliche Vorurteile gegenüber der indigenen Bevölkerung und kann oder will das kaum verhehlen. Außerdem scheint er ein recht pragmatischer Mensch mit wenig Empathie zu sein.

Beide können sich gegenseitig nicht wirklich leiden, aber in extremen Situationen zeigt sich auch bei den beiden die sympathische, menschliche Komponente...

Dann ist da noch Leon, der Cousin von Jeanette Maskisin, der nicht mit der Polizei zusammenarbeiten möchte, aber dennoch selbst hinter dem Mörder seiner Cousine her ist...

Frauke Buchholz hat eine ganz besonderen Art und Weise, die Atmosphäre darzustellen. Die Zustände im Reservat, die Probleme der Indianer, der Alkoholismus und insbesondere die Zustände in Jeanettes Elternhaus sind sehr authentisch beschrieben und haben mich wirklich erschüttert.

Was Jeanette durchmachen musste, und auch was Leon später auf den Spuren des Mörders erlebt, kommt sehr eindrucksvoll herüber.

Insgesamt ein super spannendes Buch mit einem cleveren Plot, einem besonderen Schreibstil, außergewöhnlichen Ermittlern und einem actionreichen Ende. Ein echter Pageturner, den man nicht verpassen sollte!

Bewertung vom 11.03.2021
Der Todesbote (eBook, ePUB)
Puffpaff, Ellen

Der Todesbote (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

- Meine Rezension bezieht sich auf das Taschenbuch -

Superspannender und überzeugender Thriller mit zahlreichen Überraschungen!

"Der Todesbote" von Ellen Puffpaff ist im Oktober 2020 als Taschenbuch mit 414 Seiten im ellis Buchverlag erschienen.

Es handelt sich um Band 2 einer Trilogie, der jedoch unabhängig gelesen werden kann.

Zum Inhalt: Für Anna geht das Leben seit der Entführung vor einem Jahr ganz normal weiter, sie arbeitet im Krankenhaus in Hamburg und ihr Leben verläuft ruhig und geordnet. Was Anna nicht ahnt, ist, dass sie nach wie vor in allergrößter Gefahr schwebt. Sie entgeht nur durch Zufall dem Tod durch einen Bombenanschlag an ihrem Arbeitsplatz und das wird nicht der einzige Anschlag auf ihr Leben sein...

Meine Meinung: Ellen Puffpaff knüpft mit der Handlung genau an Band 1 ihrer Trilogie an, versteht es aber gekonnt, die Geschehnisse der Vergangenheit so elegant einfließen zu lassen, dass auch dem Leser, der "Die Komplizin" nicht gelesen hat, keine Informationen fehlen.

Der Schreibstil ist absolut fesselnd, die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet und kommen dadurch sehr authentisch herüber und der Plot ist schlüssig und überzeugt als Ganzes.

Anna hängt mit fast abgöttischer Liebe an ihrem damaligen Entführer Diego, das ist einerseits schwer nachvollziehbar, andererseits haben die beiden ja schon unendlich viel zusammen durchgemacht, und auch in diesem Band befinden sie sich wieder in einer Extremsituation.

Auf alle Fälle ist Anna Diegos Wohl wichtiger als ihr eigenes, so dass man beim Lesen wirklich mitfiebert und ihr manchmal innerlich zuruft, sie möge doch bitte der Polizei endlich die volle Wahrheit sagen, damit alles gut werden kann...

Beim Lesen gab es zahlreiche Wendungen und unerwartete Twists, am unvorhersehbaren Ende nochmal ordentlich Action und natürlich bleiben hier Fragen offen, denn es wird ja noch Band 3 geben...!

Mein Fazit: Ein superspannender, fesselnder und mitreißender Thriller, der sich absolut lohnt! Ich warte jedenfalls dringend auf den letzten Band der Trilogie! :o)

Bewertung vom 08.03.2021
Die Stunde der Wut / Melia und Vincent Bd.2
Eckert, Horst

Die Stunde der Wut / Melia und Vincent Bd.2


ausgezeichnet

Temporeicher, brisanter und hochspannender authentischer Thriller, den man nicht mehr aus der Hand legen kann...!

"Die Stunde der Wut" von Horst Eckert ist als Taschenbuch mit 448 Seiten im März 2021 bei Heyne erschienen.

Es handelt sich um den zweiten Teil der Reihe um Melia Adan und Vincent Che Veih, kann jedoch problemlos unabhähngig von der Kenntnis des ersten Teils gelesen werden!

Kriminalrätin Melia Adan sucht nach wie vor nach ihrer vor einem Jahr verschwundenen Kollegin Solveig Fischer, sie ist davon überzeugt, dass Neonazis die Kollegin auf einer Baustelle des Immobilen-Magnaten Hartmut Osterkamp verschwinden ließen. Sie begibt sich in eine gefährliche Szene und sticht in ein Wespennest...

