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holdesschaf

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Insgesamt 588 Bewertungen
Bewertung vom 25.06.2023
Der Mordclub von Shaftesbury - Ein Herz und eine tote Seele / Penelope St. James ermittelt Bd.2 (eBook, ePUB)
Winston, Emily

Der Mordclub von Shaftesbury - Ein Herz und eine tote Seele / Penelope St. James ermittelt Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Liebenswertes Örtchen
In Shaftesbury gibt es seit Neuestem einen diebischen Raben, wenn man dem Klatsch und Tratsch glauben schenkt. Immer wieder werden silberne oder glänzende Gegenstände vermisst. Andere finden plötzlich Geld, das sie dringend brauchen können. Und auch ein neuer Pfarrer ist im Ort angekommen. Dieser nötigt den Einwohnern gern Lektionen in den 10 Geboten und über Tugenden auf. Eines seiner Opfer ist ausgerechnet die Inhaberin des Partnerinstituts und Mädchen für Ermittlungen aller Art, Penelope St. James, die mittlerweile auch ein fester Bestandteil von Shaftesbury und Schwarm des Tierarztes geworden ist. Als sie die Hochzeit einer Freundin besprechen will, findet sie den unsympathischen neuen Geistlichen tot in der Kirche auf. Doch der Täter kann auf keinen Fall der Rabe gewesen sein. So macht sich Penelope auf die Suche nach dem/den Tätern, neue Gesichter gibt es genug, und entwickelt gleichzeitig ein neues Konzept der Partnervermittlung.

Ich fand schon den ersten Band des Mordclubs von Shaftesbury richtig unterhaltsam und hab mich sehr auf die Fortsetzung gefreut. Es ist so schön die bekannten Dorfbewohner wiederzutreffen u.a. den Postboten Dorian Grey, Pubbesitzer Luke, die Damen aus dem Buchclub und die altkluge Tochter des Tierarztes. Diese habe ich im ersten Band ins Herz geschlossen und auch im zweiten finde ich sie wieder sehr sympathisch. Es kommen allerdings auch ein paar neue Charaktere hinzu, die sich nicht gleich einschätzen lassen, was das Ganze wieder sehr interessant macht. Der Schreibstil, der manchmal ziemlich witzig ist, kommt manchmal etwas einfach gestrickt rüber. Ich finde das passt hervorragend zu den Strukturen im Ort.

Der neue Fall ist recht außergewöhnlich, weil einer der Verdächtigen ein Rabe ist. Täter könnten auch die wie man im Ort vermutet, die neuen, kriminellen Bewohner eines Herrenhauses sein oder die Schwester des Pfarrers, die nach dem Tod ihres Bruders von Penelope ins Dorf geladen wird. Eigentlich könnte es so ziemlich jeder sein. Penelope findet in ihrer unnachahmlichen Art nicht nur passende Partner sondern auch den ein oder anderen Hinweis. Und nebenbei werden sie und ihr Love Interest zum Dorfgespräch. Es gibt auch ein paar spannende Stellen, potentielle Leser*innen sollten allerdings keinen total actiongeladenen Krimi erwarten. Es handelt sich hier um eher ruhige Cosy Crime mit viel dörflichem Flair, die mich jedoch wieder ganz toll unterhalten hat und das obwohl ich zumindest in einer Richtung früh den richtigen Verdacht hatte. Würde mich über einen dritten Band riesig freuen. 4,5 Sterne

Bewertung vom 25.06.2023
Happy Place
Henry, Emily

Happy Place


sehr gut

Nicht die erwartete Beziehungskomödie
Wie jedes Jahr treffen sich die angehende Ärztin Harriet und ihre ehemalige Collegeclique für eine Woche Urlaub in einem Cottage in Maine. Nur einer wird nicht dabei sein, Wyn. Denn vor einigen Monaten haben er und Harriet, das Traumpaar unter den Collegefreunden, nach einer kurzen Zeit der Fernbeziehung getrennt. Leider wissen die anderen nichts davon und haben Wyn als Überraschungsgast geladen. Zudem soll das Cottage verkauft werden und damit ist es der letzte Sommer in ihrem Happy Place. So kommt es, dass Harriet und Wyn im dort erstmals nach der Trennung wieder aufeinandertreffen und um die heitere Urlaubsstimmung nicht zu zerstören so tun, als ob alles in Ordnung wäre und versuchen, das glückliche Paar zu mimen, was ihnen zunehmend schwerer fällt. Denn da ist so viel Ungesagtes zwischen ihnen.

