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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 590 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2024
Im Schatten des Thronfolgers
Neumeyer, Christine

Im Schatten des Thronfolgers


sehr gut

Artstetten, 1909: Während des Baus der Gruft für die Familie des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand wird eine Babyleiche gefunden, das Kind wurde anscheinend lebend geboren. Auf Grund des Fundortes wird der Geheimagent Pospischil und sein Assistent Frisch nach Artstetten entsandt, um den Fall möglichst diskret aufzuklären.

Was mir direkt von Anfang an gefallen hat, ist das Lokalkolorit, das der Roman sozusagen aus jeder Pore ausströmt. Das fängt schon mit den Dialogen an, die oft dialektgefärbt sind, jedoch nie so stark, dass „Außenstehende“ es nicht verstehen könnten. Und geht weiter über die sehr gelungene Beschreibung der Örtlichkeiten und deren Hintergründe. Mir war der Nibelungengau nicht bekannt, aber der Roman machte mir Lust, ihn einmal zu besuchen, denn ich habe hier einiges darüber erfahren. Schließlich gibt es einige österreichische Wörter, die Deutschen zumindest zum Teil bekannt sind, vor allem, wenn sie schon in Österreich Urlaub gemacht haben, andernfalls kann man auch googeln. In Österreich und Deutschland gibt es eben für die selben Dinge hin und wieder unterschiedliche Worte, das trägt letztlich zur Authentizität bei. Ich hatte keine großen Schwierigkeiten, vieles kennt man, anderes entnimmt man dem Kontext.

Aber auch das Zeitkolorit ist nicht ohne, denn ich fühlte mich schnell nicht nur an den Ort sondern auch in die Zeit versetzt. Nicht nur Franz Ferdinand hofft, bald den Kaiser abzulösen, auch vor allem jüngere Österreicher hätten gern ein bisschen frischen Wind. Leider blieb das Wunschdenken, denn schon fünf Jahre später wird Franz Ferdinand ermordet, wie wir heute wissen. Das Leben der Menschen damals, vor allem auch im Nibelungengau wird mir hier gut nahegebracht, so z. B. das der Landärzte und der Hebammen.

Insgesamt habe ich also nicht nur einen guten Roman gelesen, sondern wurde auch immer wieder zum googeln ermuntert, und habe so auch Neues lernen können.

Die beiden Ermittler sind mir schnell ans Herz gewachsen. Wie ich ermitteln konnte, ist dies bereits der dritte Roman mit den beiden, der zweite beim Picus-Verlag. Ich habe mir direkt die beiden anderen Romane besorgt. Beide Männer sind sehr unterschiedlich, Pospischil schon älter, mit viel Erfahrung, unverheiratet, von einigen Wehwehchen geplagt, Frisch dagegen jung, frisch verheiratet, mit zwei Doktortiteln und deutlich beweglicher als Pospischil. Das führt manchmal auch zu humorvollen Szenen, z. B. wenn die beiden mit Fahrrädern unterwegs sind.

Andere Charaktere gibt es einige, Tatverdächtige, Zeugen, mögliche Mitwisser wie die beiden Hebammen, Mutter und Tochter, Personal des Schlosses, und natürlich der Pfarrer und seine Haushälterin, bei denen Pospischil und Frisch unterkommen. Dass einer davon tatsächlich etwas auf dem Kerbholz hat, erfährt man als Leser:in schon sehr früh, ob und gegebenenfalls wie er allerdings in die Sache um das Kind und einen weiteren Mord passt, erfährt man erst viel später im Roman.

Der Roman ist, auch wenn er als Krimi firmiert, nicht besonders spannend. Muss er aber meiner Meinung nach auch nicht, denn er punktet an anderer Stelle, mit seinen Ermittlern und vor allem mit seinem Lokal- und Zeitkolorit. Ich hatte beim Lesen, trotz der Morde, ein eher gemütliches Gefühl, fühlte mich gut unterhalten und habe, wie schon erwähnt, schnell Lust bekommen, mehr Prospischil und Frisch zu lesen. Am Ende ist alles ordentlich aufgelöst, und die Ermittler erwartet noch ein schönes Erlebnis.

Mit seinen sympathischen Ermittlern, seinem Lokal- und Zeitkolorit und seinem Setting konnte mich der Roman schnell packen. Dass es ihm ein bisschen an Spannung mangelt hat mich dabei nicht gestört.