Ihr Kollege Vincent Veih untersucht derweil den Mord an einer 19-jährigen Schülerin und gerät bald in einen Sumpf aus Korruption, Geldgier und Macht.

Es handelt sich um einen äußerst vertrackten, sehr brisanten Fall, bei dem diverse Fäden entwirrt und zu einem roten Faden zusammengeführt werden müssen.

Horst Eckert ist kein Unbekannter und hat schon diverse herausragende Politthriller geschrieben, "Die Stunde der Wut" ist wieder großartig.

Der Schreibstil des Autors ist knapp und präzise, er bringt die Dinge auf den Punkt und überlässt es dem Leser, mit den Gefühlen fertigzuwerden, die ihn bei Eckerts pragmatisch eingestreuten Ereignissen wellenartig überrollen...

Die kurzen Kapitel und wechselnden Szenarien und Schauplätze haben mir sehr gefallen, das hat mich umso mehr in den Bann des Buches gezogen und mich atemlos die Seiten umblättern lassen, bloss das Buch nicht weglegen, nur noch 3 Seiten, ach komm, nochmal vier, und zack, schon wieder 100 Seiten verschlungen wie nichts.

Gekonnt wird hier Fiktion zur absolut vorstellbar möglichen Realität, der Schreibstil ist authentisch und schnörkellos, dennoch oder gerade deswegen sehr bildhaft und die Charaktere haben zum großen Teil ordentlich Dreck am Stecken, ob aus den Reihen der Polizei, des Umfelds der Opfer etc...

Die Ermittler sind sehr menschlich dargestellt, mir all ihren Stärken und vor allem ihren Schwächen, dadurch bilden sie ein top Team, was sich allerdings nicht immer einig ist und auch unterschiedliche Lösungsansätze sucht.

Wer eine brisante, temporeiche, durchgehend spannende Lektüre sucht, die rasant, authentisch und abwechslungsreich geschrieben ist, sollte dieses Buch unbedingt lesen!

Ich jedenfalls habe mitgefiebert, mitgehasst und mitgehofft...danke Horst Eckert! :o)

Bewertung vom 17.02.2021
Zwölf Monate Freiheit
Domnick, Frank

Zwölf Monate Freiheit


ausgezeichnet

In einem Jahr um die Welt - ein offener, sympathischer und spannender Reisebericht

"Zwölf Monate Freiheit" von Frank Domnick ist im Oktober 2020 als Taschenbuch mit 344 Seiten bei Nova MD erschienen.

Autor Frank Domnick, Sänger beim Staatsopernchor Hannover und sein Partner haben sich ein gemeinsames Sabbatjahr genommen und in diesen 12 Monaten zusammen die Welt bereist.

Von Namibia über Südafrika ging es nach Australien, danach Neuseeland, noch einmal Australien, Thailand und zu guter Letzt führte die Reiseroute die beiden Globetrotter nach Andalusien.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, besonders die letzten Kapitel, da ich Thailand und Anadlusien auch selbst schon mehrfach bereist habe und es einfach toll ist, wenn man etwas wiedererkennt und erfährt, welche Erfahrungen und Eindrücke andere Menschen dort gesammelt haben.

Frank hat in seinen Schilderungen nichts ausgelassen, von der Planung angefangen wurde alles offen und schonungslos mit dem Leser geteilt, viele Informationen, Unmengen an Eindrücken, Fotos, Erlebnisse, aber auch peinliche Momente. Auch die unterschiedlichen Arten zu reisen fand ich sehr ansprechend, es war eine sehr abwechslungsreiche Reise.

Der Schreibstil des Autors ist absolut ansprechend, sehr bildhaft und detailreich, außerdem mit eines guten Portion Humor und Selbstironie.

Leider hat mich das Lesen etwas wehmütig gemacht, weil man in diesen besch... Corona-Zeiten so gar nichts machen kann, darum habe ich zum lesen auch sehr lange gebraucht - das lag aber keinesfalls am Buch, sondern ausschließlich an mir!

Am Ende des Buches sind dann die Reiseroute und andere Details nochmal zusammengefasst aufgeführt, so kann man sich nochmal einen schönen Überblick verschaffen.

Ein wirklich schöner, abwechslungsreicher und ausführlicher Reisebericht, den man sich nicht entgehen lassen sollte!! :o))

Bewertung vom 10.02.2021
Flieh, so weit du kannst
Joy, Naomi

Flieh, so weit du kannst


gut

Intrigen, Unsympathen, Verwirrung - kein Thriller, nichtsdestotrotz fesselnd

"Flieh, so weit Du kannst" von Naomi Joy ist im Januar 2021 als Taschenbuch mit 384 Seiten bei Lübbe erschienen.
Cover und Klappentext sind klasse und versprechen einen spannenden, möglicherweise blutigen und perfiden Thriller.
Bekommen tut man allerdings etwas ganz anderes...