"Eine zweite Chance für die Liebe. Die neue große RomCom von Bestsellerautorin Emily Henry - voller Charme, Witz und großen Gefühlen", so steht es in der Produktbeschreibung des Buches. Auch das Cover ließ mich vermuten, dass es hier um eine witzige Geschichte voller Fettnäpfchen und Fauxpas gehen würde. Doch tatsächlich würde ich das Buch wirklich gar nicht zum Genre RomCom zählen. Der Schreibstil ist zwar teilweise bissig bis ironisch, doch der Inhalt ist nicht wirklich "witzig". Vor allem für Harriet wird die Woche zu einem echten Gefühlschaos, das nur sehr sehr zögerlich aufgelöst zu werden scheint. Immer wieder erinnert sie sich an ihre Happy Places mit Wyn in einer Art Rückblenden aus besseren Tagen, in denen sie unzertrennlich schienen. Nur sehr langsam beginnt man auch als Leser zu verstehen, wo eigentlich das Problem in der Beziehung bestand. Wie immer gibt und gab es riesige Kommunikationsprobleme, falsche Annahmen und Dinge, über die sich die Beteiligten erst spät klar werden.

Ein weiteres Problem sind die Freundschaften unter den Protagonisten, die in Gefahr scheinen. Hier will ich nicht zu viel verraten, doch es sind schon ziemlich viele Baustellen, die die Beteiligten teilweise schon aus ihren Familien mitbringen und die ihr Handeln beeinflussen. Mit dem Verkauf des Cottages scheint auch das Gerüst der Freundschaft zu bröckeln und es ist teilweise bitter dies mitzuerleben. Ebenso wie die teilweise schwierigen Familienverhältnisse. Doch im Endeffekt steckt ganz viel Wahrheit in Emily Henrys Geschichte, so dass der/die ein oder andere Leser*in vielleicht in kleinen Teilen wiederfinden kann. Anstatt mich zu erheitern, hat mich das Buch sehr zum Nachdenken angeregt: über Pläne im Leben, über verlorene Freundschaften, Missverständnisse und Dinge, die man im Leben einfach nicht vorhersehen kann. Und im Großen und Ganzen sind es die schönen Momente, die man aus dem Buch und in der Realität festhalten möchte. Nicht ganz verschweigen möchte ich, dass es natürlich auch ziemlich knistert. Das war allerdings eine Sache, die für mich in manchen Momenten nicht ganz so passend war und für einige Leser*innen die beiden Protagonist*innen vielleicht oberflächlich erscheinen lässt. Für mich jedoch ein lesenswertes Buch, das 4 Sterne bekommt.

Bewertung vom 25.06.2023
Tristan Mortalis
Hill, Melissa C.;Stapor, Anja

Tristan Mortalis


sehr gut

Überwiegend sogartige Spannung
Die Freunde Tristan (Michael), Claire, Alice, Bene und Damian freundeten sich während der Schulzeit an. Vor allem durch die Theater-AG sind sie ein eng miteinander verbunden. Am Tag ihres Abschlusses feiern sie gemeinsam in ihren Kostümen aus dem Stück Tristan und Isolde den Schulabschluss am Bootshaus. Danach beginnt für alle ein neuer Lebensabschnitt, der kaum Zeit für die Pflege ihrer Freundschaft lässt. Claire studiert Jura, Bene fährt auf eine Kreuzfahrtschiff um die halbe Welt, Alice macht eine Ausbildung zur Malerin und Damian kümmert sich vorwiegend um seine Band. Doch alle vier horchen auf, als im Moor nahe dem Bootshaus eine Leiche mit Tristans Kostüm gefunden wird. Doch wollte dieser nicht ebenfalls reisen. Sofort kehren die Freunde in die Heimat zurück, um zwischen Hoffen und Bangen gemeinsam herauszufinden, was am Abend der Feier passiert sein könnte, mit ungeahnten Folgen.

Den ersten Jugendthriller des Autorenduos Hill und Stapor "Lupus Noctis" habe ich im letzten Jahr verschlungen und war sehr gespannt auf das neue Werk der beiden. Der Klappentext las sich wieder sehr spannend. Das Cover ist ähnlich gestaltet, wie das vorherige. Während der Beginn der Geschichte in meinen Augen dem letzten Buch ziemlich nahe kommt - Jugendliche, die gerade den Abschluss gemacht haben und dann in alle Winde verstreut sind, um noch einmal in ihrem Heimatort zusammenzukommen - änderte sich der Verlauf dann jedoch grundlegend, da schnell feststeht, dass sich bei der Abschlussfeier etwas Furchtbares zugetragen haben muss. Ausgehend von diesem Ereignis versuchen Bene, Claire, Alice und Damian dem Rätsel das Schicksal von Tristan auf den Grund zu gehen.

Sehr geschickt wechseln die beiden Autorin dabei immer wieder den Blickwinkel zwischen den vier Protagonist*innen. Man erfährt dabei sowohl einiges über ihre gegenwärtige Situation, als auch nach und nach über den Abend der Feier am Bootshaus. Natürlich ermittelt auch die Polizei in dem Fall und weitere Personen scheinen in den Fall verwickelt zu sein. Jeder Perspektivwechsel ist durch Angabe des Namens, des Datums und sogar der Uhrzeit gekennzeichnet. Letzteres wäre meiner Meinung nach nicht unbedingt nötig, da die Rückblicke und Erinnerungen innerhalb der Gegenwart erzählt werden. Es gibt also nur eine Zeitebene. Die Charaktere von Claire, Bene, Alice und Damian werden - damals wie heute - nachvollziehbar offenbart. Trotzdem lassen sich die vier jungen Leute nur wenig hinter die Fassade blicken. Dauernd hat man das Gefühl, dass jeder von ihnen etwas zurückhält. Recht schnell kristalisiert sich jedoch ein Hinweis auf einen möglichen Täter heraus, den auch unerfahrene Thrillerleser*innen sofort bemerken. Dennoch kann die Geschichte noch mit einigen Twists aufwarten, die tragisch sind und mich überrascht haben.