Bewertung vom 06.04.2024
Frostnacht / Mythos Academy Bd.5
Estep, Jennifer

Frostnacht / Mythos Academy Bd.5


gut

Gwen Frost vermisst ihren Freund Logan Quinn, der nach den Ereignissen in Band 4 die Mythos Academy verlassen hat. Doch dann wird Nickamedes, der Bibliothekar, vergiftet, ein Attentat der Schnitter, das eigentlich Gwen galt. Eine Heilung verspricht lediglich eine sehr seltene Pflanze, die es nur an einem bekannten Ort gibt. Gwen, ihre Freunde und Trainer Ajax müssen dafür in die Rocky Mountains reisen. Die Zeit drängt, und ein weiteres Attentat ist nicht unwahrscheinlich.

Auch im fünften und vorletzten Band muss Gwen weiter gegen die Schnitter und um ihr Leben kämpfen, und gleichzeitig mit all den Problemen, die man als Teenager sowieso schon hat. In diesem Band kommt noch Gwens Liebeskummer dazu, der mir, vor allem in der ersten Hälfte des Romans, ein bisschen zu ausführlich zelebriert wird, direkt gefolgt von den ebenfalls zu oft wiederholten Schuldgefühlen wegen der Vergiftung Nickamedes, an der Gwen natürlich überhaupt keine Schuld hat, außer, dass das Attentat eigentlich ihr galt. In diesem Band wurde mir besonders deutlich vor Augen gehalten, dass ich halt nicht mehr zur Zielgruppe gehöre.

Ich fand den Roman stellenweise sehr langatmig, wirkliche Spannung kam für mich eher selten auf. Trotzdem hat mir dieser Band auch unterhaltsame Stunden beschert, was dieses Mal vor allem an den Greifen, die in den Rockys leben, und mit denen Gwen in Kontakt kommt, liegt. Mystische Wesen haben eine gewisse Faszination auf mich.

Gwen lernt außerdem ein weiteres Familienmitglied kennen, von dem sie bisher noch nichts wusste. Auf der Akademie in den Rockys, die man hier auch besucht, lebt nämlich jemand von ihrer väterlichen Seite. Ihr Vater war, soweit ich mich erinnere, bisher kein Thema in der Reihe. Hier erfährt man nun einiges über ihn und seine Familie. Das hat mir gut gefallen, wirft es doch noch einmal einen anderen Blick auf die Protagonistin.

Im Anhang gibt es eine Bonusgeschichte, in der man miterlebt, wie Gwen zu einem der Artefakte kommt, die sie für die Göttin Nike für den letzten Kampf gegen Loki benötigt, sowie, wie bereits gewohnt, Ausführungen über die einzelnen Charaktere, die Mythos Academy und ein Who is Who.

Band 5 der Reihe führt die Geschichte nahtlos weiter, erzählt ein bisschen mehr über Gwens Familie und macht mit uns einen Ausflug in die Rocky Mountains. Wer die Reihe bis dahin mochte, sollte auch diesen Band lesen.

Bewertung vom 05.04.2024
Der Siegelarmreif
Hagen, Marlene von

Der Siegelarmreif


sehr gut

Die große Schlacht gegen Tristorien steht kurz bevor, als sich im Lager der Rebellen eine Frau einfindet, mit der hier keiner gerechnet hätte. Welchen Einfluss das haben würde, ist zunächst nicht abzusehen.

Auch der dritte Band um den Siegelarmreif hatte für mich viele Überraschungen auf Lager. Nicht nur mit dem oben erwähnten Ereignis hatte ich in keiner Weise gerechnet, und war bis zum Ende sehr misstrauisch, inwieweit ich darauf vertrauen konnte. Auch viele andere Szenen habe ich so nicht erwartet – und genau das gefällt mir wirklich gut. Schon im letzten Band hatte man gesehen, dass nicht jeder Charakter sich so entwickelt, wie man das zunächst erwartet hat, aber von der Person, die sich hier von einer ganz anderen Seite zeigt, hätte ich das nie erwartet. Dennoch ist es nachvollziehbar, was für mich sehr wichtig ist.

Wie bereits in den Vorgängern, wird auch hier wieder aus den Perspektiven der verschiedenen Prota- bzw. Antagonist:innen erzählt. Das ist wirklich gelungen gemacht, denn jede Perspektive deckt einen anderen Part des Geschehens ab, und da, wo sie sich überschneiden, sind sie nicht immer deckungsgleich, weil eben jede:r ihre/seine eigene Wahrnehmung hat. Nur die Leser:innen wissen dadurch alles, und daraus entsteht ein nicht geringer Teil der Spannung.