Zur Handlung:
Ava, eine junge Frau, die in London lebt und arbeitet, muss sich von ihrem Freund trennen, da er trinkt, sie schlägt, kontrolliert und stalkt. Da sie nicht weiß wohin, nimmt sie mit gemischten Gefühlen das großzügige Angebot ihres Chefs David an, erstmal in das Haus seiner verstorbenen Tochter Olivia zu ziehen.
Allerdings erwartet ihr Chef scheinbar mehr von ihr, als es in einem normalen Arbeitsverhältnis angemessen wäre und Ava bekommt nun außerdem ständig Drohbriefe. Sind die von ihrem Ex Charlie?!
Und auch in der Firma läuft nicht alles rund, es geht um den Posten als Teamleiterin, wegen dem Ava in einen erbitterten Konkurrenzkampf mit ihrer Kollegin Jade gerät...
Und dann wäre da noch das Geheimnis, das Ava mit sich herumträgt - ständig meldet sich ihre innere Stimme (sinngemäß) mit der anklagenden Frage "Was hast Du getan?!"...

Meine Meinung:
Naomi Joy hat einen durchaus fesselnden Schreibstil, der den Leser nur so durch die Seiten fliegen lässt.
Die Handlung ist nicht so leicht durchschabar, die Autorin versteht es immer wieder, den Leser zu verwirren.
Das Buch is außerdem aus unterschiedlichen Erzählperspektiven geschrieben, was es ungemein rasant macht.
Man kann sich Ava und ihre Arbeitskollegen perfekt vorstellen, die wirre und von sich absolut überzeugte Jade, die überdrehte Georgette, den Schönling Josh und David, den Chef sowie die Randfiguren dieses illustren Kreises.
Anfangs kommt Ava sehr sympathisch rüber, was sich im Verlauf der Geschichte allerdings ein wenig ändert, weil man ihre Handlungsweisen definitiv nicht nachvollziehen kann.
Jade, ihre Kollegin, ehemalige Freundin und nun erbittertste Konkurrentin ist absolut durchgeknallt und wirklich psychisch krank. Sie setzt alles daran, Ava Steine in den Weg zu legen und sie fertigzumachen. Sie ist von Neid zerfressen und von sich selbst überzeugt.
Josh, der Ziehsohn des Chefs, ist der einzig sympathische Charakter in diesem perfiden Spiel.
David, der Chef, ist schlecht durchschaubar und hat eindeutig andere Absichten, als er nach außen hin vorgibt.

Das Buch ist schon wirklich fesselnd und spannend geschrieben, hat aber das Problem, in die falsche Kategorie eingeordnet worden zu sein. Der Leser geht mit den falschen Erwartungen heran...dieses Buch ist kein Thriller, sondern eine überspitzt gezeichnete Story über Konkurrenzkämpfe, Geheimnisse, Intrigen und Drogen in einem mondänen Büro. Dazu kommt noch, dass die Charaktere fast durchweg unsympathisch sind.

Mein Fazit:

Selten ist es mir so schwergefallen, ein Buch zu bewerten...Ich vergebe 3,5 Sterne und würde es denjenigen empfehlen, die nicht so sehr einen Thriller suchen, sondern ein fesselndes Buch über Klatsch und Tratsch, Intrigen und Bösartigkeiten a la Dallas oder Denver-Clan (wer das noch kennt...)

Bewertung vom 09.02.2021
Katzenwetter
Grünebaum, Martina

Katzenwetter


ausgezeichnet

Von Helden und Abenteuern - Kimba und Filou auf Tour

"Katzenwetter" von Martina Grünbaum, Untertitel "Ein tierischer Sauerlandkrimi" ist ein wirklich toller Krimi, in dem Kater Kimba die Hauptrolle spielt. Das Cover ist so süß und zeigt die Katzendame Filou, Kimba kann man auf der Rückseite bewundern.

Kimba ist nicht mehr der Jüngste und wird mittlerweile gemächlich, da setzen ihm seine Menschen eine junge, agile Mitbewohnerin mit ins Steinnest, Filou aka "die Bunte".

Als wäre das nicht schon aufregend genug, wird im Nachbarhaus eingebrochen. Und um sich und vor allem Filou zu beweisen, dass er noch längst nicht zum alten Eisen gehört und nur in der Sonne liegend das Katzenwetter geniesst, macht er sich mit ihr und einem Streunerkater auf den Weg, um den Dieben auf die Spur zu kommen. Dabei geraten sie alle 3 in große Gefahr...