Obwohl das Puzzle einer tragischen Nacht mich gefesselt hat und ich auch das Setting - diesmal im Norden mit viel Meeresbrise und Moorstimmung - toll fand, blieb ich am Ende etwas unzufrieden zurück, was die Schuldfrage betrifft und die Gefühle der einzelnen Beteiligten. Diese fand ich im Gegensatz zum Rest des Buches etwas unglaubwürdig und sehr einfach gewählt. Manche Folgen, die es geben müsste, wurden am Schluss ganz ausgeklammert, z.B. die Frage, wie eine Klassenkameradin Privates ungestraft im Netz veröffentlichen kann usw. Trotz der kleinen Mängel hat mir das Buch vom Spannungsgrad her aber wieder gut gefallen und mich sehr zum Nachdenken über die Freundschaften im Buch angeregt. 4 Sterne

Bewertung vom 25.06.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3 (2 Audio-CDs)
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3 (2 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Amüsantes Hörvergnügen
Joyce als Liebhaberin von Fernsehshows ist begeistert, denn der Donnerstagsmordclub ermittelt im Fall einer vor Jahren ermordeten Reporterin, die einem Mehrwertsteuerbetrug auf der Spur war. Ihr Auto war damals am Fuße einer Klippe gefunden worden, die Leiche wurde ins Meer gespült. So zumindest das offizielle Ermittlungsergebnis der Polizei. Der Täter wurde nie gefasst. So stürzen sich die pfiffigen Senioren nicht nur ins Show-Getümmel, sondern befragen auch die Frau, die für den Betrug ins Gefängnis gegangen ist. Doch auch von anderer Seite prasseln die Probleme auf den Mordclub ein, als eine von ihnen von einem Unbekannten entführt und bedroht wird. Die vier Rentner müssen all ihre Connections und ihre Kombinationsgabe nutzen, um hier Licht ins Dunkel zu bringen.

Die ersten beiden Fälle des Donnerstagsmordclub hatten mir schon wirklich gut gefallen. Diesmal muss ich sagen habe ich mich besonders köstlich amüsiert. Während das Cover im Stile der anderen beiden Bände gestaltet ist, hat der Autor meiner Meinung nach inhaltlich noch eine Schippe drauf gelegt. Um die ganzen Verwicklungen und Entwicklungen aber richtig genießen zu können, sollte man doch die Vorgänger kennen. Vom Aufbau her ist dieser dritte Band diesen sehr ähnlich. Die Geschichte wird von einem Erzähler in der dritten Person geschildert, zwischendurch bekommen wir die persönliche Sicht von Joyce in Form von Tagebucheinträgen zu lesen. Joyce ist einfach eine liebenswerte alte Dame, deren Ton zwar schon ein bisschen naiv klingt, das ist sie aber mitnichten. Das Buch hört sich angenehm, hat sowohl spannende Höhepunkte als auch viele Momente zum Schmunzeln. Ich finde es einfach herrlich, wie die Charaktere dargestellt sind. Der mufflige Ron, der analytische Ibrahim, die eiskalte, gut vernetzte Elizabeth und die liebe Joyce. Jeder von ihnen ist an irgendeiner Stelle im Gesamtgefüge für die Aufklärung des Falles unverzichtbar und manch einer von ihnen überrascht uns noch mit unerwartet guten Hinweisen.

Auch die Nebencharaktere, die nun schon öfter eine Rolle spielten, werden immer mehr mit eingebunden. Allem voran Bogdan, der langsam zu meinem Liebling avanciert, aber auch die beiden Polizisten und selbst die Drogenbaronin aus Band zwei hat einen Charme, dem man sich nicht entziehen kann, auch wenn sie immer noch plant, einen der Senioren umzubringen. Zudem gefällt mir der Einblick ins Showbusiness, in dem zeitweise ermittelt werden muss. Oft ist da ein leicht kritischer Unterton, vor allem was den Aufstieg und Fall von Fernsehberühmtheiten anbelangt. Besonders gefallen hat mir auch Joyces Umgang mit dem eiskalten Killer, die Stellen, an denen Elizabeths dementer Mann im Mittelpunkt steht und natürlich der Showdown, der wie immer geschickt eingefädelt ist. Die ganze Geschichte besteht aus vielen einzelnen Fäden, die der Autor geschickt und glaubwürdig zusammenführt. Ein großes Lob gebührt den Sprecher*innen, die die Protagonisten genau so interpretieren, wie ich sie mir beim Lesen vorgestellt habe. Vor allem Joyce wird hier grandios verkörpert, wenn sie ihre Tagebucheinträge zum Besten gibt. Vorgelesen kommt noch einmal viel mehr Dynamik in die Story, als wenn man sie selbst liest. Daher muss man auch gut aufpassen, dass man keine Anhaltpunkte versäumt. Hier passt sowohl der Fall, als auch das Außenherum. Der perfekte Wohlfühl-Krimi für ein kuscheliges Wochenende auf dem Sofa.