Denn spannend ist auch dieser Band wieder, schon weil man nie sicher sein kann, was passieren wird. Am Ende bin ich auch nicht sicher, ob die Geschichte schon auserzählt ist. Zwar ist die Geschichte der Rebellion gegen Tristorien wohl soweit abgeschlossen, und auch die Geschichte eines Charakters ist beendet, doch es ergeben sich weitere Geschichten, die hoffentlich auch noch erzählt werden, z. B. hat Alsha ihr Einhorn verloren und macht sich auf die Suche danach. Ob aus der Trilogie ein Mehrteiler wird, ob das sowieso von Anfang an geplant war, oder ob die Autorin irgendwann den Faden noch einmal aufnimmt? Der letzte Satz in diesem Roman lässt hoffen. Ich bin dann gerne wieder dabei.

Wer die Vorgängerbände nicht kennt oder bei dem es schon länger her ist, dass er sie gelesen hat, erhält zu Beginn eine gute Zusammenfassung. Ich empfehle trotzdem dringend, die Bände der Reihenfolge nach zu lesen.

Auch der dritte Band um den Siegelarmreif hat mich mehr als einmal überrascht, hier darf man sich keiner Entwicklung sicher sein, nichts ist vorhersehbar. Von mir gibt es selbstverständlich eine Leseempfehlung für die komplette Reihe.

Bewertung vom 27.03.2024
Die Lichtfängerin / Cocoon Bd.1
Albin, Gennifer

Die Lichtfängerin / Cocoon Bd.1


gut

Adelices Eltern lehren sie früh, ihr Talent zu verbergen, denn in ihrer Welt werden Mädchen, die dieses spezielle Talent haben, zur Wegjungfer berufen. Doch dann kann Adelice nicht an sich halten, und verrät sich, was schlimme Folgen für ihre Familie hat. Adelice selbst findet sich zunächst in einem Kerker wieder. Da sie besonders begabt ist, wird sie aber schließlich doch zur Webjunger berufen, macht sie durch ihre rebellische Art aber nicht nur Freunde und bringt einige Menschen in Gefahr.

Gennifer Albin hat nicht nur eine verstörende Welt, in der die Machthaber nicht nur diktatorisch herrschen, sondern auch die Möglichkeit haben, sehr tiefgehend in die Welt einzugreifen, aber auch Menschen auf eine Weise zu manipulieren, die man sich kaum vorzustellen vermag. Dafür benötigen sie die Webjungfern, denn die Welt, Arras, besteht aus Fasern, die von diesen bearbeitet werden können. Wie tiefgreifend das wirklich sein kann, erfährt Adelice erst nach und nach – und wir mit ihr, denn sie erzählt hier ihre Geschichte selbst in Ich-Form.

Genremäßig gibt es schnell nicht nur einen, sondern sogar zwei junge Männer, für die Adelice gewisse Gefühle entwickelt. Gebraucht hätte ich das nicht, aber da die beiden nicht nur als „Love interest“ fungieren, tragen sie immerhin das ihre zur Geschichte bei.

Wirklich nahe sind mir Adelice und die anderen Charaktere nicht gekommen, und auch die Liebesgefühle konnten mich nicht berühren. Ziemlich am Anfang fand ich ein bestimmtes Handeln der Eltern Adelices absolut unnötig und nicht nachvollziehbar, kann es mir bis jetzt nicht erklären. Vielleicht hätten ja die Folgebände manches geklärt, vor allem das Wissen der Eltern?

Der Roman ist der erste einer Trilogie und sowohl im Original als auch auf Deutsch bereits 2012 erschienen. So weit ich sehen kann, wurden die beiden Fortsetzungen nie ins Deutsche übersetzt. Ehrlich gesagt, ist das für mich okay. Die Prämisse des Romans hat mich fasziniert, die Umsetzung ist mir letztlich doch zu sehr Young Adult, und am Ende kann ich damit leben, nicht zu erfahren, wie es weitergeht. Und das, obwohl es eine überraschende Wendung gibt, die allerdings tatsächlich auch nicht so neu ist, und sogar einen Cliffhanger.

Ich finde es schwierig, den Roman zu bewerten, denn einerseits hat die Autorin eine interessante Welt geschaffen, andererseits bin ich nicht neugierig auf die Folgebände.