Martina Grünbaum hat hier einen Krimi aus der Sicht der Tiere geschrieben, Erzähler ist der schwarze Kater Kimba. Der Schreibstil ist klasse, es ist Spannung in der Story und vor allem Humor. Denn hier wird man sich als "Dach-über-dem-Kopf-Geber" eines Tieres erstmal bewusst, wie seltsam diese viele unserer Verhaltensweisen finden könnten.

Sind die Zweibeiner schwerhörig, weil sie zwischendurch immer mal die Namen ihrer Tiere laut herausschreien? Warum essen sie nur diese roten und grünen Bälle, die von den Bäumen fallen?

Diese und unzählige weitere Fragen über das Menschenvolk stellen sich die Katzen im Verlauf der Handlung. Und wie teilt man den Zweibeinern mit, wenn jemand Hilfe braucht? Denn das große Abenteuer erweist sich als äußerst spannend und auch etwas dramatisch, man fiebert beim lesen mit, weil die Katzen so hilflos zu sein scheinen. Wird sich alles fügen und können die Diebe überführt werden?

In Kimba war ich sofort verliebt, ich konnte ihn mir wunderbar vorstellen, wie er in der Sonne liegt und auf gutes Futter wartet. Und dann kommt diese Kätzin ins Spiel, Filou, da legt man sich doch nochmal richtig ins Zeug - und dann steht die irgendwie auf diesen Streuner, diesen dürren, grauen Kater - was ist denn da bloß los?! Alle drei und auch die weiteren Figuren wie Gretzky oder Zippu sind wunderbar individuell und haben ihren ganz eigenen Kopf, jeder für sich...da findet sich sicher jeder Katzenbesitzer wieder und auch Kinder werden ihre Freude an "Katzenwetter" haben:o)

Lest dieses tolle Buch und ihr werdet es erfahren, liebe Zweibeiner :o))

Mir hat die Lektüre superviel Spaß gemacht und ich habe das Buch in einem Rutsch verschlungen...

Bewertung vom 08.02.2021
Schwabentod
Baecker, Sybille

Schwabentod


ausgezeichnet

Brander und die Puppen - ein toller, fesselnder Regionalkrimi

"Schwabentod" von Sybille Bäcker ist September 2020 als Taschenbuch mit 336 Seiten bei emons erschienen.

Es handelt sich um den neunten Fall für Kommissar Andreas Brander und sein Team, kann allerdings komplett unabhängig ohne Kenntnisse der Vorgängerbände gelesen werden, ohne dass beim Lesen irgendwelche Infos fehlen o.ä.

Eine männliche Leiche wird auf einem einsamen Hof gefunden, komplett rosa lackiert und drapiert wie eine Marionette. Augenzeugen: sechs "lebensechte" Silikonpuppen, die kommunizieren und aufnehmen (Bild und Ton) können.

Das Team um Andreas Brander beginnt emsig zu ermitteln, es wird äußerst spannend, denn niemand weiß, wie man an die Daten der Puppen herankommt - das Opfer war der "Vater" / Programmierer der Puppen und seine Freundin mauert und hat angeblich von nichts eine Ahnung...und schon bald gibt es die nächste rosa Leiche! Die Verbindung der Opfer untereinander ist schnell hergestellt, aber wie passt das zusammen bzw. wo ist das Motiv?

Der Schreibstil der Autorin hat mir wahnsinnig gut gefallen und mich von Anfang an gefesselt. Aber das Lesen ist nicht nur spannend, sondern zugleich auch humorvoll und gespickt mit einer guten Portion Lokalkolorit. Außerdem lernt man auch das gesamte Ermittlerteam (das clever agiert und mir sehr gefallen hat) samt Umfeld auf sympathische Weise privat kennen. Einfach eine perfekte Mischung!

Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet, man kann sich gut in die Figuren hineindenken und mitfiebern und vor allem auch miträtseln nach dem Täter und seinen Motiven.

Brander kümmert sich liebevoll um seine Pflegetochter Nathalie, die einiges an Zuwendung braucht und dabei ist, erwachsen zu werden. Auch sein Freund Karsten hat so seine Probleme, und Brander trinkt im Verlauf der Handlung den ein oder anderen besonderen Whisky bei ihm.

Die Thematik mit den Puppen / der Künstlichen Intelligenz fand ich total interessant und hochaktuell, das hat wirklich Spaß gemacht.

Bis zum Ende bleibt es spannend, die Autorin lockt den Leser gekonnt immer wieder auf falsche Fährten und die Auflösung kommt dann doch noch recht überraschend.

Ein super Regionalkrimi, der mir unterhaltsame Lesestunden geschenkt hat. Absolut empfehlenswert! :o)