Bewertung vom 16.06.2023
Das Flüstern im Wald / Andor Junior Bd.3
Baumeister, Jens

Das Flüstern im Wald / Andor Junior Bd.3


ausgezeichnet

Ein rundum gelungenes Abenteuer für junge Fantasy-Fans
Die vier jungen Helden Chada, Eara, Thorn und Kram erleben gerade eine ruhige Zeit auf der Rietburg, als eine Nachricht von einem Gehöft eintrifft. Im Osten des Rietlandes wurden die Felder eines Bauern verwüstet. Für diesen vermeintlich einfachen Auftrag schickt der König die vier Freunde los und das ausgerechnet unter der Führung seines Sohnes, dem eingebildeten Prinz Thorald. Ihre Reise führt die ungleiche Truppe in den wachsamen Wald, wo sie von Wardraks überfallen werden, die den Prinzen entführen. Dahinter kann niemand anderer als Zauberer Varkur stecken. Doch worauf hat er es abgesehen? Auf der Suche nach einer Lösung werden die vier Kinder auch noch getrennt. Können sie rechtzeitig Hilfe holen und Varkur erneut aufhalten?

Uns gefiel die Welt von Andor schon in den ersten beiden Bänden der Reihe zum gleichnahmigen Brettspiel von Kosmos. Sie vereint eine tolle mittelalterliche Welt mit Kampf und Magie, witzigen Dialogen und spannenden Abenteuern. Auch die jungen Protagonisten sind uns schon ans Herz gewachsen. Daher haben wir uns gefreut, dass wir nun den dritten Band lesen konnten. Gleich am Anfang bietet das Buch eine Charakterübersicht, in der man nochmal nachlesen kann, wer Thorn, Chada, Eara und Kram sind und was sie besonders gut können. So fällt der Einstieg ins Buch leicht. Zwar erwähnt der Text immer wieder kurze Ereignisse aus den vorherigen Bänden, doch diese muss man nicht unbedingt kennen, um Freude am neuen Abenteuer zu haben.

Ausgerechnet mit dem Prinzen Thorald müssen die vier Freunde einen Auftrag erledigen. Da war sofort klar, dass der Prinz seine volle Arroganz raushängen lassen wird und sich vermutlich wieder nicht von seiner besten Seite zeigt. Eine Garantie für nervige, aber auch lustige Vorkommnisse. Und wir wurden nicht enttäuscht, doch im Laufe der Geschichte doch einige Male überrascht. Denn - oh Wunder - der Prinz scheint wirklich eine positive Entwicklung durchzumachen. Das Abenteuer führt in einen atmosphärischen Wald, es gibt wieder neue Monster, die Wardraks und bei so einem Hinterhalt darf natürlich der böse Varkur auch nicht fehlen. Zunächst ist aber überhaupt nicht klar, worum es dem alten Zausel geht. Das klärt sich erst im Laufe der Geschichte. Toll finden wir auch die Bewahrer, die im wachsamen Wald leben und der Baum der Lieder ist wirklich eindrucksvoll. Das spiegelt sich auch in den wiederum toll gelungenen Illustrationen wieder, die wir in den letzten beiden Bänden schon großartig fanden und die sehr gut zur Stimmung und dem Setting des Buches passen. Und auch das Ende überzeugt. Ein rundum gelungenes Abenteuer für junge Fantasy-Fans. 5 Sterne

Bewertung vom 16.06.2023
Gelato
De Giglio, Stefano

Gelato


sehr gut

Toll für Profis und als längerfristiges Hobby
Anfangs habe ich ein bisschen damit gehadert, ob ich dieses Buch brauche, doch ich wollte mich mal näher mit der Eisherstellung beschäftigen. Die Versuche ohne Eismaschine cremiges Eis herzustellen scheiterten bis dahin meist komplett. Hiermit sollen also nun 75 perfekte Eiskreationen gelingen. Der Autor selbst ist Gelatiere und stellt in seinem Vorwort kurz vor, wie er diesen Weg eingeschlagen hat. Besonders wichtig sind ihm qualitativ hochwertigen Zutaten und er möchte bei den Leser*innen das Bewusstsein für hochwertige Lebensmittel vergrößern.