Bewertung vom 21.03.2024
Sturm über Berlin (eBook, ePUB)
Goga, Susanne

Sturm über Berlin (eBook, ePUB)


sehr gut

„Sturm über Berlin“ ist ein Kurzgeschichten-Prequel zur Leo-Wechsler-Reihe. Wir treffen Leo Wechsler im Januar 1919, er ist glücklich verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Der erste Weltkrieg ist beendet, doch die Nachwehen noch nicht. Es gibt Demonstrationen und Straßenschlachten zwischen einzelnen Gruppen. Leo zeigt schon hier sein gutes Herz, und so wird er verletzt, als er sich einmischt.

Wir lernen auch Leos Frau Dorothea kennen, in der Reihe ist er bereits Witwer, hier erleben wir mit, wie er seine Frau verliert. Das ist herzzerreißend, und vielleicht hätte man Dorothea ein bisschen mehr Zeit geben können, ich hätte gerne eine tiefere Verbindung zu ihre aufgebaut. Dennoch finde ich es schön, dass diese Lücke in Leos Geschichte geschlossen wurde.

Man könnte die Kurzgeschichte auch lesen, ohne die Reihe zu kennen, aber natürlich ist es berührender, wenn man sie kennt. Leo Wechsler-Fans sollten sowieso zugreifen, zumal das Ebook – zumindest derzeit – kostenlos angeboten wird.

Ein berührendes Prequel der Leo-Wechsler-Reihe, das eine Lücke in der Geschichte des Protagonisten schließt. Fans der Reihe sollten unbedingt zugreifen.

Bewertung vom 21.03.2024
Der Teufel von Tempelhof / Leo Wechsler Bd.9 (eBook, ePUB)
Goga, Susanne

Der Teufel von Tempelhof / Leo Wechsler Bd.9 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im Februar 1929 wird an der Blanken Hölle, einem Teich in Tempelhof, der mit einer sagenhaften Geschichte um Hel, die Göttin der Unterwelt, verbunden ist, ein toter Arzt gefunden, augenscheinlich ermordet. Für Leo Wechsler und sein Team gibt es zunächst kaum Anhaltspunkte für Motiv und Täter:in.

Im neunten Fall der Reihe nimmt sich Susanne Goga wieder interessanter Themen an, die mir dieses Mal zum Teil kalte Schauer beschert haben. So erfahren wir in einer Nebenhandlung um die dreizehnjährige Erika etwas über das Fürsorgesystem dieser Zeit, und auch die Hintergründe des Mordfalls sind nichts für schwache Nerven.

Daneben gibt es aber auch positive Dinge, z. B. eine Hochzeit, über die ich mich sehr freue, und Robert Walther erhält eine neue Chance. Mittlerweile sind die Familie Leos und sein Team wie alte Freunde, man freut sich, sie wiederzutreffen, und ist gespannt, was sich in ihrem Leben tut. Auch hier gibt es ein paar Neuigkeiten, z. B. über Sonnenschein und Neufeld, und Leo kann wieder einmal zeigen, wie loyal er ist.

Was mir immer besonders gut gefällt, ist dass es Susanne Goga jedes Mal gelingt, mich sofort in den Roman zu ziehen, der mich dann auch bis zum Ende nicht mehr loslässt. Ich mag es auch, wie sehr ich mitfühlen kann. Am Ende ist dann auch hier wieder der Fall nachvollziehbar gelöst, und man muss sich leider wieder bis zum nächsten Band von den liebgewonnenen Charakteren trennen. Wie ich gelesen habe, wird es zum Glück einen weiteren Band geben, auf den ich mich schon sehr freue.

Auch der historische Hintergrund fließt jeweils gelungen in die Romane ein. Man kann sich darauf verlassen, dass die Autorin gut recherchiert hat, wie man auch am Nachwort erkennen kann. Mich bringt es auch immer dazu, ein bisschen zu goggeln, sei es zu den historischen Persönlichkeiten, die zumindest erwähnt werden, sei es bezüglich historischer Gegebenheiten und Ereignisse. Das vertieft mein Wissen, und macht den Roman noch authentischer.

Band 9 der Leo-Wechsler-Reihe hat mich wieder von Anfang an gepackt, das Wiedersehen mit liebgewonnenen Charakteren ist immer wieder schön. Dieser Fall hat mir einige kalte Schauer beschert und mich emotional sehr gepackt. Wie für die ganze Reihe gibt es auch für diesen Band wieder eine Leseempfehlung von mir.