Schon am Anfang des Kapitels Eischule merkt man, die Herstellung von perfekter Eiscréme ist eine Kunst oder eher eine Wissenschaft für sich. Da geht es nicht nur um die Zutaten und die Gewichtung dieser, sondern um das komplexe Gefüge, um die Funktionen verschiedener Zutaten, um feste, flüssige und gasförmige Bestandteile, um Schmelz, um Stabilisatoren und Konsistenz. Auch das Thema Süße und Temperatur spielt eine Rolle, dann der Herstellungsprozess und die benötigten Utensilien, damit die Eiskreation perfekt wird. Klingt und liest sich nicht immer einfach und erfordert schon ein großes Interesse, um hier am Ball zu bleiben. Recht praktisch sind die Informationen über den Vorratsschrank und auch die Eisherstellung Schritt für Schritt ist gut verständlich erklärt und mit Farbfotos des Ablaufes verdeutlicht. Auf ca. 65 Seiten erfährt man alles über die Theorie der Eisproduktion.

Den Rest des Buches nehmen die 75 Eis- und Sorbetrezepturen ein. Dazwischen findet man auch immer wieder Wissenswertes über einzelne Zutaten, vor allem Kakao, Aromen wie echte Vanille, Nüsse und verschiedene Früchte, die in den Rezepten Verwendung finden. Das Buch enthält süße, sahnige und schokoladige Sorten, als auch fruchtige bis hin zu ganz speziellen und sehr kreativen Geschmackskompositionen. Die Mischung gefällt mir tatsächlich sehr gut. Die Rezepte sind allerdings nicht immer ganz einfach nachzumachen, vor allem wegen der in meiner Küche nicht alltäglichen Zutaten wie Dextrose, Guarkernmehl, Glukosesirup, Magermilchpulver, Trockenglukose, Akazienfasern usw. Diese sind alle erst anzuschaffen, bevor es losgehen kann. Allerdings können sich die Ergebnisse auf den großen Farbfotos auch sehen lassen. Am liebsten würde man alle hintereinander probieren. Übrigens gibt es auch einige vegane Eissorten

Die Rezepte enthalten alle wichtigen Informationen, die für das "Nachkochen" nötig sind. Die Zutaten sind immer für eine Menge von 500 ml vorgesehen und werden übersichtlich aufgelistet. Es gibt leicht verständliche Infos zum Vorbereiten, Zubereiten, Kühlen und Gefrieren. Zubereitungs-, Kühl- und Gefrierzeiten sind ebenfalls gesondert angegeben. Zudem gibt es oft noch spezielle Tipps vom Autor, sogar womit man das Eis am besten kombinieren kann. Ein Sach- und ein Zutatenregister sowie nützliche Adressen vor allem für den Einkauf spezieller Zutaten runden das Angebot des Buches schön ab.

Fazit: Das Buch ist qualitativ in allen Belangen sehr hochwertig, aber eben auch in der Theorie sehr wissenschaftlich. Das Angebot an Rezepten ist wahnsinnig toll, wenn man sich nicht scheut, in den Kauf von speziellen Zutaten zu investieren, die für ein Gelingen der Rezepte unbedingt notwendig sind. Daher empfehle ich das Buch eher Profis und allen, die sich längerfristig die Eisherstellung als Hobby vorstellen können oder unbedingt eine absolut hohe Qualität wünschen. 4 Sterne

Bewertung vom 16.06.2023
Kastenbrote
Schell, Valesa

Kastenbrote


sehr gut

Leckere Kastenbrote, aber nicht nur unkompliziert
Brotbacken ist für mich immer etwas ganz Besonderes, da ich als berufstägige Mutter leider nicht allzu häufig dazu komme. Daher hat mich der Untertitel des Buches angelockt: Unkompliziert backen. Das klingt erstmal super, bezieht sich in diesem Falle aber vorwiegend darauf, dass der Teig hergestellt und gewirkt wird und dann in der Kastenform geht, bevor man ihn gleich in dieser unkompliziert in den Ofen schiebt. Natürlich ist das eine gewisse Arbeitserleichterung, doch auch wenn ich es mir noch einfacher vorgestellt habe, ist das vor allem bei Sauerteigbroten kaum zu schaffen.

Die Autorin Valesa Schell war mir schon ein Begriff. Auch wenn ich ihren Blog nicht kannte, sind mir schon einige Male ihre Bücher begegnet. Hier hat sie nun ein Buch speziell über Kastenbrote verfasst, bei dem schon das Cover Lust auf frisches Brot macht. Bevor man loslegt, sollte man sich auf jeden Fall in den Kapiteln Wissenswertes und Basiswissen zu den Rezepten ausgiebig informieren. Darin finden sich zum Beispiel Informationen zu den einzelnen Arbeitsschritten, wie z.B. dem Wirken und der Gare, zum Austausch einzelner Zutaten/Mehle bei Bedarf und zu den unterschiedlichen Kastenformen. Mit diesem Grundwissen ist man schon für viele Rezepte gut gerüstet.

Der Rezeptteil ist gegliedert in Rezepte mit Hefe, Rezepte mit Sauerteig, Rezepte mit Lievito Madre, Rezepte mit Vollkorn und Urkorn, Herzhaftes aus dem Kasten und Süßes aus dem Kasten. Die Ansetzung und Weiterführung von Sauerteig und Lievito Madre wird in den jeweiligen Kapiteln erklärt. Für mich waren beide etwas vollkommen Neues, da ich bisher nur Brote mit Hefe gebacken hatte. Den Sauerteig habe ich auch angesetzt. Die Anleitung hierfür ist recht gut gelungen, trotzdem hätte ich sie mir noch etwas ausführlicher gewünscht, da ich manchmal unsicher war, ob ich das alles richtig mache. Die Brotvielfalt der Rezepte ist toll. Da dürfte jeder seine Lieblingsbrote entdecken. Besonders gefallen mir auch die herzhaften Brote, die perfekt zur Grillparty oder für Gäste sind.

Das Backen erfordert meiner Meinung nach aber doch mehr Planung, als ich beim Wort unkompliziert erwartet hatte. Zwar lässt sich die Gehzeit des Teiges durch die Variation von Kühlschrank- und Raumtemperaturzeit anpassen, doch oft passte das Herstellen des Teiges und das Backen nach dem Gehen mit keiner der Varianten in den vollgepackten Alltag und so konnte ich bisher weniger ausprobieren, als ich gerne wollte. Hier rät die Autorin auch im Hinblick auf das Stromsparen ohnehin dazu, mehrere Brote für den Vorrat zu backen. Das kann ich nur unterstreichen. Anfänger die sich ambitioniert ans Ausprobieren machen, werden hier auf jeden Fall leckeres Brot zaubern. Die Rezepte enthalten dafür alle Angaben die man braucht. Zu Zutaten, Zubereitung usw. gibt es jeweils ein Foto des fertigen Brotes. Mir hat noch eine Angabe gefehlt, auf welcher Höhe die Form in den Ofen geschoben werden sollte (oder ich habe sie in den Basisinfos übersehen). Ein kleiner Kritikpunkt sind für mich auch manche Mehle, die es in normalen Supermärkten einfach nicht gibt. Hier in der ländlichen Gegend konnte ich nicht mal alles Roggensorten bekommen. Online Mehl kaufen geht für mich aber leider auch gar nicht. Daher habe ich auch nur Rezepte beachtet, bei denen die Zutaten zu bekommen waren.

Alle Brote, die ich gekostet habe, waren übrigens sehr gut und ich denke darauf kommt es hauptsächlich an, wenn man sich ein Backbuch anschafft. Das Preis-Leistungsverhältnis finde ich auch sehr gut, da man für andere Bücher gut und gerne 30 Euro zahlt. Insgesamt gibt es somit von mir 4 Sterne. Das Buch werde ich auf jeden Fall noch oft nutzen.

Bewertung vom 16.06.2023
Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3 (MP3-CD)
Horowitz, Anthony

Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3 (MP3-CD)


sehr gut

Für Fans klassischer Krimis
Als Krimi-Autor Anthony Horowitz für das Marketing seines neuen Buches über die Fälle des Ex-Polizisten Hawthorne zu einem Literaturfestival auf die Kanalinsel Alderney eingeladen wird, lässt es sich letzterer nicht nehmen, ihn dorthin zu begleiten. Geladen sind auch ein berühmter Fernsehkoch samt Assistentin, eine Kinderbuchautorin, eine französische Dichterin, ein blindes Medium und ein Historiker. Finanziert wird das Festival unter anderem von einem reichen Unternehmer, der Online-Plattformen für Glücksspiel betreibt. Schnell wird klar, dass auf der Insel seit einiger Zeit auch noch ein Konflikt um eine neue Stromtrasse entbrannt ist. Als einer der Inselbewohner ermordet aufgefunden wird, erhalten Hawthorne und Horowitz den Auftrag, die örtliche Polizei zur unterstützen und decken so die kleinen und großen Geheimnisse der Einheimischen auf. Dann geschieht ein weiterer Mord.

Ich hatte von Anthony Horowitz schon "Die Tote aus Zimmer 12" gelesen, ein Buch das mir ganz gut gefallen hat. Daher hab ich auch zu diesem Krimi gegriffen, ohne zu wissen, dass es sich um eine Reihe handelt. Das spielte beim Lesen dann zum Glück auch keine größere Rolle, da zu Beginn die Charaktere der beiden "Ermittler" und ihre Verbindung ganz gut beschrieben werden. Hauptakteur während der Ermittlungen ist eindeutig Hawthorne, während Horowitz eher beobachtet, nachvollzieht und auch immer wieder das Verhalten seines Partners analysiert und sich dabei auch manchmal selbst irgendwie etwas trottelig oder auch selbstironisch darstellt. Es ist schon etwas komisch, dass der Autor über sich als Autor schreibt. Daran musste ich mich erst gewöhnen.

Der Krimi ist übrigens durch und durch britisch, was man sofort bemerkt, da die verschiedenen Personen doch recht affektiert agieren und sprechen. Alles ist recht förmlich bei diesem Literaturfestival, was der Sprecher des Hörbuches auch sehr gut durch seinen Vortrag übermittelt. Mir war es fast schon ein bisschen zu versnobt bei diesem Event und auch die Inselbewohner sind eine Liga für sich. Da der Personenkreis doch einige Individuen umfasst, muss man beim Hören vor allem am Anfang viel Konzentration aufwenden, um mitzukommen. Wer damit Probleme hat, sollte evtl. lieber zum Buch greifen.

Die Schreibweise entspricht dem klassischen Krimiaufbau. Zunächst erfolgt die Vorstellung eines begrenzten Personenkreises, bestimmte Beobachtungen werden gemacht, die HInweise oder Finten ergeben, dann passiert der Mord, alle Beteiligten werden befragt usw. bis Schlussendlich der Fall gelöst wird. Horowitz baut hier ein paar falsche Annahmen ein, manche undurchsichtig, andere sind eher leicht zu durchschauen. Insgesamt ist es ein eher ruhiger Krimi, daher war ich froh, dass ich das Hörbuch hatte. Durch dieses wirkten die Figuren lebendiger und auch die Dialoge hatten etwas mehr Esprit. Das Ende hat mir ganz gut gefallen und der Ermittler ist wirklich ein brillanter Beobachter. Insgesamt bietet das Hörbuch für Liebhaber klassischer britischer Krimis ein paar Stunden gute Unterhaltung zum Mitermitteln. 4 Sterne

Bewertung vom 15.06.2023
Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2 (MP3-Download)
Kobr, Michael; Klüpfel, Volker

Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Wieder grandios gelesen von Axel Prahl
Nachdem dummerweise Lipaire und seine bunt zusammengewürfelte Truppe ein historisches Dokument auftreiben konnten, dass die Vicomtes als Herrscher über das Fürstentum Grimaud ausweist, hatten sie zwar kurzzeitig Gewinn eingefahren, doch der Traum vom schönen Leben hält nicht lange. Lipaire wird von den Vicomtes als Gardien entlassen und kann so seinen zwielichtigen Nebengeschäften kaum noch nachgehen. Auch für die anderen sieht die Zukunft durch die neue "Regentschaft" alles andere als rosig aus. Karim verliert seinen Job, weil Wassertaxis verboten werden und auch der Handyladen ist in Gefahr. Selbst der Bürgermeister kann und will den Plänen der Regenten nichts entegegen setzen. So bleibt den "Unverbesserlichen" nichts Anderes übrig, als die offizielle Machtübernahme der neuen Fürsten zu verhindern, indem sie das Dokument entwenden. Wieder kommen ihnen die Nachrichten eines anonymen Tippgebers zu Hilfe, doch kann man diesem trauen? Gemeinsam stolpern die sechs Kleinganoven von einem Fettnäpfchen ins nächste, während sie zielstrebig ihre wackeligen Pläne verfolgen.

Ich fand den ersten Teil der Unverbesserlichen wirklich erfrischend und lustig und war gespannt, ob Klüpfel und Kobr dieses Niveau auch in Band zwei halten können. Außerdem war ich natürlich neugierig, wie es mit der Truppe um den alternd-charmanten Lipaire weitergeht. Am Ende des ersten Bandes waren sie doch zu etwas Geld gekommen, doch es war irgendwie klar, dass das Auffinden des Dokuments dafür sorgt, dass die Vicomtes die Macht über die Stadt Grimaud übernehmen. Und das soll sich nun in Band zwei als großer Fehler erweisen, der Lipaire, Karim, Paul und Co. die Tour vermasselt. Mehr noch, ihre Existenz und der Charme des kleinen Küstenstädtchens stehen auf dem Spiel. Und so kommen die sechs Gauner wieder zusammen, um mit Hilfe eines anonymen Schreibers von Nachrichten die Machtübernahme der unangenehmen Vicomtes zu unterbinden. Viel Zeit haben sie nicht und das sorgt dafür, dass nach einem zugegeben etwas langwierigen Start die Geschichte wieder an Fahrt aufnimmt.

Den besonderen Reiz an dem Buch machen wieder die vielseitigen Charaktere aus, vor allem natürlich die der "Unverbesserlichen". Man lernt sie in ihrer Verzweiflung noch einmal von einer neuen Seite kennen. Alle haben Stärken und Schwächen, doch vor allem Lipaire ist in diesem Band nicht mehr ganz so überheblich, wenn auch alles andere als vernünftig. Zudem steht immer die Frage im Raum, ob nicht einer von ihnen der geheimnisvolle Tippgeber ist, der ihnen allen Nachrichten auf ihre Handys schickt, die ihnen nicht nur einmal aus einer Sackgasse heraushelfen. Viele Begebenheiten im Buch sind turbulent, actionreich und/oder witzig. Dafür sorgen nicht nur die verwegenen Pläne, sondern vor allem die liebenswerten Persönlichkeiten, die den alten Charme von Port Grimaud unbedingt erhalten wollen und somit nicht nur für sich sondern für die alle Bürger handeln. Besonders lustig empfand ich zum Beispiel den Versuch, einen Termin beim Bürgermeister zu erhalten, der natürlich immer einen vollen Terminkalender hat. Auch die Probleme mit Lebedame Lissys Hund und diverse Täuschungmanöver und Fauxpas haben mich zum Lachen gebracht. Man darf beim Lesen einfach nicht den Fehler machen, die Geschichte allzu ernst zu sehen, dann wird man für einige Stunden richtig gut unterhalten. Schließlich sind die Louis de Funes Werke auch ein ziemliches Geblödel, aber dennoch Kult. Wer so etwas mag, der muss die Unverbesserlichen unbedingt lesen und wird vielleicht die herrlich schrägen Typen genauso ins Herz schließen wie ich. Und das traumhaft sonnige Südfrankreich-Setting macht das Buch zur perfekten Urlaubslektüre.

Soweit die Einschätzung des Buchtextes. Natürlich ließ ich mir es auch diesmal nicht nehmen, mir die Geschichte noch einmal vom genialen Axel Prahl vorlesen zu lassen. Zwar hatte ich das dumpfe Gefühl, dass er diesmal etwas weniger deutlich gelesen hat, trotzdem ist seine stimmliche Interpretation der Geschichte unnachahmlich, ließ mich schmunzeln, lachen und mitfiebern. Er verleiht einer jeden Figur ein ganz eigenes Profil und das, obwohl die Verkörperung so unterschiedlicher Charaktere alles andere als einfach ist. Vor allem Lebedame Lissy mit ihrem Wiener Dialekt muss man einfach lieben. Und die vielen französischen Begriffe liest Prahl auch sicher und routiniert. Durch die Wandelbarkeit seiner Stimme und den leicht ironischen Unterton wird eine sehr gute Unterhaltungsliteratur zum Hörgenuss, den ich jedem ans Herz legen kann. Wer Prahl im Tatort mag, der wird ihn auch hier verehren. 5 Sterne

Bewertung vom 14.06.2023
Der kleine Beuteldachs
Schröder, Sven Maria

Der kleine Beuteldachs


sehr gut

Ganz tolle Illustrationen
Der kleine Beuteldachs und sein Papa müssen auf dem Weg zur Oma den großen Wald durchqueren. Dabei fühlt sich vor allem der kleine Beuteldachs unwohl und glaubt, von wilden Tieren verfolgt zu werden. Aber egal, welches Tier er hinter dem Verfolger vermutet, sein Papa zerstreut mit flott gereimten Sprüchen all seine Sorgen und Ängste. Bis sie plötzlich tatsächlich vor einem ziemlich bedrohlichen Waldbewohner stehen und sich das Blatt wendet.

Der niedliche Beuteldachs und die anderen Tiere auf dem Cover verleiten Kinder schon dazu, nach dem Buch zu greifen, weil sie neugierig darauf sind, wohin der Dachs wohl geht. Ein bisschen ungeschickt ist das Bild auf der Haupttitelseite, dass einen Ausschnitt aus dem hinteren Teil des Buches zeigt, der schon viel vorwegnimmt. Da hilft nur ganz schnell drüberblättern. Sehr gefallen hat uns der Stil der Illustrationen. Der Wald sieht immer ähnlich aus, lebendig grün, aber ziemlich düster, was die Stimmung des kleinen Beuteldachses sehr schön nachempfinden lässt. Hinzu kommen viele kleine mal mehr, mal weniger im Laub versteckte Tiere, die zum Entdecken oder Zählen einladen. Auch die lockere Aufteilung des Textes passt sehr gut dazu. In der Geschichte ist der kleine Beuteldachs etwas besorgt darüber, dass im Wald eine bestimmte Art von wilden Tieren auf sie lauern könnten. Es geht also vorwiegend um Ängstlichkeit, die aber durch die oft lustigen bis hin zu absurden Reime, die Papa Dachs sich spontan ausdenkt, überspielt wird. Na klar, die Füchse sind auf der A3, die Wildschweine im Zoo usw. Doch dann tritt eine Wende ein, als sie tatsächlich vor einem leibhaftigen Waldbewohner stehen und der kleine Beuteldachs zeigt, wie mutig er ist. Auch hier baut der Autor ganz witzige Ideen ein. Es ist eben nicht immer alles so, wie es scheint.

Trotz allem Witz überzeugt mich die Auflösung des Problems mit der Angst bei Kindern aber nicht. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass die kleinen Zuhörer den kleinen Beuteldachs super finden, weil er heldenhaft reagiert, als eine vermeintliche Gefahr droht. Zudem gefallen meinen Kindern Reime immer gut, auch wenn sie nicht oft aber manchmal in meinen Ohren mal etwas holprig klingen. Unterhaltsam ist das Buch auf jeden Fall und schon allein wegen der Illustrationen auch sehr beliebt bei uns, so dass ich es gern empfehle. 4 Sterne